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1.

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ZEITSCHRIFT

des

Deutschen und Oesterreichischen

Alpenvereins.

In zwanglos erscheinenden Heften.

R ed ig ir t

von

J)r,. Karl Haushofer,

Professor am k. Poly techni kum in München.

Jahrgang 1874. Band V.

■OHJ:./c7:.

München, 1874. In Comminlon der J. Lindaner'schen Bnchhand Iniig.

Inhalt des V. Bandes.

I. Abtheilimgr.

Abhandlungen und Reiseherichte,

Seite

Ed. Richter, das GletscherphänomeD. Populärer Beitrag zur Geographie

der Alpen 1

Aus der ZlUerthaler Gruppe:

I. ZUppritz, der Greiner 53

II. T. Frey, Reichenspitze 75

III. T. Frey, sQdl. Geforene-Wand-Spitze 79

PeterMD, Vom Triglav in das Isonzothal 87

T. Schllcher, über die Adamcllo-Presanella-Gruppe und die Besteigung

des Como bianco nnd des Adamello 91

J. FIcker, Touren in der Sinbaier Gebirgsgroppe :

VI. Schneethalscharte 118

YIL Rothegratscharte 124

VIII. Falbeson. Grabagrubennieder. SchellegrQbl .... 126

DooglatM, Besteigong des Piz Linard 141

Oster, die Hohe Schneide. Erste Besteigung 153

Fachs, Stadien ans der Umgebung von Meran 162

Morstadt, über die Terraicgestaltang im südwestlichen Tirol, ver- glichen mit jener in der Lombardei 193

Walier, im Gössgraben 215

Schock, der Thorstein 219

Traatweln, der Widderstein 222

T. Wledenmiuin, zur Karte der Dolomitalpen 226

Yogi, mm Panorama der Hohen Salve 228

Joseph Schnell, t (Nekrolog) 230

Hl. Petersen, Ans den Oetzthaler Alpen. Zweiter Theil.

8. Durch das Pitzthal nach Mittelberg 239

9. Der Hintere Bmnnenkogel 243

10. Sezteojoeh, Gepatschjoch und Weissseejoch 249

11. Gingeljoch, Rotheckspitie nnd Texeljoch 257

12. Weiwkngel 267

Seite

13. Weissseespitze, Kessel wandjoch und Gnslarjoch . . . 272

14. Nördliche nnd südliche Wildspitze 279

15. Rofelewand und Hohe Geige 2^5

16. Hintere Schwärze, Kleinleitenjoch 291

Urbas, Die oro- nnd hydrographischen Verhältnisse Kruin's . . . 296 V. Hecht, Von Snlden nach Stuhai:

I. Hochofenwand 313

n. Der Lodner. Ans dem Zielthal in*s Pfossenthal . . 316

ni. Similann, Oestliche Marzellspitze nnd Hintere Schwärze 320

IV. Liebnerspitze 324

V. Verwalljoch. Von Gargl nach Hiuter-Passeir .... 325

VI. Sonklarapitzc. Von. der Timbleralpe nach Ranalt . . 327

Anhang 332

Lergetporer, Ans der Stubaier Gebirgsgrnppe :

I. Rnderhofspitze 334

n. Besteigung des Zuckerhütl über das Lange Ffaffennieder 336

III. Ueber das Enge Thürl nach Ridnaun and Sterzing . . 338

Wehjf Ans den Ortleralpen :

I. Trafoier Eiswand 340

IL Payeijoch 351

IIL Um und über den Ortler 360

T. Rotbsehlld, Besteigung des Piz Rosegg 383

Bonnety Die Partenkirchener Dreithorspitze 391

fi. 0.9 Besteigung des Hochgolling 395

Morstadty Nachtrag zu dem Aufsätze: Ueber Terraingestaltung in

Südtirol 4«)1

Ed. Pan, Der Düirenstein 406

A. Heti, Das Kitzsteinhom 409

II. Abtheilang.

Bibliographie, Vereinsangelegenheiten,

Trantwein, Bibliographie der alpinen Literatur. Fünfter Jahr- gang 1873 3

GeneralTersammlung^ Bericht 19

Jahresberieht 30

Beehenschaftsbericht 48

Mitglieder- Verzeiohnifls uud SeoUonnberiohte 52

Zur Karte der Oetsthalergmppe 154

Eunstbeilagen.

V 1.«'"«^^ «^ n

¥arte der IK>loiiiitAlp«n von P. Ritter v. Wiedenmann.

Der Dorfer^letecher in der Venedigergrappe. Holzschnitt nach einer Photographie Ton Jägermayer.

Der Wellti|plet8elier. Ebenso.

Bie Reiehensplize. Nach einer Zeichnung von C. v. Frej. Holzschnitt.

Der Olperer. Nach einer Skizze von M. v. Frey. Holzschnitt.

Die Adamellogroppe vom Mandron ans. Gez. von Fr. v. Schi Ich er. Lithogr. von Dr. K. Hanshofer.

Skizzen zu Dr. Morstadt's Abhandlung.

Karte der centralen Oetzthalergrnppe. Section2. Wildspitze. Bearbeitet von Prof. Dr. K. Haushofer, lith. von C. Hoffmann.

Speelalkarte der Ostalpen, 1 : 50,000. Oetzthaler Gruppe. Section Simi- laan. Bearbeitet von Dr. K. Haus hofer und C. Ho ff mann.

Hintertasehaeh. Nach einer Zeichnung von C. Benzien. Lithogiliphie.

Die Wildspitze von Karleskopf. Nach einer Zeichnung von C. Benzien. Lithographie.

Der SImllavn von Langeben aus. Nach der Natur und auf Holz gezeichnet von Dr. K. Haushofer.

Die Wildspitze vom Taufkaijoch aus. Nach der Natur und auf Holz ge- zeichnet Dr. K. Haushofer.

Der Mlttelbergferner im Fitzthal. Kach der Natur und auf Holz ge- zeichnet von Dr. K. Haushofer.

Der Kaunserirral von Karleskopf bei Mittciberg. Nach der Natur und auf Stein gezeichnet von Dr. K. Haushofer.

Die Trafoler Eiswand von der Stilfserjochstrasse. Nach einer Photographie auf Holz gezeichnet von Dr. K. Haushofer.

Zwei Profile tu Dr. Morstadfs Abhandlung. Lithographie.

Hebe Geige nad Paikogelwand vom Zwirgkogel bei Mittelberg (Pitzthal) nach einer Skizze von C. Benzien.

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Der Welitzgletscher.

Nach einer Photographie von Jacbrkaibk. Auf Holi gui. von Ur. K HAUSHOttk.

Erste Abtheilung.

Abhandlungen, Reiseberichte und kleinere Mittheilungen.

'.

1

Das Gletsclierphänomen*).

Populärer Beitrag zur Geographie der Alpen.

Von Professor Eduard Biohter in Salzburg.

Mit 5 lUastrationen.

1. Klimatische Yoranssetzangeu.

Abnahme der Temperatur mit der Höhe. Schon ••ine oberflächliche Betrachtung höherer Berge zeigt, dass in *\en oberen Regionen derselben andere Temperatur- Verhält- nisse herrschen müssen, als an ihrem Fnsse. An einer bestimmten Grenze hören die Felder und menschlichen Woh- uangen, weiter oben die Wälder auf; endlich geht jede Vege- tation zu Ende und Schnee bedeckt auch im Sommer grössten- theils die öden Felsgebiete der Gipfel. Die Ursachen dieser Erscheinung liegen im allgemeinen schon in der Art und Weise beschlossen, wie wir auf der Erde überhaupt die Ein- wirkang unserer Wärmequelle, der Sonne erfahren. Die uns umgebende Luft erhält ihre Wärme nicht von den durch sie t^ehenden Sonnenstrahlen, sondern erst durch die Vermittlung <les erwärmten Erdbodens, welcher die Wärme absorbirt, und <lann erst den auf ihm lagernden Luftschichten mittheilt. Je weiter wir uns also vom Boden entfernen, um so kälter wird die Luft. Allerdings wird nun auch auf den Bergen der Boden erwärmt; aber durch das freie, inselartige Hinein- ragen derselben in den Luftocean wird diese an sich schon geringe, und auch durch eine verstärkte nächtliche Strahlung

*) Abgedmckt in dem Jahresberichte des k. k. Gymnasiums zu Salzburg für 1873, jedoch ohne Holzschnitte.

Bd. V. Abth. 1. 1

2 Richter.

compensirte Heizung völlig aufgehoben. Ueberdiess ruli den tieferen Stellen der Erdoberfläche die grössere Meug( Wasserdampfes der untern Luftschichten wie ein schütze Schirm, der die Wärmeausstrahlung vermindert*). Es viele Beobachtungen unternommen worden, um für c Gesetz den ziffermässigen Ausdruck zu finden, d. h. nac weisen, um wie viel Fuss man emporsteigen müsse, dami Temperatur um einen Grad abnehme. Das Ergebniss gelehrt, dass auch dieses, wie alle anderen klimatologis Verhältnisse, von so vielen localen und momentanen Umstä mit beeinflusst wird, dass eine gefundene Norm stets nur eine örtliche und zeitliche Geltung beanspruchen 1 Während verschiedene geographische Lage den ganzen rakter der Wärmevertheilung von unten nach oben äu zeigt jede einzelne Oertlichkeit eine oft sehr bedeutende schiedenheit nach den Jahreszeiten. Einige Zahlen m das Gesagte illustriren. Sonklar**) fand für die Alpe allgemeinen eine Temperatur-Abnahme von 1 Grad C( auf 568 Par. Fuss; für die Westalpen auf 552', für den abhang auf 517'; die Ostalpen 578.4'. Hann***) berecl die alljährlichen Schwankungen für Deutschland im gemeinen und fand, dass man im Januar 957.6 P.' st<

♦) Tyndall, die Wärme als Bewegung p. 455. Dünnere Luft 1 keine grössere Wärmecapacitat , wie Sonklar (Denkschriften der k. 1863) behauptet, vergl. Tjndall 1. c. § 95. Ueber die Wirkung dei kühlung, welche mit dem Aufsteigen der Luftströmungen an den I der Qebirge verbunden ist: Hirn, Introduction a T^tude meteorologic climat. de TAlsace. Bulletin d.i. Soc. d'hist. naturelle a Colmar; die pract. Anwendung der mechanischen Wärmetheorie auf die Meteore Vergl. auch Tynd. 1. c. p. c. und Mühry metcorolog. Zeitschr. 1870 p

**) .Die hohen Tauem" p. 355-386. Sehr glaubwürdige Resu vergl. met. Zeitsch. 1866 p. 121 ff. Vergl. auch Schlagintweit, Unte ungen über die physikalische Geographie der Alpen Cap. XIII. u. S< Denkschr. d. k. Akad. 1862.

***) ^Die Wärmeabnahme mit der Höhe" Sitzungsber. der kais. 61. Bd. p. 65. Die neueste Arbeit Hannos über die Wärmeabnahrae m Höhe in den indischen Monsungebieten liegt noch nicht gedruckt vor

Das Gletscherphänomen. 3

müsse, um das Thennometer nm einen Grad sinken zu sehen, während im Jnni 475.3 P.' Erhebung hierzu genügen.

Formen des Niederschlages. Eine Folge dieser Temperaturabnahme ist, dass in den höheren Theilen aller Gebirge die Vertheilung der Niederschläge auf die beiden Formen von Regen und Schnee eine andere ist, als^in den ihnen benachbarten Ebenen und Thälem. Während man zwischen den Wendekreisen und darüber hinaus am Meeres- spiegel den Schnee nicht kennt, sind die höchsten Gipfel der Anden selbst gerade unter dem Aequator das ganze Jahr in den weissen Mantel gehüllt; und während am europäischen ^ordcap in einem Theile des Jahres der Regen die regel- msage Form des Niederschlages ist, gibt es Gipfel in unseren AJpen, welche vielleicht in Jahren kaum einmal von Regen- tropfen, sondern stets nur von Eisnadeln und Hagelkörnern berührt werden*). Am Theodul-Pass , in einer Höhe von 3330 m. betrug die Temperatur der drei wärmsten Monate Jnli, August und September im Mittel 1.1", und der Regen der manchmal in diesen Monaten fiel^ war stets mit grobem Flockenschnee und Graupeln gemischt ; wenigstens als in den Jahren 1865 und 1866 sich durch 13 Monate hindurch auf diesem Punkte eine Beobachtungsstation befand.

Während der flüssige Niederschlag, der Regen, durch oberflächliches Abfliessen und durch Einsickern von der Ober- flache der Gebiete auf denen er gefallen, verschwinden würde, auch wenn keine Verdunstung erfolgte, so bedarf der feste Niederschlag, der Schnee, zu seiner Entfernung eine gewisse Quantität Wärme, welche die Eiskristalle, aus denen er be- steht, theils zum Schmelzen, oder, ohne Uebergang in die flüssige Form, sogleich zur Verdunstung bringt.

*) Hann, das Klima der höchsten Alpenregionen. Meteor. Zeitscbr. p.203 und Dollfdss-Aiisset, mat^riam ponr T^tude des glaciers Paris 1862—69. *(Beobachtiuigen am Tbeod.-Pass 8880 m. von August 1865 bis Septemb. 1866. T. YII.) Der Schnee fiel zum ersten Mal am 29. Mai in der Form ^Flocken fr&her als feines Pulver ; im Juni und Juli regnete es *<^r mehrere Male, aber stets gemengt mit Flocken oder Graupeln.

1*

4 lichter.

Je höher wir also in den Gebirgen hinaufsteigen, desi grösser wird einerseits die Menge der Niederschlagsgattun weiche zu ihrer Entfernung Wärme benöthigt, desto gering aber anderseits die Wärmemenge, welche zur Schmelzung zi Verfügung steht. Hieraus ergiebt sich, dass wir wer das Gebirge die nöthige Höhe hat, zu einer gewisse Höhengrenze kommen müssen, an welcher das Missverhältni zwischen den zu schmelzenden Schneemassen, und der vo handenen Wärmemenge so gross wird, dass die letztere übe haupt nicht mehr zureicht, die ersteren völlig aufzuzehren.

Schneegrenze. Diese Grenze nennt man gewöhnli Sohneelinie oder Schneegrenze. Unterhalb derselben genü die jährliche Wärmemenge zur Schneeschmelzung, oberha derselben nicht mehr.

So sicher nun auch die Existenz einer solchen Grenzliu durch diese Polgerungen erwiesen erscheint, und so sehr d Theorie dieselbe fordert, so wird doch einerseits durch ande Einflüsse der Begriff der „Linie'' oder „Grenze" so se modificirt, anderseits sind diese Ausdrücke so vielen Mis Verständnissen unterworfen, dass bei der Besprechung derselbi etwas länger verweilt werden muss.

Es wäre eine ganz falsche Vorstellung, wenn man si unter der Schneelinie eine mehr oder weniger horizont« Grenze denken würde, oberhalb welcher die Gebirge jahrai: jahrein mit einer zusammenhängenden Schneedecke überkleid wären. Es ist daher falsch die Schneegrenze mit einer E scheinung veranschaulichen zu wollen*), welche scheinbare lehrreiches Beispiel für dieselbe abgiebt, in Wirklichkeit aber n eine falsche Vorstellung hervorruft. Dies ist folgendes. Häui sehen wir zu allen Jahreszeiten, wenn Thäler und Eben schneefrei sind, nach längeren Niederschlägen die Gebirge I zu einer gewissen Tiefe herab mit Schnee bedeckt, währe weiter abwärts nur Regen gefallen ist ; die Grenzlinie zwiscb beiden die momentane Schneegrenze läuft aber mit d ausgesprochensten Horizontal ität an den Flanken des Gebirg

♦J Wie es noch in dem sonst vortreflFlicben Werke Elis^e Röclus » Terre" geschieht.

Das Gletscberpbänomen. 5

bin. So sieht die wirkliche Schneelinie nicht ans. Denn dei letztbeschriebene Zustand ist nur der sichtbare Ausdruck der momentanen Aufeinanderfolge wärmerer und kälterer Luft- schichten und hat nur momentane Geltung, wie wir ja sehem dass schon nach wenigen Stunden Sonnenschein diese scharfe Torher horizontale Grenze theils sehr verschoben, theils ganz Terschwunden ist, indem die Schneedecke entweder im ganzen kleiner geworden ist, oder sich in viele einzelne, kleinere und grossere Schneeflecken aufgelöst hat.

Wir werden nur dann zu einer den wirklichen Verhält- nissen entsprechenden Vorstellung von dem Verlaufe und der Lage dieser so wichtigen Linie kommen, wenn wir das Verhaltniss, dessen Ausdruck sie ist, stets genau ins Auge fiusen*).

Wo die jährliche Schneemenge und die jährliche Wärme- menge in einem solchen Verhältniss stehen, dass beide sich das Gleichgewicht halten : dort ist die Schneelinie.

Jede Vergrösserung oder Verkleinerung eines der beiden Factoren an einem bestimmten Punkte gegenüber einem an- deren wird diess Verhältniss stören, eine Verschiebung und Krümmung der Linie nach auf- oder abwärts hervorbringen.

Oertli che Verschiebungsursachen der Schnee- grenze. Wie zahlreich sind nun die Ursachen, welche an ▼er?chiedenen Punkten wenn sie auch im allgemeinen unter

*) Der bekannte Nordpolarfabrer J. Pajer behauptet in einem Aufsätze in den Mittheilnngen der Wiener geogr. Gesellscbaft 1869 (sowie im Jabr- Inieh des öst. Alp. Yer. 7. Band), da>8 eine eigentliche Schneegrenze nicht ^irCf indem sowohl in den Alpen als in den Polarländern alljährlich viele Gegenden, die hoch über der sogenannten Schneegrenze liegen, schnee- frei werden. Diess letztere ist unzweifelhaft richtig, aber man kann daraus nur dann ein Argument gegen das Dasein einer Schneegrenze ziehen, wenn iDaa sie sich falschlich als horizontal vorgestellt bat. Ganz unhaltbar ist ^ der Gedanke, auf den Pajer in Folgo dieses Hinwegleugnens einer ^hneeregion gekommen ist, und wohl auch kommen masste; dass nemlich ^Dttere heutigen Gletscher nur Reste einer früheren Eiszeit seien, und sich, ^enn sie nicht schon vorhanden wären , unter den jetzigen Verhältnissen, nicht von selbst in ihrer jetzigen Ausdehnung bilden würden, sondern sich nor durch ihre ihnen einmal innewohnende Kälte selbst erhielten. Ein ^ek auf den grossartigen Umsatz von Wärme und Wasserdampf der durch ^usat und Antipassat u. dgl. über ganze Continente und Zonen hinweg ^uuifhSrlich stattfindet, muss den Gedanken an einen solchen Jahrtausende W dauernden localen Kreislauf sofort ausschliessen.

6 Richter.

gleichen klimatischen Bedingungen stehen eine Vermeh oder Verminderung der dahin kommenden Schneemassen eine Vermehrung oder Verminderung der daselbst in ^ samkeit tretenden Wärmesummen hervorbringen können!

Steigen wir in einem höheren Theile unserer Alpen en so finden wir auch im Sommer in Höhen von 1900 22( (6000—7000') an schattigen, vor Wind geschützten 8t einzelne grössere und kleinere Schneeflecken, die gegen zu immer häufiger, immer zusammenhängender werden, geeigneten Stellen, wo sich der Schnee sammeln kann, den wir dann in Höhen von 2850 m. (9000') und dai grosse, oft meilen weite zusammenhängende Schneefelder finden : dazvnschen aber fort bis in die höchsten Kegi hinauf auch schneefreie Stellen. Und das letztere nicht blos dort, wo die Oertlichkeit zu steil geneigt ist, um Sc zu tragen, sondern auch auf weniger geneigten und eb Plätzen. Die wirkliche Abmessung der Schneegrenze also in den meisten Fällen ganz undurchführbar; und ^ wir im einzelnen Falle so unsere ganze Theorie hinfällig den sehen, so mag wohl der Schluss nicht ungerechtfe erscheinen : eine Schneelinie im strengen Sinne des W „Linie'' ist nicht vorhanden*). Welche Ursachen rufen diese Störung hervor? Auf weitere Strecken hin g Theile der Alpen mit einander verglichen treten be Unterschiede in der jährlichen Niederschlagsmenge, Uj schiede in der Vertheilung derselben auf die Jahreszeitei der Bewölkung des Himmels und in den vorherrsche Windrichtungen zu Tage. Eine Quelle von Verschiedenh für benachbarte Punkte ist die Exposition der Schneeflä gegen Sonne und Wind. Nach Süden gewendete Berghc den Stürmen ausgesetzte Joche und Gipfel werden auc den höchsten Lagen sehr häufig schneefrei befunden wei Denn im ersteren Falle ist die zur Verfügung stehende menge an diesem Punkte grösser als an einem benachbar

*) VergL die Schluss Vignette, eine Darstellung des an der Schnee^ liegenden Zirknitz-See*8.

Das Gletscherphänomen. 7

im zweiten aber ist die vorhandene Schneemenge geringer, als anderswo, z. B. schon als unmittelbar nebenan, wo der weg- gewehte Schnee zosammengefahrt warde.

Ebenso kann eine übergrosse, durch ausserordentliche Umstände, z. B. wie es so häufig geschieht, durch Lawinen an eine viel tiefere Stelle geführte Schneemasse so gross sein, dass selbst die grosse Wärmemenge dieser Oertlichkeit erst in mehreren Jahren im Stande sein wird , sie zu bewältigen. Dort li^t dann die Schneegrenze augenblicklich nur 3000 oder 4000' hoch.*)

So mannigfaltig die Gestaltungen des Bodens, so wech- selnd die Formen der Gebirge sein können, so unzählig sind auch die Veranlassungen, welche in der Schnee- und Wärme- Vertheilung eine Aenderung hervorrufen können. Die unge- beare Mannigfaltigkeit der localeu Umstände ist es, welche in letzter Linie immer das Bestimmende für die Höhenlage der Schneegrenze bildet.

Höhe der Schneegrenze. Aus dem Gesagten geht schon hervor, dass von einer allgemein giltigen Feststellung dieser Linie überhaupt nicht die Rede sein kann; h. wir ^ind nie im Stande zu sagen : weil ein Punkt eine gewisse Höhe hat, so muss er mit bleibendem Schnee bedeckt sein. Das sicherste Resultat zu dem wir kommen können wird stets nur heissen: weil ein Punkt ei^ie gewisse Höhe hat, so ist nach den allgemeinen Verhältnissen von Wärme und Nieder- schlag in jenem Theile des Gebirges die Möglichkeit einer dauernden J Schneeansammlung vorhanden.

Aber noch eine Beschränkung möchten wir hervorheben. Der einzig geeignete Moment festzustellen , bis zu welcher Böhe der Sommer jedesmal im Stande war, den Winterschnee wegzoschmelzen, wäre eigentlich nur jener Zeitpunkt, an wel- chem der neue Winter eben beginnt, da erst dann die Arbeit des Sommers vollendet vorliegt. Es genügt darauf hinzu- weisen, welchen sachlichen Schwierigkeiten es unterläge, diesen

*) z. B. die Lawine bei Böckstem im Gasteiner Thal (1201 m. = 8800' ^nkl), welche alljährlich den Sommer überdauert.

8 Richter.

Augenblick zn ergreifen; aber selbst wenn diess gelänge, so fÜnde der Beobachter doch nnr ein vorwiegend Tom Charakter der Witterung des eben Terflossenen Jahres abhängiges Ergebniss. Eine Einzeln -Beobachtung, wenn sich selbst irgendwo eine geeignete Localität vorfinden sollte, und der rechte Zeitpunkt benützt worden wäre, würde also jeden&Ils werthlos sein. Erst das Mittel aus einer Reihe solcher Beobachtungen könnte Anspruch auf einigen Werth machen.

So wie wir nun gezwungen waren, den Begriff „Schnee- grenze'' sehr allgemein zu fassen, und eine locale und prak- tische Festlegung desselben ganz fallen lassen mussten, so werden wir auch nur von einer Betrachtung der allgemeinen Verhältnisse eine richtige Beantwortung jener Frage nach ihrer Höhenlage erwarten.

Die Erfahrung lehrt, dass der Kampf zwischen Wärme und Schnee sich nicht auf das ganze Jahr gleichmässig ver- theilt, sondern dass derselbe so verläuft, dass dem einen Prin- cip die eine Hälfte, dem andern die andere Hälfte gehört. Der Schnee der im Sonuner fallt wird jederzeit alsbald wieder weggeschmolzen und die Hauptmasse desselben, welche zumeist in Betracht kommt, stammt aus dem vorhergegangenen Win- ter. Ebenso ist die Schmelzung, welche an warmen Winter- tagen eiutritt, geringfügig gegenüber der im Sommer. Im allgemeinen stehen also Winterschneefall und Sommerwärme sich entgegen.

Nehmen wir als Sommer, das beisst als Zeit, in welcher die Schmelzung vorwiegt, diejenigen Monate, d^ren mittlere Temperatur sich über dem Eispunkt hält, so finden wir, dass bereits in einer Höhe von 2528 m. (8000') diess nur mehr von den fünf wärmsten gilt*), nemlich Mai, Juni, Juli, August und September; in einer Höhe von 3333 m. (10,544') nur von 2 Monaten, Juli und August*"^), während in der übrigen Zeit des Jahres der Schneefall vorherrscht, und die Schmelzung nur unbedeutend sein kann. In einer solchen Höhe bei

*) Sonklar, hohe Tanern p. 891.

**) Hann nach Dollfass Ausset. Meteor. Zeitschrift 1870 p. 395.

Das Gletscberphfinomen. 9

3160 m. (10.000') und mehr wipd also der EflFekt der Schmel- zong ein sehr geringer, der üeberschnss der Schneemassen ein enormer sein. Die Menge des jährlichen Niederschlages in der Westhalfte der Alpen ist von Sonklar*) auf 39-02 p."; die der Osthälfte auf 33*00 p." berechnet worden. ^ Davon kommen in den ersteren 55 ^/o , in den letzteren 43 "/o auf die 7 kälteren Monate; d. h. so viel Percente kann man als in Form von Schnee gefallen annehmen, und zwar in jener Höhenlage, wo wir die Schneegrenze etwa zu vermuthen berechtigt sind.

Die winterlichen Schneemengen beider Alpentheiie ver- halten sich also zu einander wie 1 : 0*64. Die Wärme kann aber iu beiden Gebirgsgruppen im allgemeinen für gleich an- genommen werden. In jenem Theile, wo der geringere Schnee- fiill ist, wird aber auch eine geringere Wärmeqnantität hin- reieheu, das gefallene wegzuschmelzen ; daselbst wird also die Schneegrenze eine höhere Lage haben müssen, als in dem an- derai Theile. Die Erfahrung bestätigt diess. Eine Schätzung zeigt, dass die bleibenden Schnee- Ansammlungen in den West- alpen tiefer herabreichen und ausgedehnter sind, als in den Ostalpen. Man hat fiir die Westalpen die Höhenisotherme von 2*JlR. als jene Gegend angenommen, wo bei dem dortigen Gange der Temperatur die obenerwähnte Schnee- menge gerade noch weggeschmolzen werden könne; für die Ostalpen wird sie sich nach dem obigen Verhältnisse ändern müssen. Die Rechnung lehrt, dass für eine Schneemenge, welche nur der 0'64ste Theil einer anderen ist, welche bei 2.21^R. mittlerer Jahrestemperatur weggeschmolzeu wird, eine solche Temperatur von 3*4 ®R. zur Schmelzung ge- nügt. Nach den Sonklarschen Tafeln entspricht dieser Tem- - peratur in den Ostalpen eine Höhe von 2888 m. (9138'); sowie der Temperatur von 2*21 in den Westalpen eine Höhe von 2629 m. (8318').

Diese beiden Höhenbestimmungen würden als beiläufige Maasse für die Höhe der Schneegrenze in verschiedenen Alpen-

*) Sonklar, hohe T. p. 892.

10 Richter.

theilen dienen können. „Beilänfige Maasse^^ deshalb, weil sie in letzter Linie doch nur wieder auf dem Versuche wirklicher Abmessung beruhen. Wie wenig Verlass aber auf diese sein kann, haben wir oben gesehen. Doch werden sich die Resul- tate nicht zu weit von der Wirklichkeit entfernen ; diess er- gibt sich schon aus ihrer Uebereinstimmung mit anderen, die auf ganz verschiedene Weise erzielt wurden.*)

2. Die Schnee-Ausammlungen.

Locale Bedingungen. Welcher Art sind nun die Erscheinungen , die wir oberhalb der Schneegrenze antreffen werden? Vergegenwärtigen wir uns vorerst, welches Terrain wir in einer Höhe von 2686 m. (8500') und höher finden. In diese Zone ragen die höchsten Spitzen niederer Gebirgs- züge als vereinzelte Inseln hinein. Auf ihnen wird sich mei- stens wenig bleibender Schnee ansammeln, da sie den Stürmen zu sehr ausgesetzt sind und die Nachbarschaft tieferer Gegen- den ihnen zu viele aufsteigende Luftströme mit höherer Tem- peratur zusendet. Anders ist es schon wenn ganze Hoch- flächen — (z. B. das Dachsteinplateau) oder noch mehr, wenn die ganzen Haupt- und die höheren Seitenkämme eines Gebirgszuges in dieselbe fallen. Diess letztere ist eine in den Centralalpen sehr häufige Form. Die Kämme haben meibt die Gestalt eines nach oben schneidiger werdenden Daches. Oft sind die obersten Firste aber so steil und zerrissen, dass sie nicht blos im Sommer, sondern fast das ganze Jahr schnee- frei sind. Um so mehr sammelt sich der Schnee jedoch dort an, wo die Hänge in sanftere Abdachungen übergehen, und vor allem in den obersten Thalanfangen, welche von den Gabel-

*) Vergl. Sonklar 1. c. p. 355—94. Eine wirklich auf Eiactheit An- sprach machende Berechnung der Schneegrenze, welche dann auch dem all- gemeinen und theoretischen Charakter dieser Linie Rechnung trüge, könnte nur auf die Weise ausgeführt werden, dass •— ähnlich wie hei der Phäno- logie der Pflanzen die' Wärmesumme und der Wärmegang zu Grunde gelegt würde, welche zur Schmelzung einer gewissen Schneemasse (von bestimmter Struktur u. s. w.) als nothwendig befunden würden. Nur so- Hesse sich eine Formel finden, welche für alle möglichen Falle Geltung hätte.

Das Gletscherphanomen. 11

ungen and Abzweigungen der Kämme eingeschlossen werden, und oft sehr weite und hochgelegene Mulden darstellen. Am allergÜDstigsten wird die natürliche Beschaffenheit folglich bei hochgel^enen Gebirgsknoten, von denen nach mehreren Richt- ungen hin Thäler und Kämme auslaufen, (z. B. Venediger, Bemeralpen): oder auch wo ein Kranz von Gipfeln eine grosse hocbgel^ene Thalmulde umgibt; (z. B. Pasterze in der Nähe des Grossglockners, Mer de glace bei Chamounix).

Ausser der grossen Schneemenge, die unmittelbar auf solche Stelleu fallt, sammelt sich dort auch noch derjenige Schnee, der von den steilen Hängen der höheren Kämme dort- hin gleitet. Denn auf Wänden von grösserem Neigungswinkel kann er sich nur kurze Zeit erhalten"^) ; er stürzt alsbald als Lawine in die Mulde herab. Von den Jöchern und andern stnrmgefegten Punkten wird er ebenfalls dorthin zusammen- geweht.

Maass- Bestimmungen. Der Frühling, welcher in höheren Regionen sehr spät eintritt**) findet an solchen Orten also angeheuere Schneemassen vor. Eine Höhe von 2700 m. (8542*12 W.') erhält aber erst Anfang Juni regelmässig Schmelz- tage, d. h. solche Tage deren mittlere Temperatur über 0'^ steht. Aber auch da tritt noch allnächtlich Frost ein***). In einer Höhe von 3200 m. (10*124'), wo in den Alpen die gröss- ten Schnee- Ansammlungen sich befinden, treten die regel-

.*) Obwohl ganz frisch gefallener Schnee bei höherer Temperatur (+) ^\Ui an den Kanheiten senkrechter Wände hängen bleibt, so bleibt der sandige Hochschnee kaum in grösseren Winkeln als 30^ liegen. Baemont Annal. de Mineralogie etc. 3, X. p. 566.

••) Bei etwa 2000 m. ist die Temp. des März fast gleich der des Decera- W; am Theodolpass 3330 m. war sie sogar kälter. (Dollfnss-Anss. VII.)

•«) Die Jnnitemp. fBr 2700 m. ist 3*05^ Die tägliche Schwankung "fMe so hoch angenommen als am Theodul., mit 5*8^. Diess ist gewiss nicht zu gross , weil die Amplitude gegen aufwärts immer geringer wird. Z. E auch der Unterschied zwischen heissestem und kältestem Monat :

Theodul-Pass 3330 m. = 13^4 Gotthard 2093 ra. = 16*^. Grimsel 1894 m. = IT^.l

Meeresspiegel Om. = 24^.46

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/v^ 4^*'- /»A •?W,/rÄ fh ^Urf9 H/xthalp^n. welche zur Seh AAi-f»iVr<VrrnrA^ Ü^^t^ff^, *i/i/|, ;^lijährticb wenn der Sommer vi'/A^ H^l^/tfri(hti , «ifu \Utnl t\t>in im rorigen Winter gefall« *\h\ft^hh 0 ffftUrtftftMt Mri« rrirjAii, Der neue Schnee fallt r tftt^hf^ tfut t\hu ktftWthtittii^ fUftuhni auf ein altes Schneelag<

'/ litihti, /Im« Hhfftn lUr hUrhniAn Alp. Reg. p. 204, 'N htf* Vf.flfMllMlM vofri Hiilitimi und Wasser nach DollfussbeiA| ••fHl/i^Hi, HlfMrtlfH IKI Uli, /»hirn obondaselbst p. 133 und 135. '*'i hn IltMi ^ M mit lYH^tii. Imt die dreifache Uegeumeng€

|i hHlllMüii NHtfl . 1(1 ih, dt« ni»iire tombent en moyenne chaqae t

Das Glctscherphänomen. 13

Verwandlung des Schnee's in Firn. Der Sommer ist nicht spurlos an diesem letzt winterigen Schnee vorüber- gegangen. Die feinen nnd losen Eisnadeln des frischen Schnee\s sind durch den Druck der eigenen Schwere zusammengepresst nnd so die losen Flocken in eine dichte Masse verwandelt worden. An warmen Tagen schon im Winter wird die Ober- fläche angeschmolzen und sie gefriert des Nachts wieder zu einer feinen Kruste.*) Im Sommer dann, wenn die Zeit der Schmelzung am Tage länger dauert und oft mehrere solche Tage aufeinanderfolgen, dringt das Schmelzwasser der Ober- liche inuner tiefer in den Firn ein. Der Sommerschnee selbst, welcher nicht liegen bleibt, liefert einen sehr bedeutenden Antheil solchen Wassers und er ist daher sowol für die Con- serriruug als für die Umwandlung des Winterschnee's von grosser Bedeutung. Dnrch Druck, Durchdringung mit Schmelz- wasser und Wiedergefrieren des letzteren wird so im Verlaufe des Sommers der Winterschnee in eine kornige Masse ver- wandelt. Sein Rauminhalt ist geringer, seine Dichte viel grosser geworden.

Ausserdem werden aber auch eine Anzahl dünner, hie und da unterbrochener und in einander verlaufender Schichten glasigen reinen Eises entstanden sein. Diese stammen, den ganzen Vorgang der Zeit nach betrachtet, aus jenen^Zwischen- raomeu zwischen den einzelnen Schneefällen her, in denen Schmelzung stattgefunden hat. In diesen Eiskrusten werden sich auch der Staub, die Steinchen u. dgl. eingelagert finden, welche in einer solchen Zwischenzeit auf den Sehne gefallen sind. Nicht also etwa Jahresringe bieten uns diese Krusten,

BOT les cimcs des Alpes ; nnd an einer andern Stelle

1 cub. m. de neige = 85 Kilo. 1 neve = 500 -600 Kilo.

1 glace = 900—960

Nimmt man das Yerhaltniss der Dichte des zusammengesunkenen zum '^hen Schnee 3*91 : 1 (Mousson) , so erhält man für den Theodulpass «Uke Schichte frischen Schnee's =i 9*38 m. was mit der oliigen Rechnung ^ot stimmt.

*) >Tergla8i = Glatteis. Reclus, la terre p. 217. DoUfuss. V. 18.

14 Richter.

sondern sie sind nur Anzeichen, dass die betrefiPeude l eine Zeit lang die Oberfläche des Schneefeldes gebil< Sie werden auch von sehr ungleicher Dicke sein, und ungleichen Absiänden von einander sich befinden.

Je länger der Schnee liegt, desto mehr ist er verv um so dichter ist er, um so grosser sind die Eörnch< denen er besteht.*)

Firnfelder. Ansammlungen solch' umgewa Schnee's heissen Firnfelder; der Schnee der sie bild (nev^), von fern („ferten*^ = vorjährig. Ihre Ausd in unseren Alpen, bedingt durch die vorher bespr< klimatischen Voraussetzungen, Lage innerhalb der grenzen , und durch eine passende Oertlichkeit flächen oder Mulden ist verhältnissmässig nicht Der vorwiegend maritime Charakter des westeurop Elima's, die vielen feuchten Südwest- und Westwinde, im Winter Schnee, im Sommer wolkige, d. h. kühl bringen, wirken fordernd ein. Die vielen massigen G stocke der Alpen bieten grössere Ansammlungsflächen ( sich etwa in einem Kettengebirge (den Pyrenäen zu spiel) finden würden. Auch der Kaukasus hat eine ge Gletscherbedeckung als die Alpen.

Auf einem grossen Gebiete bleibt also ailjährli Ueberschuss an Schnee. Wohin muss das führen? I wir mit Tyndall 3' engl, als jährlichen Firnzuwachs, o Schlagintweit und Sonklar 1 m.**) so müssten die üb benden Schichten nur seit Beginn unserer Zeitrechnunj eine Höhe von 5500—5900 W.' (etwa 1800 m.) erreicht Das wäre eine Erhöhung des ganzen Gebirges um ein theil in einer verhältnissmässig kurzen Zeit. Wir seh<

♦) Hoch- und Tieffirn, haut et bas nev^ ; ChariJentier Essai p länger liegen bleibende Schnee-Ansammlung in Höfen u. dgl. ihrem Wegsehmelzen alle Stadien der Fimbildung; der letzte Res schmutziger Eisfladen. Vergl. Schlagintweit. Untersuchungen phjs. Geographie der Alpen p. 8, wo ein einschläg. Experiment er •*) Schlagintweit 1. c. Cap. II. Sonkl. Oetzthal. p. 95 Tjndall die Wärme als Art der Bewegung, p. 227.

Das Gletscherphänomen. 15

nichts, was mit einer solchen Erscheinung auch nur die entfernteste Aehnlichkeit hätte. Nirgends findet sich eine Anhäufung, welche die Dicke von einigen 100 Fnss oder höchstens Meter überschritte.

Denn der Firn ist nicht eine starre Masse und seine Jahr- gange liegen nicht etwa wie die Schichten eines Sediment- gesteines todt und unbeweglich aufeinander.

Verwandlung des Firnes in Eis. In denjenigen Lagen, auf welchen schon eine Anzahl späterer Jahrgänge Ton Schnee lastet, haben die oben beschriebenen Umwand- langen noch weitere Fortschritte gemacht. Durch das nach- nekemde Wasser ist nach und nach die Temperatur der ganzen Masse auf 0^ gebracht worden. Denn selbst die Ober- lache des Firnes kann auf keine höhere Temperatur kommen, da alle überschüssige Wärme zur Schmelzung des Schnee's verbraucht wird; im inneren aber müssen alle Theile, wohin Wasser kommt, dieselbe Temperatur von 0^ haben, da nur bei diesem Wärmegrad Wasser und Eis beisammen bestehen können. Auch nachfolgende Winterkälte ändert hieran wenig, da dieselbe nicht tief in den schlechtleitenden Schnee eindrin- gen kann.*) Ist einmal eine solche Gleichheit hergestellt, so bringt der grosse Druck noch weitere Umbildungen hervor. Es ist eine Forderung der mechanischen Wärmetheorie, dass der Temperaturgrad, unter welchem Wasser gefriert, unter einem Drncke ein niedrigerer würde, als er unter gewöhnlichen Ver- haltnissen wäre.**) Und so wird denn wirklich bei je einer Atmosphäre Druck mehr der Schmelzpunkt des Eises um ^Im eines Grades Reaumur herabgedrückt. Dadurch wird aber etwas Wärme frei, welche zur Schmelzung eines kleinen Theiles Eises verwendet wird. Das so entstandene Wasser hat die

*) Nach Agassiz ist die Terop. im Innern des Gletschers im Mittel •^•22 R.; im Winter beobachtete er —2-1.

**) Entdeckt von James Thomson in Belfast und Clansins in Zürich. Ueler diese Erscbeinnngen : Tyndall, the glaciers of the Alpes; ders. ,In *1^ Alpen* n. «Das Wasser 1873"; Helmholtz, popnl.-wissensch. Vortrage II. ^w und Gletscher.

u;

T^mp^ratJif von 0 . da^ i»^ «iorch d«?!! C*nck rtwas kälter tfewoH^n- Im Firn sind mr die Ei*kön«r «fez: Dneke aas- g^s^^tzt* ah^tr nicht das darch denjelb*:: «iCstAzi'iece Wasser, rfa dsL^i^iy^ in d*n Zwiächenräame^ d^^r Korner in« weichen kann. wird aUo, da es den gewoimliehen Ge&ierponkt \)eHilzt cnd mit einem Eiaer Ton geringerer Temperatur in Be- rnhmng -teht, «elbst sogleich wieder ge&ieren. Dieser Vor- gang ht identi^rh mit einem anderen, der darin besteht, dass zwei EiiUfttacke, wenn man sie aneinander presst. zusammen- frieren. .selbst bei geringem Drucke wenn auch da lang- samer — und selbst in warmen Wasser. Man nennt diese Erscheinung ,.RegeIation** 'franz. rege!). Faradaj hat sie ent- deckt nnd Tjndall zuerst auf die Gletscher angewandt.*)

Ein fortwahrendes partielles Aufthauen und Wiederge- frieren i.st dadarch herrorgerufen. Diess lost aber den starreu ZuJ^araraenhang der kleinsten Theilchen. ermöglicht daher ein Verschiel>en der einzelnen derselben und somit eine Bewegung de« Ganzen.

3. Die Gletscher.

Entstehung der Gletscherzunge. Die Firnab- lagerungen befinden sich entweder auf einer geneigten Unter- lage oder in einer Mulde mit tieferliegendem Ausgange ; Eines von beiden wird wohl stets der Fall sein müssen. Vermöge der ihnen innewohnenden Verschiebbarkeit in ihren einzelneu 'rheilchen sind aber die Firuschichten im Stande, wenn es die Bodengestaltung erlaubt, dem Druck der eigenen Schwere und dem der auf ihnen lastenden Schichten zu fol- gen ; die Firnablagerung wird entweder den Abhang hinab , oder b(?i dem Ausgange der Mulde hinausfliessen.

Mit dem ersten Schritte aber, welchen der Firn aus der Stätte Heiner Ansammlung heraus nach abwärts zu macht, kommt er in eine Gegend, in welcher veränderte Temperatur- vorhältnisso herrschen; wo die jährliche Wärraesumme grösser

*) Vergl. auch Tymlall, Wurme als Bewegung p. 227. Regel zuerst ge- hrnucht von Ch. Martins.

Das GletscbcrphänomcD. 17

ist, als zur Hinwegschmelzung des daselbst iallendeii Schnee^s üüthig wäre. Der Wärmeübersclinss , der sich daselbst also findet, und der, je weiter abwärts von der Schneelinie, nm so grosser wird, macht sich nun anstatt des Zuwachses, der oberhalb herrschte, geltend, die oberflächlichen Firnschichten fallen ihm zum Opfer. Kein frischer Schnee deckt mehr diese vom Firufeld nach abwärts sich erstreckenden Lappen und Zungen, sondern altere, tiefer liegende Schichten sind durch die Abschmelzung der Oberflächen zu Tage getreten.

Druck und Regelation haben aber diesen Schichten den letzten Rest ihres schneeartigen Charakters geraubt. Sie be- stehen aus reinem Eise, dessen allerdings noch körnige Struk- tur sich erst beim Zerfall durch Wärme oder bei mechanischem Anstoss wieder zu erkennen giebt.

Je tiefer wir nach unten gehen von der Oberfläche des Firnfeldes etwa in einer Spalte oder einem Schacht hinab- steigend — *) desto mehr nähert sich der Firn dem Cha- rakter des Eises Er zeigt alle Abstufungen von der be- ginnenden bis zur gänzlich vollzogenen Umwandlung.

So besteht also jeder Gletscher im weiteren Sinne aus zwei Theilen: einem oberen, wo die Firnschichten, welche 'feiter unter der Oberfläche liegen und schon zu Eis gewor- den sind, stets mit neuen Schneelasten bedeckt sind, wo der Zuwachs vorherrscht: dem Firnfelde; und einem unteren, «inem blosliegenden Eiskörper, der sich schon unterhalb der Schneelinie befindet, über die Unebenheiten des Bodens hin- fliesst, und der eigentliche Gletscher im engeren Sinne oder nach seiner von den Thalwänden häufig her- vorgerufenen Gestalt, die Gletsche|r zunge genannt wird.

Die Firnlinie. Die Grenzlinie zwischen den beiden Gebieten heisst Firulinie. Sie zeigt nun nicht etwa an, wo der Firn aufhört, und das Gletschereis beginnt, denn die?s letztere dehnt sich unterhalb des ganzen Firnfeldes hin aus.

•) Vergl. Whymper, Berg^ und Gletscherfabrten p. 526, uni DoUfuss, ^tcriacz ponr Triade des glaciers V. Versuch am Faulhoingletscher.

H V. Ablb. I. 2

1 8 Bichter.

bis in die höcbsten Lagen"*"); sie zeigt nur die obere Grenze an, bis zu welcher im Momente der Beobachtung die in dei letzten Zeit gefallenen Schneemassen bereits wieder wegge- scbmolzen sind. Das unterhalb derselben zu Tage liegende Eis ist nicht an dem Orte entstanden , wo es sich befindett sondern nur durch das Herabfliessen dahin gekommen.

Diese Linie ist auch nicht unveränderlich in ihrer Höhen- lage, sondern wechselt auf einem und demselben Gletscher von Jahr zu Jahr. Hat es etwa in einem Winter weniger geschneit als in dem vorherigen und ist auch der Sommer wärmer gewesen als sonst, so wird das Gebiet, auf welchem die Sonne den Winterschnee nicht ganz wegschmelzen konnte das Firnfeld, für dieses Jahr kleiner werden als sonst; das heisst, es werden frühere Firnjahrgäuge, welche schon mehr oder weniger in Eis verwandelt sind, blosgelegt werden ; die Eiszunge wird schon weiter oben anfangen ; die Firnlinie ist in die Höhe gerückt.

Naturgemässer Weise kann auch die Höhe der Firnlinie nur immer für ein Jahr, und eigentlich richtig nur im Mo- ment des eben abgelaufenen Sommers beobachtet werden. Sie ist aber nicht identisch mit der Schneelinie. Denn der Schnee, der auf Eis fallt, existirt doch unter anderen Bedingungen als der, welcher auf den Erdboden fallt. Die Firnlinie ist allerdings auch die Grenzlinie zwischen der Zone des Zu- wachses von Schnee und jener der überschüssigen Wärme : aber nur so weit diese Grenzlinie am Eise der Gletscherzunge ver- läuft. Aber in Folge der kalten Unterlage erhält sich der Schnee auf der Gletscherzunge auch in tieferen Lagen, als diess nebenan auf gewöhnlichem Boden der Fall wäre. Und so liegt die Firnlinie stets tiefer, als man in derselben Ge- gend die Schneelinie anzunehmen pflegt. Der Unterschied be- trägt nach Sonklar sogar 200 m.**)

Es mag hieraus zugleich wieder die Lehre hervorgehen,

*) z. B. Zamstein fand es am Monte-Rosa-Gipfel in einer Tiefe Ton einigen 20Fti8S.

**J Oettthaler Qnippe p. 228.

Das Gletscherphänomen. 19

wie sehr die Höhe der Schneegrenze von den örtlichen Ver- hältnissen bedingt wird. Eine andere Unterlage für den Schnee^ und ein Höhenunterschied von 200 m. ist gegeben.

Struktur des Gletschereises. Das Gletschereis ist ebenso wie nach seiner Entstehung auch nach seiner Struktur von gewöhnlichem Eise, wie es sich aus Wasser durch Gefrieren bildet, verschieden. Während das letztere ans Prismen besteht, die senkrecht zur Oberfläche desselben stehen, besitzt das erstere Körnerstrnktur. Auch der Firn besass dieselbe und sie wurde beibehalten. Die Erscheinungen der Begelation haben nemlich an der Oberfläche der Firn- komer ihre Wirksamkeit entfaltet, und es unterliegt nach den gemachten Experimenten keinem Zweifel, dass dieselben, wo sie sich unter einem Drucke befinden, stets von einer ganz feinen Schichte Wasser umgeben sind. Das Gletschereis ist ßr Wasser durchdringbar, trotz seiner scheinbaren Dichtigkeit. Angegossene gefärbte Flüssigkeiten dringen ziemlich rasch in das Innere des Eises*). Die obigen Wasseräderchen mögen ÜB Ganäle dienen. Und vielleicht könnte hieraus auch der Umstand zu erklären sein, dass die Gletscher- Körner in den tieferen Partien der Gletscher grösser zu sein pflegen, ja bei Gletschern, die einen längeren Lauf und eine grössere Zer- klüftung haben, grösser sind als bei kurzen und ruhig dahin- fliessenden. Das von der Oberfläche eindringende Schmelzwasser wird stets neue Eishüllen um die einmal vorhandenen Körner bilden und so diese vergrössern, und zwar um so mehr als es mehr Gelegenheit hat, einzudringen. Daher der verschiedene Grad der „Reife^^ des Kornes. Denn durch das Zusanmien- fliessen mehrerer Körner in eines kann die Vergrössernug nicht entstehen, da dieselben nach Sonklars Beobachtungen eelbststandige Kristallindividuen sind*"^). Die Grösse wechselt Ton Erbsen- bis zu Hühnerei-Durchmesser.

*) Aganii, Systeme glaciaire p. 175. Desor, Bibliotb. univers. 1843. T.IUV. p. 833. Sehlsgintweit, Untersuchungen p. 15; selbst der Schmutz dnngt durch ib. p. 12.

**) l. c. p. 74. Schlagintweit, Unters, p. 8. Beschreibung der Ver- pSnenuig der FimkOmer am Winterschnee in der Ebene bis zu 1 Mm. Dicke.

2*

20 Richter.

Dass durch die selbstständige Lageveränderung dieser Körner die Bewegung der Masse hervorgerufen wird, und nicht umgekehrt , geht daraus hervor , dass , wie Agassiz beobachtet hat, die platl^edrückten und langgezogenen Luft- bläschen, welche in den Körnern sich finden, in jedem Korne eine andere Richtung haben* J. Dem entspricht auch die Gestalt der einzelnen. Sie sind häufig gestreckt, verzogen, ja gelenk- artig in einander eingefugt.

Die grosse Menge Luft, welche im Firn noch eingeschlossen ist, wird durch den fortdauernden, wälzenden Druck, dem derselbe seit dem Beginne der Bewegung ausgesetzt ist, fstöt vollständig ausgepresst. Auch beim Experiment kann man einen zuerst durch Luftbläschen trüben Block aus Schnee gepressten Eises durch wiederholtes Umpressen ganz klar und durchsichtig herstellen.

Eine ebenfalls gewöhnliche Ursache der Trübung des Gletschereises sind feine luftleere Haarspalten, welche dadurcli entstanden sein mögen, dass nicht alle Körneroberflächer genau aufeinander passten, und daher beim Wiedergefrierei Hohlräume zurückblieben**).

Es wurde schon erwähnt, dass in der Tiefe der Fimfeldei sich überall völlig entwickeltes Eis findet, „auch in den höchsten Lagen^^; aber auch tief hinab kann sich noch unentwickelter Firn neben ganz „reifem" Eis vorfinden ; hier wie überall je nach den örtlichen Verhältnissen.

Die Bewegung der Gletscher. Die Regelation bewirkt also, dass die einzelnen Körner des Gletschers ver- schiebbar sind. Ausser dem Drucke der auflagernden Theile wirkt auf jedes einzelne Theilchen auch die Schwere. Druck und Schwere wirken also zusammen, die ganze Masse auf der geneigten Unterlage abwärts zu fuhren. Sie fliesst also. Aber ihr Flüssigkeitsgrad ist sehr gering. Nichtsdestoweniger geht dieses Fliessen nach denselben Gesetzen vor sich, wie jedes andere. Zahlreiche Beobachtungen und Messungen haben diesi

*) Systeme glac. p. 167. **) Helmholti, 125; Tjndall» Wärme etc.

Das Gletscherphänomen. 21

bestätigt Die wichtigsten Factoren, welche die Art dieser Bewegung bestimmen, sind wie sie es bei fliessendem Wasser wären: Die Neigung der Fläche, auf welcher sich der Gletscher bewegt, der Querschnitt der Eismasse, endlich die allfalligen Hmdernisse, welche sich der Bewegung entgegenstellen, Erüm- mimgen und Unebenheiten des Thalbettes.

Wenn die Neigung wächst, nimmt auch die Geschwindig- keit der Bewegung zu*), noch mehr aber ist diess der Fall, wenn die Masse wächst. Grosse Gletscher bewegen sich weit schneller, als kleine. Während Forbes am mer de glace bei Chamounix eine tägliche Bewegang eines Felsblockes (im 4jährigen Durchschnitt) von 687 mm. mass , fanden Agassiz nnd Desor an kleinen Gletschern nur Bewegungen von 42 bis 70 mm. für einen Tag.

Einen Unterschied in der Geschwindigkeit bedingen auch die verschiedenen Jahreszeiten. Wärme beschleunigt; denn je mehr die Temperatur steigt, desto leichter tritt Regelation ein. Doch ruht auch im Winter die Bewegung nicht**). Stärkerer Witterungswechsel macht sich fühlbar; warmes Wetter im Frühling mit grosser Schneeschmelze bringt die grösste Wirkung hervor, denn das Schmelzwasser führt dann dem Inneren eine höhere Temperatur zu***).

Man misst die Bow^uug der Gletscher sehr leicht mittelst einer Reihe quer über den Gletscher in einer geraden Linie eingeschlagener Pfahle. Die nach einiger^ Zeit beobachtete 7errücknng derselben zeigt nicht blos das Mass, sondern auch

*) Forbes, trayels etc. Die Centralschnelligkeiten sind in den höheren and mittleren Theilen des Mer de glace den Neigungswinkeln in folgender Weise entsprechend:

1-398 0-925 0-574

150 8<> 4V«®

**) Der Unterschied der Jahreszeiten macht sich bei kleinen Gletschern mehr geltend, als hei grossen. Beim Grindelwaldgictscher steigt die Bewegung im Sommer auf das Sfache ^Zieglerj, beim grosseren Mer de glace nur anf das Doppelte. (Forbes.) Monsson , die Gletscher der Jetzt- leit p. 123.

•♦♦) Sonklar, »üeher einen Ponkt in Tjndalls Gletscher- Theorie**.. Ausland 1870, Nr. 50, und Tyndall, In den Alpen p. 801 nnd ff.

22

r^i> Art ({fir IVv^^iaiHf . iiwmfan um oieht aüe PShie ^nen '^(i'fi^'M gprornfm ^^ zntrieiaau^^ai pde^m. Die Kcfie des ^irt^»fM[e)u»r^ S^w^gt «iefa aamiueh raaeiicr. ^ 'iie jauai: ein »ttifemmn^ O^sstnx ^jmtuider lfa«fiFn. E>ie Carre ier Pfahle Krinfft /)fn>Hh^ klar zam Aasdrack: sie xeist «a sociu wenn 4i^ Lini^ 'for «^ndLitien Bewiigimg Trin jer Mittellinie «bw^itht. Ea int diüM nemlidi reg^hnäflsur ciaim der FaD, w^itn /)af9 Bett, in welchem der <x[eci3cher fliest, «ne Erüm- mi>Tii3f mai(ht. Dann liegt diese Linie näher der coneaTen ThalwaTui : ihre Cnrre int noch atariceT g<ekrninmt ala die, welche 4a^ Thal «lelhiit besichreihft. Ijt daa Thalbeu jj^eachüngelt^ so ]«rt e«9 die Linie lachnelbter Bewegnng anch: aber stärker als damelbe. Jedermann wei»^ <hu>9 bei ener FInaskrummnng der Thalweg gan^ nahe an dem eonca^en Ufer liegt, imd diess aneh den ftärksten Angriffen anagesetzt ist. Ganz dieselbe Kmeheinnng sehen wir hier.

wie die Beibnng der Flüssigkeit an den Seitenwänden die seitliehen Theile g^en die mittleren zurückhält, so bewirkt die Reibong der unteren am Boden ebenfalls ein Zurückbleiben derselben. Die oberen Partieen des Gletschers bewegen sieb filno schneller als die unteren. Die Beobachtungen Forbes\ Tjndalls und Sonklars, welche diese Thatsache ganz unzweifel- hsft gemacht haben, haben auch ergeben, dass die Geschwindig- keit Ton oben nach abwärts nicht in gleichem Verhältnisse slmehme, sondern dass sie bis zu einer gewissen Tiefe mit jener an der Oberfläche gleich sei, und erst dann rasch nlmehme« Ja wir sind gezwungen zu glauben, dass in einer g^rwfssen Höhe, oberhalb der Grenze, an welcher die mittlere llfKliyntemperatur 0^' beträgt, also beiläufig 2000 m., der iiUinrhf^r das ganze Jahr an seine Unterlage angefroren ist. hin beweisenden Thatsacben werden wir noch zu besprechen haben*).

Das absolute Maximum der Bewegung eines Punktes auf ««iiter (itetscherobfläcbe ist von Forbes am Mer de glace linobnrhtot worden. Es beträgt 132 Centimeter an einem Tage.

•) IMlfuPfi, Matorianx etc. V. 4.

Das Gletscherphänomen. 23

Schlagintweit gibt als das Mittel, welches für alle grosseren Gletscher gelt«, 30—40 Centimeter im Tage an.

Die Bänderstruktur. Betrachten wir zaerst, welche Veränderungen eine derartige Bewegung in der inneren Struktur des Eises herYorbriugen wird.

Die Schichten glasigen Eises, welche wir zuerst im Firn keimen gelernt haben, sind in der Gletscherzunge nicht ver- schwnnden. Es lehrt auch der Versuch, dass geschichtetes Eis durch ümpressen in eine andere Form diese Schichtung nicht yerliert. Ebenso überdauern sie hier alle Veränderungen. Wir erkennen sie wieder als Schichten bläulichen Eises, welche durchsichtiger und blasenfreier sind als die Hauptmasse des übrigen Eises. Diese Schichten durchziehen als die sogenannten blanen Bänder den ganzen Körper des Gletschers. Sie sind mächtiger geworden, da sie dem untersinkenden Schmelzwasser ein Hindemiss entgegen setzen und folglich locale Vereisung herbeifahren*).

Bei ganz kleinen Gletschern mit kurzer Erstreckung

behalten sie bis zum Ende ihre dem Gletschergrunde parallele

Lagerung. Anders bei grösseren Gletschern mit längerer

Drstreckung. An der Linie der schnellsten Bewegung findet

eine Anhäufung der einzelnen Theilchen statt, welche alle zu

dieser Linie hindrängen, ja dadurch uns eben die Existenz

einer solchen Linie begreiflich machen. In jeder einzelnen

Fimschichte wird dieser Vorgang nun stattfinden, sobald

überhaupt die Bewegung in derselben begonnen hat. Die

erste unterste Firnschichte wird daher schon, sobald sie aus

dem Fimlager heraustritt wenn wir uns den Gletscher

wicnler im Augenblicke seines Entstehens denken nach der

Mitte und nach vorne verdickt erscheinen. Die zweite Firn-

scbichte, bei der dasselbe der Fall ist, wird daher keine der

Neigung des Bodens parallele Unterlage finden, sondern eine

deren Neigungswinkel um etwas geringer ist, als der des

geneigten Gletscherbettes. Ebenso die nächsten nachrückenden

*) Schlagintweit p. 89.

24 Richter.

Schichten. So klein nun bei jeder einzelnen Schiebte dieser Zuwachs an Dicke sein mag, so macht er sich doch endlich geltend; die Schichten erscheinen nicht als gleichdicke auf- einander gelagerte Blätter mit parallelen Trennungsflächei], sondern diese Trennungsflächön fallen je weiter gegen das Firnfeld zu in immer grösseren Winkeln ein. Und da die untere ältere Schichte weiter vorgerückt ist als die obere jüngere, so erscheinen alle Schichten eine hinter der auderu einander schief aufgelagert, etwa wie eine Reihe umgefallener Bücher.

Durch die ungleiche Bewegung des Gletschers in seinen oberen und mittleren Theilen gegenüber den seitlichen und unteren, wird nun die so liegende Schichte in der Weise verzogen, oder besser gesagt verdrückt, dass die seitlichen und und unteren Theile, welche letztere ohnehin fast dem Boden parallel liegen gegen die oberen und mittlerer zurückbleibeu. Da aber der Boden des Gletscherbettes meist eine schluchtartige Furche ist, so fallen auch die dem Bodei parallelen Schichten in mehr oder weniger grossen Winkeli schief gegen die Mitte zu ein. Jede einzelne Schichte nimnn folglich die Gestalt der unteren Hälfte eines halben liegender Cilinders an; die unteren Enden derselben sind löfFelformi^ gestaltet, und eine liegt in der anderen.

So findeÄ wir auch in der Wirklichkeit den Verlauf dej blauen Schichten, der sog. blauen Bänder; wohl das um- strittenste Objekt in der so kampfreichen Geschichte der Gletschertheorien*).

*) Vergleiche: Sonklar, „Ueber die Struktur der Gletscher", Deutsche Vierte] jabrschrift 1870 III. p. 280. Ein ausgezeichneter Aufsatz; leidei nur zu wenig beachtet. Daselbst auch eine gute Uebersicht über die sc reiche Gletscher-Literatur. Dieser Zusammenstellung wäre hochstent noch beizufDgen : Tjndall, „In den Alpen", Braunscbweig 1872, und ,Daj Wasser", Leipzig 1873. Wiederholungen seiner schon früher geaassertei Theorien. Heimholte, populäre wissenschaftliche Vortrage. I. 1865. ,Eii und Gletscher". Sehr klare Auseinandersetzung über Regelation. Dollfoss Ausset, „Materiaux pour Fetude des glaciers" X. volum. Paris 1861—69 ein ziemlich buntes Sammelwerk aller möglichen Gletschertheorien unt

Di» blauen BSnder im Gletscfief.

HilbicUamiiliBcba Duritallnng Duh Fi.rlw>.

Maa hat sie zuerst daran erkannt, dass das blaue blaaen- freie Eis widerstandsfähiger gegeu die Scbmelzong ist, als du weisse und daher besonders bei starkem Schmelzen das Ansehende dieser blauen Eisschichten als leicht erhabene Iiinien aaf der OberSäche des Gletschers sichtbar wurden.

Während diese Linien an den Rändern des Gletschers mit der Seitenwand parallel und ziemlich enge au einander iaafen, biegen sie weiter gegen das Gletscherende zu, nach und nach gegen die Mitte des Gleachers ab, um iu hyperbei- ihnlichen Curven zur anderen Uferseite zarückznkehreu. Hier in der Mitte fallen die blauen Schichten selbst schief gegen dg« Firnfeld zn ein, während sie am Rande mit den Thalwänden parallel einfallen.

Einblicke, welche man bei Gletscher-Abbruchen und iu tiefe Spalten gewonnen bat, zeigen aber, dass die Schichten Dicht bis zum Grunde ebenso schief fortlanfen, sondern in einer gewiasen Tiefe immer mehr der Horizontali tat sich

Beobacbtongen. Danrntcr sehi braachbar daa Suaserst reicbhaltige Liteiitnr- VeneiehniH (L Band ) und die Beobachtungen am Tlieodulpasa (VII. Band). Eacllicb noch zru Klimatologie der Äl|ien eioo Reihe Aofsätzo von Hann BDd Hflhrr in der Zeitschrift der Qst. Oesellscb. far Meteorologie 1870 nnd 7). A. Heim „üeber Gleticher". Poggendorf AnnaleD 5. Ergämungi- twd f. 80, nnd ders. im Jahrbuch des Schweii. A. C. 1872.

26 Richter.

nähern; so zwar dass wir, auch wenn wir ein und dasselbe Band nach einander nach drei verschiedenen Richtungen ein- fallen sehen, doch annehmen müssen, dass wir es nur mit dem oberen Rande einer und derselben Schichte zu thuu haben, welche rechts, links und vorne aufgebogen ist, nach hinten aber sich in das Firnfeld auskeilt.

üeber kern Gebiet der Gletscherforschnng laufen die Ansichten so ^ehr auseinander als über diese blauen Bänder und ihre Ursachen. Sind dieselben eine Fortsetzung der blauen Schichten des Firnes oder nicht?

Eine der grössten Autoritäten in Gletscherfragen, Tyndall, verneint die Frage; wir haben sie, den Ansichten Sonklars folgend, bejaht. Die Akten sind noch nicht geschlossen; vielleicht wird auch Sonklars Theorie von der fortschreitenden Wissenschaft beseitigt, dass aber Tyndalls Ansichten nicht bestehen bleiben werden, erwarten wir sicherer.

Noch ist einiges zu bemerken. Man hat die blauea Eipstreifen am Gletscher Ogiven genannt. Die Zone zwischen zwei solchen Ogiven entspricht zumeist der Distanz, in welcher 2 3 Meter dicke Schichten auf einer schiefen Fläche zu Tage gehen*;; sehr häufig ist sie aber viel geringer. Die Vermischung der blauen Eisbänder mit Schmutz ist, wie sie ihrer vermutheten Entstehung nach vorhanden sein müsste auch wirklich an Spaltwänden tief hinab zu verfolgen**). Kommen zwei Gletscherzuflüsse zusammen, so behalten Anfangs beide ihr selbstständiges Ogivensystem - am Aargletscher beobachtet man an einer Stelle 12 solcher Systeme und ihre Ufer verhalten sich gegeneinander ganz wie Pelsufer nach einiger Zeit aber vereinigen sie sich dennoch. Es ist jetzt nemlich nur ein Thalweg und folglich nur eine Linie der schnellsten Bewegung vorhanden. Dieser werden nun von beiden Systemen die einzelnen Theilchen zudrängen und anstatt der zwei vorgezogenen Curven wird nur mehr eine existiren, welche entweder gerade in der Mittellinie der zwei Zuflüsse

*) Agassis, Systeme glac. p. 256 und ff. ♦♦) 1. c. p. 258. 261.

Das Gletscherphanomen. 27

liegtf wenn beide gleich stark waren, oder anf der Seite des gtirkeren Znflasses, wenn s*e ungleich gewesen sind.

Noch eine bei sehr vielen Gletschern zu beobachtende Erscheinung, welche aus dem bisherigen noth wendig folgert, ist, dass die Mitte der Oberfläche den Rändern gegenüber hsi stets erhöht, wie aufgewölbt erscheint. Zusammentre£Peude Eisströme behalten Anfangs ihre selbstständige Wölbung, am sie dann nach und nach einzubüssen , ebenso wie diess in Betreff der Ogivensysteme gilt. Ist ja auch die Ursache die gleiche.

D i e S p a 1 1 e n. Es ist noch eine Eigenschaft zu erwähnen, durch welche das Gletschereis, trotz seiner, dem Fliessen so ähnlichen Bewegung, sich doch von jeder Art Flüssigkeit streng unterscheidet ; auch die dickflüssigsten, mit denen man e^i Terglichen hat : Theer, Honig u. dgl. nicht ausgenommen. Es besitzt nemlich auch nicht den geringsten Grad von Dehnbarkeit.

Der Begriff der Regelation gibt uns die Erklärung. Nur durch Druck wird der Schmelzpunkt des Eises erniedrigt und die Verschiebbarkeit der Theilchen erzeugt. Der Zug, die Streckung, bringen keine Erniedrigung des Schmelzpunktes lervor und die Theilchen verhalten sich ihnen gegenüber etwa wie die Körner eines Gesteines, welches auf die Zerrung hin plötzlich bricht, aber nicht sich dehnt.

Der Gletscher fliesst so lange als eine zusammenhängende Kasse abwärts, als Druck und Zug der Schwere auf alle Theile desselben gleichmässig wirken. Kommen aber zwei Partien in eine solche Lage zu einander, dass die eine das Bestreben einer schnelleren Bewegung als die benachbarte erhalt, so kann sie dieselbe nicht nachziehen; sie trennen sich; es entsteht eine Spalte.

Die Ursachen eingetretener Spannungen unter den ein- zelnen Gletscherpartien sind sehr mannigfaltig; wir haben schon einige kennen gelernt , z. B. die schnellere Bewegung der conyexen Seite bei Krümmungen, die der Mitte gegen- über den Seiten, jene der Oberfläche gegenüber den unteren Schichten*

28 Richter.

Schon an den oberen Rändern der Firnmulden begegi wir den ersten Anfängen des Spaltenwnrfes. Wo der Neigun winke! der Felswände des Randes geringer wirJ und Boden der Mulde beginnt, löst sich die sich verdichtende \ zusammeoziehende Firnmasse von den steilen Schneehai los, welche zu ihr hinunterziehen. So sehen wir die obers Firnmulden meist mit einer fast zusammenhängenden Rc von breiten Klüften umgeben, und ihren Umfang auf d: Weise ganz genau bezeichnet. Diese Klüfte besitzen m eine bedeutende Tiefe, und pflegen an der Oberfläche du den massenhaften Niederschlag jener hohen Gegenden meisl fast ganz zugeweht zu sein, so dass sie sich oft nur wie < Art Narbe in der scheinbar ununterbrochenen Schneede markiren. Eine ofl^ene Stelle zeigt aber, dass in der blaug schimmernden Tiefe die Spalte sich zu einer weiten Höhl verbreitet, in welche klafterlange Eiszapfen, wie Tropfst^ hinabhängen*). Denn während die untere Masse an Rai inhalt verliert und weiter nach abwärts rückt, überwiegt o der Zuwachs und jedes Schneewehen schliesst die Kluft.

Dort wo eine Firnansammlung, und sei sie noch so kl unmittelbar an einem Felsen anliegt, bildet sich zwisc Wand und Schneemasse eine Kluft, welche durch die grösj Erwärmung des Felsens seitens der Sonnenstrahlen, und dadurch veranlasste Abschmelzen des Schnee's erzeugt w Selbst bei nicht bleibenden Schneelagern zeigt sich in > Sommermonaten diese Erscheinung. Hier und da mag a das an dem Felsen herabrieselnde Wasser zur Oefifnung ei solchen Kluft beitragen. Diese Art Spalte nennt man gewö lieh den Bergschrund oder die Bergkluft.

Auf steilgeneigten Firnfeldern werden durch die Unel heiten des Bodens oft Einstürze eines ganzen grosse Stückes Firn hervorgerufen. Zur Bildung eigentlicher Spal ist der Firn zu weich und flüssig; kleinere Unebenhei

*) Eine vortreffliche Abbildung einer solchen Fimklaft in Whjno sBerg- und Gletscherfahrten" p. 844. Ziemlich nnwahr nnd übertriebe: eine entspr. Abbildung in dem Bnche Feierabendes, „Die Schweizer-Alpen

Das GletscherphanomoD. 29

rafen also keine Spaltung hervor ; grössere äussern sich auf die angegebene Weise. Es sind weite Gruben mit steilen, abgebrochenen Rändern ; bei einer Tiefe Ton einigen Metern bis zu 30 und mehr zeigen sie einen umfang oft von einigen hondert Schritten.

Je mehr sich der Firn gegen abwärts zu in Eis ver- wandelt, um so geneigter zu Brüchen wird er. Die eigent- liche Fundstätte für dieselben ist die im Sommer schneefreie Gletscherzunge.

Die Regel für die Richtung des Aufbrechens der Spalten i^, dass dieselben senkrecht auf die Richtung des ausgeübten Zuges stehen. Weil nun der Rand jedes Gletschers sich langsamer bewegt als die Mitte, so müssen in demselben Spalten aufreissen, welche etwa in einem Winkel von 45^ gegen einwärts und aufwärts verlaufen. Sie reichen selten bis zur Mitte. Durch die schnellere Fortbewegung der mittleren Theile werden sie nach und nach umgedreht, und ihre Spitzen nach unten zu umgebogen. Dann entstehen an derselben Stelle neue Spalten, um die alten zu ersetzen, welche, seit sie ihre erste Lage verlassen haben, nicht mehr im Stande sind die Spannung aufzuheben, welche sie hervorgebracht iat. Van nennt diese Art Klüfte Raudspalten.

Einer ähnlichen Ursache wie diese, verdanken auch die ^genannten Radialspalten ihre Entstehung. Diese bilden sich, wenn das Ende eines Gletschers in einer Weitung des Thaies li^t, welche ihm gestattet, sich kuchenartig auszu- breiten. Da sind in den ganzen Umkreis des breiten «abgerundeten Endes kleine Spalten eingerissen. Die Ursache^ ist das einseitige Nachdrängen des Zuflusses aus einer schmalen Oe£fhung.

Die weitaus am häufigsten wirkende Ursache des Spalten- wurfes ist aber die Vergrösserung des Neigungswinkels des Gletscherbettes. Schon eine sehr geringfügige Zunahme desselben, z. B. von 3^ auf 5^ genügt um eine Zerreissung, ja ein ganzes System von Spalten zu erzeugen. Wie leicht begreiflich, ist die Grösse des Winkels an und für sich ganz

30 Richter.

gleichgültig; auch bei sehr grosser Neigung zerreisst das Eis nicht, wenn der Winkel nur constant bleibt*;.

Jede Stufe des Glet^cherbettes , jeder Querriegel giebt sich also, er mag noch so geringfügig sein, durch eine Anzahl Spalten auf der Oberfläche des Gletschers zu erkennen. Kommt eine Partie des Gletschers auf ihrer Vorwärtsbewegung auf den Punkt, wo die Neigung zunimmt, so reisst der Quere nach über die Breite des Gletschers eine Spalte. Aber eine solche genügt fast nie die Spannung aufzuheben, um so mehr als sie sich ja ziemlich rasch vom Orte ihrer Bildung entfernt, und so entsteht, parallel mit der ersten eine zweite, dritte und so fort.

Ist die Stufe bedeutender, so kommen sieb die Spalten immer näher, folgen sich immer rascher, bis zwischen ihnen nur mehr schmale Kämme und Schneiden stehen bleiben. Die gegen den Abhang zu befindliche Spaltenwand ist natürlich bald weiter hinabgesunken, als die gegenüberliegende obere, und diese ragt dann über die erstere empor, so dass der Gletscher von Ferne wie treppenartig abgebrochen aussieht. Diese Spalten heissen Querspalten.

Ihnen entgegengesetzt sind die Längs spalten, welche entstehen, wenn in der Mitte des Gletscherbettes ein Hinderniss vorhanden ist, welches dasselbe in zwei Hälften theilt. Dann wird der Gletscher der Länge nach anseinanderbrechen, und es werden Spalten aufreisseu, welche oft von grosser Längen- ausdehnung sind.

Diese Erscheinung findet sich jedoch meistens in Ver- bindung mit Querspalten, wodurch der Gletscher in prismatische, würfelähnliche Eiskörper zerfallt. Diese Bildung nennt mau (seit Saussure) Serac*s.

Es kommt bei kleineren Gletschern häufig, bei grosseren nicht selten vor, dass so bedeutende Stufen des Bettes über- schritten werden müssen, dass nicht blos an dieser einen Stelle alle angeführten Arten von Spalten vorkommen, sondern dass alle auch von einer ausserordentlichen Mächtigkeit sind.

*) Tyndall in den Alpen p. 317. Dollfius V. 23. Aiiin.

Das Gletficherphänoinen. 3 1

Meistens sind solche Stellen Ton Felswänden eingeengt; hänfig ist der Gletscher zu einer Drehung gezwangen. Die Eismasse ist durch die vielen, sich nach allen Seiten kreuzenden Spaltensysteme in ein Gewirr von Thürmen , Nadeln und Klippen, steil aufgerichteten und überhängenden Kämmen nnd Zacken aufgelost. Abschmelzung und Verwitterung, sowie das unausgesetzte Vorwärtsdrängen des Ganzen tragen dazu bei, die Formen noch abenteuerlicher und verwirrter zu {^ialten. Die Tiefen der Spalten erscheinen überall in dem gesättigtesten Dunkelblau, welches sich durch alle Schattirungen bis zam hellen Weiss des freistehenden Eisblockes abtönt. Nor an solchen Stellen gönnt der Gletscher dem Auge die Farbeneffekte kennen zu lernen, deren seine durchscheinende Massein gewissen Beleuchtungen föhig ist. Denn kein Gletscher ist an seiner Oberfläche blau, sondern hat stets eine matte, sehmntzig weisse Färbung.

Die ganze Erscheinung gehört gewiss unter die schönsten Qod gewaltigsten Phänomene, welche uns die Natur bietet; in unseren Breiten, in dem gemässigten Europa, ist sie vielleicht das grossartigste, welches sich daselbst findet.

Das unaufhörliche, ferne Rauschen und Donnern strömender

Qod stürzender Wässer, welches an sonnigen Tagen die ganze

Atmosphäre der Hochalpen erfüllt, wird von einem solchen

Gletscher absturz in den kürzesten Zwischenräumen

unterbrochen durch das Umstürzen einzelner Eisnadeln, deren

Schwerpunkt sich verrückte und welche nun prasselnd in das

Gewirr der Nachbarn hineinschlagen, viele niederschmetternd.

Viele Gletscher der Alpen zeigen einen oder mehrere

solche Abbruche, welche ihren ebenen Verlauf an einer Stelle

stören; es g^ebt aber auch Gletscher, deren ganzer Unterlauf

^ wenn der Ausdruck erlaubt ist auf diese Weise zerrissen

ist; solche, welche durch steile Schluchten oder über steile

Halden hinabhängen. In den östlichen Alpen ist darunter

besonders zu nennen das Schlatenkees am Venediger*), der

*) Wohl der grdsste Gletscher der östl. Alpen, der einen so gewaltigen Sturz avsffthrt. Die Höbe der Stnfe betragt mehr als 650 m. (Ober 2900'),

32 Richter.

Diemferner im Oetzthal, der untere Ortler- und der Tra ferner im Ortlergebiete und viele andere.

Das Oeffnen und Schi i essen der Spalten geht gl langsam und allmälig vor sich Unter einem dumpfen Dom nnd einem knarrenden Geräusch bildet sich ein feiner, k; sichtbarer Spalt, welcher theils langsam, theils ruckweise fortsetzt. Manchmal springt er in einen schon besteher benachbarten über ; meist aber bildet sich eine Reihe Spa in der Weise, dass die eine die Fortsetzung der and< bildet, ohne mit ihr zusammenzuhängen, so zwar, dass Anfang der einen durch eine dünne Zwischenwand von seitwärts liegenden Ende der anderen getrennt ist; wie Risse in einem Brette, das grosser Hitze ausgesetzt ist.

Haben die Spalten den Ort ihrer Entstehung verlas so schliessen sie sich*). Die beiden Wände, deren seh Ränder durch die Sonne abgerundet worden sind, und von dem rieselnden Schmelzwasser mit Glatteis überzc wurden, nähern sich immer mehr und schliessen sich eud an einander. Auch von der mächtigsten Spalte, die meh Klafter weit, und mehrere lOOFuss tief war, bleibt, sol der Gletscher wieder eine ebenere Stelle des Bettes erre nnd sein Neigungswinkel sich verringert hat, nur eine verti Narbe, und zwischen ihr und der nächsten, da beide abgerum ]|^änder hatten, ist eine Wölbung entstanden. Selbst i dem grossten Absturz gleicht sich an der Thalsohle die ^ wirrung sogleich aus, und höchstens finden sich unmittel am Fusse des Sturzes einige jener Wölbungen hintereiuan welche den Gletscher wie gewellt oder gerunzelt erschei lassen**) ; öfter finden sich wohl auch durchkreuzende, unrcj massige Erhebungen und Senkungen, welche die Erscheine der hohlen See ins Gedächtniss rufen.

das Gefalle etwa 20^ in den oberen Theilen mehr. Vgl. Sonkl. ,1 Tanern**, p. 175. Der Diemgletscher hat etwa 30® Neigung. Sonkl. ,C thal" p. 122.

*) Schlagint weit 1. c. Kap. Struktur Nr. 8. **) Am Gepatschfemer, Sonklar „Oetzthal", p. 208 nnd 209.

Das Gletscherphänomen. S3

Im Inneren des Eises lassen die Spalten eine deutlichere Spur zurück, als auf der Oberfläche. Die mit Glatteis über- zogenen Spaltenwände bilden, nachdem sie sich geschlossen, ein Bond blauen, durchsichtigen £ises. Solche blaue Bänder benzen die eigentlichen Strukturbänder nach allen Richtungen. Sie sind von den letzteren durch ihr unregelmässiges Auftreten and Verlaufen, und ihre verhältnissmässig weit geringere ioisdehnung nach Länge und Tiefe meist leichC zu unter- scheiden*J.

Wenn es auch bei grösseren Gletschern nur sehr selten

vorkommen dürfte, dass selbst ein sehr hoher und steiler

Ahitarz den Zusammenhang des Gletschers so zerreisst, dass

zwiaeben den einzelnen Massen etwa der Grund sichtbar würde,

so kommt doch bei kleineren Gletschern ein völliges Ab-»

remn der ganzen Masse häufiger vor. Diess geschieht zum

Beispiel, wenn das Firnfeld auf einer Terasse liegt, und die

Gletscherzunge über eine Felswand hinausgeschoben wird.

Daui brechen fortwährend Stücke ab, und häufen sich am

Fasse der Wand an, wo sie zu einem neuen selbstständigen

Eiskörper verschmelzen, welcher alle Erscheinungen eines

wirklichen Gletschers zeigt: Bewegung, Spaltenriss und eine

allerdings seiner Entstehung entsprechende, verworrene Bänder-

^ktor. Solche Ansammlungen nennt man regeuerirte

Gletscher.

4. Die Zerstörung der Gletscher.

Die Abschmelzung. Die übermässige Anhäufung des Firnes in jenen Gebieten, wo die Wärmeverhältnisse sie ge- ^tten, findet ihre Regulirung in der Fähigkeit des Firnes sich 2Q verwandeln und abwärts zu fliessen. Es liegt in der Natur <ler Sache, dass schon der erste Schritt aus der Firnanhäufung heraus das Vorschreitende in andere Wärmeverhältnisse bringen ^^m; das heisst in eine Gegend, wo eine Firnansammlung ^cht mehr möglich wäre, wo bereits die Wärme vorwiegt.

^) Eine dritte Art Bänder beobachtete Agassiz «Systeme" p. 254 und Sonklar, .die Struktur der Gl." D. Viefteljahrsschrift p. 305. Hv. Abtkl. 3

34 Richter.

Es rnuss also sogleich ein Abschmelznngsprocess begiunen u eine Verminderung der vorgeschobenen Eismasse eintreti Und je weiter der Gletscher nach abwärts steigt, in am wärmere Regionen konmit er, nm so grösser wird auch < Wirkung der höheren Temperatur, um so grösser der Abtr die Ablation sein.

Es wird passend sein, hier nochmal daran zu erinnei wie gross der Einfluss ist, den die localen Verhältnisse i die Wärmevertheilung ausüben. Denn aus derselben Ursac gestaltet sich auch die Wirksamkeit der Ablation an v< schiedenen Oertlichkeiten in hohem Grade verschieden.

Am meisten trägt dem Anscheine nach zur Schmelzu der direkte Einfluss der Sonnenstrahlen bei. Schon am Fir feld sahen wir den Sommerschnee dadurch verschwinden; u zwar geht ein Theil desselben, ohne die Mittelstufe d Tropfbarkeit, sogleich in Dampf über.

Dieser E£Pekt der Sonnenstrahlen ist am grössten an d längsten sonnenhellen Tagen des Sommers, und an Stelle wo die Strahlen der senkrechten Richtung nahe ein&llc Die Dicke der Eissohichte, welche unter solchen, allergünstigst ümstönden an einem Tage schmelzen kann, ist auf 20 1 25 Millimeter berechnet worden'^). Da der Gletscher a Wärme, die ihm auf diese Weise zukommt, zur Schmelzu verwendet und zur Erwärmung, so lange Eis vorhanden i keine erübrigt, so ist auch die Luft oberhalb desselben st« kühler, als die der Nachbarschaft, welche von dem erwärmt Boden geheizt wird. Ein kühler Wind kündigt seine Nähe f

Unscheinbar, aber noch wirksamer als die Sonnenstrahl ist ein anderes Zerstörungsmittel, nemlich die warmen u trockenen Winde, welche besonders im Frühlinge über < Alpen hinstreichen ; die Süd- und Südwestwinde, welche in c Schweiz „Föhn^^ genannt werden.

Durch den Wall der Alpen werden sie in ihrem stürmisch Laufe gehemmt und zum Aufsteigen gezwungen. Dudur kühlen sie sich ab, und lassen den grössten Theil d

♦) Monsson p. 92.

Das Gletscherphänomen. 35

Feuchtigkeit, welche sie mit sich tragen, fällen*). Am anderen Alpenabhang fliessen sie nun hinab, und hierbei gewinnen sie wieder im gleichen Verhältnisse an Wärme, wie sie früher Terloren haben; im Verhältnisse znr höheren Temperatur encbeinen sie aber nun trocken**). Die Wirkungen dieser Winde sind nun ganz ausserordentliche. Ein Tag Föhn wirkt mehr und diess ist am ganzen Nordabhang der Alpen allenthalben im Winter zu beobachten als mehrere Tage heller Sonnenschein bei Windstille. Besonders die Verdunstung, welche nach Dollfuss***) beim Eise in demselben Masse vor «ich geht, wie beim Wasser, wird durch die fortwährende ümenerung der auf dem Gletscher lagernden Luft ungemein gefordert. Mousson berechnet die Dicke der Eisschichte, welche einem 24stündigen Föhn weicht, auf 91 Millim., also fittt das Vierfeche von der Wirkung der Sonne.

Auf das Mehr oder Weniger der Abtragung nehmen nun noch viele andere locale Ursachen Einfluss: Gestaltung der Oberfläche des Gletschers, Neigungswinkel, Himmelsrichtung, endlich der ganze Verlauf der Witterung. Um doch einige Zahlen zu geben, seien die Ergebnisse der Rechnungen Dollfuss' hieher gesetzt f). Dieser unterscheidet nach dem Zusammen- treffen hindernder oder fordernder Momente mehrere Grade der Ablation, z. B. schwache Ablation bei bedecktem Himmel, schwachem Regen, massiger Temperatur zu 0'02 Meter im Tag; starke Ablation bei hoher Temperatur, Tag und Nacht wannen Winde, brennender Sonne, oder nächtlichem warmen Bcgen zu O'IO Meter im Tag; endlich ausserge wohnliche

*) Daher die hohe Regenmenge des ital. Alpenabhanges; daher aber ^ die Terheerenden Wirkungen und breiten Schnttbetten der dortigen ^Qaie. Hann, met. Zeitachr. 1870.

**) Zur Üebersicht über den grossen Föhnstreit, vergl. die Jahrgänge der meteoroL Zeitachrift von 1866—71. ^ Agassis, Systeme p. 36. Note.

t) Materianz ponr Tötnde des glaciers VI. 343. Er unterscheidet: ablation tr^ (aible, faible, moj^nne, forte, tr^s forte, ablation hors ligne. ^t^Ution moyenne dans des circonstances de jastemilien, qni entra?ent ou »«e^rent rablation.

36 Eichter.

Ablation, bei ZasammentrefiPen aller nur möglichen, forderlicb ümstaude 015— 0*20 Meter im Tage. CoUomb*) rechnet i das Jahr: 'in der Firngegend 1 Meter, in der mittleren Par 2 2*5 Meter, in der unteren 3*5 Meter; oder 2, 5 und 9 Milli taglich im Durchschnitt.

Erscheinungen der Ablation. So bedeutend < Wirkungen der Verdunstung sein mögen, der grössere Tb des aufgelösten Eises wird doch als abfliessendes Wasi sichtbar. An wolkenlosen Sommertagen beginnt schon in d ersten Vormittagsstunden am ganzen Gletscher ein eigc thümliches Leben. Während eben in der Firnregion ( Schneedecke zu glitzern anfängt und sich erweicht, beginn weiter unten, wo das Eis blosliegt, unzählige feine Wassi äderchen zu rinnen, welche auf dem rauhen und porösen E körper mannigfach sich vereinigen, trennen, verlaufen oc ansammeln. An allen Spalten wänden tropft es unaufhörli in die Tiefe. Ist die Gletscherzunge spaltenfrei und ziemli eben, so bilden sich bald kleinere Bäche, welche in t eingeschnittenen Rinnsalen alten Spaltennarben folgei oder sich neue Gräben furchend dahinlaufen, sich vereinig und endlich als klarer durchsichtiger Bach in einem oft mehr« Meter tiefen, spiegelglattem Bette murmelnd und rausche dahin schiesseu. Plötzlich verschwindet die ganze Wassermei mit verstärktem Geräusche in einer Spalte, oder in einem tief dunkelblau schimmernden Schlünde, einer Gletsche mühle. Diese sind meist Reste alter Spalten, die s: geschlossen haben. Der Bach hat sich aBer eine Röhre erhalten, in der er vielleicht bis auf den Grund des Gletsch hinabstürzt; oder vielleicht im Eise einen Ausweg findet, i dann etwa in einem Absturz, oder mitten in einer Spaltenwa herauszubrechen**).

Die Gletscheroberiiäche zeigt sich durch die Ablation hohen Grade verwittert, zernagt und zerstört, so dass diesel

*) In der „Bibliothek aniveraelle", Jan. 1849. **) Vergl. Sonklar, Oetzthal. Atlas Blatt 11, Wasserfall am Miü berggletscber.

Das Gletscherphänomen. 37

oft raaher and nnebener ist, als ein Ackerfeld. Denn kleine auf den Gletscher gefallene Körper , z. B. Sand, Insekten 0. dgL nehmen mehr Wärme aaf, als das benachbarte Eis nnd mken oft 10 ^0 mm. tief in die Eismasse ein. Ist einmal eine Vertiefung vorhanden , so sammelt sich leicht daselbst Wasser an, nnd bei der bekannten Eigenschaft desselben bei 0^ leichter zu sein, als bei einer etwas höheren Temperatur (log 4* C), sinken die wärmeren Theilchen, welche vorhanden sind, zn Boden, nnd tiefen auf diese Weise das Loch immer wki ans. Sehr grosse solche Gruben nennt man Badewannen, baignoires*); man hat sie bis zu 10m. Tiefe gefunden.

Die Nachbarschaft der höher erwärmten Felswände des Bandes hält das Eis des Gletschers in einer gewissen Ent- feniuig, so dass die Erscheinung des Bergschrundes auch hier nicht fehlt.

Grössere Felsstücke, besonders plattenartig gestaltete gewahren dem Eise, welches sie bedecken, Schutz vor den Einflüssen der Sonnenstrahlen. Während also rings um die Platte das Eis abschmilzt, bleibt es unter derselben bei seiner ursprünglichen Höhe; die Platte erscheint endlich wie von einem Fusse von Eis getragen und über die Nachbarschaft -«rhoben. Man nennt diess Gletschertische. Wird der ESsfoss so hoch, dass die Platte ihn nicht mehr genügend zu l>eichatten im Stande ist, so wird er endlich auch so dünn, ^ er sie nicht mehr tragen kann, und dieselbe gleitet von ihiD herab, um an einer benachbarten Stelle einen neuen Fuss ^ bilden. So sieht man oft Gletscher mit unzähligen solchen ^fttehen und Tischchen von allen Grössen bedeckt, wie mit Rizen.

Auch Sandanhäufungen, ja selbst die ganzen Schuttwälle, ^dehe sich auf Gletschern finden (siehe unten) sind auf diese Weise über die Fläche des blosliegenden Eises emporgehoben, ^d bilden unter sich Eiskegel und Eisrücken.

So wie am Nachmittage das Leben am Gletscher am regsten ist, allenthalben die Quellen murmeln und rauschen,

•) Biichoff in Pogg. Ann. 1886. XXXVII. p. 259.

Vt

SBckuibBeii& WaamBeafe'em f hilihwji 1 1

Bit zmm Jnu luUt sick der Gletscher gvaz nik%: aber \ xmm Hetimte toAt er wAr darddordit. afagcsckwemmt ni T<rvmert autf. Der Winter sdiliest jedoch die kkiner rifQiiyeü, ^ZXtig, oder wdit sie za. die BimisAle und Was« «attounliingen frieren bis zum Grunde aas: der Nachsdio welefaer Ton keiner Absehmelzong anfgnriirt wird, nnd c Afaccfamelziuig der Sehneedecke im Frühlinge ebnen die Yc btennigen des Torigen Sommers. Die Ahschmelzung, welc am Boden des Gletschers durch die Erdwarme herforgebrac wird, ist gering. Sie ist überhaupt nnr möglich nnterhi ener Grenze, an der die Bodentemperatnr 0* betragt. Weit oberhalb ist der Gletscher das ganze Jahr an den Bod angefroren. Hiefar bietet einen sicheren Beweis die Eaitsteho] sog. Eisseeen oder Gletscherseeen. Oft wird nemlieh ti dem Eiskorper eines Gletschers ein Ton der Seite herfliess^id Wasser so anfgestaut, dass dasselbe einen kleinen See bilde welcher entweder nie, oder erst im Spätsommer seineo Abflc unter dem Eise hin findet*).

Weitaus bedeutender arbeiten an der Zerstörung c unteren Gletscherseite jene Wasser, welche durch Mühlen u Spalten hinabgelangen. Nachdem sie mannigfache Irrwe unter nnd im Gletscher sich ausgewühlt, treten sie am En desselben als ein nach der Grösse des Gletschers mehr oc minder mächtiger Bach iu einem oder mehr Armen zu Ta] Die Austrittsstelle ist auch meist das Ende eines hohen n weiten Ganges unter dem Gletscher, welcher sich mit abn< mender Höhe oft mehrere 100 m. weit hinein verfolgen las Man nennt einen solchen Ausgang ein Gletscherthi Besonders im Herbste zeigen grössere Gletscher oft soL Oeffnungen von grosser Höhe und Weite**). Oft erfol( Nachstürze der Decke und das Betreten dieser in tiefem B schimmernden Grotten ist nicht ohne Ge&hr***). Im Wir

*) Mehrere Beispiele: Sonklar, Oetzthal. **) Nach baussore am Mer de glace 33 ni. »♦♦) Dollfuss-AuBset V. p. 41.

I

Das Gletscherphänomen. 39

sie meist geschlossen; im Frühling aber nagt sich der gewaltig wachsende Bach einen neuen Weg unter dem Eise; die Decke stürzt nach und so entsteht ein neues Gletscher- thor. Warme Luftstrome tragen das Ihrige zur Erweiterung desselben bei.

5. Grossenverhftltnisse der Gletscher.

Allgemeines. So arbeitet die Wärme der tieferen Regionen unaufhörlich an der Vernichtung des Eindringlings, der ihr von höheren Regionen zngeflosseu. Und je tiefer hinab der Gletscher kommt, desto mächtiger werden seine Feinde.

Es muss einen Punkt geben, wo der Nachschub von oben von der Ablation ganz aufgezehrt ist ; diess ist das Ende des Gletsehers. Die Beantwortung der Frage, wo Sich fiir jeden (iinzelnen Gletscher dieser Punkt befindet, wird sich aus der Zusammenfassung aller jeuer Einzelmomente ergeben, die wir all die Existenzbedingungen des Gletschers bereits kennen gelernt haben. Der Ausdruck der gegenseitigen Grössen- mhältnisse dieser Bedingungen für den einzelnen Fall ist dann die Massenansdehnung des betre£Penden Gletschers. So kann man also das ganze Gletscherphänomen in eine mathe- matische Formel bringen*).

Die Bedingungen, unter denen jeder Gletscher existirt, tiind zweifacher Art: unveränderliche und wechselnde. Die wichtigsten der ersten Art sind :

1. Die Ausdehnung des Firnfeldes.

2. Die Breite, Tiefe, Gestalt und der Neigungswinkel des Thalbettes, in welchem der Gletscher fliesst.

3. Die Exposition des Firnfeldes und der Zunge der Himmelsgegend nach.

Je ' grösser das Firnfeld , um so grösser wird auch die aus demselben hervortretende Eismasse sein. Ist das Bett breit, so wird der Gletscher kürzer sein, als wenn es schmal

sin a

*) MoQSBon stellt auf: S-f-B = L^^> wenn L das oberflächliche

Vorrücken f&r 1 Jahr, S die oberflächliche Ablation, R die Rednction dnrch Zusammensinken, i die NeigaBg der Thalsohio, a die verticale Neigung des Gletschers zor TLalsohle bäeutet

40 Richter.

wäre« Je grösser der Neigungswinkel des Bettes ist, nn schneller wird die Masse nach abwärts kommen, um so grc ]«4t also der Nachschob ron oben: nm so weiter wird Endpunkt rorgeschoben. Grosse Fimfelder mit engen i gangen erzeugen lange, weit hinabreichende Gletscherzunj HO z. B. das Mer de glace bei Chamonnix. Während Breite der einzelnen ZoflSsse aus den Fimfcldem, wo sie vereinigen, zusammen etwa 2500 m. beträgt, ist die Breite Gletschers, der sich aus ihnen zusammensetzt, nur beils 800 m. Durch eine schmale Ausflussöffhung wird das P des Gletschers in der Weise gestaltet, dass auf eine gr Tiefe eine schmale Oberfläche kommt. Da aber die Abla hauptsächlich an der Oberfläche wirkt, so wird hierdurch längere Erstreckung des Gletschers hervorgerufen. Ger Mächtigkeit, aber grosse Breite bewirkt umgekehrt Verkürzi Denn wie sich die Geschwindigkeit eines Flusses nach (Querschnitt des Wassers und der Neigung des Bettes ricl 80 auch hier. Die Exposition wird in zweifacher Weise f bar. Einmal die des Firnfeldes dadurch, dass es von grc Bedeutung ist, ob die Niederschlag bringenden Luftströmur freieren Zutritt haben, oder die gegentheiligen ; ob der herrschende Wind Schnee aus anderen Gegenden zuweht, < von demselben wegbläst. Und dann die der Gletscherzi in der Weise, ob durch sie die Ablation begünstigt in oder nicht. Südliche unbeschattete Lage verkürzt die Gletsc (las Gegentheil verlängert sie.

Specielle Bezeichnungen. Durch diese Elemente ist die Massenausdehnung des Gletschers für bestimmtes Verhältniss von Winterschnee und Sommerwä ganz geuau bestimmt. Hiernach begründen sich einige Ma eiutheilungen, welche man bei Gletschern anzuwenden pfl

Gletscher mit sehr ausgedehnten Fimfeldern, deren '. zunge so gross wird, dass sie bei geringer Neigung l)edeutender Längenausdehnung ein Thal ausfüllt, nennt i seit Saassure Gletscher erster Ordnung oder primäre Gletsch(

*) SaussQre, TOjages dans les Alpes. § 522 and 529.

Das Gletscherpbänomen. 41

Sie werden nnr da entstehen können, wo eine ganze oberste Tbahnulde, nnd natürlich auch die sie einschliessenden Berg- liioge oberhalb der Schneegrenze liegen. Das Firnfeld ist misk circnsarüg , der Eiskörper setzt sich aus mehreren Zoilossen zusammen und hat eine zungenförmige Gestalt*).

Rückt aber die Schneelinie schon die Berglehnen selbst hinaiif, so werden sich auf den Terrassen und sanft geneigten HiogeQ derselben allerdings auch noch, und zwar oft ziemlich ausgedehnte Firnansammlnngen bilden können: eine zungen- attige Erstreckung des Eiskörpers und besonders der Zusammen- floM mehrerer solcher zu einem Gletscher von grösserer Aus- dehnnng wird aber fast stets unmöglich sein. Solche Gletscher, welche oft wie Lappen an den Berghängen kleben, nennt man Glebdker zw.eiter Ordnung oder secundäre Gletscher**).

Die Oscillationen der Gletscher. Das wechselnde El^oit, das in erster Linie die Existenz, in zweiter die GrossenTerhältnisse der Gletscher bedingt, ist die jährliche Niederschlagsmenge und der Gang der Wärme. Wenn auch fir jeden Ort die Werthe von beiden für einen längeren Zeitraum ziemlich constant bleiben, so sind doch von Jahr zu Jahr die Schwankungen nicht unbedeutend. Die Grösse dieses Factors ist auch verschieden nach verschiedenen Theilen des Gebirges, sowohl im Grossen, als auch im Kleinen. Verschiedene Hange desselben Berges haben oft ganz verschiedene derartige VerUUtnisse.

£s lässt sich bei' jeden; Gletscher ein Zustand der Massen- aosdehoung nach Länge und Querprofil denken, welcher ^ Mittel des Niederschlages und Wärme entspräche. Würden Jahr für Jahr beide sich nicht vom Mittel entfernen, so müsste ^t Gletscher an Dicke und Länge sich stets gleich bleiben. ^ aber sowohl Wärme als Niederschlag sich fast alljährlich einmal aufwärts, einmal abwärts vom Mittel entfernen, so l^um auch die Massenausdehnung des Gletschers nicht stets <)ie gleiche sein, sondern muss schwanken.

*) Als Beispiel vgl. die beifolgende Abbildung des Dorfer Gletschers. **) Vgl. hiezn das Titelbild (Darstellung des Welitzgletschers).

42 Richter.

Fällt in einem Winter mehr Schnee als im vorigen , ; wächst der Eiskörper, der sich aus dem Firnfeld vorschiel er wird mit dem wachsenden Querschnitt eine schnelle Bewegung erhalten ; er wird der Ablation mehr Masse entgege zusetzen haben, er wird sein Ende vorstossen.

Entgegengesetzt: kommen bei gleichem Winterschneefa in einem Sommer mehr Schmelztage als in dem vorigen, wird die Ablation tiefer greifen, der Gletscher wird schwinde sein Ende wird sich zurückziehen.

Die Gletscher oscilliren also, und die Ursache davon i das verschiedene Verhältniss, in welchem Winterschnee tu Sommerwärme zu einander stehen.

Stets sich wiederholend' ist die jährliche Schwankung d Gletschers. Im Winter ruht die Ablation fast gänzlich: d Vorrücken des Gletschers aber nicht. Derselbe muss dah im Frühlinge am massigsten sein. Es ist nachgewiesen, da zwischen einem und dem anderen Herbst ein Vorrücken ui Zurückweichen des Gletschers um mehrere Meter liegen kann^

Folgen mehrere Jahre aufeinander, welche eine Storui des Gleichgewichts der Factoren nach einer und derselb Richtung hin mit sich bringen, so wird die Schwankung ei grössere. Herrschen etwa in einzelnen Theilen der Alpen i ganzen Welttheile einige Jahre hindurch Regen und schlecht Wetter vor, so ist ein Anwachsen aller Gletscher die Folj Stehen aber einige Zeit die Wärme ober, zugleich vielleic die Schneemenge unter dem Mittel, so erfolgt ein allgemein Schwinden.

Ganz abgesehen von der sog. Eiszeit zeigt uns an schon unser Jahrhundert bereits eine gr össere solche Seh wankuo die sich zusammensetzte aus den gleichartigen Ueberschüss* vieler kleinerer. Bis etwa zur Mitte unseres Jahrhundei herrschte im Allgemeinen das Anwachsen vor; besonders d kalten und nassen Jahre 1815 18 (Hungerjahre in vielt Theilen Europas) brachten alle Schweizer und Tirol

*) Yergl. Schlagintweit , „Untersttchangen am Marzellgletscher i Oetzthar 1. c.

r

^

Das Gletscherpbänomen. 43

Gletscher zum Vorrücken. Seit zwanzig Jahren aber nngefahr sind alle Gletscher der Alpen in so bedeutenden Zurückweichen begriffen, dass sie „bald nur mehr Gespenster ihres früheren Selbst** *) sein werden. Zugleich aber ist fast in ganz Europa ein Hinansgehen der Wärme , besonders der Wintermonate, über die bisherigen Mittel zu verzeichnen**).

Dass derartige allgemeine Ursachen nicht bei jedem Gletscher in gleichem Masse ihre Wirkung äussern, hat seinen Grund in der nicht genug zu betonenden Abhängigkeit jedes einzelnen Gletscherindividuums von zahlreichen localen Umstanden.

Noch interessanter nnd anscheinend unklarer als diese regelmässigen Oscillationen aller Gletscher einer gewissen G^nd sind die Tereinzelten Vorstöse einzelner Gletscher, welche vor sich gehen, während die Nachbarn ruhig bleiben, die sich aber selbst in gewissen Perioden wiederholen und meist über das für solche Erscheinungen gewöhnliche Maass weit hinansgreifen.

Im ganzen Gebiete der Alpen sind solche Ereignisse

Torgekommen***). Am bekanntesten sind die Ausbrüche des

Brenva- nnd Getrozgletschers in der Schweiz, des Sulden- und

?emagigletschers in Tirol. Der letztere hat in den letzten

270 Jahren sechsmal sein Ende um etwa 1300 Meter Tor-

geschoben und hernach sich wieder auf sein altes Maass

snroekgezogen. Der Suldenferner hat sich von 1816— 18 nm

1328 m. verlängert, um fast ganz dieselbe Länge in demselben

Jahre auch der Laugtanferer-GIetscher. Der Gurgler-Ferner

wnchs 1717 fast um 2000 Meter f).

Die Erklärungsgründe dieser auffallenden Erscheinungen müssen naturgemäss wieder vorwiegend in localen Umständen

•) Tjndal!, .das Watsser". Leipzig 1873. Einleitung. ♦♦) Meteorologische Zeitschrift von 1870. Beobachtungen von Prestel in Emden.

*•*) Beispiele bei Mousson 1. c. p. 88 und 179. t) ▼ergl* Sonklar, Ueber den Zusammenhang der Gletscherschwankungen mit den meteorologische Verhältnissen. Sitzungsber. der k. Akad. naturw. Klasse XXXU. 1858 p. 169.

44 Richter.

gesacht werden ; doch lassen sich einige allgemeinere Norme auffinden.

Allen bisher genannten Gletschern (mit Ausnahme d( Gurgler) ist gemeinsam, dass der Ort des Hauptvorrücker ein steiler Abbruch ist, über welchen sich der Gletscher unt( grosser Zerklüftung mit ganz ungewöhnlicher Schnelligke hinabbewegt. Beim Getroz- und Sulden - Gletscher steigert sich diess bis zum Yollständigen Zerreissen des Gletscher Der erstere sandte über eine Felswand eine solche Menge ii Bagnethal, dass sich ein regenerirter Gletscher von 160 n Höhe und 260 m. Länge bildete*). Der Suldenferner vereinigl ^ich mit dem regenerirten Gletscher, den er am Fusse d( Legerwand angehäuft hatte, wieder ,• als sein Vorrücken* wuch Jetzt ist er wieder getrennt**). Auch der Vernagtgletsche pflegt an der Wand, über welche er hinabgerückt, zu zerreissei sobald das Vorschieben aufhört; der schuttbedeckte Rest bleil noch viele Jahre im Thale liegen***).

Fast alle genannten Gletscher, besonders der Suldenfemei zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein weites Firnfeld un «ine schmale Gletscherzunge besitzen. Schwankungen im Firr Zuwachs müssen sich bei ihnen ztärker zeigen, als bei anderei ähnlich wie bei einem Thermometer mit grosser Kugel un enger Röhre die Schwankungen sichtbarer sind.

Das Vorherrschen solcher Windrichtungen, welche einei gewissen nach einer Richtung exponirten Firnfeld besondei viel Schnee zuzuführen geeignet sind , kann yielleicht zm ersten Anwachsen des Gletschers Anlass geben ; sind dann di erwähnten günstigen Bedingungen vorhanden, so nimmt wol das Anwachsen ein so excessives Mass an.

6. Wirkangen des Gletschers.

Allgemeines. Die Geographie betrachtet die Erd als ein Ganzes und die einzelnen Erscheinungen auf derselbe:

*) Mousson 1. c. p. 88.

**) Sonklar, „der nenerlicbo Ausbrach des Snldenferners". Sitzb. de k. Akad. nat. KL XXIII. p. 370. / *♦♦) Vemagt-Literatar bei Sonklar .Oetzthal" p. 107.

Das Gletscherphänoxnen. 4&

haaptsScIilich nach der Richtung hin, wie sie zur Constitnirnng dieses Ganzen beitragen. Das Gesammtbild , welches so die Naturkräfte in ihrem Zusammenspiel liefern , ist aber kein anTeränderliches, sondern ein wechselndes ; denn nie ruht die Umgestaltung desselben und schon Tiele Male hat die Erde ihr Kleid gewechselt ; und zwar, wie wii wobl glauben dürfen, stets mit denselben Mitteln arbeitend , die ihr jetzt noch zu Gebote stehen. So werden wir auch an jedes terrestrische Phinomen die Frage richten dürfen, ob dasselbe etwa nicht blos an der Zusammensetzung, sondern vielleicht auch an der Veränderung des Bildes mitgewirkt habe oder mitwirke.

Die Beantwortung der Frage nach der historischen Tl^tigkeit der Gletscher, würde und zwar nicht blos wegen ihm Umfanges in den Rahmen dieser Darstellung nicht passen. Denn nur die jetzigen Gletscher-Erscheinungen der Alpen sollen hier beschrieben und erklärt werden. Nur das gehört hierher, was diese jetzt noch zur Umgestaltung der Erdoberfläche mit beitragen. Und diess ist nicht wenig.

Die Thätigkeit der Gletscher gegenüber der Erdfeste ist zweifach, eine transportirende und eine abschleifende. Beide Arten sind aber in demselben Sinne thätig, nemlich aus- gleichend und nivellirend. Sie weichen hierin nicht von dem allgemeinen Ziele ab, welches alles Wasser auf unserer ^rde den Dnebenheiten ihrer Rinde gegenüber zu verfolgen scheint.

Der Gesteinstransport. Moränen'*^). Ausserdem Sand nnd Staub, welchen der Sturm auf die Gletscher weht,. pflegen je nach der Yerwitterbarkeit des Gesteins von den Fekwänden und Kämmen, welche die Firnfelder umgeben, stets geringere oder grössere Steinpartien auf dieselben herabzustürzen. Auf dem Firnfeld werden bald die alljährlich übrigbleibenden Schneeschichten diese Getrümmer mit einer ünmer dicker werdenden Schneedecke überziehen , so dass

*; Ver^l. SimoDj „Gletscher und Flussschutt als Objekte wissen- ><^haftlicber Forsclmng". Mitthcilangen der Wiener geogr. Gesellschaft ^^2 Nr. 6, and derselbe „Die erosirenden Kräfte im Alpcnlande". Jahr- l'Qch des österr. Alpenyereins 1872.

46 Richter.

dasselbe stets eine nnbefleekte Schneedecke zeigen, im Innerem, aber eine Menge Gestein eingeschlossen bergen wird nnd zwair hauptsächlich an den Rändern.

Die Gesammtmasse des Firnes bewegt sich fortwährend abwärts und hiermit zugleich auch das eingeschlossene Gestein. So lange sich ein Stein oberhalb der Firnlinie befindet, hänfen sich über ihn immer grossere Schneemassen an. Sobald aber diese Linie überschritten ist, nehmen die Massen immer mehr ab, die früher alljährlich vermehrte Hülle schwindet jetzt jährlich mehr, und endlich wird der Stein zu Tage treten. Befindet er sich sehr tief, nahe dem Grunde im Firn ein- gebettet, so wird er erst bei oder nahe dem Gletscherende das Licht des Tages erblicken ; fiel er erst kurz oberhalb der Firnlinie herab, so dass nur eine oder wenige Jahresschichten ihn decken, so wird er auch wieder bald sichtbar werden. Schutt, welcher unterhalb der Firnlinie auf den Gletscher föllt, wird von Anfang an jeden Sommer wieder sclineefrei werden. Auf diese Erscheinung hin könnte man wohl versuchen, die Firnlinie zu bestimmen. Wenn ein am Gletscher liegender Stein das nächste Jahr nicht mehr sichtbar ist, so liegt er in jener Gegend, wo der Gletscher Zuwachs empfangt, also oberhalb der Fimlinie; wenn er umgekehrt wieder zum Vor- schßin kommt, unterhalb derselben, auf der Gletscherzunge.

Unterhalb der Schneelinie pflegen alle Gletscher an ihren Seitenrändern mit Schutt bedeckt zu sein. Dieser ist entweder erst kürzlich herabgestürzt, und nie von Firn eingeschlossen gewesen, oder nach und nach aus dem Eise heraus geschmolzen, mit welchem er aus höheren Gegenden herabgekommen war. Dieser Schutt, bestehend aus scharfkantigen unabgeschlifiTenen •Stücken jeder Grösse, bedeckt theils den Rand des Eiskörpers selbst, theils ist er in den Raum zwischen dessen gewölbtem Rande und den Wänden des Bettes hinabgefallen. Oft ist er in so Ungeheuern Massen vorhanden, dass er breite Wälle bildet, welche den Gletscher um viele Meter überragen und ihn wie mit Dämmen einrahmen. So weit er auf dem Eise liegt, hat er dieses vor dem Abschmelzen geschützt, und hat sich dadurch auf einen Eisrücken erhoben, ähnlich

'i

Das Gletscherphänomen. 47

wie die Gletschertische (siehe oben). Oft bedeckt er den Gletscher in solcher Breite, dass auf demselben kaum freies Eis sichtbar ist.

^f Man nennt diese Schattwälle Moränen, und jene,

^1 welche an den Rändern des Gletschers beiderseits hinlaufen: ^*'/ Seite n mor an en.

Hat ein Gletscher gegenwärtig ein kleineres Volumen als

frfiher, so pflegen die Seitenwände ded Gletscherbettes, welche

frei geworden sind, mit liegengelassenem Schutte so bedeckt

za sein, dass sie oft mehrere hundert Fuss hoch hinauf eine

grosse Moräne zu bilden scheinen.

Alle grossen Gletscher pflegen aus mehreren Eisströmen sich zusammen zu setzen. Die Trennung zwischen zwei solchen sei es, dass sie sich schon hoch in der Firnregion oder erst weiter unten als fertige Gletscherzungen yereinigen wird stets durch einen Felskamm oder eine Bergschneide henrorgebracht. Beide besitzen also am Punkte ihrer Ver- einigung eine Seitenmoräne, oder wenigstens das Material dazu, wenn auch noch im Firne eingeschlossen. An einer höheren oder tieferen Stelle also, entweder sogleich am Ver- eioigungspunkte, oder etwas abwärts davon, treffen die beiden Seitenmoränen zusammen, und verschmelzen zu einer sogen. Mittelmoräne.

Aus so vielen Eisströmen sich ein Gletscher zusammensetzt, so viele Mittelmoränen besitzt er, weniger eine. Sind die beiden Gletscherzuflusse gleich gross, so läuft die ihre Ver- einigungslinie bezeichnende Mittelmoräne parallel mit dem Ufer; ist der eine kleiner, so wird er von dem anderen bei Seite gedrängt, die Mittelmoräne verschmilzt entweder mit einer anderen oder mit einer Seitenmoräne.

Der Unter- Aargletscher zählt an einer Stelle 15 Mittel- moranen ; gegen sein Ende zu hat sich aber die Mehrzahl derselben bereits verloren und eine &st zusammenhängende Schuttmasse bedeckt das untere Ende des Gletschers.

Aller Schutt, welcher vom Gletscher getragen wird, und nieht im Verlauf des Weges an den Seiten abgesetzt wurde, muss sich am Ende des Gletschers anhäufen. Diese Anhäufung

^ Rlchoer.

lieisat die Endmorine. An Oirer Lag« erkeimt man am aller leiefatetten den Gang der OKiUationen eines tMetseben. Isfc sie klein., knapp am Gletscher anliegend, io ist derselbe iir^ Vorrdeken begrilfen; ist sie gross, und Ton dem Gletschenr dareb einen weiten ebenen Baum, der mit Trümmern beriL't. ist, getrennt, so zeigt sie. dass der Gletscher im Bae^^ange begriffen ist, and bezeichnet dnrch ihre Lage zugleich die Linie des weitesten Yorrückens des Gletschers.

Die Grosse der Schnttbedeckmig der Gletscher ist sehr rerschieden and hangt Ton der Brüchigkeit nnd Verwitterbarkeit der sie umrahmenden Felswände ab. ^HLhrend einzelne Gletscher feist ganz mit Schntt bedeckt sind (z. B. der ,,Tb5rI- gletscher'' im Eaprunerthal, Hohe Taaem), andere bei^bohe Seitenmoranen besitzen (der Saldenfemer im Ortlergebiet), sind andere fast ganzlich schattfirei; z. B. der grosse nnd schöne Umbalgletscher in der Yenedigergrappe (Hohe Tanern*).

Wirkungen des Transportes. An Felswanden nnd Felskammen, welche cnterhalb der Schneelinie sich befinden, bemerken wir, dass der Foss jeder Wand, jedes Kammes, oft bis zar Hälfte der Hohe derselben mit dem ron diesen herab- gestürzten Schattmassen umlagert und rerkleidet ist. Eki sind diess die Schatthalden und halben Schattkegel, denen mau besonders im Kalkgebirge sehr häufig begegnet und die in tieferen Lagen meist mit dichter Yegetation, Wald, bedeckt sind. In den Gebirgen, welche aus dem leichter zer&llenden Schiefer bestehen, sind die Flanken des Gebirges so sehr mit den abgewitterten Trümmern überkleidet, dass ihre Formen sanft und abgerundet erscheinen. Durch diese Ueberkleidung werden die bedeckten Felsmassen vor weiterer Yerwitterung geschützt und, abgesehen ron dem Spiele, welches das flieesende Wasser mit dem Schutte treibt, weitere Formänderungen gehindert.

Anders dort, wo die Gletscher stets den herabgefallenen Schutt auf ihren breiten Rücken thalabwärts tragen, und

*) Dieser besitzt hingegen allerdings eine sehr grosse, hoch an die Unke Thalwand hinanfragende Seitenmoräne.

I

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Das Gletscherphänomeo. 49

dadorch eine Anhäufung am Fusse der abbröckelnden Wand j anmöglich machen. Die stets nackt bleibende Felswand bietet der zerstörenden Einwirkung der Atmosphärilien stets neue ADgriffsflächen dar und dem Abbröckelungsprozesse wird erst dann Einhalt gethan, wenn der ganze Kamm verschwunden, oder die Wand in eine geneigte Halde verwandelt ist. Daher die farchtbare, sonst nirgends zu findende Schroffheit, Zackuug and Trümmerung der obersten Grate und Gipfel in der Schnee- region. Die Gletscher arbeiten also sehr ausgiebig an dem allgemeinen Werke der Zerstörung und Abschleifung des Alpenmassives mit, welchem alle Atmosphärilien mit solchem Erfolge obliegen. Hätten die Alpen keine Gletscher, so wären ihre obersten Kämme sanfter, geschlossener und theilweise höher.

Charakter des Gletscher schutt es. Viele von den einzelnen Gesteinsstücken, welche der Gletscher mit sich gefuhrt und an den Seiten oder am Ende seines Laufes abgelagert hat, sind während ihres ganzen Marsches, der viele Jahrzehnte, ja vielleicht Jahrhunderte gedauert haben kann, stets im Eise eingeschlossen gewesen, oder frei auf der Ober- flache fortgetragen worden. Sie zeigen daher keine besondere Veränderung ihres Aussehens : scharfkantig und frisch, wie sie der Frost oder eine andere Ursache vom Muttergesteine weggesprengt hat, liegen sie in der Moräne. Andere haben ein entgegengesetzes Schicksal gehabt. Vielleicht sind sie in den Zwischenraum zwischen dem Bette des Gletschers und der Eismasse gerathen. Dann wurden sie von dem langsam vor- rückenden Gletscher mit ungeheurer Gewalt gegen die Fels- wände des Bettes gedrückt, gerieben, rund gewälzt oder gar zerdruckt. Oder knapp beisammen liegende Stücke wurden über einander gopres^^t und gewälzt. Oder sie geriethen in eine Vertiefung des Grundes, und dann blieben sie dort vielleicht unversehrt, oder nur eine ihrer Oberflächen wurde von der vorbeistreifeudeu Eismasse mittels des dazwischen befindlichen Sandes glatt polirt, oder auch von anderen im Eise eingebackenen Stücken geritzt und gefurcht.

Ans so verschieden aussehenden Elementen sehen wie

B4.V. Altb.!. 4

50 Kicbter.

auch alle Ansammlungen von Gletscherschntt bestehen. Gros»^ scharfkantige Blöcke, vielleicht nur darch die Gesteinsar* A ihren Ursprung an einer fernen Felsklippe irgendwo im Hinter- gründe des Firnmeeres verkündend, liegen tief eingebacken ina feinsten „GletschermehP', dem unkenntlichen Reste ähnlichex Felstrümmer, die der Gletscher in feines Pulver zerrieben h&t. Nebenan liegen Stücke, allseitig, oder vielleicht nur auf einer Fläche glatt abpolirt ; die glänzende Fläche mit einigen feinen oder groben Ritzen durchzogen, die entweder unter sieb parallel laufen, oder auch leichte Biegungen und Verschiebungeo zeigen, wie etwa der Stein seine Lage geändert hat. Dazwischen vielleicht vermoderte Rasenstücke, wie sie der Gletscher an den Seitenwänden mit abgestreift; so li^en in der Moräne alle Formen bunt durcheinander: grosse und kleine, eckige und abgerundete Stücke, meist alles verbunden und überschmiert mit feinem, lehmartigen Schlich ; nirgends aber eine Sichtong oder so allgemeine Abrundung, wie sie bei Flnssgeschieben vorzukommen pflegt.

Der Boden unter dem Gletscher. Das in den letzten Jahren so allgemein und in so grossem Maassstabe eingetretene Zurückweichen der Gletscher hat allenthalben in den Alpen grosse Strecken, welche noch vor kurzem unter dem Eise begraben waren, blosgelegt. Oft finden wir jetzt Gletscherzungen von wenigen hundert Schritten Breite nnd einer ungemein verminderten Länge schuttbedeckt und in sich zusammengesunken mitten in einem Terrain liegen, welches weit an die Bergflanken hinan und thalauswärts, bis zu den scharfen Linien der alten Seiten- und Stirnmoranen deutlich und klar zu uns spricht, wie die Unterlage eines Gletschers beschaffen ist. Noch hat sich keine Vegetation ansetzen können. Der Boden ist allenthalben bedeckt mit den mannigfach gestalteten Schuttprodukten des Gletschers, wie sie derselbe bei seinem allmäligen Rückgange von sieh gestreut hat. Wo aber von vornherein oder durch die Ab- spülung des Glet^cherbaches, der den Moränenschutt weg- geschwemmt hat, der ursprüngliche Felsboden zu Tage li^ da sehen wir, dass auch über ihn die Last die er getragen

r T

Das Gletscherphänomen. 51

- - 1

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nicht spurlos dahingegangen ist. Keine Kante, keine Zacke ist mehr za sehen; alle Vorsprünge sind abgeschliffen. Be- sonders gegen die Stossseite za, gegen welche der Gletscher anrückte, sehen wir allenthalben Abrnndang und Glätteng, bis zur ToUendeten Polirung. Allenthalben aber auch jene Kritze, welche härtere oder kantige im Eise eingeschlossene Gesteinsfragmente, als sie vom Gletscher darüber hingeführt worden, hervorgerufen haben. Die vorherrschende Form der 'j sichtbaren Feispar tieen ist die convexer, abgerundeter Rücken, ^ Platten und Kopfe. Man nannte dieselben Rundhöcker*). i Ihre Form ist unverkennbar für den, der sie nur einmal

gesehen. Oft findet sich ihre dem Stosse abgewandte Seite V noch in ihrem ursprünglichem, unabgeschliffenen Zustande.

Wirkungen des Gletscherschliffes. Der letzt- erwähnte Umstand, den man jetzt so häufig beobachten kann, ist auch ein sehr sprechender Beweis dafür, dass man die schleifende Wirkung eines Gletschers auf seine feste Unterlage nicht überschätzen dürfe. Daran zu erinnern dürfte deshalb nicht unangemessen sein , weil eine grosse Autorität in Gletscherfragen, Tyndall, sich dahin ausgesprochen hat, als seien alle Thäler der Alpen von den alten Gletschern aus- gesagt worden**).

Schon die convexe Form der Rundhöcker beweist, dass nur Abrandungen von Yorsprüngen, nicht aber ein Ein- schneiden in den Fels stattgefunden hat, sonst müssten ja concare Formen vorherrschen. Das fliessende Wasser sägt Schnitte in den festesten Fels, erzeugt dadurch neue Angriffs- flächen, stört das Gleichgewicht : das feste Wasser glättet uud polirt nur.

*) Boches moatonn^es nannte sie Sanssure, da er sie, wie sie auf längvt vom Qletscber verlassenem Terrain aus der umgebenden Vegetation mit weissen Rücken hervorragten, mit liegenden Schafen verglich.

**} Der erste, der diese Ansicht ausgesprochen, war Prof. Ramsay, von welchem übrigens Tjndall in vielen Stücken abweicht. Die Literatur ist sehr reich, vergL Dollfus- Aasset I. Besonders glänzend widerlegt erscheinen mir diese Ansichten in dem durchaus nicht polemischen, sondern streng positiven Büchlein von Bütimeyer .Ueber Thal- u. Seebildung*". Basel 18G9.

4*

M^e jeder Gletscherfahrer aaf diese jetzt bloelie Terrains achten: eie werdeu ihm von GletscherwirkaDi lioher sprechen als jedes gedruckte oder gesprochene Besonders aber würde ich das Studiom Denjenigen emp welche über die Eiszeit und die erratischen Erscheii ans derselben sich za unterrichten wünschen : da ist Gelej in Ueberänss, den Blick dafür zu schärfen und das t Maass für diese Dinge zu gewinnen.

Der Zirknitzsee.

53

i

Ans der Zillerthaler Gruppe.

i.

Der Oreiner. Erste Ersteigung.

(3208 m. Kat. 3196 m. Sonkl.)

Von Prof. Dr. E. Zöppritz in Giessen.

(Mit einer IllastratioD.)

Ein vorwiegendes Interesse für die Formen der Erdrinde in ihrer Abhängigkeit von den Kräften, denen sie ihre Ent- stehung verdanken, hat mich auf meinen Alpenreisen stets zur Aufsuchung solcher Aussichtspunkte getrieben, die einen möglichst klaren Einblick in den Bau und die Gliederung einer einselnen Gebirgsgruppe gewähren, und ich habe fast ausnabinslos gefunden, dass bei den durch dieses Hauptmotiv besUomiten Wanderungen der Sinn für die Schönheit und Pneht der Alpennatur gleichzeitig volle Befriedigung fand; siiijd ja doch auch die berühmtesten Aussichtspunkte grössten- ÜheiLi solche, bei denen eine bestimmte nahegelegene Gruppe dasHaaptobject der Aussicht bildet. Besonders lehrreich wird em toleher Einblick meist dann, wenn der Aussichtsberg der Gruppe selbst angehört und von ihrem Hauptzuge im Bogen mi^liehst nahe umgeben wird. Dieser Eigenschaft verdanken Gornergrat, Monte Confinale, Kreuzspitze u. a. die grossartige und interessante Einsicht in ihre Gruppen.

Als ich mich im Sommer 1873 zu einem erstmaligen Besuche der Zillerthaler Alpen anschickte, war es meine nächste Sorge, einen Punkt ausfindig zu machen, der mir den Bau dieser Gruppe möglichst klar enthüllen könnte. Das

54 Zill er thaler Gruppe.

Stndiam Yon Sonklars trefiTlicher Monographie der Zillerthaler Alpen und namentlich der zugehörigen Karte lenkte meind Aufmerksamkeit schnell und mit Entschiedenheit auf deim Greiner, dessen Lage in der Mitte zwischen dem Zillerthal und dem Duxer Hauptkamm bei seiner bedeutenden, den Hauptgipfeln beider Kämme nur wenig nachstehenden Hohe eiae sehr vollständige Einsicht in den Bau der ganzen Gruppe unzweifelhaft gewähren musste. Was Herr v. Buthner in seinen Schilderungen „Aus TiroP^ über den Eindruck sagt, den er von diesem Berg erhalten, konnte die gewonnene Ueberzeugung nur befestigen. Die vielversprechende Lage dieses Berges scheint indessen noch keinen Alpenwanderer zur Besteigung veranlasst zu haben ; man findet zwar den Greiner unzähligemal als „das reichste natürliche Mineralienkabinet Tirols^^ und gleichzeitig als reich an seltneren Alpenpflanzen irepriesen, eine Besteiffunff desselben ist aber nirgends er-

bach, die deutschen Alpen H. S. 252 steht allerdings: „Man ersteigt den Greiner von der Alpe Schwemm ; etwas oberhalb derselben geht es rechts durch eine Felsenklamm hinan, an- fangs ziemlich gut, weiter oben beschwerlicher" and aas dieser alten Fundgrube meist zuverlässiger Nachrichten sind in einige neuere Reisehandbücher ähnlich lautende Notizen iibergegangen.

Als ich am 21. August 187 S mit meinem jüngsten Bruder von Mayrhofen aus das herrliche Zemmthal hinaufwanderte, mit der Absicht, unsere frischen Kräfte (wir hatten erst Tags zuvor das Flachland verlassen) am Greiner zu erproben, glaubte ich, auf die Richtigkeit diesei* Notizen bauend, dass wir ohne grosse Mühe unser Ziel erreichen würden, hoffte in- dessen trotzdem, den Greiner als Aussichtspunkt hohen Rangs erst noch „entdecken^' und bekannt machen zu können. Die Kenntniss der wahren Verhältnisse würde mich zwar nicht abgehalten, sondern vielleicht noch mehr angefeuert haben, die Besteigung zu unternehmen, doch würde ich Bedenken getragen haben, sie meinem 18 jährigen Bruder, der überhaupt

!

iSöppritz, Der Greiner. 55

zum ersten Male das Hochgebirg betrat, als ersten Versuch za empfehlen, nnd jedenfalls würde ich mich besser mit Pro- Tiant u. s. w. versehen haben.

Auf dem Wege von Ginzling zur Breitlahner Alpe erblickt man den Greiner zaDi ersten Male wenn man die Easerler Alpe betritt. Ueber dem Yereinigangspankt des Zemm- und Zamserihales thürmt er sich als eine riesige abschreckend ans- sehende Maner auf, die fast genau von Ost nach West ver- lauft und demnach nahezu senkreckt steht auf der fast süd- nördlichen Richtung, welche der zwischen dem Zemmthal und Schlegleisenthal enthaltene Gebirgsausläufer (Sonklar's Greiner- hmm) in seinem nördlichen Ende annimmt. Man sieht aber gleichzeitig von derselben Stelle aus, dass dieser nördliche Theil der in dem Breitenkorspitz (2945 m. Sonkl.^ culminirt, Ton dem eigentlichen Greinergebirge durch eine tiefe weite Einsenkung, die auf Sonklars Karte nicht deutlich zuerkennen i«t, getrennt wird. Der Grat des Greiner erscheint fast hori- zontal mit kleinen Zacken besetzt und es ist nicht wohl zu erkennen, dass das linke (östliche) Ende den höchsten Punkt bildet. In diesem scheinbaren Mangel an einer eigentlichen Spitze liegt wohl der Grund warum der Berg bisher noch Niemand zur Besteigung herausgefordert hat. Nähert man sich der Breitlahner Alpe, so kommt etwas mehr Abwechslung in das Bild und dicht bei derselben geniesst man den herr- lichen Anblick der auf dem gelungenen von A. Hansch gemalten Blatt „Die Breitlahner Alpe im Zemmgrund^^ in Grefe*s Album der deutschen Alpen fixirt ist. Das Bild scheint von einem Punkt westlich des Baches aufgenommen zu sein, unterscheidet sich jedoch nicht viel von demjenigen, welches man in dem Augenblick geniesst, wenn man auf dem gewöhnlichen Pfad von Ginzling her die Hütten der Breitlahner Alpe dicht vor sich zum ersten Male erblickt. Der Greinerkamm erscheint in Wirklichkeit noch etwas weniger nach rechts abgedacht als auf dem Bilde.

Ich übergehe unsre Erlebnisse auf der Breitlahner Alpe, wo wir die als Gasthans sehr primitiv eingerichtete „Jager- hnttn** gern im Besitz der an demselben Tage (wie überhaupt

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^4Ari^, . »«fA ft>*<rl«g*'r*-: F*licrii g»i*li*x bat 'Die ZSIer- Ü/Si^f K\y^u 5j, f:f^., dik« ai?ÄT T-vE E-stLcer •*. a. Ö-. richtiger *»4 ^f ^tf^tu^rifxyitik ^)uknnx vr>rdm i<t. Mas deht Tom Ofpfitr! «ri« <>; ir';kv«ff&0ijjp mr «ice Lftiidkarte unter sich it*^i(*^$t lUrfh^frk^füKw^nh i«t die in £i£t nnantcrbrochener Fl'i/;hi let^il «rr/if^^/rirtr^lxrode Bergseite, deren mittlere Neigang Y'/rii 't itMliß^f4^it Atfr .Scbwemmalp znm Greinergipfel 36^ be- ffäffTl. tUf$tit lU-^inn de« Aufstiegs znm Grawander Schinder iilit^fri *i/;h <l#fr Pfiul einem Wasserfall des Zemmbaches, der uftn Auft'h Au*. Krihnhffit seines Sprunges besonderen Eindruck mmSiU', Kr \ni veranlasst durch einen im steilgeneigten Ofiiöüiil/ifii liorixonial eingekeilten Block von dnnkelgrfinem

Wir hitil<;n das Glück, in der Waxegghütte sofort den ^«tNiirhfMi FHhri*r zu finden, der seine Bereitschaft erklärte, fiir 4 tl. iliif H«*Nii»igung des Greiner mit uns zu unternehmen. NaiilMli«in wir uns (Ib^r den Berg verstandigt hatten, den wir hmi'li Honklitr) di>n (S rossen Greiner nannten, während Josele ihmI iljn Honn««r (llM^rhaupt nur einen Greiner kannten nnd viiM ilni* l(nni*nnung desjenigen Berges, an dessen anmittel-

r!

. I

Zöppritz, Der Greiner. 57

barem Fusse sie wohnen, als Kleiner Greiner darchans keine

Eenntniss hatten, erfuhren wir za unserem Erstannen, das»

Josele nicht nur selbst den Berg noch nie erstiegen habe^

.1 sondern dass ihm auch überhaupt von einer Ersteigung dies-

-4 selben Nichts bekannt sei ; vielleicht könne er vom Schlegleisen-

r{ thal her erstiegen worden sein, wo er selbst einmal in ziem*

lieber Hohe an dem Berg herumgestiegen sei, um seinem

Geschäft des „Steinklaubens*^ nachzugehen. Jedenfalls meinte

I er, würde die Erreichung des Gipfels ihre Schwierigkeiten

j baben.

f Punkt 5 Uhr verliessen wir am nächsten Morgen das

[ gastliche Dach der Sennhütte, deren Stadel uns ein weiches Nachtlager gewährt hatte, überschritten rasch den ebenen ehemaligen Gletscherboden der Alpe, der von den Hirten durch mühsames Zusammenlesen der Steine dem Graswuchs zugänglich gemacht ist, und begannen sofort längs einem Bächlein, das in tüchtigen Sätzen dem Zemmbach zueilt und ihn nahe der Stelle erreicht, wo die Brücke den Weg nach Breitlahner auf die rechte Bachseite hinüberführt, steil bergan zu steigen. Nachdem der Bach überschritten, wendet sich der wenig kenntliche Pfad entschiedener westlich und erreicht eine schmale sumpfige Terrasse, deren Rand sich nasenartig gegen die Grawandalp hin vorstreckt und dort einen kleinen Teich trägt. Dieser Teich liegt ziemlich genau an der Stelle, wo Sonklar in seiner Karte eine Hütte markirt, gerade über dem W des Namens Waxegg. Auf dieser Terrasse, die gegen 500 m. über Waxegg liegt, gestatteten wir uns den ersten ruhigen Rückblick auf die Gletscherscenerie des Zemmthal- Schlusses. Die weissen von der kaum aufgegangenen Sonne gestreiften Kämme hoben sich in wunderbarer Pracht gegen den tiefblauen von keinem Wölkchen getrübten Himmel ab. Noch wenige Minuten über Alpenweiden bergan brachten uns auf die Höhe eines vom Schönbigler Hörn nach Nordosten ausgesandten, dann nach Nordwesten sich umbiegenden Aus- laufers, von wo aus wir in leichtem gegen Südost convexem Bogen etwa 120 m. niedersteigend die Schuttkare erreichteut welche die eigentlichen Stirnmoränen der schmalen von dem

5^ Zili^nhaler Gnifipe.

Omt cwiBcbeii Scbönbigler Hom und TaJgwikapf henb- kommenden Gletscher sind. Wohl «ine Stmde lang mu^ (»clurten wir ziemlich auf derselben Ifiohrpse über diese unangenehmen Sufin wüsten fort« beständig hilancirend und einen festen Tritt erspühend: dabei alte paar hundert Meter eiuen Gletbcherbac-h überspringend. Za unserer Reehten zogen sich diese Kare in massiger nnd nach unten abnehmeDder Neigung bis zu einer Art von Plateau hin. das zwischen dem eben erwähnten nnd einem Tom Greiner herkommenden Ans- laufer eiugeljettet liegt und Ton dessen Band die Bache, in einigen wenigen vereinigt, als die hohen von der Schwenmudpe aus H> sehr ins Auge fallenden Wasserfalle hinabstürzen. Wenn man sich dem Fuss der eigentlichen Pvramide des Talgenkopfes nähert, wird das Terrain unebener; wir über- schritten die tiefer eingeschnittene Schlucht des Abflusses aus dem Talgenkorgletscher und stiegen dann ziemlich steil empor zur blauen Zange des Greinergletschers. Der Greinei^letscher hat sein Firnbett in einer fast halbkreisförmigen Ausbuchtung des Talgenkopf und Greiner verbindenden Grates, der in Sonklars Karte falschlich ganz gerade verlaufend gezeichnet ifit. Der Pfeil dieses Kreisbogens ist nach Südwest gerichtet. Die Ablagerung grosserer Schneemassen wird begünstigt durch die Ablösung des eben genannten Ausläufers, der von dem Grat zwischen Talgenkopf und Grciner entspringt und die Begren- zung jener Firumulde nach Norden hin bildet. Sein Grat föllt jähe ab zu einem Sattel, über den ein Theil der Eismassen einen Ausweg nach Norden hin findet und vom Grawander Schinder aus als kleiner Gletscher sichtbar ist. Der Haupttheil des Oreiner Gletschers jedoch geht zwischen dem Talgenkopf und der weiteren Fortsetzung jenes Bergspornes zu Thal. Dieser Ausläufer ist auf Sonklars Karte offenbar dargestellt durch den die Zahl 67 tragenden Rücken, müsste aber, um richtig zu liegen, um seine volle Breite nach Nordeif verschoben werden und sich von dem Hauptkamm ungeföhr da loslösen, wo die letzte 0 der auf den Greinergipfel bezüglichen Zahl 10110 steht. Die Gletscherzunge hing über den oberen Band

Zdppritz, Der Greiner. 59

einer glatten unter 60 70^ geneigten Felswand, über die sie Yor Jahren herabgegangen war, bis aaf eine etwa 100 m. tiefer liegende, jetzt nur von wenigen Geschieben bedeckte Terrasse. Die eigentliche Stimmoräne lag in Gestalt einer langen Schntt- balde erst weiter unterhalb in die Schlucht hinab. Die Wand und die untere Terrasse waren glatt polirter Fels, über den jetzt das Gletscherwasser in vielen Adern hinabrann und eine Menge von Eisblöcken in allen Stadien des Schmelzprocesses bespülte, über deren Herkunft die frischen, im herrlichsten Blao prangenden Bruchfiächen des oben hängenden Eisrandes keinen Zweifel liessen. Obwohl erst 2 starke Stunden unter- wegs, machten wir doch hier als beim letzten anzutreffenden Wa&jer eine viertelstündige Frühstiicksrast. In dem Gletscher- wasser, das wir tranken, glitzerten die kleinen Glimmer- blättchen im Sonnenschein wie zahllose Silberpunkte.

Um die Höhe des eigentlichen Gletschers zu erreichen, stiegen wir an der Berglehne seines Nordufers, einem aus feinem, fothbraunem Gletscherschlamm bestehenden Abhang von min- destens 45^ Neigung hinan, der vereinzelte Grasschöpfe und zahlreiche, sehr hübsche Alpenpflanzen, unter anderen Rauten Dnd Edelweiss trug. Ich bedauerte hier schon, mehr noch im Weiteren Verlauf der Besteigung meine gänzliche Kenntniss- losigkeit in der Botanik. Der Pflanzenreichthum dieses Berges ist ausserordentlich. Der Gletscher, den wir schweisstriefend erreichten, Hess sich erst einige hundert Schritt weiter oben aber die glattgeschliffenen Felsen seines Ufers betreten und gewährte trotz vieler Spalten für eine starke Viertelstunde einen guten und allmählichen Aufstieg. Als jedoch die Steil- heit und die Zerrissenheit, welche Anfangs abnahm, wieder starker wvrde, benutzten wir eine günstige Brücke, um wieder auf da« nördliche Ufer zu kommen, über dessen geglättete FeliM^n wir steU emporklimmten, bis wir den Gletschersattel erreicht hatten, der einen Theil des Eises aus dem grossen Fimbecken gegen Norden hin abfliessen lässt. Ich war über- rascht, hier eine fast horizontale Ebene von etwa 200 m. Länge und 30 m. Breite zu finden, die theilweise von Eis und Schnee entblSsst war. Erst von hier aus gewann man einen deut-

CO

Zillerthaler Gnippe.

lieben Einblick in das obere Firubecken, über dem die « Pyramide des Talgenkopfs sich aufthörmte. Der Grat, W' es im Bogen begräuzte, ragte nur als niedriger aber i Felskranz übei' den Scbnee empor, erst gegen den Greim dnrch einige scharfe Spitzen mit zwiscbenliegenden Sei unterbrochen. Gerade vor uns, jenseits des Sattels, stie Äoslänfer, anf dessen Kamm wir standen, in nenem A empor nnd zeigte nns auf Stirnaeite und Profil abscbre glatte Felswände, doch war die Stelle nicht mehr fern, am Hauptgrat des Gebirgs wurzelt, lieber seinem rc Abbang zeigte sich, in unangenehmer Höhe und Steilbei

Der Grcinerkamm von der Schwarzensiein-Alpe aus.

Nacb dH Natu

r und utif Hol.

S,VorgipW(Scl.u .. S. Grsincrfcrn.

I»r}. 3.S<:bute >r. S. „Nuc". S

. 4.TalE«nkopr. G. Kinn von Scfa

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Zöppritz, Der Greiiier. 61

Ziel unserer W&nderang. Zu uDserer Rechten schoss das Eis mit Zunehmender Steilheit nach der Tiefe; seine Wölbung «chnitt auf höchstens 100 Schritt dem Blick die weitere Ver- folgung des Abhangs ab und über dem Eishorizont erblickte man nnvermittelt in schwindelnder Tiefe den Zickzackweg I des Grawander Schinders.

I Nach dem Plane, den ich mir, gestützt auf die genaue

I Belrachtnng des Bergs bei seiner Umgehung für die Bestei- r gong entworfen hatte, wären wir nun kühn gerade aus auf die f Felsnase, die uns entgegensprang, zugesteuert, um sie zu «fklimmen und von ihr aus den Hauptgrat in der Schulter 2Q erreichen , die man im oberen Zemmthal aus links unter der Spitze sieht

Eine Schneezunge zieht sich von jenseits des Gletscher- ttttels in die Felsen hinauf und deutet den Ausgang einer teilen fiunse an, die für spätere Besteiger den Weg abgeben ffioss. (Wir kamen durch dieselbe herunter.) Josele aber, der wie gesagt auf der Schlegleisen-Seite des Greiners früher schon herumgestiegen war und desshalb wohl mehr Vertrauen auf die Möglichkeit der Besteigung von jener Seite hatte, sachte vor Allem über den Grat des Gebirgs hinüber zu kommen. Ueber die Stelle, wo dieser Grat am vortheil- haftesten zu erreichen war, konnte kein Zweifel obwalten. Dicht links von der Stelle, wo jene Felsnase sich vom Grat ablöst, liegt eine scharf eingeschnittene Scharte, zu welcher sich das Fimfeld zungenartig bis vielleicht 30 m. unterhalb des Sattels hin erstreckt. (Diese Scharte ist sehr deutlich von der Schwarzenstein-Alpe aus zu sehen). Wir banden uns an das Seil, weil der Firn schon etwas erweicht und bedenk- liche, wenn auch seltene Spalten sichtbar waren, und folgten nnserem Fahrer erst fast eben bis gegen die Mitte des Firn- beckens dann halb rechts allmählich stärker ansteigend gegen die Scharte zu. Der Schnee war von vorzüglicher Beschaffen- heit zum Steigen, das Seil aber sehr am Platze, da verschiedene kleine Einbrüche stattfanden. Als wir halbwegs waren, er- blickten wir etwa 500 Schritte vor uns einen feisten Gems- bock, der gemächlich denselben Weg wandelte, den wir auch

C2 Zillerthaler Grappe.

SU verfolgen gedachten. Bald hatten wir seine Spar and gingen ihr nach. Sein Marschtempo war über den Schnee wenig rascher als das onsrige, als er aber Ton der äossersten Bpitze der Schneeznnge ans die Felsabi^tse betrat, die ihn noch vom Uebergangspankt trennten, da sprang er in einigen mächtigen Sätzen die Strecke hinauf, die uns 10 Minuten harter Arbeit kosteten.

Auf der zweiten Hälfte des Weges hierher hatten wir uns immer mehr den glatten Wänden jener Nase genähert, an welche sich der Band des Schneefeldes in steilen glatten Böschungen anlegte. Als wir die Scharte erreichten, erhielten wir sofort Aufschluss über die geologische Bildung des ganzen Gebirgsgrates. Die krystaliinischen Schiefer, aus denen er besteht, streichen genau senkrecht gegen den Verlauf des Grates. Da die Schichten unter 70 75* gegen Süden ein- fallen und am Ausgehenden theilweise noch fächerförmig aufgeblättert sind, so muss natürlich der Grat ein sägenartig zerhacktes Aussehen haben. Einzelne Platten ragen hock empor und lassen neben sich tiefe Scharten. In einer solchen, befanden wir uns etwa um 9 Vt ^' Fast die ganze Südhälfte des Horizonts, mindestens 120®, waren uns durch eine riesige Gneissplatte verdeckt, die in der Form eines gleichseitigen Dreiecks etwas überhängend dicht neben uns emporstieg und etwa 20 m. höher ihren Scheitel hatte. Nördlich gegen den Greiner zu bildeten die Schichtenköpfe erst ein paar niedrigere Stufen, dann aber wieder einige hohe scheinbar unersteigliche Platten, deren Ränder nach Westen hin völlig senkrecht, nach Osten in mehreren sehr steilen Absätzen abfielen und nach dieser Seite hin sich in den mehrerwähnten Ausläufer fort- setzten, dessen südlichen Wände durch die natürlichen Schich- tungsflächen gebildet werden. Der Blick, der sich uns nach Osten auf den Schwarzenstein und Löffler, sowie auf die drei herrlichen Eisströme des oberen Zemmgrundes eröffnete, war schon hier von unbeschreiblicher Pracht. Nach Westen hin konnten wir von der Gletscherwelt des oberen Schlegleisen- thals noch nichts sehen, wohl aber streifte der Blick sehen über das Pfitscher Joch hinüber nach der Stubaier Gruppe. Yen

Zöppritz, Der Greiner. 6S

der Scharte zieht sich nacb der Schlegleisenseite eine Runse von ähnlicher Form, wie die von uns passirte, aber von viel be- deutenderer Lange hinab. Soweit wir sie überblicken konnten, schien sie mindestens ebenso steil, ihre Gaugbarkeit durch weit mehr Gesteinstrümmer, die die Wetterseite anzeigten^ höchst problematisch. 100 120 m. tiefer entzog sich ihr weilerer Verlauf dem Blick, der von da unvermittelt auf ein Schneefeld hinabsank, welches über 300 m. tiefer die sanfteren Böschungen des Berges bedeckt, der dem eigentlichen Greiner und dem zum Talgenkopf hinziehenden Grat als Piedestal dieni Es füllt gleichzeitig einen Tbeil des Winkelraumes ans, der zwischen dem letzteren Grat und der vom Gipfel am unter ÜLst rechtem Winkel nach Westen umbiegenden Felsnmuei* des Greinerkamms eingeschlossen ist. Unser vier* beiniger Wegweiser hatte den Abstieg auf dieses Schneefeld I jedenfalls gefunden, denn wir sahen ihn im schnellsten Tempa I Sber dasselbe hineilen. Jenseits des Winkelraums wurde der weitere Blick in die Thaiestiefe wieder durch den Abfall der 6reinermauer gehindert, deren äussersten westlichen, von einem Steinmann gekrönten Eckpfeiler wir sehen und auf etwa 250 m. höher als unsre Scharte schätzen konnten.

Während wir von 9'/«** 10^ rasteten, war Josele gegen besten hin etwas abwärts zur Recognoscirung ausgegangen, luun aber mit der Meldung zurück, nach dieser Seite werde es nicht gehen. Er stieg nun über die Stufen hinauf, um den Wenig versprechenden Versuch zu machen an der Ostseite des Grates die Plattenkanten zu umgehn, blieb aber schon nach 20 Schritt mit einem eigenthümlich kurzen tiefen Pfeifen stehni das im Verlauf der nächsten 2 Stunden noch öfters sich wiederholte und jedesmal die Unmöglichkeit in der ein» geschlagenen Richtung vorzudringen andeutete. Ich hatte mir indessen die uns zugewandte Oberfläche der Platten betrachtet und war zu dem Entschluss gekommen, den Stier bei den Hörnern zu fassen. Gerade hinauf! wurde nun die Parole. Der erste Angriff gelang über Erwarten gut. Von der schein- bar glatten Platte hatten sich einzelne Lamellen abgeblättert deren scharfe Kanten dem Fusse hinlänglichen Halt gewährtea

^4 Zillerthaler Grappe.

ond eine Art Treppe bildeten , deren Stafen freilich nur 5 10 cm. Breite anf 1 m. Höhe hatten. Rasch wurde eine Höhe erreicht, die uns eine freie Aassicht nach Süden ge> stattete. Der grossartige Gletschercircas Ton Schlegleisen blendete uns formlich beim ersten Rückblick über die Spitze der Platte, die uns so lauge das Schönste verhüllt hatte. Doch ohue Aufenthalt ging es weiter. Es begann nan eine der anfregeudsten und mühsamsten Kletterpartien, die ich in meiner Gebirgspraxis durchgemacht habe. Der einmal gewählte Weg anf der höchsten Kante des Grates mnsste unweigerlich eingehalten werden. Nach links aosweichea konnte man an keiner Stelle, hier war der Absturz der Plattenkauten völlig senkrecht, manchmal überhängend. Der Grat erschien auf dieser Seite bis auf etwa 60—80 m. Tiefe.« wie abgeschliffen, Selten ragte eine Plattenkante weiter hinaus als die andere; nur die Spalten zwischen den Platten anter- brachen jene allgemeine senkrechte Schlifffläche und gestatten wie durch Schornsteine öftere Durchblicke hinunter auf die Schutthalden und das Schneefeld. Nach rechts hin konnten wir bisweilen den Grat auf einige Schritte weit verlassen, weil die Neigung hier bisweilen nur 55** betrug. Die Wechsel- lagerung verschieden harter Schieferschichten führte uns aber immer nach wenigen Schritten wieder eine auch nach rechts weit und mit steilem Rande vorspringende Platte vor Augen, die nicht um klettert, sondern nur überklettert werden konnte. So kletterten, ritten, rutschten und balancirten wir denn, durch den Bergstock mehr gehindert als unterstützt, diese Reihe von Plattenspitzeu entlang, die in den manig- faltigsten Formen, meist zahnstocherähnlich, oft abgebrochen und auf der Bruchfläche verdreht, selten umgefallen liegen geblieben und eine Brücke gebend den oberen Greinergrat bildeten. In den ersten drei Viertelstunden kamen wir stark empor und erreichten einen Culminationspunkt des Grates, die schon erwähnte „Schulter^^ Sie bildet den eigentlichen Ansatzpuukt der Achse des „Ausläufers^^ und erst von ihr aus fiel der Blick wieder tief hinab ins Zemmthal und anf den Steilabfall der höchsten Pyramide des Greinergipfels gegen

Zöppritz, Der Greiner. 65

die Schwemmalpe zu. Ich habe mir anf dem Hin- nnd Rückweg den Berg auf die Möglichkeit einer directen Basteignng von jener Alpe aus betrachtet (wovon Schaubach spricht) ; ich glaube aber nicht, dass Jemand unternehmen wird, diesen Hang, der anf bWJT zwischen 55® und 60® Neigung hat, zu erklimmen. Eher dürfte es möglich sein, von dort aus auf den Eissattel zn gelangen , um von da die Richtung uusres nachmaligen Bockwegs einzuschlagen.

War schon auf dem Wege bis hierher mehrmals Joseies Pfiff ertont, so schien Avenige Minuten nach Erreichung dieses ersten Erfolgs unserem Streben ein definitives Ziel gesetzt. Die Schulter, die vom Schinder aus gesehen als oben gerundete Ueine Kuppe erscheint, setzt erst nach einem auch von unten ins bemerklichen kleinen Absatz wieder zum Grat an. Dieser Abgatz erwies sich als eine vollkommen glatte, senkrechte Plattenwand von etwa 6°" Höhe. Unmöglich , sie von der Seite zu umgehn ! unmöglich, hinabzuklettern oder hinabzu- fringen, denn unten ist auf dem Grat kaum Platz um zu stellen. Wie ein Messerrücken schiesst die Kante der Platte anter mehr als 60^ Neigung rechts hinab, drüben begleitet rem einer schmalen Schuttrinne , die überall 3 4 m. von ihr absteht. Vor uns lag der Grat, der sich in ähnlicher Zer- Bplitterang, aber in sehr massiger Steigung zum Gipfel hin- EOg. Wir hatten alle drei die Ueberzeugung , dass die Er- steigung gesichert sein würde, wenn diess Hinderniss über- wunden werden könnte. Hierzu konnte nur das Seil helfen. Josele stemmte sich fest hinter die Spitze der Platte und nnd liess uns Einen nach dem Anderen schwebend hinab. Der Kacksack folgte; dann legte Josele die Mitte des Seils nm die obere Zacke der Platte, &sste die beiden Hälften fest insammen und glitt so ohne Unfall zu uns herab. Das Seil liess sich dann am einen Ende ohne Schwierigkeiten herab- dehen. Dasselbe war etwa 15 m lang und reichte doppelt ^ommen bis 1 m über den festen Standpunkt im Sattel. Dhne dasselbe würde unsre Besteigung nicht gelungen sein, lenn wir wurden zu einen Umweg von mindestens einer,

M.V. Abtk. I. 5

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|P^»n. (*> .m '^ioiiikia ^1*3, tua xi^l SasipsL ft£%p«miidte Zeit

A 11« MXL ixxi«*irj!=::rs. v^ "«^ir t32§ xxx bet&nden, giDg es «ut^'ju«); v-j»i^ iv^", iiCiS* v-'rrigyasitf &xf gmngbaier unter* .Kug^. tocLX 'i^nt^ jT^rxe Sirciü:^ iua ^mggfrAi fort, darauf be- np^xx ^v»r nn *rr''z^Si. ^.-hrriLggi Zfe££»s eine Strecke des ^rr^jk. c^ jts. ü c^ aZk!f«ü-i=zL§iie t^eBssdiiieii mius. Nock jtuMjnL;^« «niVZLtie cu CMÖiSLklSe» PferJec nnsres Pfiidfinders vitc iÜMcmal srab «< ker-rzi Asfv-«:^^. al« wieder and wieder Ci^ '^f>tTf9#^ Spitzie der säebn^s Zade :oft wie an einem Kj^Vrr?A :;2i:jf zs erkiimmen nnd Ton ürr ans die nächsten, s. f. M^iur «w« <!dcmai masste ich. in sehmenhaftem Spaltsitx auf ^f^^ r^iXi^. mit unwillkürlxchein Liebeln an die S^nabenseit x/bT^^d^Xiben. wo man bisweilen ans Mntbwillen rittlings die h^iUmA dnes Staketenzannes entlang; geklettert war.

Tf'Azdem alle Anfinerksamkeit dem Fortkommen aoge- wa/^dt w^en mosste, konnte uns doch die ganz nngewShnlich /iitAT^i««uit4^ Ekschaffenheit der Gesteine, die wir bestandig ^idbt yftßt Augen hatten, anmöglich entgehen. Die Hauptmasse d^^ Or^inergebirges besteht, wie fa^Bt der ganze Zillerthsler uuA DüxtfT Hauptkamm. aus Gneiss. Derselbe ist jedoch qoer iHf^ da« GreinermassiT Ton anderen Varietäten der krystalli- fii^;b^m HtAiMar durchsetzt. Die geologische Karte in Sonklars M//fiographie gibt Hornblendegestein an. Eis sind aber ausser H//rnbl«nd<;schiefer noch andere Gesteine bei der Zusammen- Mrt^ufig dieses Grates betheiligt. Schon aaf den Schattkaren am Vutmts der Gletscher hatten wir frische Geschiebe von Chloritschiefer und einige Stacke ächten Serpentin gefunden, die atier vom Talgenkopf herzustammen schienen ; als wir den Hauptgrat erreicht hatten and Ton der Scharte aus hinan- kleiierten, fanden wir eine ganz erstaunlich bunte Wechsel-

Zöppritz, Der Greiner. 67

lag^img verschiedener Schieferschiebten. Bis zur „Scholter^^ herrschte ein Gestein von röthlich-gelblicher Grnndmasse mit fein vertheilten Glimmerblättchen and Hornblendekrystalleu ond nnzähligen hellglänzend rothen Granaten vor ; also ein Glimmerschiefer. Die Granaten waren selten grosser als 2-3 mm im Durchmesser und sassen äusserst fest im Gestein, so dass die Brachflachen des Letzteren, sowohl die parallel zur Schiefernng als auch die senkrecht darauf, stets durch sie hin- dorch gingen und dem sauber und fein aussehenden Gestein den Anschein gaben, als sei es mit Blutstropfen bespritzt. Sie flassen meist so dicht, dass auf jeden Quadratcentimeier wenig- stens einer kam.

Diese Schichten wechselten gegen den Gipfel hin immer haofiger mit Hornblendegesteinen von sehr manuichfaltigem Aussehen. Vorherrschend waren Schiefer von weisser oder ganz hellgraugrunlicher Grundmasse, kreuz und quer durch- setzt von den schönsten Strahlstein-Nadeln. Ich habe fast r^lmassige Sterne mit 10 12 cm langen Strahlen gesehen und grosse Platten mit den schönsten Zeichnungen. Beide Gesteine, dieses und das vorige würden zu Tischplatten, Brief- beschwerern und anderen Gegenständen der Eunstindustrie Terarbeitet ohne Zweifel sehr viel Glück machen. Durch üeberhandnehmen der Hornblende wurde diess Gestein oft ganz donkel, doch immer nur in dünneren Schichten. Dem Gipfel zu scheint der Grat wieder mehr aus Gneiss zu be- stehen. Das Gestein des Gipfels selbst schien mir Hornblende- gneiss zu sein. Diess wird genügen um zu zeigen, dass ein kleüenider Geologe reiche Ausbeute am Greinergrat machen kSnnte.

Wir waren allgemach so gewohnt, nachdem wir eine Spitze überklettert hatten, eine zweite höhere vor uns zu sehen 9 dass wir schliesslich gar nicht vor der höchsten Spitze m stehen dachten, als wir von einer etwas breiteren, an kleinen Trümmern reicheren Stelle des Grates eine steile Pyra- mide von wild durcheinander geworfenen Blöcken vor uns anfirtaigen sahen, deren Zinne w^en einiger horizontal überstehenden Platten schwer erreichbar schien. Ein über-

68 Zillerthaler Gruppe.

raschtes nnd freudiges Hurrah ertonte desshalb Ton meinen Lippen, als ich Toransteigend ans gebückter Stellung zwischen zweien dieser Platten auftauchend g^enüber in die Tiefe blickte. In 3 Schritten stand ich auf dem Gipfel, auf dem Fnsse gefolgt von den beiden Gefährten. Die Yermnthnng, die sich mir schon während unsrer 2 stündigen Eletterparthie aufgedrängt hatte, zeigte sich bestätigt ; der Gipfel bot keine Spar früherer Besteigung, obwohl seine Beschaffenheit zur Errichtung eines Steinmannes geradezu auffordern musste. Der Greiner- gipfel besteht aus 3 parallelen unter 75^ nach Süden fallen- den etwa fussdicken Gneissplatten, deren etwa V> '/«m breiten Zwischenräume mit kleinen Gesteinstrümmern gefüllt sind. Ueber diese ragt die mittlere Platte mit ihrer oberen. Kante wie eine natürliche Bank am meisten vor. Der Gripfel selbst bildet den Wendepunkt für den Grat der bisher etwa 20^ von der Nordrichtung nach Westen abweichend verlaufen war, nun aber kurz nach Westen hin abbiegt und etwa 120^ mit seiner früheren Richtung einschliesst. Diese weitere Fortsetzung des Grates ist die Greinermauer, die man Ton der Breitlahner Alpe aus sieht; sie läuft nun fiEUit mit dem Streichen der Schieferschichten und hat desshalb vom Gipfel aus gesehen ein ganz anderes Aussehen als der bisherige Theil des Grats. Die oberen Plattenkanten selbst bilden auf längere Strecken den Grat, der in Folge dessen häufig nach Norden überhängt. Etwa 40 m vom höchsten Gipfel liegt ein zweiter, der nur 2 3m niedriger ist ab jener, dann sinkt die Höhe der Mauerkante allmählich, unter- brochen Ton tiefen Scharten, bis sie im Westen mit einen ziemlich selbständigen Gipfel ihr Ende erreicht, um dann tief zu dem Sattel über dem Breitenkor abzufallen. Dieser äosserste Westgipfel mag 100 m niedriger als der höchste sein. Er trägt einen Steinm'ann, denselben den wir schon von der Scharte aus erblickt hatten und ist vielleicht der früher gemessene Gipfel des Greiner, von dem Schaubach und Trautwein sprechen und dem Letzterer 9839', Ersterer nur 9042^ zuschreibt. Die Wahrscheinlichkeit, den einen Gipfel vom andern aus erreichen zu können, schien uns sehr gering.

Zöppritz, Der Greiner. 69

So erschöpft wir waren, als wir genau am die Mittags- sUnde den Gipfel betraten, so riss uns doch die Pracht des Randgemäldes das sich nun auch nach Westen und Norden endiloss, zu den lebhaftesten Ausdrücken der Bewunderung hin. Es ist unmöglich für eine Gebirgsgruppe, wie die Ziller- thaler einen günstigeren Standpunkt zu finden. Die Doppel- kette, in deren Winkelhalbirungslinie wir stehen, enthüllt ihre innersten Falten, und die bedeutende Höhe des Standpunktes gestattet, jeden einzelnen Berg, jede Schlucht, jeden Gletscher Tom Gipfel bis zur Thalsohle zu verfolgen. Der Greiner ist ein Gruppen-Aussichtspunkt ersten Ranges. Unbeschreiblich gronartig ist der Blick auf den Theil des Hauptkamms, der die Ursprünge des Zemmgrundes und des Schlegleisenthales enthält. In einer Flucht steigt aus dem Südrand des grossen Schlegleisen-Gletschercircus die steile glatte Wand des Be- lierrschers unserer Gruppe, des Hochfeiler, empor. Nicht der mindeste Zweifel kann entstehen, dass ihm diese Würde zu- kommt. Nach Westen schiebt er eine wenig niedrigere Schulter vor, die Grasespitze, die in schön geschwungener CurTe zum Oberbergsattel, über dem gleichnamigen sehr stark durch Abschmelzung reducirten Gletscher abfallt. Von diesem Sattel steigt der Grat in raschem Anlauf zur Felsnadel des Hochsteller empor, dessen Höhe mir indessen nicht bedeutender erschien als die unseres Standpunktes, obwohl sie Sonklar mit 157' mehr angibt. Von der südwestlichen Fortsetzung des Hanptkamms erschien rechts vom Hochsteller nur noch ein sehr Tereinzelt herTortretender Berg von interessanter Form, ein Doppelhorn mit Eissattel zwischen beiden Spitzen. Ich hielt ihn anfänglich für das Wildkreuz musste mich aber Termittelst der Karte überzeugen, dass dieses durch den Hoch- steller gedeckt ist, und dass es der Steffian sei. Blendende Reflexe der Mittagssonne schickte der Schlegleisengletscher herüber, das tadellose Weiss seiner amphitheatralisch sich aufbauenden Fimterrassen war nur von blinkenden Spiegeln unterbrochen. Ueber seinen Rand erheben sich nur wenig die zierlichen Schneespitzen des Ewis und Weisszinth. Fast in Eins mit dem Schlegleisengletscher floss der Furtschaglgletscher^

70 ZiUerthiler Grvppe.

dessen unterer Theil nns indessen theilweise Terdecl Den östlichen Band des Circns bildet der massige S€hne< des Hochmösele, dessen Schneekappe nach dem Wax« überhängt. Vor ihm stehen, alle ihr scharfes Profil z< die Spitzen des Greinerkamms, die Talgenköpfe and das bigler Hörn. Gerade über diesem erscheint der Roi spitz nnd über ihm die äosserste Spitze des Thurne Nun folgen überragt ron den Tielgestaltigen Hornspits herrlichen Eisgebilde des Zemmgrondes, Wax^g-, Koi und Schwarzenstein-Gletscher, über Letzterem der Schv stein selbst, zn dem man den ganzen W^ mit aller lichkeit mit den Augen verfolgen konnte. Ueber den zum Grossen Mörchner ragte das ehrwürdige Eishat Löffler herüber. Mit den schroffen Felsspitzen des Mc beginnt ein Stück Kamm von so bedeutender Höhe, < dem tieferen Eindringen des Auges in die Firnregioii Floiten- und Stilluppthales Schranken setzt ; wo aber der wieder etwas sinkt, übersieht man nun parallel hinterei drei mauerähnliche Kämme, den Ingentkamm, den Mc kämm und den Floitenkamm, lauter scharfe und fasi recht erscheinende nur durch vereinzelte 2jackeu unterbi Gräte. Ueber sie erbeben sich von dem nördlichen der Gruppe nur die kühnen Zinken der Reichenspii dem Vorgipfel und der Wildgerlosspitze. Die breite Pj der Ahornspitze mit dem Ahorukamm bildet dann den zont Auf der ganzen jetzt beschriebenen Strecke i Hauptkamm nahe und hoch genug um alle östlich ur lieh liegenden Gebirge zu verdecken. Nur an einer e Stelle, über der rechten Schulter der Hornspitzen, ste Bergstock mit feinen scharfen Firnlinien zu impon Höhe empor; es ist die Hochgall mit dem Ruthnerhor sanftgeneigten obersten Kämme und die straffen gläi Falten, in denen das Firngewand von ihren steilen I herabfallt, geben diesen Bergen etwas sehr Charakteris dem Gedächtniss sich Einprägendes. Ich erkannte sie später augenblicklich wieder, als ich sie von der Scha Krimmler Tauern aus erblickte.

Zdppritz, Der Qreiner. 71

Uachen wir nun Kehrt, so haben wir den Olperer, den Gal- minationspnnkt des Daxer Haaptkamms, gerade vor nns; einen oiehtigen Felsbau, aus schimmernden Eisfeldern emporragend, h schon geschwungenen Elislinien läafi; von da der Kamm nach Nordosten über die Gefrorenen -Wandspitzen zum breiten Sdineedom des Ri£Pler fort, verliert dort plötzlich etwa 300 m an Höhe und setzt sich dann mit breiten, wenig an Höhe ▼erschiedenen Gipfelformen bis zum Grünberg fort, der steil gq;en Mayrhofen abfallt und eine wundervolle Aussicht haben miMR. Links an den Olperer schliesst sich, mit ihm zu einer Muse verwachsen, der Fnssstein an, dann nach einer tiefen Scharte die elegante Schrammacherspitze und die Hohe Wand, hinter welcher der Kamm nach Westen zurücktritt. Ganz besonders grossartig ist der Eindruck, den der Duxer Haupt- hmm in seiner Gesammtheit macht. Man übersieht diese Riesenmauer in ihrer ganzen Länge und Höhe. Ein Augen- aofschlag genügt um uns von dem Thalgrunde des Zemmthales ond 2^amserthales mehr als 2000 m höher zu versetzen auf diese mächtigen Gipfel, von deren Vorhandensein der Wan- derer in der Tiefe der Thalspalte von Mayrhofen zum Pfitscher Joch gar kein Augenzeugniss erhält. Die ungeheure Berg- irand enthüllt uns alle ihre geheimsten Schluchten und Pfade. Die Wege zur Besteigung ihrer Gipfel lassen sich vollständig übersehen.

Auch der Duxer Grat lässt im grössten Theil seines Verlanüs keinen Blick jenseits dringen, nur über seine rechte Schulter schauen einige Felsgipfel des nordwestlichen Theils der Gruppe und der Kalkalpen herüber. Von um so wunder- barerer Wirkung ist nun aber der Durchblick über das Pfitscher Joch. Mit wahrer Erquickung glitt das von Schnee geblendete Auge hinunter über die waldigen Hänge des Pfitscher Thals, hinüber über den Jauffen, das Passeyer ent- laug und in die weite Mulde des Vintschgaus über welchem die Ortlergruppe, für uns leider in kleine Wölkchen die einsigen an diesem unvergleichlichen Tage gehüllt, den Blick auffangt. Wunderbare LichtefPecte gaben die dunkeln Kuppen der Samthaler Gruppe zwischen den duftigen Thälern,

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Su^.h ^iniff erntmaligen Bundschan überliesaen wir nns fimn iMMtim nach Bnhe und nach Speise nnd Trank. Leider k^ftittUi da« iMziere nur höchst nnToUkommen befriedigt wiffdiffi. Kinti einzige Flasche Bothwein mosste for 3 lechzende Oaiirii«fii ausreichen. Ausgeruht und frisch gestärkt machten wir iiriM dann un die Errichtung eines mächtigen Steinmanns, woxii Malnrial in Masse vorhanden war und der sehr standfest

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Zdpprits, Der Oreiner. 73

in and auf den höchsten Theil der Mittelplatte fandamentirt iverden konnte.

Zar YerYolIständignng der Besteigung wurde alsdann Doeh die zweite, fitst ebenso hohe Spitze bestiegen, zu der uns «ine Staketenkletterübung der schon gewohnten Art in 5 Mi- nnien hinaberbrachte. Man überblickte von hier aas etwas Tollständiger die weite, tiefe Senkung, die den Greiner von der Fortsetzung seines Grates nach Norden trennt, und das sie aasfollende graue Breitenkor.

Doch der Führer mahnte zum Aufbruch, weil man nicht wissen konnte, was auf dem Rückweg noch bevorstand. Um Pji^ begannen wir also wieder unsere Gratkletterei abwärts. Die Hittagssonne hatte inzwischen durch ihre erwärmende Wirkung auf die südwestlichen Felswände einen vertikal auf- stehenden Luflstrom von solcher Heftigkeit erzeugt, dass uns durch die Spalten von unten her beständig die Rockschösse emporgehoben und fest an den Oberkörper angedrückt wur- den, in welcher Lage sie oft mehrere Minuten lang verharrten. Der Marsch bis zur Schulterwand, der nun, wo der Blick beständig in den Abgrund zu beiden Seiten gerichtet war, noch erhöhte Anforderungen an die geistige Kraft stellte, mirde mit grosser Behutsamkeit glücklich zurückgelegt, nur dass etwa halbwegs meinem Bruder der meist sehr hinder- liche Alpstock entglitt und in wilden Sätzen auf den vier- eckigen vom Schinder aus sichtbaren Schneefleck zuschoss. Kurz über ihm blieb er horizontal zwischen 2 Felsen hängen und wurde von dem mit Steigeisen sich bewaffnenden, Stock und Rucksack zurücklassenden Führer aus etwa 120 m Tiefe mit augenscheinlichster Gefahr wieder geholt, während wir in den unbequemsten Stellungen ohne ein Glied rühren zu dürfen (um Steinfall zu vermeiden) oben am Felsen klebten. Von der Schalterwand an stiegen wir auf dem schmalen Schattband längs der Plattenkante etwa 120m abwärts, die letzten 20 m in einem von 2 Platten gebildeten Kamin von Schalterbreite und 60^ Neigung. Dann konnten wir den Rand des Plattenkamms umklettern und überwanden von da ans in der nächsten halben Stunde wohl die gefahrlichste

74 Zillertluaer Gnippe.

Stelle ansrer ganzen Tonr, indem wir längs der rasend st Gneisswand, die von der Schalter herabschiesst, hinklette wo oft anf 10 15m vorwärts und rückwärts kein ! Stein zu sehen war, weil nirgends Platz für einen sol war and aasserdem über ans die Wand oft überhing, j lieh erreichten wir den oberen wenig geneigten Backel „Nase*\ des Ansatzes za dem vielerwähnten Aasläafer konnten mit wahrer Erleichterung ansere Blicke von danklen Abgrand gegen den Schinder losen und hinc gleiten lassen zu dem weissen Firn des Greinergletsc! Der Nase gen Osten folgend and über die Anfange der gli zam Gletscher abschiessenden Wänden allmählich tiefer gend erreichten wir endlich eine steile, mit lose liegei Geroll gefüllte Ranse, die gerade über dem Eissattel in < mit diesem zasammenfliessenden Schneezange endigte, verlockende Abfahrt über den massig harten Firn bis den Sattel hätte fast eine Katastrophe herbeigeführt, ii mein Bruder dieser Beförderungsart ungewohnt im bc Zuge war, auf dem Rücken liegend doch noch links ScHinder hinabzufahren, wenn nicht der absichtlich von vorausgeschickte Josele, fest mit den Steigeisen sich einha ihn 20 m tiefer aufgehalten hätte, was ihm mit knappster ] gelang. Nach längerer wohlverdienter Rast auf dem S stiegen wir, weil Josele eine zweite Rutschparthie auf Gletscher vermeiden wollte, leider längs der Felswand dem Gletscher bis zu dessen Ende hinab, was viel schwiei und bei meines Bruders erschüttertem Nervenzastand gel lieber war. Doch kamen wir auch hier mit Vorsicht Ziel und trafen um GVt*" Abends wohlbehalten vor der \ egghütte an» wo wir, da die Sonne schon Vs Stunde si unterging, zum zweiten Male das Heu aufsuchten, um an Morgens früh thalaus zu wandern.

75

IL Ersteigung der Beichenspitze.

(3294-. N. A.)

Von Max von Frey in Wien.

(Mit einer ülastratioD.)

Der Reichenspitze ist bereits darch ihren ersten toaristi- schen Ersteiger Hrn. Paul Grohmann^) eingehende Würdigung wider&hren. Ich werde mich daher mit Ausserachtlassung des topographischen Details auf das beschränken, was ich den Ansfabmngen Grohmahn*s etwa noch beiznfagen fnr gut finde und auf nnsere Erlebnisse , insofern sie für die Entwicklung onserer ganzen Tour von Wichtigkeit, für die Eenntniss des Tiroler Führer wesens vielleicht von Interesse sind.

Mit meinem Frennde Dr. S. aas Wien and meinem Bru- der Richard war ich am 4, September 1872 in Zell. Wir fimden hier für unsere Projecte keine Führer und wandten 008 nach Gerlos, um den Bezirksförster Unterrainer anfzu- SQcheD. Als er mit seinem GoUegen Forstwart Hnber in die Wirthsstube trat, beide kräftige Männer mit jenem offenen, iingezwungenen Benehmen, welches Jägern zumeist eigen ist, nuichte er anfangs einen recht günstigen Eindruck auf mich; wenn ich aber erwartete, dass er (der kühne Eröffner des Weges durch das Schönachthal) mit Freude oder doch mit ^em gewissen Interesse auf unsere Pläne eingehen würde, 80 hatte ich offenbar von ihm zuviel des Guten erwartet. Erst nachdem wir einen salbungsvollen Bericht der ersten Ersteigung, gemischt mit anderen guten Lehren, geduldig an- gehört hatten, erklärten sie sich bereit uns zu begleiten, be- gehrten aber, da das Vertrauen in unsere Leistungsßihigkeit nicht das grösste zu sein schien, unbedingt den alten Hochstaffl (Haller Peter) als dritten Führer wir werden später sehen ^h mit guten oder schlechten Gründen. Es mochte sie zu ^eser Forderung Gepäck war keines zu tragen wohl

*) Zeitschrift des D. A. V. Bd. II, 8. 109 ff.

76 Zillerthaler Gruppe.

der Umstand bewegen, dass Haber, wiewohl er sich vc als Führer gerirte, doch des Weges unkundig war ; jedeni blieb uns keine andere Wahl als zu bleiben oder eiuzuwilli und so wählten wir das letztere als das kleinere der bei üebel.

Um 2** Früh brachen wir von Gerlos auf und gingen Laternenschein bis zur Baustein- (nicht Pastein- *) Hii Zahlreiche, oft regelmässig gestaltete Gneissblöcke (von welc die Hütte gebaut und benannt ist) machen von hier an Weg schlecht uod beschwerlich, so dass es räthlich sei auf das Tageslicht zu warten. Ich hatte während des genügend Zeit mich zu überzeugen, dass diese Alpe zu eii Nachtlager vollkommen geeignet sei und ich konnte ni recht begreifen, warum die Führer die Fremden nicht einen Yorsprung aufmerksam machen, der ihnen den ol diess anstrengenden Tagmarsch um mehr als 2 Stunden Um 7^ 15"" standen wir am Schönachgletscher und nach Uel schreitung eines kurzen 27® geneigten Eishanges auch sc am Firnfeld desselben.

Unser Reisegefährte, schon seit einigen Tagen unw fühlte sich so schwach, dass er die Fortsetzung der T aufgab; wir mussten ihn leider scheiden sehen, ohne spi wieder mit ihm zusammen zu treffen. Die Führer treni sich ungern und als wir uns ihrem Ansinnen, den Gefähi in dem öden Kar allein zurückzulassen, entschieden wi( setzten, trat Unterrainer zurück, theils aus Rücksicht Hnber, theils wie er später Dr. S. gestand, weil er froh nicht von der Partie zu sein (!).

Erst nach einer langen und ziemlich lebhaften Debi wurden wir wieder flott; das Firnfeld bot, den tiefen, müdenden Neuschnee und einige bedenkliche Schneebrüe abgerechnet, keine Hindernisse; um 9*" 30*" standen wir dem Kamme zwischen Schönach- und Zillergletscher und blickten zum ersten Male die Gipfel des Hauptkammes.

*) Orohmann a. a. 0. S. 116.

▼. Frey, Die Beichenspitze. 77

Der Zillergletscher und speciell dessen Firnfeld ist durch- nicht ,,eben wie ein Tisch^^"*); es hat ganz artige Steil- bange und Neigungswinkel nnd entsprechende Schrunde, nur gegen die Wildgerlosspitze nnd deren südlichen Yorgipfel zieht M ~ ohne jedoch den Charakter eines Firnbeckens jemals zn leläognen - sanfter hinan, nm sich über die Scharte zwischen beiden mit dem Euchelmoosgletscher zu verbinden. Das anf- Ulende an dem Firnfelde ist die Hohe, bis zn welcher es reicht f über welche die genannten Spitzen nnr noch etliche bandert Fnss hinausragen.

Ueber den erwähnten Schneesattel, von welchem man die Rdehenspitze, das langersehnte Ziel, znm erstenmale erblickt^*) ond hinab in die tiefe Mulde des Euchelmoosgletschers führte unser W^. Hier verloren wir auch noch Hochstaffl, den sweiten und zugleich letzten Führer, der des Weges kundig wtr. Mit Brillen nicht bewaffnet, hatte er schon früher über Angenschmerzen geklagt, jetzt wurde er völlig schneeblind, unfähig weiter zu gehen, band er sich los und legte sich in Schnee, mit dem Versprechen nachzukommen, sobaM er besser fühle. Noch öfters während wir die (bis zu 50^) rteile Firnschneide zum Gipfel hiuanstiegen, riefen wir ihm nif aber keine Antwort kam zurück, und so betraten wir lenn mit einem einzigen und noch dazu mit dem am wenigsten ^rientirten der drei „unumgänglich nöthigen*^ Führer Punkt 2^ die Spitze. Oben schüttelten wir Hrn. Dr. Gussenbauer nd seinem wackeren Führer J. Rainer aus Neukirchen die Snde***).

*) Grohmann a. a. 0. S. 117. «

**) Siehe beifolgende Zeichnung.

***) Sie hatten den Weg über die Ostseite, durch das Rainthal ge- Jüt imd damit neuerdings einen Anstieg eröffnet, der von Hm. Wallner, nfinann in Wien, zuerst ausgeführt wurde, über den aber, soyiol uns er- lerfidi, noch nichts veröffentlicht worden ist. Von dieser Ersteigung iirt auch der riesige Steininann her, der die Spitze krönt, der erste und aige den sie getragen. Die kurzen Daten der Tour sind: Vom immler Tauemhaus, als Nachtquartier, wendet man sich westlich, durch I Baintbal erreicht man den Beichenspitz-Qletscher , zuletzt steil und (hi unsehwierig durch Felsen den Gipfel (5—6 Stunden).

78 Zillerthaler Gruppe.

Die Aassicht von der Reichenspitze nicht lohnend zu nennen^) ist schwere Verleamdnng. Gerade der Umstand, dass sie aasserhalb des Hanptkammes, also nicht „in seiner Längsrichtung* * steht**) ist von grossem Vortheile fHr die- selbe und sie entgeht dadurch einem Uebelstande, an welchem viele bekannte nnd gerühmte Aussichtspunkte in unseren Taueru leiden. Während sich nämlich der Hauptkamm in Folge der ziemlich gleichen Richtung, die er einhält, vom Yenediger, von der Dreiherrenspitze, zum Theil selbst vom Glockner gesehen zu einem verworrenen Knäuel hinter einan* der aufragender Spitzen verkürzt, profilirt er sich von. der Reichenspitze in seiner ganzen Schönheit, mit seinem zackigen Spitzen, seinen Schneehäuptern und Gletschern zu. einem ebenso instructiven , als malerischen und grossartigen. Bilde. Diese günstige Stellung zum Hauptkamm, durch dessen Lücken die Spitzen der Riesenfernergruppe, die zackigen Häupter der Dolomite herüberschauen, der umfassende Bliclc auf den Zug der nördlichen Kalkalpen, die Lage des Gipfels im Mittelpunkte einer zwar kleinen aber an landschaftlichen Effecten und kühnen Formen überaus reichen Gruppe***), die Steilheit und Zerissenheit des Kammes, welche den Einblici: in drei Thäler gestattet: Zillergrund, Wilde Gerlos und vor allem als Glanzpunkt des ganzen Bildes in das Erinunler- Achenthal mit seinem wild zerschründeten Gletscher nnd dem denselben krönenden Gipfelkranz, alles vereinigt sich, der Reichenspitze unter den Hochgipfeln der Tauem- und Ziller- thalergruppe einen Platz ersten Ranges anzuweisen.

*) Grohmann. a. a. 0. S. 120.

**) Ein Blick auf die Karte genQgt um meine Behauptung su recht- fertigen. Um Zahlen, das untrüglichste Kriterium, zu gehen : Eine Gerade Ton der Reichenspitze zum Löflfler gezogen schliesst mit der YerlaufarichtBiif des Zillerthales Hauptkammes einen Winkel yon 15^ ein; eine weüeve zum Olperer gezogen trifft den Duxer Hauptkamm unter 36^. Dazu steht die Beichenspitze in der Oeffnung des Winkels, den die genannten Kamme mit einander hilden. Noch günstiger stellt sich das Verh&ltniss zur Venediger- gruppe. Eiue Linie Beichenspitze-Venediger verschneidet sich mit der Langenaxe derselhen unter 48^.

***) Sonklar, Zillerthaler Alpen S. 6 u. 7.

V. Frey, Die Beichenspitze. 79

Am Fusse der Spitze und bei Hochstaffl wieder ange- kommen war es das erste, dass ich die Führer in höchsten Ungnaden entliess. Sie hatten nns wahrlich schlecht gedient und die Nachlässigkeit ihrer Ausrüstang hätte leicht unsere Plane Yereiteln können. Rainer übernahm jetzt die Führung und wir merkten bald, dass wir an den rechten Mann ge- kommen waren. Wir trabten den Kuchelmoosgletscher, so ziemlich seiner Längenaxe folgend, hinab, wandten uns durch einen kleinen Abbruch desselben und verliessen ihn nahe seinem Ende. Nicht weit davon stürzt das Thal in einer ge- waltigen Stufe ab, deren Rand von zahlreichen Wildbächen tief gekerbt, deren Fläche von Gletscher-Geschiebe jeden Alters und Kalibers wahrhaft übersät war, ein sprechendes Zeug- niss for den starken Rückgang des Gletschers. Wir waren ZQ weit an den Rand vorgegangen , mussten desshalb einige dieser Klammen und die in ihnen brausenden Bäche über- Ntzen und fanden dann am linkseitigen Gehänge einen be- inernen Abstieg zur Thalsohle und weiter hinab in den Zillergrund, den wir um 5** erreichten.

Der W^ von Häusling nach Mayrhofen ist ein augen- fälliger Beweis für das Talent, welches die Tiroler zu Weg- banten besitzen. Nachdem man kurze Zeit von Häusling ab- wärts gewandert, verengt sich das Thal, der Weg windet sich am Gehänge hinauf, als wollte er die Wolken erreichen ond ruht nicht eher als bis er in dem 800' höher liegendem Brandberg angekommen, um von dort wieder 1400' tief in schönen Schlangenwindungen nach Mayrhofen hinabzusteigen.

III. Erste Erstelgnng der sfldl. Gefrorenen-Wand-Spltze

10333' 8.z/ 3266".

Von Mai von Frey in Wien.

(Mit einer Illostration.)

Durch Verschiedenes aufgebalten, verliessen wir Mayr- hofen erst um 3^ 30"* Nachmittags. Wir hatten uns wenig um den W^ gekümmert, der uns noch bevorstand, wir wussien nur, dass wir heute die Zamserhütten erreichen

80 Zillerthaler Gnippe.

wurden, denn der morgige Tag war für den Olperer bestin Es wnrde daher schon bedenklich spät, bis wir Giozi erreichten und noch hatten wir weder Proviant noch ei Fahrer, welchen wir neben Rainer, dem jedoch die Geg gänzlich fremd war, anzunehmen gedachten. Nach eii solchen erkundigten wir uns denn sofort, jedoch o Erfolg. Der eine suchte am Gletscher Erystalle, der am war auf die Alm gegangen, ein dritter hatte bereits i Wort zu einer anderen Partie gegeben kurz es £Etnd i keiner und man schien auch keine grosse Lust zu hal die am nächsten Tage beginnende Jagd und die damit i bundenen Festlichkeiten zu versäumen. Trotzdem Hessen uns von unseren Plänen nicht abschrecken, wir wollten morgigen sicher schönen Tag nicht nutzlos verlieren i warben wenigstens einen Burschen an, der uns als Wegwe in die Zamser Alpe und zu gleich als Laternen träger dienen sol Um 7*" 30"" erfolgte der Aufbrach. An&ngs noch b letzten spärlichen Tageslichte, bald jedoch bei Laternensdi ging es bis zur Alpe Breitlahner ganz leidlich fort, von 1 aber begann auf dem anerkannt schlechten Wege*) und dem unruhig flackernden Lichte der Laterne ein Stolp< welches uns die ganze Stimmung verdarb. Endlich schien uns eine Ewigkeit zu sein erreichten wir um 1 1*" die Zamser tten. Der freundliche Senn machte gute Mi zum bösen Spiel, er richtete sogar noch ein treffliches alpi Soaper und nachdem wir unseren Wegweiser, der unverschä] Ansprüche machte, abgelohnt hatten, krochen wir für eii Stunden ins Heu, um Kräfte zu sammeln für den morgi Tag. Um 5^ 15" waren wir schon wieder auf den Bei und stiegen das westliche Thalgehänge hinan, einem schms Pfade folgend, der zwischen Krummholz sich durchwand i welchen der Senn uns als denjenigen bezeichnet hatte, zur Gefrorenen Wand führe. Denn diess war der eini Name, auf den er überhaupt reagirte. „Olperer", „Weg

*) Vergl. Schaubach: Die Deutschen Alpen II. Auflage Jena 1 2. Bd. 252 ff. Die Alpen im Hintergrund des Zamserthales werden Pfltsch aus betrieben.

V. Frey, Gefrorene-Wand-Spitze. 81

tie Riepen"*) n. dgl. wareu ihm alles unbekannte Dinge. Die geographischen Kenntnisse dieser Leute gehen leider nicht töher hinauf als ihre Kühe steigen, soweit diese kommen, werden sie für jedermann gute Wegweiser sein , man wird sieh aber vergeblich bemühen, darüber hinaus von ihnen etwas ZD erfahren. , Wenig über der Thalsohle stiessen wir auf eine zweite Hütte, ; Hessen darin den grossten Theil unseres Gepäckes zurück und ; setzten in der eingeschlagenen Richtung unseren Marsch fort. i Erst noch durch Krummholz, dann über steile Grashalden auf- \ steigend, bekamen wir bald hoch über uns einen Gipfel in Sicht, i einen massigen Felsklotz, der uns seine Breitseite in Gestalt ; einer dunkeln' Wand zeigte , auf deren nörlichem Ende die böchste Spitze thurmartig aufsass. Es schien zweifelhaft, dass diess der Olperer sei und die Befürchtung, auf unserem Wege zuweit nordlich gerathen zu sein, wurde durch die Karte gerechtfertigt. Zu langen Reflexionen war jedoch keine Zeit. Rüstig stiegen wir aufwärts, au dem Ende eines kleinen Gletschers (kleiner Rippengletscher, Sonklar) oder besser an dem Trümmermeere, das derselbe über die Thalwand herab- geworfen, wurde Halt gemacht und ein Frühstück einge- nommen. Ueber lockeren unsicheren Gries und grobes Ge- f5Ile erreichten wir den Gletscher, welcher fast klüftelos und ^on massiger Steilheit (Maximum 35^) gerade nach aufwärts überschritten wurde. Vom Eise kamen wir auf den Schnee and hielten nun Kriegsrath, wie wir weiter gehen sollten.

Das Firnfeld des Gletschers stiess ober uns unmittelbar an den Fnss unseres Gipfels, der seinem wandartigen Charakter trengeblieben war, zu unserer Linken aber einen Felskamm ra Thal sendet, welcher den Gletscher im Süden begrenzt; in der Bucht zwischen beiden zog sich eine Schneerinne bis som Grat empor. Der Felskamm wetteiferte an Wildheit ind Zerrissenheit mit dem Gipfel und jetzt, da die warmen Strahlen der vormittägigen Sonne manches eisige Band losten, las Sbe^ Nacht noch die Trümmer gehalten, prasselten häufig

*) Tiaatwein.

Bd.V. Abth.1.

82 Zillertlialer Gruppe

Steinregen auf den Gletscher nieder. Wir konnten ofiPenba zwischen zwei Wegen wählen. Der eine fahrte n -w. über di Risse und Leisten der Wand , der andere s.-w. über besag! Schneerinne und dann n. über den Grat zum Ziele. Im erste Augenblicke würde sich wohl jedermann für den zweiten ei klärt haben. Betrachtete man aber den zum Gipfel führen den Grat genauer, so zeigte er sich so m'irbe, so zerisse und verwittert, dass seine Ueberschreitung uns viel Mühe ui Zeit gekostet hätte, mindestens ebensoviel als der Aufstic durch die Wand, die, wenn auch nicht gerade einladend, doc nicht unüberwindlich schien. Mein altes Vorurtheil gege Gratklettereien wurde wach und freudig begrüsste ich Rainer Ausspruch: Er glaube, dass es über die Wand nicht gar 2 schlecht gienge. So glaubten wir unter den gegebenen ün ständen den weisesten Beschluss gefasst zu haben; er wa gerade der verkehrteste. Hätten wir den Weg durch di Rinne eingeschlagen, so hätten wir vom Kopfe derselben de Olperer erblickt und noch rechtzeitig unseren Plan ander können.

Die gegen uns in massigen Winkeln einfallenden Schichte der Wand boten zahlreiche Felsleisten, deren Wandstufen wi gufc zu überwinden hofften; nur an einer Stelle zeigte siel eine bedenkliche Lücke; glatt war die Wand, nur durch ein> senkrechte von Wasser glänzende Rinne gespalten, die nn entweder zum Siege verhelfen oder zurückschlagen musste.

Wir giengen sofort an die Arbeit. Sie war gleich z Anfang wenig reizend. Die Felsbänder längs deren wir nn aufwärts bewegten waren häufig von Wasser überrieselt, vo Steinschutt allenthalben überdeckt und zum Ueberfluss nac aussen abschüssig. Jeder Schritt brachte einen Haufen Trümme ins Rollen, lawinenartig mehrte er sich im Abstürzen übe die steile Wand und ein dumpfer Krach, der vom Firnfei herauftönte, belehrte uns über das uns bevorstehende Schiel sal, wenn wir unvorsichtig wären. Endlich kamen wir a die Rinne. Eine kurze Recognosciruug ergab die üumög lichkeit anderswo durchzudringen und glücklich zwängte sie Bainer, mit Händen und Füssen arbeitend und behend wi

T. Frey, Gefrorene- Wand-Spitze. 85

eine Katze jeden Vorsprung benützend, nach oben. Sobald sich besserer Halt bot folgten wir am Seile. Es war in dem festen Gneiss das Klettern nicht so übel , der Kamio ging aber unten in's Bodenlose und ein Fehltritt war unbedingt zn Tenneiden. Nach mehreren solchen Absätzen war die Rinne überwunden und wir befanden uns auf einer zweiten Gallerie von Felsleisten, welche stufenartig übereinander auf- stiegen. Die Schichtfiächen wurden immer breiter und in dem Masse an Gerolle reicher, die Neigung (welche in der Rinne 78^ betragen hatte) nahm sichtlich ab und alle Anzeichen sprachen dafür, dass die Höbe nicht mehr allzuweit entfernt sei. Meine Ungeduld nicht länger zähmend eilte ich, die Gefährten hinter mir, dem Kamme zu. Der Blick hinab in's I Doier Thal, die umfassende Rundsicht, die unser Gipfel als I der zweithöchste der Gruppe gewähren rausste ich war i zn neugierig, als dass ich länger hätte warten wollen. Wie gross war daher mein Erstaunen, als bei den letzten Schritten im SW. eine herrliche Felsnadel (Schrammacherspitze) und bald darauf ein nicht minder stolzer Doppelgipfel (Olperer und Fnssstein) mir gegenüber auftauchten, welche alle meinen Standpunkt gewiss um 500' überragten. Nun war mir alles Uar. Etwas kleinlaut theilte ich den Nachkommenden meine Entdeckungen mit und mit dem lebhaften Gefühle der Ent- taoschnng und der Selbstanklage wegen Leichtsinnes blickten BTf zu unserem Nachbar hinüber. Wir wollten heute noch Pfitsch erreichen und kehrten ihm daher den Rücken , um auf die letzte Zinne unseres Gipfels loszugehen, die uns noch am ca. 30' überragte. Aus riesigen mannshohen Gneissqnadern fa^t regelrecht aufgebaut und auf den schmalen beiderseits abstürzenden Kamm hinausgeschoben, glich er einem Thurme mit aufgezogener Zugbrücke, an seinem Fusse in chaotischer Verwirrung die Trümmer gestürmter Bollwerke Es kostete einiges Suchen, um in Rissen und Ritzen des Gesteins einen Anstieg zu entdecken, doch um 12**, d. h. nach dreistündiger Kletterei in den Wänden, hatten wir die südliche der beiden Gefrorenen- Wand-Spitzen besiegt*).

•) Es ist origiucU, dass den Gefroreucil- Wand-Spitzen nun schon

6*

84 Zillerthaler Gruppe.

Wir hielten sie für eine jungfränliche Spitze und die Abwesenheit eines jeden Wahrzeichens, mit welchen sonst Bergsteiger ihre Anwesenheit zu manifestiren pflegen, bestärkte uns in dieser Meinung. Von der Aussicht, die wir in grosster Klarheit genossen, interessirte mich namentlich der Einblick in das Gefüge des Duxer Kammes. Unser Gipfel, in einer scharfen Ausbiegung des Kammes gegen Osten stehend, bot 1 ezu gute Gelegenheit. Dagegen verwehrte das eben hinge* streckte Firnfeld der Gefrorenen Wand den Einblick in das Duxer Thal, von welchem nur die obersten Weid^runde sichtbar waren. Als ebenbürtige Genossen stellten sich uns die Felspyramide der nördlichen Gefrorenen -Wand -Spitze (10356') und im NO. der Riffler entgegen, eine pralle Fels- wand dem Zemmthale, eine sanfte Firnhalde dem Dnxerthale weisend. Weitaus den grossartigsten Theil der Bundsicht bildet die Fortsetzung des Kammes gegen SW.*); aus tiefer Depression steigt die stolze Felsnadel der Schrammacherspitze „die zierlichste Gipfelbildung der Gruppe"**) bis zu 10716' empor, so steil und schroff, dass keiti Schnee an ihr za haften vermag; über ihre Schulter lugt die Sägewand herüber, aber an Majestät und Höhe alle übertreffend steht uns gegenüber der Olperer mit seinem kecken Nebengipfel, dem Fussstein, seiner dreieckigen Nordwand und den Gletschern, welche seinen Fuss umwallen. Zu Füssen liegt uns das Zemmthal, ein wohlthätiger Ruhepunkt in dem wechselvollen Bilde, darüber in langer Reihe die Spitzen des Zillerthaler Hauptkammes, aufgerollt bis in seine letzten Schlupfwinkel, bis zu den Firnen seiner Gletscher liegt das Schlegleisenthal vor uns and draussen jenseits der tiefen Furche des Pfitscherthales steht die Wilde Kreuzspitze als mächtiger Eckpfeiler. Da- zwischen aber sehen die Gipfel der Veuedigergruppe, reckt

zweimal die Ehre angetban worden ist mit dem Olperer verwechselt la werden. Vergl. Son1clar*s ,,Die höchsten Berge in den Zillerthaler Alpen" Jahrbuch d. Oest. A. V. Bd. 1866. S. 95 und Sonklar ,, Zillerthaler Alpen** S. 10 u. 11. Verzeihlich war ein solcher Irrtimm nur das erste Mal. *) Vergl. die beigegebene Abbildung. **) Sonklar, ZiUerthaler Alpen S. 11.

V. Frey, Gefrorene- Wand-Spitze. 85

der Hocfagall sein ehrwürdiges Haupt herüber, als wollte auch er etwas gemessen yon den Herrlichkeiten, die uns umgeben. Eine Flasche mit Zettel Hessen wir als Andenken zurück imd traten um 1** 30" den Rückzug an. Den Weg, auf welchem wir gekommen, auch abwärts einzuschlagen, wäre wahrlich eine schlimme Arbeit gewesen. Wir wandten uns daher, auf dem Grate wieder angelangt , gegen Westen, um direkt auf den Firn des Gefrorenen- Wand-Gletschers abzusteigen. Ich habe niemals urieder so unsicheres Gerolle unter den Füssen gehabt wie hier, der ganze Berg schien ein Trümmerhaufe zn sein, und unter unserem aufdringlichen Besuche lebendig ! ZQ werden ; das einzig Gute an dem Wege war^ dass er nicht [ lange dauerte, schon in einer halben Stunde nach Verlassen ' des Gipfels standen wir auf dem Schnee des Gletschers und \ Ahrten Angesichts des Olperers eine Flanken-Bewegung aus, indem wir unsere Spitze hart an ihrem Fusse entlang in einem gegen S. convexen Bogen umgiengen. Wir überschritten dabei den oben mehrfach erwähnten Schneesattel, rutschten durch die Rinne zum kleinen Rippengletscher hinab und lenkten dadurch wieder in den Weg ein, auf dem wir Morgens heraufgekommen. In raschen Sprüngen gieng es bergab, um ^' 15" war der Boden des Zemmthales wieder erreicht, den ^ Yor 11 Standen verlassen hatten. An der offenen Münd- Qog des Schlegleisenthales vorbei, dessen Firne im goldig- sten Abendlichte prangten, durchschritten wir eilig den öden Tbalschluss, nur manchmal einen Blick zurückwerfend auf den Felszahn, von dem wir vor wenig Stunden geschieden waren. Die Sonne beleuchtete mit ihren letzten Strahlen den malerischen Hintergrund des Pfitscher Thaies, als wir das Joch erreichten , im Trabe gieng es bergab und bei völliger Dunkelheit erreichten wir um 8** 30" St. Jacob im Pfitsch.

y 0 Dl T r i g 1 a y in das I s o n z o t li a 1.

Von Dr. Theodor Petersen in Frankfurt a. M.

Am 13. Juli V. J. war ich, von Wien kommend, gegen Abend in Villach eingetroffen; für den 21. stand die Er* Öffnung des Gepatschhauses im Eaunserthal auf dem Programixi* Die zwischenliegenden Tage schienen eben zu genügen, um die Bekanntschaft des Matadoren der Julischen Alpen za machen also voran! Nachdem noch einige Stunden in Gesellschaft lieber Bekannten angenehm verplaudert waren» bestieg ich um Mitternacht den Postwagen nach Tarvis, fuhr von da am 14. früh gleich mit dem ersten Zuge der Erainer Bahn bis Radmannsdorf, schaute mir hier den noch ziemlich entfernten dreiköpfigen Herrn und seine Trabanten zuerst aus der Ferne an und bestieg dann ein bereit stehendes leichtes Wägelchen, welches mich zunächst nach Bad Veldes brachte, dessen reizender See meine hohe Bewunderung errate, und mich weiter durch die liebliche Wochein bis kurz vor Feistriti trug, von wo der Weg nach Mitterdorf besser zu Fuss zurück* gelegt wird. Nach dem Essen wurde noch der Wocheiner See aufgesucht und befahren, sodann auf angenehmem W^e über das almenreiche Uskownica-Plateau bis zur Alpe Kojnsica angestiegen, 3 St. von Mitterdorf, wo ich in Begleitung des

alten Triglavführers Joseph S k a n t a r vulgo Sehest (slov. Sest) in der Dämmerung eintraf.

Gegen 1 Uhr weckten uns einige Windstösse, wir kochten nun unsere Chokolade ab und brachen um 2 Uhr auf. Der

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Vom Triglav in das Isonzotbal. 87

Pfad zum Triglav , sei es der kürzere von Moistrana durch die Eerma oder der längere nnd manuichfaltigere durch die reizende Wochein, ist aus mehreren Beschreibungen bekannt. Lansrsam ansteigend zu dem Passe am Draski Yrh, wo sich bei beginnendem Tage eine prächtige Aussicht nach dem Küstenlande zu entwickelt, später an der Berglehne wieder niedersteigend, erreichen wir nach 3 St. die grüne Alpe Bei" polje 5236', im tiefen Kessel an der Südseite des Triglav- stockes gelegen. Nachdem es schon bei Nacht gewetterleuchtet, wurde hier das erste Gewitter dieses Tages auf dem harten Holzboden einer noch unbesetzten Hütte gemüthlich verschlafen. Nach einer Stunde kam die liebe Sonne wieder zum Vor- schein, wir rückten daher sogleich voran, anfänglich an ziem- lich steiler Wand, dann über mächtige Geröllhalden und Schnee- felder, am Triglavthor vorüber zum Fnsse des Kleinen Triglav 8505', den wir über die Felsen alsobald erkletterten. Hier lam das zweite Gewitter über uns, welches wirklich einiger- massen unangenehm war; Blitz und Donner wechselten ohne Tnterlass und um von dem schneidenden Hagel nicht zerfetzt 2a werden , musste eine Weile, möglichst eingehüllt, bei der felsenplatte hingekauert werden, auf welcher mit schwarzer Oelfarbe in grossen Buchstaben „dem slovenischen Triglav Bnhm'* geschrieben steht. Sehest war in lebhafter Unruhe und nur schwer zu bewegen, bei solchem Donnerwetter den Gang zur höchsten Spitze zu unternehmen. Gerade als ich ihn ermunterte, zerriss der Wolkenschleier die steile pracht- volle Felsenpyramide lag majestätisch vor uns. Der Aufstieg zum Grossen Triglav 9036' wird an mehreren Stellen durch eingeschlagene Hölzer unterstützt und ist nicht sonderlich schwierig; allerdings muss vom Fuss des Kleinen an meistens geklettert werden. Oben auf der höchsten Spitze war es bei unserer Ankunft, 3 St. nach dem Aufbruche von Bei polje, noch höchst nngemüthlich ; glücklicherweise verzog sich das Wetter rasch, so dass wenigstens ein Theil der Aussicht frei wurde, namentlich in die grüne Wochein, nach den ge- waltigen westlichen Nachbaren, den Felsenkolossen des Mangert and Jolonz, dem breiten Grintouz, nach den entfernteren

bb «TolificLe Alpen.

Gruppen de^; Monte Canin und Prestreknik , sowie des mir- lieberen iBolirten Km: nur einmal blickte kurz ein Streifiea. der blauen Adria herüber. Nördlich baben wir zunächst die wilde Eriarina, weiter den Suhi ^las.

Ich fctieg vom TriglaT wieder bis zur Hohe über Belpolje herunter und zog nun langsam in westlicher Richtung weiter, zuerst ein wenig abwärts, einem Schneefelde zil, welches in ':j£acher Verzweigung im Hintergrunde des Bel- poijekessels von dem Kamme gegen das Isonzothal sich herab- senkt. Ohne Schwierigkeit wird dasselbe aufwärts bis zur Passhohe verfolgt, welche meines Wissens noch nicht touristiscb übergangen wurde und die wir Belpoljepass nennen wollen. Einen herrlichen Blick genie&st man von der schneeigen Höbe dieses Joches nach den starren Wänden des nahen Kamoz hiuülicr und in die duftigen schwindelnden Tiefen des Isonio- tbals hinein; doch dahin wollen wir ja ziehen!

Wir steigen gerade ans hinunter, wo es immer am besten geht, rutschend, kletternd, springend, bis, schon nahe dem Thalgrunde, eine Latschengruppe, den Abhang einfassend. Einhalt gebietet. Es geht in der That nicht weiter, nicht rechts, nicht links; wir müssen uns wohl 1500' wieder in die Höhe arbeiten und wären vielleicht noch lange umher- geirrt, wenn nicht zwei einsame Schafe bei einigen steilen Grasbändern zur Rechten uns auf die richtige Spur verholfen hätten. Ihnen geht es nach und so gelangen wir endlich nach 1 Vt stündigem neuen Hinabklettern bei einbrechender Dämmerung in die Tbalsohle ungefähr an der Stelle, wo im vorigen Jahre die Herren Liebeskind und Welter beim Abstieg vom Triglav etwas näher dem Lukniapass eingetroffen waren. Auf die eine oder andere Weise kann der Boden des ol>erMten östlichen Isonzothalzweiges, da wo dieser eine letzte Wendung gegen den Lukniapass macht, vom Triglavgipfel in 3'/« bis 4 Stunden erreicht werden; wählt man den Belpolje- pass, hat nmn sich beim Hinuntersteigen gleich von oben rechts zu halten.

So schön der Nachmittag dieses Tages gewesen, ein dritter, diosniul länger andauernder Regen sollte *mir am

Petersen, Vom Triglav in das Isonzothal. 89

Abend nicht erspart werden. Wir glanbteu den kleinen Ort Santa Maria di Trenta noch erreichen zu können, aber es wurde rasch so finster, dass ein Weitergehen aufgegeben werden musste. Sehest wusste in der Nähe eine Hütte; ich machte ihm b^reiflich, sie aufzusuchen und wo möglich mit einer Eienholzfackel wieder zu erscheinen. Ein Stündchen btte ich forbass im Regen unter einem Baume gesessen, vor- nehmlich auf meinen Rucksack bedacht, welcher ganz zu durchweichen drohte, als der biedere Slovene wirklich mit weithin leuchtender Fackel aus dem Walde trat und mich damit in kürzester Zeit zum glücklich gefundenen Nacht- quartier geleitete. Es war ein offenes leichtes Blockhaus zum Aufbewahren von Holz und Laub, in dessen oberer Abtheil- nng, zu welcher wir mittelst einer vorgefundenen gebrech- bchen Leiter gelangten, sich frisches Bnchenlaub eingetragen fend. Hoch erfreut über dieses' angenehme Lager verzehrten j wir wohlgemuth unsere letzte Brodkruste und schliefen [ ntigeachtet der durchnässteu Kleider vortrefflich bis zum [ frühen Morgen, welcher einen ganz klaren Himmel mitbrachte.

Nach einer guten halben Stunde köstlichen Ganges im

tiefen waldigen Thale des jungen brausenden hellgrünen Isonzo

^ar das Dörfchen Trenta erreicht , in dessen bescheidenem

Wirthshäuschen der deutsch sprechende Forstgehülfe Gen der

eine willkommene Erscheinung war. Hier lebt auch ein Mann

ohne Zunge, dem vor 2 Jahren ein Bär das Gebiss zerriss;

er ist gesund und arbeitet auf dem Felde, das Essen muss

man ihm aber durch einen Trichter eingeben.

Thalauswärts folgt zur Linken bald ein Thälchen, durch welches ein ziemlich gangbarer Pfad zum Trbisnapasse und der Belpoljealpe geleitet. Durch einen Engpass gelangen wir weiter in 2 St. zu dem freundlich gelegenen grösseren Dorfe Sotscha (Soca), dessen hübsches Pfarrhaus mit prachtvollem Lindenbanm davor dem Reisenden ebenso wohl gefällt als das sanbere Wirthshaus. Hier entliess ich den braven Sehest, welcher mir beim Abschied gerührt um den Hals fiel. Der arme Schelm hatte sich mit seinem schlechten Schuhwerk die

90 Petersen, Triglav.

Füsse wund gelaufen und erfreute sich jetzt des von mir ai gelegten Verbandes.

Gegen Mittag erreichte ich das comfortable Postha von Flitsch (Botanikern in den Julischen Alpen wohl zu ei pfehlen), fuhr Nachmittags den herrlichen Predilpass entla und am Raibler See vorüber nach Raibl und besichtigte g^ Abend noch die dortigen Bleiwerke. Anderen Morgens sti ich zum heiligen Luschariberge hinauf, dem vielgerühmt Wallfahrtsort und Aussichtspunkt, versäumte natürlich < lustige Partie nicht, mit der Rutschbahn im Schlitten g Tarvis abzufahren, besuchte am Nachmittage die beid hochromantischen Weissenfelsseen am Fusse des gewaltig Mangert 8462' und kehrte in der Nacht nach Villach zurüc sehr befriedigt von meinem Ausfluge in die Julischen Alpe So groteske landschaftliche Bilder und wilde Felsabstur (zu besonders mächtiger Entwicklung gelangt in diesem Thei der Südalpeu der Dachsteinkalk und Dolomit), wie sie sich a der Isonzoseite des Triglav und auch am Maugert vorfinde; bieten die nördlichen Kalkalpen selbst im Wettersteingebirf kaum wieder. Der interessante Abstieg vom Triglavgipfel i das Isonzothal wird unter meinen alpinen Erinnerungen imnM einen hervorragenden Platz einnehmen.

91

Ueber die Adamello-Presauella-Grnppe

und die

Besteigung des Corno bianco und des Adamello.

Von F. V. Sohilcher.

lEin Vortrag, gehalten am 13. Februar 1874 in der Monats Versammlung

der Section München.)

Mit einem Panorama und zwei Ansichten.

Wenn man von Campiglio, dem 4771' hoch gelegenen eiDsamen Cnr-Orte im Val Narbine, auf dem vielgesehlungenen Samnpfad hinab nach Pinzolo ins Val Rendena niedersteigt, so fesselt bei einer plötzlichen Wendung des Weges Auge Qnd Fuss der zauberhafte Anblick ausgedehnter Firngefilde, ADS denen sich majestätisch eine Reihe kühn aufstrebender, l^ister Felszinnen erheben. Fragt man einen des Wegs iommendeu Thalbewohner um die Namen dieser Eisriesen, so erhält mau regelmässig nur die Antwort: ,,Sono le vedrette di ^al Genova." Zieht man jedoch die Karte zu Rathe, so wird D^ erfahren, dass es das . Bergrevier des Adamello ist, das ^it seinen hier sichtbaren Erhebungen, dem Crozzon di Lares, ^i Fargorida, dem Corno bianco, der Lobbia alta und bassa ^or Augen liegt.

Ich stand also den erhabenen Bergfürsten gegenüber, denen meine vorjährige Gebirgsreise gewidmet war und die ^ch mit einer gewissen Ehrfurcht hier aus der Ferne anstaunte, d*ön noch war ich durch tiefe Thaleinschnitte und dunkle ^'Ässen gewaltiger Vorberge von ihnen getrennt.

92 V. Schilcher.

Kein Reisender, der von Süden her nach Pinzolo gelangt, soll es versäumen, wenigstens halbwegs nach Campiglio bu Sant' Antonio zu wandern ; der erwähnte prachtv.olle Anblick der Adamellokette auf der einen und die mächtigen Zinnen des Brentagebirges auf der andern Seite, mit ihren külm abfallenden Kalkwänden lohnen reichlich die aufgewendete Mühe des steilen Anstieges. Den Besuch Campiglio's kau er sich ersparen, er sei denn lüstern, einen befrackten Kelteer und einen Koch mit tadelloser weisser Schürze und weissoB Barette zu schauen, und eine diesem Comfort entsprechende Rechnung zu erhalten.

Auf dem vorbeschriebenen Wege also, und nachdem mao den Nambino, einen frisch dahin eilenden Wildbach über- schritten und Caresolo, das erste Dorf im Val Rendena passirt hat, erreicht man in 3 Stunden von Campiglio aus den statt- lichen Ort Pinzolo. Die euge gepflasterte Hauptstrasse, dorcb welche sich ein gedeckter Canal zieht, die ungetünchten Hänser mit ihren flachen Dächern und ihren hoch gewölbten unter- bauten, die gebräunten Gesichter der Bewohner lassen nns sofort erkennen, dass wir uns in Welschland befinden, nodi ehe Adelina, die dunkeläugige Tochter des Signore Buonapaoe, Besitzers des Albergo all' aquila nera, uns begrüsst.

Nachdem ich mich in der besten Stube des einfacben Hotels einlogirt, begab ich mich nach der Post, mein Gepäck in Empfang zu nehmen. Nun war der Koffer zwar ange- kommen, aber die Steigeisen fehlten und waren wahrscheinlicb in Tione zurückgeblieben, wie Signor Sardellino, kais. kgl. Post- meister und zugleich Wirth, vermnthete. Gut, dachte icb, der Adamello und keine Steigeisen ! ertheilte aber sofort Auf- trag, nach denselben zu fahnden.

Nun kam die Sprache auf die Führer ; doch konnte mir hierüber Sardellino wenig Auskunft ertheilen; sein Nachbar, der Dottore Botelli, welcher die Charge des Segretario del Club Alpino di Trento bekleide, sei verreist, er, Sardellino, könne mir nur Botteri in Strembo, „den besten Schützen weit und breit'^ und Freund des Oberlieutenants Julius Payer am* pfehlen, der mit demselben viele Bergfahrten ausgeführt "

Adamello-Gruppe. 93

)adnrch hatte sich Herr Sardellino bei mir sehr empfohleu, aoch mehr darch das Anerbieten, gleich am nächsten Tage nach Strembo zu schicken.

üeberhanpt mnss ich die Gefälligkeit nnd Aufmerksamkeit dieses Mannes rühmlichst erwähnen, wie auch die Güte seines Crasthanses. Den Nachmittag benutzte ich, Pinzolo und dessen lüdiste Umgebung zu besichtigen.

Pinzolo ist einer der Hanptorte des oberen Sarcathales (Val Rendena), ein Marktflecken mit 1500 Einwohner und liegt 2425' über dem Meere. Der Haupttheil des Ortes ist mn die stattliche Kirche gruppirt, die Häuser sind meist massi? aus Stein gebaut- nnd haben, wie bereits erwähnt, das charakteristische, kellerartig gewölbte Erdgeschoss, in dem Mch die Stallangen, die Erndtevorräthe und Werkstätten befinden.

Die Bewohner des dichtbevölkerten Thaies sind romanischer

Abkanft und sprechen ein verdorbenes, für den Fremden

schwer verständliches Italienisch, welches durch Abstossen der

£i)dlaute, durch Veränderung der Vokale in Umlaute und

biofiges Verstärken des Consonanten hart und unschön klingt.

Die Bewohner suchen ihren Erwerb in Mais- nnd Flachsbau,

k der Zucht des Kastanien- und des Maulbeerbaumes, sowie

Un Vertrieb des Bau- und Brennholzes und es ist bei der

Genügsamkeit des Volkes keine wirkliche Armuth zu erkennen.

Sanfig auch suchen die Männer ihr Verdienst in dem nahen

Italien in allerlei Handthierungen, selbst als Taglöhner. Die

ITiehzucht scheint nach dem Stand des Viehes auf den Alpen

"aüonell betrieben zu werden; in neuerer Zeit kömmt auch

he Glasindustrie empor.

Drei Glasfabriken, darunter eine in nächster Nähe Pinzolo^s, eine andere im benachbarten Val Dalcone und eine dritte bei Tione sollen gute Geschäfte machen. Sie erklären sor Genüge die häufigen Blossen in den Waldgründen. Ich hrmte einen Seufzer nicht unterdrücken , als ich der Holz- ^rrSthe ansichtig wurde, die bei der ersten Fabrik aufge- stapelt lagen und die mich daran erinnerten, wie viele der Wrlichsten Lärchen- und Fichstenstämme zur Fabrikation

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So die vorn hl. Vigilius, der hier, nachdem er das Bild i\fn Sniiini zertrümmert, von den Bewohnern Mortä*s anstatt niif S(.<*inen, mit Drodlaiben getödtet und dann in die Sarca gf«worfi*n wurde, seit welcher Zeit dort das Brod hart wie Stein gf<wonl<*n ; diiun die vom heil. Julianns, der in einem einsamen Ki'InMiuIi* hIh HüHHer lebend, einst die dortigen Hirten ye^ l(i*hlirli um Milrh bat, worauf Hirten und Heerden sich in l'*<»lHen verwiindelten, die noch heute zu Tage in der Nähe dei MiTgHen'H Sim (liuliano mit Schauder gezeigt werden.

\\uA\ die IVufelssngo ist vertreten; hart bei Pinzolo liegt nur ««iner kleinen Anhöhe in Mitte herrlicher Kastanienbänme ««in tMUHiunoM, halbvorfalleues Haus, die Üasa Diavoli genannt in xvelebeni der (iotiAoibeiuns an gewissen Tagen seinen Spuck (reilMMi holl. Wie und wodurch es zu dieser Ehre gekommen \h\, habe ioh nicht erfahren.

I>ie rmgobung Pinzolo's ist reizend schön. Unweit dca- Nolbon nin\nit tbu*« SarcatluK bisher Val R«ndena genannt, den Namen Val lienova an, tis ist im Westen von den Aos^

Adainello-Gruppe. 95

küfern des Adamello- und Presanellagebirges, im Osteu und lorden von der Doloraitkette der Brenta eingeschlossen. Vor lie letztere ist ein niedrigerer Gebirgsriicken, der Dalcone, rorgeschoben, welcher das unmittelbare Einmünden der Quer- &aler ins Rendenathal hindert ; regelmässig dagegen münden die Qoerthäler von der westlichen Granitkette herab, so das Val Genova, di Borzago, di Valentino, di Breguzzo, di ßoncone.

Die Thalsohle von Rendena ist mit üppigen Mais- und Haalbeerpflanzungen bedeckt; hellgrüne Matten wechseln an den untern Hängen mit dem dunkeln Grün der schönsten Kastanienwälder, die ich je gesehen; weiter oberhalb ziehen neb ausgedehnte Fichten- und Lärchenwälder empor, den obersten Theil der Höhen bedecken steile Halden.

Von bedentenderen Felszinnen sind bei Pinzolo das Cinglo di Movlina (c. 9000' hoch), eine der letzten Erhebungen der Brentakette, dann vom Adamellozuge einige Zinken sichtbar.

Spät Abends kehrte ich, nachdem ich noch ein sehr kaltes Bad in der Sarca genommen, von meiner lohnenden Excursion ueb Pinzolo zurück. Am Morgen des folgenden Tags (31. Juli) «rfahr ich, dass Botteri sich auf der Fargorida-Alpe befinde, wn dem Waidwerke zu obliegen. Sofort beschloss ich, ihn ftnfzusuchen und trat um 9 Uhr bei herrlichem Wetter den Weg in das vielgerühmte Val Genova an. Gleich hinter Santo Itefano, am Eingange in das Thal bietet sich ein Anblick eltener Pracht. Auf kühn abstürzendem Felsen, dessen Fuss as tiefe Grün eines Kastanienwaldes umgiebt, und das Bild ir Linken abschliesst, erhebt sich ein kleines Kirchlein mit ^blankem Thürrachen; den Hintergrund bildet das erwähnte inglo di Movlina hinter dem Vorberge Dalcone, dessen weiche shwellende Abfölle sich ins Thal herabseuken, aus welchem le glänzenden Häuser Pinzolo's freundlich heraufblicken.

Fesselt dieses Bild durch seine Anmuth und seine Lieb- chkeit, so erregt auf der Kehrseite ein Bild voll Wildheit ad Grossartigkeit Erstaunen. Tosend wälzen sich hier ie Wogen der Sarca über ungeheure Granitblöcke abwärts; D schmaler Steg führt über den Wasserschwall auf das jen- itige Ufer zu einer einsamen Sägmühle, und jeden Augen-

96 V. Schilcher.

blick glaubt man das Werk der schwachen Menschenhand der wilden Naturkraft zum Opfer fallen zu sehen. Steile Berg- wände erheben sich zur Rechten und zur Linken ; den Abschluss des Thaies bildet der Gebirgszug des Cayento, des Lares und Fargorida mit den zu ihren Füssen sich ausbreiten- den Gletschern und die Stablelhörner.

Doch nach Fargorida ist noch weit d'rum fort!

Der Sarca entlang fuhrt eine ziemlich gute Strasse, sanft ansteigend durch das Val Genova, ein circa 4Vt Stunden langes, von West nach Ost ziehendes Thal. In rascher Folge wechseln die Scenerien der wildesten Gebirgsnatur mit jenen der milden südlichen Zone.

Bald gelangt man aus engen Schluchten, durch welcbe die Sarca sich tosend hindurch zwängt auf weite, fast ebene Alpenmatten , deren Ufer der eben noch brausende Fluss wider- standslos bespült ; bald führt der Weg an chaotisch über- einandergethürmten Felsblöcken, an hier terassenformig, dort wieder senkrecht aufsteigenden Wänden vorüber, über welche Wasserfälle thurmhoch herabstürzen, und gleich dar- auf zieht wieder in weicher Linie ein grüner Hang empor zu einer kühn aufstrebenden Felsspitze. Dann und wann blickt aus einem Thaleinschnitte ein Firnfeld hervor, seinen Abflass der Sarca zusendend. Einen ansehnlichen Zufluss spendet die jedoch nicht sichtbare Vedretta Nardis, durch den zur Rechten in Einem Sprunge über eine mehr als HOO Fnss hohe Felswand herabstürzenden, doppelarmigen Nardis&U.

Lange ehe man den Ungeheuern Granitblocken, zwischen denen der Weg sich hindurch windet , nahe kömmt , fühlt man an der kältern Temperatur , die sich unmittelbar am Wasser- falle zu fast winterlicher Kälte steigert, Aass dieses Wasser der höchsten Firnregion entquillt.

Das Yal di Genova lässt sich in drei Abschnitte theilen; der erste reicht bis Pian di Genova, in diesem Theile ist der eben erwähnte Wasserfall ; der zweite Absatz des Thaies erhebt sich ziemlich steil und eng bis zu den Senn- hütten und der Sega Todesca; den dritten endlich bildet der Thalkessel von Bedole, von dem später die Rede sein wird.

Adamello-Grappe. 97

Immer hart der Sarca entlang, die hier wieder einen wunder- schönen Fall in einen trichterförmigen Schlund bildet, er- rachte ich gegen 12 Uhr die Sega Todesca, eine dieser Wald- numroogsaiiBtalten im grössten Massstabe. Ich war am Ziele meiner Thalwanderung angelangt, denn von hier aus führt der Weg ab nach Fargorida.

I Nach kurzer Bast gegenüber dem mächtigen, in mehreren

i ibsatzen herabstürzenden Lares&U, gelangte ich in sengender \ MiUaghitze auf äusserst steilem P&de , anfänglich durch nie- deres Gestrüpp und über durch Lawinen verheertes Gelände, :| spiter durch schöne Fichtenwälder zur Malga Cioc und um i hilb 2 Uhr zur stattlichen Malga Fargorida, die, wie" noch A mebrere Sennereien im Genovathale Botteri gehört, weshalb iiuQ Payer den scherzhaften Beinamen „Re di Genova^^ gab.

Ich erfuhr Ton den Sennern , dass der padrone auf 'der

Jagd sei nnd erst des Abends zurückkehre. Da die Alpe - aelbst nichts Besonderes bietet, stieg ich noch etwa eine kleine

Stande höher über die steilen , stufenförmig absetzenden Gras- } iiiDge auf eine Anhöhe, von der aus man einen Einblick in*s

Val Oenova und eine wunderschöne Aussicht auf die Brenta-

kette geniesst.

Nachdem ich eine flüchtige Skizze von der letztern ge- fertigt, trat ich wieder den Rückw^ zur Alpe an, trug dort dem Senner auf, Botteri für den nächsten Tag nach Pinzolo zu bestellen und machte mich auf den W^. Mit sinkender Nacht kam ich in meinem Standquartier wieder an.

Als ich am Abende des nächsten Tages bei der Mahlzeit mich befiftnd, trat ein ältlicher, grosser, breitschultriger Mann mit mächtigen Gliedmassen und treuherzigen Augen ein. Ecco Botteri! rief Adelina aus und schnell war Bekanntschaft und Freundschaft mit dem gutmüthigen Manne geschlossen. Ich theilte ihm mein Vorhaben, die eine oder andere der Zinnen des GenoTathales zu besteigen, mit, rühmte seine mir aus der Payer^schen Schrift bekannte Yortrefflichkeit als Führer und er Tersprach mir sogleich, meinen Wünschen nachzukommen.

Besieigang des Adnmello wurde beschlossen , als Tag des

B4. T. AM. I. 7

98

. ScbHcber.

AbmarHches der kommende Sonotag, als Ort der Zusanmien- knnft die Bedole Alpe festgesetzt

Am bestimmten Tage der .Samstag Vormittag war regnerisch , doch das schlechte Wetter hielt, wie iiberlianpt hier zu Lande in den Sommermonaten , nicht lange an verliess ich Pinzolo am 3. Angnst Morgens 9 Uhr ond trat die Wanderung durch das Val Genors an, in Begleitung des Herro Dr. E. , Custos des botanischen Gartens in Mönchen, und eines Trägers; denn Proviant muss in diesen völlig un- wirthlichen, unbewohnten Thälern stets ansreichmd mitge- nommen werden.

In sengender Hitze kamen wir gegen 11 Uhr auf der bekannten Todexca an.

Die Alpe Bedole im oberen Val di Genova.

(jileieh hinter den bei der Sügmühle gel^enen Senn- hütten verengt sich du Thal, die bisher zur Holzabfuhr

Adamello-Gnippe. 99

praktikable Strasse wird zum Fusssteige, der bald hart am Ufer der Sarca, bald über ihrem Wasserspiegel durch üppige Berg- mahden und schone Lärchen- nnd Fichtenbestände zur Malga Matta nnd hierauf zn der gerade befahrenen Malga Garet massig ansteigend fahrt. Nach kurzem Aufenthalte daselbst von Dr. E. hatte ich mich schon früher verabschiedet nberschritt ich mit dem Träger den letzten waldigen Abhang des Genovathales, die Scala di Preduc über den die Sorca tosend hinabstürzt. Der Pfad biegt nun in stark südlicher Richtung um und aus dem waldigen Grunde her- Tortretend, glaubt man sich wie mit Einem Schlage in eine Zanberwelt versetzt ! Der Thalkessel von Bedole mit all' seiner Pracht liegt ausgebreitet vor dem staunenden Auge ! Deber dem grünen Wiesenplane erhebt sich gegen Süd ans dena dunkeln Venezia- Walde ein mächtiges Granitmassiv, dessen zackiger Felskamm mit dem kühn geschwungenen Uandron alto schroff abfällt. Den Fuss dieses Felskranzes QiDgibt ein ausgedehntes Firnfeld, von dem aus der gewaltige MaodroDgletscher steil und zerschründet in's Thal abstürzt, 2Qr Beehten von den abschüssigen Felshängen des Marocaro, ZOT Lmken von den senkrechten Wänden des Felskolosses i^ Lobbia bassa eingedämmt. Dunkel heben sie sich ab ^on dem weisslich grauen Gletschereise und den im Sonnen- rlanse strahlenden Hängen zur Rechten. Aus dunklem falde^gninde bricht die Sarca hervor und durchschneidet ranaend and. schäumend zwischen Felsblöcken und entwur- »lilBii B&Qmen sich hindurch windend die üppige Alpen- ift^ Coolissenartig vorspringende steile Felswände, zum Theil yeh hoeh hinauf dicht bewaldet, umgeben auf beiden Seiten m Thalkessel; gegen Nord endlich schliesst ihn der hörner- dche, wild zerklüftete Felsgrat der Presanellakette würdig >. Von allen Seiten stürzen Giessbäche herab der Sarca I, die, kaum erst geboren, durch sie schon zu einem statt- chen Flusse angewachsen ist.

üeber den ganzen Bilde wölbt sich ein tiefblauer Himmel ad verleiht ihm hiedurch den Zauber einer südlichen Land- shaft.

7*

100 ▼• Schilcber.

Ich hätte wahrlich keinen günstigeren Punkt wählen können^ Botteri zu erwarten, als diesen, 4897 Fuss über dem Meere undi 2742 Fuss über der Thalsohle Pinzolo's gelten. Freudig bewegt holte ich Skizzenbnch und Stift hervor, um diesen Anbliek zu fixiren, der des Pinsels eines andern Meisters, als ich bin, würdig wäre !

Zwei Stunden später, gegen halb 5 ühr langte Botteri an mit Büchse und Bergstock und begleitet von meinem bis- herigen Träger, den der bequeme Führer als £Etcchino aufs Neue engagirt hatte. Es war mir im Grunde genommen nicht unangenehm, denn mein Sack hatte durch das Einpacken der Yorräthe bedenkliche Dimensionen und noch bedenklicheres Gewicht angenommen.

Um 5 Uhr hatte ich meine Zeichnung beendet und so wanderten wir denn dem linken Ufer der Sarca entlang an den Trümmern eines einstigen Bergsturzes vorüber und er- reichten in kürzester Zeit die Botteri gehörige Sennhütte von Bedole , die jedoch zur Zeit nicht be&hren war.

Von hier aus betraten wir die Thalschlucht von Marocaro und begannen an deren Hängen emporzusteigen, im Anfange durch Nadeigeholz, bald aber über Gerolle, Felsplatten und Grasflächen, deren ungemeine Steilheit uns oft zwang, die Hände zu Hilfe zu nehmen, um nicht auszugleiten.

Auf dem masslos steilen sehr ermüdenden Pfsule gelangt man bald über die Waldregion hinweg und überblickt nun neben dem Mandrongletscher auch den mächtigen Eiaabatun der Yedretta della Lobbia, die ostlich des Felskolosses der Lobbia bassa sich thalwärts senkt. Die Zungen der beiden Gletscher sind einander sehr nahe gerückt; die beiden ent- strömenden Quellen bilden vereint die Sarca.

Schauerlich ist der Blick in die Tiefe, in der die Wässer rauschen, der Blick auf die Ungeheuern Schutthalden, die selt- sam und grotesk geformten Eisklippen und Gletscherthore, die starren FelsWände, auf deren Bücken sich schimmernde Firnfelder ausbreiten.

Um 7 Uhr hatten wir das Ende der Marooaroschludit erreicht. Sie wird von einem Giessbache durchbraust, an

AdamelliMjrappe . 101

d€88eD öelanden streckenweise die schönste Alpenflora sich entfidtei Massenhaft blüht hier das Bhododrendron ferrngi- oeom, die Gentiana, die schneeweisse Lloydia serotina und a die praditigsten Exemplare des Gnaphaliom leontopodiom Eddvreiss sind hier mit leichter Mühe zn erlangen.

Die Sonne war für nns langst niedergegangen und be* leoehtete nor noch die GUpfel des Menicigolo und des Crozzon dd diaTolo, der im rosigen Lichte erglänzte.

Bereits begann es zu dämmern, als wir die südlichen ffinge des Marocaro passirten und es erforderte die genaue s Temdnkenntniss eines Botteri, um ohne Irr^nge zur Man- i dronhütte zu gelangen, deren Nähe uns eine durch unsere I Anknnfl aufgescheuchte Schaf heerde ankündigte, deren Wäch- ter, ein grosser zottiger Hund, laut bellend und Zähne flet- schend auf uns zusprang. Das Thier, welches von seineu itahenischen Besitzern den hier drollig klingenden Namen f,8chneider*^ erhalten hatte, verlor bei näherer Bekanntschaft mit ihm viel von seiner Furchtbarkeit. [ Um 7 */t Uhr standen wir vor der 2479 Meter 7843 Fuss

lioch gelegenen Hütte.

Hatte ich mir nun auch nicht vorgestellt, hier ein hötel ala Grimsel oderRigi zu finden, so überstieg doch die Wirk- lichkeit selbst' meine bescheidensten Erwartungen. Man denke sich einen höchstens 6 Fuss im Gevierte haltenden Baum, nicht hoch genug, um aufrecht darin stehen zu können , die Wände aus fibereinandergel^^n Steinen bestehend, überdeckt von einigen grossem Steinplatten, und man hat ungefähr den Crrondriss dieses Baito's, im Vergleiche zu dem das Innere der schlechtesten Alphütten in unsetem Gebirge ein Salon zn nennen ist*

In einer Ecke brennt ein kleines Feuerlein denn auch das Holz ist hier oben rar und in der hintern Wand be- findet sich unter der Decke ein schmaler Baum, der nur für zwei Personen Platz zur Liegerstätte bietet; ein paar alte Scha£Felle dienen als Unterlage.

Ein dreibeiniger Schemel, eine P&nne und eine eiserne Schaufel machen den ganzen Hausrath aus.

102 V. Schilcher.

Doch eines hätte ich bald vergessen, eine Pistole, wenigejr zur Vertheidigung , als znr Abschreckung des argen Feinden auf diesen Höhen, des Bären, der schon manches fette Scha/' aus der Heer de davon getragen.

Die ganze Nacht über muss einer der Hirten vor der" Hütte Wache stehen und brennt von Zeit zu Zeit einea^ Schuss ab, der donnerndes Echo hervorruft. Mit der an— gebornen Gastlichkeit des Südländers räumten die Hirten uns sogleich Hütte und Liegerstätte ein und boten uns an, was sie zu bieten hatten, etwas Gaismilch und Polenta.

Und hier wohnen diese beiden Menschen mehrere Monate allein mit ihrem Freunde Schneider!

Der entsetzliche Rauch in der Hütte trieb mich bald nach genossenem Imbisse, an dem natürlich auch Hirten, Führer und Träger Theil nahmen, in's Freie hinaus.

Es war mittlerweile Nacht geworden , die Sterne funkel- ten im reinen Aether und die Mondsichel erglänzte golden über der Lobbia bassa, hinter welcher weisse Kuppen sieb gespenstig erhoben. Ununterbrochen donnerte und dröhnte es von den nahen Gletschern herüber, deutlich hörte maOf wie die geborstenen Eismassen in die Tiefe stürzten. Unheim- lich contrastirte dieses Leben im Gletscher g^en die Ruhe in der übrigen Natur.

Die helle, kalte Nacht versprach «einen schönen Tag ' und nach kurzer Umschau kehrte ich fröstelnd in die Hütte , zurück und begab mich zur Ruhe. Trotz der Mühen des 1 Tages schlummerte ich erst nach Mitternacht auf meinem un- bequemen, kalten Lager ein und träumte gerade von einem Bären, als mich schon wieder die Anstalten der Hirten, die Feuer machten, um ihre Polenta zu kochen, erweck- ten. Es war 3 Uhr vorüber und ich rüttelte Botteri anf» der im festesten Schlafe neben mir lag.

Die Toilette war schnell besorgt, ebenso das Frühstück, in magerer Gaismilch und Polenta bestehend. Unter den lebhaftesten Dankbezeugungen und Glückwünschen der Hirten brach ich mit Botteri und dem Träger des bereits ziem- lich zusammengeschrumpften Proviantes gegen halb 4 Uhr wai

i

I

Adamello-Grappe. 103

Der Morgen war herrlich, aber empfindlich kalt, das Thermometer zeigte nur 4 Grad Wärme.

Die von hier aus sichtbaren Bergspitzen waren vollständig iiebelfrei, kein Wölkchen am Himmel sichtbar.

Ehe ich den Leser weiter führe, will ich ihn in Kürze mit dem Charakter und der orographischen BeschafFenheit des Gebirges bekannt machen. Will er sich eingehender damit be&ssen , so empfehle ich ihm die musterhafte Monographie Ton Julius Payer über die Adamello-Presanella-Gruppe in Petermanns geographischen Mittheilungen in dem Gebiete der Geographie. Gotha, bei Justus Perthes 1872. Erg. Heft Nr. 31.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass das Adamello-Presa-

nella-Gebirge kein Längengebiet, sondern eine ziemlich kon-

centrirte Massenerhebung bildet, welche von den Thalläufen des

Oglio, des Nos, der Sei va, desNambino, der Sarca undChiese

umschlossen ist und mit mehr oder minder hohen Bergketten

im Zusammenhange steht. So mit der Gruppe des Monte

Frerone gegen Süd , durch den Sattel oberhalb Madonna di

Campiglio mit der Brentakette im Ost, dann durch den Tonal-

sattel mit der Ortlergruppe im Nord ; nur gegen West ist

der Zusammenhang mit den Bergen des linken Adda-Ufers

unterbrochen durch das ziemlich weite und tief eingeschnittene

Val Gamonica.

Das Val Genova, das bedeutendste Thal in unserem Ge- birge theilt dasselbe in zwei gesonderte, jedoch durch die Kette des Mandron basso unter sich verbundene Gruppen : in jene der Presanella im Norden ^ und jene des Adamello im Süden. Beide Gebirgsmassen unterscheiden sich in ihrer Sirnktor augenfällig von einander.

Der Gebirgszug der Presanella, einem riesigen Yorwalle des Adamello-Stockes vergleichbar, erstreckt sich in einer Aoadehnong von circa 3Vs Meilen von West nach Ost und erscheint als ein wilder, zackiger Felskamm, nördlich in's Val Yermiglio und südlich in^s Val Genova abfallend , dessen zahl- reiche, durch tiefe Einschnitte getrennte, zwischen 9 und 10,000 Fuss.hohe Erhebungen in der 11,270 Fuss oder

104 V. Schilcher.

3562 Meter hohen Presanellaspitze Cima di Nardis im Genovathale genannt kniminiren.

Der ungemein steile Aufbau, sowie die südliche Lage dieses Gebirgszuges sind der Gletscherbildung ungunstig; im westlichen Theile der Kette finden sich ausser der Vedretta di Presena nur unbedeutende Eislager und erst im Osten, wo sich die Presanella massiger entfaltet, wird auch die Eis» bildung mächtiger in der Vedretta Gercen und der Vedretta di Nardis.

Was diesen Gebirgszug auszeichnet, ist der angemeine Reich thum au Formen und die schon erwähnte WildheH und Schroffheit desselben, die kurzen, schluchtartigen Thalein- schnitte, die namentlich auf der Tonalstrasse sichtbar sind.

Gänzlich hievon verschieden, sowohl im Aufbane, wie in der Gliederung ist das Gebiet des Adamello.

Hier haben wir eine kolossale Massenerhebung , auf deren plateauartiger Oberfläche sich weite nach Nordost geneigte Gletscherfelder ausbreiten. Aus ihnen erheben sich hst parallel laufende Bergrücken , welche die einzelnen Gletscher* hecken von einander abgrenzen. So im äussersten Westen die Corni del Confine; ostlich von ihnen der Dosson di Genova und der nördlich sich ihm anreihende Zug der Lobbia alta und bassa; noch ostlicher endlich ein ähnlicher Rücken, der vom Monte FoUeto im Süden bis zum Crozzon di Fargorida im Norden reicht.

Die relative Hohe derselben und ihrer einzelnen Erheb* ungen ist nicht bedeutend; die Abfallswinkel sind in der Regel massig, und werden erst gegen die Spitze zu be- deutender. Die Schneelager ziehen meist in flach gewölbten Hängen nach der Tiefe. Auf der Hohe des Plateaus sind desshalb die Spaltungen des Eises nicht bedeutend, dafür um so furchtbarer an den Gletscherabstürzen.

Die Hauptgletscher der Adamello*Gruppe sind die Vedretta del Mandron und die Vedretta della Lobbia, beide primäre Gletscher. Ersterer, der grösste der Gruppe, wird durch den vom Corno bianco, dem östlichen Ausläufer der Adamello, nach dem Dosson di Genova ziehenden Firnsattel in zwm

AdAmello-Gnippe. 105

»ige Miilden geschieden; auf der Südseite gegen die Lom- ürdei zu theilt er sich in zwei Arme, die Vedretta d' Adame od di Salamo, gegen Norden reicht der Eisstrom bis 5440 Fuss lef in's Yal Genova herab.

Seine Lange anf italienischem Boden beträgt 9600 Meter, nf österreichischem 3400 Meter, zusammen 13,000 Meter, eine grSsste Breite 4100 Meter auf österreichischer und fOOO Meter anf italienischer Seite, seine geringste am Ab- itime nach Norden circa 175 Meter.

Ich bemerke hier, dass ich die orometrischen Angaben 1er erwähnten Monographie Payer's entnommen habe nnd den BShenaogaben in Fnssen der Wiener Fuss zu Grunde liegt. Die Vedretta della Lobbia zeigt auf österreichischer und italieniacher Seite zusammen circa 8400 Meter, eine Durch- Bdmittsbreite von circa 2000 Meter zwischen der Lobbia bassa and dem Grozzon di Fargorida, von wo an der Gletscher bis Ulf 570 Meter eingeengt wird; seine Zunge reicht bis circa ^800 Fuss tief in's Thal hinab.

Die übrigen Gletscher des Adamello sind die Vedretta di ^^ree, di Fargorida, die Vedretta di Fumo, d'Adamö und di Uarno.

Können sich auch die Hauptgletscher des Adamello an Dsdehnnng und Flächeninhalt den grössten Gletschern der terreichischen Alpen zur Seite stellen, so fehlt ihnen die bönheit der Farbe derselben. Das Eis der Adamellogletscher abwechselnd weisslich blau , weisslich grün oder grau und r an ihren Abstürzen nimmt es eine intensivere bläuliche ar grünliche Farbe an. Der Grund hievon dürfte in der ichaffenheit des Eises zu suchen sein, welches in den höhern gfionen sehr porös und grobkörnig ist. Auch an den amellogletschern ist selbst in letzter Zeit ein allmäli- t Zurückweichen erkennbar; in einer frühern Periode Msen Mandron- und Lobbiagletscher zusammen , in ältester it endlich durchfloss nach Payer^s Annahme ein Eis- am das Val Genova. Die Gesteinsart, aus welcher die nptmasse des Adamello - Presanella - Massivs besteht, ist ftnit, welcher durch seine Verbindung mit Hornblende sich

1

106 ▼• Schilcher.

als Granitsyenit cbarakterisirt, auch Tonalit genannt wird nnij eine schöne lichte Farbe hat. {

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen will ich mein»; hiednrch unterbrochene Bergfahrt wieder aufnehmen.

Von der MandronhQtte weg ging's im Val Maroeuo^ längs des gleichnamigen Bergrückens, theils über Felsblöckfr und stufenförmig abgesetzte Grashänge, theils durch trümmer^ ^ erfüllte Mnlden südlich gegen den Mandronferner zu, in einem kleinen Bergsee vorüber , deren es ausser dem etwa», nördlicher gelegenen grösseren Lago Scuro mehrere längfe^ der Mandronhänge gibt. Die dunkle, fast schwarze Farb^ des Wassers, die von Ungeheuern Granitblöcken hegrenzba^ moorigen Ufer , die vegetationslosen , dunkelgrauen Felswände^ welche zur Rechten bis zum Felsgrate des Corno lago scuro steil emporsteigen , verleihen der Landschaft einen uobe* schreiblich öden, wilden Charakter.

Nach kurzer Umschau schritten wir in der Morgeufrischt . fort und erreichten gegen halb 6 Uhr die Seitenmoräne dei Mandronferners, dessen schmutzig graue, von einer dichten Firnlage bedeckte Eismasse hier ziemlich steil und stark 2e^ klüftet in die Tiefe zieht. An seinem obersten Bande hodi über uns ragten pittoresk geformte Eiszinnen in den Aetber. Hier wurde der Träger entlassen, der Proviant in meinen and Botteri's Schnappsack vertheilt, auch schnallte ich in Anbe- tracht des nun folgenden Gletscheranstiegs meine Steigeisen an. Botteri hatte keine. In einer halben Stunde hatten wir den obersten Gletscherrand erreicht, das grosse Firnfeld be- gann sich vor uns auszubreiten ; die Spitzen der Lobbia basat und alta wurden zum ersten Male sichtbar.

An den südöstlichen Hängen des Mandron alte, dessen Ausläufer coulissenartig in das Firnfeld einmünden , über kleine Randferner, mächtige Granitplatten und übereinander gethürmte Felsblöcke, zu deren Erklimmung wir häufig mit den Händen nachhelfen mussten, ging's zwar rasch aufwärts; doch war dieser Theil des Weges durch angestrengtes Steigen und das häufige Balanciren auf schmaler Basis sehr ermüdend. Bei einem übermässig hohen Schritte nach aufwärts schnellte u

Adamello-Grappe. 107

die volle Weinflasche, die ich zur Erleichterung des Ruck- sackes in die Seitentasche meiner Joppe gesteckt, aus derselben heraus ; an 20 Fass tief kollerte sie über die Felsen hinab, unbegreiflicher Weise ohne zu zerbrechen. Sorgfältig ver- packte ich sie nun auf diese Mahnung wieder in den Rucksack. Bald nach diesem Zwischenfalle waren wir um 7 Vi Uhr am sudlichsten Yorsprunge der Mandronkette , am Fusse des Crozson di Mandron angelangt. Wir befanden uns nun mitten in der Schneeregion im wahren Sinne des Wortes. Von allen Seiten ziehen die Firnfelder hinab auf den nur in geringer Tiefe unter uns sich ausbreitenden Eisstrom des Mandron- ferners. *)

Auf einer mächtigen, von den Strahlen der Morgensonne erwärmten Granitplatte gelagert, beim Becher würzigen Weines, ZQ welchem ein tüchtiges Stück Salamiwurst und frische Butter köstlich mundeten, wurde nun Umschau gehalten.

Klar wölbte sich über uns der wolkenlose Aether; nur tief unten im Yal Genova , von dem zu unserer Linken ein kleiner Theil sichtbar war , lagerte eine geballte Nebelschicht. Ueber ihr erhob sich der Presanellazug in einer Reihe von kuhngeformten Zinken, die Cima Cercen 3277 Meter oder 10,368 Fuss, die Cima Busazza 3323 Meter oder 10,513 Fuss und vor Allen die krystallene Spitze der Presanella selbst. Rechts von ihr, jedoch theilweise verdeckt durch das uns zu- nächst gegenüberliegende zerklüftete Felsgemäuer der Lobbia bassa erstreckt sich weithin gegen Süd die phantastisch gezackte Dolomitkette der Brenta, die gegen die Morgensonne gekehrt, sich dankelblau und massig vom klaren Horizonte abhob.

Verbundea durch einen glänzenden Firngrat reiht sich unmittelbar an die Lobbia bassa die Lobbia alta, drei- seitig in eine schone 3190 Fuss hohe Spitze endend. Von ihrem Felskranze zieht sich eine blendend weisse Firndecke herab, durch ihre Einsenkungen und Schwellungen, ihre glän- zenden Streiflichter und blauen Schatten einem weiten , falten- reichen Firnmantel wohl vergleichbar.

^) S. das beigegebene Panorama.

108 ^* Schilcher.

Der von der Lobbia alta südlich sich fortsetsende Ge- birgszug des Dosson di Genova wird hier verdeckt dnrd einen in westlicher Richtung herabsiehenden Fimsattelf welehr sich jedoch bald wieder zn einer gewaltigen, in eine tat Pyramide endenden Bergmasse erhebt, welcher Payer den be* zeichnenden Namen Como bianco gab. Nach ihm ist du- selbe 10831 Wiener Fuss 3424 Meter hoch, sohii nach dem Adamello, der es um 392 Fuss und nach dem Dossoi di Genova, der es am 36 Fuss überragt die höchste Spittt der Adamello-Gruppe. Gegen Nord fallt es mit senkrechtea Eiswänden, gegen West theilweise mit Fels ab; g^en (M zweigen zwei zuletzt steil auf den Mandronferner sich senkende Felszüge ab ; auf der Südseite ziehen sich stark geneigte Fim** hänge zum Salarnogletscher hinab.

Durch seine Mächtigkeit, sein schimmerndes Fimkleiil und seine schöne Form, die sich scharf von dem tiefblanen Himmel abgrenzt, wirkt das Como bianco auf dieser Seite dominirend und stellt den hier fast bis zur Spitze TerdedEteu Adamello in den Schatten.

Durch diesen Anblick angezogen, änderte ich meinen Plan und beschloss, auch das Como bianco zu ersteigen. Botteri erklärte sich nach einigen Einwendungen damit eim- verstanden und wir traten denn, nachdem ich meine Zeich- nungsskizze vollendet, um halb 9 Uhr den Weg über den Mandronferner an, den wir sonach ÜEtst seiner ganzen Lange nach überschritten.

Von Spalten im Ganzen wenig behelligt schritten wir in dem ziemlich erweichten Firn über die sanft geneigt« Gletscherfläche und langten um 10 Uhr am Fusse des Beiges an. In der Nähe desselben mehrten sich die Spalten und an der Stelle, wo wir in etwas westlicher Richtung ambogeoi waren ungeheuere Eisabbrüche und breite, tief e Eisschlnchtea sichtbar. In dem Firnthale, welches sich auf der Ostseite zwischen zwei mächtigen Felsrippen emporzieht und mit der Höhe an Steilheit zunimmt, nahe dem Gipfel erreicht die Neigung sicher 36—40® unternahmen wir den Aufsti^.

Adamello-Grappe. 109

Wir hatten hiebei sehr von der Sonne zu leiden, deren

Strahlen, reflektirt durch die Schneeflächen nnd an Inten-

iiSt snnehmend, die Hant schmerzhaft berührten nnd an

den Knieen i5rmliche Brandblasen erzengten. Ich konnte den

SeUeier wegen der nnter ihm sich entwickelnden Glühhitze

nidit ertragen; die blanen Gläser schützten das Auge nicht

genügend ror dem Lichtreize; der Aether schien schwarz«

Uin, der Schnee röthlichgelb , die nahen Gesteinsmassen

Mhwarxbrann ; znm ersten Male auf meinen Gebirgswander-

ugen fühlte ich eine erschwerte Respiration ; öfter als sonst

;. mmte ich knrze Rasten machen ; Ueblichkeit oder erhöhter

i Dnrst stellten sich aber weder bei mir, noch bei Botteri ein.

^ Enrz unterhalb der Spitze steuerten wir, um rascher

emporzukommen nnd einem besonders steilen Schneehange

.^ tOBoweichen , einer Felsrippe zu; nachdem sie passirt war,

^ lalun die Steilheit. der Hänge plötzlich ab und nach einigen

^ Imdert Schritten war der Gipfel des Corno bianco um 11 Uhr

:i 10 Kinnten erreicht.

I Seine Oberfläche besteht in einem flach gewölbten, ge- 4 sieinsfreien Fimrficken , der gegen West und namentlich gegen f Nord furchtbar steil abfallt. Wenige Schritte unterhalb gegen Ort tritt eine Felsrippe zu Tage, aus deren losen Trümmern wir beim Verlassen der Spitze eine kleine Pyramide errichteten. Sie birgt in einem Fläschchen ein Blatt Papier mit unsern Namen, sowie dem Tage und Jahre der Expedition.

Das Corno bianco wurde das erste Mal von Julius Payer am 12. September 1864 erstiegen ; unsere Ersteigung war die zweite.

Die Aussicht ist ungemein grossartig und interessant. Man sieht so recht in der Mitte einer wahren Eiswelt , ihrer Gletscher nnd Fimthäler, die sich zu den Füssen des Be- sehanors nach allen Seiten ausbreiten. In unmittelbarer Nähe erhd>t sich die imposante Gestalt des Adamello, der mit grauenhaften Wänden g^en Nord abfällt; gegen Ost ist er mit einer Fimdecke fiberzogen, die bis zur Spitze hinan- zieht. Vom domo bianco ist er getrennt durch zwei Firn- thiler, ein engeres westliches und ein weiteres östliches:

1 10 V. Schilcher.

zwischen beiden Thälern erhebt sich eine Schneekuppe tob Payer Monte Falcone benannt, die jedoch vom Corno bianco ans scheinbar mit dem Adamello zusammenrällt und ersteres Firnthal verdeckt. Erst auf der Südseite, vom Salarnogletscher aus, sind beide Thäler erkennbar.

Wir waren zur Eile gedrängt, wollten wir anders den Adamello noch bei günstiger Witterung erreichen , denn schon stieg massenhaft Gewölk von allen Seiten empor und warf tiefe Schatten auf die nächsten Zinnen. Ich will nun in Kürze die Rundsicht beschreiben, soweit sie unsern Blicken nicht entzogen war, um so mehr, als ich nicht so glücklich war, sie vom Adamello aus ungetrübter zu gemessen.

Links von den erwähnten Abfällen des Adamello, also Avestlich, ist ein Theil der Berninakette sichtbar, ihre silbernen Hörner und Schneefelder erglänzen im Sonnenschein über den dunklen Gesteinsmassen und braungrauen Hängen der näher gelegenen Gebirgszüge des Oglio- und Addatbales; zwischen ihren schattigen Einschnitten blicken die Spitzen der nördlichen Graubündner Alpen und der sich ihnen an- reihenden Lepontinischen Alpen an, unter denen der Monte Rosa bei reinem Himmel zu erkennen sein soll. Nordlicht dem Beschauer gegenüber , erheben sich die Spitzen und Kup- pen der Ortlergruppe, jedoch theilweise verdeckt von dem zunächstliegenden Presanella-Zuge, dessen krystallene Haupt* spitze mit der zu ihrem Fusse sich ausbreitenden mächtigen Vedretta di Nardis glänzend von den dunkeln Häuptern ihrer Nachbarn und deren zerrissenem, braunem Gewände absticht.

In dem vorerwähnten , von der Mandron- und Presanella- kette gebildeten, trüifimererfüUten , öden Hochthale sind der dunkle Lago Scuro, sowie die Mandrdbseen sichtbar.

Im Ost ist ein Theil der Brentakette sichtbar ; die phan- tastisch geformten Zacken , sowie die lichte Farbe lassen sofort die Verschiedenheit ihrer Gesteinsart von jener des Adamello* Gebirges erkennen.

Hechts an die Ortler-Gruppe, welche die der Oetzthaler Ferner fast vollständig verdeckt, reihen sich die Stubaier and Zillerthaler Ferner ; sie waren zum Theile schon verhüllt von

Adamello-Gruppe. 1 1 1

IV^olkenmasaen f die sich in bedenklieber Weise aucb schon laf die nahe gelegenen Spitzen zu senken begannen ; doch war dcar Blick aaf die nächste Umgebung, namentlich die Lobbia- kette und den die Verbindung mit den südlichen Gruppen ver- mittelnden langgestreckten Zug des Dosson di Genova noch liemlich frei.

Die sudlichen Firnthäler endlich begrenzt ein gewaltiger,

Tielfi^h eingeschnittener Gebirgszug. Seine zerklüfteten

Wände mit ihrer dunkeln Färbung, gesteigert durch die an

ilmen hinaufziehenden Schneeflächen und den über der ganzen

Gruppe ausgebreiteten Wolkenschatten verliehen denselben

men unheimlichen, dämonischen Charakter. Zwischen

ihren Einschnitten sind die Yedrette di Fumo, di Salarno und

Adame gebettet, überragt von ihren gleichnamigen 10300

hm hohen Erhebungen. Während unseres kaum halbstündigen

Aufenthaltes auf der Spitze hatten die Wolken die Sonne

&lit verhüllt; die Landschaft, kurz vorher noch im Spiele

Lichtes voll Leben und Reiz, hatte einen ganz veränderten,

daatem Charakter angenommen. Schwer und bleiern starrten

die Gipfel und Bücken aus dem fahlen Weiss der Firnthäler

«mpor. Um 1:1 Uhr 35 Minuten verliessen wir den Gipfel

des Corno bianco und begannen auf der Südwestsei te des

Beiges die steilen Firnhänge vorsichtig hinabzusteigen. Wir

punrten einige Felspartien und fuhren die letzten Abhänge

mit Windeseile unter dem aufwirbelnden Schneestaube anf

eingeaeiztem Bergstocke hinab.

Payer, welcher den Adamello von der Ostseite in dem ;anachst von ihm steil aufwärts ziehenden Firnthale erstiege atte hier grosse Schwierigkeiten zu überwinden und räth eshalb den Berg von der Westseite anzusteigen.

Dieser Anweisung folgend wanderten wir daher am Fusse es Monte Falcone und unterhalb des eben erwähnten Firn- lales in südwestlicher Richtung über den Salarnogletscher, ie südwestlichen und südlichen felsigen Abfölle des Adamello or Rechten umgehend.

Da wo er sich nach West wendet^ hören die Felspartien nf, steile Firnhänge, die sich von der fast ebenen Fläche

112

des Gletschers stark abheben, ziehen hier bis znm Gipfel empor , der bereite früher die Gestalt einer flachen Enppe angenommen hat. Nachdem wir noch einige hundert Schritte westwärts gegangen, begannen wir nm 12 Uhr 15 Minntn den Aufstieg in dem von der Hitze des Tages ziemlich ei^ weichten Firne, der nns zwar der Mühe des Stafenhaneni überhob, dagegen das Emporsteigen sehr erschwerte. Wieder mossten , wie beim Corno bianco , kurze Rasten gemacht werden, um Athem zn schöpfen.

Von der Sonne hatten wir nnn Nichts mehr za leiden, sie hatte sich längst danernd hinter dichten Wolken tbi^ steckt , die sich bereits auf das nun links von nns gelegene Como di Salarno and Corno di Miller gesenkt hatten.

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Der Adamello von der Nordieite.

Nuh eiDU Skii» tod i. SchUcher.

Langsam in Windungen emporsteigend näherten wir au allmählig der Spitze, immer mehr n^men die BStehnngw

Adamello-G nippe. 113

an Steilheit ab und um 1 Uhr 50 Miuuten hatten wir den Gipfel des 3547 Meter oder 11223 Fuss hohen Adamello*) er- reicht. Seine Oberfläche ist etwa 30 Schritte lang, 8 9 breit und gänzlich felslos; hohe Schneewechten sind an der Nordseite angehäuft und hindei*n den direkten Blick ' nach abwärts. Die Aussicht, welche bei klarem Himmel von un- endlicher Grossartigkeit sein muss, war, wie zu erwarten, durch Wolkenmassen erheblich getrübt. Am freiesten war sie gegen Südwest; ich konnte den Lauf der Adda und Hire frachtbaren Gelände weithin verfolgen ; vom Comersee ver- mochte ich Nichts zu entdecken, die Ferne verlor sich in duDstiger Luft, die Berge südlich des Yeltlin waren noch Mm Theile nebelfrei , doch bot ihr Anblick weder in Bezug aofForm noch Farbe besondem Reiz, es war ein Gewirre brännlich-grauer Rücken und Erhebungen. Zwischen schweren Wolken glänzten die Eisfelder des Monte della Disgracia und de« Beminamassivs hervor, eine Gruppe von uugeheurer iosdehnong, die wohl bei ungetrübtem Himmel den Glanz- poDkt der Aussicht bilden muss. Von den nordwestlich zwischen ihren Gipfeln sichtbaren Gebirgszügen der Berner Dfld Lepontischen Alpen konnte ich leider Nichts erschauen. Taasende von Fuss unter uns lagen das Val Camonica, der Oglio, die bedeutende Wasserfläche des Iseosees und ein Theil der lombardischen Ebene. Gegen Nord sah ich über die hohen Schneewechten weg den Aviosee, durch einen sehmaleii Einschnitt in den noch sonnbeschienenen obern Theil des Val Camonica hinaus , dessen hellgrüne Matten und dankein Wälder mit den glänzenden Häusern der Ortschaften Tema nnd Yione gegenüber der übrigen wilden und sterilen TXttwr in Nähe nnd Ferne einen unbeschreiblich anmuthigen AaUiek gewährten, üeber dem letzterwähnten Thaleinschnitte Bchimmern silbern zwischen dichten Wolkenmassen die Eis-

*) Der Adamollo warde das erste Mal am 12. September 18Ü4 von Payer, 1865 von Tackett (von Bedole nach Yal di Miller), 1870 von Sieber Gyn (vom Yal di Miller nach Bedole) erstiegen.

Bd. V. Ahik, I. 8

114 V. Schilcber.

felder des Corno tre Signori und der Ortlergruppe. Letzten ist, auch von hier aus, theilweise durch die Presanellakette verdeckt, deren Spitzen, vor einigen Stunden noch ziemlieh nebelfrei, nun tief herab mit einer dichten Wolkenschichte überzogen sind. Schwarzbraun, fast eintönig fallen Ihre Wände gegen das Val Genova zu ab. Schwer und bleifjarben schloei sich dem Presanellazuge an die Brentakette und schloss zu- gleich für uns die Aussicht.

Nichts von der Tauernkette, von den Bergen südlich der Drau, den Dolomiten des Fassa- und Ampezzothales war sicht- bar, phantastische Wolkengebilde verhüllten den Blick auf die- selben, wie auf die Berge Vorderjudicariens. Dunkel und gespenstig blickten herüber das langgestreckte Felsriff des Dosson di Genova und Monte Fumo gegen Ost noch un- heimlicher das südlich uns zunächst liegende Coruo di Miller und di Salarno und ihrer Felsketten, aus deren Einschnitten graue Nebelmassen sich heranfwälzten und an das fibereiste Felsgemäuer hängten.

Selbst das fimbedeckte Corno bianco und der sich süd- lich von ihm ausbreitende Salarno- und Adamdgletscher hatten eine schmutzig weisse Farbe angenommen, nur hie und da von einem matten Sonnenstrahl erwärmt.

Für heute war die Hofhung auf Besserung des Wetters eitel Thorheit; im Gegentheile der Ausbruch eines Gewitters zu besorgen. Auch die Temperatur hatte hier oben is empfindlicher Weise abgenommen, eine über uns wegziehende Wolke ergoss sogar auf kurze Zeit reichlichen Schneeschauer. Missvergnügt und fröstelnd verliessen wir um 2 ühr den Gipfel des ungnädigen Berges, unserer Fährte beim Hinauf- steigen folgend, traten wir den Rückweg an. üeber die steilen Hange abfahrend hatten wir in kürzester Zeit die ebenen Flächen der Yedretta di Salarno erreicht. Hier nahmen wir die zurückgelassene Rucksäcke wieder auf und steuerten unterhalb dem £nde des zweiten östlichen Firnthaies dem sanft sich erhebenden Firnsattel des Mandron- gletschers , der südlichen Felsrippe des Üorno bianco xu.

Gegen 3Vs ühr hatten wir dieselbe erreicht. Nach

Adamello-Grnppe. 1 1 5

rzer Rast ond gestärkt durch den letzten Rest des bereits tir mit Schnee yerdüiiDteii Weines eingingen wir die felsigen bf&Ue des Como bianco und wanderten an dessen nördlichem imhange 2 300 Fuss oberhalb des Mandrongletschers west- eh den Gorni del Confine zn, bei welchen wir nm 4 Uhr 35 linnteii anlangten.

Diese zweigen von dem Adamello in rein nördlicher iiehtang nach dem Yenerocolo ab , setzen sich in der ^riehen Richtung in der Mandronkette fort und bilden mit dem Adamello, dessen Nordseite ihrer ganzen Breite oaeh Yor uns liegt und mit furchtbaren Wänden mehrere IiQsend Fuss tief abfallt, ein weites von Felstrümmern starrendes Kar , dessen westliche Hänge , theilweise von Hoehfemern und abschüssigen Firnfeldern bedeckt, steil ins Ariothal hinabziehen. Die Thalsohle durcheilt der Avio- badi. Weit unten erst beginnt spärliche Vegetation und üieMalga Avio, das Endziel meiner heutigen Wanderang, ist mit freiem Auge kaum sichtbar.

Hier verabschiedete ich mich von meinem getreuen Botteri, er meinen Abstieg über den Ferner noch beobachten wollte, m mir bei einem etwaigen Unfälle Hilfe bringen zu können.

Theilweise abrutschend gelangte ich rasch abwärts ; im Dgekehrten Verhältnisse wuchs das Adamellohorn zu meiner nken zn riesiger Höhe empor. In steter Betrachtung seiner ijestat Hess ich die mir von oben vorgezeigte Richtung aus n Auge und gerieth zu weit nach links, so dass ich ge- angen war, noch einen beschwerlichen und nicht unge- irlichen Abstieg über eine Feisterasse zu unternehmen, der d verhangnissvoll geworden wäre. Beim Abfahren über ß letzte, übereiste Schneefläche glitt ich nämlich nlit beiden Bsen aus, der Bergstock entwand sich meinen Händen und a unfähig, bei der mit jeder Secunde sich steigenden inelligkeit die Richtung zu bestimmen, fuhr ich gerade auf

Felsblöeke am Ende des Schneefeldes zu; glücklicher

»86 ohne mich zu überschlagen und sie mit den Füssen

8*

116 V, Schilcher.

zuerst erreichend ; doch war der Stoss , den ich empfingt heftig genug. Der Bergstock lag an 50 Schritte oberhalb und musste erst mit Mühe und unter Zuhilfenahme der Ste%- eisen geholt werden.

Nun aber war alle Gefahr überstanden ; ich befand midk an einem grossen Nassfelde. Das von allen Seiten herab» rinnende Schneewasser sammelt sich hier in einer snmpfigw Niederung, stürzt aber bald als starker Gebirgsbach thal- wärts. Längs desselben fuhrt ein steiler, oft sich verlierender Pfad zwischen grasbedeckten Felsblöcken und über trümmei^ erfüllte Halden hinab.

Meine heute schon sehr in Anspruch genommenen Fasse wurden auf diesem elenden Pfade ^ der trotz seiner Steilheit sich sehr in die Länge zieht, noch einer harten Probe unter- worfen. Endlich war die Thalsohle erreicht; auf schwankem Stege überschritt ich den Aviobach und erreichte um 7V4 ühr die Malga, gerade noch rechtzeitig vor dem Ausbruche eines heftigen Gewitters, das sich mit furchtbarer Wuth über dem Thale entlud.

Auf den Geiiuss eines Bettes musste ich auch für heute verzichten, denn nach Ponte di Legno sind mindestens 4 Stunden, und so war ich denn genothigt, abermals in einer Hütte, &8t ebenso unbequem wie die von gestern, eingezwängt zwischen sieben halbwilden Hirten, auf spärlichem Heu , im Gesiebte und an den Enieen von heftigen Schmerzen des Sonnenstichs gequält, eine trotz der Ermüdung ziemlich schlaflose Nacht zuzubringen und ich war froh, als das Tageslicht mich aus meiner peinvollen Lage erlöste.

Der Morgen war strahlend schön. Gegen sechs ühr machte ich mich auf den Weg nach Ponte di Legno im Yal Üamonica* in der Lombardie. Grossartig schliesst das Ada- mellohorn das Aviothal gegen Süd ab, während gegen Nord einige Spitzen des Corno tre Signori und der Ortler- gruppe den engen Horizont begrenzen. Dem Aviobache ent- lang, der nahe der Alpe einen hübschen Fall bildet und sich dann in den trübgrünen gleichnamigen See verliert, ging es auf dessen linker Seite vorüber.

Adamello-Grnppe. 117

Auf seinem hohen, nördlichen Uferrande hielt ich Um- schau; zum letzten Male richtete ich meinen Blick auf das imposante Hörn des Adamello, welches nach wenigen Schritten anf dem steil hinabführenden Pfade hinter einer nahen Fels- wand verschwindet. Im Sprunge erreicht der Aviobach die Tiefe, während ein steiniger, vielgewundener Pfad zwischen lidlen Felswänden abwärts nach der Malga Galdea und hinaus ins Yal Camonica fuhrt.

Gegen 1 1 Uhr hatte ich die nach Brescia fuhrende Strada regia erreicht und langte auf derselben mit Schlag 12 Uhr in Ponte di Legno an. Unter Glockengeläute hielt ich meinen Ginzng in den düstern Ort, damit meine Bergfahrten, jedoch lioffentlich nur für 1873, abschliessend.

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Touren in der Stubaier Gcbirgsgruppe.

Von Julius Fioker in Innsbruck.

Tl. Schneethalscharte '*')•

Hatte ich im vorigen Jahre auf die Besteigung der Scbiee- spitze als sehr lohnend aufmerksam gemacht, so wünschte ich sehr, mich zu vergewissern, ob auch auf der Seite von Oschniis die Besteigung ohne grössere Schwierigkeiten durchfuhrbar sei und dieselbe sich demnach mit einem Uebergang von Gschnitz nach Pflersch oder umgekehrt verbinden lasse. Da ich den Uebergangspunkt von der Pflerscher Seite Ißt bereits erreicht hatte (vgl. Bd. III S. 39), so handelte es sich nur um den Aufstieg von Lapones her. Diesen Weg hatte ich denn auch in diesem Jahre (1872) vor andern ins Auge gefasst; aber die Witterungsverhältnisse hinderten die Durch- führung.

Als ich Ende Juli zuerst im hintern Stubai war, konnte bei strömendem Regen von einer weiten Fernerwanderung, wie ich sie beabsichtigte, nicht die Rede sein. Da sich am 1. August das Wetter etwas günstiger zu gestalten schien, beschloss ich nach Gschnitz hiniiberzasteigen, um dann von da jenen Uebergaug nach Pflersch zu versuchen. Schmerzlieh vermisste ich diesesmal meinen früheren Begleiter auf so mancher Tour in diesen Gegenden, Anderl Pfurtscheller, der in aller Jugendkraft am 1. April einem heftigen Erankheits- anfalle erlegen war; selten habe ich Jemanden getroffen, der so sehr alle guten Eigenschaften eines Führers in sich ver-

♦) I-V siehe Bd. I.. IL. III. dieser Zeitschrift.

Ficker, Sclmeethalscharte. 119

einigte und »ich mit solcher Last und Liebe seinem Berufe hin- gab. Es begleitete mich diesesmal sein Brnder Franz^ gleich- &ll8 ganz tüchtig, dem aber doch die Eenntniss der seltener begangenen Wege noch yielfach abgeht. Da ihm der Auf- stieg zum Trauljoch unbekannt war, so beschlossen wir durch die Wettersteinscharte zwischen der äussern und inneru Wetterspitze überzusteigen; kannte er den Abstieg nach Gseknitz nicht, so hatte ich diesen Weg, allerdings vor langen Jahren, schon einmal gemacht und glaubte dort keine Schwie- rigkeiten zu finden. Zur Alpe im Hohen Grübel, hoch am östlichen Abhänge des Langenthals gelegen, über welche die Wege sowohl zum Trauljoch, als zur Wettersteinscharte fahren, kann man von Ranalt auf zwei Wegen gelangen. Der eine etwas kürzere führt gleich von ßanalt durch den Wald aufwärts. Wegen des starken Regens der vorigen Fage mieden wir den Wald, gingen auf dem gewöhnlichen Wege ins Langenthai und stiegen erst auf der ersten Thal- erratse, ehe man die Bsuchhütte erreicht, links aufwärts, rreiehten in zwei Stunden die Hütte im Hohen Grübel und, aehdem wir hier einen Regenschaaer abgewartet, in weitem irei Standen auf schliesslich ziemlich beschwerlichem Pfade ie Höhe der Scharte. Von da aus hätten wir auf den nuningsee absteigen können, der noch theilweise mit Eis ^eckt zu unseren Füssen lag. Ich zog es vor, einen sich ich links in der Höhe hinziehenden Pfad zu verfolgen, von sn ich annehmen durfte, dass er in die Alpe Traul führe, m wo ans mir der weitere Weg bekannt war. Darin täuschte li mich auch nicht; da sich aber ein Wetter zusammenzog \d der P&d nicht so bald, wie wir erwarteten, niederführte, rliessen wir ihn, um rascher ins Thal zu gelangen, kamen nn aber, als das Wetter eben losbrach, auf die sogenannten shaenschrofen, die eine sehr unerfreuliche Erklärung dafür iben, wesshalb jener Pfad sich so hartnäckig in der Hohe elt. Lange suchten wir vergebens nach einer Stelle, welche B Hinabkommen zu gestatten schien; mit Noth kamen wir dlieh hinunter und weiter, immer im stromenden Regen, f steilen schlüpfrigen Wiesenp&den hinab nach Lapones,

120 Stabaier 6ebirgsgrap]>e.

wo ich die mir vom vorigen Jahre bekannte Behausung dea Stegerbauern aufsuchte und auf dem bequemen Heuboden ein vortreffliches Nachtlager fand.

Von der Höhe herab hatte ich die Ferner, Vielehe die Schneespitze umgeben, gut übersehen können; ein leichter ' Zugang schien sich da nirgends zu bieten. Für jetzt war ^ ohnehin an eine Ausfuhrung des Planes bei der Ungunst der 1 Witterung nicht zu denken. Als ich später am 2. September von Innsbruck ins Gschnitz wanderte, war allerdings das herr- lichste Wetter; aber in der letzten Zeit hatte es kurz nach- einander dreimal stark angeschneit; die Ferner mussten tief mit neuem Schnee bedeckt sein^ so dass ich von vornherein kaum darauf rechnete, den beabsichtigten Weg machen zn können. Den wackern Führer Pitracher traf ich allerdings zu Hause. Den üebergang über das Schneespitzjoch nach Pflersch hatte er nie gemacht, wenn ihm auch die betreffen- den Partieen des Gebirgs von der Jagd her genau bekannt j waren. Von einem häufiger benutzten Uebergange kann dort ; wohl überhaupt keine Rede sein ; auch in Pflersch wusste ich i nie weiteres zu erfragen, als dass man hinüber könne. Pitracher bestätigte das; er meinte, man müsse am Schafkamme anf- j steigen, um von dort in die Scharte zu gelangen. Aber aach er rieth des frischen Schneees wegen ab, jetzt den Versnch zu machen.

Wir einigten uns demnach, einen mir noch unbekannten fernerfreien Üebergang nach Pflersch zu machen. Solcher kannte auch Pitracher nur zwei, beide vom Sandesthal aus- gehend, einem Nebenthaie, welches eine halbe Stunde hinter der Kirche von Gschnitz in das Hauptthal mündet. Man steigt links vom Bache eine kurze Strecke steil aufwärts. Dann scheiden sich die Wege. Um zum uebergange am Pflerscher Pinkel zu gelangen, den ich am 21. September 1870 mit Pitracher gemacht hatte, geht man auf die rechte Bachseite über, hält sich am Bach, bis das Thal sich erweitert, und steigt dann rechts aufwärts unter dem Nenigl Kegel durch, den zwischen diesem und dem Tribulaun liegenden weiten Thalkessel in langsamem Anstiege urogeh3nd, zum

Ficker, Schneethalscbarte. 121

>ergai]gspaDkte zwischen dem Ooldkappel"*^), der am weitesten itlich liegenden unersteiglichen Zacke der Tribalanngrnppe, l dem Pflerscher Pinkel. Wer die Karte bei sich oder h im Kopfe hat\ der wird auch ohne Führer den üeber- igspnnkt nicht leicht verfehlen können. Doch soll es brfach vorgekommen sein, dass solche, die den Weg nicht inten, sich zn weit rechts einem niedern üebergangspunkt randten, der nicht in der Hauptkette liegt, sondern um i Nenigl Kogel herum wieder nach Lapones im Gschnitz rt. Vor mehreren Jahren fand ein Student hier durch rabstnrzen von Felsen seinen Tod ; aber er hatte sich bei cht nnd Nebel verirrt; unter normalen Verhältnissen ist

üebergang in keiner Weise gefahrlich oder auch nur be- werlieh. Der Abstieg fiihrt unmittelbar an den schroffen inden des Pflerscher Tribulaun oder Scharer hin, welche r in nächster Nähe auf starrend einen überwältigenden, hl aoeh beängstigenden Eindruck gewähren, wenn man auf

hellen Bruchflächen in der Hohe und auf die am Wege Inenden Felstrümmer achtet, welche die fortwährende Ab- kikelnng des Gesteins bekunden. Der am schwierigsten zu lende Theil des Weges ist dann der letzte Abstieg auf 1 Thalboden ; das unmittelbare Hinabsteigen auf den Weiler iterstein hindern senkrecht abfallende Felswände; man SS sich, wie auch auf der Generalstabskarte angedeutet ist, e Strecke weit dem Hintergrunde des Thaies zuwenden,

dann ein Steig abwärts führt. Ich gebrauchte von Gschnitz

auf die Jochhöhe vier und eine halbe, von da bis zum idnm in Pflersch drei Stunden Gehens.

Der zweite Weg, den wir jetzt am 3. September ein- ilngen, führt durch die Schneethalscharte, zwischen dem ßhnitzer Tribulaun und der Schwarzen Wand. Man bleibt

Sandesthaie auf dem Steige links vom Bache, der sich icher in die Höhe zieht, um das am Bache oft steil ab- iende Terrain zu vermeiden. Im Hintergrunde des Sandes- Aes tritt der Gschnitzer Tribulaun aus der Hauptgruppe rk nach Norden vor, so dass sich das Thal verzweigt. Der

♦) „Goldbanbe'' Neue Aufnahme.

122 Stubaier Gebirg8grappe.

etwas längere und tieferliegende Theil zieht sich rechts zun Uebergange am Pinkel aufwärts. Am Eingange des linb vom Tribulaun aufziehenden Theiles findet sich eine Mulde, bekannt unter dem Namen „im Gstreiu*^ welche wir Tom Widnm in Gschnitz her in leichten drei Stunden erreichten. Die Rast, die wir da nahmen, benutzte Pitracher, der hier die Jagd übt, um nachzusehen, ob sich in den Fallen, welche er einige Tage früher den Schneehühnern gestellt hatte, schon, etwas gefangen habe. Ich hatte die Einrichtung schon früher* mehrfach gesehen. Alle Wege, auf welchen die Hühner zu laufen pflegen, sind durch eine kleine Steinmauer abgesperrt, bis auf einen engen Durchgang, über dem eine Steinplatte auf Holzstäbchen so lose angelehnt ist, dass sie bei der leisesten Berührung der Stäbchen herabfällt und das durch- gehende Huhn erschlägt. Zwei Hühnchen waren ihrem Schick- sale bereits verfallen und boten wenige Stunden später der Häuserin im Widum zu Pflersch Gelegenheit, ihre Kochkunst im günstigsten Lichte leuchten zu lassen.

Von Gstrein kann man links über das Gstreinjoch zwi- schen Eisenspitz und Schwarzer Wand nach Hinterenz im innersten Oberbergerthal hinübersteigen ; auf der Gschnitzer Seite wenigstens bietet der Weg, den wir bis obenhin über- sahen, keinerlei Schwierigkeit. Vom Gstrein südlich in der Hauptrichtung des Sandesthaies liegt das Schneethal. Von einer Thalentwicklung kann da freilich nicht mehr die Rede sein ; es ist eine anfangs noch ziemlich breite Spalte zwiBchen Schwarzer Wand und Gschnitzer Tribulaun, ohne alle Vege- tation, mit Geröllfeldern gefüllt. Im obersten Theil durch vorspringendes Gestein geschieden laufen dieselben auf zwei Scharten aus, deren Höhe nur wenige handert Fuss hinter den sie begräuzenden Spitzen zurückbleibt. Die Scharte rechts am Tribulaun wäre bei geringerer Steilheit des Zuganges von dieser Seite leichter zu erreichen ; aber auf der Pflerscher Seite würde gar nicht, oder nur mit grosser Mühe und Geiahr hinabzukommen sein. Dagegen ist von dieser Scharte aas der sie unmittelbar begränzende Gschnitzer Tribulaun ohne grössern Aufwand von Zeit und Mühe zu ersteigen ; Pitracher

Ficker, Schoeethalscbarte. 123

liatte Yon hier aus schon Touristen hinaufgeführt ; doch kann die Aussicht von dieser sich vom Sandesthaie aus allerdings lioehst massenhafk präsentirenden Spitze nur eine verhältniss- ittstfig beschränkte sein , da sie vom entfernteren Thalböden «08 fast nirgends sichtbar ist und zwischen höherem oder ^ gleich hohem Gebirge eingeklemmt liegt.

Zum Uebergang nach Pflersch ist die Scharte links an der Schwarzen Wand zu benutzen. Die letztere hatte ich im Aogust 1854 von Obernberg aus bestiegen und auf den Weg, den wir jetzt zu machen hatten, hinabgesehen. Er war damals bis obenhin schneefrei ; in dem lockeren Geröll Hmanfzusteigen schien wenig verlockend. Jetzt waren die ^erollfelder bis unten hin dicht mit Schnee bedeckt. Er- leichterte das das Hinaufkommen, zumal der Schnee so fest war, dass ich meine Eisen benutzen konnte, so war der Ao- siieg doch sehr anstrengend. Je weiter wir kamen, um so Wirker wurde die Neigung, die durchweg an vierzig, weiter oben an fünfzig Grad betragen mochte. Es dauerte eine Stande, bis wir im Zickzack langsam aufsteigend die Höhe der Scharte gewonnen hatten. Ziemlich dieselbe Gestaltung zeigte sich dann auf der Pflerscher Seite. Etwa tausend Fuss hinab geht es über ebenso steile Felder von kleinem Geröll, <lie aber ganz schneefrei waren. Hinab ging die Sache sehr leicht, da das bei jedem Schritte weichende Gestein uns rasch and bequem abwärts brachte; hinauf aber muss der Weg ein überaus anstrengender sein , den kaum jemand unternehmen sollte, 4er nicht bereits an das Steigen im Geröll gewöhnt ist. Weiterhin hält man sich dann an der linken Seite des Baches, wo stellenweise recht schlechte und ohne Führer leicht zu verfehlende Pfade unmittelbar auf die Kirche von Innerpflersch hinabführen. Ist auf den Karten ein rechts vom Bache hinabgehender Steig angedeutet, der eine Strecke oberhalb der Kirche die Thalsohle erreicht, so ist wenigstens in den oberen Theilen der Schlucht ein Hinabkommen an der rechten Bachseite wegen der steilen Felsabstürze nicht mög- lich. Der Abstieg wird etwa zwei, der ganze Weg von Gschnitz bis Pflersch etwa sechs Stunden anhaltenden Gehens erfordern.

124 Stubaier Gebirgsgruppe.

Der üebergang durch das Schneethal dürfte von Touristen bisher kaum benutzt sein und ich möchte auch nicht dazu rathen, ihn dem über den Pinkel vorzuziehen. Von Thal- bewohnern, welche die grössere Anstrengung nicht scheuen und die Schwierigkeiten ohne Zeitverlust zu überwinden wissen^ wird er allerdings oft eingeschlagen, da er eine starke Stunde näher ist. Wo jenes nicht zutrifft, da werden langsameres Fortkommen und häufigeres Rasten gar leicht nicht einmal einen Zeitgewinn ergeben, während der Uebergangspunkt selbst- viel höher, der Weg ungleich anstrengender und in keiner Weise lohnender ist, als der über den Pinkel.

Yll. Bothegratscharte.

Als ich am 9. September 1872 Abends mit Marxer Gratze^ und Friedel Jenewein das mir von frühern Jahren her wohl- bekannte Nachtquartier in der Grübler Hütte im Langenthai bezog, hatten wir die Absicht, am folgenden Tage nach Schnee- berg hinüberzugehen und dabei die Besteigung des Botzer za versuchen. Die Scharte am Fusse desselben würde allerdings Von Schneeberg aus um starke zwei Stunden schneller zu er- reichen sein, als vom Grübl ; aber ich zog es vor, den Weg mit den mir bekannten Stubaier Führern zu versuchen und lieber so früh aufzubrechen, als es die Jahreszeit irgend ge- statten würde.

Gegen vier Uhr weckte mich Gratze mit der Übeln Kunde, duss es stark regne und heute nichts zu machen sein werde. Wir setzten uns in die Hütte zum Feuer mit der wenig tröst- lichen Aussicht, auf dem gestern gemachten Wege zarück- kehren zu müssen. Bis sieben Uhr hatte sich das Wetter aber so günstig gestaltet, dass wir dem Ferner zugingen. Anf den ursprünglichen Plan mussten wir allerdings des Zeitver- lustes wegen verzichten und uns mit dem Uebergange nach Ridnaun begnügen. Der nächste Weg durch das Enge Thürl wäre, wie meine Führer versicherten und der Augenschein zu bestätigen schien, in diesem Jahre bei starker Schneebedeckung durchzuführen gewesen. Aber es lag mir nicht gerade daran,

Ficker, Rothegratscharte. 125

möglichst schnell hinüberzukommen. Dagegeu schien es mir für touristische Zwecke nicht ohne Interesse, za erproben, in wie weit der Weg durch die Rothegratscharte, auf welchen loerst Pfaundler aufmerksam machte (vgl. Bd. II S. 37), dem Bedürfnisse eines immer gangbaren, bequemeren und doch nicht zu weiten Ueberganges nach Ridnaun entspreche.

Wir gingen demnach den westlichen Langenthalferner aufwärts auf den vom Hochgrindl herabziehenden Grat zu und dann nahe an diesem hin, wo der Ferner nirgends stärker zerklüftet ist. In einer Stunde und vierzig Minuten erreichten wir den auf Pfaundlers Karte des üebelnthalferners bezeichneten Punkt, wo das Gestein in den Ferner vortritt ; in einer weitern Viertelstunde waren wir in der Scharte. War diese vor zwei Jahren, wie Pfaundler es zeichnete und auf Nachfragen be- (ütigte, schneefrei, doch so, dass das Gestein nur wenig her- vorragte, 80 war sie jetzt so stark mit Schnee bedeckt, dass wir ganz eben vom Langenthaler auf den Hangenden Ferner Sbergehen konnten. Wenn ich damals, als ich die in un- mittelbarster Nähe gelegene Freigerscharte überschritt, diese Scharte nicht beachtete, obwohl ich bereits nach einem üeber- gang in dieser Richtung suchte (vgl. Bd. II S. 71), so hatte das bei der ganz ungenügenden Terrainzeichnung der altern Karten zweifellos seinen Grund darin, dass ich mir den Han- genden Ferner nicht so weit heranreichend dachte, sondern annahm^ der jenseitige Abfall gehe noch zum üebelthalferner.

Der Hangende Ferner senkt sich von allen Seiten stark in der Richtung seines Abflusses. Da wir nicht durch die Uebeln Thälder, sondern durch den Hohen Trog abzusteigen dachten, so hätte uns ein Verfolgen des von Pfaundler ange- deuteten geraden Weges wegen der Nothwendigkeit des Wieder- hinaufsteigens nach Durchschreitung der Mulde kaum Zeit- erspamiss, wohl aber bei stark brennender Sonne unange- nehme Berührung mit schmelzendem Schnee gebracht. Wir hielten uns daher auf den höchsten Theilen des Ferners nahe am Qnt bis zum Engen Thürl hin, uns dann erst südöstlich dem Hohen Trog zuwendend. Ohne das geringste EQnderniss

126 Stubaier Gebirgsgruppe.

zu finden, hatten wir in einer Stunde und einigen Minuten Jen Ferner überschritten.

Die Vorzüge dieses üebergang vor den bisher benutzten sind so einleuchtend, dass selbst Gratze, der sich nur schwer zu irgendwelchen Umwegen entschliesst , erklärte, er werde den Touristen wenigstens dann, wenn das Enge Thürl nicht leicht gangbar sei, immer diesen Weg empfehlen. Während der drei Stunden, die der Weg auf den Fernern verläuft, bietet derselbe nicht die geringste Beschwerde oder Gefahr, nirgends eine stärkere Steigung oder Zerklüftung. Dem Engen Thürl gegenüber mag es sich allerdings um einen Umweg von nahezu einer Stunde handeln ; habe ich diesen Üebergang selbst nie gemacht, so schien mir da doch auch in diesem Jahre der steile Anstieg von der Stubaier Seite so wenig lockend, dass wenigstens Ungeübteren zu rathen sein dürfte, den bequemen Umweg nicht zu scheuen. Gegenüber dem in den letzten Jahren üblichen Üebergang über den Hochgrindl ist von vornherein der Umweg geringer; dann aber ist hier das Uebersteigen des Grates so schwierig und anstrengend, dass wohl nur sehr gewandte Steiger da überhaupt noch einen Zeitgewinn zu erzielen im Stande sein dürften.

YIII. Falbeson. Grabagrubennleder. Schellegrfibel.

Der Falbesonkamm, der von der Ruederhofspitze bis zur Greithspitze laufend das Falbesonthal vom Stubaier Haupt- thale scheidet, ist ohne grössere Schwierigkeiten nur an einer Stelle zu übersteigen , am sogenannten Grabagrubennieder. Der Üebergang wird wohl nur selten gemacht, da er für niemanden eine Zeiterspamiss bietet, als etwa für die Hirten der nächstgelegenen Alpen. Am 9. August 1871 hatten einige meiner Freunde aus Innsbruck, J. Durig, A. Huber und A. Schumacher unter Führung von Anderl Pfortscheller die Tour in der Richtung von Schellegrübel nach Falbeson ausgeführt; ausser ihnen dürfte diesen auf keiner Karte be- zeichneten Weg noch kein Tourist betreten haben. War er mir schon lange bekannt und hatte ich schon oft die Ab- sicht, ihn zu versuchen, so gelangte das erst jetzt zur Ana-

Ficker, Falbeson. Grabagrubenniedcr. Schellegrfibel. 127

fatirnng. Da die Tour insbesondere solchen zu empfehlen i8t, welche in kürzester Zeit einen möglichst umfassenden Emblick in das innerste Stabai gewinnen mochten, so dürften einige Notizen über dieselbe nicht unerwünscht sein.

Mit Friedrich Jenewein, vulgo Standenfried, der mich sdon 1869 über das Schwarzenbergerjoch und im vorigen Jahre über die Rothegratscharte begleitete und als einer der ortskundigsten und yerlässlichsten Führer in jeder Weise em- pfohleu werden kann, brach ich am 1. August 1873 in der Frühe von Ranalt auf. Wir zogen es vor, den Weg in um- gekehrter Richtung durch Falbeson aufsteigend zu machen. Man fiberschreitet zu Ranalt sogleich den Hauptbach; der Steig zieht sich dann wenig aufsteigend über der linken Bachaeite fort, bis er in den vom Weiler Falbeson links vom Faibesoner Bache hinaufführenden guten und nicht zu ver- fehlenden Steig einmündet ; bei schon in der Frühe drücken- der Hitze langsam ansteigend erreichten wir nach 1 Vt Stunden ^'e auf der ersten Terrasse des Thals liegende Faibesoner Oehsenhfitte, 6032'.

Die Lage derselben ist besonders günstig, um den Kamm Zwischen Habicht und Feuersteinen und die über denselben Ehrenden Uebergänge vom hintern Stubai nach Gschnitz zu übersehen. Mehrere derselben habe ich selbst gemacht and früher erwähnt; aber weder in Stubai, noch in Ssefanitz hatte ich bisher jemanden gefunden, der mir alle genügend zu bezeichnen gewusst hätte. Fried erwies sich als ^enau orientirt und ich benutzte die Rast, um mir von ihm lie gewünschte Auskunft geben zu lassen. Die drei vom Liangenthal ausgehenden Uebergänge waren mir genügend gekannt. Zuhinterst der von mir schon früher (vgl. Bd. HI. ^. 29) empfohlene durch das Simminggrübel zwischen Feuer- steinen und Wettersteinen; wenige Tage vorher hatten ihn luf meinen Rath unter Führung von Gratze einige Herren ms Wien zu ihrer vollen Befriedigung durchgeführt, welche mich za Innsbruck um eine nicht gar zu beschwerliche, mög- lichst nahe an die Ferner f&hrende und nicht zur Rückkehr Inf demselben Wege nöthigende Tour bef rügen. Es folgt

1 ■•

*iikr^:i i.r 'Ä'*-:,»r^i:^.a3caiin* rriachea b«iriea Wettersteinen 7;^!, '•^^>KL •;. 11t . *v-"-*r iai TmI^o«ii zwi^hen insserm U'ettiiri«r>i:r. i::ii :2.:iftr»r 2oä«Ls;;hze. der am meisten be- r.QtxtÄ L'%i>r2a:i;Z. »>r3-»äer« I^ter^aae hatte für mich der TifftU: U^>»7scä!iz. i^n :^h ^Ij Rothesi^iczjoch bezeichnete und ^tß^r dfi^^^zL La^ im Kamme ieh mir bei der Ueber* %t<!ri^ng Li^ht ^sl:^ klar werd*;a konnte (rgL Bd. III. S. 33). iHr Pankt. wo ich überstieg. Lhg gerade Tor mir and war dnröb die toq ihm herabziehende, aaeh jetzt mit Schnee ge- fnllt^ ftioce aaf§ bestimmteste gekennzeichnet. Fried be- »tatif^ nan zanächn. daas die angrinzenden Spitzen als innere and äosaere Rothenspitze bezeichnet worden ; nach Lage and Abstand würden sie der südlichen and nördlichen fUHhen.spitze Pfaundlers darchaas entsprechen. War so weit alle» in Ordnung, so ergab sich ein Widerspruch in den Ilöhenangal^n. Pfaundler gibt für die südliche Spitze 9617', für die nördliche 9513'. Dagegen zeigte sich deutlich, da« die nur wenig über dem Sattel anfiragende innere (sfidL) Spitze an zwei- bis dreihundert Fnss hinter der äussern zurückbleibt. Allerdings gliedert sich nun weiter diese letztere in zwei Spitzen, deren Hohe den Angaben P&undlers ent- Mpn*chen mochte, während sie sich zu nahe und zu weit von düf Wc'tterspitze entfernt liegen, als dass die Lage der süd- lichen und nördlichen Spitze auf Pfaundlers Karte entsprechen könnte. Ich möchte annehmen, dass er die beiden äussern Spitznn gemessen, dann aber die Höhe der südlichem der- Nolben auf die im Thale als innere bezeichnete südlichste Spitz«) iihortragcn hat. Dass der Uebergangspunkt selbst der höoliHto unter allen hier in Frage kommenden und von mir mit Über 9000"**) nicht zu hoch geschätzt sei, schien sich durchaus zu bestätigen. Erheblich niederer ist der folgende filnftu Uoborgang durch die Bergesgruben zwischen äusserer UöthouNpitzo und Glücksgrat; wir übersahen den ganzen Weg von dor Thalsohlo bei Falbeson bis zum Sattel, der nirgends oinc Schwierigkeit oder besonders starke Steigung zu bieten nd\m\ \ jonsoit« führt er über den kleinen Bergesgrabenfemcr

*) n8t»&«» =: 0159* Nene MiL-Mappinrag. D. B.

-V I

Ficker, Falbeson. Grabagrobennieder. Schellegrübel. 129

dordi die Bockgraben hinab nach Traul. Als bequemsten be- läehnete Fried den sechsten, mir bisher ganz anbekannten üebeigang über das Habichtnieder zwischen Glücksgrat and Olittespitze. Vom äossern Thale kommend würde man am besten Ton Eressbach, weniger bequem yon Yolderau zur MiBchbachalm und weiter zur verlassenen Euappenhütte auf- steigen. Vom innern Thale her wäre von Falbeson in den untersten Theil der Bergesgruben und von da über das so- genannte Hanerspiel und den untersten Theil des Glücks- gntes zur Euappenhütte zu gehen, wo beide Wege zusammen- treffen. Der Uebergangspunkt selbst, nach B. u. Pf. 8873', demnach schwerlich niedriger als die Bergesgruben, war uns durch den Glücksgrat verdeckt. Auch dieser Uebergang fuhrt anf der andern Seite noch nach Traul und Lapones hinab. War es meine Absicht, mich am folgenden Tage von seinen Ton Fried angerühmten Vorzügen selbst zu überzeugen , so wurde das durch die Witterung von vornherein gehindert. Aach einige Wochen später am 4. September kam es nur zu einem misslungenen Versuch ; bei dichtem Nebel stieg ich mit Gratze in die Bergesgruben, sicher auf Sonnenschein in der Aöhe rechnend; aber der Nebel stieg und verdichtete sich mehr und mehr; nachdem wir einige Standen an wohlthuen- dem Feuer anf einen Umschlag des Wetters gewartet, ging der Nebel in einen so entschiedenen Regen über, dass nichts übrig blieb, als wieder in^s Stubai hinabzusteigen. Die letzte Scharte in dieser Reihe zwischen Glättespitze und Habicht, 9444' nach B. n. Pf., dürfte wegen ihrer Höhe und Unweg- samkeit als Uebergangspunkt kaum in Betracht kommen.

E^ehren wir nach Falbeson zurück, so liegt die Ochsen- hütte in einem weiten, üppig grünenden Thalkessel. Dem Laien kann es auffallen, dass das Thal nicht als Euhalm be- nutzt wird. Wird das zweifellos in Ungeeignetheit des Futters oder in anderm * seinen ausreichenden Grund haben, so dürfte dieser Grund schon in Urzeiten von gleichem Ge- wichte gewesen sein. Ich rechnete daher halb und halb dar- auf, dass die Romanisten „Falbeson^^ mit „OchsenthaP^ zu verdentsehen wissen würden; es läge dann einer der Fälle

B4. V. AMb. T. 9

130 Stubaier Gebirg8gnipi>e.

vor, in welchen der Sachverhalt gerade die eine Dentnng des Wortes mit voller Bestimmtheit unterstützt; und diese Falle scheinen mir doch ziemlich selten zu sein, so wenig im (janzen und Grossen die Ableitung unserer nichtdeutschen Namen aus dem Komanischen zu bestreiten sein wird. Als ich dann aber kurz nachher dem erprobten Kenner dieser Dinge, Christian Schneller, den Fall vorlegte, schüttelt« er das Haupt und erklärte, Falbeson heisse nicht Ochsenthal, sondern Schlangenthal , und werde von dort befindlichen Schlangen so genannt sein. Und da ich nun wieder von dort befindlichen Schlangen nie etwas gesehen oder gehört hatte, so schieden wir von einander ohne die rechte Verständigang und ich wurde nur verstockter in meinem Misstrauen gegen die Versuche, die Geheimnisse der gewiss auch in der Urzeit von den unberechenbarsten Zufallen bestimmten Namengebnng enthüllen zu wollen.

Von der Ochseuhütte rechts aufwärts fuhrt ein auf den Karten angegebener Weg ziemlich hoch, aber wenig beschwer- lich über das sogenannte Schrimmennieder zur Alpe Oberisse im Obernberge, während weiter einwärts beschwer- lichere Uebergänge auch aus Falbeson zur Alpe Alpein fuhren. Die Spitze westlich vom Schrimmennieder bezeichnet Pfaundler als Ringspitze, vielleicht nur veranlasst durch die General- stabskarte, wo der Name so steht, dass er eine Spitze west- lich wie ostlich vom Uebergänge bezeichnen kann. Wie mir wiederholt versichert wurde, entspricht jene Bezeichnung dem Ortsgebrauche nicht. Danach heisst Kreuzspitze, was Pfaundler als Ringspitze bezeichnet; östlich an das Schrimmennieder stösst zunächst das Bastlerjoch, während dann erst, schon an das Gebiet der Kerachalm gränzend, die Ringspitze folgt, eine Lage, der doch auch die Stellung des Namens auf der General- stabskarte am meisten entspricht.

Die Thal Weitung, in welcher die Ochsenhütte liegt, ist südlich von den Abfällen der Greithspitze, nördlich von denen der Krenzspitze b^ränzt; nach Westen hin anfangs langsam ansteigend, folgt dann eine so steile Hebung des ganien Tbalbodens , dass alles Hinterli^ende vollständig Tordedi

Ficker, Falbeson. Grabagrobennieder. Schellegrube]. 131

id mau glaoben sollte, dort in der Höhe schon den ingspankt erreicht zu haben. Ein Blick anf den Bach, r die Mitte der Wand in einem an tausend Fuss hohen lerabstürzt , muss freilich die Illusion griindlich zer- sein Wasserreichthum zeigt , dass er schon einen W^ hinter sich haben muss. Was Höhe, Wasser- Gewalt des Sturzes betrifft, kann kein anderer Fall bai diesem den Rang streitig machen; ein ungleich Dderee Bild bietet aber wenigstens meinem Geschmacke ir Wasserfall bei Graba, wie er überall gehemmt sich tnnichfachste verzweigt, bald fallend, bald über den igleitend, während die Umgebung von dunkelm Nadel- 3 blendende Weisse des in Schaum aufgelösten Baches schärfer hervortreten lässt. Es hat mich oft be- , dass, so viel ich weiss, die Kunst sich noch nie an edergabe dieses reizenden Bildes versucht hat. isern Weg thaleinwärts nahmen wir absichtlich etwas schts an dem felsigen Fusse der Kreuzspitze hin, um Edel weiss mitzunehmen, das sich im Falbeson in be- grossen und schönen Sternen findet. Lange suchten *gebens; als wir endlich das Gewünschte erspähten, 3 es anstrengenden Klettems, um seiner habhaft zu und doch sind es nicht zwei oder drei Jahre her, «selbe hier mühelos in Menge zu pflücken war. Das 88 ist eben in Mode gekommen und in verschiedenster verwendet zum Handelsgegenstand geworden; aber es fast, als solle es diese Ehre mit seiner Ausrottung müssen. Ein Preis von, wenn ich recht berichtet bin, ilden für tausend Sterne erklärt es allerdings genug- Biin das Edelweiss da, wo es ohne grössere Mühe zu ist, bis auf den letzten Rest zusammengepfiückt und len Körben voll nach Innsbruck gebracht wird. Und orde man den Edelweissjägern ihren Verdienst ver- , wenn sie sich nur mit der Blume begnügten und die schonten. Aber erbarmungslos wird auch diese zer- ie Wurzel mit herausgerissen, theils vielleicht um die frischer zu erhalten, vorzüglich wohl, weil die Wurzel

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.xA^üa ;i^*:i-*. ai:ui«0»f-.««ii ^«»vi- ia -"■^t»c ik ri^ft^ jeder andere a^y^ifz-isuLu«. n^ri^ iii»:x Skis kacii* >;i P^tze. wo die Fäkv%x^ rv.-nacifsi:^ \z^^\rrj^ 'jS^ *>]ifc3Jcte& wir ans bei •;ft:«T«fA Xr\r^^ i>ft?v-2ix:^c*!i übt *r* Zakanft der Zierde '^»st h^Ary[% «i^nh ir^^s^r. x^ irrf«si. cu& si« wenigstens an 0^»^ ^^ttK^^tfr z^-sgir.gliiSfcai .Stirllr^ z^«fiert sein werde, da «PK ti^b ^/rt t7.z irjz rst^susL^r zJxJcx loknen könne, ihr nacb- 7,'siA^iyiHfi . Wt w&rcen wir a::ch in dkser Bichtong bald ent- ti^rivht. Wir uibm etna« an den Felswänden hingen, dss %%i'Si in A*nr Nah^ aLi ein Geisbnbe erwies; wie er da hinaaf- ^*ikifmmtn. Mrhien uns eben so rathaelhaft, als wie er wieder h^rabk//mrri^m »olle. Fried rief ihm zu, ob er sich Terstiegen ha>M; nnd ob er ihm helfen solle; der Babe lachte, warf eine flaiidvoll fyielweiss herunter and Tollfohrte dann mit katzen- artig#;r f Behendigkeit einen Abstieg, wie er nar jemandem mög- Vu'h war, Atir die kleinsten, von nnten gar nicht wahmebm- StMim Vorspränge des Gesteins anfs genaaeste kannte and zu bi!fitjt/^;n wusste. Der Anblick dieser Expedition enthüllte nun nrst die Gefahr unseres Schützlings in vollem Umfange; »in filrclitfrlichorer Feind könnte ihm gar nicht erwachsen, uIn m\ solcher Geisbube, der, wie er uns sagte, von Stadt- loutf^ii biiiinftragt sei, das fidelweiss da zusammenzaklanben, wo i<s iliuüu unerreichbar war; weiss man, wie gewagte K Ititilirniiiii Nolüho Buben zum Zeitvertreibe oder aus blossem llnbrnnuthu untornohmen, so lässt sich leicht ermessen. WIM du d(*r i^^rfolg sein wird , wenn noch die Aussicht aoi •Muigt» KrouKor hinzukommt. Und so mag denn die Zeit nloht ft«rn soiu, wo das Edelweiss, ähnlich wie die Edel- ruutt« , unf dio uuzugüuglichsteu Stellen zurückgedrängt nx\\\ wird.

Nuoh audortluilb Stunden schliesslich ziemlich beschwer^

Ficl^er, Falbeson. Grabagrnbennieder. SchellegrQbel. 133

liehen Steigens hatten wir die Hütte am Hohen Moos 7632'*) erreicht, die aber dem Wasserfalle am Beginne der zweiten Terrasse des Thals Hegt. Hier eröffnet sich denn in über- raschendster Weise auf einmal der Einblick in den dnrch den scharfen Ab&ll bis dahin verdeckten Hintergrund des Thals ToU wilder Schönheit. Links von der Greithspitze bis zum Sehoekbüchelgrate so steile und anscheinend unwegsame Ab- falle, dass ich es kaum bedauerte, vor einigen Jahren den Tersnch, vom Schellegrübel hieher überzusteigen, nicht aus- geführt zn haben. Vom Sehoekbüchelgrate zieht sich in der Eichtnng des auf den Karten verzeichneten Baches ein Ferner herab, der zwar die Thalsohle nicht erreicht, aber immerhin bedeatender ist, als manche andere, die auf der Karte berück- sichtigt sind. Rechts stehen die Kreilspitze und die eisigen flaopter der Seespitze und der Ruderhofspitze. Erstere Wurde von hier aus von Barth und Pfaundler bestiegen; ist far letztere wohl vermuthet, dass sie von dieser Seite leichter zn besteigen sein werde, als auf dem von Ruthner und Bä- deker eingeschlagenen Wege über den Alpeiner Ferner, so sprach nicht allein der Augenschein aufs Bestimmteste da- gegen, sondern auch Fried erklärte, dass wegen der ausser- ordentlichen Zerklüftung der Ferner nicht hinaufzukommen sei. Von beiden Spitzen erhält der ziemlich bedeutende Hohemoosfemer seine Zuflüsse, der den ganzen hintern Thal- boden fnllt. Eine weite Strecke hinter der Hütte ist der ganz eben verlaufende Thalboden durch ein, oft eine bedeu- tende Breite erreichendes Moos eingenommen, durch das sich der Bach träge dahinschlängelt , um dann unmittelbar zum Wasserfalle übergehend das Versäumte nachzuholen. Hätte er hier in dem harten Gestein sein Bett nur um einen oder andern Fnss tiefer auszuwaschen vermocht, so würde das ganze Moos zur trefflichsten Weide geworden sein; nur um weniges höher dürfte der Abfluss liegen, um den See wieder entstehen zu lassen, der hier einst vorhanden war. Freilich in Zeiten, die weiter zurückliegen, als die ältesten Urkunden, die uns da in den örtlichen Benennungen zu Gebote stehen.

♦) 2274» = 7194' Neoe Mil.-Mapp.

134 Stubaier Gebirgsgruppe.

So geringe Aenderungen in der Höbe des Abflusses auch hin reichen würden, um die ganzen Verhältnisse umzugestalten so können diese doch, wenigstens seit deutsche Hirten dai Thal befuhren, keine wesentlich andere gewesen sein; dai Hohe Moos mussten sie schon vorfinden , da sie danach di( ganze Gegend benannten; und könnte man versucht sein daran zu denken, die Seespitze sei schon in einer Zeit so b^ nannt, wo das Moos noch See war, so ergibt sich bald, das der Name abgeleitet ist von dem noch vorhandenen See, de rechts vom Moos und bedeutend höher als dieses unmittelba. an den letzten Abfällen der Spitze liegt. Es kann auffallen dass sich im Stubai in den höhern Gebirgspartieen so seltei Bezeichnungen finden, über deren Ableitung aus dem Deut- schen man irgend in Zweifel sein könnte, während doch der Hauptthalboden überwiegend nichtdeutsche Namen bietet und sich kaum ein Grund absehen lässt, wesshalb diese sich gerade nur hier, nicht aber auch in der Höhe erhalten haben sollten, wo sie ja in andern Theilen des Landes auch in keiner Weise fehlen. Mau möchte daraus schliessen, dass die höchstge- legenen Alpen erst von der deutschen Bevölkerung bezogen seien ; denn wenn dem sich nur in dem engen Gebiete seiner Alpe bewegenden Senner auch wenige ganz allgemeine Be- zeichnungen genügen können, die mit der Sprache der Be- völkerung hätten wechseln mögen, so hätte doch wenigstens die Alpe selbst eines bestimmteren Eigennamens bedurft, der sie von den andern Alpen des Thaies genügend unterschied. Ein unbedingtes Bedürfniss nach feststehenden BeneunnDgei insbesondere auch der Bergspitzen hat der ein weiteres Ge- biet durchstreifende Jäger ; sind die Namen der Spitzen in Stubai fast ausnahmslos deutsch, so dürften Gerase nnc Steinbock sich in vordeutscher Zeit eines ungestörten Daseioi erfreut haben.

Da wir das Moos durchweg auf dem rechts angränzendei Gestein zu umgehen hatten, so gebrauchten ^vir trotz der ge ringen Steigung von der obern Hütte bis zum Fernerende 7906'*), eine Stunde. Der Ferner war in seinem untern Ver

•) 2447« = 7741' Neue Mil.-Mapp.

Ficker, Falbeson. Grabagrabennicdcr. Schellegrübel. 135

laufe fiwt gaDZ ausgeapert, während meiue Freunde ihn vor xwei Jahren einige Tage später noch ganz schneebedeckt ge- funden hatten. Wenn sich in diesem Jahre, wohl in Folge der starken Schneefälle im Frühlinge, vielfach sehr tief noch Sckneefelder fanden, wo sonst nm diese Zeit alles aper ist, so zeigte sich in den höchsten Gebirgstheilen das Umgekehrte; insbesondere fielen mir in der PfafiPen- und Freigergruppe weite nackte Stellen anf, welche ich früher nie anders als schneebedeckt gesehen hatte. Fried suchte den Grund weniger in dem geringeren Schneefall, als in dem anhaltenden Wehen des Scirocco während des Winters. Der Ferner legt sich hart an den von der Ruderhofspitze östlich ziehenden Grat au, den wir zu übersteigen hatten, von diesem überall kleine Zuflüsse erhaltend; wir hatten den Hauptferner vom Fusse ab in südlicher Richtung zum Nieder hin zu übergehen. Schon aiemlich weit auf dem Eise zog eine schwarze Masse unsere Aufmerksamkeit auf sich , anscheinend ein verendeter Gems- bock ; wir waren nicht wenig erstaunt, als in grösserer Nähe statt des erwarteten Krücken sich die Gewichtein eines Reh- bocks zeigten. Das Aas war verhältnissmässig wohl erhalten und hatte nach Fried's Behauptung wohl schon einige Jahre anter dem Schnee gelegen ; wie aber ein Thier, das nicht aber die Waldregion hinauszugehen pflegt, hieher gekommen sein konnte, war auch ihm ein Räthsel.

Der Ferner zeigte auf dem aperen Theile so bedeutende and regellose Klüfte, dass wir, als näher dem Grate die äehneebedeckung begann , das Seil hervorholten. Bis dahin nrar die Steigung ganz unbedeutend ; das Eis legt sich dann iber an den Grat an und die Steigung wurde bald so stark, laas wir im Zickzack aufsteigen mussten und in dem trotz 1er Hitze wenig erweichten Schnee die Eisen eine sehr er- wünschte Hülfe boten. Etwa in halber Höhe des Grates er- reichten wir die Randkluft, die ihrem ganzen Verlaufe nach lentlich hervortrat, aber noch fest verschneit keinerlei Schwie- rigkeit bot. Ueber der Randkluft wurde die Steigung des Sehneefeldes, das sich fast bis an den Ueberg^ngspunkt hin- infideht, immer starker; wir zogen es schliesslich vor, dasselbe

134 Stubaier Gebirgsgruppe.

So geringe Aenderungen in der Höbe des Abflusses auch hin. reichen würden, um die ganzen Verhältnisse umzugestalten so können diese doch, wenigstens seit deutsche Hirten d&i Thal befubren, keine wesentlich andere gewesen sein; dai Hohe Moos mussten sie schon vorfinden, da sie danach di« ganze Gegend benannten ; und könnte man versucht sein daran zu denken, die Seespitze sei schon in einer Zeit so be- nannt, wo das Moos noch See war, so ergibt sich bald, dass der Name abgeleitet ist von dem noch vorhandenen See, der rechts vom Moos und bedeutend höher als dieses unmittelbar an den letzten Abfällen der Spitze liegt. Es kann aufialleD, dass sich im Stubai in den höhern Gebirgspartieen so selten Bezeichnungen finden, über deren Ableitung ans dem Deut- schen man irgend in Zweifel sein könnte, während doch der Hauptthalboden überwiegend nichtdeutsche Namen bietet und sich kaum ein Grund absehen lässt, wesshalb diese sich gerade nur hier, nicht aber auch in der Höhe erhalten haben sollten, wo sie ja in andern Theilen des Landes auch in keiner -Weise fehlen. Man möchte daraus schliessen, dass die höchstge- legenen Alpen erst von der deutschen Bevölkerung bezogen seien ; denn wenn dem sich nur in dem engen Gebiete seiner Alpe bewegenden Senner auch wenige ganz allgemeine Be- zeichnungen genügen können, die mit der Sprache der Be- völkerung hätten wechseln mögen, so hätte doch wenigstens die Alpe selbst eines bestimmteren Eigennamens bedurft, der sie von den andern Alpen des Thaies genügend unterschied. Ein unbedingtes Bedürfniss nach feststehenden Benennungen insbesondere auch der Bergspitzen hat der ein weiteres Ge- biet durchstreifende Jäger ; sind die Namen der Spitzen im Stubai fast ausnahmslos deutsch, so dürften Gerase und Steinbock sich in vordeutscher Zeit eines ungestörten Daseins erfreut haben.

Da wir das Moos durchweg auf dem rechts angränzenden Gestein zu umgehen hatten, so gebrauchten wir trotz der ge- ringen Steigung von der obern Hütte bis zum Fernerende, 7906'*), eine Stunde. Der Ferner war in seinem untern Ver-

•) 2447« = 7741' Neue Mil.-Mapp.

Ficker, Falbeson. Grabagrabennicdcr. Schcllegrübel. 135

Isofe fiist ganz ansgeapert, während meine Freunde ihn vor swei Jahren einige Tage später noch ganz schneebedeckt ge- fanden hatten. Wenn sich in diesem Jahre, wohl in Folge der starken Schneefalle im Friihlinge, vielfach sehr tief noch Sdmeefelder fanden, wo sonst um diese Zeit alles aper ist, so xe^ sich in den höchsten Gebirgstheilen das Umgekehrte; insbesondere fielen mir in der PfafiPen- und Freigergrappe weite nackte Stellen anf , welche ich früher nie anders als Khneebedeckt gesehen hatte. Fried suchte den Grund weniger in dem geringeren Schneefall, als in dem anhaltenden Wehen leg Scirocco während des Winters. Der Ferner legt sich lart an den Ton der Ruderhofspitze östlich ziehenden Grat u, den wir zu übersteigen hatten, von diesem überall kleine nflüsse erhaltend; wir hatten den Hauptferner vom Fusse ) in südlicher Richtung zum Nieder hiu zu übergehen. Schon emlich weit auf dem Eise zog eine schwarze Masse unsere nfmerksamkeit auf sich , anscheinend ein verendeter Gems- ek ; wir waren nicht wenig erstaunt, als in grösserer Nähe itt des erwarteten Krücken sich die Gewichtein eines Reh- cks zeigten. Das Aas war verhältnissmässig wohl erhalten d hatte nach Friedas Behauptung wohl schon einige Jahre ter dem Schnee gelegen ; wie aber ein Thier, das nicht er die Waldregion hinauszugehen pflegt, hieher gekommen n konnte, war auch ihm ein Räthsel.

Der Ferner zeigte auf dem aperen Theile so bedeutende d regellose Klüfte, dass wir, als näher dem Grate die bneebedeckung begann , das Seil hervorholten. Bis dahin JT die Steigung ganz unbedeutend ; das Eis legt sich dann 3r an den Grat an und die Steigung wurde bald so stark, 18 wir im Zickzack aufsteigen mussten und in dem trotz r Hitze wenig erweichten Schnee die Eisen eine sehr er- inschte Hülfe boten. Etwa in halber Höhe des Grates er- chten wir die Randkluft, die ihrem ganzen Verlaufe nach itlich hervortrat, aber noch fest verschneit keinerlei Schwie- keit bot. üeber der Randkluft wurde die Steigung des lineefeldes, das sich fast bis an den Ueberg^ngspunkt hin- izieht, immer stärker; wir zogen es schliesslich vor, dasselbe

136 Stubaier Gebirgsgroppe.

zn verlassen Dud unser Heil im Gestein zu versuchen. Bit dahin hatten wir vom Fernerfusse her fünf Viertelstundea gebraucht; es folgten noch zwanzig Minuten anstrengenden und behutsamen Steigens in dem überaus bröcklichen Ge- stein; dann hatten wir das Nieder erreicht. Unter Abrech- nung der Aufenthalte waren von Ranalt weg 5Vt Stunde Gehens nöthig gewesen.

Das Grabagrubennieder wird im Westen begranit von der Grabawand oder Grabaschneide, welche durch einen ausserordentlich zerrissenen und steilen Grat mit der Buder- hofspitze zusammenhängt. In Osten ragt der Schockbuchel* grat, 98 14^ auf, von hier aus kaum oder doch bei der sicht- lichen Lockerheit des ganzen Gesteins nur mit grösster Ge&hr zu besteigen. Die Höhe des Nieder selbst dürfte um 9000' betragen. Den Namen hat es von der GrabagrubeOf einem Kar, welches von hier zu den Alpen Grabanock und Graba hinabführt. Der oberste Theil desselben ist durch den ziemlich bedeutenden Grabagrubenferner gefüllt, der von der Ruderhofspitze in östlicher Richtung dem Laufe des Grates folgend niederzieht; er reicht noch eine Strecke weit über das Nieder hinaus, vor das er sich vorlegt und das er an der tiefsten Stelle überhöht, so dass wir erst etwas östlich anf dem Grate eine Aussicht nach Süden gewannen. Der Ferner fehlt auf Pfaundlers Karte oder scheint vielmehr mit dem Hohenmoosferner zu einer Masse zusammengezogen zu sein, in der dann der beide Ferner auseinanderhaltende Grat nicht kenntlich gemacht ist.

Die Aussicht bietet gegen Norden wenig beachtenswerthes. Auch gegen Süden eröffnet sich keine grössere Femsicht. Aber unvergleichlich schön und gewaltig ist der Einblick in die Eismassen der Pfaffen-, Freiger- und Feuersteingruppet die nur durch das tiefeingeschnittene Hauptthal getrennt un- mittelbar gegenüberliegen. Es ist allerdings im wesentlichen dasselbe Bild, welches sich auch von der Aussicht bei der Pfandleralpe und überhaupt von der ganzen nördlichen Thal» höhe aus bietet, ein Bild, so schön, dass ich von dem, was ich Aehnliches gesehen, ihm nur Weniges an die Seite in

Ficker, Falbeson. Grabagrubennieder. Schellegrübe]. 137

len wQsste. Aber je höher der eigeue Standpunkt, um so raltiger ragen doch die gegenüberliegenden Eisriesen auf,

80 deutlicher tritt die ganze reiche Gliederung hervor, ehfolgenden möchte ich denn anch rathen, gleich mir den fsüeg durch Falbeson zn nehmen. Er dürfte allerdings m anstrengender sein, da sich bei der umgekehrten Rich- ig das steile Schneefeld auf der Nordseite, das wir mühsam teigen mussten, ab&hren lässt. Dafür entschädigt aber ' W^ durch Falbeson durch die Ueberraschung, welche ein- I bei der obern Hütte die plötzliche Einsicht in den bisher iz Terdeckteu Hintergrund des Thals bietet, dann aber reh die Aussicht auf die südliche Fernergrnppe. Nicht an, dass auch diese sich beim Betreten des Nieder plötzlich ihrer ganzen Grossartigkeit entfaltet; man hat sie dann sh weiter beim Niedersteigen immer in ganzer Ausdehnung r Augen.

Den Abstieg nahmen wir zunächst in der Grube zwischen Q Grat und dem Ferner, dann über die weiten Steinfelder

Fusse des Schöckbüchelgrates. Zur Erleichterung des ges konnten wir vielfach noch Schneefelder benutzen, die :z der Hitze und der Lage auf der Sonnenseite auffallend ig erweicht waren,, zum Theil sogar in Folge des Zu- menwirkens von Regen und Wind an der Oberfläche hart oren, so dass an einzelnen steileren Stellen der Fuss im lee erst Halt fand, nachdem wir die obere, etwa zwei

starke gefrorue Schichte abgestossen hatten. Verläuft Ferner in östlicher Richtung, so zieht sich die Graba- ye später nach Süden ; der nächste Weg, um in die Thal- e zu gelangen, würde an der rechten Seite des Baches * Grabanock nach Graba hinabfuhren. Da ich die Absicht e, noch in der Höhe einen Besuch abzustatten, so gingen

auf die linke Seite der Grube, stiegen an dieser hinauf

wanderten dann mühelos über die Weideplätze, die Alpe kkbüchl unter uns lassend, zur Hütte im Schellegrübel.

W^ vom Nieder bis zur Hütte hatte zwei Stunden in pruch genommen.

Die Entdeckung des Schellegrübel als eines für

13^ StaUaier Gebirgsgruppe.

Touristen beachteuswertfaeu Paukies darf ich für mich ia Anspruch nehmen. Die Alpe gehört einem Bauer von Gasteigf dessen Bruder Lois dort Senner ist. Diesen traf ich 1S€9 auf der Aussicht bei der Pfandler Alpe ; wir unterhielten uii eine Zeitlang und da ich nichts zu yersäumen hatte, nahi ich gern die Einladung an, seine Hütte in Augenschein n nehmen, von deren Existenz ich bis dahin keine Ahnung hatte. Die Hütte ist sehr hoch, schwerlich unter 7000'^), etmi versteckt gelegen , im obersten Theile der Grube zwischeB dem Schöckbüchelgrate und dem auf Pfaundlers Karte ab Aussicht bezeichneten Tambichlgrate. Unmittelbar vor der Hütte im Grase liegend kann man sich in Müsse der herf liehen Aussicht auf die Pfaffen- und Freigergruppe erfreneD^ wie sich dieselbe allerdings überall auf der Höhe dieser Thal" Seite bietet. Aber gerade der Umstand, dass die Anssich.'t^ nach beiden Seiten etwas beschränkt nur den gewaltigstem^ und schönstgegliederteu Theil der Fernerwelt vom Bildstöcl^l bis zu den Feuersteinen , diesen dafür aber von günstigstem Punkte aus in einem mehr geschlossenen Bilde vor AugesJ^ führt, macht wenigstens mir dasselbe besonders anziehend- Doch das ist Geschmackssache, über die sich streiten läss^- Aber Schellegrübel hat auch Vorzüge, die unbestreitbar sind. Mit freundlichster Bereitwilligkeit theilt Lois dem ermüdeten Wanderer alles mit, was er hat; und was er hat, geht über das gewöhnliche Mass alpiner Genüsse nicht unwesentlich hinaus. Kaffee ist immer vorhanden ; Lois weiss ihn gsni vortrefflich zu bereiten und bringt ihn in schön gemalta} Schaalen zum Erstaunen des Gastes, der mit dem mehr als bescheidenen Inventar anderer Alphütten vertraut ist. Die nächste Umgebung der Hütte und wohl auch diese selbst wird belebt von einer Schaar munterer Hennen, die im Legen nicht faul sind, während Lois sich auch in der Eochknnst nicht unbewandert zeigt und seine Gäste mit lecker bereiteten Eier- speisen zu bedienen weiss. Die Hütte ist zugleich ziemlich geräumig und ihre ganze Einrichtung etwas höher gegriffen.

*) 2241™ = 7090' Neue Mil.-Mappirung.

Fkker, Falbeson. Grabagrabennieder. Scbellegrübel. 139

s auf den sonstigen Alpen des Thals; insbesondere herrscht ine Reinlichkeit, wie ich sie sonst nur selten auf solchen Jpni, wo keine Sennerin waltet, gefunden habe. Und da B duftigem Heu kein Mangel, so ist hier allen Anforderungen jnogt, die man an ein solches alpines Hotel billigerweise tdlen kann ; Bekannte von mir haben hier zu ihrer vollsten bifriedenheit übernachtet, einzelne sich auch wohl einige Tage lort aufgehalten.

Man wird nun freilich nicht leicht an dreitausend Fuss » einer Hütte aufsteigen, um dort Kaffee zu trinken und im lea zu liegen, wenn es sonst keinen Zweck hat. Hier aber nt es seinen vollkommen ausreichenden Zweck ; ein behag- idier Kuhepunkt, der zugleich leibliche Stärkung bietet, ist lier durchaus an seiner Stelle. Die in der Kegel nach der ^liodler Alm bezeichnete Aussicht bildet mit Recht eiuen lanptzielpunkt für Wanderer im Stubai ; lässt sich die Eis- "egion im Süden vollständig übersehen, wie das freilich auch tof andern Punkten der Fall , so verbindet sich damit hier ler ungehinderte Rückblick durch das ganze Stubai bis ins nnthal. Diese herrliche Aussicht aber ist von Schellegrübl (08 eben so leicht zu erreichen, als von der Pfandler Alm, li der Ausläufer des Tambichlgrates, der jene Aussicht bietet, icb zwischen beiden Almen hinzieht. Und wer von Ranalt Herst zur Pfandler Alm hiuaufsteigt, wird wenigstens der bwechslung und bessern Verpflegung wegen wohl thun, den ickweg über Scbellegrübel zu nehmen, von wo überdies ein quemerer Steig nach Tschengelar hinabführt. Dann aber int es sich auch sehr, von Scbellegrübel den Weg in der ihe thaleinwärts über die Alpen Schöckbüchel und Graba- ck fortzusetzen, um dann bei Graba oder Mutterberg den lalboden wieder zu erreichen. Man geuiesst da überall die gehemmteste und wegen der Biegungen des Weges und der mahligen Verschiebung des Bildes doch überaus mannich- tige Aussicht auf das Fernergebiet. Der Steig ist zudem rchw^ gut; nur beim Eintritte in die Grabagrube findet h eine schlechtere Stelle. Ich war 1869 und 1870 wiederholt bei Lois droben ge-

140 SmlÜT G^lire«fr:pf<.

weten, hatte die Entdeckniig der gastlichen Hntte auch nicht geheim gehalten, sondern zom Nütz and Frommen der Ton* risten im Fremdenboche za Banalt nnd in Amthors Führer auf dieselbe anfimerksam gemacht. Wie manche meinem Winke gefolgt sind, daron gibt die Kastenthore in der Hntt^- 2ieagnis8, welche zugleich als Fremdenbuch dient; eine Reih^- Ton Yisitkarten findet sich da angeklebt, andere Besncbeor^ haben wenigstens ihre Namen angeschrieben und Lois ist stol^ darauf, dass seine Hütte von so yieleo weitgereisten Herren aufgesucht wird. Mich, als den Erfinder ron Schellegrübel^ hat er immer in besondem Ehren gehalten. Eine Photogra- phie, die ich ihm schenkte, liess er in der Stadt einrahmen; so prangt nun mein Bildniss auf der Eastenthür an bevor-^ zugter Stelle zwischen dem h. Domiuicus und der h. Philomens. Die zwei letzten Jahre war ich nicht hinaufgekommen. Ab mich dann Lois in der Stadt besuchte, kündete er mir an, dass er, wenn ich in diesem Jahre auch nicht komme, mein Bild You seinem Ehrenplatze entfernen und in den Kasten sperren werde. Um dem zuvorzukommen, beeilte ich mich natürlich, jetzt meine Gegenvisite abzustatten.

Während wir es uns in der Htltte wohl sein liessen, hatte sich das gewaltige Gewitter zusammengezogen, das an diesem Tage im Obernberg und zu Neustift so arge Verwüstungen anrichtete. Die Sorge, auf den schlüpfrigen Bergwegen vom Wetter erreicht zu werden, beeilte unsere Schritte ; in weniger als einer Stunde hatten wir den Thalboden bei Tschengehur erreicht. Gleich nachher öfiPnete dann freilich der Himmel seine Schleusen; aber durch einen schafwollenen Ueberworf, den mir ein Bauer lieh , geschützt , gelang es , ziemlich trocken nach Ranalt zurückzukommen.

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i

Eine Besteignng des Piz Linard.

10808 Wr. Fuss = 3416 Meter. 17. Juli 1873*).

7on John Sholto Donglass in Thäringen (Vorarlberg).

Unser kleines nur wenig über 45 Qaadratmeilen messen- des Voralberg bietet yermöge seiner eigenthümlichen Gebiets- entreclning, welche yom Bodensee aus in Dreieckform bis ins Herz der Centralalpen reicht, dem Wanderer nahezu alles wesentliche, wenngleich auch nur in Miniatur- Ausgabe, was irgend welche Alpenwanderung bieten kann : Verflachung bis zur Ebene und ein ausgedehntes Seebecken , yorliegendes Higelland, Mittelgebirge und übergletscherte Hochalpen; da- zwischen Thaleinschnitte jeder Art, yon den schmalen oft scbanerlich wilden Zerklüftungsspalten an bis zu den wich- t^isten formbestimmenden Erosionsgebieten.

Die höchsten Vorarlberger Spitzen gehören den Silvretta- l)ergen an, darunter yor Allen der oftgenannte Piz Buin (10526 Wr. Fuss = 3327 Meter), dieser stolze Häuptling, auf welchen sowohl Tirol als auch die Schweiz Anspruch idacht, wahrscheinlich beiderseits mit gleichem Rechte, da die Landesgränze wahrscheinlich gerade über die Spitze zu ziehen sein dürfte.

Ganz auf Schweizergebiet liegt dagegen der Culminatious-

*) Vortrag, gebalten am 8. Januar 1874 in einer Bezirks- Versammlung df3 D. u. Ö. A.-V. in Bludenz.

paukt der ganzen Groppe , der gewaltige Piz Linard M0608 Wr. Fass = 3416 Meter). die«e höchste Spitze det ."^^ilvrettagebirges » welche merkwürdigerweise fern Tom Mitt4el1pankte desselben. dessen änsserste gegen Süden vor-' (geschobene Erhebung bildet. In dieser eigenthnmlichen lofft wird wohl aach der Gmnd zn suchen sein , warum zu einer Zeit, wo die übrigen Theile des Silvrettagebietes noch güiu- lich unerforscht waren, gerade die höchste Spitze nicht nur von unten herauf allbekannt war, sondern selbst auch schon mehrmals bestiegen wurde. ,,Besser in die Augen fallend,^ schreibt Studer*), „als die übrigen Hochgipfel der Silvretta- kette, schaut die riesige Felseogestalt des Piz Linard emsi und finster auf den Wanderer hinab, der zwischen Zemets und Lavin das Thal des Inn durchzieht, und fordert den kühnen Sinn des Bergsteigers drohend und übermüthig her- aus, der unwillkührlich nach dieser aussichtsreichen alle Berge des Unterengadins an Höhe überragenden Spitze sich richtet

*^ Es heisst, ein Pfarrer Lodrell habe den Piz Linard

schon in älterer Zeit besti^en und auf seinem Gipfel ein Paar Fnsseisen gefunden , wogegen er die seinigen getauscht und daselbst zurückgelassen hätte. Diese Geschichte ist je- doch unverbürgt, im Gegentheil sollen zu Anfang der Dreissi- ger Jahre mehrere vergebliche Versuche zu dessen Bezwingung gemacht worden sein. Die erste authentische Besteigung wurde im Jahre 1835 von Professor Oswald Heer und seinem Führer Joh. Madutz ausgeführt ; dreizehn Jahre später wurde der Berg vom Regierungsrath Steiner von Lavin mit mehreren (jemsjägern bestiegen, und im Jahre 1859 hat Weilenmann von St. Gallen denselben ganz allein bewältigt, eine Tour, welche er in gewohnter meisterhafter Weise ausführlich ge- schildert hat**^. Dann wurde der Linard vrieder im Jahre 1864 von Herrn Syber-Gysi aus Zürich mit Herrn Enderli von Pontresina und dem Gemsjäger Planta von Süss erstiegen, und seitdem scheint er fast alljährlich diesen oder jenen Be-

^) „Ueber Eis tind Schnee'*, von B. Stnder, III. Abtheilnng, Seite 114. **) Gesammelte Schriften von J. J. Weilenmann. Nene Folge. 8. 1— 4C

John Sholto Douglass, Piz Linard 14^

mh ZQ erhalten: sogar Weiberröcke kamen im Jahre 1865 kdnanf, getragen von drei mnthigen Lavinerinnen. Trotz- jem möge sich Keiner die Arbeit als eine allzuleichte vor- stellen: wenngleich heutzutage wo der Weg bekannt ist, and erfahrene Führer zd haben sind für den Alpenclnbisten wie er sein soll, für Gemsjäger oder Schafhirten durchaus keine Leistung ersten Ranges mehr, so erfordert die Besteig- nng doch immerhin yollkommene Schwindelfreiheit , tüchtige Mnskelkraft, Ruhe, Muth und Besonnenheit, kurzum einen rechten „Birgsmann^^

Im Hochsommer heurigen Jahres befand ich mich, in mehr als einer Beziehung bedeutend von ihnen abstehend, unter den eleganten Curgasten von St. Moritz im Ober- engidin, und sollte nach Hause zurückkehren. Ich hatte dazu noch einige Tage Zeit, und da ich die fahrbaren Bergpässe Mch Norden, Julier, Albula und Flüela, alle schon zur Genoge kannte, beschloss ich über das Hochgebirg zu wandern, den Linard und den Buin zu besteigen, und dabei ferner den biAer von mir noch nie betretenen gewaltigen Silvretta- gletscher seiner ganzen Länge und Breite nach unter die Föne zu nehmen.

So fuhr ich denn am 16. Juli früh Morgens vier Uhr in's Uoterengadin hinab, unter Anderen auch an dem einge- scherten Zernetz vorbei, und erreichte nach 4 '/> stündiger Fahrt meinen vorläufigen Bestimmungsort, das ebenfalls erst tos der Asche wieder erstehende Dorf La v in, 4553 Wr. Fuss - 1439 Meter.

Schon tagszuvor hatte ich dem Führer chef in Lavin, *• Postmeister J. B. Grass (gewöhnlich Herr Grass, oft aber auch kurzweg Bartel Grass genannt) , telegraphirt, er mög^ mir einen zuverlässigen, der Silvrettagruppe mög- lichst kundigen Führer zu verschaffen suchen, und schon nach tvrei Stunden eine befriedigende Antwort erhalten. Ich kam Ü80 nicht unerwartet dahin, und durfte auch, wie die Folge ieigte, mit dem mir zugewiesenen Bergführer Kilian Caperi, eines Zeichens ein ^hreinermeister, recht zufrieden sein: )er8elbe erwies sich im Laufe dreitägiger Begleitung, und

144 SÜTrettagruppe.

zwar mehrmals in schwieriger Lage, als ein opferwillig! localknndiger und im Allgemeinen durchaus tüchtiger oj branchbarer Bergführer : klein von Gestalt, aber intelligent« Geistes und stets für die Sicherheit seines Touristen besorg that er was er für das Beste hielt, ohne eigensinnig zu seil und war jederzeit ebenso bereit, Rath zu hören als zu gebei

Ziemlich lange Zeit ging mit Vorbereitungen, mit Her beischafiPung von Proviant, Wein, Gletscherseilen und der gleichen hin, da wir uns auf eine mehrtägige Hochtour eift zurichten hatten; endlich um elf Uhr brachen wir auf. S geschah eigentlich immer noch viel früher als nothwendig da wir doch für den Tag an eine Besteigung des Linard nick mehr denken konnten, und nur den dreistündigen Spazier gang bis zur Schutzhütte auf Gliems zu machen hattes Zudem war die Witterung zweifelhaft, der Himmel theilweis umwölkt und der intermittirende Sonnenschein stechend, de Wind aber zeitweilig wieder recht empfindlich kühl.

Nach Ueberschreituug des Inn stiegen wir auf ziemlic steilem Pfade meist durch Wald in ^Ia Stunden bis zum Bc ginn der baumfreien Weideflächen empor, und hielten daa dort kurze Rast. Schon von hier aus ist die Ansicht thala und thalauf sehr lohnend, und es fiel mir dabei insbesondei der auch in früheren Jahren bemerkte grosse landschaftlich Cbarakterunterschied zwischen Ober- und Unterengadin wiede auf: dort Alles verbal tnissmässig einförmig, aber gar gewalti an Berg- und Gletschermassen ; hier viel reichere Gliederun: und raschere Abwechslung , dazu herrliche dunkle Nadel Waldungen, und überall weissschimmernde Dörfer und Eirchei Steinsberg, Tarasp und viele Andere.

Von hier aus ging es über die mageren Weiden de Ochsenalpe Gliems empor, bis wir nach iVt Stund plötzlich durch den Anblick des imposanten hochaufragende Linardkegels überrascht wurden ; er sah prächtig aus, schwär von Gestein, und von langgedehnten scheinbar fast senkrechte Schneekehlen gestreift hob er sich stolz in die Lüfte, de Fnss von mächtigen dunkeln Geröllhalden umsäumt.

John Sholto Doaglass, Piz Linard. 145

t uDter ihm lag unser heutiges Ziel, die Gliems-

weloher wir aber nicht direct zusteuerten, da wir

Gegend ringsum studiren und besonders auch nach

die hier häufig vorkommen, spähen wollten. So

wir uns etwas links, und stiegen, theilweise über

bis zur östlichen Grathöhe hinan, von wo aus wir

rrlichen Blick in das alpenreiche Hochthal von La-

und auf die jenseitigen Spitzen von Muottauta

E d'Arpiglia, sowie im Norden auf einen Theil

altigen eigentlichen Silvrettaberge genossen : rechts

Fliana, dann Signalhorn, Eckhorn, Yer-

ahorn, und dazwischen die steilen zerklüfteten Eis-

les Tiatscha-Gletschers und der Parait Alba

Wand). Diese haben dem Augenscheine zufolge und

[ssage meines Führers in letzteren Jahren beträchtlich

lehnung abgenommen : ausgedehnte , fast zu Thal

Moränenmassen bezeichnen jetzt die Stelle, wo früher,

>ch im Jahre 18G5, Eis war, als der Schweizer

ilnb das Silvrettagebirge zum officiellen Excursions-

ählte und eine vorzügliche Detailkarte desselben im

►e von 1—50,000 herausgab.

' blieben fast ^/4 Stunde sitzen. Endlich sahen wir

erne etwas sich regen, weit unten an einer Felswand

- noch ein Schritt und das Thier war weg. Eine

latürlich: vielleicht stand ein ganzes Rudel im

Wir kletterten ein Stück weit hinab, um besseren

ik zu gewinnen . Da stellte sich das fragliche Qaa-

ils eine arme Ziege heraus, die sich wahrscheinlich

i Abzüge der übrigen Heerde verstiegen hatte, und

aigstens eine Woche lang, wie Caperi meinte, ihr

iches Leben auf den schmalen grasigen Schrofeu-

da unten zugebracht haben musste. Eilian gedachte

^hntem Scharfsinne augenblicklich der Milch, die sie

bend und morgen Früh Demjenigen gewähren würde,

iStte, und ging hinab, sich ihrer zu bemächtigeu.

ein ziemlich saures Stück Arbeit: ich sah ihm der- bth.1. 10

146 Silvrettagruppe.

weilen nach. Endlich kam er, keacheud zwar aber trin phirend; mit seiner Prise zurück and nun gingen wir, da < Geiss nach Kräften widerstrebte , auf kürzestem Wege the über harte alte Schneeflecken der Hütte zu.

Dieser im Jahre 1868 durch freiwillige Beiträge erric tete Bau misst inwendig ungefähr 18 Fuss Länge und 18Fa Breite, ist von Stein und Lehm gemauert, und enthält aus« Feuer stelle und einigen wenigen irdenen Kochgeräthen fl 7 bis 8 Personen Schlafplatz auf Ilolzpritschen. Leider i aber das aus unregelmässigen Steinplatten erstellte Dach i schadhaft, dass liegen und Schnee hindurchdringen könne und dass das für die Lagerstätte bestimmte Heu immer wied binnen kurzer Zeit verfaulen muss. Ausreichendes Mobilia hierunter auch Leintücher und wollene Decken, war beschäl worden, ging aber schon im Jahre 1869 bei dem Brande ?< Lavin zu Grunde und konnte bisher aus Mangel an Geld nie wieder ersetzt werden : ich möchte darum , da ich mich v< der vorzüglich günstigen Lage und von der grossen Nül lichkeit dieser kleinen Gliemshütte für alle Linardbesteig durch eigene Erfahrung überzeugt habe, dieselbe, respecti das Aufbringen einer massigen Summe behufs Verbessern: des Daches und Vervollständigung der nothwendigsten inner Einrichtung hiemit allen Besuchern der Silvrettagruppe a das Angelegentlichste empfehlen. Postmeister Grass und < Laviner Führer thun unterdessen ihr Möglichstes, um < Hütte für Touristen brauchbar zu machen ; für mich schiel Ersterer diessmal unentgeltlich zwei Mann von Lavin ii Heu herauf, wozu noch Leintücher und eine warme Dec kamen, sammt Lebensmitteln und Weinvorrath auf 2 3 Ta{ Brennholz war ohnedem zur genüge vorhanden, das heic war von den Laviner Führern schon früher herbeigeschi worden.

Es war nun 4 Uhr Nachmittags; wir standen oder saa eine Stunde lang umher, nahmen einen kleinen Imbiss i wärmten uns am Feuer. Unterdessen kamen die Yorerwal ten Männer mit Proviant und zwei Säcken voll HeiL 1

John Sbolto Doaglass, Piz Linard. 147

iud aber wurde allmäblig stärker und der Himmel um- ^Ikte sich zusehends; von Stunde zu Stunde schienen sich e Aussichten für den morgigen Tag zu verschlimmern. Da unerhin noch ein Paar Stunden bis zur Abenddämmerung jigehen mussten, ging ich gerne auf Caperis Vorschlag ein, estUch in's Val Sagliains hinabzuschauen. So wanderten nd kletterten wir noch bis gegen sechs Uhr umher , trafen if zwei ftudel Gemsen und fuhren schliesslich vor ein- recbender Dunkelheit über eine jähe Schneehalde zu unserer [atte hinab.

Ehe wir uns zur Ruhe begaben, sah ich noch einmal ich dem Wetter: im Süden und Osten war der Himmel mwölkt, die Temperatur nur 4 Grad über dem Gefrier- imkt, ziemlich flüssiger Nebel, der sich auf dem Linard oben thnee nannte.

Am nächsten Morgen waren wir bald nach drei Uhr LÜe aof den Beinen; gegen halb fünf rerliesseu wir die [ntte. Der Linard stak zwar noch im Nebel, aber in Süd- ftt erglühten schon unter den ersten Sonnenstrahlen die ewaltigen eisumlagerten Berninaspitzen goldig und wolken- eL Darum waren wir auch frohen Muthes, und Hessen es 18 nicht verdriessen, als ^Ia Stunde darauf nach Ueber- ngong einer massig geneigten Geröllhalde und dann einer bon etwas steileren, festgefrorenen Schneelehne die Arbeit Eistlich anging.

Ich bemerke hier nebenbei, dass der Anstieg, den wir Uten, und der jedenfalls wenn auch keineswegs der izig mögliche dennoch weitaus der beste ist, fast in der chtong der kürzesten Linie Yon der Gliemshütte zur ober- II Spitze liegt; Weilenmann und auch Andere sind an- iglieh zu weit links, d. h. westlich gegangen, und hatten iswegen viel Schlimmeres zu erfahren. Von wirklicher Ge- ir ist auf dem ganzen Wege für den geübten Bergsteiger ine Bede, aber ein gewöhnlicher Spaziergang ist es auch iht: wohl dürfte im Vergleiche damit die Erkletterung des

\ hnin ein solcher genannt werden.

10*

148 Silvrettagruppe.

Bei den Felsen angelaugt worden alle überflüssigen Effee» ten bis zu unserer Rückkehr an sicherer Stelle geborgen, obI die Fusseisen angeschnallt. Dann ging es durch eine steh schneeerfüllte Rinne zwischen zackigen schwarzen Schrofti aufwärts, bis wir nach einer starken Viertelstunde zn* rechtsseitigen aperen Felsgrate überzugehen für gut fandfa Die Kletterei war nicht besonders schwierig, aber wir hattoi leider die wollenen Handschuhe unten beim Gepäck gelassoii und so froren wir , da wir fast bei jedem Tritt auch dii Hände in den zolltiefen Neuschnee stecken mussten, und dan die haltbietenden Felszacken meistentheils übereist waren, bald gewaltig an den Fingern. So waren wir herzlich fr<A, gegen 6 Uhr eine Abwechslung zu erlangen , indem wir as. den Fuss einer breiten, hochansteigenden Schneefläche kameiu

Der Nebel wich allmählig: der Himmel wurde immer klarer , schon war der Horizont fast zur Hälfte ganz reiiu Der Schnee wurde härter , die Neigung grösser ; schliesslick waren wir gezwungen zum Gletscherbeil zu greifen, da wir in eine schmale Kehle gelangt waren, wo unter dem wenigen Neuschnee nur blankes Eis die Schrofen bekleidete. Diese wurden aber bald so steil und das Fortkommen darauf, selbst mit Stufenhacken, so langwierig und zweifelhaft, dass wir uns entschlossen, lieber eine Strecke weit zurückzukehren und ein anderes Kamin zu versuchen. Wir fanden denn aud bald eines, etwas weiter westlich gelegen, welches gar keine nennenswerthen Schwierigkeiten bot, und uns in kurzer Zeit bis hart unter den Gipfel führte. Noch zwanzig Minuten lang ging es über loses, scharfkantiges Steingeröll empor, und wir standen, fünf Minuten vor acht Uhr, auf der Spiise des Piz Linard.

Diese bildet, was der von unter Heraufschauende nicht vermuthen würde, einen ziemlich ausgedehnten, von zwei Steinmannli gekrönten Grat, um welchen herum mindestens ein Dutzend Mann Lagerplatz finden könnten.

Wir waren , wie alle neueren Besteiger , direct von der Südseite heraufgekommen ; gegen Westen ist der Abstieg vm

John Sholto Doaglas8, Piz Linard. 149

gliains-GIetscher jedenfalls viel steiler, aber schein- r doch nicht anmöglich, da sich hier eine ziemlich breite, m Schnee nnd Eis erfüllte Kehle bis fast unter die oberste rathohe heraufzieht. Dagegen ist der nördliche Abzturz l'b Yal Muntanellas (ein rechtsseitiges Nebenthälchen es Val Layinuoz) im höchsten Grade abschreckend: fast enkrecht ziehen sich die dunkeln Schrofen in den Abgrund linab, und ihre schmalen Zwischenräume sind entweder von Siscoaloirs oder von grossen sturzdrohenden Felsblöcken er- eilt. Ich möchte die Partie kaum wagen; dennoch soll jerade dieser directe Abstieg in's Val Lavinnoz einmal vor lahrea von einem Gemsjäger aasgeführt worden sein.

Wir konnten heute wohl zufrieden sein. Das Thermo- netcr zeigte + 10® Reaumur in der Sonne, und selbst auf ler Nordseite, ganz im Schatten, + 3". Kein Lüftchen regte ich: fast ringsum war das unermessbare Gebirgspanorama D QDgetrübter Herrlichkeit vor uns ausgebreitet, und einzig or im alleräussersten Nordosten durch aufsteigende weisse Tolkenmassen etwas beeinträchtigt.

Ich verzichte darauf, über die Fernsicht etwas Neues gen zu wollen und nehme mir die Freiheit, Herrn G. oder*), welcher seinerseits Herrn Weilenmann folgt, fast »rtlich anzuführen. „Da sind vor Allen als hervorragende luptgroppen die Oetzthaler Berge im Osten, die r tierkette, der Bernina mit allen seinen glänzenden hilden, und im entferntesten Westen die Berner Ober- nder Berge. Die Thalzüge des Inn von seinem Ur- ninge bis weit über die schweizerischen Marken hinaus, i oberen Veltlin's und des Vin tschgau's, des Lech's, $ Vorder- und Hinter-Rhein's, des Davos, Prätti- u*s und von Lirigno erleichtere die Entzifferung des Iden Gebirgschaos , das den Schauenden umgiebt. Man ht mitten in dem grossen Gletscherrevier , dem das

•> „üeW Eis und Schnee". IIJ, 118—119.

150 Silvrettagruppe.

Scbwarzborn, der Piz Buin und die Silyrettahörn entsteigen, und das vou Landeck bis zur Maloja einen seit uuterbrocbeuen Kranz von Eis- und Felshornern bildet. I Auge dringt iu das Spitzengewirre und in die Tbalschlncht der Gebii'gsverzweignngen ein , die das Untereugadin ? Italien scbeideu. Dorfscbaften und grüne Matten scbimme aus dem Tbalgrunde, zunäcbst sieht man einen Theil t Lavin, von Steinsberg und die Mauern und Zinnen ( stolzen Schlosses von Tarasp erglänzen. Jenseits i Silvrettagruppe, im Norden des Rhaeticon und weiter nor ostwärts bebt und senkt sich ein Meer mannigfach v( schlungener Gebirgsrücken, Spitzen, Tbäler und Scfaluchb das bis an den Bodensee, weit in's Allgäu, in's Lecl und Innthal hinaus sich erstreckt. Einige Besteiger i Liuard wollen den Spiegel des Bodensee's selbst erblic haben." Wir konnten ihn nicht mit Bestimmtheit erkenn« Ueber den schwarzen Zacken der Plattenhorner oSl sich ein lieblicher Blick auf die grünen Triften des Prätt gau: auch die Hänser von Ragaz sind durch den Tab sichtbar, rechts davon ein Theil der Appenzeller Ber| Zunächst aber taucht der Blick hinunter in den schauerlich Schlund von Sagliains und weiter hinaus schweift er ül Gemsspitz und üngeheuerhorn, Weisshorn u Schwarzhorn, dann über den mächtigen Piz Vadret mitte der Eismasseu des Scaletta-, Grialetsch- i Sursura-Gletschers, über die dichtgedrängten glänzem Höhen des Piz Kosch, Piz d'Ott, Piz d'Err, I Platta, Pizd'Aela und zahlloser Anderer, an dies westwärts die übergletscherten Kuppen des Adula nnd Rheingebietes bis zu den Glarner Bergen schliessen.

Weilenmann schliesst seine Schilderung von welc ich in Obigem nicht den zehnten Theil wiedergegeben h mit folgenden treffenden Worten: „Je mehr man siel die Einzelheiten einer Rundschau von der Grossartigkeit jene des Linard einlässt, destomehr wird man gewahr,

John Sholto Douglass, Piz Linard. 151

loekenliaft and unvollständig eine Schilderung derselben bei nv ftiuTnaligem Besuche und geringer Kenntniss mancher Pirihien ausfiällen muss. Wie es oft geschieht, wenn die iudehnung einer Bergansicht recht frappant dargethan werden MD, lultte ich mit einer Menge wohlklingender Namen sehr wihrscheinlich sichtbarer, möglicherweise aber auch unsicht- birer entfernter Berge um mich werfen können , zog es i aber Tor, mich an das zu halten , was ich sah und erkennen konnte."

Wir trennten uns nur ungern von der herrlichen Spitze, «her es war mittlerweile '/4IO Uhr geworden, und wir hatten noeh einen keinem von uns bekannten Weg vor uns ; da ich am nächsten Tag den Piz Buin besteigen und den ganzen I^Trettagletscher zu überschreiten gedachte, ward beschlossen, statt wieder nach Gliems zu gehen, uns gegen Val Sagliains w wenden, den West- und Nordfuss des Linard zu umwan- ^, am in der obersten Alphütte des Yal Lavinuoz, Ma- rangnn genannt, zu übernachten.

Der Abstieg ging rasch von Statten. Um halb 11 Uhr Ovaren wir wieder bei unserem Gepäcke angelaugt , wandten uu dann rechts und standen bald auf dem tiefsten Punkt Grates, von welchem aus wir über lose Stein trümmer- banfen und massig geneigte Schneefelder in einem grossen Bogen um die Westseite des Linard dem Sagliainsgletscher 2Dschritten.

Dieser ist, wenigstens in der direct nord-südlichen Rieh-

tnng, so viel bekannt, noeh nicht überschritten worden. An

Seil gebunden fanden wir übrigens keine Schwierigkeit,

4 die Neigung nicht gross und die Schneedecke noch überall

genügend fest war, um uns über die Spalten hinwegzufuhren.

Kurz nach 1 Uhr erreichten wir den vor uns liegenden Grat-

aattel, von wo aus wir direct in*s Val Lavinuoz zu gelangen

bofften. Der nördliche Absturz erwies sich aber bei genauer

Secognoscirung als unprakticabel , so dass wir gezwungen

iraren, eine etwas westlicher gelegene Stelle am Ostfusse des

152 Piz Linard.

Plattenhornes aafzüsucheo, von wo ans wir ohne Mühe dm ein Felsenkamin erst anf den Ostrand des Schwaderioc glet Sehers hinab, dann dnrch eine östliche Schwenkt auf die Felsköpfe unterhalb der Parait Alba nnd weiter raschem Abstieg um 5 Uhr Abends zu der Alphütte \ Marangun gelangten.

L i tteratnr :

1. ,,£ine Besteigung des Piz Linard im Unter-Engadin*' von J. J. Weil mann. (Gesammelte Schriften, S. 1—46.)

2. „üeber Eis und Schnee'* von G. Studer, III, 14.

3. ,,Piz Linard", von Hoffmann-Burckhardt. Jahrbuch des S. A. C. ter Jahrgang 1868-69. Seite 379.

4. „Das Silvrettagebir^e** von J. Coaz. Jahrbuch des S. A. C. Drit Jahrgang 1866. Seite 21.

5. „Geologische Beschreibung von Graubünden" von Prof. G. Theobj Seite 114.

153

Die Holie Schneide. Erste Besteigung.

Von Professor Dr. Oster in Rastatt.

Halbmondförmig zieht sich vom Ort 1er gegen die Pass- töke des Stilfserjoches eine Reihe wilder trotziger , von ge- inütigen Gletschern umlagerter Hochgipfel. Als Eckpfeiler ler ganzen Kette gegen Bormio hin erhebt sich in der Jabelung des Val Furva mit seinem bei St. Gottardo ein- Qündenden Seitenaste, dem Val Zebru und des Val di Braulio in riesiger Schneewall, der in prachtvollen Seracs in nörd- icher Richtung gegen die Vedretta Vitelli (von den Trafoier •"ölirem Gristallogletscher genannt) zwischen Geister- und ^lerspitze abfällt, während seine „todesstarren Dolomit- We*', wie Payer sagt, gegen Süden über ein wild ver Wor- tes Elippenmeer in die Thalsohle gegen San Antonio und ^ Nicolo hin abstürzen. Dieser Schneewall gliedert sich 1 acht einzelne Spitzen, die unter sich durch tiefe Einschnitte ^ennt sind und vom Geisterpasse aas in nordwestlicher ichtong gegen den Yitelligletscher verlaufen ; ihr wildphan- Btischer Aufbau, wie er ähnlich in der Ortlergruppe kaum m zweitenmale sich findet, dominirt in der nördlichsten itze gegen das Val di Braulio hin, um eben so rasch eder zu untergeordneten Vorbauten abzufallen.

Von St. Gertrud im Suldenthale, wo ich am 20. August 72 mit meinem Vereinsgenossen , Buchhändler Gräff in rlsruhe, unter Führung des trefflichen Johann Pinggera 1 seines jüngsten Bruders Aloys die erste Ersteigung der

154 Ortlergruppe.

Kreilspitze ausgeführt und dabei die Bemerkung gen hatte, dass die Höhenbestimmung des Fornopasses zwis Schrotterhorn und Kreilspitze in der Payer'schen Karte 10550' um mindestens 500' zu hoch gegriffen ist, war am 22. August in Trafoi eingetroflFen ; Herr Gräff hatte unterdessen in die Adamellogruppe gewendet. Die Regen des 23. und 24. August erlaubten kaum einen Spazier^ zu den drei Brunnen ucd von hier aus über die Reste Endmoräne des Trafoier und Ortlerferners, die sich ehei hier vereinigt hatten, an den Fuss des Vordem Madatsch, aus riesiger Höhe zwei prachtvolle Wasserfalle, die sogenan; Balkenquellen, entsendet. Sonntag, 25. August hatte das Wetter aufgehellt und so verliess ich gegen 4 Uhr N mittags mit dem erprobten Johann Mazagg, unter de Führung ich das Jahr zuvor die erste Besteigung des Hio Madatsch ausgeführt, die Post in Trafoi, kürzte die zahlrei« Serpentinen der Stilfserjochstrasse möglichst ab und errei in ^JA Stunden das Gasthaus zur Franzenshöhe. Dasselbe als ich 1869 zum erstenmale in das Ortlergebiet kam, ständig öd und durch die Kriegsjahre 1848, 1859 und ! verwüstet ; es ist inzwischen wieder hergestellt und b jetzt Raum genug für 12—20 Gäste.

Es war ein schöner klarer Sommerabend; die S zeichneten sich scharf vom hellen Himmel ab, nur auf nadelfeinen Spitze des Ortler ruhte vom Glänze der ui gehenden Sonne vergoldet ein lichtes Wölkchen. Der Fu versprach für den nächsten Tag vollkommen heiteres We

Am 26. August Morgens 3 Uhr verliessen wir Franzenshöfae , stiegen im Lichte des untergehenden Mo die steile Halde unmittelbar hinter dem Hause hinan hielten uns nordwestlich auf eine scharfe, dem Auge Maz deutlich am Nachthimmel sich abzeichnende Einsattlunj unmittelbarer Nähe der Signalkuppe hin. Die spärliche C narbe verschwand allmählig unter Geröll, das die Siehe des Trittes bei der ungewissen Beleuchtung und der betri liehen Steigung sehr beeinträchtigte. Die Sterne erbli und der Mond verschwand hinter dem in langen wellfSrn

Dr. Oster, Hohe Schneide. 155

inien am Horizonte sich hinziehenden Ebenferner. 5 Uhr ebraten wir die ersten steilgeneigten, hartgefrorenen Schnee- treifen, über die hinweg wir in 15 Minuten zum Signale jdangten, wo wir einige Minuten stillstanden, um den Sonnen- ni^ang zu betrachten. Ein glühendes Roth strahlte zuerst ron den Eiswänden des Ortler zurück, dann flammte es plotz- ^ wie ein blitzender Stern auf seiner Spitze; bald flutheteu üe Strahlen die andern Höhen herab und ergossen sich über fcn Ebenfemer, an dessen Fusse wir standen. Ich begriif wohl, warum er von den Trafoiern consequent Cristallogletscher goumnt wird; er zieht sich in blendendweisser krystallener Reinheit in sanft geneigten Wellenlinien im Verein mit dem Vitelligletscher zwischen Geister- und Naglerspitze gegen die Signalkuppe herab. Ein schneidender Wind beschleunigte imaere Schritte ; wir gingen an einem grünen, mit durchsich- t%er EiBkrnste überzogenen Seelein vorüber, banden uns zu- nmmen und betraten den scheinbar spaltenlosen Gletscher; doch zeigte mir Mazagg zwei trichterförmige circa 2000' von einander entlegene Schlünde und versicherte, dass sich eine kUftertiefe Spalte vom einen zum andern erstrecke. Der Ging über den Gletscher war bei seiner sanften Neigung äosserst angenehm; der Neigungswinkel betrug durchschnitt- lich 20", in der Nähe des Geisterpasses 24®; auch war das Es mit einer 4—5" tiefen Schichte festgefrorenen Neuschnees Meckte, so dass weder Stufen noch Steigeisen nöthig waren. io wurde mit leichter Mühe Terrasse um Terrasse zurück- fliegt. Nach und nach wurde die Schneelage dichter. Nach Uhr tauchten gegen Nordwest die leicht zu ersteigenden iglerspitzen, vom Monte Scorluzzo flankirt, über den Glet- faer empor, gegen Südost der elegante Aufbau der Geister- itse. Vor der Franzenshohe über dem Madatschfirn sicht- r, tritt sie schon bei den ersten Schritten hinter dem Hause dachen Vorhöhen zurück. Ihrer prachtvollen Aussicht wegen i sie schon mehrfach bestiegen worden. 6'® stieg in der itte des Fimkammes zwischen Geister- und Naglerspitze le langhingestreckte, in acht scharf ansteigende Grate ge- lederte und gegen den Vitelligletscher in steilen Wänden

156 Ortlergruppe.

scheinbar fast senkrecht abstürzende Schneewand empor, j HoheSchneide. Gewaltige Lavinenreste lagen an ihrem Fusn; \ deutlich Hessen sich die Furchen erkennen, in denen di» i Massen herabgerollt waren ; zwischen ihnen öffneten oA klaffende Spalten. Der erste Anblick schon führte zur Uebe^ Zeugung, dass die Besteigung der höchsten Spitze direet Ton Vitelligletscher aus unmöglich, jeder andere Weg überhaupt aber kein leichtes Stück Arbeit sei. Anfangs zeigten sich die einzelnen Firngrate mehr aneinandergeschoben und wechad» seitig sich deckend; je mehr wir uns aber dem Geisterpasse näherten, desto mehr klafften sie auseinander und eröffneten den Anblick auf ihre enormen Abstürze. Gegen 7 standen wir auf der Höhe des Geisterpasses, der kürzesten, aber wegen ihres steileu Abfalles gegen das Val Zebru beschwer- lichen Verbindung zwischen Franzenshöhe und Sta. Caterioa. Von Touristen ist er meines Wissens nur äusserst selten über- schritten worden. Südöstlich von der geröllbedeckten Pass- höhe stürzt eine grandiose scharfgezahnte vierfache Elippen- reihe, einer riesigen Säge ähnlich, gegen das Val Zebru ab,, dessen Hütten wir in der Tiefe fast unmittelbar unier uns erblickten.

Rast von 10 Minuten und Frühstück; dann begann der schwierigste Theil der ganzen Tour. Wie die Nordseite so zeigte sich auch der Südrand der Hohen Schneide wegen des enorm steilen Absturzes als inpraktikabel ; wollten wir nicht auf das Unternehmen überhaupt verzichten , so mnsst^n wir versuchen, den Weg direet über den Kamm der einzelnen Grate weg zur höchsten unl vom Geisterpasse ans entlegen- sten achten Spitze zu nehmen. Wir bogen von der Pass- höhe nordwestlich ab und stiegen den ersten Grat auf seiner Schneide hinan, die noch ziemlich zahme Formen zeigte. Basch war die Höhe, circa 200' über dem Geisterpasse, genommen und ebenso rasch ging es die Einsattlung zum zweiten Grate hinab. Dieser stieg schon viel höher und steiler an bis zu 45^; seine relative Höhe über dem Vitelligletscher betrog circa 1000', über den Firnfeldern oberhalb des Val Zebru das doppelte, seine Breite zwischen 3 5'. In ähnlichem

Dr. Oster. Hohe Sclineide. 157

Muse war auch der Absteig zum dritten Grate steiler und erforderte Vorsicht und Festigkeit. Bedenklicher noch ge- staltete sich der dritte Grat , den wir mittelst einer Reihe ron Stufen erreichten ; er zog sich circa 50 Schritt lang von Südost nach Nordwest in mittlerer Breite von 2—3'; Ma- zagg^s Vermuthung, dass er gegen Süd über die Firnfelder des Val Zebru überhänge und desshalb grösste Vorsicht ge- boten sei, erwies sich bald als richtig: Mazagg bohrte wenige Zoll vor sich den Alpenstock in das Eis, in kurzer Zeit fohr die Spitze durch, und durch die kreisrunde Oefifnnng konnten wir senkrecht in die Tiefe unmittelbar unter unsern Fnssen sehen. Wir mussten uns daher hart am Nordrande des Grates halten, der im todten Winkel den Vitelligletscher tief unten zeigte ; dazu stieg der Neigungswinkel des Grates, wie ich ihn mit dem Klinometer feststellte, bis zu 50^. So erreichten wir die Spitze dieses 3. Grates, fanden aber, dass Ton hier aus an einen Absteig zum vierten nicht zu denken sei, weil der Verbindungskamm sich auf kaum 6 8" verengte nnd überdies total über das Val Zebru überhing ; ein Vor- dringen also in dieser Richtung wäre sicherer Tod gewesen, da ein Absturz uns zunächst 5 G' tiefer auf ein weites, von spitzen Klippen umsäumtes Firnfeld geworfen hätte, zwischen denen sich eine Reihe steiler Kamine zur Thalsohle hinab- logcn. Wir mussten umkehren und die Partie damit aaf- geben oder aber auf irgend eine Weise den unpraktikabeln vierten Grat umgehen. Nach Nord war dies wegen des enorm teilen Abfalles gegen den Vitelligletscher unmöglich ; bei «Danerer Orientiruug aber gewahrten wir auf dem Südabhange irca 30' unter unserm Standpunkte ein klippenumsäumtes, leh zwei Seiten hin offenes circa 8' langes, 2 3' breites irnplateau, das die einzige Aussicht auf Weiterkommen ver- brach. Ich schlug zuerst vor, geradezu hinabzuspringen, jiiagg aber protestirte und mit Recht. Wir versuchten nun, iB an der naheza senkrechten Firn wand hinabzuarbeiten: MSSLgg hieb desshalb erst den Grat, auf den wir standen, ircb, 80 dass eiue Oeffnung wie zwischen zwei Mauerzinueu itfltand; hinter diese Oeffnung kniete ich, die Füsse über

158 Ortlergruppe.

dem Nordraude über der Tiefe des Vitelligletschers, und liea ihn einige Fnss hinab; an der Wand hängend versuchte er nun, von mir am Seile schwebend erhalten, mit seinen Ber|^ schuhen eine kleine Oeffnung in den hartgefrorenen Firn n treten, um so den nöthigen Halt zu gewinnen, um eine regel» rechte Stufe hauen zu können, während ich auf der anden Seite des Grates mit aller Kraft das Seil festhielt. So ver- flossen einige gespannte Augenblicke, Mazagg 2000' über den Val Zebru schwebend, ich selbst 1200' über dem Vitelli- gletscher, jeder vom Andern ungesehen. Doch endlich war die erste Stufe gehauen; Mazagg klammerte sich daran fest, ich Hess ihn auf seinen Zuruf einige Fuss weiter hinunter, er unternahm mehrmals das gleiche Experiment, gelangte so endlich auf das Firnplateau selbst, worauf ich ihm vorsichtig nachstieg. Wir traten nun möglichst tiefe Stufen in die steile Schneewand, die sich in einer Neigung von 50— 52* von der Höhe der 4. und 5. Spitze einige 100' zu unserm Standpunkte herabsenkte, umgingen in dieser Weise diese beiden Spitzen und standen bald am Fusse der sechsten. Hier erwartete uns eine neue Schwierigkeit: die Steilheit der Wand« auf der wir Fuss gefasst, wurde mit jedem Schritte grosser« die Möglichkeit, gegen das Val Zebru abzugleiten, immer wahrscheinlicher, um so mehr als der Schnee sich immer mehr erweichte und der Fuss bald blankes Eis unter sich Ter- spürte. Daher arbeiteten wir uns in möglichst kurzen Ser- pentinen auf einer Reihe von Stufen gegen die fast senkrecht erscheinende Höhe der sechsten Spitze hinan, die auf einen touristischen Anfanger jedenfalls den Eindruck hätte maches müssen, als würde sie jeden Augenblick über ihn herein- stürzen. Mazagg hieb nun der grössern Sicherheit wegen unmittelbar unter der Spitze die Firndecke wieder zinnen- förmig durch, stieg auf, ich folgte ihm nach. Wir sahen diu nun auf dem First eines 100' langen, 1—2' breiten Daches, das ebenfalls nach Süd überhing, während es nach Nord wie die früher passirten im todten Winkel die dunkeln Schrunde des Vitelligletschers zeigte. So schritten wir mit grösster Vor-

Dr. Oster, Hohe Schneide. 159

ihm entlang, stiegen in die Einsattlung zwischen «chsten und der siebenten Spitze ab, die sich in Steilheit wie die übrigen erhob, erklommen sie unter I Verhältnissen, kletterten von der Spitze auf der eite wieder herab und erreichten ein ziemlich ebenes, y langes, 50' breites Firnplateau, über das die achte te Spitze der hohen Schneide, unser eigentliches Ziel, lige hundert Fuss hereinragte. Ohne Verzug wurde se in Angriff genommen ; der Neigungswinkel betrug über 50*\ doch fanden wir ziemlich festen zolldicken 3e, so dass wir der Nothweudigkeit des Stufenschla- hoben waren. Allmählich verflachte sich die Neigung, en rasch vorwärts und hatten 8.*^ unser Ziel erreicht, chste Erhebung der Hohen Schneide bildet einen 20' 2 4' breiten, im Winkel von 30^ ansteigenden Grat ;

in der äussersten Ecke gegen Nordwest eine 3 4' lende Erhöhung, auf der ich Platz fasste, während auf dem Grate selbst stehen blieb, da kein weiterer ben war. In jähen Wänden bricht diese höchste egen Nordwest ab ; der Grat selbst hängt gegen West 18 Val Zebru über, läuft auf ein 100' tiefer gelegenes ean aus und stürzt sodann in grotesken Klippen gegen 1 ab. Die Aussicht war bei reinem klarem Himmel ahlender Beleuchtung grossartig; es dominirten im sonders die Beruinagruppe , an sie sich anschliessend rettagebirge und zu äusserst das Fluchthorn; auch ird und Piz Buin waren deutlich zu recognosciren ; len tief eingesunken Kor- und Rothspitze mit den nen der Stilfserjochstrasse , dann die Oetzthaler Eis- ben Wildspitze und Weisskugel namentlich der fein- ste Similaun in^s Auge fallend ; in unmittelbarer Nähe er mit seiner Umgebung, leider die Tauern verdeckend ; angelehnt Thurwieserspitze, Trafoier Eiswand und die datschspitzen mit ihren scharfen dunkeln Felswänden; r Zebru, in regelmässiger feinzugespitzter Pjramiden- 3 Eonigsspitze, von colossalen Schneemauern flankirt,

1 60 Ortler^iuppe.

neben ihr nnd sie scheinbar fa^t überragend der gracios gebaute Ceredaie, in drei feine Hörner auslaufend; im Si gerade gegenüber Tuckett- und Geisterspitze, im Südwest endlose Gipfelmeer der Südortleralpen, dominirend die Pr nella, der Adamello mehr im Hintergrunde ; in nächster I die Punta San Matteo, bekannt durch Payer's Sturz über Eiswand , nnd mit ihr durch einen riesigen Grat verbui die Pyramide des Tresero; zuletzt als liebliches Gegenbilc der Tiefe das grüne Val 25ebru und Val Furva mit Häusergruppen von St. Gottardo und St. Nicolo und Theil des Veltlin. Bormio selbst ist durch eine Felski verdeckt.

unterdessen hatte sich ein heftiger Sturm erhoben, eine Wolke von Schnee- und Eiskrystallen um uns aufwirl und jedem Augenblick uns in die Tiefe zu schleudern drei wir mussten daher, da ohnehin kein Material zur Erbau eines Steinmandls in der Nähe war (vom Geisterpasse nur Schnee und Eis) schon 8.*^ an den Rückweg denl Dass dieser wegen des steten Blickes in die Abgründe n schwieriger war als der Aufstieg versteht sich von seil ebenso dass wir uns genau in die Spuren des Aufstieges h ten. 9.** war der Geisterpass wieder erreicht und damit Hauptschwierigkeiten überwunden. Nach kurzer Rast wan( ten wir in gehobener Stimmung die Firn- und Gletscl wellen hinab, wobei ich zweimal kurze Pause machte, um < Skizze der Hohen Schneide und ihrer Umgebung zu entweH ein dunkles Felshorn in der südlichen Verlängerung des I: tern Madasch fesselte mich besonders und erweckte, da Maz es noch für namenlos und unbestiegen erklärte, den Vors das folgende Jahr seine Besteigung zu versuchen, ein Vors den ich am 25. August 1873 ausführte die erste Best< ung des „Wildhorn'^ (cf. Zeitschrift des D. A. V. 1873. Bd Heft 2 p. 238). Die letzten Abhänge des Ebenferners fub wir auf den Rücken ab, erreichten 10.*® au seinem Ende inzwischen halbaufgethaute Seelein, bogen, um Edelweiss zu pflücken, gegen den Madatschgletscher ab, erreichten 1 i

Dr. Oster, Hohe Schneide. 161

die FranzeDshohe, stiegen 12 Uhr nach Trafoi ab und langten Pmilct 1 Uhr im Gasthanse znr Post dort wieder an. Auf dem ganzen Wege hatten wir von Früh 3 Uhr an bis zum Eintreffen in Trafoi, den Aufenthalt in Franzenshohe ab- gerechnet, zusammen kaum 30 Minuten gerastet. Seither hat meines Wissens keine weitere Besteigung der Hohen Schneide mehr stattgefunden.

U. V. Abth I. 11

162

Studien ans der Umgebnug von Meran.

Von 0. W. 0. Fuchs.

An keinem Orte der gesammten Alpenwelt sind die schroffsten Gegensätze einander so nahe geruckt, wie in der Umgebung von Meran. Gewaltige Felsgipfel, die Repräsen* tanten des wirklichen, ächten Hochgebirges, umschliesen ein« weiten Thalkessel, in welchem sich weich und mild geformt! Thalabhäuge an die wild zerklüfteten, schroffen Bergwände der Hochgipfel anlehnen. Ueber der üppigen, südlich aih muthenden Vegetation des Thalkessels glänzen die Firnfelder der Schneeregion, und nach welcher Seite wir uns wenden, trifft unser Auge stets verschiedenartige und immer charak* teristische und malerisch-schöne Bergformen. In jeder dieser so abwechselnden Bergformen erkennt der Geologe eigeii- thümliche Gesteinsarten, welche durch die Verschiedenheit ihrer Härte, Verwitterung und Zerklüftung die mannich&I- tigen Formen veranlassen. So bieten die Contoren der Land* Schaft , das Klima und die Vegetation , ebenso wie die Ge- steinsbeschaffenheit des Bodens in der nächsten ümgebof

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brans die auffallendsten Contraste , und darin liegt ein josser Theil des Reizes, welchen die Gegend auf den wissen-* (ibaftlicben Geognosten sowohl, wie auf den Natarfreund iQsäben mnss.

Drei der gewaltigsten Gebirgsstöcke in den Alpen, der Qetxthaler Gebirgsstoek , die Ortler- und Stubaier- Gruppe, itoflsen gerade bei Meran zusammen. Doch sind es nur die Berge des Oetzthaler Gebirgsstockes, welche ohne Abschwäch- VBOf durch Yorhöhen von ihren zehntausend Fuss hohen Fels-^ gipfeln direkt in den Etschkessel abfallen und dadurch einen okraos grosaartigen Hintergrund der Landschaft Ton Meran gegen Norden hin bilden. Die Ortlergruppe läuft von ihrem 5(tlichen Theile, den Laaser Gebirgen, über das Hochjoch bis Qm Marlingerberge aus und trifft dort, an der grossen Biegang der Etscb, unsere Gegend, während Hirzer, Platten- pike und Ifinger, welche den Osten abschliessen, trotz ihrer leuitausend Fuss übersteigenden Höhe, ebenfalls nur als usaerste Ausläufer des Stubaier Gebirgsknotens angesehen rerden können, Dasa diese Sonderung in drei grosse Ge- irgtttocke übrigens nur den heutigen Reliefyerhältnissen an- lepasst ist) gebt aus der geognostiachen Beschaffenheit hervor, ndem . gerade bei Meran die drei zusammenstossenden Ge- irgsgruppen durch ihre Schichten untereinander eng ver-^ fondeii sind. Schichten in dem öatlichaten Ausläufer der ^ergmppe, dem Marlingerberge, setzen, in Beschaffenheit, i^e and Richtung ünyerändert, durch die zur Oetzthaler-* iropp« geborenden Berge hindurch, indem durch das da-*, wisohen liegende breite Etschthal gleichsam nur ein Stück Dl der Mitte derselben herauageschnitten wurde« In gleicher reise iat die Oetzthalergruppe auch mit dem südUchen Ende BT Stnbaiergruppe verbunden, da Schichten vom Hirzer und inger ausgehend, nur durch das Passeierthal zerschnitten, sh jenseits weiter fortsetzen* Somit weist also der geo- loatjache Bau der Gegend von der, auf die hydrographischen. »ijlilbuase der Gegenwart gegründeten Eintheilung und 'Ol^ii^iiiig auf eine Vergangenheit zurück, in der diese drei iraUig^n Qebirgastoeke eine gemeinsame , einheitliche Er*

164 Umgebung von Meran.

hebung, zum wenigsten in den an der Vereinigung von Passer und Etscli sicli berührenden Theilen bildeten.

Der geognostische Aufbau der deutschen Alpen ist in Grossen und Ganzen ein verhältnissmässig einfacher, wieTe^ wickelt auch die Gliederung im Einzelnen sein , und welche Schwierigkeiten dieselbe ihrer wissenschaftlichen Erforschtinf entgegengestellt haben mag. Deutlich scheidet sich eine, am krystallinischen Silikatgesteiuen bestehende Mittelzone , ii welcher die krystallinischen Schiefer, Glimmerschiefer nw Gneiss, vorherrschen, von den, nördlich und südlich siel daran anschliessenden , hauptsächlich aus Sedimentgesteine! zusammengesetzten Nebenzonen.

Diese drei geognostischen Zonen folgen der Längenrichtan( der Alpenkette von West nach Ost. In der mittleren Hanpt Zone liegt fast überall die Wasserscheide zwischen Nord nni Süd; sie enthält die höchste Kammhöhe und die mächtigste] Gebirgsstöcke. Denn orographisch genauer betrachtet, istdi Mittelzone keine eigentliche Gebirgskette, sondern aus eine Anzahl verschiedener, mehr oder weniger scharf getrennte Centralmassen aneinandergereiht. An die westlich gelegen Silvrettagruppe schliesst sich die Ortler- und Oetzthalergmpp und endlich die Gruppe der Tauern an. Dazu gehören di Silvretta selbst und Piz Linard, dann Ortler und Königsspiti in der Ortlergruppe, Wildspitze und Weisskugel in dei Oetzthalerstock und Grossglocker , Wiesbachhorn u. s. w. i den Tauern als höchste Gipfelpunkte. Während die Silvretti gruppe und die Tanern, auch durch ihren geognostische Bau, als ziemlich selbständige Gebirgsstöcke bezeichnet sim tritt in den dazwischen liegenden Gruppen diese Selbständif keit geognostisch weniger deutlich hervor, als in der orogn phischen Ausbildung; sie bilden keine eigentlichen Centn masseu.

Die durch ihre Silikatgesteine, besonders durch die vo herrschenden Glimmerschiefer und Gneisse ausgezeichnc Mittelzone der deutschen Alpen hat an ihrer westlich Grenze die grösste Breite, indem sie ungefähr von der Mi des Lago maggiore bis zur Scesaplana reicht, und wird ge(|

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)sten, besonders von der Mündung des Passeierthaies an^ dlmahlich schmäler. Die Südgrenze der Mittelzone ist vom jigo maggiore fast rein östlich zur oberen Sarca gerichtet ind biegt dann gegen Nordost ein, umschliesst also die Ada- nello-Gruppe und durchschneidet dann quer die Thäler von Etsch und Eisack. Die nördliche Grenze verläuft einfach lurch das Klosterthal, das Stanser- und Innthal bis jenseits hmsbrnck und darauf längs des Nordabhanges der Tauern.

An die durch krystallinische Silikatgesteine ausgezeich- nete Mittelzone schliesst sich, sowohl im Norden wie im Süden, eine mit ihrer Längenrichtung parallel gehende Neben- zone an. Beide Nebenzonen sind hauptsächlich aus geschich- teten Sedimentgesteinen aufgebaut , und zwar die nördliche regelmässiger wie die südliche.

Die nördliche Nebenzone erstreckt sich als 5—6 Meilen breites Band längs der Hauptzone und wird von der an die Alpenkette anstossenden Ebene begrenzt. Sie enthält fast nw Sedimentgesteine verschiedener Perioden , von der Silur- fonnation angefangen, bis zu dem jüngeren Tertiär. Obgleich im Allgemeinen die ältesten Schichten zunächst der mittleren Baoptzone liegen und die jüngeren sich nach einander daran üDschliessen , bis zu den jüngsten am äusseren Abhänge des Sebirges, so ist doch die Aufeinanderfolge keine ganz regel- nassige von Süd nach Nord, sondern es kommen oft Wieder- loIuDgen der Schichten älterer Perioden zwischen den jüngeren or. Es folgt eben daraus, dass die Sedimentschichten nicht lehr die ursprüngliche regelmässige Lage besitzen, sondern ellenförmig gefaltet und geknickt sind uud sich desshalb ebrfach wiederholen; doch sind die Gesteine der ältesten >rhandenen Formation, der silurischen, nur am Südrande dieser >ne, and die der jüngsten, der Molasse, nur an ihrem Nord- nde ansgebildet.

Complicirter wie die nordliche Nebenzone ist die südliche, dem zwischen den Sedimentformationen zahlreiche kleinere td grössere Gruppen krjstallinischer Silikatgesteine, Granit, neiss, Glimmerschiefer, Porphyr u. s. w. auftreten nnd deren Bgelmässigkeit stören. Die älteste Sedimentformation ist

106 Umj^ban^ toq Venn.

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auf dieser Seite der Alpenkette die Steinkohlenformation (ttf italieDUchem Gebiete südlich rom VeltÜD). Von dieser Foi- mation an fehlen nur wenige Glieder ganx, bis herab zo ik Tertiärperiode. Die jängsten Schichtencompleze des Qf^ birges tauchen im Saden unter die Diluvial- Ablagerungen te Po-£bene, wie im Norden unter das Diluvium der baierisektt Kbene.

Wenn man sich mit dem Ueberblick dieses geognostisehoa. Aufbaues unseres Alpengebietes vertraut macht, dann wirdi die geognostische Beschaffenheit der Umgebung von Mens« welche sonst ziemlich mannigfaltig und verwickelt ist, do&i klar und leicht verstandlich.

Meran liegt nämlich gerade auf der Grenze de^ mittleren Hauptzone und der südlichen Nebenzon^ Durch das Zusammentreffen dieser zwei geognostischen Hanpt- gebiete mit ihrem verschiedenartigen Charakter wird ütM Gegend mannigfaltig, und ihr Bau geognostisch noch dadarolfa complicirter, dass in der südlichen Nebenzone, gerade hieraö der Grenze, die Regelmässigkeit der Sedimentgesteine dareh das Auftreten der früher erwähnten Einlagerung von Silikat- gesteinen bedeutend gestört wird.

Die Grenze zwischen der mittleren Haupt- und der süd- lichen Nebenzone zieht sich von dem Brandiser Bach bei Völlan am Krenzberg und Marlingerberge hin, dnrchscbneidei dann das Etschthal bis zum Eücholberg nnd Igeht durch die Stadt Meran hindurch nach Obermais, von wo sich dieselbe durch die Naif-Schlucht, am Fusse des Ifiuger entlang, nach Osten hin fortsetzt. Alles, was nördlich von dieser Grenz- linie gelegen ist, gehört der mittleren Hauptzone an, die Ge- steine südlich davon der Nebenzone.

In dem hier in Betracht kommenden Theile der mittlereo alpinen Hauptzone ist ein feinkörniger, bald mehr, baU weniger glimmerreicher Gneiss das herrschende Gestein. Dar^ nus besteht die grosse Gebirgsmaner iin Norden Ton Meran, von der Tschigat* zur Muttspitze, der ganze untere Theil dei Faaseierthales und jenseits" der Etsch der Marlingerberg. Die Besohaffienheit des Gesteins ändert sich in diesem weiten üb-

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fimge nnr wenig, da ausser dem grösseren oder geringeren Glimnerreichthnm , durch welchen die verschiedene VoU- kommenheit der Schieferang bedingt ist, nur einzelne Stellen «ieh dorch grössere Mengen von Quarz, in Form von Quarz- gingen oder Einlagerungen zwischen den Schichtungsflächen, in dem sonst quarzarmen Gneisse auszeichnen. Allein trotz- dem ist auch dieses Gneissgebiet nicht einförmig, da das- selbe Ton zahlreichen untergeordneten Gesteinen unterbrochen irird.

unter den im Gneissgebiete von Meran untergeordnet mtiftretenden Gesteinen nimmt durch seine Ausdehnung und ehirakteristische Beschaffenheit der Granit des Ifinger die €nte Stelle ein. Dieser Granit ist ein schönes Gestein durch die reine weisse und schwarze Farbe seiner Bestandtheile. Er enthalt nämlich neben dem weissen Feldspath und Quarz «diwanen Glimmer und, wie manche andere Granite in Süd- tirol (Tonalite), auch schwarze Hornblende. In dieser charak- terittischen Ausbildung breitet sich derselbe in der Umgebung der Ifinger Gruppe aus und erstreckt sich in einzelnen Aus- ' linfem über die Sohle des Passeierthaies zum Eüchelberge, vo er in den Felsen der Zenoburg noch anstehend gefunden ^rden kann. Ein ähnlicher Granit tritt auf der anderen Seite der Etsch, zu beiden Seiten der Mündung des Ulten- tliales auf und bildet dort in dem Kreuzberg einen selbstan- <%en Gipfelpunkt.

Nächst dem Ifinger-Granit ist in dem Gneissgebiet ein Pegmatit (in dem von Delesse gebrauchten und eingeführten Sinne) am meisten verbreitet. Derselbe ist auf den Marlinger- berg beschränkt, jedoch an seinem Nordabhange in Menge Torhanden. Da er in einigen Gängen bei Forst und Josephs- berg bis zu der in den Vinschgau führenden Poststrasse Verabreicht, so föllt das Gestein durch seine grobkörnige Be- schaffenheit, durch seine grossen Feldspathe mit ihren glatten und glänzenden Spaltungsflächen und durch die riesigen, flilberweissen Glimmertafeln selbst dem Laien auf. Die petro- gnphiflchen Eigenschaften sind durchaus die typischen und neben den die Masse hauptsächlich zusammensetzenden Mi*

168 Umgebinig tob Venn.

neralien treten noch Einschlüsse Ton Tormalin nnd Granit hinzu.

Die anderen dem Gneiss untergeordneten Gesteine kommoi '' nur in geringer Verbreitung in die^em Gebiete Tor. Obei^ halb der T511, an welcher sich der Vinschgan oder das oben. Etschthal Ton dem mittleren Etschthale durch eine betracht» liehe Thalstufe scheidet, liegt bei den sogenannten Quadrat* flöfen bis hinauf zu dem Vigili-Joch ein feiner weisser Marmor. Seiner technischen Verwendung stehen hauptsacb- lich praktische Hindernisse, die schwierige Zuganglichkeü seines Vorkommens und die Nähe der viel grossartigeren nn^ theilweise unübertrefflichen Marmormasseu weiter aufwärts im Etschthale, bei Laas und Göflan, entgegen.

Thonschieferlager von geringer Mächtigkeit sind eben-* falls in dem Gneiss eingeschaltet. Eis sind ächte, nur wenig* krystallinische , aber petre£giktenleere Thonschiefer , jedock reich an kohligen Beimengungen, die an einer Stelle al» graphitiscbe Substanz zwischen den dünnen Lamellen dee Schiefers ausgeschieden sind. Dieser in dem Gestein ent-* haltene Kohlenstoff repräsentirt die ältesten organischen 6e-* schöpfe und legt inmitten des grossen alpinen Gneissgebietes Zeugniss ab von der Existenz organischer Wesen vor der Zeit der ältesten uns erhaltenen Species. Die Schichten des Thonschiefers streichen gegen Nordost und werden zuerst am Marlingerberge sichtbar, dann aber durch das breite Etscb- thal unterbrochen; sie können jedoch in derselben Richtung wieder auf der anderen Seite , an der Muttspitze beobachtet werden, durch welche sie sich bis in das Spronserthal hin- durch verfolgen lassen.

In ähnlicher Weise wie Thonschiefer tritt auch Glimmer- schiefer im Gueiss auf. Nur an wenigen Stellen und in sehr geringer Quantität kommt ächter Glimmerschiefer vor. Dodi gewinnt derselbe in grösserer Entfernung an Bedeutung. In reichlicher Menge erscheint er zuerst iu der Mitte Spronserthales , und wird von dort gegen Nord und Nord- west das herrschende Gestein, indem er den Gneiss ver- drängt.

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Die jenseits der angegebenen Grenze beginnende südliche iebenzone berührt die Hanptzone in der Meraner Gegend ieht direkt mit ihren charakteristischen geschichteten Ge- meinen, sondern es tritt an dieser Stelle der bekannte süd-» iroler Porphyr , die grösste Porphyrmasse Europa's auf. )iMeIbe erstreckt sich bis zn den Dolomitwänden des Schiern md gq^en Süden bis in die Nähe von Aner. Dass auf einer M) grossen Fläche mancherlei Variationen in der Beschaffen- heit des Gesteins sichtbar werden, ist natürlich ; der Haupt- dankter bleibt aber doch überall der gleiche, eines com- pakten, harten, bald roth bald grün gefärbten Quarzporphyrs» An seinen Grenzen (Naifthal u. s. w.) hat er das Material zu kleinen Schichtcomplezen von Conglomeraten und Tuffen geliefert. Auf seinem Rücken aber ruhen die Schichten der unteren Triasformation , mit welcher hier die ältesten Sedi- mentformalioneu anfangen. Auf dem Plateau, welches der Porphyr auf der linken Seite des Etschthales bildet , sind es rothe, an einzelnen Stellen schmutzig weiss gefärbte Sand- >tebe, sogenannte Grödener Sandsteine, welche Spuren von Steinkohlen einschliessen. Auf der anderen Seite der Etsch digegen sind die Sandsteine untergeordnet und es herrschen dafar Kalksteine und Dolomite über dem Porphyr, welche litoptsächlich der mittleren Trias angehören. Sie treten in nichtigen Massen auf, indem sie sich zu den steilen Wänden er Mendola erheben, welche in dieser Richtung den Horizont nd unsere Gegend begrenzt.

Auf dieser grossen Verschiedenheit in dem geognostischen an der Gegend und auf dem Reich thum an Gesteinsarten Tubt auch die schon erwähnte Mannigfaltigkeit der Gestal- ng der Berge und der Wechsel von grossartigen und lieb- ten Bildern. Ueberall da, wo der Gneiss der mittleren aoptzone zu bedeutender Höbe emporgehoben ist, da sind^ iner leicht zerstörbaren, oft mürben Beschaffenheit und inem schiefrigen Charakter entsprechend, scharfe Zacken id schmale, sägenartig gezähnte Kämme bedingt. Die kühn id schroff ansteigenden Gipfel der Zielspitze 10,200', der ;chigat- 9500' und Muttspitze 7300^ wie der scharfe

170 Umgebang ron Heran.

Orat des sie verbindenden Earjoches entsprechen darchaos der Natur dieses Gesteins. Nnr der Marlingerberg macht <layon eine Ausnahme. Er ist der niedrigste (5500') vorge- 49chobene Posten der hohen Ausläufer der Laaser Berge und verdankt daher seine Gestalt nicht der Natur des Gesteins, «ondern den Gletschern, welche von den hohen rückwärts- liegenden Gipfeln sich über ihn hinweg schoben. Sein breiter runder Rücken bietet von allen Bergen der Umgebung Merans jedenfalls den wenigst malerischen Anblick dar, doch trägt derselbe immerhin mit zn den Reizen der Mannigfaltigkeit im Oesammtbilde der Gegend bei.

Der Porphyr dagegen ergiesst sich als dicker breiter Strom längs der Ostseite. Oben bildet er ein Plateau; sein Abhang gegen das Etschthal, so einförmig derselbe von Burg- stall bis Bozen ist, hat doch in der Nähe von Meran durch <lie Ereignisse der Diluvialzeit, also freilich unabhängig vob meinem Gesteinscharakter, reichere, abwechselnde und sogar malerische Formen erhalten. Auf der anderen Seite der Etsch tritt die Gestaltung des Porphyrs zurück gegenüber den ge- waltigen Dolomitmassen der Mendola, welche auf ihm ruhen. Nur der Kegel der Gall und im Hintergrunde die zwei präch- tigen Pyramiden der Laugenspitze gehören hier von selbstän- <ligen Bergen dem Porphyr an.

Die Dolomitwände der Mendola ziehen eine langgestreckte Linie, welche an ihrem Ende durch den kühnen, eigenthüm- lichen Absturz des Gantkogels, der eigentlichen Mendel-Spitze, belebt wird und den Rundblick in effektvoller Weise ab- schliesst. Ja den Eingeweihten mahnt hier etwas an ver- wandte Formen in den südlichen Apenniuen, besonders wenn an sonnigen Abenden sich jener zarte blau-violette Duft auf <las Gebirge legt, der weiter im Süden so oft kahle ode Felsen in entzückende Bilder verschönt.

Die Entstehung aller hier genannten Gesteine dieses Alpengebietes gehört den ältesten Perioden der Entwicklangs- geschichte unserer Erde an. Seit der mittleren Trias haben sie keinen neuen wesentlichen Zuwachs erhalten. Allein trotz- <lem sind in dem heutigen Zustande vielfach die in jener

C. W. C. Fuchs. 171

ngen Zeit eingetretenen Schicksale ansgeprägt, nnd es lassen ch in ibm die Ereignisse erkennen, welche seitdem über die egend hingegangen sind.

Die mächtigsten Spnren hat die Diluvial-Periode hinter- issen. Wie in den ältesten Perioden das Material unserer ierge erzengt, dann später die Gesteine emporgehoben und n Bergen nnd Thälem gegliedert wurden , wie also damals lie Gegend gleichsam im Rohen ausgearbeitet wurde, so ge- i5rt alle Detail-Arbeit der Diluvialzeit an.

In jener Erdperiode besass wenigstens ganz Mitteleuropa - und der grosste Theil der unter gleichen Breiten befind- lichen Gegenden der anderen Welttheile unserer nördlichen Bilbkogel während einer sehr langen Zeit eine viel nie- Irigere Jahrestemperatur wie gegenwärtig. In Folge dessen biaften sich damals Schnee und Eis nicht allein im Winter in riesigen Massen auf, sondern der Schnee wurde auch zu lewigem Schnee" in Gegenden, wo derselbe in unserer Zeit lor kurz liegen bleibt, und auf Bergeshöhen , die sich jetzt inr vorübergehend in den weissen Mantel hüllen. Besonders ber gewannen die starren Massen der Gletscher in den Ge- irgen eine ungeheure Ausdehnang. Es ist begreiflich, dass w Phänomen der Gletscher in jenen Gebirgen, welche noch mte Gletscher, gleichsam die spärlichen Ueberreste jener Siszeit" oder ,, Gletscherperiode", tragen, schon damals viel waltiger und grossartiger war, als in jenen Gebirgen, welche ;h seitdem ihrer eisigen Hülle gänzlich entledigt haben, BS also vor allem in den Alpen die Eiszeit ihre ganze icht entfaltete.

In der Schweiz, wo unter dem belebenden Einfluss ihrer icklichen Institutionen alle geistigen Kräfte ungebunden d früh sich entwickelten, hat man auch zuerst die Spuren ler Vergangenheit aufgefunden , und die Grösse und den »rianf der Gletscher bestimmt. Später kam man dazu, auch dem übrigen Alpengebiet die Geschichte jener Zeit zu er- ■schen, obgleich z. B. gerade hier in Sndtirol die Grösse d Bedeutung der Gletscher nicht geringer war, wie in der liweiz und die aus der Eiszeit erhaltenen Spuren an

172 Umgebang von Heran.

Deutlichkeit und Grossartigkeit wohl nirgends übertroieii werden.

Die Art, wie die Gletscher durch ihre unter dem Scheint unveränderlicher Starrheit verborgene rastlose Bewegung nni Thätigkeit wirken, kann man noch gegenwärtig an den ift unseren Alpen vorhandenen Glet>schern studiren. Den An- blick jedoch, welchen die Alpenlandschaft unter der Herr- schaft der Eiszeit darbot, können wir uns nur durch cKn- Schilderungen einzelner Theile von Spitzbergen und demöst^ liehen Grönland versinnlichen. Dort, wo hohe Gebirge di^ Küsten des Polarmeeres umsäumen und die Hauptthäler direkt in die See münden, herrschen gegenwärtig gleichartige Ver-^ hältnisse wie zur Eiszeit in den Alpen. Auch der Fnss der Alpen war zu jener Zeit vom Meere und von Seen benetit und die Gletscher, noch nicht auf die Hochthäler im innersten Winkel der höchsten Gebirgsstöcke beschränkt, reichten dorci^ die breiten und langgestreckten Alpenthäler herab bis zu denn Spiegel des Wassers.

Die Spuren, an welchen in den Alpen überhaupt and speziell in der Meraner Gegend die frühere Existenz und die Bedeutung der alten Diluvial-Gletscher nachgewiesen werden kann, beruhen theils auf ihrer die Form anstehender Felseo und selbst ganzer Berge bestimmenden Gestaltungskraft, theib auf wirklichen geognostischen Ablagerungen, nach welchen man auch die älteren Perioden der Entwicklung unserer Erde zu bestimmen und zu charakterisiren gewöhnt ist* Beide Merkmale sind in der Umgebung Merans scharf ausgeprägtt und stossen dem Geologen fast auf Schritt und Tritt auf.

Die Eismassen der Gletscher, welche in nimmer ruhender Bewegung vorwärts drängen und, bei ihrer gewaltigen Dicke mit ungeheurer Last auf ihre Unterlage drückend, doch nn* aufhaltsam sich durch Thäler hindurch und über Hügel und Berge hinweg fortschieben, üben dadurch eine furchtbare mechanische Kraft auf die Felsmassen aus , mit denen sie in Berührung konunen und gegen die Hindernisse, welche ihnen im Wege stehen. Darauf beruht ihre Form gebende Thätig- keit, welche hauptsächlich in möglichster Beseitigung von

C. W. C. Fuchs. 173

idernissec nnd Erleichterung ihrer Bewegung besteht. Em- rragende Punkte werden möglichst entfernt, schroffe Spitzen, larfe Kanten und Ecken zerstört und die Gesteinsoberfläche gerundet nnd geglättet. Der Charakter einer von dieser etseherthätigkeit betroffenen Gegend drückt sich demnach dem Mangel an hervorragenden, scharf markirten Punkten nerhalb der von den Gletschern erreichten Grenzen aus, in eidien, runden, für ein geübtes Auge sehr eigenthümlichen ormen, und in dem Vorkommen der untrüglichen eigent- ehen Gletscherschliffe.

Diese sanften Formen und rundkuppigen Erhebungen emchen rings um Meran an allen in der Tiefe des Thal- inachnittes gelegenen Punkten und an allen Gipfeln und iergrücken, welche vor den Hochgipfelu, dem Ursprünge jener letscher, gelegen sind. Diese Erscheinungen erreichen im [aflingergebirge im Osten, dem Marlingerberge, der Gall und [endola im Westen und Süden, oder den vorspringenden rmeo der Röthe!- und Muttspitze, den Mutthofen u. s. w. ae Höhe von 4000 5000'. Wohin wir uns auch wenden ogen in der bezeichneten Höhe und herab bis zu der Thal- »hle, an fast jeder freien und jeder vorspringenden Stelle eten die eigenthümlichen Rundurgen und Wölbungen her- r, mit ihren einseitig steileren, auf der anderen Seite sanf- 'en Flächen. Dieselben sind manchmal auch an den vor- riogenden Theilen der steilen, das Thal zu beiden Seiten [fassenden Bergwände vorhanden, und an vielen Orten Jen mehrere in verschiedener Höhe unter einander, mehrere ifen des Abhanges darstellend. Eines der schönsten Bei- ele dieser Art ist die Grenze des Vinschgau und des ttleren Etschthales, wo auf der rechten Seite der TöU, von I Quadrathöfeu bis zur Thalsohle, mehrere solcher abge- ideter Stufen weithin sichtbar herabsteigen. Es ist dies och jeine sehr verbreitete Erscheinung, welche nur geringer fmerksamkeit bedarf, um häufig beobachtet zu werden, wie den oberen , den unteren Mutthofen und den noch tiefer (enden St. Peter und Tirol, oder Fragsburg, Hallbauer

174 ümgebang tod Menn.

und Eatzenstein, oder Eggerbauer, den Höfen oberhalb Mar« ling und Marling selbst a. s. w.

Die Äbrnndang nnd Wolbang der Felsmassen ist vnab- bängig Yon der Beschaffenheit des Gesteins. Die harteir Granitmassen bei Goven und Lana sind eben so Yollständip abgerundet, wie der zähe Porphyr nnd der weichere Gneitf oder Kalkstein. Selbst das Gestein (Gneiss-Granit), welcheii am nordlichen Gebirgskamme, zwischen Tschigat- nnd Mutt* spitze, in zackigen Gipfeln und schmalen, scharfkantigem Gräten anttritt, ist weiter abwärts, innerhalb der früher be- zeichneten Hohe derselben Abrnndnng unterlegen. Gerade diese gleichmässige Yerändernng ganz verschiedener Gesteine innerhalb der bestimmten Region zeigt klar, dass sie alle^ trotz ihrer abweichenden physikalischen Eigenschaften, doch der gleichen äusseren Einwirkung durch die mechanische^ abschleifende Thätigkeit der Gletscher unterlegen sind.

Diejenigen Stellen des Gebirges, welche schon in ihren Umrissen die mechanische Abrundung durch die Gletscher- bewegung erkennen lassen, enthalten auch die prachtTolIsten Gletscherschliffe. Man sieht oft grosse Flächen glatt abge- schliffen, polirt, fast spiegelblank. Wer die analogen Er* scheinungen in der Umgebung der heutigen Gletscher des Hochgebirges kennt, der kann bei ihrem Anblick vollends nicht mehr im Zweifel sein, dass über alle diese Stellen einst das Eis grosser Gletschermassen sich hinweg schob.

Gletscherschliffe finden sich von der Thalsohle an hiB hoch an den Bergen hinauf auf den verschiedensten Gesteinen. Der Grad der Politur hängt von der Beschaffenheit des Ge- steins ab, indem dasselbe durch seine Härte nnd übrigen Eigenschaften zu einer vollkommenen Politur mehr oder weniger geeignet war; er hängt aber anch von äusseren Um- ständen ab. Leicht verwitternde Gesteine haben in der langen Zeit, welche seit dem Ende der Eisperiode verflossen ist, den Glanz und die vollkommene Glätte der Schliffe verloren; ebenso sind diejenigen Stellen, welche in der ganzen Zeit den zerstörenden Einflüssen der Atmosphäre preisgegeben waren, weniger gut erhalten, als andere, die lange mit Schutt

a W. C. Fuchs. 17^

8. w. bedeckt, erst seit yerbältnissmässig kurzer Zeit ent- sind. Die schönsten und vollkommensten Gletscberschliffe trifft in dem Gneissgebiete. Vielleicht die schönsten und fidenfalla sehr leicht za erreichen sind diejenigen auf dem Ifteken des Eüchelberges, in der Nähe des dort stehenden [rences. Man sieht daselbst mehrfach Platten von über 100 tttdrat-Fofis sanft gerundet und an der Oberfläche voll- itiiidig polirt, ja die feinsten Streifen in der Politur wohl erhalten. Sehr vollkonuneu sind auch die Gletscherschliffe u der nordöstlichen Ecke des Marlingerberges (der grossen ffiepmg des Etschthales) an dem P&de, welcher von der Espelle St. Felix zum Eggerhof hinaufiuhrt. Diese befinden iA ebenfalls auf Gneiss. Hübsche Gletscherschliffe auf Granit seht man n. a. bei Goyen und oberhalb Obermais gegen Sckoniia ; im Porphyr sind Gletscherschliffe am sog. Grumser- bi^ and etwas unterhalb der Fragsburg zahlreich und wohl vbalten. Schliffe von geringerer Vollkommenheit stossen. sehr häufig auf Excursionen nach allen Seiten hin auf.

Die gut erhaltenen Gletscherschliffe lassen auch oft in grosser Schärfe und Deutlichkeit die feineu Streifen und BiiK erkennen, welche dadurch entstehen, dass zwischen die m polirende Fläche und die Eismasse des Gletschers scharf« buitige Gesteinsbrocken eingeklemmt sind, welche von dem itk fortbewegenden Gletscher mit weitergeschoben und doch [ieiehzeiiig gegen die den Boden bildende Gesteinsfläche ge- ^fmt werden. Indem die scharfen Gesteinsstücke dadurch I die glatte Fläche einschneiden, deutet die Richtung de» tdorch entstehenden feinen Risses auch die Richtung an, m sicher sie sich fortbewegten und damit auch die Richtung 8 Gletschers. Dadurch ist in der Meraner Umgebung dq^onheit geboten, nicht allein die Grösse der in der Dilu* ilxeit vorhandenen Gletscher zu bestimmen, sondern auch "en Lauf genau zu verfolgen und sogar die Hauptgletscher n den Seitengletschern zu unterscheiden, kurz ein voll* Jidiges gec^aphisches Bild der Eisverhältnisse jener Zeifc

entwerfen.

176 Umgebung von Heran.

Wie die Diluvial-Gletscher durch Abmndang der Felaes tind darch Gletscherschli&e der Gegend das Gepräge ihrer ehemaligen Existenz aufgedrückt haben, so lieferten sie ancli «inen direkten Beitrag zu dem Materiale ihres Baues doreh Anhäufung gewaltiger Moränen, welche znm Theil trotz ihrer lockeren, weichen Beschaffenheit der Zerstörung der Zeit Trots geboten haben.

Der die Moränen bildende Gletscherschutt besteht ani •einer feinen, meist gelblich gefärbten, thonig-zähen Masse, clem früheren Gletscherschlamm, in welcher, bald mehr bald weniger zahlreich, verschiedene Gesteinstrümmer von kleinen, kaum faustgrossen Stücken an bis zu den mächtigsten Blöcken •eingeschlossen sind. Indem die Gletscher auf ihrem viele Meilen langen Wege nicht allein Alles das, was durch Ver- witterung der sie einschliessenden Felsen herabfiel, auf ihrem Bücken forttrugen, sondern auch die kleinen Hindernisse anf ihrer Bahn, hervorstehende Kanten und Felszacken zerbröckel- ten oder zermalmten, gewannen sie ein sehr mannigfaltiges Material, um längs ihrer Ränder hohe Schuttwälle anzu- häufen. Darin sind noch jetzt all die Gesteinstrummer ent- halten, welche auf dem langen Wege der Gletscher sich vor- fanden und oft weither transportirt wurden. Selbst der Unerfahrene hat darin ein Mittel, den Schutt der Moränai von dem gewöhnlichen Schutt, der sich an den Bergwänden fitets durch das zerbröckelnde Gestein ansammelt, wohl zn unterscheiden, indem in dem gewöhnlichen Schutt des Berg- abhanges nur die in nächster Nähe anstehenden Gesteinsarten enthalten sein können. Es bedarf aber kaum dieses Hülfs- mittels zur Erkennung der Moränen, denn ihre ganze Be- schaffenheit ist weit und breit eine so gleichartige und so charakteristische, dass, wenn mau diesen Schutt nur einmal an besonders entscheidender Stelle als Moränenschutt un- zweifelhaft erkannt hat, derselbe auch anderwärts leicht wieder zu erkennen ist.

üeberall, wo sich an den steilen Bergwänden flachere und sanft geneigte Flächen befinden, oft von der Kraft der Oletscher selbst abgeflacht und geebnet, da haben sich Beste

C. W. C. Fachs. 177

9cr alten Moränen erhalten. In langen, selten unterbrochenen linien ziehen sich die Seitenmoränen hin und bezeichnen die Bahn des grossen Gletschers. In mehreren parallelen Reihen, wia sie Ton dem allmählig schwindenden nnd schmäler wer- denden Gletscher zurückgelassen wurden, liegen sie noch heute hoeh anfgethürmt da , noch jetzt weit gewaltiger , wie die llomen unserer grössten Alpengletscher der Gegenwart und irar durch eine üppige Vegetation von ihren kahlen und öden Genossen der Jetztzeit unterscheiden. Besonders an kleinen gnehützten Einbuchtungen der Thalwände oder an den Bieg- mitni des Thaies, wo der Gletscher anstiess und seine starre Ihne zur Aenderung ihrer Richtung gezwungen wurde, sieht mn die Moränenreste noch in ihrer gewaltigen Mächtigkeit, ohglrich unzählige Regengüsse im Laufe der langen Reihe von Jahrtausenden sie abgespült haben.

K Desor hat kürzlich in einem sehr lesenswerthen Auf-

\ mbe (Gartenlaube 1874 Nr. 10) auf den eigenthümlichen

I TyP^ der „Moränen-Landschaft^^ aufmerksam gemacht. Dieser

IsDdsehafts-Charakter ist durch aussergewohnliche Mannig-

iiltigkeit der Formen mit verschiedenem Anbau bei geringer

Ausdehnung ausgezeichnet. Wer erinnerte sich nicht mit

Entzücken der lachenden Hügelgegenden, die sich an den

sfidlichen Fuss der Alpen anlehnen? In welcher Mannig-

fiüügkeit wechseln dort kleine Seen mit waldgekronten

Hageln nnd Rebgeländen ab, zwischen denen saftig grüne

Wiesen, reiche Parkanlagen und Villen zerstreut sind! Das

ist das Bild der reichen Brianza, zwischen den beiden Armen

des Comersee's, mit den kleinen Lago di Pusiano, Lago

d'Amone n. s. w. ; und derselbe Typus wiederholt sich am

Lago di Yarese und den kleinen Seen von Comroabbio,

Monate nnd Bardello. Obgleich am Nordabhange der Alpen

der Typus der Moränenlandschaft weniger rein auftritt, so ist

lerselbe trotzdem ebenfalls vorhanden nnd Desor kann in der

rhat die Gegend seitwärts vom Thuner See, am Fusse des

»tockhorns, jenen italienischen Typen an die Seite stellen.

>er Charakter der Landschaft mit ihren kleinen Seen von

Imsoldingen, üebertschi, Dillingen hat etwas so Abnormes

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178 Umgebang von Meran.

und Zerrisseues, dass man kaum auf das Material des Bodens zu achten brauchte, um darin die alte Moräne des grossen diluvialen Aargletschers zu erkennen.

Nun haben wir zwar in der Meraner Gegend nicht diesen Typus der Moränenlandschaft, denn derselbe entspricht den grossen Endmoränen , und die Endmoräne unseres Etsch- gletschers liegt südlich vom Gardasee. Wer aber ein scharfes Auge und einen empfänglichen Sinn für die feinen Züge dtf Natur besitzt, der wird finden, dass wir hier zwar nicht die Moränenlandschaft haben, auf welche Desor in so anziehender Weise hingewiesen hat, dass aber dennoch unseren riesigen Moränen ein bestimmter Typus, der der grossen diluvialen Seitenmoränen, eigen ist. Man braucht nur von den höchsten Punkten solcher Moränen, wie am Fusse des Ifinger oberhalb Goyen oder von den Moränen oberhalb Marling und Schloss Lebenberg herabzublicken , um die Eigenthüm- lichkeit dieser schmalen, schneidigen Rücken, die sich in parallelen Reihen aneinander lagern und von zahlreichen tiefen und wilden Runsen durch das ablaufende Wasser zerissen sind, aufzufassen. Die Fruchtbarkeit des feinen Gletscherschlammes ernährt in diesem sonnigen Klima eine üppige Vegetation, so dass der grösste Theil des Reichthums dieser Gegend auf dem Vorhandensein der Moränen beruht. Einen grellen Gontrast dazu bieten nur diejenigen Stellen dar, wo das häufig herabrinnende Wasser die lockeren Massen beständig abspült und den Wurzeln keine Zeit lässt« festen Boden zu fassen. Um so kahler und oder erscheinen dann solche Stellen zwischen dem Schmucke der Umgebung, und sie veranschaulichen lebhaft den trostlosen Anblick der frischen Moränen unserer gegenwärtigen Gletscher.

Einige der grössten Moränenablagerungen, nämlich die- jenigen zwischen Schonna und Verdins, und die längs des Marlingerberges über Lebenberg nach Lana, sind hier schon genannt und erreichen mitunter eine Hohe von über tausend Fuss. Nicht minder grossartig sind die Moränenreste, ao{ welchen Schloss Tirol steht und die sich von dort über dei> Eüchelberg zum Passeierthal hinziehen. Durch landschaftlicb^^

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honbeit und Mannigfaltigkeit sind aber besonders die Mo- nen auf dem Plateau von Vollan ausgezeichnet.

In derselben Weise treten die Moränen auch in den dtenthalem der Etsch auf, vor allem in dem Passeier- und Itenthal. Ausserhalb der Grenzen des hier besprochenen :Aiete8 thürmen sich die Moränen der grossen, mit dem lUehgletscher sich vereinigenden Tributärgletscher in fast iDTersebrten Massen auf. Gewaltig war der Eisackgletscher, releher bei Bozen mit dem Etschgletscher zusammen traf. Sieenge Spalte im Porphyr, welche gegenwärtig die Eisen- »hn Yon Klausen bis Bozen benützt , war zur Zeit der Eis- periode noch nicht vorhanden. Die Thalsohle lag etwa 4000 hoch und ans ihren Resten bestehen gegenwärtig die Plateaa*s von Elobenstein u. s. w. auf dem Bitten, und von Ckitelrath am Fusse des Schlerns auf der anderen Seite des Einek. Dieselben sind vollständig mit Moränenschutt be- leekt und ganze Hügelreihen auf diesen Hochebenen, jenes dehe, wellige und abwechselnde Terrain, besteht aus diesem lateriale.

Eine auffallende Eigenthümlichkeit in dem Bereiche der oraneu ist die so oft hervortretende Neigung zur Bildung m Erdpyramiden. Diese Neigung gibt sich überall kund, > die Moränenablagerungen eine gewisse Dicke erreichen id ihre Oberfläche etwas steil geneigt ist. Man trifft daher uren davon sehr oft, wenn auch nur selten alle umstände gfinstig sind, um diese Naturerscheinung in ihrer ganzen >llkonmienheit zum Ausdruck zu bringen. Als Beispiele nnen die berühmten Erdpyramiden von Lengmoos und olfgruben auf dem Ritten gelten, doch sind auch die Pyra- den im Sillthal bei Schönberg oberhalb Innsbruck und die lachen Dorf und Schloss Tirol ganz hübsch und einzelne ranter vollkommen ausgebildet.

Der Anfang dieser eigenthümlichen Pyramidenbildung iteht darin, dass die Wasser eines Platzregens in die weiche iMe der Moräne eine tiefe, schluchtähnliche Runse ein- ineiden und sie als Schlammstrom auf der Thalsohle aus- riten« In Folge der lockeren Beschaffenheit des Materials

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bröckelt dann fortwährend etwas von den steilen Seiten« wänden der Schlucht ab, wodurch dieselbe erweitert wird. Auf diese Weise entstand durch mehrere heftige Gewitter- gusse die grosse fast ein Thal zu nennende Schlucht, weleht . Dorf Tirol von dem Schloss Tirol scheidet, in den Jahra 1531 1539. Die innerhalb derselben stehende Brunnenbnif wurde unterwaschen und brach theilweise zusammen; and ein Theil des Schlosses Tirol stürzte herab und ein noch grösserer Theil desselben ist stets durch das Abbröckeln dar Wand, auf welcher er sich erhebt, gefährdet. Noch ist Rest des alten Bergabhanges über dem sog. Knappenloch halten, woraus man die Form und Beschaffenheit desselben leicht erkennen und sich das Bild des Znstandes vor jenea Ereignissen ergänzen kann.

Da das beständige Herabrieseln des feinen Moränen- schuttes von den Seitenwänden einer solchen Schlucht das Wurzelfassen der Vegetation unmöglich macht, so erscheint dieselbe stets in ursprünglicher Wildheit und Oede und iit dem Fortschreiten des Zerstörungsprozesses unaufhaltsis preisgegeben und daraus entstehen dann die Erdpyramiden.

Die bei jedem Regen von den steilen Wänden der SchlneU herabrinnenden Wasser suchen sich die am meisten vertieften und weichen Stellen aus, graben sich eine Rinne und e^ weitern und vertiefen dieselbe allmählig. Es entstehen di- durch parallele Schluchten , die , wie die Seitenrippen eines Blattes, von beiden Seiten gegen den Boden der grosses Schlncht zusammen laufen. Diese parallelen Schluchten werden durch schmale Rippen mit feiner und scharfer Kante, den übriggebliebenen Resten der ausgewaschenen Seitenwände, von einander getrennt. Durch andauernde Abwaschung werden diese Rippen natürlich immer dünner und kürzer, bis sie gänzlich zerstört sind.

Die grossen Gesteinsblöcke, welche die Gletscher anf ihrem Rücken trugen und die zwischen dem feineren Moränen- schutt abgelagert sind, halten den vollständigen Zerstörung»- prozess einigermassen auf. Der Regen wäscht dann den feinen Schutt nur rings um den Block herum weg und oi

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sibt anier demselben ein Pfeiler stehen, der von dem Blocke e Ton einem Dache geschützt wird. Jede Yollkommeue ^dpyramide besteht anch zeitweise aus einem mehr oder sniger isolirten, dickeren oder dünneren Erdpfeiler, welcher li seiner Spitze einen, der Grösse der Pyramide entsprechen- m, etwas überragenden Gesteinsblock trägt.

Damit jedoch das Ziel , eine wirklich regelmässige Erd- •jramide, erreicht werde, sind zwei Eigenschaften nothwendig, fAAe der Moränenschntt Südtirols in ausgezeichneter Weise Miitzt Er mnss hinreichend fein und weich sein, um durch kn Regen sich leicht abwaschen zu lassen , und muss doch ane hinreichende Zähigkeit, eine etwas thonig-plastische Be- idiaffenheit besitzen, damit sich hohe, schlanke Pfeiler bilden könneD, ohne zusammenzubrechen.

Unter dem Schutze des den Gipfel krönnenden Blockes aiblgt die weitere Abwaschung der Erdpjranude nur sehr angsam. Allmählig wird dieselbe jedoch so dünn, dass der iloek nur noch schwankend seine Stelle auf der Spitze be- laaptet und bei dem nächsten Regen herabgleitet oder von em Sturme herabgeworfen wird. Die Erdpjramiden, welche einem Felsblocke mehr als Unterlage dienen, sind in das ^te Stadium ihrer Existenz eingetreten; sie sind schutzlos 3m Angriff des Regens preisgegeben, werden immer kleiner id dünner, bis sie endlioh verschwinden.

Fasst man alle die Merkmale zusammen, welche die letscher der Eisperiode in unserer Gegend zurückgelassen ben, so entrollt sich vor unserem Geiste ein treues Ge- Ude der Landschaft und ein Bild des in jener Zeit herr- lenden Zustandes. Gewaltige Gletscher, deren Eismassen »brere tausend Fuss dick waren, erfüllten die Hauptthäler I hoch zu den Gipfeln hinan, und aus allen Seitenthälern men riesige Tributärgletscher, welche die grössten Gletscher r Gegenwart zum Theil noch weit an Umfang übertrafen, d Tereinigten sich mit dem grossen Hauptgletscher zu einem geheoern Eisstrome.

Der Hauptgletscher dieses Theiles von Tirol war der Bchgletscher, welcher am äussersten Ende des Yinschgaues

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seinen Ursprung hatte nnd dort durch die Vereinigung der grossen Gletscher von der Reschen-Scbeideck , dem Lang» tauferer Thal, des Planail-, Tanferer- nnd Matscher-Thalei gebildet wurde. Alle die Thäler, welche von Nord und SSd in das Yinschgau münden, führten ihm neue gewaltige Eil- massen zu. Es war also die Oetzthaler Gebirgsgruppe in ebenso hervorragender Weise an seiner Entstehung betheiligt» wie die Ortlergruppe.

Die gewaltige Eismasse drängte sich durch die Thaleng» der „TölP\ mit welcher das Yinschgau abschliesst, in da» mittlere Etschthal, in die Gegend von Meran hinab. Di» Eismasse war von so riesigen Verhältnissen, dass sich dar Gletscher hier über das etwa eine Stunde breite Thal ant- breitete und dasselbe bis zu einer Hohe von mehr als drei- tausend Fuss ausfüllte. Die Gletschermasse reichte an den Thalwänden einerseits über die oberen Mutthöfe (3700') hin- auf, andererseits bis nahe zum Gipfel des Marlingerberf^es und bis zum Rande des Haflinger Plateau*s. Kleinere Zu- flüsse erhielt dieselbe aus dem Zielthale von der Tschigat- und Muttspitze, sowie von dem Hochjoche her über den Rücken des Marlingerberges.

Der Gletscher erstreckte sich von seinem Ursprünge bis hierher in der Richtung von West nach Ost. Der Vorsprnng des Küchelberges bei Meran, durchschnittlich 7 800 Fn» über der Thalsohle, bot nur geringes Hinderniss dar; der Gletscher schob sich über denselben hinweg und schliff und polirte dadurch fast seine ganze Oberfläche, welche noch jetzt die vollkommensten Gletscherschliffe gut erhalten zeigt. Ad den Wänden des Ifinger stiess der Etschgletscher an und musste sich nun bequemen, der scharfen Biegung des Thaies zu folgen. Er änderte seine west-östliche Richtung gegen Südost. Die kurze Seite der Biegung schmiegte sich um die nordöstliche Ecke des Marlingerberges herum, wo sich durch die furchtbare Gewalt des vorüberdrängenden Eises ausge- zeichnete, noch gut erhaltene Gletscherschliffe gebildet haben. Die lange Seite der Biegung erstreckte sich an dem Abhänge des Haflingergebirges hin.

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Gerade an dem Punkte der grossen Biegung des Etsch- gletsdiers vereinigte sich mit demselben der Passergletscher. Dieser gewaltige Eisstrom, welcher allein schon seines Gleichen QBter den heutigen Gletschern der Alpen nicht hat, füllte anf einer Strecke von etwa zwölf Stunden das Passeierthal an Dnd, vergrossert durch zahlreiche Gletscher aus den Seiten- thalern, vereinigte er sich zwischen Verdins und dem Mutt- berge mit dem grossen Hauptgletscher des Etschthales. An der Stelle der Vereiniguug beider Eismassen lagerte der Passergletscher die von ihm mitgeführten Schuttmassen ab. An dem gleichen Orte wurde aber auch der Etschgletscher durch die entgegenstehenden Felswände in seinem nach Osten gerichteten Fortschreiten gehemmt und lagerte einen grossen "^eil seiner Schuttmassen ab, so dass sich hier, oberhalb ^önna und Verdins, an den Abhängen des Ifinger hinauf (ungeheure Moränenwälle anhäuften.

Die vereinigten Massen des Etsch- und Passergletschers folgten nun dem weiten Etschthale gegen Bozen hin. Einen ^^br bedeutenden Zuwachs erhielten sie bald darauf durch ^en Ultengletscher, welcher oberhalb des Fleckens Lana her^ Vorbrach. Auch der Verlauf dieses Gletschers ist durch grosse, wohlerhaltene Moränen in dem Ultenthale gekenn* ^lehnet.

Jenseits der Grenzen unseres Gebietes nahm der Etsch- gletscher den bedeutendsten aller seiner Tributärgletscher, den Eisackgletscher und später noch mehrere kleinere auf, bis er in der lombardischen Ebene sein Ende erreichte und dort die früher erwähnten Endmoränen, die Höhen bei Casti* glione und Solferino ansammelte.

An den Abhängen unserer Berge lassen sich von der Thalsohle bis zu einer Höhe von ungeföhr viertausend Fuss in mehreren Linien über einander die Reste von Moränen nachweisen. Dieselben bezeichnen die verschiedenen Perioden des Gletschers, als derselbe, gegen das Ende der „Eiszeit^^ allmählig zusammenschmelzend, kleiner und nie- driger wurde. Es ist gewiss natürlich, dass die Moränen der letzten Periode vor dem vollständigen Verschwinden des

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Gletschers, welche am iie&ten, nahe der gegenwärtigen Thal sohle li^en, eine noch Cast ganz erhaltene Linie za heida Seiten des Thaies bilden. Die weiche und lockere Masse da Moränen ist bei diesen jüngsten Ablagemngen voUatändiga erhalten, wie bei den älteren and hoch gel^enen, ron weldM nur kleinere, nicht mehr sosammenhängende Theile übrig g^ blieben sind.

Auf dem Höhepunkte der Eiszeit waren also nicht allein die dem Gebirgskamme nahegelegenen Hochthäler und die grösseren Seitenthäler vergletschert, sondern auch die breiten Hauptthäler, welche sich nach einem viele Meilen langen Laufe durch das Gebirge in die anstossenden Ebenen öffioen; sie waren geradezu mit Eis ausgefüllt. Aus dieser weiten Eiswüste ragten nur die höchsten Gipfel und Gebirgskamme hervor. Aber auch diese waren von einem weissen Mantd von ewigem Schnee bedeckt und in ihren Klüften und Ver- tiefungen hatten sich die massenhaften Firnfelder ange* sammelt, aus denen die Gletscher ihren Ursprung nahmen. Die Thäler hatten schon damals dieselbe Form und Be- schaffenheit wie gegenwärtig, allein sie dienten dem £ie- strome zum Bette. Furchtbare Oede herrschte über der Gegend und Alles schien in todtenähulicher Starrheit ge- fesselt. Nur die mechanische Kraft der Reibung bei der Bewegung der Gletscher sprengte, glättete, zerrieb und zer- malmte das Gestein und lagerte jenen feinen, fruchtbaren Gletscherschlamm ab, auf dem heute der Reichthum der Gegend beruht.

Welcher Gegensatz, dieses Bild der Eiszeit und die sonnenwarme Landschaft von heute! An die Stelle der Ein- förmigkeit ist höchste Mannigfaltigkeit getreten ; die grausige Oede hat einem reichen blühenden Leben Platz gemacht; das strenge Polarklima ist verschwunden und wir erfreuen uns dafür jetzt eines der angenehmsten Klimate unserer ge- mässigten Zone. Ein blauer „italienischer^^ Himmel spannt sich oft wochenlang ununterbrochen über der Gegend am und die belebenden Strahlen der Sonne besitzen eine gau

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ipdiiable Kraft; selbst im Winter leuchten sie nicht allein ie nSrdlicli der Alpen, sondern wärmen aach kräftig.

Man bat sich dadurch verleiten lassen, das schöne und räsenswertbe Klima von Meran unter die Zahl der „süd- ehm^^ Klimate aufzunehmen, und daher denn auch die iDtHascbung und die oft nicht ganz gerechte Aeusserung les Unwillens , wenn zeitweise andere als „südliche^^ Lüfte idien und die mitunter thörichteu Ansichten -von einem virUich südlichen Klima getäuscht werden. Dass es auch im Soden einen Winter gibt, der grössere und geringere Un- innehmlichkeiten bietet, scheinen Viele (selbst Kathgeber von Ennken) auch von Venedig, Florenz, Rom und Neapel nicht ta erwarten.

leh kenne keinen andern Ort, bei dem die mittlere Ithrestemperatur , selbst die mittlere Winter- und sogar hgee-Temperatur, so wenig einen Begriff von den wirklichen dimitischen und meteorologischen Verhältnissen geben kann, ii Meran. Dadurch ist die Vergleichung dieses Punktes mit nderen Orten nach den gewöhnlich angenommenen und iemlich bewährten Kegeln der Meteorologie erschwert. Dies iel mir besonders neuerdings auf, da ich zwei Winter zur lüfte an der Riviera (in Nizza), zur Hälfte in Meran zu- tachte.

In Nizza gibt es ieinen wirklichen Winter. Die Winters- Bit gleicht dort dem Frühjahre, oder selbst dem beginnenden <nuiQer des mittleren Deutschlands, und wie der Charakter iteer Jahreszeit in Deutschland in den verschiedenen Jahren ihwaokt, so stimmen auch die klimatischen Verhältnisse des Sinters in Nizza mit diesem wechselnden Charakter überein. em entsprechend ist auch die Vegetation und der ganze indmck der klimatischen Beschaffenheit ein mehr oder weni- ur günstiges Frühjahr.

Ganz anders in Meran, dessen Temperatur mit der Wärme izKa*8 allerdings keinen Vergleich aushalten kann. Von leember bis März sind die Nächte in Meran Winter, die ge sommerliches Frühjahr. Am Tage milde und doch er- lebende Luft, kräftige Sonne; in der Nacht, unter dem

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Einflnss starker Ausstrahlnng gegen den glitzernden Sternen- himmel, — Frost. Die warme, mitunter fast beisse Sonne vermag in der ihr gegönnten Zeit, von 10 ühr vormittags bis 3Vs Uhr nachmittags, das Eis in den schattigen Lagooi nicht zu schmelzen, nud daher der auffallende Anblick einer zuweilen acht winterlichen Landschaft bei sommerlicher Wärme. So kann es sich selbst hie und da ereignen , das» sich ein günstiger Platz findet, an dem man Tage lang Schlitt' schuhe laufen kann in Hemdärmeln.

In dieser Zeit der winterlichen Nächte und sommerliches^ Tage gibt es einzelne Tage, welche den Winter-Charakte^ auch in den Tagesstunden bewahren. In günstigen Jahrec^ sind solche Wintertage spärlich, in ungünstigen häufiger «-^ Doch trägt die merkwürdige Windstille, deren sich Merar:^ meist erfreut, dazu bei, diese winterlichen Tage noch mild^ erscheinen zu lassen, während die frühjahrswarmen Tage da— - durch an den Sommer erinnern.

Den besten Begriff von dieser durchaus eigenthüm-^ liehen klimatischen Beschaffenheit kann sich derjenige^ machen, welcher im Sommer einige Zeit in den Hochthälern der Alpen zugebracht hat. Kräftig fallen die Strahlen der' Sonne von dem reinen blauen Himmel erwärmend auf den harten Boden herab, den sie wohl erweichen, ohne jedoch im Schatten die Reste von Schnee und Eis verzehren zu können. Denn sobald die Sonne verschwunden, funkeln die Sterne fast winterlich kalt und erstarren wieder die Keime des Lebens, welche der Tag zu wecken versuchte ; und doch gelingt es, an geschützten Stellen dem Veilchen sich zu erschliessen und der Erdbeere zu reifen.

Wie im Hochsommer an den Grenzen der Schneeregion, so im Winter in der Tiefe des Etschthales bei Merau!

Die klimatischen Verhältnisse des Winters in Meran gleichen denen des Sommers in wind- geschützteuy nahe unter der Schneegrenze ge- legenen Thälern der Hochalpen. Doch gemessen anf der Nordseite der Alpen die Hochthäler viel weniger heitere»

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inne Tage , wie sie der Winter in Meran bietet , sondern e Zahl der nnfrenndlichen ist weit grosser, so dass der Ver- iridi genan nnr zwischen dem Winter in dem Etschthale m Meran-Bozen und dem Sommer in den Hochthälern der üd-AIpen mit seinem trockenen, sonnenreichen Charakter otriffL

Dieae Eigenthümlichkeit ' de/ Elima's von Meran ist her- rorgemfen durch die wunderbar geschützte Lage an der Brenze der südlichen Zone im Verein mit der Natur des iehten Hochgebirges. Am Tage macht sich der reine „italie- UBehe*^ Himmel und die geschützte Lage bemerklich, in der üaeht tritt die Natur des Hochgebirges in ihre Rechte.

Von der günstigen Lage und dem Elima legt auch die Boebaffenheit des den Thalkessel umgebenden Hochgebirges Sengniss ab. Nördlich von Meran erheben sich die Berg- mde rasch zu den höchsten Gipfeln. Es ist das südlichste ünde der Oetzthaler-Gebirgsgruppe, der mächtigsten in den lentsehen Alpen. Diese gewaltigen Berggipfel liegen unter lenuelben reinen Himmel wie das Etschthal, und ihre Süd- eite fangt direkt die Strahlen der Sonne auf, der sie fast Annterbrochen ausgesetzt sind. Die Zielspitze (Lodner) be- itst eine Höhe von 10,200 Fuss, die Tschigatspitze von WO'; sie reichen also weit über die Grenzen des ewigen ^ees hinauf. Und doch sind diese Spitzen auf ihrer Süd- ite nicht allein während eines grossen Theiles des Jahres illkommen schneefrei, sondern sie bedecken sich auch erst }{ im Spätherbste mit bleibendem Schnee. Die bis zu 7200 L88 ansteigende Muttspitze , das noch mehrere hundert 188 höhere Earjoch und die Vordere Rötheispitze, welche rt an die ewige Schneeregion reichen, sah ich z. B. im hre 1873 1874 erst Mitte November sich in den weissen intennantel hüllen, der Ende Februar schon wieder abge- ft war. Vorher und nachher fiel in jener Höhe nur Schnee n korzer Dauer. Ich glaube kaum zu viel zu sagen mit r Behauptung, dass in manchen Jahren die Südseite der »Igpitze weniger Schnee trägt, wie der ungefähr gleich hohe

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188 Umgebung von Heran.

Aetna auf Sicilien, wenn auch auf dem tiroler Gipfel Schnee weiter in den Sommer hinein liegen bleibt.

Freilieh ist diese abnorme Beschaffienheit dieser Alpen* spitzen nicht allein der geschützten und warmen Lage xaai dem Sonnenreichthnm der Gegend zuzuschreiben, ein Thd davon kommt unzweifelhaft auf die Trockenheit des Elima'i. Es ist bekannt, dass der verschiedene Grad der Feuchtigkeit der Luft in den Gebirgen grosse Differenzen in der ye^ theilung von Schnee und Eis bedingt. Eines der auffallend* sten Beispiele bietet Neuseeland dar. Der Franz- Joseph* Gletscher an der regenreichen Westseite des Mt. Cook is den Alpen der Südinsel von Neuseeland reicht bis 705 Fu« über dem Meeresspiegel herab, während auf der trocken« Ostseite die Gletscher schon bei 2274 Fuss abschmelzen. Eine ähnliche Verschiedenheit zwischen der regneriscben Nordseitt des Oetzthaler Gebirgsstockes und seiner in das trockene Ge* biet des Etschthales abfallenden Südseite, ruft auch die mäch- tigen Gletscher und Firnfelder im Venter- und Stubaithal hervor und die schneefreien Abhänge zwischen dem Ziel* und Passeierthal.

Eine eigenthümliche geologische Erscheinung sind schliess- lich noch die grossen flachen Kegel, welche sieb an mehreren Stellen vom Thalboden der Etsch zwei- bis vierhundert Fan hoch erheben. Dieselben liegen gewöhnlich dicht vor einer grossen Schlucht in dem das Thal begrenzenden Gebirge, oder vor der Mündung eines kleinen Thaies mit steilem Gefälle.

Sie bestehen aus einem flachen Kegel, der von dem Etsch- thale aus eine ganz regelmässig ansteigende, concentriscb- schräge Fläche bis zu der Mündung des Thaies oder der Schlucht bildet, und sich rückwärts an die Thalwand anlehnt Die älteren Ortschaften dieser Gegend haben sich hauptsäch- lich auf der schrägen Fläche dieses Kegels angesiedelt, frei von der Schwüle und der hie und da sumpfig-feuchten Lnft des tiefen Thalbodens, und begünstigt durch eine selten» Fruchtbarkeit des Erdreiches. Diese Eegelabhange sind die eigentlichen Sitze der Weinkultur und die Häuser li^en oh

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LS Tersteckt zwischen den wuchernden Rebgeländen. So 5t vor der Mündung des Zielthales der K^el von Part- ins, vor dem sogenannten Töllgraben der Hügel von Plars d vor der Schlucht des Grabbaches, der von dem Karjoch rabkommtf der breite und hohe Rebhügel von Algund, eüarhin folgt dann Grätsch auf einem Eegel, der sich vor t Schlucht des Eästelenbaches angelagert hat, und vor lern der grosse Kegel von Obermais, vor der Mündung der %\L Vor den kleineren Schluchten des Marlingerberges, bei luting und zwischen Tscherms und Lana liegen ebenfalls [8gel von entsprechender Grösse.

Schon die Lage dieser Hügel vor der Mündung solcher rhller, deren Bäche durch periodische Wasserarm uth und loreh plötzliches Auschwellen bei der Schneeschmelze oder id Gewittern sich auszeichnen , deutet auf einen Zusammen- luig zwischen dem Aufbau der Hügel und der in die steilen lergwäude eingegrabenen Schlucht hin. In der That bestehen lieielben auch aus den Schuttmassen, welche bei der Ent- tehang und Vergrössernng jener Schluchten vom Bergabhange (Migerissen wurden. Noch jetzt brechen im Vinschgau und Stsehlande jährlich bei grossen Gewittern sogenannte Muhren ^ . L Schlammströme mit grossen Steinen und Felsblöcken emischt, hervor, welche in dem breiten Hauptthale zur Ab- igoimg kommen und nach und nach sich zu Hügeln an- infen. So entstehen noch heute an den vielen kahlen, von Waldungen leider entblössteu Stellen neue Schuttkegel, oder B alten vergrössern sich.

Diese Schuttkegel enthalten, im Gegensatz zu dem Mo- uenschntt, nur Blöcke solcher Gesteine, welche unmittelbar ruber oder in der Schlucht selbst anstehen.

Einzelne dieser Schuttkegel zeichnen sich durch eine, ira nrjrleich zu der Schlucht, vor welcher sie liegen, unverhält- Minässige Grösse aus. In der Nähe von Plars gelingt der ichweis, dass unter dem Schutte des Töllgrabens Moränen- lasen der Dilnvialgletscher sich befinden. Eine derartige iterlage mögen auch andere ungewöhnlich grosse Kegel

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besitzeD, indem dieselben nur oberflächlich mit GeröUe über- schüttet wurden.

Der Zusammenhang zwischen der Entstehung der Schatt- kegel und den an ihnen mündenden Schluchten ist ein so augenscheinlicher, dass sich oft die Tradition und Sage daran anknüpft. Dies ist hauptsächlich bei der bekanntesten der- artigen Ortlichkeit, dem Hügel von Obermais der Fall.

Die Gegend von Meran war seit des Drusus Sieg vs^ Ja*bre 13 der Mittelpunkt römischer Herrschaft in den süd- lichen Alpen, wodurch die Stadt Maja daselbst zu einer Jahr' hunderte dauernden Blüthe gelangte. Noch im Jahre 78^ unter Bischof Aribo existirte die Stadt, wird aber von dieseti Zeitpunkte an in Urkunden nicht mehr genannt. Erst ut^ das Jahr 930 findet sich ein Dorf „Mais^^ erwähnt, desse^ Namen sich offenbar von dem vergessenen „Maja^^ sbleitet.

Daran knüpft die gegenwärtig im Etschthale allgemei:s verbreitete Sage, die Oertlichkeit benutzend, an. Die Stad Maja soll am Ende des achten oder im neunten Jahrhunder durch einen gewaltigen Bergsturz vom Ifinger herab ver- schüttet worden sein, und auf dem dadurch gebildeten Hüge^ soll sich allmählig das Dorf Mais entwickelt haben. Yotf dem Bergsturz soll die Passer an der östlichen ThalwauiS entlang geflossen und erst durch die Entstehung des Schutt-* kegeis von Mais gegen Westen in ihr gegenwärtiges Bett? gedrängt worden sein. Zwar existirt über jenes Ereigniss nirgends ein Bericht und erst im Anfange des vorigen Jahr- hunderts versuchte ein Innsbrucker Schriftsteller, Roschmann, das Verschwinden von Maja und das Auftreten von Mais auf diese Weise zu erklären. Die Beschaffenheit der Gegend hat aber dieser Erklärung so rasch Eingang verschafft, dass die- selbe fast zur herrschenden Volksmeinung geworden ist.

Man ist leicht geneigt, grossen und gewaltsamen Ereig- nissen zuzuschreiben, was die Natur durch eine langsame stetige Thätigkeit erreicht hat. Das ist auch bei der Bildung des Hügels von Mais und dem Geschicke der Stadt Maja der Fall.

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Unzweifelhaft besteht der Hügel von Mais ans dem hntte Ton Porphyr, Graoit und Conglomeraten , welche dem Naifthale anstehen. Die Gesteine verweisen also nicht if den Abhang und die hohen Felsen des liinger , sondern 8I1EÜ auf die Gesteine in dem Naifthale, aus welchem sie sr Baeh nach und nach hervorgeschafft hat. Der Naif bach taut sich in dem engen schlachtartigen Thale oft bei plötz- ich eintretenden Regengüssen und bricht dann verheerend nit grosser Gewalt als Schlammstrom hervor. Auf diese IFeise hat er allmählig, Schuttlage über Schuttlage häuiend, len Hagel aufgebaut. Gewaltige Schlammströme dieser Art ind in historischer Zeit aus den Jahren 1372, 1613 und 1757 bekannt. Zur Ausbreitung des dadurch gebildeten [egels trug häufig die Aendernng der Richtung des Naif- »etles bei, welches gegenwärtig dicht am Bergabhange sich imxieht, in historischer Zeit aber schon einmal in der Nähe on Schloss Planta lag.

Trotz solcher vielfach sich wiederholenden Ausbrüche der faif war zur Bildung des Hügels von Obermais doch ein dir langer Zeitraum nothwendig. Vielleicht liegen sogar Hier dem Schutte aas dem Naifthal noch Moränenreste von m alten Passeiergletscher aus dem Ende der Eisperiode be- aben, wie bei dem Hügel von Plars. Jedenfalls hatte der »ermaiser Hügel zur Zeit der Römer schon im Wesentlichen ne gegenwärtige Gestalt und eine nicht viel geringere Höhe, e Passer war dadurch also schon damals auf ihre gegen- rtige Richtung angewiesen und konnte ihren Lauf nicht BT St. Valentin und Trautmannsdorf nehmen. An der lobnrg und dem steinernen Steg von Meran ist ihr Bett f in den harten Felsen eingeschnitten und derselbe stark ^waschen und unterspült, selbst in einer Höhe, welche ) Passer jetzt nur noch selten bei Hochwasser oder gar iht mehr erreicht. Das ist aber eine Arbeit, welche das wer nur in Jahrtausenden in dieser Weise auszufuhren im inde ist, und schon dadurch allein gibt sich das gegen- rt^ Passerbett als ein sehr altes zu erkennen. Wenn um das alte römische Maja wirklich genau an der Stelle

192 Umgebung Ton Meran.

unseres Obermais lag, so können seine Keste nicht tief ni dem Schutt begraben sein, sondern nur oberflächlich bede Die Gegend bot damals keinen anderen Anblick dar, gegenwärtig, höchstens dass wir die immer mehr zunehme Verwüstung des Waldes und den Mangel an grossen, a Bäumen, durch welche sie sich noch vor wenig Jahrzehi so sehr auszeichnete, beklagen müssen.

Wenn wir die Gegend mit dem Auge des Geologen trachten, steigert sich noch die Bewunderung und das i zücken, welches schon die landschaftlichen Reize allein wecken müssen, üeberall traten die Ursachen der aus ordentlichen Mannigfaltigkeit deutlich hervor ; Bilder fernen , so wechselvollen Vergangenheit entrollen sich unserem Geiste und aus ihnen setzt sich die Entwicklui geschichte einer Gegend zusammen, die eine der schönf aller deutschen Lande ist. Möge die Bevölkerung bald du Intelligenz und Entwicklung des Sinnes für Recht und setz dem reichen Segen der Natur entsprechen; das ist Wunsch, der sich Jedem leicht aufdrängt, der gegenwäi längere Zeit in dem Lande zu verweilen genöthig ist.

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Heber die Terraingestaltong im südwestliclieii Tirol, Tei^lichen mit jener in der Lombardei.

Von Dr. Julias Morstadt in Wien.

(Mit 1 lith. Tafel.)

Das Gebiet, dessen BodeDgestaltuDg wir hier betrachten woUen, erstreckt sich von der Etsch im 0. bis zum Comer- we im W. und vom Vinschgau und Veltlin im N. bis zur itaKenischen Ebene im S., umfasst daher einen Theil der Lombardei und den Kern von Wälschtirol. Dieser Theil TiroVs ist auch in landschaftlicher Hinsicht genau das, was der Name l^^sagt: er besitzt dieselbe Grossartigkeit, dieselbe auf den Ueinsten Raum zusammeugedrängte Abwechslung und Mannig- Wtigkeit in der landschaftlichen Sceuerie, wie Tirol über- J^npt, er ist aber auch schon im vollsten Sinne des Wortes : ItaUen!

In keinem Theile der Alpen erscheinen die stärksten (^Qtraste in der Bodeugestaltuug einander so nahe gerückt, ^e liier : nur wenige Meilen von einander entfernt befinden ^ch die grauenvoll zersägten Felskämme der Presanella und die loeilenlaDgen Eisfelder des Adame '*') einerseits, andererseits

*) Ich bemerke gleich hier, dass der ortsübliche Name dieses pracht- ^<>Hen Fel8horn*8 nicht Adamello lautet, sondern Adame; ich werde daher ^^ nun an sowohl für den Berg selbst , als auch für die ganze Gruppe, ^ man nach ihm zu benennen pflegt , diesen kurzen Namen gebrauchen ^ dmiso für das lange Wort „Adamellogcstein" den kurzen Ausdruck: »>T«ulit«.

HV. AbtlLL 13

194 Dr Jul. Morstadt.

die Citronengärten nnd Olivenhaine des Gardasee's, uuter^ brochen von dem lichten Grün und den brennend rothen Blüthen der Granate, und trägt auch der See im Ganzen deci. Charakter ernster Grösse : so hat er doch wieder im Einzeben manch liebliches Detail : in stiller Bucht das reizende Limone^ den Oelwald von Maderno, überragt von dem kecken Fels— hom des monte Pizzocolo und an seinem unteren Ende, wo er sich bei bereits ganz niedrig gewordenen ufern meerartig ausbreitet, die rocca di Manerba, ein mit zwar nur niedrigei^^ aber steilen, zum Theil überhängenden Wänden weit in deti See hineinragendes Vorgebirge eine Seelandschaft in grossett^ Styl ! Oder, um ein anderes Beispiel zu wählen : wo ßnd^ sich wohl ein stärkerer Contrast in der Physiognomie zweie^^ bloss durch ein schmales Thal getrennter Gebirge, als d^^ zwischen den schroffen Abstürzen des Tonalits, denen weit*^» von den Kämmen nur noch wenig überhöhte Gletsche«^" plateaux aufliegen, und den bizarren Dolomitschrofen d^^ Brenta? Wohl findet sich etwas Aehuliches auch in Os*>' tirol, wo die Tauern von den Ampezzaner-Dolomiten gleicl^^- falls orographisch durch das Pusterthal und geognostisch, wrT - jene, durch eine Schieferzone getrennt erscheinen. Petn graphisch ist der Brentakalk mit dem der Ampezzaner-Alpei ganz oder nahezu identisch und auch der Tonalit hat mit dei Kerngestein der Tauern eine gewisse Aehnlichkeit ; jener be ^ steht aus Feldspath, Quarz, Glimmer und Hornblende, isir daher , je nachdem in dem Gemenge der Glimmer oder di( Hornblende vorwiegt und der Quarz mehr hervor- oder mehi zurücktritt, granit- oder syenitartig; das Tauerngestein be- steht aus Feldspath, Quarz und Glimmer und hat, je nachdem^^ in der Anordnung des Glimmer's eine gewisse Regelmässig—^ keit (Schichtung) wahrnehmbar ist oder nicht, das Aussehei^^ von Gneiss oder Granit. Doch hat andererseits der Tonalit* schroff abstürzende Wände, wie diess den Hornblendegesteinec^ (roches amphiboliques) : dem Syenit, Diorit, Hornblendeschiefer ^ auch dem Augitporphyr eigenthnmlich ist, auf denen weit^» mit meilenlaugen Fernern bedeckte Plateaux sich hindehneUi während die Tauern von den Gipfeln bis zur Thalsohle gleicb"

Terraingestaltung in Südtirol. 195

niniger geneigt und auch nngleich tiefer geschartet sind. Eb sind daher auch die Felskämme (crozzoni), welche der PreB&nella-Eamm gegen val Genova aussendet, ungleich gross- artiger und wilder, als die einförmigen Grate, die, unter ein- inder parallel, vom Zillerthalerhauptkamm gegen Ahmthal liin Terlaufen. Femer ist die Schieferzone zwischen Adame und Brenta sehr viel schmaler , die beiden physiognomischen Gontraste des Tonalit's und Dolomites einander daher viel ittlier gerückt, als die zwischen den Tauern und den ostlichen Dolomiten und das im herrlichsten Schmucke colossaler Edel- hstanien prangende Rendenathal ungleich schöner, als das nnbe Pusterthal mit seinem dürftigen, aller Aeste beraubten Nadelholz. Ueberraschend wirkt dieser phjsiognomische C(mstra6t, wenn auf dem bequemen und angenehmen Wege Ton Campiglio nach Pinzolo etwas oberhalb San Antonio das mit pralligen Tonalitwänden abstürzende Plateau des grossen Laresferners zur Rechten und die gleichfalls mit kleinen Hingefernern gezierten Dolomitschrofen der Brenta zur Linken fest gleichzeitig und unerwartet sichtbar werden. Doch sieht man von hier aus beide Gruppen nur theilweise und auch nur im Profil ; von gewaltiger Wirkung ist aber der Anblick dieser (sowie aller übrigen Südtiroler) Gebirgsgruppen vom sitberühmten Jochgrimm : von da aus sieht man dieselben jenseits der Mendel wand aufsteigend ^ en face und hinterein- ander, eine die andere überhöhend und überragend und in ftrer ganzen, gegen 11,000 Wr. F. betragenden, relativen floiie vom Flusslaufe der Etsch bei Neumarkt bis zum Gipfel der Presanella : im . Vordergrunde aus dem tief zu Füssen liegenden, üppigen Etschthal schroff ansteigend die einfach- ^en Linien der Mendel, darüber die bizarren Dolomitschrofen der Brenta und dahinter, scheinbar durch kein Thal davon getrennt, die Eisfelder und trotzigen Felsgrate des Adame trelch' ein Anblick! Aehnliche landschaftliche Gontraste, wie die Gebirge, bieten die Flussläufe: bald breite, mit Dörfern übersäete Thali;nulden, wie den Nonsberg oder die Gegend um Fiav^, bald wieder enge Schluchten, wie beim Dnrchbrnche des Noce oberhalb Mezzolombardo oder dem

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196 Dr. Jal. Moretadt

Darchbrnche der Sarca durch zwei Gebirgsketten zwischen Tione und Sarche; bald wird der Abflass des Wassers darcl Bergstürze '*') gehemmt, und dieses zu See'n aufgestaut, wi bei Molveno, bald brechen wieder aus vollkommen kahlei hohen Kalkwänden an vielen Stellen starke Bäche hervoi ermöglichen sofort die üppigste Vegetation schattiger, hob Nnssbäume und stürzen in tosenden Caskaden in die Schluchte der Sarca, wie bei Moline und Stenico. Namentlich an let terem Orte hat diese Erscheinung eine auifallende Aehnlicl keit mit den berühmten cascatelli bei Tivoli, ist aber : Tirol mit Rücksicht auf die sie umgebende Hochgebirgsnati viel grossartiger. Diese und noch viele, viele andere lani schaftliche Schönheiten sind hier in verschwenderischer Fül auf dem winzig kleinsten Ilaume zusammengedrängt. Ic glaube in der That, dass es in Europa keinen Fluss gib weicher bei so kurzem Laufe und einer so geringen An seines Stromgebietes einen so häufigen und raschen Wechs der landschaftlichen Scenerie an seinen Ufern bietet, w unsere tolle, kleine Sarca; der schönste Thalschlnss d< Alpen, das Becken von Bedole, ist ihre Wiege, die verschi« densten Gesteine durchsägend, an Bergstürzen, Caskaden un friedlichen See'n, wie dem von Toblino , vorbei , bald durc liebliche Thäler, bald wieder durch grause Schluchten dahii eilend, über die trostlosen Steinwiisten der marocche i brausenden Stromschnellen dahinschiessend , wie bei Pietn murata, das Bild eines kurzen, aber reichen Lebens ruht s endlich im schönsten Alpensee, im Bette des Benäcu welches sie übrigens auch eigentlich der mächtigen Etsch a1 geschwindelt hat wie sich unten zeigen wird.

Anders ist es in der Lombardei. Ein Landschaftsbi findet sich hier von grosser Schönheit und zwar in dem de lombardischen Theile des Adame angehörigen Thale des Av (von den wilden Ureinwohnern val dei diavoli, Teufelsths genannt): der mattgrüne, melancholische Aviosee mit de hohen Falle des hier in zwei Arme getheilen Avio dahinte

*) In Walscbtirol .,maroccLe*\ im Oetzthal ,,Mauracli*' genannt.

Terraiogestaltcmg in Südtirol. 197

r welchem das ungehenre, doch edel geformte Hörn des un^pfels selbst einsam aufragt ein in seiner einfachen Msheit eigenthümlicher , ja einziger Anblick! Sonst aber tet dieser Theil der Lombardei wenig Interessantes, selbst r Oomersee kann dem Gardasee, wie man zu sagen pflegt^ eht „das Wasser reichen^^ Dafür hat aber auch dieser hon im Alterthnme einen Virgil und Gatnil und in neuerer ok unseren Gothe entzückt, als er, ein noch junger Mann, Man Träume voll, über die Alpen zog nach Italien! Der lomersee hing^en, ein langgewundener schmaler Darm, noch ernnstaltet durch die zum Theil äusserst geschmacklosen ^fllen der sigpaori Milanesi an seinem Gestade, kann höchstens ioai Mailänder „negoziante^^ entzücken, wenn derselbe Sonn- ip, seine ewigen franclii und marenghi für einen Augen- lid vergessend, einmal Natur kueipt.

Obgleich nun sowohl in dem lombardischen als in dem Iroler Theil unseres Rayons alle Flüsse der italienischen %ene zuströmen und alle Gesteinsarten beiden Theilen emeinsam sind"*"), so ist doch die Terraingestaltung und der nrcb dieselbe bedingte landschaftliche Charakter in beiden Iwilen sehr verschieden. Woher mag das wohl kommen?

Die Beantwortuug dieser Frage bildet den Gegenstand er folgenden Zeilen.

Ich wende mich nun zu der Schilderung der Ter- tingestaltung selbst, glaube jedoch, mich in dieser Hin- tdit um so kürzer fassen zu können , als ich mich bemüht ^, dieselbe auf beiliegenden Skizzen dem geneigten Leser > Har und übersichtlich als möglich vor Angen zu fuhren.

*) Der Tonalit gehört der Lombardei so gut an wie Tirol; dasselbe ^ der Fall mit den krjstallinischen Schiefem und den Kalken selbst ^rtoiolich übrigeng nur unbedeutenden Durchbrüche des Quarzporphjrs tnttea nicht nur in den Tiroler Thälem Bendena und val bona, sondern d) io den lombardischen Kalkalpen vor und auch jenseits der Westgränze 1^ Gebietes tritt der Quarzporphyr am Luganer-See und im Sesiathal ^ mächtiger auf.

198 Dr. Jol. Morstadt

Zunächst bemerken wir (Fig. 7) eine Reihe unter einande Ganzen genommen paralleler Längsspalten, die norme Flussthäler. Diese Spalten fallen in der Lombardei auch den wirklichen Flussläufen zusammen und bieten wc nichts bemerkenswerthes ; in Tirol jedoch li^en in Sichtung dieser Längsspalten sanfte Bodenanschwellun( welche die Gränzen verschiedener Flussgebiete bilden, westlichste dieser Spalten reicht von Dimaro über 0 piglio und Roncone bis Nozza, sie hat zwei leichte Bod anschwell ungen bei Campiglio und Roncone und fallt auf Strecke Pinzolo-Tione mit dem Flusslaufe der Sarca und ' Fieve bis Nozza mit jenem des Chiese zusammen. nächste Längsspalte entsteht am Gampenpass, dem üel gange von Lana nach Nonsberg und verläuft über Molv< bis zu dem niedrigen üebergange bei Ballin zwischen Fi und Riva ; sie hat zwei breite Thalmuldeu : den Nonsberg t die Gegend von Fiave, eine leichte Bodenanschwellung, Plateau von Andolo, längs welcher durch eine Kette klei See'n, von welchen der von Molveno der bedeutenste ist, hydrographische Einheit dieser Spalte angedeutet wird i fällt auf der Strecke von der Mündung der Novella bif» jener des Sporeggio mit dem Flussthale des Noce zusamn Eine Fortsetzung dieser Spalte vom Gampenpass nach L und von dem Passe bei Ballin nach Riva, so dass durch di und ihre nächstparallele Spalte Meran-Lavis-Sarche-Grarda der Kalkgebirgskamm Mendel- Monte Brione rings umt wäre, ist unstatthaft, denn vom Gampenpass nach Lana \ von Ballin nach Riva fällt das Terrain steil ab, so dass der letzteren Strecke der „Wildbach" Varrone, wenn er a nahms weise, z. B. während der Schneeschmelze oder n anhaltendem Regen, mehr als fünf Tropfen Wasser ful sogar in Einem Sprunge über eine hohe Wand herabsetzt. Die nächste Längsspalte verläuft aus der Gegend von Me: über Eppan, La vis und Sarche zum Gardasee, welcher sei noch die südlichste Fortsetzung derselben bildet; sie fS auf der Strecke Meran - Lavis mit dem Flnsslaafe

TerraiDgcfftaltuDg in Südtirol. 199

'Btech*), and zwischen Sarche nnd dem Gardasee mit dem der SftTca zusammen und auch hier wird durch eiue Kette Udner See^n (lago santo, Terlago nnd Toblino) längs der Bodenanschwellong Lavis-Sarche die hydrographische Einheit ieser interessanten Spalte aDgedeutet. Die geologische Be- richtigung dieser Längsspalte, des normalen EtschthaVs, wird übrigens noch vollkommen erwiesen werden, indem au? den LageruDgsyerhältnissen der Kalke der Beweis geführt ▼iid, dass der Kalkgebirgskamm Mendel-Monte Gazza nicht nm monte Baldo, sondern zum Monte Brione weiterstreicht, du8 daher auch die dem Ostabhange dieses Kalkkammes fol- gade, mit der Hebung des letzteren genetisch aufs innigste XQammenhängende Längsspalte von Lavis nicht über Trient « gegm Verona, sondern über Sarche znm Gardasee verläuft. Die vierte und letzte dieser Längsspalten endlich beginnt lei Trient nnd ßllt wieder wie die lombardischen Spalten . mit dem Flnsslaufe, dem unteren Etschthale zusammen zum |; Beweis, dsiss dieses interessante Spaltensystem hier sein öst- liehee Ende erreicht. Die diese 4 Längsspalten trennenden 3 Ealkkämme streichen mit diesen Spalten , sowie mit den 3 Tonalitkämmen und der Verwerfungslinie der Schiefer

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*) Auf der Strecke von Terlan über Eppan bis Auer mit dem e h e - iDftligen Etschlaufe, ehe die Etscli ihren jetzigen Umweg um Schloss Sigmondskron herum einschlug. Das Zcitinterval zwischen dem früheren lud dem jetzigen Etschlaufe ist jedoch geologisch genommen ein so ^e- 'isgtt, dass dieser Umstand hier gar nicht ins Gewicht fallen kann. tipiteiii ist der Ansicht, dass der zwischen dem jetzigen und dem ehe- >^'gen Etschlaufe isolirt aufragende Quarzporphyrrücken, der sogenannte »«Uittelberg** Ton dem am linken Etscliufer sich hindehnenden, gegen das KUchthal steil abbrechenden Weissensteiner Porphyrplateau durch eine gc- ^titme Katastrophe losgetrennt worden sei und schliesst diess aus dem Urnttandc, dass dieser Rücken auf der Ostseite sich steil aus dem Etsch- We erhebt, auf der Westseite jedoch sanft geneigt ist und ursprünglich *ohl ,,eine lange, weit ins Thal vorspringende untere Gebirgstcrrasse" •^fltae, wie diese Terrassen an den Abhängen der Porphyrplateaux , und ^ noch am rechten Etschufer zwischen Lana und Tramin am Fusse ^ Kalkwände der Mendel allenthalben vorkommen , wie z. B. rechts der ^^ der Matschatsch und links der Etsch das wunderliebliche Glan'n ^ schönste Punkt in Bozen^s nächster Umgebung.

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200 Dr. JdI. Moretadt

(siehe unteD) im Ganzen parallel, werden aber wieder toi gleichfalls unter einander parallelen Querspalten durch brochen, so dass ein Spaltennetz entsteht. Diese Qaer spalten werden da, wo sie mit den Flnsslänfen zasammen fallen, durch Erosion zn grausigen Schlachten vertieft, währen« die Längsspalten durchaus den Charakter freundlicher, breite Thäler an sich tragen. Was nun die wirklichen FIdss thäler betrifft , so haben dieselben, je nachdem sie den Längs oder Querspalten folgen, auch verschiedene Namen. In de Lombardei fehlen die Querspalten, die Thäler de lombardischen Flüsse Brembo, Serio und Oglio hab€ daher auch nur je Einen Namen: val Brembana, Serian Camonica. Anders ist es bei den Tiroler Flüssen : das Tb des Chiese heisst in der ersten Längsspalte val di Fum iu der oberen Querspalte val di Daone, in der zweiten Läng spalte val bona und in der unteren Qaerspalte val Sabbii das Thal der Sarca heisst in der obern Querspalte v Genova, in der ersten Längsspalte val Itendena; das Tb des N o c e heisst in der Qaerspalte val di Sole, in der Läng spalte val di Non; das Etschthal endlich heisst oberha der Toll Vinschgau, in der ersten Längsspalte Etschland, der zweiten Längsspalte von Trient abwärts val Lagarii und oberhalb Verona, wo es nochmals die Richtung ein Querspalte einhält, val Policella. Dem Vinschgau, welch bereits ausserhalb der Gränzen unseres Gebietes fällt, kai jedoch, wenn er auch mit den ihm südlich benachbart Querthälern di Sole, Genova, Daone und Sabbia paral! läuft, in keinem Falle die Rolle einer Querspalte zugethe werden, denn derselbe gehört bereits zu Nordtirol und sei Bedeutung für die Terraingestaltung TiroKs liegt in ein ganz andern Richtung"^) ; hingegen kann die Strecke Lav: Trient immerhin noch als eine die beiden Längsspalt

*) Siehe hierüber den Aufsatz: „über die Symmetrie der Tiroler < birge'* in der Zeitschrift des D. A. V. Bd. IV.; der Vinschgau hat fai nach sein Analogen nicht in den oben erwähnten Querthälern. sondern Pusterthal; diess gehört übrigens nicht weiter hierher.

Terraingestaltung in Südtirol. 201

Vcnn-LaTis-Gardasee und Trient-CeraiDO verbindende Qner- ■ptHe aufgefasst werden, welche jedoch nur mehr unklar «ntwickelt ist ein neuer Beweis, dass das Spaltennetz mit dem unteren Etschthale sein ostliches Ende erreicht. Der Grand der Verschiedenheit der Terraingestaltung md des durch dieselbe bedingten landschaftlichen Charakters m der Lombardei und im südwestlichen Tirol ist daher das Fehlen der Querspalten in der Lombardei.

Ich komme nun zu dem interessanteren Theile dieser Ueben Skizze, indem ich den Versuch wage, die Frage zu bentworten : Wie ist dieses Spaltennetz im südwestlichen Tirol entstanden?

Um nun sogleich zur Sache zu kommen, so scheint die

ümcbe der Entstehung des Spaltennetzes in Südwesttirol

. die Hebung des Tonalits und eine colossale Ver-

verfong der die höheren Gebirgskämme bildenden kry-

stallinischen Schiefer nach N. auf der Linie Roncone-

Menn zu sein, denn während die Gränzlinie zwischen den

crjstallinischen Schiefern und den Kalken von Bellano am

Comersee bis Roncone in Judicarien von W. nach 0. ver-

: linft, springt sie hier plötzlich in vollkommen gerader Linie

itteh N. über bis in die Gegend von Meran, um von da aus

^er, wie wenn nichts geschehen wäre, in ihrer früheren

: ^wrt-ostlichen Richtung durch die Sarnerberge und das Puster-

; thil gegen Kärnten hin weiter zu verlaufen welch eine

; cui&ch grossartige Erscheinung! Nun steht aber in der Regel

l ^ Lauf der Flüsse senkrecht auf der Streichrichtung der

r G^irgskämme, an denen sie entspringen, d. h. das Wasser

E eodit dem Gesetz der Schwere gemäss den kürzesten Weg in

j die Tiefe, und es sollten daher , wie diess bei den lombardi-

tchen Flüssen wirklich der Fall ist, auch die durch die Längs-

^ten angedeuteten, also eigentlich normalen Läufe der

^lerflüsse eine nord-südliche Richtung einhalten; der von

SSW. auf NNO. gerichteten Verwerfungsliuie entsprechend

202 Dr. Jul. Morstadt.

sollten letztere jedoch wieder senkrecht auf diese Linie, alt von WNW. auf OSO. gerichtet sein als Resaltirend» dieser beiden Richtungen ergibt sich nun der wirkliche, bald den Längs- bald den Querspalten folgende Zickzacklaof dieser Fliisse, als ob dieselben es beiden, sowohl der Ursprünge liehen Streichungs- als auch der Verwerfungslinie recht machen wollten. Diess wird noch klarer, wenn man den Lauf jedes einzelnen Flusses für sich betrachtet. Am ans* gesprochensten ist dieser Zickzacklauf bei der Sarca diese entspringt aber auch im Innersten des Tonalitstockes selbstt wird daher in ihrem Laufe durch dieses mächtige Massir auch am meisten beeinflusst. Ihr zunächst kommt der Chieset denn auch er entspringt noch im Tonalit selbst, wenn aach nicht mehr so im Mittelpunkte desselben, wie jene, während der Noce, dessen oberer Lauf nur noch in die Region der Schiefer fällt, auch bezüglich dieses seines Laufes schon mehr durch die Verwerfung dieser Schiefer beeinflusst wird. Die E t s c h endlich , deren hieher gehöriger Lauf schon ganz in die Region der Kalke fallt, deutet nur noch durch ein leises Zucken auf der Strecke Lavis-Trient den Einfluss der ib^ räumlich bereits ferner liegenden Hebung und Verwerfung an. -^^

Wie hängt nun aber die Entstehung des Spaltennetze^ mit der Hebung des Tonalits zusammen?

Hier ist zuvörderst zu berücksichtigen, dass die in unsen^ Gebiete vorkommenden Massengesteine von sehr verschie^^ denem Alter sind.

Wenn nun auch die Lehre von der Metamorphose det^ Gesteine auf plutonischem und hydro-chemischem Wege noclr auf sehr schwachen Füssen steht und wenn auch aus der blossen petrographischen Beschaffenheit eines Gesteins noch keineswegs auf seiu geologisches Alter geschlossen werden kann, denn es gibt umgewandelte Sedimente (krystallinische Schiefer) von geringem und nicht umgewandelte von hohem Alter, so kann doch wenigstens so viel mit Sicherheit ange- nommen werden, dass die Kalke unseres Rayons jünger sind^ als die Schiefer und auch wenigstens theilweise jünger als der Tonalit. Einerseits ist nun schon aus unserer Ueber-

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Terraingestaltung in S&dtirol. 203

L lielitBhrte und viel klarer noch an Ort und Stelle, in der Naior selbst, eine gewisse, durch alle Gesteinsarten, den erup- tiwn Tonalit, die metamorphischen Schiefer und die sedimen- tiren Kalke hindurchgehende Einheitlichkeit des Spalten- ' aetzes onTerkennbar. Die drei Tonalitkämme des Adamd^ dosson di Genova und Gare alto laufen mit den drei Kalk- kämmen Brenta-Tenera , Mendel-Brione und Bondone-Baldo» die Tonalitspalte val di Fumo mit den Längsspalten, die Tonalitspalte val Genova mit den Querspalten im Kalk pa- rallel und sind einander orographisch und hydrographisch offenbar coordinirt. Andererseits aber scheint es wieder ganz mitlianlich, das Spaltennetz erst nach der Ablagerung der ! Kalke gewissermassen gleichzeitig entstehen zu lassen. Auf [ jeden Fall müssen die vier Tonalitkämme der Presanella, des Adame, Dosson und Gare als ebenso viele selbstständige Hebungen und in keinem Falle können die zwischen den drei Paiallelkämmen befindlichen , gegenwärtig freilich gänzliqh Tergletseherten Thalmulden*), sowie die Querspalte, aus welcher Mch nachträglich durch Erosion die jetzige val Genova bildete, *1« erst nach der Hebung des Tonalits entstandene, vielmehr ' mfisaen dieselben als durch die Hebung selbst verursachte "Palten betrachtet werden, d. h. die den Längsspalten ent- ^'echenden jetzigen Gletschermuldeu und die Querspalte val ^euova müssen schon vor der Ablagerung wenigstens eines ■'^^iles der*) Kalke vorhanden gewesen sein. Die Kalkspalten ''^gegen können selbstverständlich auch erst nach der Ab- '^^rung der Kalke durch Hebung der Sedimente zu Gebirgs- *^^*tunen, zum Theil wohl auch wieder durch locale Senkung, ^^4 Auseinanderspreugang der früher zusammenhängenden ^limassen entstanden sein. Denn wenn auch die Quer- ^P^lten da, wo sie mit den Flussläufen zusammenfallen, durch ^Osion bedeutend vertieft wurden: so tragen sie doch nicht

•) Siehe über diese Glclschermulden: J. Payer in Petennanns gcogra- ^^^^chen Mittheilungen, Ergänzungsheft 17, pag. 11. Die drei parallelen ^^^^«litkäinme vergleicht Pajrcr im Fremdenbuche zu Pinzolo mit drei *^i4ien Soldaten.

*•) lum Theil sehr jungen (tertiären)

204 Dr. Jul. Morstadt.

ficbon arsprünglich den Charakter Ton Erosionsspalten aa sich, denn sie kommen in der ausgesprochensten Weise auA da vor, wo gar kein Wasser fliesst. An eine bloss „zu- fällige^^ Uebereinstimmnng der Spaltenbildnng im Tonalit uncL * Kalk kann nicht gedacht werden, denn in der Natnr gibt es . überhaupt keinen „Zafal?^ und es wäre eine solche Annahme ganz unwissenschaftlich.

Hängt nun die Bildung des Spaltennetzes wirklich mit ^ der Hebung des Tonalits zusammen, woran bei der Einheit- \ lichkeit dieses Netzes in allen Gebirgsarten nicht gezweifelt werden kann: so müsste, da die Gesteinsarten selbst, sowie auch die Spalten von sehr ungleichem Alter sind, unter den Ausdruck Hebung des Tonalits der ganze, freilich etwas langdanernde Process verstanden werden, dessen Hauptresoltat allerdings die Hebung des Tonalits war , welcher aber anok den Quarzporphjr in Rendena und val bona und später nodi | den Basalt des monte Baldo zu Tage drängte, welcher end- lieh die Sedimente nach deren Ablagerung zu Gebirgskämmeii | erhob und durch den Druck nach oben die früher zusammen* | hängenden Ealkmassen auseinandersprengte.

Die Sache ist wirklich schwierig. Betrachtet man z. den Lauf der Sarca, so folgt dieser auf der Strecke Bedolc Pinzolo einer im Tonalit eingerissenen Qnerspalte, zwischet^ Tione und Sarche aber wieder einer der vorigen parallele^ und offenbar coordinirten , ja selbst noch im Detail beinah^ jede einzelne Krümmung derselben mit fast minutiöser 6e-^^ nauigkeit wiederholenden, aber im Kalk ausgesprengten Quer--^ spalte. Es bleibt daher wohl nichts anderes übrig, als Ursache, welcher beide Spalten ihre Entstehung verdanken, längere Zeit hindurch, wenn ich so sagen darf, nach dem- selben Plane (sit venia verbo) wirken zu lassen.

Wenn nun aber auch der Tonalit älter sein mag, als die, und wenigstens als manche Kalke unseres Gebietes, so scheint doch wieder diese Einheitlichkeit in der Spalten- bildung im Tonalit und Kalk auf kein sehr hohes Alter des ersteren hinzudeuten. Hingegen scheint der Bozner Quarzporphyr wieder älter zu sein, als selbst die ältesten, der

Terraingestaltang in SudtiroL 205

untern Trias angehorigen Südtiroler Kalke, denn aus Fig. K «t ersichtlich , wie derselbe an seinem westlichen Ende die Veodelkalke nntertenft und auch dem vom Latemar bis zum Ifingerspitz ober Meran sich hindehnendeu, durch die Erosions- lehlnehten des Eisak und der Talfer in die drei Theile Weissen- , stein (links des Eisack), Ritten (links der Talfer) und Saiten - (rechts der Talfer) getheilten Porphyrplateau lagern die tri- issisehen Kalke, die spärlichen Ueberreste einer früheren, viel ftUgemeineren Bedeckung*), in ihrer Schichtung ganz un- gestört auf, während östlich davon in der Region der jungen Ernptivmassen diese ungestörte Lagerung nicht mehr vahmehmbar ist, wie z. B. gerade an dem in N., 0. und W. iut ganz von jungen Eruptivmassen eingeschlossenen Mar- fludttaatock oder der im 0. gleichfalls von jungen Eruptiv- gesteinen begränzten palle di S. Martino. Es ist daher der Assdrnck Richthofens von der ungestörten Lagerung der i^ in S.O.-Tirol nicht allzustreng zu nehmen.**)

*) Auch Prof. vom Rath sagt bei Gelegenheit eines Aufsatzes &ber das Woftigebirge und die Cima d*Asta (im 13. Bande des Jahrbuchs der geol. fidehsanstalt) , wie man vom Gipfel der Cima d'Asta aus so recht klar ■*^, wie die jetzigen Kalkstöcke in S.O.-Tirol nur die Ueberreste einer ^filteren, viel allgemeineren Verbreitung seien, d. h. wie sehr die Zer- '^ömog dieser Kalkstöcke durch die Atmosphärilien bereits vorgeschrit- *«aici.

**) El dürfte daher wohl nicht allzu frevelhaft erscheinen, hieraus den Achims la ziehn, dass der Tonalit junger ist, als der Bozner xVariporphyr. Letzterer gehört allerdings auch verschiedenen Erup- ^tooeD an, aber wohl doch derselben geologischen Epoche. Von einem andern Quarzporphyr, als dem grossen Südtiroler Massiv, ist hier nicht lie Bede. Wenn der Prcdazzo-Granit sehr jung ist , wie vollkommen fest- teht, waram sollte es nicht auch jungen Quarzporphyr geben? ^ findet sich z. B. auf Blatt V. der von der geolog. Beichsanstalt publi- Wirten g:eogno8tischen Uebersichtskarte Oesterreichs nordwestlich von Schio m Yieentin eine kleine Parthie Quarzporphyr und Melaphyr eingetragen; ^ Scluraroth in Coburg hingegen halt dieselben Gesteine für Trachyt, und agt n. A. (Uebersicht der geognostischen Verhältnisse der Gegend von iecotro, im 17. Bande der Sitzungsberichte der naturhistorischen Klasse ler Wiener Akademie der Wissenschaften pag. 487) : „Die Trachytformation it am mächtigsten entwickelt in den triassiscben Gebilden des sogenannten rxetto, K.W. von Scliio, wo sie einen mächtigen Berg zwischen Bighellini

206 Dr. Jül. Morstadt

Ich wende mich nun wieder zu den beiden Längsspalten Oampen-Fiave und Meran-Lavis-Sarche-Gardasee , um dam-- thun, dass der Verlauf dieser Spalten, oder, was dasselbe deutet, dass die Richtung der diese Spalten begleitend Gebirgskämme keine willkürlich angenommene, dass daher z. B. durchaus nicht erlaubt ist, die Spalte Gampen.— Molveno statt gegen Fiave über Sarche zum Gardasee un die Spalte Meran-Lavis statt über Sarche zum Gardasee übe Trient gegen Ceraino verlaufen, oder, was gleichbedeutei ist, den Kalkkamm Mendel -monte Gazza nicht zum BrioD sondern zum Bondone und Baldo fortziehn zu lassen, folgt dies aus den Lagerungsverhältnissen der Kalke.

Wird ein Sedimentgebilde successive gehoben*) in dfr:«" Weise, dass ein Theil desselben definitiv über der Wasser bedeckung bleibt, während der andere Theil noch weitci^" überlagert wird : so entsteht im Allgemeinen ein Bild , wi<^ der Typus Fig. 2 ; die ältesten Sedimente liegen zu höchst, di^* jüngsten zu niederst, weil der Theil des Terrains, auf den»- die letzteren abgelagert wurden, zuletzt gehoben wurde. Es ist hier die Dauer der Hebung an verschiedenen Punkten

und Paludini zusammensetzt und weiter nördlich, im S. von Sant' Ulde- rico etc." Ferner pag. 553: ,,dic meisten Trachytvarietäten machen auf den ersten Anblick den Eindruck von Melaphyr und Porphyr, für weklw sie anch häufig gehalten worden sind" und pag. 554: „unser Trachyt ge* hört meistens zum quarz freien Trachytporphyr" meistens »I* doch nicht aller und es würde daher der Quarzporphyr der geol. R-A« ' nach Schauroth zu dem nicht quarzfreien Trachyt gehören, wäre also vohl ein Rhyolith, wie solche neben tertiären Basalten, Doleriten und quaif freien Trachyten auch in den nahen Eugancischen Hügeln bei Padua vor kommen. Am Luganersee finden nach Studer Durchsetzungen d^ Melaphyrs durch „rothen", also wohl in Zersetzung befindlichen QuarS' porphyr statt, während im Südtiroler Massiv umgekehrt der schwait^ Porphyr den rothen durchsetzt. Hieraus scheint zu folgen, dass jenes 6^ stein bei Schio, der Quarzporphyr am Luganersee, und wohl aoch di^ zwischen diesen beiden Localitäten befindlichen, räumlich sehr beschranktet Durchbrüche des Quarzporphyrs in Rendena, val bona und Sabbia, sowi^ in den lombardischen Kalkalpen jünger sind, als das Südtiroler Massiv.

•) Unter „Hebung" wird hier immer die definitive Hebung t«^ Manden, nach welcher ein Sediment nicht mehr überlagert wird.

Terraingestaltmig in Südtirol. 207

Terscliicdene , die Intensität kann an allen Punkten gleicbe sein. Wird hingegen ein Sedimentgebilde erst

der Ablagerung der jüngsten Sedimente im Ganzen ben: so entsteht im Allgemeinen der Typus Fig. 6.; die ;ten Sedimente liegen zu niederst, die jüngsten zu höchst,

sie in dieser Reibenfolge abgelagert wurden. Ist die Dsitit der Hebung an allen Punkten dieselbe, so bleiben Schichten horizontal gelagert, im andern Falle dagegen in dieselben in der Richtung der geringern Intensität. Es 1 aber auch durch Zerstörung der Gipfelpartien ein Typus Fig. 6. repräsentirender Schichtencomplex die facies Fig. 2. annehmen. (Fig. 5.) Oder es kann in Folge von Zerstör-

der Mittelpartien das Jüngste zu höchst und zu niederst, Aeltere in dem mittleren Theile des Bergabhanges auf- en, so dass die höheren Partien die facies von Fig. 6., die jren jene von Fig. 2. annehmen, wie bei Fig. 3. So reprä- ireu die Kalkalpen in Südosttirol und im Yenetianischen hren höhern, nördlichen Partien den Typus Fig. 6., in ihren eren, südlichen Theilen, wo sie gegen die venetianische ine abfallen, den Typus Fig. 2., als orographisches Ganze rächtet daher (wenn auch selbstverständlich nicht ganz Äo) gleichfalls den Typus 3. Noch weiter östlich ent- Bchen die Friauler Kalkalpen wieder, wie die lombardi- en, im Allgemeinen dem Typus 2. Es folgen von S. h N., wie von der lombardischen Ebene zum Veltlin, so * Ton der venetianischen Ebene zum Gailthal immer höhere ge und immer ältere Formationen aufeinander vom Ter- en bis zum Carbonischen. Letzteres bildet die Haupt- ime und zugleich die höchsten Gipfel der inneren lom- üachen und der Gailthaler Alpen und wird nördlich von ieferzoneu begränzt. Die Thäler ziehen nördlich von den iptkämm^n mit diesen parallel: das Yeltlin in ost-west- er, das Gailthal in west-östlicher Richtung, während die »erlaufe am Südabhange dieser Kämme im Ganzen eine l-sudliche Richtung gegen die italienische Ebene hinaus ein- en. Diese beiden analogen Gebilde schliessen

zwischen sich die wunderbare Südtiroler Kalk-

208 Dr. Jul. Morstadt.

Alpeuwelt ein, deren physiognomische r Charak- ter westlich der Etsch durch die Hebung de» Tonalits und die Verwerfung der die hoherei^ Kämme bildenden Schiefer, östlich der Etsch abes^ durch den Durchbruch j üngerer, basischer Erup- tivgesteine (Augitporphyr, Melaphyr) beein* flasst zu sein scheint; westlich der Etsch bildet der Kalk mehr lange, unter einander, sowie aaeh den Tonali tkämmen und der Ver werf nngslioie der Schiefer parallele, von Querspalten durch- brochene Kämme, östlich der Etsch aber mehr den Hauptflussläufen parallel in Reihen geord- nete, isolirte Stöcke ein schönes Beispiel der „unbc-' wüsten" Geotektonik der Natur! (Fig. C.)*)

Es repräsentiren daher im Ganzen und Allgemein" sten genommen die Südtiroler Kalkalpen den Typus 3.^ die dieselben östlich und westlich begränzenden Friauler uixl lombardischen Kalkalpen aber den Typus 2.

Wir wollen jedoch von dieser kleinen Excursion ai»f unser Terrain zurückkehren, und die beiden Typen 3. und 4- mit einander vergleichen.

Jedes der beiden Profile durchschneidet zwei Gebirgs' ketten. Zerlegt man nun das Profil 3. in die beiden Theil^ 3 a (Campiglio-Nousberg) und 3 b (Nonsberg-Etschland) un.^ das Profil 4 in die beiden Theile 4.a (Fiave-Sarcathal) un^ 4.b (Sarcathal-Etschthal) : so ist auf den ersten Blick klai^'« dass 4.a mit 3. b, und 4. b mit 3.a bezüglich der Lagerungs^^ Verhältnisse übereinstimmt. Während nun die beiden Theil^ a und b des Profils 3. offenbar ein orographisches Gani^ bilden, dürfte es wohl dagegen auf keine Weise gelingen,^ auch die gleichalterigen Sedimente von 4. a und 4. b so mit- einander zu verbinden, dass auch das Profil 4 als ein oro- graphisches Ganze angesehen werden könnte. Nun stimmt aber, wie bereits erwähnt, 4.a mit 3. b bezüglich der Lager- ungsverhältnisse vollkommen überein und in der That sind

0 Siehe auch v. Kichthofen's Korallenrifftheorie.

Terraingestaltung in Südtirol. 209

fiese LagemngsTerbältnisse längs des ganzen langen 6e- Urgskammes Gampen - Brione überall dieselben : die ältesten Sedimente znböcbst, die jüngsten zu niederst, jedoeb in der Weise, dass sowobl die Höhe des Kammes als aucb das Alter der Sedimente von N. gegen S. zu stetig abnimmt ein Beweis, dass die Hebung dieses Kammes im N. begann nnd gegen S. zu allmählig fortscbritt*). So hat der höchste Pnnkt der Mendel, der Monte Roen ober Nenmarkt anf dem Gipfel noch Hanptdolomit , der bereits niedrigere Gipfel un- leree Profils 4.a nur noch Jura, und der Schlosshügel von Areo, sowie der kleine zwischen Riva und Torbole isolirt •tehende Brione sind nur eocen. Auch bricht dieser ganze knge Kamm gegen 0. schroff ab und ist gegen W. sanft ge- neigt, 80 dass alle Gipfel desselben von 0. gesehn als steile Wiode, von W. aus als sanft ansteigende Höhen, von N. oder 3. aber, also im Profil betrachtet, als Haken erscheinen, wie z. B. der Gantkofel von Meran aus gesehen, der mit trotziger Stirn schroff abstürzende, den Eingang Italien's be- wachende M. Gazza und auch noch der winzige Brione. Be- riebichtigt man nun die Identität der Lagerungsverhältnisse von 4.a und 3. b, sowie die offenbare orographische Zu- Munengehörigkeit von 3. a und 3. b , so gelangt man zu dem zwingenden Schlüsse, dass die beiden Theile a und b des Profils 4. jenes (4. a) der östliche, und dieses (4. b) der westliche Theil zweier orographisch ganz verschiedener Gebirgsstöcke sind; dass 4.a sein orographisches Complement westlich von Fiav^ haben müsste, sowie das analoge 3. b Min Complement in 3.a hat und dass ebenso 4.b seine oro- gnphische Fortsetzung nur östlich vom Orto d'Abramo oftben kann, sowie das analoge 8.a die seinige in 3. b hat. b streicht daher der Kamm Mendel-Gazza nicht zum Bon- done und Baldo, sondern zum Brione fort. Da nun die Ge- l^rgBkämme zwar von Querspalten, nie aber von Längsspalten

*) Falls man diesen Kamm dem Typus 2. a entsprechen lässt, oder dass ^ gleichzeitiger Hebung des ganzen Kammes und nachträglicher Zer- '^^g der Gipfelpartien die Intensität der Hebung von N. gegen & n allmählig abnahm ; wahrscheinlicher scheint das Erstere. Bd. V. Abth. I. 14

210 Dr. Jul. Morstadt.

durchbrochen werden, mit denen sie vielmehr immer pai laufen und genetisch aufs Innigste zusammenhängen, kann auch die Längsspalte Meran-Lavis nicht über Tj gegen Mori verlaufen, und es erstreckt sich das norm d. h. geologisch berechtigte Etschthal längs des ostlii Abhanges des Kammes Mendel-Brione von Lavis über Sa zum Gardasee. Das wirkliche Etschthal von Trient wärts ist dagegen eine eigene, dem Kamme Bondone-B folgende Längsspalte, welche durch die nur noch undeutl Qnerspalte Trient- Lavis mit dem mittleren Etschthale Verbindung steht und es ist hiemit das ohnehin schon pra volle Etschthal noch um drei landschaftliche Schonhe ersten Ranges bereichert: den See von Toblino, den B stürz und die Stromschnellen bei Pietramurata und den Gai see quod erat demonstrandum.

Schliesslich will ich nur noch einige erläuternde merkungen beifügen, damit der Ausdruck, dass „der phys nomische Charakter der Kalkalpen in S.-W.-Tirol durch Hebung des Tonalits, in S.-O.-Tirol aber durch den Dm bruch jüngerer Eruptivgesteine beeinflusst zu sein schei nicht missverstanden werde. Ueber die Reaction des I inneren auf die Sedimentschichten der Oberfläche vervi ich wohl am besten auf das, was Cotta in seiner „Geol der Gegenwart", Oap. IV., welches speciell die Alpengeol mit besonderer, ausdrücklicher Erwähnung SfidtiroVs bei delt, hierüber sagt, denn dieses Werk ist in den weite Kreisen verbreitet und populär im guten Sinne des Woi Ich citire folgende besonders marquante Stelle, pi^. 154 Ausgabe von 1868: „nirgends lassen sich in den AI diese Schieb tenstorungen in directe Beziehung mit e] tiven Gesteinen als ihrer Ursache bringen, ja gerade in Theile von Südtirol, wo die sedimentären Schichten neueren Ernptivmassen durchsetzt sind, liegen sie weit r€ massiger als da, wo solche Durchsetzungen fehlen« E

Terraingestaltung in SQdtirol. 211

Thitiacheii lehren dentlich , dass die Lagernngsstörnngen Miieswegs Ton dem AufdriDgen eruptiver Gesteine herrühren, in deren Nähe man sehr oft gar nichts derart findet, sondern viehnehr von der aufsteigenden Bewegung ganzer Erdkrnsten- tbeile ohne Auswege für die heissflüssige Innenmasse. Ihre Ursuhe waren allerdings auch innere vnlkanische Reac- tionen, nicht aber vulkanische Durchbrüche. Es war mir ein Yorurtheil, wenn man dergleichen Dislocationen den lUffl Durchbruch gelangenden Eruptivgesteinen als ihrer Ursache zuschrieb." Dieser Stelle scheint das oben Gcfligte zu widersprechen; dieser Widerspruch ist aber in der That nur ein scheinbarer , weil nur auf Worten , nicht uf Begriffen beruhender , denn der Unterschied zwischen ^Tvlkanischen Reactionen", welche Schichtenstorungen ver- vsaeben, und „vulkanischen Durchbrüchen", welche keine Sehicbtenstörungen verursachen , ist doch keinesfalls ein veseatlicher. Die Reactionen und die Durchbrüche haben dieselbe Ursache und sind auch thatsächlich ganz dieselbe Erscheinung, nur gelangen die Eruptivmassen, wenn sie bei ihrem Empordringen einen verhältnissmässig geringen Wider- stand finden, an die Erdoberfläche, ohne eben dieses geringen Widerstandes wegen nöthig zu haben, Schichtenstörungen n Temrsacben, während diese Eruptivmassen bei stärkerem Widerstände Schichtenstörungen verursachen, ohne trotzdem ^ben dieses stärkeren Widerstandes wegen bis an die Erd- oberflache gelangen zu können. Der Process ist aber in bei- ^ lallen thatsächlich derselbe, d. h. der Unterschied zwischen ^idkanischen „Reactionen" und „Durchbrüchen" kein wesent- Heher. Wenn ich z. B. irgendwo einen kleinen Basalt- oder Trachytkegel sehe und in der Nähe desselben ein mäch- "ges, in seiner normalen Lagerung gestörtes Kalkgebirge: *o famn ich diese grossartige Störung allerdings nicht speciell ^^ „Durchbruche" dieses kleinen Kegels zuschreiben , wohl ^ der „Reaction" der Eruptivmassen gegen die Erdober- ^e, von welcher „J^eaction" dieser „Durchbruch" vielleicht ^ör ein verschwindend kleiner Theil ist. Wenn ich daher

^, dass der physiognomische Charakter der Südtiroler

14*

212 Dr. Jal. Moreta-lt.

Ealkalpen westlich der Etsch durch die Hebuug des Tonali und östlich der Etsch durch den „Durchbruch^^ jünger Eruptivgesteine beeinilusst zu sein scheint: so sind, ivie i( bezüglich der Hebung des Tonalits bereits oben ausfuhrt diese Hebung, sowie der Durchbruch der Jüngern Eruptiv massen eben nur als Theile eines „Reactionsprocesses^^ aufzn fassen. Diess geht auch daraus hervor, dass in S.O.-Tiro die „Durchbrüche" bloss westlich vom Cordevole vorkommen östlich desselben aber nur „Reactionen". Doch ich will diesei Thema nicht weiterspinnen, sonst müsste ich am Ende eiiu „Geologie des Unsichtbaren" schreiben, wie Hartmann eini „Philosophie des ünbewussten". So habe ich z. B. einer« seits das Hebungsgebiet des Tonalits bis zum Etschthal an« genommen, der natürlichen Gränze zwischen S.W. und S.O Tirol und den Mendelkamm, welcher geognostisch und oro« graphisch erst mit dem Brione sein Ende erreicht, noch diesen Gebiete zugetheilt, obgleich andererseits auch der QuarZ' porphyr vom Weissensteiner Plateau aus über das Etschtha (an dieser Stelle offenbar eine breite Porphyrspalte), herübc; die Mendelkalke unterteuft (Fig. 1). Wo geht hier die Gran» zwischen den dem Hebungsgebiete des Tonalits angehörigei und den dem Quarzporphyr aufliegenden Kalken? le wollte jedoch eben nur darauf aufmerksam machen, dass i Südtirol die Sedimente von den allerdings nicht überall z Tage tretenden, sondern stellenweise eben von diesen Sedi menten bedeckten Eruptivmassen bezüglich ihres, die Terrain gestaltung bedingenden physiognomischen Charakters in dt oben angedeuteten Weise beeinflusst werden. Viel klarer un deutlicher freilich, als ich es sagen kann, liest man dies Alles an Ort und Stelle, im Buche der Natur selbst, uusert strengen Herrin, der wir zu eigen sind, aber auch unsen milden Freundin und weisen Lehrerin, welche hier im grosse Style der Tiroler Hochgebirge, in den plastischen Forme Italiens und mit der zwingenden Logik ihrer ewigen Gesei: eine Sprache spricht beredter und eindringlicher für d< empfanglichen Sinn, als alle menschlichen Zungen. Nocl mals wiederhole ich, dass in S.-O.-Tirol die Sedimente keine

Terraingestaltang in Sudtirol. 213

mgB so ungestört lagern, wie z. B. Richtbofen diess angibt,

dass die Sedimente östlich nnd westlicb der Etsch dieselbe

petrographische Beschaffenheit, dasselbe geologische Alter nnd

doch einen verschiedenen physiognomischen Charakter

haben (allerdings überall den Ealkalpencharakter, aber ver-

ickieden individnalisirt) und da doch die Gebirge nicht

anders entstanden sein können, als durch Hebung und nach-

trigliche theilweise Zerstörung durch die Einwirkung der

Atmosphärilien, so kann auch sehr wohl die individuelle

Physiognomie derselben mit den verschiedenartigen Modali-

taten der Hebung genetisch zusammenhängen, zu welchen

Modalitäten natürlich auch die petrographische Beschaffenheit

des Gehobenen (hier der Ernptivmassen) und die geologische

Zeit der Hebung gehören,

Höchst merkwürdig ist die Uebereinstimmung der beiden ptrallelen Querspalten Tione-Sarche-Trient und Storo-Ledro- Mori, oder der Umstand, dass das westliche Ufer des Garda- 8ee*s Riva-Salö mit der östlichen Begränzung des Tonalit- «tockes, das östliche Seeufer Torbole- San Vigilio aber mit dem Etschthal Mori-Ceraino vollkommen parallel läuft! Die Linie Salö-San Vigilio bildet aber zugleich die Südgränze der fi^birge überhaupt (südlich davon ist nur noch ganz niedriges Bngelland), es ist daher auch noch die val Sabbia eine echte Qnerspalte und nicht etwa eine bloss „zufällige'* Fluss- hrümmnng und erstreckt sich das einheitliche Spaltennetz in der That bis an's äusserste Ende der Gebirge ! Solcher kwneswegs „bei den Haaren herbeigezogener Bemerkungen" U^Q sich noch unzählige machen. Die terraingestaltende Wirkung der Hebung des Tonalits äussert sich daher sogar

Jioch in der Form der Küstenlinien des Gardasee's ! Wie

^Äöifestirt sich doch selbst in der Gruppirung dieser schein- ^ so verworrenen „todten** Gebirgsmassen der Geist in der Ätur!

Fassen wir daher zum Schlüsse die auf beiden Karten, sowie *^f den entspiechenden Profilen dargestellte Terraingestaltung Nochmals in Einem Gesammtbilde zusammen: so haben wir ^ Sfidtirol drei verschiedene Eruptivmassen: in der Mitte

214 ' Dr. Jul. Morstadt.

den älteren Quarzporphyr, westlich den jüngeren Hnd östlich als Hanptrepräsentanten dieser Gruppe de falls jüngeren Augitporphyr; die diese Erupt theilweise bedeckenden Sedimente werden von erstere lieh ihrer Physiognomie auch verschieden beeinfli Hebungsrayon des Tonalits erscheinen diese Sediment Querspalten durchbrochene, parallele Kämme, in Augitporphyrs als reihenformig geordnete, isolirte ^ dem Quarzporphyr jedoch, welcher älter ist, als die Se lagern sie ganz ungestört in nur noch dünnen Fla eine Ausnahme macht bloss der dachförmige, kurz< des Jochgrimm im Gentrum Südtirols; östlich und ist dieses herrliche Bild eingerahmt von den geo( und orographisch vollständig analogen Gebil Friauler und lombardischen Kalkalpen.

Hoch Tirol!

215

Kleinere Mittheilungen.

.Rndoir Walzer (In Bleiberg). Im Gössgraben. Man

TiluDt mit mit Yollem Rechte die Schönheiten des reizenden Halkthales in Oberkärnten, staunt dessen Wasserfalle und 6d)irg8formationen an, geht aber theilnahmlos an dem an- \ grenzenden Gössgraben vorüber, ohne zu ahnen, dase derselbe, [ wo nicht gleiche, so schönere Ansichten bietet, als der viel- l^rochene Maltagraben.

Demzufolge ist dieser Theil heimatlichen Bodens fast ^en Touristen eine terra incognita geblieben, und es ist woU 8ehr an der Zeit, wenn derselbe auch einmal in den Bereich der Beschreibung gezogen wird.

Nicht lange ist es her, seit ich denselben besucht. Die Partie wurde vom netten Alpenstädtchen Gmünd aus unter- nommen und war eine vollkouimen gelungene zu nennen.

Vor Laxen's Gasthaus hatte sich unser Rosselenker, der

*llen Tonristen bestens zu empfehlende „Weberlenz*' zur be-

I stimmten Morgenstunde getreulich eingefunden und brachte

\ ^ aif seinem practisch gebauten Wägelchen nebst dem

i^otlugen Proviant in nicht ganz zwei Stunden nach Koschach,

^^ einsamen Dorfchen, dessen zerstreute Keuschen nicht

8^e einladend entgegenwinken. Von hier aus beginnt der

^iiBsweg. Beim Elampferer in Koschach, einem hübsch situirten

^Uemhause, nimmt der Pfad gegen Südwest einen leichten

'^'^eg, die Göss hüpft brausend zur Linken über Stock und

^^^^, der Fallbach sagt uns sein Lebewohl und die Stadt-

I

216 R. Waizer.

bauerkensche bringt uns ihren Gruss , den wir passirend e widern.

Ueber Steingeschiebe geht es vorwärts in den Grab hinein, wohl eine halbe Stunde lang, bis man die Gössbaut keusche erreicht hat.

Dieselbe hat fast den Anschein eines kleinen G höftes und wird von schlichten, harmlosen Leuten bewohi die in dieser Einode Genügsamkeit und Zufriedenheit ihrer Devise genommen haben. Man sagt, wenn die Ga bäuerin will , kann sie im Winter von Sonnenuntergang Aufgang das Garn zu einem Stück Leinwand spinnen, geht daraus hervor, welche gewaltigen Berge den Grat umschliessen, und in der That, die Ausläufer des Hochalp< Zuges und der Reisseckgruppe, die sich beide mit ihi grotesken Formen im halben Zirkel herabdehnen und < Quellengebiet der Göss umschliessen, sind gewaltige Berge.

Und dennoch entrollt sich gerade von hier aus d Auge der reizendste Einblick in den hochin|;eressanten Gral und dessen romantische Umrahmung. Da steigt zur LinI der Steppennock, der Ritterspitz und das breite Reiss (9364') in die Höhe. Den Hintergrund beherrscht das^^ gig tische Säuleck (9746') mit dem Dössenschartl (8433'), währ< rechts die schroffen Zacken des Tullennocks in die Li ragen.

Wie Silberadern glänzen in diesem Bilde die lebendi] Cascaden dreier Wasserfälle, welche wir im Verlaufe unsc Schilderung näher in^s Auge fassen werden.

Weiterziehend durch üppige Matten erschauen wir bald in der Mittelhöhe der Bergwand zur Linken den dop| gängigen Walkerfall nächst der Walkeralpenhütte. Inu mehr ninmit die Gegend die Formation eines Thaies längs dem Gössbach, der treu unser Begleiter ist, geht weiter durch Flur und Auen und bald ist die auf einer i tigen Wiese stehende Kroishütte erreicht.

Unfern derselben wirft der Ritteralpenfall seine Wasi perlen unter dem grünen Dunkel des Lerchenriegels I nieder. Die Sennin der Kroishütte gesellt sich als Begleib

Gössgraben. 217

ins, Dnd wir wandern vereint bis zum vorgesteckte Ziele^ „Höllenfalle".

Reclits am Fnsse der sonnig gelegenen Trippenalpe steht Koblmayr- Hütte im üppigsten Wiesengrün nnd ladet zu tlicher Einkehr. Unsere Begleiterin gab uns unterwegs lildemngen vom Alpenleben in aller Naivität und Ur- lehngkeit, erzahlte uns auch, dass lief innerst im Göss- iben die Heimath der Bären gewesen sei, und dass des ihathales Nimrod, der alte Neuschitzer, der einer der kühn- m Wilddiebe der Gegend gewesen ist, hier die letzten lemplare aus dem Geschlechtie derer von Petz nieder- leckte.

Hier war auch der Schauplatz des Kampfes zwischen iaem Bären und einem Stier gewesen, bei welchem keiner er streitenden Theile den Sieg davon trug. Der Stier rndkte mit seinen Hörnern den Bären an die Felswand, und a er selbst dem zu Tode erdrückten Bären nicht trauen rollte, blieb er in dieser Stellung so lange vor Meister Petz, w er selber vor Huger umkam, üebrigens, si non e vero I ben trovato.

Unter Mittheilung solcher Jagdschnurren verging eine cUne halbe Stunde. Ein Gebiet der üppigsten Vegetation 9^&ete sich unserem Blicke; eine Bodengüte, wie nicht odit denkbar, erweist sich in diesem abgeschiedenen Erden- nokel. Die schönsten Ulmen, wahre Riesenbäume ihrer Art, Uiorne und die einzig und allein in der ganzen Gegend hier vorkommenden Buchen verbreiten ihren Schatten. Nicht ninder finden sich Fichten und Lärchen, Erlen und Weiden, iowie für den Botaniker eine Unzahl verschiedener Pflanzen- pttoogen.

Dass die Alpenweideplätze unter diesem Himmelsstriche ^ minder gut und gedeihlich sind, brauche ich nicht erst ^ erwähnen. Die Trippen-, Ulrich- und Ritteralpe sind auch b die besten weitaus im Oberlande Kärntens bekannt , nnd ^ entere gewiss ein Terrain von etlichen Tausend Jochen ; ^ der 2ieit vom Mai bis Anfang November weiden hier

218 R. Waiier.

zahlreiche Heerden von Rindvieh jeder Gattung, 1 ,,Pfeamat^^ genannt.

Coolissentormig drängen sieh nun unfern des W( schroffen Felsenmassen hervor und bilden tiefe , Schluchten , wie beispielsweise die „Hundsfreithofk Man muss einen kleinen Anstieg über Steingerolle p Mannshohe Farren drängen sich in den Weg, die Goss nur hörbar, aber ungesehen in ihrem Lauf weiter, ui sind wir am rechten Punkte der Anhöhe angelangt.

Da entfaltet sich ein Schauspiel, wie es nicht bescl sondern nur geschaut werden kann. Man steht beim „H fair^ falschlich auch „Zwillingsfair^ genannt, mn liehen Ende des Gössgrabens. In eine viele Klafte Felsenschlucht stürzen zwei Fälle sich vereinend ineii um unten in Eintracht weiter zu hupfen, wie ein ti Bergkind in zwangloser Ungebundenheit.

Der linksseitige Cataract bringt seine Wasser v Pirkhofer- oder Mentlalpe, während der rechtseitige < höher niederfallende Sturzbach von der Kohlmayralj derfiiesst.

Wie vom Zauber gebannt stand ich vor dem gross Sohauspiel, bis die vorgerückte Zeit an den Heimweg r

Hinter dem Höllenfall führt der Weg weiter ül Dössenerschartl nach Mallnitz, welche Parthie Freue d F ziszi im dritten Bande des Jahrbuchs des österreicl Alpenvereins beschrieben hat.

Noch einen Blick auf das herrliche Bild und dann um. Unsere Begleiterin Lois konnte ohnehin nicht bej was „an dem Wasserwerch*' , wie sie sich naiv .genv drückte, gar so Besonderes zu sehen sei. Durch das der üppigsten Vegetation machten wir wieder den Rück und sprachen in der Eohlmajr- und Kroishütte ein.

Erstere trägt ganz das Gepräge der eigentlichen hütten, wie solche in Romanen und Novellen ges< werden. Gleich beim Eintritt steht der Herd, ob ein riesengrosser Kessel hängt. An diesen Raum s* sich die Wohnstube der Sennin, und daran das AUerh

Gössgraben. Tborstein.

219

jeden Almhütte, die Milcbkammer, auch Almer genannt, bH der darin befindlichen Unmasse von Milcbstotzen nnd PtuBdle'*').

I Nach kurzer Bast ging's weiter. Bei der Gössbauer-

le sahen wir noch einmal zurück auf das mächtige

leck, über dessen Höhen der Berggeist seine Nebelrosse

nnd über welche die Dämmerung ihre Trauerflore hing.

S^lampferer angekommen erwartete uns unser Rosse-

flenker, der uns bald nach dem freundlichen Gmünd zurück-

ichte.

0. Sehfiek (in Wien). Der Thorsteiu (9330 W. F.).

fAm 13. September 1873 Abends beim Gosauschmied ange- fkommen, yernahm ich auf meine Frage nach einem brauch- ^hnü Thorsteinführer, dass Gottlieb Kraus, der Bruder des Sehmiedes, den man mir als den geeignetsten Mann bezeich- nete, mit Touristen nach Abtenau gegangen sei, und kaum im selben Tage zurückkehren dürfte. Da ich mit Rücksicht ivf das günstige Wetter nicht geneigt war, einen Tag zu nrteu, so brach ich nach geschehener Verproviantiruug mit I -einem jungen Burschen, Namens Samuel Höhenecker, nach der Alpe am Hinteren Gosausee auf, und traf mit dem Selumede vorher die Verabredung, dass Johann Ursteger, der Snunermeister yon Gosau, der sich schon an einer früheren Tbontein-Expedition betheiligt hatte, uns im Laufe des Abends ' folgen solle. Ein dreistündiges Stolpern durch den finstem Wald brachte uns um 10 Vs Uhr zur Alpenhütte, von deren Bewohnern wir zwar etwas verwundert aber gastfreundlich es%enommen wurden, und bald balancirten wir über eine Wi Holzpflocken bestehende primitive Treppe auf den Heu- iKrien.

*) IGlchgefas&e.

220 0. Schuck.

Am 14. September verliess ich uebst Höhenecker and dem im Laufe der Nacht eingetroffenen Ursteger die Hatte an einem wolkenlosen Morgen um 5 ühr. Wir TerfolgteD vorerst den bei Dachstein-Besteigungen gewohnlich begrangenea Weg, wandten uns jedoch bald nach rechts, und erreichten^ über Grat- und Trümmerhalden pfadlos emporsteigend, um 7 Uhr die Moräne des Gosaugletschers in unmittelbarer Näh» der Schneebergwand (Gemsen.) Den am meisten zerklüfteten Theil des Gosau-Gletschers durch Begehung seiner linken Seiten-Moräne vermeidend, betraten wir erst nach Verlauf einer Stunde das sanftgeneigte, fast spaltenlose Firnfeld, über welches wir in bequemem Anstiege um 9 Uhr am Fusse de» Thorsteins ankamen.

Eine breite, ziemlich steil sich absenkende Eishalde ver- bindet die oberen Partien des Berges mit dem soeben passirten Becken des Gosaugletschers, welcher sich in sad* lieber Richtung zu der tief eingeschnittenen Scharte zwischen Thorstein und Mitterspitze emporzieht. Die bis jetzt nocb unversuchte üeberschreitung dieser Scharte wä^e wohl eine ebenso interessante als schwierige Aufgabe. Der geeignetste Ausgangspunkt für eiue derartige Excursion wäre unstreitig das Ennsthal, von wo aus die Ersteigui^g der von der Scharte ungemein steil nach Süden abfalleuden Felsen immerhin nicht ohne Aussicht auf Erfolg versucht werden könnte. Auf der Gosauer Seite bestehen keine wie immer gearteten Hinde^ nisse, da der Gosaugletscher von der Scharte in sanfter gleich- massiger Neigung zu Thal zieht.

Wir verwendeten eine halbstündige Rast zur EinnahiBe eines Imbisses und Beschlussfassung über den nun einzQ' schlagenden Weg. Da die Eishalde nur stellenweise mit «ner dünnen Schneeschichte bedeckt , grösstentheils aber gaot schneelos war, und wir uns weder mit Steigeisen noch auch mit einem Eispickel versehen hatten, so einigten wir nn^ dahin, den Anstieg über jene Felsen in Angriff zu nehmeOt welche die südwestliche Begrenzung des Eises bilden, umso- mehr, als die Gangbar keit der zerrissenen Klippen, welche den jenseitigen Rand umsäumten, uns in hohem Grade zweifei'

Thorstein. 221

ift war. Um 9 Uhr 30 Min. setzten wir uns in Bewegung, )erqaerten die Eishalde nicht ohne ]\Iühe vermittelst Stufen, ie wir so gnt als möglich mit dem Stocke einschlugen, und B&nden uns, nachdem wir uns auf schm^em Vorsprunge m eine senkrechte Klippe herumgewunden, in einem engen, nt Neuschnee gefüllten Couloir , dessen Ersteigung wir so- jrt in Angriff nahmen. Die Felsen waren sehr fest und von loter Beschaffenheit, so dass wir für Hände und Füsse stets vten Halt fanden , und trotz dem nicht unbedeutenden le^ngBwinkel ziemlich rasch empor kamen. Die Rinne lODdete oben auf ein breites Schneefeld, nach dessen Ueber- chreitung wir wieder zu einigen Felsen gelangten , über reiche ankletternd wir unmittelbar den scharfen Grat des Wges gewannen. Einige Minuten später standen wir auf i«n Gipfel. (10 U. 40 M., Triangulirungszeiehen.)

Ich unterlasse es, die dem Dachstein-Panorama an maleri- eber Schönheit nicht nachstehende, im Ganzen aber ähnliche tondsicht zu skizziren und erwähue nur, dass der von hier ich bietende Ueberblick des Gosau- und Ennsthales voll- tandiger ist als vom Dachstein.

Wir begannen den Abstieg um 11 Uhr auf demselben ^cge den wir gekommen waren, und fuhren, nachdem wir ie steileren Partien vorsichtig hiuabgeklettert waren, auf tt weitgedehnte Firnfeld des Gosaugletschers hinunter (12 ü. ÖM.).

Den Gosaugletscher in nordöstlicher Richtung über- 'breitend, gelangten wir nach Verlauf einer Stunde an seine tirnmoräne, und trabten dann den holprigen Pfad hinab un Gosausee, von wo aus wir auf den bekannten Wegen « gastliche Haus des Gosauschmieds um 5 Uhr erreichten, ^ir gebrauchten zu unserer Expedition im Ganzen lOV« !Qnden eflFectiven Gehens und 1 Vt Stunden Rasten. Meine ihrer haben sich als verlässliche und geübte Bergsteiger währt) und können daher Jedermann empfohlen werden.

222 Th. Trautwein.

Tli. Trautwein (in München). Der ^Viddersteii

7815 P. F. (2539") Lamont, 1335 W. Kl. (2532») Ka^. Unter den Gipfeln des Algän steht wohl keiner bo nahe an zwei vielbetretenen Pässen und lässt sich darum keiner so leicht, wenigstens was Zeit betriift , „mitnehmen", ab dieser imposante Felsgipfel; steht er auch den Matadoren der Algäuer Alpen*) um 1000' an Höhe nach, so hat er dagegen den Vortheil isolirter Lage, seine Besteigung erheischt kein Heulager, ja nicht einmal einen Führer. Damit ist nicht ge- sagt, dass der Berg gar so leicht oder „ohne Beschwerde*^ sei, er verlangt an mehreren Stellen Uebung im Gehen auf Felsen ; Gefahr ist nicht vorhanden.

Hoch-Krummbach , in völlig baumloser Hochmulde ge- legen, daher auch Krummbach „ob Holz" genannt, ist der geeignete Ausgangspunkt der Besteigung ; quer über die Mulde von Krummbach läuft die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein ; der nahe Körbersee findet seinen Abfluss in den Kessel von Schrecken, wo die Bregenzer Ach entsteht, südöstl. rinnt ein Bach durch das Krummbacher Tobel dem Lech zu, hier zugleich Vorarlberg und Tirol scheidend.

Von Oberstdorf im Algäu (Illerthal) gelangt man nach Krummbach entweder über das Haldenwanger Eck oder über den Gentschelpass ; im ersteren Fall wandert man an der Stillach, dem mittleren Quell bach der Hier, aufwärts, dessen Grund zuerst Birgsau, dann Rappenalpenthal genannt wird. Der Saumpfad, der das Thal durchzieht, biegt noch vor dem innersten Kessel links ab über den Schrofenpass nach Lech- leiten, direct nach Krummbach dagegen geht es durch den

*) Zu den ,, Algäuer Alpen'* werden in geographischen Lehrbüchern nicht selten auch noch die Leclithaler , ja sogar die nordtirolischen E«l^' alpen bis zum Inndurchbruch bei Xufstein (!!) gerechnet. Man kann dft^ über streiten, wo im Norden un«i Osten die Grenze des Algaa zu ziehest ist, südl. über die wasserscheidende Kammhöhe hinaus wird der NaH^^ Algäu nirgends mehr angewendet ; auch die Schreibweise Allgau oder Algs^ die man noch vielfach findet, entspricht dem Sprachgebrauch durchaus nicb^ Am besten wird man wohl Algäuer und Vorarlb^rger Alpen als einen 0^^ birgsabschnitt betrachten, vorausgesetzt, dass man wie Sonklar das Klostei und äussere Illthal ad hoc als dessen Südgrenze annimmt.

Widderstein. 223

iDDersten Grund zum Haldenwanger Eck empor; der Umweg- ; ober Lechleiten aber lohnt reichlich, vorausgesetzt, dass man «im auf- und absteigen nicht scheut ; Lechleiten liegt acht ilpin am Fusse des schroffen Biberkopfes, hoch über dem Lech, der durch eine wilde Enge aus dem „Tammberg** in's t^OberlecbthaP^ tritt; die Lage am steilen Hange, der Blick aof die mächtigen Kalkgipfel zwischen Tammberg und Kloster- Uttl erinnert an ein eben so originelles Bild aus den Süd- alpen, Buchenstein in Livinalongo.

Zum Gentschelpass dagegen, dem lohnenderen unter beiden fesen, folgt man von Oberstdorf aus dem westlichen Quell- 3ach der Hier, der Breitach, durch ihr nach dem Hauptort lüch wohl Mittelberg, eigentlich aber Kleines Walserthal ge- Qanntes Thal, das politisch und ethnographisch zum (vorarl- )ergi8chen) Bregenzer Wald, orographisch aber zum (baierischen) U^n gebort; von dessen Hauptort Mittelberg steigt man iber die Alpe Ünter-Gentschle durch das Geutschentobel zur Upe Ober-Gentschle ; bis dahin führt ein trefflicher Saum- veg, der gegen den Abgrund der Tobeis sogar natürlich »Br der Vierfüssler halber durch eine Mauer geschützt 8t; von Ober-Gentschle ist man bald auf der Passhohe ; nach ^nimmbach geht es nur unbedeutend abwärts, die Schrofen^ lie als 5stl. Fortsetzung des Grossen und Kleinen Widder- tein in so gewaltigen Wänden gegen Ober-Gentschle ab- tirzen, sind hier nur niedrige Muldenränder; Mittelberg liegt '39,5 W. Kl. (1213"), Hoch-Krummbach aber 903,3 W. KL 1711"); letzteres ringt mit dem nahen Bürstegg (904,3 W. Kl.) Dl die Ehre, das höchstgelegeue Dorf in Vorarlberg zu sein ; brigens ist Krummbach fast nur mehr ein Sommerdorf, im Vinter zieht wer kann nach Warth hinunter.

Vom Gentschelpass braucht man nicht erst nach Krumm- ^h hinabzusteigen, sondern man geht unter den Felsen fort nd erreicht so den Steig, der von Krummbach an den Fuss ^ Widderstein heraufführt ; kommt man vom Pass , so er- lickt man, ehe das richtige Kar erreicht ist, eine steile tinne, man wird kaum versucht sein, den Anstieg hier zu '^nnen, er würde auch nicht zum Ziel fuhren, man behält

224 Th. Trautwein.

also die westl. KichtuDg bei, bis der Steig, erst über eine: iiocb tbeil weise begrasten' Schattkegel ansteigend, an de: Ausgang eines sich nach nnten yerjnngenden Felskares führt hier verliert er sich natürlich, doch findet man bis zum Gm hinauf Gerten*) gesteckt, welche die zn nehmende Richtung andeuten. Eine tiefe Rinne mit hohen Stufen in Mitte de: Kares kostet einige Anstregung, dann geht es links iibei stufenförmiges oft bröckliches Gestein auf den Grat, der Hub unmittelbar zu gewaltiger Tiefe abstürzt ; man blickt auf das an 4000' tiefer gelegene innerste Walserthal mit Bad hinab: anstandslos wird nun der breite Gipfel, von dem schon lange das Kreuz winkt, erreicht.

Der Widderstein gehört nicht dem Algäuer Hauptkaninii sondern jenem Kamm an, der, weiterhin in zwei divergirende Rücken getheilt, welche das Thal Warmatsgrund einschliesseni Stillach und Breitach trennt; mit deni Gaishorn setzt diesei Kamm zu einer breiten und tiefen Depression, eben deiu Gentschelpass , ab, andererseits verbindet der Quersattel de^ Haldenwanger Eck's das Graishorn mit dem Algauer Haupt kämm, der hier mit dem Biberkopf sein Ende erreicht; ^ steht der Widderstein völlig isolirt, nördlich und nord-wes< lieh gegen die Ebene und den Bodensee tritt kein ihn übel ragender Gipfel mehr auf, auch südlich gestattet die mächtig Gebirgslücke zwischen Biberkopf und den Gipfeln zwisch^ Schrecken und dem Tammberg umfassenden Durchblick.

Gerade im Süden erheben sich Omeshorn und Rogles spitze, die Lage des Arlbergrücken bezeichnend, an sie schliesg sich östlich die Lechthaler Kette an, entfernt genug, ut weite Durchblicke zu gestatten: so erscheint neben den Schindler ferner über der Verwallgruppe der Ortler mit den Gristallokamm , neben der Eisenspitze die Oetzthaler Gruppi mit Wildspitze, Weissseespitze und der schiinfnernden Weiss- kugel als Eckpfeiler , neben der Parseyrspitze grnsst dei

*) Eine Bezeichnung mit rother Oelfarbe, wie sie zuerst unsere Section Salzburg am Untersberg angewendet, kann für solche Zwecke nicht genug empfohlen werden.

Widderstein. 225

nerkogl ans Seirain, anch der Venediger, neben ihm noch eQe 'der Glocknergrnppe, sind unverkennbar. Mächtig er- bt sich jetzt näher heran der Algäuer Haupt kämm mit dem berkopf, dem nicht unbedeutenden Eisgebilde des Hochalp- mers, dann Mädelesgabel und Krottenköpfen und seiner a;nitlichen Fortsetzung, der gewaltigen Hornbacher Kette; kdlieh davon erhebt der Hochvogel sein Felshaupt; ganz nraltig überragt neben ihm die Zugspitze. Näher heran tritt BT Torerwähnte Zug mit Gaishorn , Zwölferhorn und Schaf- Ipenköpfen; mit dem Fellhom, das uns Oberstdorf verdeckt, reicht er sein Ende; bei Sonthofen trifft der Blick das I^ibal, als dessen Austrittspforte Grünten und Stuiben, die nden rivalisirenden Aussichtswarten , erscheinen. Jenseits er Furche des Walserthales liegt, tief unter uns, das Gottes- dttrplateau mit dem Hochifen, ein Fremdling im Algäu, am das Plateau erinnert mit seinen Gruben und Trichtern & jene Formation, die im Wetterstein Plattach, in Berchtes- pkn und Steiermark Steinernes Meer oder Todtes Gebirge lentDnt wird. Das Gottesackerplateau ist in unseren Alpen ler einzige Repräsentant dieser Gebirgsform im Westen der iMiach.

Im N.-W. erscheint der Bodensee und zwar fast in seiner Jfaaen Ausdehnung, nur der Bregenzer Golf und Lindau rtrden durch den Pfanderrücken gedeckt; erst aus solcher lobe und Entfernung erhält das Auge einen Massstab für lie gewaltige Grösse dieser Wassermasse.

Dunkle Linien lassen ahnen, dass auch noch die Schwä- Qsehe Alp und der Scbwarzwald sichtbar sein müssen. Her- rtrts vom Bodensee dehnt sich das reizende Bergland des ingeozer Waldes aus, vielfach zeigt die Lage der Bergrücken Iwi eigensinnigen Lauf der weit verzweigten Wasseradern ; dH den Gipfeln um Schrecken erheben sich auch diese Züge n alpiner Hoheit, vor ihnen liegt uns gegenüber, den idiadonnapass markirend, die Eünzlespitze, dann die Braun- rglenspitze mit ihren Gletschern; mit der mächtig über- igenden Rothewandspitze sind wir wieder im Tannberg an- elangt.

Bt ?. Ibth. I. 15

«

226 P. Ritter ?. Wiedenmann.

Auch hier überragen Gipfel des Rhätikon, vor allem Scesaplana; das Heer der Graubündner Gipfel lässt weiter! nur noch Glämisch and Todi sicher erkennen, bis die K firsten die Lage des Rheinthaies bezeichnen; hier ersehe noch als Eckpfeiler das Appenzeller Gebirge, dominirend i Sentis.

Von gewaltiger Schönheit für den Schwindelfreien ist der Tiefblick in das Walserthal, mit seinen winzig i scheinenden Häusern; auch die Mulde von Krnmmbach, i dem Körber- und Ealbelessee*, dann ein Theil des Kessels y Schrecken werden überblickt.

Die TVidderstein-Besteigung erheischt von Krnmmba aus kleine drei Stunden ; als Führer, der bei einiger Aufmei samkeit, wie gesagt, entbehrlich ist, genügen die Söhne c Wirthes.

P. Ritter y. Wiedenmann (in München). Zur Kar der Dolomit-Alpen yon Enneberg^ Sexten und Ampezi

Nach Yorausgegangener Bereisung der südtirolschen Dolom: alpen und Studium der charakteristischen Eigenthümlichkeit derselben an Ort und Stelle wurde die Karte nach folgend Quellen entworfen.

1) Das österreichische Gebiet nach den neuen Aufnahm des militär-geograpbischen Instituts im Massstab 1 : 25000. . bildeten die photographischen Reproduktionen dieser Neuai nahmen eine Yortrefif liehe Basis zur Reduction auf den 100,00 theiligen Masstab. Nur in der Nomenclatur sah ich mi Teranlasst, einige Aenderungen vorzunehmen; so z. B. be Cristallostock , hier ist auch in den neuen A nahmen der westlich der Schönleiten-Schneide gelq^ne Tl als Cristallin bezeichnet, während in allen neuern Beschre ungen und auch von den Bewohnern der Gegend selbst i dem östlichen, in das Popeua-alta-Thal abstürzenden Z

Dolomit-Alpen. 227

&ser Name beigelegt wird. Grosse Verwirrung bezüglich der Namen der Spitzen herrschte im Gebiete von Sexten^ soirobl wegen der verschiedenen Sprachen und Dialekte wie loch wegen der verschiedenen Benennungen ein und derselben Spitze in den einzelnen Thälern; hier nahm ich durchweg die Beseichnung der Mappirungsarbeiten an.

^mmtliche Hohencoten auf österreichischen Gebiete sind aneh diesen letztgenannten Arbeiten entnommen.

2) Zur Bearbeitung des italienischen Gebietes diente mir TORQgsweise eine Karte der Provinz Belluno im Masstab 1:43,200, welche nach den alten venetianischen Atlasblättern (1:86,400) hergestellt wurde, aber vielfache Nachträge und Correcturen des Wegnetzes und der Nomenclatur enthält. Die Genauigkeit der Terrainzeichnung steht natürlich weit lunier den neuen österreichischen Aufnahmen zurück und er- geben sich beim Anschluss vielfache Schwierigkeiten , die ^Ibst in der Reduktion auf 1 : 100,000 schwer zu beseitigen ^aren. Das mangelhafte orographische Material war auch der Grund, warum von der Einzeichnung der Isohypsen ab- gesehen werden musste ; es wurde der Entschluss hiezu um so whwerer, da in den österreichischen Neuaufnahmen die Iso- lifpsen von 100 zu 100 Meter schon eingezeichnet sind, und >o nur eine Uebertragung nothwendig gewesen wäre. Um jedoch das einheitliche Bild der Karte nicht zu stören, blieb '^chta übrig, als entweder der Isohypsen halber nur das ^^rreichische Gebiet darzustellen und mit der politischen Grenze abzuschneiden , oder einen natürlicheren Abschluss ^k der Formation zu geben , nnd dann auf die Isohypsen ^^ Terzichten. Den touristischen Anforderungen entsprechend, Elchen die Karte hauptsächlich dienen soll, wählte ich das Mrtere nnd setzte dafür eine grössere Zahl von Coten ein.

Die Hohencoten des italienischen Gebietes habe ich einer ^ Jahre 1873 in Belluno bei A. Guernieri erschienene Samm- lung der Höhenmessungen der Provinz Belluno entnommen. ^Hauptpunkte sind trigonometrisch gemessen, die grösste ^^ aber sind barometrische Messungen von Trinker, Stur, ^, Grohmann etc. etc.

15«

228 J. Vogl.

3) Von vielen anderen Quellen,, welche ich noch benütz nenne ich nur die vorzüglichsten, wie die geognostische Ka von Tirol (1:110,000), herausgegeben vom geognostisc montanistischen Verein, und die Arbeiten von P. Grc manu, veröffentlicht in den Jahrbüchern des österreichisch und der Zeitschrift des deutschen Alpen- Vereins, u. v. A.

Ganz besondern Dank für Unterstatzung und Fördern: der Arbeiten an der Karte verdienen die Herrn v. Manzc und V. Hubert in Agordo, dann Herr Professor Dr. K. Hau hofer, Herr Trautwein und mein Freund Stüdl in Prag. -

Zum Panorama der Hohen Salve.

Die Hohe Salve im Ünter-Innthale , mit vollem Rech der tirolische Kigi genannt, gilt als einer der schönsten xkt am leichtesten zu erreichenden Aussichtspunkte des Landes.

Der Cultus dieses Berges ward darum, wie die alte Fremdenbücher ausweisen, schon in der Vorzeit, als die einzig Communication durch das Land Tirol von den wöcheni lieh zwei Mal von Mailand nach Wien auf höchst primitive Strassen bergauf und bergab humpelnden Postwagen vei mittelt wurde, so gut als damals möglich, geübt.

Seitdem in der Neuzeit die Raum und Zeit aufhebende: Schienenstränge das Getriebe der Welt so unendlich gesteiger haben, hat auch der Cultus der Hohen Salve in gleich riesiger: Massstabe zugenommen und schon jetzt reicht die Zahl voi zwei Tausenden nicht mehr zu, die alljährlichen Besucher x^ zählen.

Zur Hebung dieses Cultus hat der Gefertigte währen« seines zehnjährigen Aufenthaltes am Fusse dieses Berges and sein Schärf lein beigetragen, indem er im Jahre 1858 de: Reitsteig von Hopfgarten bis zur Bergesknppe theils vfi anlegte und theils verbesserte, Rastbänke errichtete, Wej

Hohe Salve. 229

anfstellte etc. , kurz sich möglichst dafür bemühte,

Bei^artie, sie mag zu Fuss oder zu Pferd vorgenommen

sn, zu erleichtern, und indem er endlich eine Broschüre

die Hohe Salve herausgab und derselben als integriren-

Bestandtheil das Panorama, abgetheilt nach den 4 Welt-

mden, beifugte.

In diesem Panorama sind die Bezeichnungen von beiläufig

Bergspitzeu mit Verlässlichkeit angegeben, allein eben

!:ao fiele Bergspitzen erscheinen ohne Benennung, da es mir

:uigeachtet aller Mühe bisher nicht möglich war, ihre Namen

mit Bestimmtheit zu ermitteln.

Um nun diesen Mangel möglichst zu heben und das ituorama für die Zukunft zu vervollständigen, wird an alle mehrten Mitglieder des nunmehr vereinten deutschen und jUerreichischen Alpenvereines, welche die Hohe Salve be- 'nchen, die freundlichste Bitte gestellt, falls dieselben ent- weder auf Grund der mitgefübrten Karten oder aus sonstiger gtnaaer Eenntniss der ersichtlichen und im Panorama unge- lumten Bergspitzen die eine oder andere mit Bestimmtheit erkennen würden , diess entweder mir unmittelbar bekannt geben oder in das speciell zu diesem Zwecke dem k. k. Post- meister Bartlmä Staffner in Hopfgarten übergebene Panorama ■mit Beifügung des Namens und Wohnortes gütigst einzeichnen M wollen. Auf Verlangen werden auch diese Namen bei der Bidisten Auflage des Panorama als Indikatoren beigefügt werden.

In Bälde wird die bereits in Angriff genommene Gisela- Bdrn gleich nach ihrem Eintritte in das Land Tirol den Fuss w Hohen Salve mit ihren niedern Vorbergen an drei Seiten gfirtelförraig umziehen ; in Bälde wird in Folge der dadurch pbotenen Bequemlichkeit der Zureise auch der Besuch der- •öben einen ausserordentlichen Aufschwung gewinnen, wess- Wb ein möglichst vervollkommnetes Panorama den zahlreichen *^chern der Hohen Salve, welche vermöge der prachtvollen «'iDdschau und des leichten Anstieges unstreitig als eine der r Hkhiensten Spitzen im ganzen Riesenbaue des europäischen

230 Nekrolog anf Joseph Schnell.

Hochlandes bezeichnet zn werden verdient, erwünscht s^in muss und dämm wird die obige Bitte anch nachdrucklicbst wiederholt.

ZellamZillerin Tirol im Februar 1874.

Josef Vogl, k. k. Bez.-Richter nnd Obmann der Section Zell am Ziller des deutschen n. österr. Alpen-Vereins*

Joseph Schnell f.

Mit aufrichtigem Bedauern werden alle Alpenfreunde Ü^ Nachricht von dem am 6. März 1874 erfolgten Hinscheidex^ des Glocknerfiihrers Joseph Schoell von Kais vemommeU haben. Dieser treffliche Mann, dessen ausgezeichnetes Führer^ talent während seines Lebens weit nicht genügend gewürdigt war, verdient es wohl, dass ihm an dieser Stelle ein Nachrd* gewidmet wird, um ihm wenigstens nach seinem Tode no<?l^ die gebührende Anerkennung zu verschaffen und die Erinner-^ ung an seine Thaten zu erhalten. Möge diese Anerkennnn; zugleich den Führern der deutschen Alpen ein Sporn sein, ih nachzustreben , der in jeder Hinsicht ein Vorbild für sie i8t>

Schnell ist geboren am 22. Januar 1822 und stamm aus einer sehr braven und redlichen Familie, wie er selbr"^* auch als ein braver Mann bekannt und geachtet war. Sein^^ Aeltern, Moriz und Sabina Schnell, sind noch am Leben ersterer , 80 Jahre alt , war im vorigen Jahre noch anf dei Spielhahnjagd. Die Familie besitzt das Haus „zum Niggler* in Glor so heisst die oberhalb der Kirche am Kodniti-*^ bach gelegene Häusergruppe der Gemeinde Kais , in welchem^ auch Schnell mit seinen Geschwistern wohnte. Schnell hatt^ das Schusterhandwerk erlernt, den Sonmier über war er mri»* auf der Alpe beschäftigt, wenn er nicht dem FührerdieD^ oblag, diesem aber widmete *er sich, seit Kais von Tonrist^^ besucht wurde, mit ganz besonderer Vorliebe, unter A^^

Joseph Schnell f. 231

icb als gehr tüchtig bekannten Kaiser Fahrern nahm chieden den ersten Rang ein, aber nicht nur nnter ^te er hervor, nein im ganzen deutschen Alpengebiete nner, der ihm als Führer gleich kam. »trachten wir zuerst sein Aeusseres. Während die I Kaiser Führer wahre Riesengestalten sind , war [ ziemlich klein und nicht sehr kräftig gebaut. Dunkles gen Locken herabfallendes Haar und ein schwacher mrahmteu sein ausdrucksvolles Gesicht, aus welchem Igen mit wunderbarem Feuer hervorleuchteten. Dem in Blick entsprach die Lebhaftigkeit aller seiner Be- eren. Seine Kleidung bestand gewöhnlich in Lodenjoppe, Hosen, einem mit Gemsbart oder Spielhahnfeder ge- runden Filzhut und niederen Bergschuhen. Beim Anblick machte sein verwegenes Gesicht fast einen un- eben Eindruck, sobald man jedoch mit ihm in*s Gespräch tuen war, offenbarte sich sofort sein gutmüthiges be- ines Wesen, so dass man volles Zutrauen zu ihm fassen

rotz seiner unscheinbaren Gestalt nun vereinigte Schnell

[ alle für einen Bergführer erforderlichen Eigenschaften

enem Masse. Neben bedeutender Kraft; und Ausdauer

er eine staunenswerthe Uebung und Gewandheit im

auf Eis wie aut Fels, namentlich in Sprüngen an

Felswänden hinan, die er mit der Behendigkeit und

leit einer Katze ausführte, leistete er Unglaubliches.

kam einerseits ein Muth, der oft an Tollkühnheit

», andrerseits Ruhe, Vorsicht und Geistesgegenwart in

ichen Lagen. Was ihn aber vor Allem und in ganz

gewöhnlicher Weise auszeichnete, war ein durch reiche

Dng unterstützter Berginstinkt, vermöge dessen er auf

ihm vollständig unbekannten Gebiete rasch und sicher

. orieutiren und stets den richtigen Weg zum Ziele zu

wusste. Endlich war ihm noch ein bei den Führern

ntschen Alpen nicht häufiger Vorzug eigen, dass er

1 stets bereit war, neue Pfade einzuschlagen und bisher

retene Gipfel zu ersteigen. Darum war er auch mit

232 Nekrolog,

bestem Erfolge bei Durchforschung nobekanuter 6ebir|^5- regionen zu verwenden, überhaupt bei schwierigen und ge^ fährlichen Unternehmungen, deren Ausführbarkeit erst erprobt werden sollte und in dieser Beziehung ist er geradezu uner* setzlich.

Obgleich Schnell hauptsächlich für solche Touristen ge- eignet war, welche schon so viel Uebuug im Bergsteigen besassen , dass sie ihm überall hin zu folgen vermochten , so durften doch auch Ungeübte seiner Führung sich unbedingt anvertrauen, denn er bewachte ihre Schritte mit grösster Sorgfalt, leistete ihnen, wo es nöthig schien, unaufgefordert Hülfe und stand mit eigener Gefahr für ihr Leben ein. Za allen den erwähnten Führertugenden kam aber noch ein edles Gemüth, Bescheidenheit und Dienstfertigkeit, so dass er deo^ Touristen nicht nur ein zuverlässiger Führer, sondern aueb ein treuer Freund und angenehmer Begleiter war. Hatte er einen Herrn auf gemeinschaftlichen Wanderungen nähex* kennen gelernt, so bewahrte er ihm eine wahrhaft rührend^ Anhänglichkeit.

Die in Petermann 's Geographischen Mittheilungen Jahr^ gang 1864 erschienene Schilderung der von Oberlieutenan "fc Julius Payer am 14. September 1863 unter SchnelVs Leitung' unternommenen Glocknerbesteigung begründete Schnell's Führer— rühm und verbreitete denselben in weite Kreise. So kam eSr dass Schnell nicht nur zu Glockner besteiguugen stets als Hauptführer gesucht war, sondern auch zu mehrwöchigen Excursionen in ferne Gebirgsgruppen mit genommen wurde. Im Jahre 1868 war er mit Th. Harpprecht aus Stuttgart i^ der Venedigergruppe. Im Jahre 1869 wirkte er bei den von Johann Stüdl aus Prag und Karl Hofmann f aus Müncb©^ in der Glocknergruppe unternommenen Wanderungen nxi^» deren glänzende Erfolge hauptsächlich seiner Leitung zu v^^" danken waren. Im gleichen Jahre war er mit Harpprec^''^ in der Oetzthaler- und Ortlergruppe und nachher noch ^' mal mit einem Herrn im Oetzthal , wobei er jedoch kei ^* Gelegenheit zu grösseren Leitungen hatte. Im Jahre Ib^^ war er wieder Harpprecht's Führer in der Venedigergrupp^^ '

Joseph Schnell f. 23S

er schloss mit diesem Jahre seine rnhmyolie Thätigkeit- Führer ab. Im Herbst 1871 begann bei ihm die Lungen-* Findsncht, deren Keim er seit Jahren in sich getragen ;n soll, sich zu entwickeln, er konnte dem Führerdienst it mehr nachkommen, seine Kräfte schwanden immer mehr, ihn der Tod, dem er mit Ruhe und Ergebung entgegen- , von seinen Leiden erlöste. Er starb am Mittag de» \Iärz 1874 nach Empfang der heiligen Sterbsacramente ekleidet auf der Ofenbank. Kurz vor seinem Ende hatte loch der mit ihm befreundeten Touristen gedacht, welche irend seiner Krankheit ihm Theilnahme bezeugt und Gute» lesen hatten. Schnell war nicht verheirathet gewesen. Er ;e durch seinen Verdienst als Führer zur Unterstützung Familie beigetragen und hinterlässt ein Vermögen von fl. Sein Grab auf dem Friedhof in Kais bezeichnet eine Stndl und Harpprecht gewidmete Gedenktafel in der dhofmauer.

Gehen wir nun auf seine einzelnen Leistungen über, so- vorauszuschicken, dass ein vollständiges Verzeichniss der- en nicht gegeben werden kann, da er selbst nicht zu jn wusste, wie oft er auf dem Grossglockner gewesen und ii noch manche Tour von ihm ausgeführt worden sein ;, über welche nie etwas bekannt wurde; wir müssen una (halb auf nachfolgende Zusammenstellung beschränken^ che wenigstens die bedeutendsten seiner Leistungen mit üässt.

Vor Allem ist eine Leistung von ihm hervorzuheben, die Kige, auf welche er selbst sich etwas einbildete. Nachdem Jahr 18G5 auf Veranlassung des Ingenieurs Egid Pegger t Lienz der Anstieg von der Vanitscharte auf den Gross- ckner gefunden war*), hat nämlich Schnell einmal den »ckner auf diesem Wege allein und ohne jede Beihülfe er- igen, während man sonst nur mit Hülfe eines von oben abgelassenen Seiles oder durch Unterstützung von unten

•j Jahrbuch des Ö. A. V. II, S. 341.

234 Nekrolog. ,

im Stande war, den jetzt durch Sprengungen zu};^nglicli | machten „Rothen Fleck^\ eine überhängende Wand in i Nähe des Gipfels zu bewältigen. Dass ihm diess Nienu nachgemacht hat, erfüllte ihn mit gerechtem Stolze.

Unter den Ton Schnell mit Touristen nnternommei Bergtouren sind zunächst zwei aus dem Jahr 1864 zn wähnen. In diesem Jahre ging er als einziger Führer dem Lieutenant Heis, den er als einen der verwegensten Bc Steiger rühmte, von Kais auf den Grossglockner (379 und von der Wurfalpe im Stubachthal an einem Tage das Kaprunerthörl (2675"*), den Karlingergletscher, Rifflthor (3055") und die Pasterze zur Johannis- c jetzigen Hofmannshütte. Namentlich auf der letztgenani Tour beim Anstieg über den vom Karlingergletscher s Kaprunerthorlgletscher herabhängenden wild zerklüfteten G scherarm waren bedeutende Schwierigkeiten zu überwin< aber auch die Besteigung des Glockners war damals wc starker Vereisung der Kleinglocknerschneide ein schwier Unternehmen.

Ausser mit Heis ging Schnell noch mit einem Touri allein auf den Glockner, nämlich mit Harpprecht am 28. Au| 1868. Mit diesem war Schnell im Jahr 1865 bekannt worden, wo er mit Thomas Groder von Kais ihn zum ers male auf den Glockner führte. Im Jahre 1868 hat Scb mit H. folgende grössere Touren unternommen:

1) am 21. August den Uebergang vom Gschloss i das selten betretene ün tersulzbachthörl (2953") i Neukirchen im Pinzgau*). Hier waren bei dichtem N zwei unbekannte grosse Gletscher, der Vilti-agen- und Un sulzbachgletscher fast ihrer ganzen Länge nach zn n schreiten. Den Abstieg vom Thörl über eine etwa 120" 1 steile Felswand zählte Schnell zum Schlimmsten was vorgekommen.

2) am 24. August den Uebergang vom Krimm Tauernhause nach Prägraten über den Krimmler- i

•) Jahrbuch des ö. A. V. V, S. 285.

Joseph Schnell t 235

Manrergletscher *j. Nur Schneirs Scharfblick konnte es ge- Ibges, durch die Eisbriiche des steilen und furchtbar zer- klüfteten Krimnilergletschers einen Anstieg zu finden.

3) am 26. Augast eine Besteigung des Grossvenediger (3672") von der Johannishütte aus, welche wegen Nebels und Schneefalls in einer Höhe von etwa 3300°" aufgegeben werden mnsste.

4) am 28. August die obenerwähnte Besteigung des Grossglockner von Kais aus mit Abstieg nach Heiligenblut.

Die zahlreichsten und glänzendsten Leistungen sind aus dem Jahr 1869 zu verzeichnen. Der besseren üebersicht wegen stellen wir sie nach Gebirgsgruppen zusammen.

In der Glocknergruppe wurden von Schnell unter Mitwirkung von Thomas Groder mit Stüdl und Hofraann ansgefuhrt**) :

1) am 23. Juli die erste und bis jetzt einzige Ueber- «chreitung der Unteren Oedenwinkelscharte (3191"*), eine mit ausserordentlichen Schwierigkeiten verbundene neun- ^ehnrtündige Wanderung von der Hohen 'campalpe im Stubach- thale über Oedenwinkelgletscher und -scharte , Pasterze, Bockkarscharte (2984") und -gletscher zur Judenalpe im Fnscherthale. Auch hier war es wieder Schnelles Verdienst, ^ der Anstieg über die entsetzlichen Felswände unter der Oedenwinkelscharte gelang.

2) am 24. Juli die Ersteigung des Grossen Wies- l>achhorns (3577°) von der Fuscher Seite aus mit einem ki^lier nie ausgeführten Abstieg nach Kaprun, bei welchem Schnell, nachdem er seine Gefährten hinabgeseilt, über eine ^twa 6" hohe Felswand frei hinabsprang.

3) am 27. Juli der üebergang von Eaprun über das Kaprnnerthörl (2675") und den Kaiser Tauern (2591") »ach Kais.

4) am 29. Juli die erste Besteigung des Hochschober

•) Jahrbuch des Ö. A. V. V, S. 278. •♦) Zeitschrift d. D. A. V. I, S. 117 ff. und II. S. 173 ff.

236 Nekrolog.

(3239") von der Kaiser Seite ans. An dieser Partie be- theiligte sich Dr. Hecht aus Prag, während Stüdl zurackblieb.

5) am 14. September die erste Ersteigung des Schnee- winkelkopfs (3533°) vom Dorferthale aus mit Abstieg zur Pasterze und Hofmannshütte.

6) am 15. September die Ersteigung des Johannis- bergs (3530") verbunden mit (erster) Ersteigung der Hohen Riffl (3353"*) und Abstieg nach Kaprun.

7) am 16. September die Ersteigung des Kitzstein- horns (3195'") von der Wasserfallalpe aus, bei welcher für den unwohl gewordenen Thomas Groder ein gewisser Bal- thasar Banzl mitwirkte. Beim Abstieg fiel dichter Nebel, so dass selbst der ortskundige Banzl sich nicht mehr orientiren konnte und die Richtung verlor, da übernahm Schnell die Führung und brachte die Gesellschaft glücklich in's Zefe- rettthal.

8) am 18. September die Ersteigung des Grossen Wiesbachhor ns (3577") von der Wasser fallalpe aus, erste Ersteigung der Glocknerin (3461") und des Grossen Bärenkopfs (3493"), Ersteigung des Kleinen Bären- kopfs (3380") und Abstieg über Bockkargletscher und Hohen Gang nach Ferleiten.

Als Hofmann schliesslich noch die Glockuerwand (3714") bestieg, lehnte Schnell die Führung ab, weil Stüdl mit gehen verhindert war und es ihm, wie er zu Stüdl sagte, keine Freude machte, ohne ihn zu gehen.

Aus der Oetzthalergruppe sind folgende mit Harpprecht unternommene Touren anzuführen:

1) am 9. August üebergang von Gurgl nach Vent über das Ramoljoch (3212").

2) am 10. August Besteigung der Kreuzspitze (3454*)'

3) am 13. August üebergang von Vent zur Ge* patschalpe über Guslar-, Kesselwand- und Gepatschgletscher verbunden mit Ersteigung der Kesselwandspitze nnd des Fluchtkogl (3540").

4) am 14. August üebergang von der Gepatscb*

Joseph Schnell f. 237

alpe nach Vent über Oelgrubenjoch (3000"*) Sechsegertea- Qnd Vernagtgletscher *J.

5) am 15. August Ueberschreitung des Hoch j ochs (2943-) bei Nebel.

6) am 23. August Besteigung der Weisskugel f3743") rom Matscherthale aus, wobei Sturm und Nebel am Beginn les Gipfelgrats zur Umkehr zwangen.

In der Ortlergruppe wurden von Schnell mit Harpprecht ausgeführt :

1) am 20. August die erste Ersteigung der Thur- irieserspitze (3650") von Trafoi aus mit Abstieg in's Zebmthal**).

2) am 21. August die Ersteigung der Königsspitze [3855") vom Zebruthale aus mit Abstieg über's Königsjoch aach Sulden. Beim Absteigen über die brüchigen Felsen unter dem Joche stürzte H in Folge Losbrechens eines Steins kopfüber hinab, warf den unter ihm stehenden Schnell nieder, schoss über ihn hinaus und wurde nur dadurch ge- bettet, dass Schnell, an seine eigene gefahrvolle Lage nicht lenkend, die Geistesgegenwart hatte, ihn am Fuss zu fassen***).

Im Jahre 1871 endlich führte Schnell mit Harpprecht n der Venedigergruppe ausf):

1) am 18. Juli die erste Ersteigung des Grossvenediger 3672") vom üntersulzbachthale aus mit Abstieg direkt vom Jipfel zum Dorfergletscher.

2) am 21. Juli den Uebergang vom Maurerthal über den

♦) Zeitschrift des D. A. V. I, S. 541.

••) Zeitschrift des D. A. V. I, S. 42.

•••) Ein schöner Beweis seiner Trene und seiner Sor^alt für den Ton- uten ist auch folgender: Als Harpprecht am 23. Joli 1871 von Prägraten ^ den Lasörling (3100") ohne Führer bestieg, weil des Sonntags wegen *iner ihn begleiten wollte, verletzte er sich bei Beginn der Tour nicht ittbedeutend am Fusse, wodurch die Ankunft auf dem Gipfel und die ROck- tehr nach Pragraten um mehrere Stunden verzögert wurde. Besorgt über ^ langes Aushleihen sandte Schnell , der in Prägraten zurückgeblieben ^t zwei des Weges kundige Männer nach ihm aus und als H. endlich ^öckkehrte, umarmte ihn Schnell mit den Worten: „Jetzt freut mich^s, '•w Sie wieder da sind !**

t) Zeitschrift des D. A. V. 1872, S. 198 ff.

238 Nekrolog.

Simonygletsclier and das ßeggenthörl (3091'^) auf den Umbalgletscher.

3) am 28. Juli die erste Ersteigung der beiden Gipfel der Simon yspitze (3480"*) Tom Maurerthale aus über den Grat zwischen Simony- und Maurergietscher mit Abstieg über den Umbalgletscher nach Prägraten.

4) am 1 . August die Ersteigung der Rodtspitze (3493"*) vom Umbalgletscher aus mit Abstieg über den Rodt- gletscher nach Käsern.

5) am 2. August eine wiederholte Ersteigung der Si- monyspitze Ton Käsern aus über Umbalthorl und -gletscher mit Abstieg über den Simonygletscher in's Maurerthal.

6) am 3. August den Uebergang Tom Maurerthal nach Krimi über den Maurergletscher, das längst nicht mehr begangene Maa- rerthörl (2908"), den Obersulzbachfirn und das Krimm- lerthörl verbunden mit Besteigung des Sonntagskopfs.

Bei sämmtlichen von Harpprecht ausgeführten Berg- fiahrten mit Ausnahme der ersten Glocknerbesteigung, sowie der zwei erstgenannten Touren im Oetzthal, welche in Ge- sellschaft anderer Touristen und Führer unternommen wurdeni war Schnell Harpprecht's einziger Führer und es verdient die höchste Bewunderung, dass er nicht nur den Muth hatte, allein mit einem Touristen in Gebieten, welche Beiden gaoi* lieh fremd waren, die schwierigsten und gefährlichsten Touren zu unternehmen, sondern ihm auch, wenn nicht schlimmei Wetter zur Umkehr nöthigte, stets das Ziel zu erreichen gelang. Es ist schon mehrfach der Wunsch ausgesprochen worden, dass einmal Deutsche mit deutschen Führern in die Schweiz gehen und für das Eindringen der Schweizer Führer in die deutschen Berge Wiedervergeltung üben möchten. Mit Schnell hätte diess ausgeführt werden können, auch z^r Durchforschung mancher noch unbekannten Gebiete der deut- schen Alpen wäre seine Mitwirkung nothwendig geweseBi darum kann sein früher Tod nicht genug beklagt werden, ^^ ist ein unersetzlicher Verlust für die Touristenwelt und ^^ die alpinen Interessen überhaupt ; allen denen aber, die Schi^^^ gekannt haben, wird er unvergesslich bleiben.

Inhalt des 1. Heftes.

I. Abthoilang.

Seit«

Ed» Rlehter^ das Gletscherphänomen. Populärer Beitrag zur Geographie

der Alpen 1

Aas der Zillerthaler Giuppe:

I. ZöppritZy der Greiner 58

II. T. Frejr, Reichenspitze 75

III. T. Frey, südl. Gefrorene-Wand-Spitze 79

PeterseDy Vom Triglav in das Isonzothal 87

[ T. Schileher, üher die Adamello-Presanella-Grappe und die Besteigung

des Corno bianco und des Adamello 91

h Ficker, Touren in der Stubaier Gebirgsgruppe :

VI. Schneethalßcharte 118

VII. Rothegratscharte 124

Vm. Falbeson. Grabagrubennieder. Schellegrübl .... 126

Waglasg, Besteigung des Piz Linard 141

Mer, die Hohe Schneide. Erste Besteigung 153

hebiy Studien aus der Umgebung von Meran 162

Itntadt, über die Terraingestaltung im südwestlichen Tirol, ver- glichen mit jener in der Lombardei 193

Waimr, im Gössgraben 215

Mick, der Thorstein 219

TtMtwein, der Widderstein 222

Wiedenmiinn, zur Karte der Dolomitalpen 226

^tfly zum Panorama der Hohen Salve 228

taepli Schnell, f (Nekrolog) 230

II. Abtheiliing.

^^nntwelBy Bibliographie der alpinen Literatur. Fünfter Jahr- gang 1873

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Beilagen.

Karte der Doloiultalpen von P. Ritter t. Wiedenmann

Der Dorfergrletscher in der Venedigergruppc. Holzschnitt nach einer Photographie von Jägermajer.

Der Welitzgletscher. Ebenso.

Die Beichenspitze. Nach einer Zeichnung von Ct. Frey. Holzschnitt.

Der Olperer« Nach einer Skizze Ton M. von Frey. Hohuchnitt.

Die Adamellogrnppe Tom Mandron ans Gez. von Fr. t. Schlichen Lithogr. von Dr. E. Haushofer.

ISkizien zu Dr. Morstadt's Abhandlung.

Karte der centralen Oetzthalergrnppe. Section 2. Wildspitie. Be- arbeitet Y. Prof. Dr. E. Haushofer, lith. y. C. Hoff mann.

Holzschnitte im Text.

Blaue Bänder im Gletscher 25

Der Zirknitzsee 52

Der Greinerkamm Yon der Schwarzenstein-Alpe aus 60

Die Alpe Bedole in Val di Genova 98

Der Adamello Yon der Xordseite 112

Beilagen.

Karte der Dolomltalpen von P. Ritter t. Wiedenmann

Der Dorfergletscher in der Venedigergruppc. Holzschnitt nach einer Photographie von Jägermajer.

Der Welltzgletscher. Ebenso.

Die Beichenspitze« Nach einer Zeichnung von C. ▼• Frey. Holzschnitt.

Der Olperer« Nach einer Skizze von M. von Frey. Holischniti.

Die Adamellogroppe Tom Mandron ans Gez. Ton Fr. t. Schlichen Lithogr. von Dr. E. Hanshofer.

ISkizzen zu Dr. Morstadt's Abhandlung.

Karte der centralen Oetzthalergrnppe. Section 2. Wildspitie. Be- arbeitet Y. Prof. Dr. E. Hanshofer, lith. y. C. Hoff mann.

Holzschnitte im Text.

Diane Bänder im Gletscher . . . !

Der Zirknitzseo

Der Greinerkamm Yon der Schwarzenstein-Alpe aus

Die Alpe Bedole in Val di Genova

Der Adamello von der Nordseite 1

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239

Aus den Oetzthaler Alpen.

Von Dr. Theodor Petersen in Frankfurt a/M.

Zweiter Theil.

8.*J Durch das Pitzthal nach Mittelberg.

Am 6. Juli •bin ich wieder auf der Reise nach Tirol und ideren Tages früh am Nachmittage in Innsbruck. Bis zum bgang der Post nach dem Oberinnthal ist Zeit genug vor- luden, um Schloss Amras zu besuchen und die herrliche asicht der Innsbrucker Gegend von den Lanser Köpfen zu Jüiessen.

Wie verabredet, traf ich am Morgen des 8. im Posthause Imst mit Herrn Dr. Haeberlin zusammen; Nachmittags achten wir uns auf den Weg in das Pitzthal und gedachten s erste Nachtquartier in Wenns aufzuschlagen.

Gar lieblich ist der Anblick der letzten Terrasse des tzthales, in deren Mitte ,,die Hauptstadt^S das ansehnliche >rf Wenns, gelegen, darnach auch wohl der Wennser Winkel nannt, wenn man sich bei Brennbüchl dem Inn nähert, wo kanntlich König Friedrich August von Sachsen, sein Reise- il vor Augen, in Folge eines unglücklichen Sturzes aus dem agen das Leben verlor. Nahe den rasch dahin eilenden uthen des Inn erinnert eine kleine grün gedeckte Kapelle i den fürstlichen Verehrer des Landes Tirol. Wir müssen

♦) 1-7 vcrg^ Zeitschr. Bd. III.

B. V. Abth. 1. IG

240 Oetzthaler AlpeD.

daran vorüber und überschreiten dann sogleich auf der höl- zernen Brücke den Fluss, um andererseits zuerst in langsamer Steigung die Höhe bei dem Dorfe Arzl und weiter das Post- haus zu Wenns, 2 gute Stunden von Imst, zu erreichen, wo wir bei dem Herrn Postmeister G s t r e i n ebenso freundlich aufgenommen als gut bewirthet werden.

Den sauften Rücken des langgestreckten Venetberges recbts lassend, legt gar mancher Wanderer den angenehmen Promena- denweg von hier über den Piller nach Flies im Innthal zurück. W^ir aber, deren Gepäck zu tragen der gerade anwesende Wirth von Planggeros Georg Au er übernommen, wenden nns am nächsten Morgen, von dem Herrn Postmeister und dem Dr. S tauf er noch eine Strecke weit geleitet, bei der Marp- rethenkapelle und den Pillerbach-Mühlen vorbei und nach' dem wir dem freundlichen Jerzens am gegenüber liegenden Thalgehänge noch einen Blick zugeworfen, in die beginnend^ waldige Enge des eigentlichen Pitzthales hinein.

Wenn der alte Speckbacher von diesem Thale sagtt es zeige „links und rechts Präcipiss und in der Mitte nix^ so hat er freilich stark aufgetragen, aber für die eben betre-' tene Gegend nicht ganz unrecht, überhaupt ist der Charakter des Thaies ein enger im Gegensatz zu dem Oetzthal, wo deX* Reisende nach kurzen Thalengen immer wieder ausgedehnt^ Weitungen betritt. Ein breites fruchtbares Gelände wi^ bei Wenns kehrt thaleinwärts nicht wieder, dagegen folgei^- auf steile Felspartien und waldreiche Schluchten öfters trau-' liehe Wiesengründe mit malerisch gelegenen Gehöften.

Nachdem wir in der waldreichen Thalenge eine halb^

Stunde langsam angestiegen sind, erreichen wir das an ein--

samer Halde unter einem mächtigen Fichtenbaume gelegene

Wirthshaus „die Schian". Weiter kommt links der Stuiben-

bach über Felsen herab, während grüner Wiesenboden und

Wald uns anlacht, worauf der Weiler Ritzenried mit seinem

Mühlwerk vor uns liegt. Schäumend braust der wilde Pitzen-

bach vorüber.

Nach einer halben Stunde befinden wir uns bei einer

kleinen Thalweitung und dem Gehöft Wiesen Hier wirthet *

Petersen, Darcli das Pitzthal nach Mittclberg. 241

Ambrosiüs Au er, unseres Begleiters Bruder, im kleinen Häuscben mit 4 Betten, bei dem kurze Rast gehalten wird. Wiederum treten wir in eine malerische Schlucht, Kitz- garten genannt, wo der Bach den Glimmerschieferfelsen durchbrochen ; doch nicht lange dauert diesmal die Enge, das Thal weitet sich und vor uns Hegt am Berghang links ider Weiler Zaunhof, auch wohl die äussere Kirche genannt, mit hübschem Kirchlein. Die Berge thaleinwärts werden impo- santer, namentlich ragen vor uns der Grabkogel und die Stur- penspitze mächtig auf, und wenn wir an der hohen Stallwand vorüber sind, deren glatte Felsen, von zahlreichen Wässerchen fiberrieselt, in der Sonne hell erglänzen, kommen auch die höchsten Spitzen des Pitzkammes, Hohe Geige und Puikogel m Sicht.

Auf meist ebenem Wege geht es noch eiu Weilchen fort.und 2^ öiehreren Häusergruppen vorüber, gegen Mittag gelangen wir "*^n nach St. Leonhard oder der mittleren Kirche, nach Wenns ^«Qptort des Thaies, mit übrigens ziemlich auseinander lie- '^flden Höfen. Die kleine Wallfahrtskapelle auf dem Bühel ^t; nicht wenig zur Hebung des freundlichen Bildes bei. ' ^em vorderen Gasthause „beim Lisele" zunächst der Kirche ^ dem prächtigen Wasserfall des Fitschenbaches, von der -«> uncrstiegenen Rofelewand herabkommend, deren steil tagender Felsengipfel wirklich unnahbar scheint, gehen vorüber, um in dem oberen neuen Gasthause zur Post. I^ute Matrazenbetten) bei dem Gemeindevorsteher Caspar - Xiner unser Mittagsmal einzunehmen und dabei wegen der •^Jectirten Frankfurter Vereinshütte am ürkund zu reden. ^^ sind über einige Bedenken auch bald hinweg und setzen '^h kurzer Mittagsruhe, nachdem wir noch den Joseph ^ rschner zur Begleitung mitgenommen, uusere Reise thal- ^wärts fort.

Das Pitxthal wird in seinem obereren Theile etwas brei- ^T, jedoch nicht stärker bewohnt. Bei dem Stillbachgehoft Entquillt dicht am Wege ein starker Bach klarsten Wasser» ton 6, 6" C. dem Boden, vor Trenkwald bildet rechts der Leckle-

btch einen hübschen Wasserfall. Das Gestein besteht in dieser

16»

24 J Octzthaler AlpeD.

Gegeud vorwiegeud aus Hornblendeschiefern, welche in ein^ breiten Streifen vom mittleren Pitzthal bis über das Oetzthal hinüberreichen.

Inzwischen ist auch der das Thal abschliessende Mitie^ kämm mit dem Mittagskogel und Vorderen Brunnenkogel sicht- bar geworden. Die üppigen Wiesen hier oben, übersät dem grossen schwarzen Phytenma und der Tummelplatz yie er schönen alpinen Schmetterlinge, unter denen Ljcaena eurjbia mit den goldglänzenden Flügeln besonders auffiel, zu durch- schreiten, ist eiue Lust und zeitig am Nachmittage treffen vii im obersten Dorfchen des Thaies, in Planggeros ein, welche uns vor einem Jahre schon bekannt geworden. Von Wenn bis hierher hatten wir kaum 6 Stunden zu gehen gehabt Das Pitzthal lässt sich eben leicht in einem Tage durch wandern, auch ist der hindurchfuhrende, neu hergerichtet! grossentheils fahrbare Weg so bequem , dass dieses . bislan. so wenig bekannte hochromantische Thal, mit zwei Gletscher im Hintergrunde, die in den deutschen Alpen ihres Gleiche suchen, nachdem man auch angefangen, für entsprechend Unterkunftsmittel zu sorgen, gewiss bald mehr in Aufnahm kommen wird.

Die Pitzthaler beschäftigen sich hauptsächlich mit der Kitzfellhandel, sind daher mit der Welt nicht unbekannt ziemliph gebildet und zuvorkommend gegen den Fremden Ihre eigenthümlichen alten Trachten haben sie abgelegt. Dei früher so beliebten Wifling, eine hohe zottige Haube, di etwas niedriger noch in Vorarlberg getragen wird, sieht mai nur noch bei alten Frauen.

Sehr bekannt sind im Oberinnthal die Pitzthaler Herr göttle, welche man im Pitzthal selbst in Menge am Weg* und in den Bauernhäusern bemerkt. Diese unschönen, au Holz geschnitzten Grucifixe rühren meistens von dem Piti thaler Herrgottsschnitzler , dem „Christeler" her, welche an einem Tage ein halbes Dutzend solcher Figuren mit dei Messer zurecht geschnitzt und bemalt haben soll, um sie nacl her für wenige Kreuzer zu verkaufen.

Zu Planggeros oder bei der hinteren Kirche waren wir i

Petersen, Der Hintere Brunnenkogel. 243

1 ganz leidlichen Wirthshause der Auers eingekehrt, Hessen : aber fär die Nacht nicht zurückhalten, sondern gingen :! bis Mittelberg, dem letzten Weiler des Thaies, 'M Stunden iter. Bei dem Hofe Montarfen wurde Jsaac Do hier, ein iz brauchbarer Führer, für mehrere Tage angenommen, ch dessen Bruder Abraham versieht Pührerdienste, sowie wph Santeler (der Kassenbua) und Tobias Ennemoser 3rones). m Planggeros.

Das aus wenigen Gebäuden und einer in Tirol bei er Häusergruppe befindlichen kleinen Kapelle bestehende löft Mittelberg gehört den Familien Schopf und Eiter. alte Hans Georg, dessen Bruder Leander als Führer be- ut, aber jetzt zum Führen zu alt geworden ist, hat seinem ne Dominicus und dessen Frau die Wirthschaft übergeben,

diese haben kürzlich in einem kleinen Neubau einig» imlichkeiten für Fremde mit 10 Betten hergestellt. Ist 1 zu Mittelberg auch einfach und im Räume beengt, so et es in nächster Nähe der Herrlichkeiten des oberen sthales doch eine sehr erwünschte Station ; Dominicus, der ;end kundig, thut sein Möglichstes und der Fremde fühlt 1 recht behaglich.

9. Der Hintere Brunnenkogel.

Von Mittelberg aus sollte vor Allem die Besteigung des ines Wissens noch unerstiegenen Hinteren Brunnenkogels *) geführt werden, welche Partie einen vorzüglichen üeber- jk des Mittelberg- wie des Taschachferners versprach.

Der 10. Juli brachte uns in der Frühe trübes Wetter [ schon waren wir geraume Zeit entschlossen, einen Tag warten, als nm SV, Uhr die Sonne durchblickte, was zum launigen Abmarsch um 8*** 45°" in Begleitung von Jsaac I Joseph Veranlassung gab. Wären wir geblieben! Der ;ende Tag war weit schöner und hätte gestattet, das Pano- la vom Brunnenkogel aufzunehmen, wozu Haeberlin die

*) Der Mittagskogel und Vordere Brunnenkogel wurden mehrmals egen.

1244 Oetztbalcr Alpen.

VorbereituDgen getrofifen hatte, welche leider nicht benotet werden konnten.

In 18 Minuten befinden wir uns am MittelbergferneTf welcher seit 2 Jahren um 2 300' zarückgewichen ist ani sich immer noch zurückzieht. Nach meiner Aneroid-Messanp endigt der Mittel bergferner bei 1815" (1833° S.), der Taschach- ferner bei 2020"* (2163° S.). Die Seehöhe des Mittelbergk beträgt im Mittel verschiedener Äneroi'd-Messungen zu ebene: Erde 1735°.

Das wenig geneigte Fernerende wird in S-0. Richtna überschritten, angesichts des herrlichen Gletscherabstone^^ aber am rechten Ufer aufs Apere übergetreten (32 Min.). HlL^ man sich von hier etwas links aufwärts, so gelangt man lUcmD Pitzthaler-Jöchl, gerade auf zum Peiterjöchl und weiter in'^-s Venter Thal. Wir klettern, anfangs in derselben Richung, üb»» die Moräne, eine längere Geröllhalde und durch eine kaminartigg'^ Wasserrinne zu den obersten Schafalpen und an denselben aufwärts zu einer Quelle köstlichen Wassers hart her einer vorspringenden Terrasse (45 Min.), wo gefrühstückt und Um- schau gehalten wird.

Bereits ist eine Höhe von 2500 Metern erreicht. Drübeiii hoch über dem Taschacheinschnitt, präseutirt sich der zwischen kahle Felsen gebettete Taschach- oder Riflfelsee mit seinen zahlreichen, über steile Wände herabrieselnden Zuflüssen. Darüber erhebt sich unmittelbar der noch unbestiegene See- kogel und überragt weiter der erhabene Felsenthron des ungefähr 10900' hohen Watzekopfes alle Gipfel des sebSn- geformteu Kaunsergrates. Zur Linken dieses, zuerst von Alois Ennemoser, dann unter dessen Führung von E. ▼. Statzer*) erstiegenen Gipfels folgen ziemlich vergletschori, jedoch den Gebirgskamm nicht sehr überragend, der Rosüi- kogel 3403° 10756' N. M. M.**) und Löcherkogel 3328' 10519' N. M. M , zur Rechten stehen die felsige Verpeilspitze 3420° 10810' und die weit nach Norden vorgeschobene pracht- volle Rofelewand 3351" 10592' N. M. M.

♦; Zeitschr. des D. A. V. II. 110.

**) N. M. M. Neueste österreichische Militarmappirung. 1"* wixd ii der Folge = 3,1608 W. P. gesetzt. Vergl. Zeitschr. des D. A.V.IILUI.

Petersen, Der Hintere Brunnenkogel. 245

Herr C. Benzien in Berlin, welcher sich im Sommer 1873 einige Zeit im oberen Pitzthal aufhielt, hatte die Frennd- Kcbkeit, von mehreren mich besonders interessirenden Punkten Ansichten aufzunehmen. Zwei derselben, der Kaunsergrat und die nördliche Wildspitze mit dem oberen Mittelbergferner «ind vom Karleskopfe unweit von unserem dermaligen Stand- punkte gezeichnet. '

Nicht minder fesselt hier der Anblick der beiden, nach Kurzem Absätze folgenden wilden Gletscherbrüche, eines pracht- vollen Eisgebildes, welches dem Reisenden in der Thalgabel- ^xig bei Mittelberg so magisch entgegen geschimmert, jetzt K^i-ade vor ihm hingestreckt, üeber uns erheben sich riick- ^^Srts die düsteren PelsenrifiFe des Karleskopfes.

Die bis zu diesen Felsen herauf gekommenen Schafe

*^^ben sich ringsum versammelt und schauen neugierig und

^^ehrlich darein, wahrscheinlich um Salz zu lecken, welches

^^ir ihnen nicht bieten können. Auch ein Murmelthier lässt

^ti nächster Nähe seinen Pfiff erschallen.

Langsam ansteigend betreten wir nach 15 Min. um die ^Mittagsstunde den Gletscher wieder (das Aneroi'd zeigt 2650") Und erreichen, hart an dem oberen Gletscherbruche hergehend, in einer weiteren Viertelstunde das obere Plateau, um nun längere Zeit fast eben auf dem weiten Eisbecken des Mittel- bergferners in westlicher Richtung voranzuschreiten, wobei der nicht allzu weiche Schnee keine besonderen Hindernisse in den Weg legt.

'Uns zunächst S-0. erhebt sich aus dem N. vom Weissen Kogel 3417" 10800' N. M. M. fortsetzenden Hauptkamme der prächtige Linke Fernerkogel, weiter gegen S. der von der Hochwand (und nicht von der Wildspitze, wie auf den älteren E^arten*) unrichtig angegeben), nordöstlich in der Richtung gegen den Linken Fernerkogel abzweigende firnumpanzerte, in dem Rechten Fernerkogel 3300" 10431' N. M. M. cul- minirende, namenlose Ast von reichlich 2000™ Länge, die

*) Das Blatt Sect. 7 westl. Col. IIL der neuen Militarmappirang giebt zam ersten Male ein richtiges Bild dieser Gegend.

i-4'! Oessäalor llneü.

S^mea a^tia -sn •>. -ieyniipr «Tfpcei fiiir«: ich will Uni

gptr^i^ ix iäi Mrttei>i^gzrt»mffr nT7T<»frT crrn xud soldwr *'r^VLZ •i:«»» w^te iigrr:it!aft Kameer in zwiei liemlich gleiehe

r=i I'* l j* benniign. Trir na^ xai F^sae der Tom ^iEttigi- ko^L 5I5-" 5J'>o' X- iL IL gekroaüen W*ad. Tenreüen einige Minat«!. w^ucdem iiodi «ine Screeke aber den Ferner 7ö9tlica weiter und betreten xzn '2^ Ij"^ den Felaenabhang des Miüterkammes. Das Anere-ii zeigt 3035*.

Während einer ' istondxgen Mittagsruhe haben sieh die Nebel wieder Termehrt. wir sind djher aber die Lage des boeh^ten BmnnenkogeLs in diesem «o gut wie gänzlich mibe kannten Gebirgswinkel. da es bald auch zu schneien anfingt, einigermaä^en rerlegen: doch brechen wir nm 3 Uhr mothig anf. denn allznweit kann es ja nicht mehr sein.

Solches war indessen Täusch nng! Nach 20 Minuten scharfen Ansteigens auf dem Fimkamm und wenige Minuten später auf einer kleinen Felsenspitze angebingt, belehrt die bei hellerem Himmel wieder mögliche Umschau, dass man noch fern vom Ziele, sogar, wie sich später heraus stellte, noch nicht einmal beim Vorderen Brunnenkogel 3397* 10737' N. M. M. eingetroffen ist. Während wir an den Felsenkaren und hangen- den Eisgebilden, an deren Fusse ein kleiner Gletschersee ge- bettet liegt, hinab in das Taschachthälcheu unsere Blicke werfen und laute Jodler erschallen lassen, die der Hirte unten auf der Alpe deutlich erwiedert, auch die Seehöhe notiren(3U4*), erbauen die Fuhrer eine kleine Steinpyramide ; dann steigen wir auf dem Firn wieder zum Mittelbergferner nieder, über den- selben südlich aufs Neue langsam an und erklimmen nun die Kiswand an dem Hinteren Brunnenkogel, auf dessen über- oistem Gipfel wir um 5^* 40'"' endlich glücklich anlangen. Von Fernsicht ist keine Rede, doch kann wenigstens die nähere Umgebung gemustert und die Ueberzeugung gewonnen

0 Aach bei Peter Ad ich findet sich diese Bezeichnung.

Petersen, Der Hinteie Brunneukogel. 247

erden, auf dem höchsten Gipfel zu stehen, 3435" 10855' . M. M. , womit meine Aneroidmessung von 3444" nahe bereinstimmt.*)

In geringer Entfernung N-0. der Wildspitze zweigt sich )u dem zum Weissen Kogel verlaufenden Hauptkamme des ebirges, dem Weisskamm, der Mitterkamm nördlich ab, an- ngs Hochwand, später nach Entsendung des obenerwähnten letscher-Kammes, welcher den Mittelbergferner zertheilt, ohl- oder Hullwand genannt. Nachdem letztere sich beträcht- ßh erniedrigt und einen bequemen Uebergang vom Taschach- mer zum Mittel bergferner dargeboten, erhebt sie sich steil im Hinteren Brunnenkogel. Nördlich zweigt sich bald auch tch der Taschachseite ein den sogenannten Brunnenkarkopf UO" 10241' N. M. M. tragender Grat ab, den zu Füssen lie- iuden Taschachferner zu einem weiten Bogengänge zwingend ; •rauf verläuft der Mitterkamm ohne grössere Abzweigung >er den Vorderen Brunnenkogel und Mitterkopf zum Mittags- ^gel und senkt sich dann gegen Mittelberg hinab.

Von unserem Standpunkte trennt sich ferner ein kurzer »ppelästiger Zweig derart vom Mitterkamme gegen den ittelbergferner ab, dass ein ziemlich tief eindringendes, zuerst st südlich verlaufendes Gletscherthälchen gebildet wird.

Da Nebel uns rings umhüllten und das Ende jenes Grates sht zu erkennen war, so befanden wir uns anfangs in Un- wissheit darüber, ob uns dieses Thälchen nach dem Taschach- er Mittelbergferner führen würde. Mit dem Terrain auch iben bekannt, durften wir darauf rechnen, wenigstens ebenso {ch nach Mittelberg zurück zu gelangen, wie über den heute ssirten Gletscher. Gezögert durfte aber keine Minute mehr rden, denn die Zeit war auf 6 Uhr vorgerückt. Also ent-

*) Der Stubaier Brunnenkogel, 3325'" 10511' der früheren Militär- nabme, wurde häufig mit unseren beiden Brunnenkogeln in der Höhen- ^be verwechselt. Ich darf an dieser Stelle wohl die Bemerkung schalten, dass mein benutztes Goldschmidsches AneroYd bei bedecktem nmel richtiger zeigt, als bei hellem Sonnenschein. Die reflectirten Sonnen- kblen erhöhen die Metallwärmc und bedingen ein zu hohes Resultat in Messung, bezw. Temperaturablesung.

*248 Oetzthaler Alpen.

schlössen wir uus, zamal die direkt nach Taschach ein&Uende Seite überaus steile Klippen zeigte, zum Abstieg in du Gletscherthälcheu, dessen nicht minder abschüssige Firage- hänge bei dem ziemlich weich gewordeneu Schnee abwarb eine schnellere Ueberwindung versprachen.

Die Passage bot anfangs einige Schwierigkeiten dar an dem eingeschneiten, stark geneigten Firnhang hinab, der mit eiam prachtvollen Eisbruch und einer Kluft endigt. Letztere wird ohne Unfall übersetzt, ein kleines Plateau durchquert nnd über Firn und Fels zu einer zweiten Stufe niedergestiegen, welche östlich ausbiegt. Im Voranschreiten wird jetzt der wohlbekannte Rechte Fernerkogel sichtbar, wir wissen daber genau, wo wir uns befinden.

Den ganz nahen Pass nach Taschach so spät am Naeh" mittage noch aufzusuchen, erscheint nicht räthlich, im Lauf- schritt eilt man vielmehr über den Mittelbergferner dahia« ungeachtet der erweichte Schnee das Fortkommen sehr bebia— dert, zuletzt wieder in den eigenen Fussstapfen vom Mittag und langt vor einbrechender Dunkelheit um b*"* 20*^ am Ento des grossen oberen Gletscherfeldes wieder auf dem Aperen an-

Mit dem Fortkommen geht es natürlich nunmehr fon Minute zu Minute langsamer, da bald fast gar nichts mebr zu sehen ist. Wir hatten am Vormittag eine ziemlich geneigte Schneerine passirt, unterhalb welcher die Felsen steil zum unteren Ferner abfallen. Eben habe ich mich hinter Isaae in die Rinne hinab gelassen, als Haeberlins Ruf „Achtung ein Felsblock^^ über mir erschallte. Instinctmässig weidie ich augenblicklich mit gewaltigem Sprunge nach rechts ans. Das verlorene Gleichge^fricht stellt der eingerammte Pickel wieder her, der Block aber, welcher sich beim Anfassen gelöst hatte, fliegt nahe vorüber nnd in die Tiefe, nachdem er über meinen Reisegefährten so glücklich hingeglitten war, dass derselbe nur eine unbedeutende Quetschung davon trug. Mit noch grösserer Vorsicht Hess man sich weiter hinab, betrat um 11^ den unteren Gletscher, auf dessen hellem Eise das Fortkommen leichter wurde und langte endlich 20 Min. nach Mitternacht wieder in Mittelberg an, dessen Insassen bei einbrechender

Petersen, Sextenjoch, Gepatschjoch und Weisseejoch. 249

Donkelheit mit Laternen Taschach einwärts nach den Ver* qNkteten gesucht hatten, welche am Morgen die Absicht kund- gegeben, von dieser Seite zurückzukehren. Wohl schmecken Beasen wir uus jetzt das späte Abendmahl und ruhten dann Tortrefflich nach der ziemlich mühevollen Expedition, welche üe gute Lehre wieder auffrischte, eine grössere Bergpartie licht bei zweifelhaftem Wetter, aber auf alle Fälle so früh wie möglich zu unternehmen.

Nach den Erlebnissen dieses Tages musste man sich am brauf folgenden wohl einige Ruhe gönnen, so einladend auch ^ÄS herrliche Wetter zu einer Bergtour war. So schlenderte UU) nur ein wenig in der Nachbarschaft umher, lagerte be- aglich auf der grünen Matte der kleinen Mittelberger Terrasse, eiche durch einen ansehnlichen Bannwald gegen die Lawinen ^ Winters geschützt ist, schaute hinaus in das duftige Pitz- lal, wo sich in dem Pitzkamme die beiden Feiler, der eine ach dieser, der andere nach der Oezthaler Seite gewendet, ornehmlich bemerkbar machen, auch einwärts nach dem Uttelbergferner und den dunklen Felsenkaren des Karies- opfes und richtete sodann jilles für die Fortsetzung der Reise KU andern Morgen ein.

0. Sextenjoch, Gepatschjoch und Weissseejoch. Aas dem Pitzthal nach Kauns und Langtaufers.

Wie bereits von Herrn Pfarrer Senn hervorgehoben urde,*) haben die Herren Waitzenbauer 1868 und Harp- recht 1869 beim Uebergange vom Pitzthale zum Vernagt- mer (ebenso v. Feder er 1868) dasselbe Joch benutzt, elches schon 1858 v. Ruthner auf dem Wege von Vent yer den Vernagtferner ins Pitzthal überstieg. Auch die erren H. Gottwerth und F. Wirth hatten unter Führung »Leander von Mittelberg am 15. Juli 1865 diese Einsattelung, eiche jetzt allgemein das Taschachjoch 3252" 10278' N. M. M. mannt wird, von Vent her passirt, waren aber nicht wie Rnthner auf dem Sechsegertenferner, sondern schliesslich if dem Taschachferner in das Pitzthal herabgestiegen.

♦) Zeitschr. I. 272 des D. A. V.

250 Oetzthaler Alpen.

Die beiden grossen Gletscher, der Taschachferner nndSechi- eg&tenferner reichen sich nämlich, wie man vom Oelgralen- grat sehr wohl beobachten kann, hinter dem Urknnd derart die Arme, dass man unvermerkt vom Gebiet des einen Gletscben auf das des anderen, von dem vereinigten Firnfelde aber ohne Schwierigkeit langsam zur Höhe des Taschachjoches gelangen kann. So ist es leicht erklärlich, dass ein Reisender naeh Ueberschreitung des Taschachjoches vom Vernagt her, je nach- dem er sich mehr links oder rechts hält, bequemen Foases zum Sechsegertenferner oder, anfangs ebeuso bequem, znletit aber auf etwas strengerem Wege, da der Taschachferner steiler und zerklüfteter abfällt, auf den unteren Taschachfemer ge- führt wird.

Ebenso ist leicht einzusehen, weshalb das richtige Sexten- joch so lange unbenutzt blieb, denn von Vent her liegt dem Reisenden im oberen Vernagtferner das weite Taschachjoch zunächst vor Augen, der andere Uebergang aber in einer unscheinbaren Scharte weiter westlich. Der zwischen beiden befindliche übergletscherte Kamm, bis 3361" 10624' N. M.M. sich erhebend, hat den Namen Hochvernagtwand erhalten.

Vom Sechsegertenferner gelangt man, links abschwenkend, in sanfter Steigung zum Taschach joch, während der Weg zur Sextenhöhe durch einen Eisserac ziemlich steil emporfahrt und von unten aus einem Durchkommen wenig günstig e^ scheint. Das ächte Sextenjoch, wie schon früher bemerkt,*) direkt nordöstlich der Vernagtspitze situirt, war von der Venter Seite her im Jahre 1871 von den Herren Senn, Trautwein und Benedict zwar erreicht worden, da die- selben aber nicht zum Sechsegertenferner hinabstiegen (was nicht in ihrem Plan lag), blieb die Uebergangsfrage noch offen. Sie zu lösen sollte am 12. Juli in umgekehrter Rieht* ung versucht werden.

Den Taschachbach nicht überschreitend, begeben wir nn« um 4:^' 30"*' früh auf der rechten Thalseite über die nri* 500 Stück Vieh befahrene Taschachalpe zu dem neuerdingl

♦) Zeitschr. des D. A. V. III. 186.

Peterseu, Sextenjoch, Gepatscbjoch und Weissseejocli. 251

n den Seiten stark zu rückge wiebeneu Ferner (1 St. 40 Min.), ttsen Gletscherthor weit geöfiftiet erscheint. Auf dem Wege legt die grossartige Decoration von Hintertaschach, nament- idi die schneeweisse Hochvernagtwand uud die Vernagtspitze dt ihren übergletscherten Ausläufern gegen die Oelgrube, von 1er Frühsonue beleuchtet, vor uns.

üeber die beiden rechten Seitenmoränen und das Ferner- nde hinweg gelangen wir in 35 Min. an den Fuss des das ^aschach- und Sextengebiet scheidenden Urkundrückens, an essen Rasenhang wir emporsteigen und in 25 Min. ein klei- es Plateau erreichen, welches ohne Bedenken dazu auserkoren ^d, das projectirte Frankfurter Schutzhaus in Hintertaschach D tragen. Die prachtvolle Aussicht allein wird diesem Punkte beiläufig 7600' ü. M.) in der Folge sicherlich manchen Gast ofuhren. Da sieht man, um nur weniges zu erwähnen, inaus durch das Taschachthälchen zum Pitzthal, zum Pui- ogel und der Hohen Geige hinüber, daran schliessen sich ie schwarzen Klippen des Mitterkammes, weiter der Absturz es gewaltigen Taschachferners ; zur anderen Seite liegt der echs^ertenferner ausgebreitet, von der Inneren Oelgruben- pitze und dem Oelgrubenjoch überragt, während aus dem Aimsergrat der breite Sechsegertenkopf ganz nahe herantritt.

In wenigen Minuten steigt man westlich zum Sechseger- Jnferner hinab, welcher auf diesem Wege viel bequemer deicht wird, als auf der anderen Thalseite von Taschach, '0 mehrere Schuttkegel und ziemlich steile B jschungen hart Dl Sechsegertenbach zu pas^siren sind.

Nach 1 St. 15 Min. bequemen Aufwärtssteigens über den ^wach geneigten Gletscher sind wir, uns links haltend, an ^ Stelle angelangt, wo die ürkundwand im scharfen Winkel -gen Osten abbricht, von welcher Seite jener Zufluss des ^hsegertenferners herab kommt, über den man wie bemerkt Hd Taschachjoch gelangt. Isaac D ob 1er und Dominicus 'löpf, die uns heute sammt dem Gemsjäger von St. Leon- <*d begleiteten, waren mit des erstereu beiden Brüdern von dntarfen vor zwei Tagen durch eben dieses Gletscherthal von r Wildspitze zurückgekehrt, nachdem sie vorher beim Hin-

252 Oetzthaler Alpen.

teren Brochkogel auf den Vernagtferner übergetreten war« und dann den breiten Durchgang des Taschachjoches benntit hatten.

Kurze Rast wird hier an der Ecke des hinteren ürkuMl gehalten, von wo sich der prachtvolle Gletschercircus von der Oelgrube bis zur Hochvernagtwand äusserst grossartig ini- nimrat; besonders schön präsentiren sich die beiden Fire- köpfe in dem von der Vernagtspitze zur Inneren Oelgrabeo- spitze verlaufenden Kamm, welcher andererseits darchaa felsig ist; wir wollen sie die Sechsegertenspitzen nennen dann überschreiten wir den Gletscherzufluss (5 Min.) und steigei nun in der Richtung der Vernagtspitze im ziemlich steilen Fin empor.

Mehrere grosse Schrunde und ein herrlicher Serac zomeiat haushoher Eisblöcke scheinen das Fortkommen einige mal unmöglich machen zu wollen; doch ergeben sich immer wieder prakticable Umwege, um weiter zu einem kleinei oberen Plateau zu Füssen der Vernagtspitze zu gelangen, tt deren steiler Böschung der Schnee in zahlreichen Lawinen- zügen erst kürzlich herabgekommen. Wir steigen nanmekr durch ein stark geneigtes Couloir in S-0. Richtnng nod einige hundert Fuss höher und befinden uns dann nach nvr 1 St. 15 Min. Ansteigens vom ürkund her in der Scharte des Sextenjoches, unmittelbar bei der Stelle, welche die H.E Pfarrer Senn, Trantwein und ür. Benedict in Begleitoif des Aloys Ennemoser am 29. August 1871 von Vent ani erreichten, jedoch nicht abwärts überschritten. Das in de« vorgefundenen Steinmanal von Herrn Trautwein niedw- gelegte Document nahm ich mit mir. Der alte Sextenweg Peter Anich's, eine vor der starken Vergletscherung*) die- ser Gegend offenbar häufiger benutzte Verbindung zwisekei dem obersten Oetzthal und Pitzthal, wie auch weiter über die Oelgrube nach Eauns, erscheint nunmehr in seiner ganM Erstreckung wieder aufgefnnden.

*) Der Name Sechsegerten, d. i. sechs Aecker, erinnert an die frübos WeidegrQnde an der Stelle des heutigen Gletschers.

Petersen, Sextenjoch, Gepatschjoch und Weissseejoch. 253

Werfea wir von der Jochhöhe einen Blick nach rück- idirts, 80 fallt vor Allem der schöne Doppelgipfel der Aeusseren Oelgrubenspitze (die Innere Oelgrubenspitze wird durch den Torhin erwähnten Pirnkamm gedeckt) in die Augen, links davon gestattet das Oelgrubeujoch einen Blick nach Kauns hineiD, während sich rechts nacheinander die zackigen schlan- ken Gipfel des Kaunsergrates vorstellen, namentlich Blickspitze, Löcherkogel, Watzekopf, Verpeilspitze und Rofelewand. Zu Füssen haben wir den ansehnlichen Sechsegertenferner, in der Ferne das duftige Pitzthal.

Wir wenden uns jetzt hinüber zum Vernagtgebiet, wel- ches neue interessante Gegenstände darbietet, namentlich das weite obere Firnfeld des gewaltigen Gletschers selbst, wäh- rend die untere, oftmals bis zur Zwerchwand hiuausgestossene Znnge, als zu tief liegend, nicht sichtbar ist. Links von imserem Standpunkt thürmt sich zunächst die Hochvernagt- »'and auf, die Wildspitze gerade noch verdeckend, dann folgen ler Vordere Brochkogel und der Platteikogel, über dem Venter Thal der ganze Kreuzkamm mit seinen sechs Gipfeln bis zur Finailspitze, darüber hinweg ragen der Schalfkogel,*) die Hintere Schwärze, Marzellspitzen und Similaun.

Unmittelbar zu unserer Rechten erhebt sich steil die Ver- oagtspitze 3523*" 11136'. Nahe deren Abfall uns haltend, nberschreiten wir nun das Joch in südlicher Richtung, ver- weilen einen Augenblick an einer vorspringenden Felsklippe, ^on welcher köstliches Wasser herabträul'elt und befinden uns lUich einem fast ebenen Wege von 1 St. 15 Min. im ziemlich erweichten Firnschnee in nächster Nähe des Fluchtkogels, ^588", 1134r, wo es nördlich desselben unmittelbar nach 'Gpatsch hinunter geht.

Auf dem Wege vom Sextenübergang bis hieher hatten ^ir uns fortwährend des erhabenen Anblickes der doppelten

*) Die dicht daDebcn liegende Kleinleitenspitze ist nicht mehr sieht- ^r, weil za niedrig. Die neuere Messung ergab übrigens aach nur 3 MO"* ^li\ Dagegen ist gleich neben der Thalleitspitze noch ein Stückchen ^H der Karlesspitze, sodann die kleine Karlesspitze, Fanatspitze und Röthen- ^tse wahrzunehmen.

254 Oetztbaler ilpen.

Wildspitze, der beiden Brochkogel (hinterer 3635", 11490' vorderer ungefähr 3500" 1 1060')*) und des Platteikogels 3459", 10930' N. M. M. zu erfreuen gehabt; jetzt liegt der wate obere Gepatschferner vor uns ausgebreitet, allmählich nr breiten, mit blendendem Schneegewande bekleideten Wcisssee- spitze 3530" 11158' N. M. M. ansteigend, weiter dranssen der Olockenkamm mit dem dominirenden Glockthurm 3351" 10592' N. M. M., auch der Piz Linard sammt dem grossten Theil der Silvrettagruppe. Nächst dem Fluchtkogel kommen Nagelwand und der schneeweisse Dom der Weisskugel in Sicht. Tief m unseren Füssen erblicken wir im Eis des Gepatschferners, tos dem von der Seite der Vernagtspitze her die „Schwarten Wände"**) mächtig aufragen, einen kleinen blauen Glctschersee.

Das Gepatschjoch 3223" 10187' N. M. M. ist seit dem Jahre 1860, wo es bald nacheinander die Herren Weilen- mann und V. Ruthner,***) jener von Gepatsch, dieser Ton Rofen her passirten, mehrfach als Uebergangsstelle benntit worden. Den Gepatschferner überschritt man dabei immer oberhalb der grossartigen Zerklüftungen, welche bei der west- lichen Biegung dieses Gletschers am Rauhen Kopf bestehen. Wohl wussten wir, dass die bessere Durchfahrt zum Grossen Rauhen Kopfe hinüber und an demselben nach Gepatsch binib fuhrt, dennoch entschlossen wir uns, nach UeberblickuDg des Terrains, den Abstieg an der rechten Seite des Ferners in versuchen.

Ohne Schwierigkeit geht es über den Firnhang hinab in den Eisterrassen, aus denen der Zug der Schwarzen Wand aufsetzt, an deren Ausläufer wir links hart vorüber passiren. Dergestalt mitten auf den Gepatschferner vorgerückt, gelangen wir bald in den Bereich des prachtvollen Gletscherbrnches, des-

*) Die Allgabe 8615° N. M. M. ist z>i hoch ; soll vielleicht 3515 heincB.

**) Ich adoptire den in diesem Falle sehr bezeichnenden Namen der neuen Militäraafnahme und bezeichne ferner die höclste Erbebang dct Kammes zwischen der Vernagtspitze und dem Gepatschjoch, von weteben, in der neuen Mil. Mapp. mit 3488™ 11025' angegebenen Punkte jene hafl Wand zum Gepatsch ferner verläuft, als , Schwarzwandspitze* (Sena*t Schwarze Wand, Zeitscbr. des D. A. V. I. 270.)

***) Jahrbuch des ö. A. V. 18G5. 59. u. 82.

Petersen, SexteDJocb, Gepatschjoch und Weissseejoch. 255

ien maunichfaltige Bildungen von Eispyramiden und hausgrosseu

Bl5cken, zuweilen durch schmale Eisbrücken yerbunden, dessen

lUiheimliche, oftmals Ton kleinen tiefblauen Wasserbecken

«rfallte Vertiefungen unsere Erwartung weit übertrafen. Die

£iazwängung des Gletschers zwischen dem Rauhen Kopf und

dem Wannetberge, sowie die westliche Thalbiegnng bedingen

iiaaptsachlich diese grossartige Zerklüftung. In den deutscheu

Alpen ist mir keine ähnliche Scenerie bekannt.

Aber ein Durchkommen zum rechten Ufer hinüber ist hier fär denjenigen, der die leicht zu erreichende linke Seite 6t^ras oberhalb verschmähte, keine Kleinigkeit. Jede Minute bringt uns weiter in das Labyrinth des Eisbruches hinein, scbinale Eisbrückeu werden immer seltener, das Fortkommen schwerer. Zum Glück sind wir gut mit Aexten, Fusseisen tuid Seilen versehen und können uns mit deren Hülfe in Eis- ^hluchten hinunterlassen und andererseits wieder hinaufarbei- ten , eine mehrmals, der klaffenden Schrunde und steilen Böschungen wegen, nicht unbedenkliche Arbeit.

Doch endlich nach fast zweistündigem Zeitaufwande sind ^ix- drüben. Man muss zunächst um einen Felskopf herum, welcher als Ausläufer eines kurzen Zuges von dem Hauptkamm 'Sdlich bei der Vernagtspitze scharf gegen den Gepatschferner 'luf^ilt. Auch an diesen steilen Halden geht es gut, sogar ^^^liältnissmässig schnell vorwärts. Man durchschreitet jetzt •*^ Gerolle am Fuss des Wannetberges hoch oben in dem 'Ohx hier aufwärts ziehenden Einschnitt liegen die Reste des •lÄ^t viel mächtigeren Wannetferners erhebt sich wieder ;iir* grossen rechtsseitigen Moräne und schreitet auf dieser

Aber inzwischen ist auch ein schweres Hochgewitter

ger^e über uns angekommen, um sich alsbald schonungs-

^ auszutoben. In nächster Nähe zucken die Blitze umher,

&er Donner brüllt, Hagel und dichter Platzregen fallen ein,

T^icUiche Steine von den Felswänden herunterpeitschend, unter

denen wir herabklettern. Dabei bricht die Nacht herein und

; im Sturmesgebrause uns nicht mehr vernehmend, kommen wir

ioseinander.

Bi. V. Abth. I 17

256 Oetzthaler Alpen.

Der Ferner zur linken Seite hat sich unterdessen wieder verebnet und es will mir scheinen, dass drüben auf dem hellen Eise jetzt doch besser fortzukommen sei, als in der FiD8te^ niss dieser Felsen. Dominicus und der Pitzthaler Gemsjager waren eben dieser Ansicht. Wir legen daher die Fusseisea an und ersteigen die Eiswand, auf welcher das weitere Fort- kommen wohl ein langsames, aber doch kein so übles war als an dem Gletscherhange nahe den Felsen, in dem sich Hae- b e r 1 i n mit Isaak weiter bewegten.

Endlich zeigen sich ganz nahe die Umrisse der vom Oel- grubenwege her wohl bekannten Arveubäume, die Gepatseh- alpe ist also nicht mehr fern. Wir verlassen daher den Ferner, durchwaten den rechtsseitigen Gletscherbach und nähern uns der unterhalb des Gletschers über den Bach znr Alpe führenden Brücke, wo soeben auch Haeberlin nnd Isaak eingetroffen sind. So langte die Gesellschaft nach 10 Uhr Abends glücklich bei der Gepatschalpe an, wo sie 4 Stunden früher hätte eintreffen können, wenn sie zum Brauhen Kopfe hinübergegangen und vom Wetter verschont ge- blieben wäre. Auf jenem Wege kann man vom Qepatsch- joch in 3Vt— 4 Stunden zur Alpe gelangen, auf dem unsrigen über uuter 6 Stunden wohl niemals durchkommen.

Das Feuer wird auf dem breiten Herdraume der Hatte wieder angeschürt, um unsere Kleider zu trocknen nnd einen Schmarrn zu bereiten, wofür der ungeheuere Butterklumpen der Yorrathskammer herhalten muss. Unter gemüthlicbem Geplauder rauchte man noch behaglich ein Pfeifchen und kroch dann in den uns schon bekannten Verschlag, um eine zweite Nacht über den Schweinen zuzubringen, welche sich jedoch diesmal ziemlich ruhig verhielten.

Kommen wir wieder nach Gepatsch, so werden wir in dem Frankfurter Clubhause ruhen ! Dessen waren wir sicher, als wir anderen Morgens in das Freie hinaus traten. Drüben über dem Bach zwischen herrlichen Arven war das Haus be- reits halb vollendet. Ein glücklicher Zufall führte nn^ dort< mit dem Förster Würten berg er von Ried zusammen, wel- cher den Bau zu leiten die Gefälligkeit hat Inzwischen hatte Haeberlin leider sein eines Hemd eingebüsst. Zum Trocknn

PeterscD, Gingeljoch, Rotbeckspitze nnd Texeljoch. 257

f dem Rasen ausgebreitet, war es von dem grossen Stier packt nnd bereits halb aufgezehrt worden; glücklicherweise )d sich in Langtanfers ein Ersatz für dasselbe.

Von Gepatsch begaben wir uns nach Hinterkirch in Lang- ifers über das Weissseejoch 2966" 9375' N. M. M., welcher eg nur .5 6 Stunden benöthigt. Angesichts des Gepatsch- ners aufwärts zur Ochsenhütte, sodann durch ein Terrain, ilches überall die Spuren vormaliger Vergletscherung trägt, er die untere Moräne des Weissseeferners, rechts über einen »nen Grat und zuletzt über Schnee angestiegen, befinden r uns nach 2 St. 45 Min. bei dem Holzkreuz auf der Pass- he. Auf diesem Wege sind zuerst links die Earlesspitze, r Weissseeferner und die Weissseespitze, rechts der prächtige ockthurm mit dem Krummgampenferner, dann rückwärts Watzekopf und die beiden Oelgrubent^pitzen von diesen i Aeussere eine herrliche doppelgipflige Felsenpyramide be- rkenswerthe Objecte ; auch die Schwarze Wand und der von ' Vemagtspitze zum Fluchtkogel verlaufende Kamm kann a der Höhe aus gut betrachtet werden, woselbst sich ande* 'seits die Aussicht nach Langtaufers auf den westlichen eU des Matscherkammes und ein hübscher Blick nach anbünden eröffnet.

Abwärts gelangen wir schnell zu den obersten Schafalpen; Q ihnen fuhrt ein leidlicher Pfad in das grüne Langtaufers- tl hinunter, dessen höchstgelegenes Dörfchen Hinterkirch vom sbe aus in 2 St. 15. Min. erreicht wird. Die freundlichen irthslente Nogler bieten hier alles auf, uns den Aufenthalt genehm zu machen.

11. Gingeljoch, Rotheckspitze und Texeljoch. I St KathariDa im Scbnalsertbal nach dem Eishof im Pfossenthal, durch das Grafthal auf den Similann nnd nach Vent.

An die beabsichtigte Weisskugelbesteigung war am näch-

a Morgen nicht zu denken, denn der Himmel hing voller

lageigen. Da auch der Barometer beträchtlich gesunken

r, so begaben wir uns am Nachmittage durch das Thal

ins nach Nanders, um Herrn Pfarrer Senn einen Besuch

mrtatten, und am folgenden Tage nach Meran.

17

25 S Octzthaler Alpen.

Am 17. Jnli begegueten wir in Stäben den Frankfurter Bekannten, Dr. Koch, Blum und Reichen bach, weeluel- ten mit ihnen bei Yintschgaaer Auslese „Glück anP^ ooi stiegen dann schnellen Schrittes das Schnalserthal einwärts. Es sollte diesmal der Texelgruppe gelten.

Von St. Katharina ging es östlich hinauf, nachdem der Schmied R a f f e i u e r von Earthaus und Johann B r u gger von da als Führer zu uns gestossen und wir beim Wirth Joseph G am per zu kurzer Stärkung nach dem heissen Marsche ein- getreten waren. Die Gemeinde Eatharinaberg von 300 Seelen ist hoch und malerisch über dem Thale gelegen ; dicht bei der Kirche steht am Felsenvorsprung das neue hübsche Pfiu-rhans.

An kornblumenreichen Feldern und duftenden Matten vorbei kommen wir nach dem Dörfchen Perfl an der Berg* lehne, bald darauf zum wilden Wasser eines Tobeis und steigen nun andererseits durch prächtigen Lärchenwald steil hinauf zu den Wiesen der oberen Meier- oder Maxlaoner* Alpe, 2 Std. von St. Katharina, dem Wirthe von Katharina- berg gehörend.

Es war dunkel geworden, als wir die Alphütte erreichteo, wo man die freundlichste Aufnahme bot. Hier oben fahrte die anmuthige Rosa das Regiment, deren beide Brüder San- phin und Aloys, zwei stattliche Buben, denen der roth nm- bänderte Schnalser Strohhut sehr gut stand, uns unten wohl gefallen hatten.

Am 18. früh konnten wir nicht zu Berg aufbreehen, denn dicker Nebel lag wieder auf der ganzen Landschaft. Als es bis Mittag nicht besser wurde, fassten wir den Entsehlaaii bei dem fortwählend unbeständigen Wetter über den Stelfio das Weite zu suchen. Gegen Abend treffen wir in Eyrs ein.

Lange vor unserer Reise in die Alpen war für dieses Jthr auch der Ortler auf das Programm gestellt worden und iwar mit der besonderen Absicht, dem Bergfursten von der Südseite, sei es vom Hochjoch, vom Suldenferner oder Hinteren Gnt aus beizukommen. Als'daher am Morgen des 19. schon eine be* deutende Aufklärung in der Luft zu bemerken war, lianen wir uns nur bis Gomagoi einschreiben, und als es hier fittt

Petersen, Gingeljoch, Rotheckspitze und Texeljoch. 259

ganz kell geworden, eilten wir sogleich nach Sulden hinauf^ um die Bergfahrt am ersten schonen Tage zn nnternehmen. Der Nachmittag war bereits ganz heiter. Wir benützten ihn SQ einer Excnrsion in das obere, unvergleichlich grossartige Snldenthal. Haeberlin stieg zn einer Becognoscirung am Snldenferner in die Höhe, ich am Rosimboden bergan, um die steilen Flanken des Ortler zu mustern.

Um !**• 30"*- früh brachen wir am 20. Juli vom St. Ger- trnder Widum auf, begleitet von Joseph Kein stadier und dem jüngsten der Brüder Pinggera, Aloys, mit denen wir den Gipfel um ll*** 38"- glücklich über den Hinteren Grat*) erreichten. Unterwegs war uns durch Herrn Dechy aus l^est, mit dem wir unterhalb der obersten Schneide zusammen- trafen, berichtet worden, dass Herr Harpprecht am Tage vorher auf dem seit 1805 nicht mehr betretenen Wege des ersten Besteigers Dr. Gebhard unser Vorgänger gewesen. Angeregt durch Harpprecht 's Bericht war D^chy un-

*) Es scheint mir nicht überflüssig zu sein, an dieser Stelle ein Wort über dessen Nomenclator eiufliessen zn lassen. Ich versiehe ebenso ^eHaeberlin nnter „Unterem Knot" (von Wolf 1857 zuerst gebrauchter Ausdruck) denjenigen Theil, über welchen wir vom Snldenferner bis auf ^en Gratrücken anstiegen, und nenne den Vereinigungspunkt des Hinteren ^nites mit dem von den Scheibenköpfen heraufziehenden Zweige nach ilojsisovics Vorgang „Oberen Knot". Gebhard* s „Schwarzer Kopf* ist offenbar das die Hohe des Unteren Knotes krönende Felsplateau, bei dem wir, durch die Klamm vom Snldenferner aufsteigend, den Gratrücken erreich- ten. Noch höher als der Obere Knot folgt dann im zweiten Dritthell des ^imgrates der weit sichtbare Felskopf, wo wir die Beste einer Signalstange anden, Pajers „Signal", und vor dem letzten steilen Anstieg dicht unter lem Gipfel der aus dem Eise hervorragende kleine Felsen, bei dem wir mit Im. Dechy zusammentrafen. In Harpp recht's Schilderung wird der ^bere Knot mit dem Signal identificirt, Mojsisovics verlegt den Schwarzen Hopf an den Vereinigungspunkt der beiden Felsgräte, also auf die Höhe ies eigentlichen Oberen Knots.

Bezüglich der erwähnten Signalstange theilt mir Herr Dr. Haeberlin jenerlicb mit, dass dieselbe nach Angabe des Führers Aloys Schöpf von lulden nicht etwa von Gebhard, sondern erst von der Wolfschen Expe- üioii aufgepflanzt wurde. Schöpf begleitete damals Eferm Dr. Wolf h Führer. Man gelaugte von dem Signal aus auf dem Fimkamm noch ine Strecke weiter gegen den obersten Felskopf, sah sich jedoch vor die- em in Folge von Nebel und Sturm zur Rückkehr gezwungen.

{

260 Oetsthaler Alpen,

mittelbar nach dessen Ankunft in Trafoi zum Bei^l ange- brochen und in der Frühe des 20. mit Johann Pinggeri über die Stickle Pleis angestiegen, welchen W^ er als der Erste bis ganz hinauf zum Ortlergipfel durchgeführt hat Am selben Tage erkletterte Harpprecht mit Peter Dan gl die Trafoier Eiswand von Norden, während Dr. Hecht die An- steigenden von der Korspitze aus mit dem Fernrohr beobachtete. Das Nähere über die Ortlerfahrten des 19. und 20. Juli ist ans den Schilderungen Harpprecht's in dieser Zeitschrift und meines Collegeu Haeberlin aus dem 8. Jahrbuch des Schweizer Alpenclub bekannt.

lieber den Hinteren Grat wurde der Ortler nach uns noch einmal 1873 durch die Herren Seyerlen und Mac haiek be- stiegen. Dieselben mussten oberhalb des Signals den neuerdings zerrissenen Grat verlassen und eine Strecke weit auf gehauenen Stufen an der stark geneigten Eis wand hergehen. Im selben Jahre hat ferner Harpprecht auch den directen Aufsti^ vom Suldenferner bewerkstelligt. Vom Hochjoch aus glückte der Anstieg bis jetzt nicht.

lieber die Hohe Eisrinne waren wir in 3 Stunden zu den heiligen 3 Brunnen abgefahren, bei deren kühlen Wassern auf üppig grüner Matte, angesichts der dunkeln Wände des gewaltigen Madatsch, der nahen Wasserfalle und des wilden Trafoiferners ein Stündchen köstlicher Siesta genossen und dann in '/« Stunden nach Trafoi gewandert wurde , wo Harpprecht noch anwesend war.

Das Wetter hatte einen offenbar constanten Charakter an- genommen, es trieb mich daher mächtig nach dem Oetzthal zurück, wohin ich am 21. wirklich aufbrach, während Hae- berlin der Schweiz zueilte. So leid mir im ersten Augenblick die Trennung war, meinen Ectschluss habe ich uachirSglich nicht zu bereuen gehabt. Acht der schönsten Tage des Som- mers 1872 blühten mir im Hochgebirge, während mein Freund dieselben zwar auf der Reise nach der Schweiz ebenfalls ge- niessen konnte, aber darnach wegen eingetretenen schlechten Wetters das Berner Oberland bald verlassen musste.

Am selben Tage bis Naturns gereist, war ich am 22.

Petersen^ Gingeljoch, Kotheckspitze und Texeljoch. 261

gegen Abend mit dem Schmied von Earthaus wieder bei mei- nen Freunden auf der Mazianueralpe, wo diesmal auch der mit den Texelbergen wohlbekannte Ildefons K ob 1er vulgo liier von der nahen Hirschbühler Alm sieh eingestellt hatte.

Erst nm 5 Uhr wurde am 23. aufgebroehen. An den letzten Lärehenbäumen *) vorbei und über die obersten Schaf- weiden dem weit sichtbaren zweiten Steinmaundl zusteuernd, erreichen wir bei demselben nach 2Vs Stunden den Kamm nahe dem höchsten Punkte, den ich als Gingeljochspitze be- zeichne, ungefähr 9800' ü. M. Das Gingeljoch selbst liegt etwas tiefer südlich, am Fusse der G fall wand. Ein kurzer flacher überfimter Rücken er heisse Gingeljochgrat zieht von unserem Standpunkte östlich, den kleinen Giugeljoch- ferner von dem weit ansehnlicheren Eaisersteiuferner tren- nend, dem wir nach kurzem Fortschreiten auf dem flachen Firn- rücken uns zuwenden und dessen höchsten Punkt wir besuchen.

Direkt nördlich haben wir den schön geformten Dom der Texelspitze, welche mein im vorigen Jahre errichtetes Steiu- manndl leicht erkennen lässt. Zwischen ihr und dem Gingeljoch weist der Texelkamm keine bemerkenswerthe Erhöhung auf; bei der Biegung nach Süden heisst es „auf dem Kreuz^^ die niedrige Spitze darin Ereuzspitze, dahinter liegt gegen Schnals hinein ein kleiner Schneeferner, der Kreuzferner oder wie der Schmied sagte, das Texelfernerle, vom Similaun gut sichtbar. Es wird noch ein Blick nach der Ortlergruppe und nach dem von Salurnspitze, Weisskugel und Similaun maje- stätisch überragten grünen Schnalserthal geworfen, dann eilen wir über den Gletscher der prachtvollen Felsenpyramide Rotheck zu, deren Fuss in 40 Min. erreicht ist. Auf dem Wege war drüben vor der kleinen Kreuzspitze ein häl[)scher, ziemlich grosser Eissee zu bemerken.

Die Flanken der Texel- und Rotheckspitze, selbst des zwischen beiden niedergehenden Joches sind von dieser Seite felsig und steil. Unterhalb des Joches steigen wir zuerst in einer Schneerinne, theil weise in gehauenen Stufen aufwärts (20 Min.), erklettern die Felsen bis zum S[amm, welcher schon

m

*) Einzelne, noch kräftige Bäume stehen hier bis 2842*" Aner. hinauf.

262 Oetxthaler Alpes.

ein gutes Stack über der niedrigsten Einsenknng gewonnen wird (30 Min.), haben eine Strecke weit Fimschneide a überschreiten nnd znm Schlüsse noch über ranhe Eli(qpen etwas mühsam anzusteigen (50 Min.), nm nach 4 St. 50 Uhu Marsch nnd 1 St. 10 Min. Basten Yon unserer Nachtstation nm 1 1 Uhr Vormittags aof dem Gipfel anzulangen, weleher vorher touristisch nie betreten wurde, dessen Felsenriffe jedodi, wie Hier meinte, den Gemsjägern nicht unbekannt seien.

Es war ganz heiter, windstille und sehr warm, auch noch früh genug, um nach eingenommenem Mittagsmahle mit aller Ruhe die grossartige Landschaft näher betrachten zu können, über welche sich die Aussicht vom Rotheckgipfel, der höcksten Erhebung im Texelgebiet 3333" 10539' N M. M., verbreitet

Beginnen wir mit der auf den Karten ganz mangelhaft dargestellten Texelgruppe selbst. Hier liegt südlich zu unserea Füssen der ansehnliche Kaisersteinferner, am niedrigen Kreua- grat beginnend und durch den erwähnten kurzen Firnrfiekea von dem kleinen Gingeljochferner (Gfalleitferner N. M. M.) kaum abgetrennt. Jenseits des Gingeljocheinschnittes erhebt, sich der Kamm sogleich zur schonen Gfallwand, deren Gipfel von einem kleinen ganz flachen Fimfelde eingenommen wird, auf welchem die Schnalser sich unlängst zum lustigen Scheiben-* schiessen versammelt hatten. Von diesem Gipfel zweigt sicb^ dann ein durch 3 Spitzen ansgewellter Grat östlich gegen das Zielthal ab, seine schneebedeckten Flanken dem Kaiser-' steinferner zukehrend, der Hühnerspielgrat. Jenseit desselben lehnt sich ein kleiner Gletscher, der Mutherferner, an die Gfallwand, von welcher der Texelkamm mit den Kirchbach- spitzen, der Galmeiner- oder Gannerspitze und der Lahnebacb- spitze östlich fortzieht. An der Nordseite der letzteren wieder einen kleinen Gletscher, den Lahnebachfemer tragend, erhebt er sich nochmals in der Zielspitze und sinkt dann gegen das untere Zielthal hinab.

Von der uns westlich ganz nahen Tezelspitze 3316*" 10485' N. M. M. verläuft der Texelkamm als scharfer Grat nord- östlich über Rotheck zur Trübwand und Schwarzwand, whft dann den Schrottner und die Kleine Weisse auf und endigt

Petersen, Gin^eljocli, Rotheckspitze nnd Texeljoch. 263

r Hochweisseu. Auf seiner Nordseite folgen sich, west- ingefangen, folgende Gletscher zweiter Ordnung: Der j AI platscher ferner*) (im obersten Alplatscherthälchen), exelfemer, der grösste in unserem Gebiete, von der Texel-

beherrscht nnd wegen eines von dieser nördlich ans- iden kurzen überfimten Grates anfangs aus zwei Armen let, deren westlicher von den Einheimischen auch wohl ^chartenferner geheissen wird, nach der unterhalb des- i befindlichen sogenannten Gamsscharte; weiter der 'erner (Röthenspitzferner v. S.), Bergangerlferner v. S., tadtferner v. S., Schrottenferner (Schotenferner v. S.) und rubenferner an der Hoch weissen.

/^on der Rotheckspitze zweigt sich überdies noch ein r Grat östlich ab, an dessen Fuss ich im vorigen Jahre er Texel nach Ziel hinaus wanderte. In dem so mit dem ikamm gebildeten Winkel finden wir ebenfalls einen

einmal ganz unbedeutenden Gletscher eingebettet, den ^ohl am passendsten Rotheckferner**) nennen wurde, e Fernsicht von Rotheck ist bedeutend und sehr mannich- In der Richtung der Hochweissen erblicken wir einen der Stubaier Gruppe, links den Schrankogel, rechts die Pfaffen, weiter östlich Zillerthaler und Tauern, nördlich rossartige Wand des Schnalserkammes (von dahinter den Erhebungen namentlich den Schalfkogel) vom breiten in Doppelgipfel der Hochwilden mit wohlbekannten n bis zur Weisskugel, südlich derselben die Gipfel des ikammes; gegen Bünden glaubte ich den Tödi zu len, weiter folgen Bernina, Ortler, Königsspitze und 'gruppe. Nach Südosten präsentirt sich sodann ein Bild, ( prächtiger nicht gedacht werden kann: in der Ferne e zahllose Dolomiten, näher das Etschland mit seinen yr-Euppen, Weingeländen und Burgen und ganz nahe, bei

Bd. III pag. 173 der Zeitschrift des D. A. V. soll es anstatt Garas- aferner Alplatsclierferuer und Id der zweiten Zeile darauf statt cberferner Texelferner heissen.

Das neue Mappirongsblatt führt den Kaiserst^iu ferner alsRotbeck- md diesen als Trübfemer auf.

2M (yeaOmkT ll^pen.

10,000^ in der Tunk der AasULnfrr des KödielbcTg« (im ^ßsmien Th^ile dsr Stadt Heran. Die Fen&ter vi dort in der Sonne blinken nnd dentlieh die Brücke ob Panier, Man wird kanm einen Pnnkt in den Alpen ' finden^ ireleiier ron «o bedeutender Hohe den Anblick nahen ätadt darbietet.

Wir hatten inzwischen eine mächtige Steinpjrami baa^ Ab ich im Herbst desselben Jahres, rem Grosagl beimkehrendf ein furchtbarer Schneesturm hatte mic sammt den beiden braTcn Kaisern Michael 6 r od er nnd stian Hoter beim Abstieg überrascht; im Contraste 2 nachfolgenden sonnigen Tage ist mir diese Partie in d innening besonders merkwürdig nnd interessant prachtToIle Tage in Meran verbrachte, konnte dieses zeichen anf einer kleinen, hinter dem Zielthal hervorraf Felsspitze deutlich mit dem Fernrohr wahrgenommen o: Meranern gezeigt werden, für welche Rotheck, als h^ von der Stadt sichtbarer Gipfel besonderes Interesse ha selben Tage hat auch Herr Dr. Hecht ans Prag au im Kumme sudlich der Hochweisseu, wie diese and zun die Kleine Weisse und der Schrottner ans mächtigen E[alkl aufgebauten Lodner ein Wahrzeichen zur Erinnerung ai Besteigung errichtet, welche vor ihm, wie die des Rc wohl nur ausnahmsweise Yon einem Gemsjäger vollbracht

In der Frühe des 22. war ich Herrn Hecht, mi Pinggera auf dem Stell wagen fahrend, bei Natur ns a Viutschgauer Strasse begegnet. „Morgen früh Rothecl meiner Seite wurde mit „Morgen früh Lodner^^ erwidei dann von mir hinzugefügt „nnd Abends in Vorderkasei wo aus ich mich durch das Grafthälchen auf touristisch Wege über den Similaun nach Vent zu begeben beabsic Hecht, welcher eigentlich von Rableit aus nach Vent hi steigen wollte, Hess sich gerne zu einer kleinen Veran des Weges bestimmen und sagte für Vorderkaser zu.

Zwei und eine halbe Stunde hatten wir auf der augebracht, auletat bei U^5 G. im Schatten, bei 1 Wärme eine kleine Spinne auf dieser hohen Zinne fli

Petersen, Gingeljocb, Rotheckspitze und Texeljoch. 265

trieb, um IV« Uhr treten wir den Rückzug an über den Grtit zur Eiusenkung zwischen Rotheck und Texel. Ganz Halle unter dem Gipfel stehen in Felsspalten Gentiana bavarica imd Ranunculns glacialis in schönster Blüthe.

In 35 Min. befinden wir uns auf der Höhe des nach <Jeia Aneroid fast 10,000' messenden vergletscherten Joches, welclies ich als Texeljoch bezeichne. A.us den zahlreichen frisohen Spuren zu urtheilen, musste ein ganzes Rudel Gemsen hier kürzlich ihr Spiel getrieben haben, lieber den nicht beson- ders steil nordwärts abfliessenden Texelferner wollen wir uns nnxx zum Eishof im obersten Pfossenthal begeben.

Wir halten uns reichlicher Schrunde wegen anfangs rechts

D^lie der Rotheckwand man kann vom Rotheckgrat gleich

nater dem Gipfel wohl auch über Firn hierher absteigen;

doch dürfte es eine Strecke weit Stufen benöthigen und daher

^um schneller zu bewerkstelligen sein und gelangen nach

'/i Stunden an den zur Rechten über dunkle Schieferfelsen

steil herabhängenden Trübferner, welcher zeitweilig viel Schutt

Wabgewälzt hat, jetzt aber sehr im Rückgang befindlich ist.

In früherer Zeit hing er wohl mit dem Texelferner zusammen.

Ueber eine mächtige Schuttansammlung, unter welcher in der

Tiefe noch eine Strecke weit Eis befindlich, gehen wir jetzt

links zu einem kleinen Kopfe hinüber (15 M.), mustern eine

Weile das grossartige obere Pfossenthal und steigen dann

direct über GeröUe und Schafweiden zum Pfossenbache hinab,

welcher den Gletschern des Eisjoches entspringt. Zwei mit

ihren Enden verknüpfte, äusserst bewegliche Lärchenstämme

bilden weit und breit die einzige Passage über den wilden

Gletscherbach. Der Schmied bewegte sich mit dem Gepäck

tanzend hinüber und ich folgte glücklich nach.

In wenig mehr als zwei Stunden haben wir den Weg zom Eishof zurückgelegt, wo wir uns an köstlicher Milch laben und dann durch die Wiesen über Rableit nach Vorder- kaser hinaus eilen. Hier langen wir um 6 Uhr au und finden Dr. Hecht mit Pinggera bereits vor. Sie waren von der Ziel- alpe früh auf den Lodner gekommen, über den kleineu Lod- nerferuer abgestiegen und durch die Eiusenkung zwischen

62 G Oetzthaler AlpeD.

der kleinen Weissen und Hochweissen (Weissjoch) ins Pfosaen- thal berübergegangen. Wir nabmen was der Bauer bot, und verplauderten den Abend angenehm, suchten aber frfih das Heulager auf, da die grosse Wärme des Tages uns allen n- gesetzt hatte.

Am 24. brach Hecht scbon um 3 Uhr auf, da er nidit nur die Hintere Schwärze, sondern vorher Similaun nnd Marzellspitzen zu besteigen beabsichtigte, welcher Expedi- tion ich mich zu meinem grossen Bedauern nicht ansohlieBsen durfte, weil der bevorstehende, voraussichtlich wieder sdir schone Tag vor Allem zum Zeichnen und NotizenmacheD aaf dem Similaun verwendet werden sollte. Etwas nach 4 Dbr schlag ich den Weg in das Grafthälchen ein, welcher erst rechts, dann links aufwärts, an Erlengebüsch, Arven- QBd Lärchenholz, später an zahlreichen Alpenrosen vorüber ond auf hoch über dem Bach von einer zur anderen Seite geschlage- nen Brücke bei einer Schafalphütte wieder zum linken Ufer hinüberführt (2 St.). Das obere steinige GraftbälcheD wird jetzt am Fusse der Schrofwand in der Richtung auf den Wilden Hut durchschritten, dieser jedoch links und der Ab- fall des Grafferners rechts liegen gelassen, schliesslich gant oben auf die Seite von Vernagt übergetreten und der Kamm beim Easerer Wartl erreicht, wo der obere, fast ebene Graf- ferner, Similaun und Marzellkamm plötzlich in Sicht kommen (IV* St.).

Von hier verläuft unser Kamm direct nördlich wuri Similaungipfel ; ich zog indessen vor, den Grafferner an dieser Seite zu überschreiten und auf dem kurzen, südöstlichen Grate, über den ich mich im vorigen Jahre zum Rossbergthalehen und nach Rableit begeben, hinan zu steigen (P/« St.).

Oben angekommen, konnten wir Hecht zur Schwärze ansteigen sehen, welcher heute den interessanten Gratweg vom Similaun aus machte, den v. Statzer 1870 in umge- kehrter Richtung zuerst eingeschlagen. Er bietet keine be- sondere Schwierigkeiten dar und kann bei günstiger Beseltti* fenheit des Firns in wenig mehr als 2 Stunden zurückgelegt werden; v. Statzer bestieg bei dieser Gelegenheit zuent dk

Petersen, Auf die Weisskugel. 267

tliche, Hecht die östliche Marzellspitze. Ich verweilte dem Similaun bei schönstem Wetter fast 3 Stunden.

Am Nachmittage schlendern wir dnrch die ernste pracht- ie Hochgebirgslaudschaft des Niederthaies nach Vent hinab

der Schäferhütte stellt sich zuerst dichtes Knieholz, n die Alpenrose, endlich die Arve ein. Man schaut zuletzt

Wildbäche des Diem- und Spiegelferners, welche tief ch die Felsenverliesse des Yentergrates ihren Weg zum derthalwasser eingeschnitten haben, wieder an und eilt dann 1 wohlbekannten Widum zu.

1% Auf die Weisskugel.

Von Vent in das Matscherthal.

Die lauten Salutschüsse, welche zu Ehren des Eirch- afestes von Vent, des Jacobitages, in der Frühe des [isten Morgens erschallten, waren mir zu wohl bekannt, dadurch gestört zu werden, vielmehr wurde ein Stündchen ^er als gewöhnlich geschlafen. Der Tag war schön. Dr. :ht marschirte um 1 Uhr Mittags nach Gurgl ab. Ich 6 inzwischen den Ignaz Schöpf, welcher am Vormittag n frischerlegten Gemsbock tranchirte, für die Weisskugel igirt, auch dem jüngeren Spechteuhauser, Joseph, der Weg kennen zu lernen wünschte, mitzugehen gestattet. Um 5 Uhr Nachmittags brachen wir zum Hochjochhanse

von dem Herrn Curaten bis Rofen begleitet. Auf dem re dahin sah man eine grosse Muhre von dem Geröllfelde )r der Thalleitspitze niedergehen, welcher zu entgehen reiche Ziegen zur Seite eilten. Weiter oben finde ich Best des 1848 ausgebrochenen Vernagtferners seit zwei 'en sehr zusammengeschmolzen, und den Fernerbach, er ganz zugedeckt, aus schönem Thore gegenüber der rchwand hervorbrechend, darauf noch zweimal vom Eise wölbt.

In 2 St. sind wir beim Hochjochhospiz, welches von den inwärtigen Eigen thümern Joseph Grüner und Chrysostomus gger von Sölden unlängst fertig ausgebaut, mit 10 Ma-

trazenbett^n zusgtstAttet wurde und im Sommer taglich mit- telst der heraafgefchrten 2tfanlthiere mh frischem Fleisch und anderem MandTorrath Tersehen wird. Für die Besteigung der Weisskngel ist dieser Vorsprang Ton Vent besonders angenebm.

Am 26. Jnli erhob sich meine kleine Gesellschaft um 2 Uhr frnh zur Besteigung des zweithöchsten Gipfels der Oetzthaler Alpen, deren höchster, die Wildspitze gerade heule Tor einem Jahre Ton mir bestiegen worden. Der einge- schlagene Weg war nngefahr der gleiche, den die Heren Tnckett, Freshfield and Fox 1865, nnd Sttidl mit Weilenmann 1867 genommen and beschrieben*); es mögen daher nar die wichtigsten Momente der heutigen Besteigung benrorgehoben sein.

Vom Hochjochhaase begiebt man sich in wenigen Hi- naten znm Hintereisfemer hinunter, aaf dessen blankem Eise nun stetig emporgestiegen wird , anfangs begleitet von dem Aasgehenden des nebenliegenden Eesselwandferners. Der be- ginnende Tag zeigt keine Wolke; vor ans liegen im reinsten Sclineegewande Weisskugel nnd Langtanfererspitze, rechts die doppelte Wildspitze, rückwärts P&ffenkamm nnd Sonklar, näher Ramolkc^el nnd Erenzkamm.

Den Langtaufererznfloss rechts lassend, schreiten wir aaf der Mitte des Hanptgletschers voran , welcher eine Zeit lang ziemlich eben, doch mit zahlreichen kleinen Wasserlaken besetzt ist, deren daune Eiskruste das Einbrechen nicht tct- bindern kann; später zeigt das Eis auch eigenthümlicbe trichterförmige Vertiefungen.

Auch hier fand ich, wie an anderen Stellen der Oetc- ihaler Alpen, inmitten einer stundenweiten Eisbedeckung im Schnee drei Schmetterlingsspecies ebensowohl lebend, wie todt ziemlich häufig: den alpinen Weissling Pontia bryoniae, den kleinen Schwärmer Zygaena exulans, durch seinen reichlieli schwarzbehaarten Leib gegen die Eälte geschützt, und eine auch bei uns nicht seltene Goldeule Orthosia ypsilon. Anders Lepidopteren sind mir unter ähnlichen Verhältnissen nie be-

*) Alpine Journal II. 148, und Jahrb. des 0 A. V. V. 1869, pag. M,

Petersen, Auf die Weisskugel. 269

net, man darf daher das Vorkommen dieser Thiere anf ten Schneefeldern wohl nicht nur einem zufälligen Ver- lagen darch Winde , sondern auch einer besonderen Lieb- >erei zaschreiben.

Von dem steilen Abhang unseres Schneedoms uns etwas ks abwendend, wird auch der letzte steilere Anstieg zum itereisjoch 3458"" 10931' N. M. M. ohne Stufenhauen nach .findigem Marsche vom Hospiz aus leicht überwunden. Ganz le dem Joch und nur wenig höher erhebt sich die kleine ppe der Inneren Qiiellspitze.

Die Weisskugelbesteiger haben bis jetzt immer die Rieht- ; Yom Hintereisjoch hinauf eingeschlagen. Der Kamm 368 Hochgipfels fallt nämlich ebensowohl nach dem Hintereis- nach dem Matscher- und Langtauferer-Ferner sehr steil , nach letzterer Seite noch am wenigsten. Berreitter übrigens 1870 den sehr steilen westlichen Abstieg zur Lsattelung zwischen Laugtauferer- und Matscher - Ferner, 1 Harpprecht wenige Tage vor meinem Besuche denselben lieh, anfangs anf der Hintereisseite, zum Weisskugeljoch 4" 10606' N. M. M. und Langtau fer erferner durchgeführt^ welcher Rieht nng 1873 Holst nachfolgte.

Von unserem Joch aus wird der höchste Punkt in einer lode gut erreicht, zuerst über Firn Wölbung, kurz von 8en durchbrochen, dann über ziemlich scharfe und rauhe ppen, zwischen denen mau sich, schon nahe der Spitze, iml in eine Scharte hinunterlassen und wieder empor-* 'lern muss. Der Gipfel wird von einer schmalen Firn- bung gebildet; etwas unterhalb bei den obersten Felsen rt ein kleines Steinmanndl die Flasche mit den Karten Ersteiger, von denen ich mir die von Tucketts zweitem uch am 30. Juni 1870 aneignete. Der bekannte englische »anreisende ist voll des Lobes über die Aussicht von der ifiskngel und mit vollstem Recht. Auch mir ward au »m der schönsten und wärmsten Tage des Sommers das ick einer prachtvollen Aussicht während zwei voller Stunden Theil. Sie erstreckt sich ebensowohl über weite Eisgefilde I rauhes Hochgebirge wie über freundliche grüne Thäler.

270 Oetzthaler Alpen.

Nordlich iinponirt vor Allem das gewaltige Eisbecken de Gepatsch zwischen Weissseespitze and Hintereisspitzen, link von der Nagelwand im grossen Bogen dem Lfangtaufererfane die Hand reichend ; auch der obere Eesselwand- und Vernagt Ferner werden zum Theil übersehen, direct östlich aber fi» vollständig der lange, rahig dahinwallende Hintereisfemei Während nach Norden besonders schön die Yernagispiti and der nähere Fluchtkogel , sodann die Wildspitze in gaiue Majestät sich präsentiren , ist auch gegen Osten die Um rahmung des Hochjochferners and der Marzellkamm sehr beaeb tenswerth and nimmt sodann im Süden die Ortlergrnppe oal nnd übermächtig die grösste Aufmerksamkeit and Bewon* derang in Anspruch. Man schaut auch weit in das Tnfoi' and Münsterthal hinein, sehr deutlich wird Lichtenberg bei Glurns erkannt nicht minder nach Kurzras, Matsch und dem grünen Langtaufers hinab, während von dem Langtaa- fererferner in der Tiefe zahlreiche Eisspalten und Waasertompel im schönsten Blau herauf leuchten. In der östlichen Schweiz Vorarlberg und Oberbaiern stehen die Gipfel ungezählt

Mit einigem Interesse wurde der südlich verlaufend« Salurnkamm betrachtet. Er beginnt unmittelbar neben den Hintereisjoch mit dem wenig höheren Felszahn der Innerei Quellspitze 3498"' 11057' N. M. M., daraaf folgt der Schnee dom der Aeusseren Quellspitze 3406"' 10766' N. M. M. links daneben der ganz ansehnliche Schwemser oder di Schwemserspitze 3450" 10905' N. M. M. Der Kamm verfinl dann schöngeschwungen zur breiten Salurnspitze Sidl** 1084S N. M. M., dahinter zur Lagaunspitze 3435°' 10858' N. M.M noch etwas weiter zum rechts stehenden Ramudler od( Ramudlerspitze 3333"' 10539' N. M. M. Der auf der ander« Seite das Matscherthal begleitende Portleskamm ist wenigf hervorragend.

Bis 11 Uhr weilten wir auf der Spitze. In 35 Mix wieder beim Joch angelangt, wurde nach einer Wanderoni von 55 Min. im weichen Schnee auf der linken Seite dl Matscherferners das Apere betreten. Mitten aus dem MatttJ^*' ferner, welcher, vom schneeweissen Firnkamm im Halbknil

Petersen, Auf die Weisskugel. 271

ingefasst, prachtvoll doppelarmig daliegt, erhebt sich ein 'elszahn, unterhalb dessen sich das Eis za wilden Pyramiden Qfgethürmt hat. Angesichts derselben steigen wir während 0 Min. im rauhen Felsgetrümmer und über ein Schneefeld erade hinunter'*'), begeben uns dann über das Ferner- inde aufs andere Ufer (20 Min.), am jungen Matscherbach doch bald wieder links hinüber. Nach 1 St. 10 Min.« ist ie einsam und malerisch zwischen Aryenbäumen gelegene bere Matscheralpe erreicht, 3 V^ St. nach Verlassen des Gipfels, ^ebrigens kann man, vom Matscherferner links aufs Apere etreten, in derselben Richtung auch einen Felskamm über- teigen und drüben zur Matscheralpe gelangen, an mehreren, enerdings wegen Muhrenausbrüchen regulirten und abgelas- sen kleinen Seeen vorbei. Ignaz war dieser Weg bekannt.

Die untere Matscheralpe rechts lassend, erreichen wir in D Min. den ersten der beiden , auf schönem Plane dicht bei nander gelegenen Glieshöfe. Hier bleiben die beiden Yenter irück, um über Kurzras heimzukehren.

Nach kurzer Rast geht es im Matscherthal immer rechts id hoch über dem Bach hinaus, stets mit prachtvollster nssicht auf den Ortler und seine Trabanten. Das Thal ist ich an Wald, darunter im oberen Theile ziemlich viel Arven, »ater an üppigen Wiesen. Höchst malerisch liegt das Dorf atsch, noch bei 1500"" ü. M. , rechts am Berge, unten die oine Matsch und die Kapelle auf steilem Hügel. Von des ^irthes Johann Telzer Zimmern geniesst man unmittelbar ^Anblick der Ortlerberge; es ging schon gegen Abend und 0 Kellnerin bat freundlich, zu bleiben. Indessen wollte ich

.

^en Tag verlieren und am folgenden Abend in Bormio

^, begab mich also noch nach dem von der stattlichen lurburg überragten Schluderns 918"* hinunter (3 St. von u Glieshöfen) und auf der Etschthalerstrasse bis Eyrs, von ) der Postwagen früh nach Bormio abgeht.

*) Pfister begegnete hier einigen Schwierigkeiten (Zeitschr. des D. ?. ly. 151) and räth desshalb , am Matscherfemer lieber von oben rechts arteigen. Ich theile diese Ansicht nicht; jedenfalls ist unser Weg kttnere.

Bd, V. Abth. I. 18

272 Oetzthaler Alpen.

Nach der weiteren Reise durch das Veltlin zum Come^, Luganer- und Langensee erfolgte die Heimkehr über den St Gotthard.

13. Weissseespitze, Kesselwandjoch und Gaslarjoch.

Von Gepatsch nach Vent.

Nachdem mir in der ersten Hälfte des Juli 1873 ein acht- tägiger Besuch der Wiener Weltausstellung und eine interes- sante Tour durch die julischen Alpen samnit der Besteigang des Triglav, deren höchster Erhebung, vergönnt wordeiit wurde am 18. das freundliche Yillach verlassen und in Lienz genäcLtigt.

Es galt am 20. das Kauuserthal zu erreichen, um am folgenden Tage der Eröffnungsfeier des Frankfurter Tonriaten- hauses bei der Gepatschalpe anzuwohnen. Ich traf am ge- nannten Tage in Gesellschaft des Herrn Otto Friese tob Wien, welcher an dem Feste Theil zu nehmen gedachte, um 5 Uhr Morgens in Landeck ein.

Nach der langen Fahrt gönnten wir uns kurze Buhe. Inzwischen war auch mein Freund Otto Engelhard Tom. Arlberge her angekommen. Wir fuhren nun nach Protz am. lun entlang, stiegen gemächlich nach Kaltenbrunn hinauf onl trafen gegen Abend in Feuchten ein, wo sich eine zahlreiche Gesellschaft im GfalTschen Wirthshause zusammen&nd, dar- unter die k. k. Oberförster Würtenberger und Plant, der Bürgermeister von Ried Herr Handle, auch viele Fahrer aus dem Oetz-, Pitz- und Kaunserthal, wo Abends endlich von Wenns über den Piller unsere Freunde Dr. Haeberlin und Dr. Ziegler von Frankfurt anlangten.

Es war am folgenden Tage ein Doppelfest za begehe Die schönen ausgedehnten Waldungen und Jagdgründe des Kaunserthales sind aerarisch. Zur Erleichterung des Dieoates ihrer Beamten sah sich die k. k. Forst- und Domainen-Ye^ waltung veranlasst, ein Jägerhaus im oberen Thale zu erbauen. Herrn Oberförster Würtenberger, welcher auch doi Baa unseres Gepatschhauses geleitet, lag diese Aufgabe ob woi war derselbe bemüht gewesen, beide Häuser gleichzeitig ftrtff stellen zu lassen.

Petersen, Wci8sseespitze> Kessel wandjoch und Guslarjoch. 273

So wnrde denn zuerst das 2^lt Standen Ton Fencliten tbalaafwärts belegene Habmes-Jägerhaas in ßotheck, ein soli- der Holzbau mit 8 Räumlichkeiten und Dachstock, reich ge- scinnuckt mit Fahnen, mit Alpenrosen, weissen Flechten und Fichtenlaub, eingeweiht und nach eingenommenem Frühstück 20IQ 1 1/2 Stunden entfernten Gepatschhause weitergewandert. Mau kann vom Jagdhause aus auf dem Pfade am rechten Dfar des Faggenbaches bleiben, oder aber über die Brücke ximx Hauptwege hinübergehen und unterhalb der Gepatsch- terr&sse wieder zum anderen Ufer übertreten.

Bei unserer Ankunft um Mittag waren die Fahnen von Oesterreich und dem deutschen Reiche, von Tirol und Frank- iert a/M. aufgezogen und Pöllerschüsse dröhnten. Kurz darauf traf auch zu unserer grossen Freude Herr Pfarrer Senn von Nauders, begleitet von dem Wirthe Nogler von Hinterkirch Xiangtaufers ein. Während der grössere Theil der Gesell- schaft einen Gang zum nahen Gletscher unternahm, bereitete der Wirth Job. Eckhart von Ealtenbrunn das einfache aber schmackhafte Festmahl ; darnach wurde auf dem kleinen grü- nen Plane am südlichen Fusse des Gepatschhügels noch ein Scheibenschiessen nach Tiroler Art in Scene gesetzt, bei dem auch wir Frankfurter unsere Schiessfertigkeit erproben konn- ten, bis der hereinbrechende Abend die Gäste in das Haus zurück trieb. Hier gieng es die ganze Nacht über lebhaft zu, 80 dass wir vor unserer Bergfahrt nur kurzer Ruhe theilhaftig wurden.

Der Forstwart Ragg, specieller Obhüter unseres Tou- ristenhauses, erzählte mir später, er sei, nachdem Alles auf- geräumt, erst anderen Nachmittags in das Jägerhaus zurück- gekommen und sofort schlafen gegangen. In der Nacht wieder erwacht, begiebt er sich in's obere Eaiserbergthälchen auf die Gemsjagd. Wirklich werden zwei schöne Thiere angeschlichen, derart bei abfallendem Winde, dass ihr Näherkonmien zu erhoffen war. Gemüthlich legt er sich schussbereit nieder, aber ent- sdilummert alsbald sanft. Beim Erwachen ist es spät am

Nachmittage, die Gemsen sind längst verschwunden.

18»

274 Oetzthaler AlpeD.

Das Gepatschhaas wurde grösser hergestellt als die meisten Clnbhütten in den Alpen. Wir nahmen von vornherein darauf Bedacht, während der Reisezeit einen standigen Wirthschafier dahin zu setzen, nm für die nothwendigsten BedürfniBse der Reisenden zu sorgen, denen sich thalabwärts das erste Unter- kommen in dem 4 Stunden entfernten Feuchten darbietet. Vorläufig ist in dem nicht fehlenden Keller ein kleiner Won- vorrath niedergelegt und gegen Zahlung der angeschlagenen Taxen davon zu entnehmen. Im Jahre 1875 wird hoffentlich die kleine Wirthschaft eröffnet werden können. Dann w^en die herrlichen Partien, welche sich vom oberen Eaunaerihal aus unternehmen lassen, bedeutend leichter auszuführen sein. Das Gebäude ist 46' lang und 21' breit und enthält zwei grössere und zwei kleinere Räume, darüber noch einen ganz durchgehenden Boden. Das eine grössere Zimmer bietet Hen- lager fiir 12 Personen dar; von den kleineren soll das eine mit 2 Betten, das andere mit Strohmatrazen versehen werden.

Die Lage des Hauses, igs?*^ G120' ü. M. nach meiner Aneroidmessung, ist überaus schön und malerisch, am höchsten nördlichen Punkte der obersten Terrasse des EAunserthales, unweit dem Ende des Gepatschferners mit seinem weit geöff- neten doppelten Thore. Ringsum stehen herrliche Zirbelkiefern, welche im Eiiunserthal besonders gut gedeihen. Durch einen Wald dieser ächten Hochalpenbäume steigt man auf dichtem grünem Teppich zur nächsten flachen Thalstufe hinab, einem früheren Seeboden, durch welche sich der Faggenbach in zahl- reichen Windungen hinschlängelt, nachdem er sich seinen Weg durch die uns ganz nahe Klamm gebahnt. Zur Thore hinaustretend, schaut man zum grössten Gletscher der deutschen Alpen hin, hinter dem Hause bietet sich ein nicht minder schöner Blick dar, das waldreiche Thal hinaus bis zu den Innthaler Bergen.

Unter den grossartigen Partien, welche sich von (le- patsch aus unternehmen lassen, hatten wir eine besonders interessante zur Fest&hrt für den folgenden Tag an^wahlti die Besteigung der Weissseespitze, bisher nur zweimal ausge* führt, nämlich zuerst 1870 durch die Herreu Pfarrer SenOt

Petersen, Weissseespitzc, Kessel wan<1joch und Goslarjoch. 275

.von Mayrl und J. Wunderer von Vent aus, das andere ä1 1871 durch Herrn Lutze von Wunnb von Gepatsch is; beidemal wurde nach Langtaufers abgestiegen.

Um 3^' 30™^ früh verliess die Gesellschaft, 5 Herren mit »eusovielen Führern das Gepatschhaus. Man überschritt den iggenbach bei der Alphütte und betrat den Gletscher an der (ite des Nöderberges ; später ging es an dessen Hang weiter )er die Moräne und einige Schneefelder der Einsenkung zu, ölche zwischen dem Nöderberge und dem vom Rauhen Eopfe ngsam unserem Gipfel zuziehenden Firngrate liegt. Pracht- >1I bricht hier die Eisbekleidung gegen das Thal zu ab. Den dasselbe herabhängenden Gletscherarm betreten wir um 5** )% erreichen kurz nach 7'*-, immer langsam ansteigend, einen edrigen Felsgrat und befinden uns 8^ 10"* bei dem von ?patsch aus sichtbaren Zacken auf der Höhe des Kammes, 'ir marschirten in zwei Golonnen am Seile, fast immer im nstig beschaffenen Firn, welcher nur an einzelnen Stellen terhalb des kleinen Felsgipfels kurzes Stufenhauen benöthigte. ine weitere Schwierigkeiten war um 9*** 5"** die breite Fim- ppe der Weissseespitze 3530" 11155' N. M. M. gewonnen ch 4 Stunden 40 Min. Gehens und 55 Min. Basten. Ein ipfindlich kalter Nordwind blies auf der Höhe, wir wählten ber, um das Frühmahl einzunehmen, einen etwas geschützten atz an der Südostseite des Gipfels auf dem noch ziemlich rten Schnee.

Ein tiefblauer klarer Himmel wölbt sich heute über der sgedehuteu Gletscherlandschaft, die Aussicht ist entzückend, ensowohl auf das Oetzthalgebiet, insbesondere auf jenen leil, welchen das erhabene schneeweisse Doppelhorn der ildspitze beherrscht, als andererseits auf die Ortler- und rninagruppe und bis in die innerste Schweiz hinein. Von sonderer Wirkung ist der Contrast der grossartigen Gletscher- idschaft des Gepatsch gegenüber dem dunklen Waldesgrün 3 reizenden Kaunserthales.

An der Nord- und Westseite ist der Abfall von dem pfel ziemlich steil. Hier hängt der hübsche Weissseefarner ch dem Wei^sseejoch und der kleine Falginferner gegen

276 Oetzthaler Alpen.

Langtanfers herab. In dieser Richtung verliessen uns jetil zwei unserer Gefährten mit zweien der Führer, Herr Dr. | Haeberlin, um nahe dem stolz uns gegenüberliegenden Glock- thurm in möglichst gerader Linie zum jenseitigen Radnrscliel- thal überzusteigen und am Abend zu Pfunds am Inn einin- treffen, und Herr Friese, um durch Langtanfers sich zonielirt nach Nauders zu begeben. Wir anderen Engelhard, Ziegler und ich, zogen in Begleitung von Lois, Isaac und Dommieos ostwärts, der seines Proviantes entledigte Joel endlich ging nich Feuchten zurück. Um 10*** 50"^ verliessen wir die Spitze.

Es galt nunmehr den interessanten Doppelpass über die Gletscher von Eesselwand und Guslar kennen zu lernen, eine Wanderung über ausgedehnte Eisflächen, welche die Herren Dr. Eisenlohr und Dr. Darmstädter zuerst 18(i9 toh der Gepatschalpe aus unternommen haben ; Lois war ihr Fahrer.

Man wird nicht leicht einen über 1 1000 ' erhabenen Hock- gipfel wiederfinden, von dem ein mächtiger Gletscher so lug* sam herabfliessl, als der Gepatschferner von der Weissseespitn. Wäre nicht der mittlere Gletscher überaus zerrissen, so könate man leicht und ohne irgend steilen Anstieg hinauf gelangea.

Ohne die gewöhnlich schneereiche Einsenkung des soge- nannten Sumpfes zu berühren, welche links gelassen wurdet schreiten wir, in südöstlichem Bogen ganz gemächlich ab- steigend, in 1 St. 50 M. zum Kessel wandjoch 3264" 10315'N.H.II. hinüber. Hier gehen in der flachen Eammeinsenkung zwischen dem Fluchtkogel und den Hintereisspitzen die Gebiete des Eesselwandferners und Gepatschferners ebenso nnmerUidi ineinander über wie anderen Ortes der Taschachferniff und Sechsegerten ferner.

Inzwischen hat die über Mittagshöhe emporgestiq^ Sonne die Oberfläche der weiten Schneegefilde stark erwoeht, wir sinken Schritt für Schritt tiefer in den Schnee ein. Sei es aus diesem Grunde, sei es auch weil man die Nacht uf Gepatsch so gut wie gar nicht geschlafen, wir alle sind bei der Ankunft auf dem Eesselwandferner schlafbednrfüg; wie auf Commando werden die Decken und Plaids ansgehreitet nnd einer legt sich neben dem anderen nieder, sofort

j

Petersen, Weissseespitze^ Kessel waiKÜjoch, und Gnslarjoch. 277

lafend. Ueber eine Stunde haben wir hier köstlich ge- Inmmert, ungeachtet unsere Unterlager inzwischen mit dem mee zusammengefroren sind. Um 2*** 5"' brachen wir ann auf fast ebener Schneebahn zum nordöstlichen Guslar- b auf, welches schon 2*** 50 "* erreicht ist. Um zu dieser )ergangsstelle in dem Grat zwischen dem Fluchtkogel und

Eesselwandspitze vom Gepatsch aus direct zu gelangen, t man das Kesselwandjoch rechts liegen. Ganz in unserer le erhebt sich der Fluchtkogel im blendenden Firngewande.

wölbt sich schlank empor, denn wir sehen gerade auf e schmale, gegen N-S. gestreckte Flanke. Ihn heute zu :eigen, wäre wohl noch möglich gewesen, indessen wurde ;en der schon vorgerückten Nachmittagsstunde von der tie abgesehen ; zudem ist die Aussicht von der bereits li erhabenen Gratstelle 3312" 10466' N. M. M. so umfassend l mannichfaltig, dass wir aufs Höchste überrascht und er- at sind, und eine Stunde verweilen, um sie etwas ein- lender zu studiren. Man wird in der Oetzthalergruppe im einen Uebergang finden, welcher so viel Interessantes bietet; den in einem Tage von Vent nach Gepatsch Rei- den kann die Partie daher um so angelegentlicher empfoh-

werdeu, als Fluchtkogel oder Weissseespitze sehr leicht lit zu verbinden sind.

Ueber dem niedrigen und kurzen Kamm, welcher vom chtkogel zwischen Yernagt- und Guslarferner niedersinkt, ein grosser Theil des ersteren Gletschers sichtbar. Diese >e erhält durch den immer wieder grandiosen Anblick der pelgipfeligen Wildspitzschneide, ihre beiden davor gelege- recht ansehnlichen Trabanten, den Hinteren und Vorderen •chkogel stolz überragend, einen besonderen Reiz. Den enscheinlich nicht besonders schwierigen Herabweg von

Wildspitze zum Hochvernagtferner und über wenig ge- llte Firnfiächen zum Taschachjoch übersieht man vollkom- i. Es folgt rechts der Yenter Thaleinschnitt und Grat

allen Gipfeln vom Noderkogel bis zur Earlesspitze, da- ter etwas links die Pfaffengruppe, der Sonklar und andere lebungen von Stubai, mehr rechts und näher Granaten-

278 Oetztbaler Alpen.

kogel, Hoher First, Liebnerspitz und Seelenkogel, dann die Hochwilde ; znr Linken der Guslarspitze die Hintere Schwäne, znr Rechten Similann nnd Finailspitze ; näher nach Süden die Hintereisspitzen, zwischen der Hinteren und Mittleren der Ortler, dann Langtanfererspitze , Nagelwand, Weiss- kugel und Weissseespitze, sammt einem grossem Tbeil des Gepatschferners. Auch die nahen Eesselwände und der Eesselwandferner nehmen sich prächtig aus und über der Einsenkung des Eesselwandjoches strahlen Piz Ros^, Ber- nina, Zupö nnd Cambrena in vollem Glänze. Nahe der Weissseespitze erblicken wir den Piz Buin, die Silvrettagrnppe und das Fluchthorn, rechts vom Glockthurm die Mädel^bel und den Hochvogel, umgeben von zahllosen Erhebungen der nordwestlichen Ealkzone, weiter westlich verliert sich das Auge zwischen hellblauen Schweizer Gebirgen. Die Grapp^rung unseres Rundgemäldes ist ebensowohl im Ganzen wie im Einzelnen überaus vortheilhaft. Sehr befriedigt verlassen wir nach 1 Stunde 35 Min. Aufenthalt um 4*** 25"* unseren präch- tigen Lagerplatz zwischen den mit Hornblendenadeln gespickten Schieferplatten.

Den Weg von Vent auf den Fluchtkogel, sowie die Ge- staltung der näheren Umgebung dieses Hochgipfels hat dessen erster Besteiger, Herr Pfarrer Senn (1869) beschrieben.*) Zu Anfang uns nahe der Ostflanke des Berges haltend, eilen wir, noch einmal am Seil verbunden, über den massig geneig* ten Guslarferuer hinab zum Hintergrasl (35 Min.) und über die linksseitige Moräne zum Ausgehenden des Yernagtfemers (25 Min.), welches in wenigen Minuten überschritten wird. Der Vernagtferner ist noch immer im Rackzuge begriffen und steht gegenwärtig nicht mehr mit dem Guslarferner in Ver- bindang.

üeber die linksseitige Moräne geht es weiter hinaus. Um 6^ 30"*- bei der Schäferhütte am Platteiberge angelangt, geniessen wir noch während einer halben Stunde die Aussicht auf das

•; Zeitschr. d. D. A. V. I. 276.

Petei-sen, Nördliche und südliche Wildspitze. 279

enter Thal und schlendern dann über die Matten nach Vent inab, wo wir nm 8*** eintreffen nach dreistündigem Marsche >m Gnslarjoch.

14. Nördliche und südliche Wildspitze.

Das Mittelbergjoch.

Vor zwei Jahren stand ich an einem sehr schönen Tage if der Südlichen Wildspitze. Den noch etwas höheren Nord- pfel, die höchste Erhebung der Oetzthaler Gebirgsgruppe 76" 11936' N. M. T., ebenfalls zu erobern und die Be- .nntschaft der beide Spitzen verbindenden scharfen Firn- hneide zu machen, stand in erster Linie auf dem Programm s Jahres 1873.

Am zweiten Morgen nach unserer Festfahrt auf die Weiss- ^espitze war ich mit Lois um 3'*' 15"* marschbereit. Es 'Ute heute der Versuch gemacht werden, der Nördlichen ^ildspitze von der Nordseite beizukommen. Zu dem Zwecke i>Ilte ich zuerst die Höhe des Taufkarjoches gewinnen.

In '/« Stunden waren wir bei den Heustadeln auf der men Terrasse von Stablein. Der Himmel ist bei beginuen- ^ Tage etwas bedeckt, doch sind die Spitzen frei und färben 1 prachtvoll im Morgenroth. Gern wird eine Weile ange- ten, denn der gegenüberliegende Aufbau des Ventergrates, -6000 Fuss dem Thale entsteigend, präsentirt sich hier in ^er ganzen Majestät. In der Tiefe ist es noch dämmerig, Xuft ganz ruhig; deutlich vernimmt man das Brausen

wilden Wassers aus der Schlucht des Niederthaies herauf.

Dem Eirchlein von Vent senden wir jetzt einen Abschieds-

^^ hinab und steigen über das Rasengehänge bis zur Mo-

^^ des Taufkarferners an. Der vor uns liegende Gletscher

flach geneigt ; ihn mitten durchquerend, erreichen wir um

30"- die Kammeinsenkung des Taufkarjoches, 3234" 10191'

*i meiner Aneroi'dmessung, wo wir 25 Min. verweilen.

Kach Norden liegt der weite Mittelbergferner vor uns, wir nunmehr betreten. Nahe dem Weisskamm bewegen

uns langsam in westlicher Richtung aufwärts, der den >^m wenig überragende Taufkarkogel bleibt links liegen.

280 Oetzthaler Alpen.

ebenso das ganz nahe Rofenkarjoch ca. 3300°" 10430'. Von hier zieht sich der seither meist felsige Kamm, den wir jetxt angesichts des Rofenkarferners wieder zn begehen haben, firn umkleidet ziemlich steil empor. Die Wildspitze erscheint bereits ganz nahe, aber bald verschwindet sie in einer Nebel- kappe, welche schnell auch uns nmgiebt. Wir massen jetit in den bis 50^ geneigten Firnhang gegen 300 Fuss hinauf Stufen hauen und erreichen darnach um 8^* 15™* ein kleines Gletscherplateau bei einem in der neuen Mappirnng mit 3561* 11254' angegebenen Punkte.

Wie ich vermuthet, sind wir auf einer interessanten Kreuzungsstelle angelangt, nämlich da, wo nordostlich ?on der Wildspitze der die Gletschergebiete von Mittelberg und Taschach trennende Mitterkamm sich vom Hauptkamme, dem Weisskamme loslöst. Zu meinem grossen Leidwesen wird jedoch die Witterung immer schlechter, der Sturm blast mächtig und der Schneefall kommt dichter. Wir suchen an einem der beiden nahen Felszacken etwas Schutz, denn so schnell wollte ich meinen Plan, die nördliche Wildspitze nber den nordöstlichen Hanptkamm von hier zn besteigen, nicht aufgeben. Indessen blieb schliesslich doch nichts übrig, als darauf zu verzichten, da keine Aussicht auf schnelle Aufklär- ung des Himmels vorhanden war und wir bereits stark durch- nässt worden und vor Frost zu zittern begannen. Sollte die Wildspitzebesteigung von dieser Seite später gelingen, so wer- den sich jedenfalls dabei einige Schwierigkeiten darUeten, denn die herrliche Firnschneide, welche sich in mehreren Ab- sätzen zur Spitze erhebt, ist nicht minder scharf als steil und zerrissen.

Wir begeben uns um 9*** 55"* auf den hier nicht beson- ders steilen Taschachßrn hinab und gelangen schnell in die Gegend, wo der aus dem Gletscher zur nördlichen Wildspitze sich erhebende übergletscherte Rucken, über welchen bei den bis jetzt ausgeführten Besteigungen jener Hochspitie an- gestiegen wurde, seinen Anfang nimmt. In dieser EKnsidit ist also die heutige Bergfahrt immerhin lehrreich und fnr Yent bemerkenswerth, denn durch meinen Weg ist eine pnk-

Petersen, Nördliche und südliche Wildspitze. 281

ble und zugleich sehr kurze Route vom genannten Aas- spunkte zur nördlichen Wildspitze gegeben, von wo man um, um eine ausnehmend schöne Rundtour daraus zu hen, über den Grat zur südlichen Spitze hinüberschreiten

über den Rofenkar- oder selbst Mitterkarfemer zurück- •en könnte. Wenige Tage später war ich so glücklich, zweiten Theil dieser Hochfahrt ebenfalls auszuführen. Eines sollte aber heute unter allen umständen nicht irlassen werden, nämlich der schon zweimal beabsichtigte ergang über den die beiden Gletschergebiete von Taschach Mittelberg scheidenden Kamm, hier Hullwand (Hohlwand) mnt, an der niedrigsten Stelle, welcher wir ganz nahe Dieser für Mittelberg wichtige Pass ist vordem, soviel bekannt, niemals benutzt worden. Nach kurzem Wieder- eigen erreichen wir um lO'"' 45"* die Höhe des Grates und enen uns der anstehenden Felsen um so lieber als Unterlage, r einfaches Mittagsmahl auszubreiten, als Eis und Schnee heute schon genügend kalt gemacht und auch die dunklen ken gerade etwas gnädiger darein schauen. Die Seehöhe Joches, wofür ich den Namen Mittelbergjoch vorschlage,*) mein Aneroid auf 3197" 10103' an. Um 11*** 50"* brachen wir wieder auf. Ganz allmählig

es jenseits über den Mittelbergferner hinaus, doch hätte dem Vorschlag von Lois; uns an der Seite des Rechten lerkogels zu halten, nicht folgen sollen, da es mir von Besteigung des Hinteren Brunnenkogels her wohl bekannt

dass anderseitig nahe dem Mitterkamm das Durchkommen t möglich ist. Wir hatten am Fuss des Fernerkogels h tiefen Schnee und dann eine Strecke weit durch reich-

*) Tnckett nannte jenen Pass, den er beim Ruckwege von der ihen Wildspitze am 22. Juni 1865 vom Rofenkarferner zum Mittelberg- r fiberschritt, allerdings Mittelbergjoch, wir bezeichnen aber diese hohe -gangssteile neuerdings znm Unterschied vom Tanfkarjoch lieber als ikaijoch. Der genannte Autor ragt zwar (Hochalpenstnlien II. 101), ibe den Weisskamni zwischen Wildspitze und Weissem Eogel in der igsten Einsenkang überschritten, das wäre am Tanfkarjoch; er ist aber der Beschreibang wohl bei dem etwas höheren Rofenkarjoch hinüber- ngen.

282 Oetzthaler Alpen.

liehe Spalten im Eise einigen Aufenthalt, so dass die Zeh auf 1*** 45"* vorgerückt war, als wir unter dem Earleskopie das Apere am rechten Gletseherrande über dem Abston betraten.

Schnee und Regen haben aufgehört und der Wolken- scbleier hat sich bereits soviel gelichtet, dass drüben der grünlichgraue Riffelsee zu sehen ist, was uns kein übles Vo^ zeichen für das Wetter zu sein scheint. Nach kurzem Anf- enthalt steigen wir hinab und treffen um 4 Uhr im Mittelberger Gehctfte ein.

Am 28. Juli wurde die Nördliche Wildspitze aufe Neue in Angriff genommen, diesmal bei ganz günstiger Wittemsg. Die drei früheren Besteigungen (der meines Wissens ausserdem noch zweimal ausgeführte üebergang von der südlichen Spitze kann nicht hieher gerechnet werden) durch die Herren Senn und V. Statzer 1870, Dr. Benedict 1871 und die Englander R. und W. M. Pendlebury 1872 waren vom Taschaehthal her unternommen worden. Heute galt es einen neuen Weg zu eröffnen und auf diesem endlich einmal die Umgebungen des Mittelbergferners im hellen Sonennschein zu schauen.

Spät zur Ruhe gekommen, brach ich mit Lois erst am 6 Uhr auf. Um 11^ 45""' erreichen wir das Mittelbergjoeh und machen hier die Mittagsrast. Während dem wird die nahe Wildspitze aufmerksam betrachtet, aber auch die herrlichen Gletscherterrassen des Taschachfemers und das weite Eisbecken von Mittelberg sind würdige Gegenstande der Bewunderung.

Nach jener Seite hin bemerken wir den Hinteren Brocb- kogel, die Taschachspitze, die Yernagtspitze, die Innere Oel- grubenspitze und den Glockthurm, über dem Oelgrubenjoch den Piz Linard, andererseits den Puikogel und die Hohe Geige, ' drüben in Stubai den Schraukogel.

Um 12^' 50"*' betreten wir den Taschachferner und steuern direkt dem steilen Firnkamm zu, über den wir anzasteign

Petersen, Nordliche und südliche Wildspitze. 283

baben. Aach im oberen Taschachferuer habeu sich in den letzten Jahren die Klüfte reichlicher anfgethan, wir müssen One jetzt wegen eines langen und breiten Schrnndes etwas mehr rechts empor wenden als unsere Vorgänger.

Der Firnrücken wird steiler und schmäler, darnach kom* men zur Abwechslung eine Strecke weit Felsen, weiter ein kleines Plateau. Es ist 2^" 30"**, wir nahen jetzt dem noch koch über ups aufgethürmten Gipfel. Mein vortreffliches seidenes Seil wird etwas fester zwischen uns angezogen, dann beginnt die harte Arbeit des Stufenhauens.

Die Tritte müssen gat ausgeschlagen werden, denn das

Eis, ist blank, dafür sind wir aber auch der Lawinengefahr

nicht mehr ausgesetzt, denn tief unter uns liegen die schon

abgerutschten Schneemassen, lieber einer weit geöffneten

Spalte beginnen wir die steile Eisleiter herzustellen und stetig

aufwärts zu verfolgen. Der Himmel ist fortwährend heiter

Und die gar nicht bewegte Luft so rein, dass die Schweizer

Gebirge bis gen Wallis sichtbar sind. An einigen Stellen der

tnermesslichen Landschaft ballen sich aber soeben Wolken

znsanunen, über dem Berner Oberland, an der Zugspitze und

später, als wir schon fast oben sind, am Grossglockner. Jetzt

steht die dunkle Wetterwolke am Wettersteingebirge, der grelle

Blitz röthet die Kalkwände der Zugspitze. Doch der ferne

Donner verrollt schnell, auch nach Baiern za ist es wieder

hell geworden, in bezaubernden, dunkelblauen Nachmittagsduft

gehüllt liegen frei da unzählige Gipfel benachbarter und weit

entfernter Gebirgszüge.

Wir sind dem hohen Ziele nicht mehr fern, das sagt deutlich der nahe blendendweisse Firndom des Hinteren Broch* kogels, dessen llöOO' hohen Gulminationspunkt wir bereits unter uns haben. Die Neigung der Firnwand hatte seither 48 52^ betragen, eine kurze Strecke 56^, nach dem Gipfel za nimmt die Steilheit wieder ab. Wir eilen voran und haben um 3^ 50""* die nördliche Wildspitze zu unseren Füssen. Sie ist ganz überfirnt und so schmal, dass man sitzend mit ein- facher Wendung die Füsse nach der Seite von Taschach und Bofenkar herabhängen lassen kann. #

284 Oelzthalcr Alpeo.

Die Aussicht von der nordlichen Wildspitze ist allerdings noch etwas freier wie von der oftmals geschilderten südlichen, aber, ausgenommen dass sie sich weiter über das Mittelberg- gebiet erstreckt, nicht wesentlich verschieden; herrlich und beide Punkte, unübertroffen in der Oetzthaler Grnppe ihre Fernsicht, grandios der Anblick dieses grössten und gletscher- reichsten Gebirgsstockes der deutschen Alpen. Wir gönnten uns 20 Min. Ruhe, die nur zu schnell verflogen ; dann mosste aufgebrochen werden, um noch vor Dunkelwerden nach Yent zu gelangen.

Um 4^' 10"** wird die schlanke Firnschneide betreten. Hart am Rande der nach Rofen überhängenden Grewächtet übrigens auf der Taschachseite, die unmittelbar neben nns fast ebenso steil niedersinkt, auch mehrmals stehen bleibend und in die schauerlichen Tiefen links und rechts hinabschauend, langen wir bereits um 4^ 22°^ auf der südlichen Spitze an, die ich also heute zum zweiten Male besuche. Der Gang über die Schneide, ein hoch interessanter Weg für jeden Bergsteiger« wurde auf ungefähr 300 Schritte bemessen. Nach meiner Aneroi'dmessung und Schätzung überragt der nordliche Gipfel den südlichen um 6—8 M. oder 20 25 F. Wir verweilen nochmals 20 Min. und steigen dann in die Urkundfelsen hinab, wo der Rest des Proviantes verzehrt wird. Um 5^' 50 "* er- reichen wir den spaltenreichen Rofenkarferner und treffen nm yiu 4Qin. jjjj "Widum zu Vent ein.

Die Besteigung der Nördlichen Wildspitze via Mittelberg- joch hatte einschliesslich 1 St. 40 Min. Rasten 9 St. 50 Min. Zeit gekostet ; der Weg über den ganzen Taschaehferner ist von ungerdhr gleicher Länge. Während man auf jenem den herrlichen Gletscher von Taschach in seiner ganzen Erstieck- uug kennen lernt, macht man auf der zweiten Boute eben- falls die Bekanntschaft des grössten Theiles des Taschachfemers, hat ausserdem aber Gelegenheit, das gesammte Mittelbergge- biet zu besichtigen und inmitten einer überaus grossartigen Hochgebirgswelt ein interessantes Joch zu überschreiten.

Petersen, Rofelewand und Hohe Geige. 285

15. Rofelewand und Hohe Geige.

n Morgen, welcher meiner Reise von Vent nach Mittel- >lgte, hatte der Himmel seine unholde Maske abgelegt, er Barometer war constant im Steigen. Indessen sollte nur ein Besuch in St. Leonhard gemacht werden in genheiten der Taschachhütte.

eich unterhalb Mittelberg zog ein Wanderer des Weges, u Zeichen des deutschen Alpenvereines am Hute, den dger in seiner Erscheinung nicht verläugnend. Es war !. Benzien aus Berlin, welcher sich einige Tage in igend aufzuhalten gedachte. Als dieser von meinem »en erfuhr, der Hohen Geige einen Besuch abzustatten nn emporblickte zu den hoch aufragenden Felsmauern, 3r sie verborgen, da strahlte sein Gesicht vor Freude, aren wir bald einig, womöglich am folgenden Morgen ifstieg zusammen zu unternehmen und zu dem Ende ibend in Planggeros zusammenzutreffen. Es kam jedoch len Tag später zu der Partie.

fröhlicher Stimmung eilte ich mit Lois über die Wie- Qaus, nicht ohne wiederholt an die Besteigung der ^and zu denken. Schnell sind wir drunten beim Post- , der mich am Nachmittage zu dem sehr hübschen fall des Fitschenbaches begleitet. Unwillkürlich wird zur Rofelewand hinaufgeschaut ; als aber der Postmeister, jedanken errathend, noch hinzufügte: „die dürfen der ^octor nicht auslassen^\ da ist die Besteigung sofort ssene Sache. Den von St. Leonhard fast unnahbar nden Berg zu bezwingen, wollte jetzt auch der Post- Caspar Neuner versuchen, ebenso der anwesende raph Müller von Landeck und der Lieselewirth Aloys irer; natürlich durfte der Gemsjäger Gottlieb Rauch, i Weg bis zum vorderen Gipfel bereits im letzten Jahr indschaftet, nicht fehlen, endlich wollte auch der mir )ekannte Joseph Kirschner nicht zurückbleiben. So wir unserer sieben. 11 2*** 50™* verlassen wir das Gasthaus zur Post, durch

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Petersen, Rofelewand und Hohe Geige. 287

oben, erhebt sich die Rofelewand doch zur ansehnlichen he von 3351" 10592' N. M. M., welcher exponirten Lage eine vorzugliche Rundsicht zu verdanken hat, reich an i^echblung, reich an Schönheit der Formen. Das anstehende itein ist ein dunkelgrüner Chloritschiefer. Wir begeben ; noch auf den nahen, wenige Fuss niedrigeren östlichen ifelpunkt hinüber, von dem man das ganze Pitzthal über- it, auch tief unten auf grünem Plane die Kirche von St. mhard und das Gasthaus zur Post erblickt, breiten den genommenen Proviant aus und studiren die heirbeleuch- ) Landschaft.

Weit dehnen sich im Süden hin die blendend weissen gefilde der Oetzthaler Centralgruppe, besonders schön imt sich das weite Becken des Mittelbergferners aus mit ler tief hinabgestreckten Zange. Im Pitzkamm ragt hoch firnumpanzerte Hohe Geige empor. Der Kaunsergrat ist in erer Gebirgsgruppe durch schlanke Gipfel besonders ausge- atmet. Kühn erhebt sich aas ihm der breite Watzekopf und ler die Verpeilspitze, *) an ihrem Fusse liegt der blaugrüne 'peilsee; gleich links von diesen beiden stolzen, scheinbar lahbaren Felsgipfeln erblicken wir weiter zurück die Weiss- :el, dann die Wildspitze, rechts den Glockthurm, die Ber- ^ruppe und die Engadiner Gebirge, mehr westlich den ten Rücken der Scesaplana *'*'), nach Kauns hinein ganz 3 den schlanken Tristkogel. Im reichgeschmückten Inn- erkennen wir Unterladis und das grosse Kurhaus von ^is, weiter bringen die waldigen Gründe des Rosanna- es, woneben die Parseyerspitze hervorragt, neue Abwechs- S in die Landschaft. Wir mustern auch die langen Züge Vorarlberger und nördlichen Innthaler Alpen bis zum len Kaiser, in welcher nördlichen Richtung besonders die ;spitze und die kahle Heiterwand bei Imst hervortreten;

*) Sie wird in der neuen Mappirung irrthümlich als „Schwabenkopf** lehnet, welcher westlich gegen Kaans za steht«

**) Vier Wochen später befand ich mich auf diesem Gipfel und be- tte in der Oetzthalergruppe links von der Wildspitze Watzekopf und lewand als besonders hervorragende Spitzen.

ld.V.Abth. 1. 19

288 Oetzthaler Alpen.

das letzterem Orte nahe gelegene Dorf Ober-Tarrens ist t kommen sichtbar. Im Osten fehlen natürlich nicht die l baier Gebirge, insbesondere Griesfemer, Winnebachfer Schrankogel nnd Pfaffengruppe, auch ein gutes Stück Zillerthaler Berge.

Die Rofelewand ist ringsum ziemlich vergletschert. 6< Norden haben wir den Gsch wandferner, an der Sud- Westseite breitet sich der nicht unbedeutende Schweikertfe aus, an der Südostseite der uns bekannt gewordene Tod karleferner ; die beiden letzteren sind durch einen überfir Kamm geschieden, den man zum Uebergang von St. Leoii nach Feuchten benutzen kann. Im Eaunsergrat erhebt nordwestlich in unserer Nähe der Grieskogel oder GsahU an welchen sich westlich noch einmal ein Gletscher, Gsahlferner anlehnt; nachdem dann nördlich der Tristk eine Höhe von 3056"* 9657' N. M. M. erreicht hat, verfl sich der Gebirgskamm N.-W. gegen das Innthal.

Zwei und eine halbe Stunde bis !!**• 35"** verweilt« Gesellschaft in heiterer Stimmung auf der Hohe, um 3' traf sie wieder in St. Leonhard ein. Unterwegs hatte sich 35 Min. aufgehalten ; die Besteigung der Rofelewand demnach aufwärts in 5 St. 10 Min., abwärts in 2 St. 55 ausgeführt worden.

Als unserem Postmeister der Gang über den obei Firngrat zur höchsten Spitze gelungen war, hatte er, » Hut schwenkend, versprochen „zwei Zehnerzettel zu opf< In seinem Gasthause hielt man ihn jetzt beim Wort. . ich trank noch einmal mit meinen Begleitern auf die 1 nung einer der schönsten Bergpartien des Pitzthales, i liess sie dann ihrem Schicksal nnd wanderte durch das p] tige Thal, dessen Staffagen sich an dem schonen Nachmii sehr vortheilhaft darstellten, nach Planggeros hinauf.

Der 27. Juli, ein Sonntag, sollte nicht verloren obgleich von den Leuten vor Ende der Messe Niemand gehen durfte. So setzte ich mich mit Herrn Benxien um 8 Uhr in Bewegung; es galt der Hohen Geige.

Petersen, Rofelewand und Hohe Geige. 289

Wir steigen ostlich vom Dorfe im Weissmaurachthalchen uigsam an bis zu einem mit Alpenrosen reichgeschmfickten litzchen mit prächtiger Aussicht auf den ganzen Kaunser- rat (1 St.)* Hier erwarten wir unsere nachkommenden Man- en, Lois, Leander und Alois Schöpf von Mittelberg, von enen der letztere es sich besonders ausgebeten hatte, die ^»teigung der Hohen Geige mitmachen zu dürfen.

üeber ein mit Felsblöcken übersätes Kar gelangen wir zu em ziemlich abschussigen Weissmaurachferner und berath- shlagen nun, ob wir uns zur Linken direkt in der Richtung er Hohen Geige über steile Klippen hinaufarbeiten, oder zu- rrt den gerade vor uns liegenden Uebergang in das PoUes- lial gewinnen sollen. Man entschied sich sich für den letz- ^ren, scheinbar leichteren Weg, hatte aber damit auch den ingeren und schwierigeren eingeschlagen.

Auf dem ungefähr 9300 ' hohen Weissmaurachjoche, wei- tes in 3Vt Stunden vom Thale aus erreicht wird, ist die Qssicht nach Osten in das Weite Kar hinüber beschränkt, '^ir steigen in nördlicher Richtung auf dem Grat hinan und kben nach 15 Min. eine reizende Scharte auf hoher Felsen- ane erreicht, wo uns ein Wetter erreicht, welches abzu- irten beschlossen wird. Der Platz ist ausgesucht wild und tierisch, ebenso nach der Oetzthaler- wie nach der Pitztha- r Seite, gestattet auch, den prachtvollen Felsenaufbau des likogels, an dem gerade links vorbei die Wildspitze aufragt, her in*s Auge zu fassen. Es wurde mir hier auch zum )tenmale das Glück zu Theil, einen mächtigen Steinadler nächster Nähe zu beobachten. Er kreiste dicht über uns d schien grosse Lust zu haben, an unserem Mahle Theil zu bmen.

Man klettert nun wacker weiter über den rauhen Grat

d erreicht zuerst den Vorgipfel unseres Berges, den wir

I Kleine Geige nennen wollen. Das Wetter wird wieder

ilechter, im lebhaften Schneefall langen wir nach 1 '/i stün-

[er anstrengender Arbeit um 4*'' 30" bei den Felsen unter-

Ib der höchsten Spitze an, wo man frische Kräfte sammelt

1 dann um ö*"' 1 5"^ dem nahen Ziele zusteuert.

19*

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j.^. .p^^ i«^;. -^, ;^3j 2iiiivT-*:r^ lerrisaes. 'iann aber elDen '.»>■• /...^r^r. A "■.•^r.iii'-.Tj. ?'arz Jiaviir«»!!. 3«i i'^ileia Wetter muss :r.' A. ■....:.!< i-^s .:Ä^rL--^ii u«: -irLti-irri-^^rfz »j^birz^t insbeson- dre :.^ xi.i-r:; P'.ll-^a-^ialrta. 2.i«!'n Tr*Iv!lier Kichtang sich die 4..»t>r-.'..i.^.r.e K.*-.'!^i^\'£-.ZiZ i"^ ^'r^lz-^zkirl^ erstreckt, anderem 'fi^-.U -ir» zi-^'f;;?*:: Ka^^aerzra;:** 5«£ir imposant sein.

ly.fi iW:.< »jri^* i:>:* I'lTl*- N. II M. ist diebochste Vsr'T.HU'.Ci^ i\^-i Pitzkacinii*«. der Foris^tzang des Weisskammes zwi ^ch^ir; 'ifrm ^»^tzthal Tjr.d Fitztfcal. Nördlich vom Geigen- W<^r\^. ^inkt difrfi^r O^jrbxrsr.szweig schnell zn dem Hnndsbacher- fKj<?r Hr^itUjhnerjoch 26ä&" herab, welches einen bequemen r«n'i krjrzen T>kergang von Trenkwald im mittleren Pitzthal ii/ich lfrib';ri irri Oetzthal darbietet, am darnach eine Hohe v/iri 'JIOO"" nicht mehr zu ül>erschreiten.

\h*r vorgerückten Zeit wegen verweilten wir nur 15 Miu. auf f|«!r S])it%e. Lf'ander hatte am Morgen behauptet, den llin;iiifwr!g zu kennen, was jedoch nicht der Fall gewesen; IT hrillij! H(;incn Fehler jetzt wieder gut machen und war, ab wir Aiidnrf'ii uns zum letzten Anstiege anschickten, abwärts vfiniiiHgPNcliickt worden, um den besten Weg über die Klippen liiimb zu orforHchen. Er hatte seine Sache auch sehrgatge- niiu'lit, wnr hchon weit unten und gab uns mit Zeichen die Uii'litung an. Wir steigen gerade auf den mittleren Weiss- nmumolifornoi* hinab; sobald man ihn erreicht hat, geht es im I^Mugo woitor den Führern bleibt keine Zeit, sich das innnor boliobto kurze Pfeifchen zu stopfen, was den Leander sioliMioh sohmorzt so duss wir für den ganzen Rackweg bin Pliinggoros nur 1 St. 55 Min. aufzuwenden nothig hatten. \\\\ Aboud ^ohon wir, ein Laternentrager voran« noch nach Mi(tolbor>;^ hinauf.

Petersen, Hintere Schwärze, Kleinleitenjoch. 291

6. Die Hintere Schwärze. Das Kleinleitenjoch. Von Vent nach Gurgl über den Marzellferner, Schalffemer und

Gurglerferner.

Unter den Oetzthaler Hochgipfeln beansprucht die Hin- ere Schwärze oder Rossbergspitze unser Interesse in hohem lasse. Einmal wird sie nur von drei Erhebungen des Weiss- ammes, der Wildspitze, Weisskugel und dem Hinteren Broch- :ogel an Höhe überragt, nimmt also mit 3628"* 1 1470' N. M. T. en vierten Platz in unserem Gebiete ein, den ersten aber in lem nach Süden überall schroff einfallenden Schnalserkamm, lüren nahen Gefährten, den Similaun, neben dem sie lange inbeachtet blieb, noch um beinahe 100 Fuss überragend, lehr verschieden ist ferner ihre Gestalt von den verschiedenen leiten. Von der Venter Seite entsteigt sie als breiter Firn- Scken den Gletschergefilden des Marzell und Schal f, während ie nach der entgegengesetzten Pfossenthalseite nur jähe chwarze Felsgehänge zeigt (daher wohl ihr Name) ; vom imilaun erscheint sie als spitze Firnnadel, vom oberen chalfferner als schlanke, halb felsige, halb beeiste Pyramide, nch steht sie nicht gerade in dem Rufe leichter Besteigbar- -it und wurde bis jetzt nur viermal bestiegen, zuerst 1867 )n E. Pfeiffer aus Wien über den Marzellferner, im da- uffolgenden Jahre durch Pfarrer Senn vom Schalfferner id Rossbergjoch aus, dann 1870 durch v. Statzer von der arzellseite und 1872 durch Dr. Hecht vom Grafferner her.

Nach einem heftigen nächtlichen Gewitterregen war es i Morgen nach meiner Rückkehr aus dem Pitzthal draussen ar nicht übel, indessen mnsste man sieh nach drei langen gemärschen umsomehr einen Ruhetag gönnen, als sich an ) Besteigung der Hinteren Schwärze der Uebergang nach irgl anschliessen sollte, also eine lange Reise bevorstand. rr Curat Kuprian hat an derselben Theil genommen, s^er Lois begleitete uns noch Joseph Spechtenhause r.

Mit der Laterne versehen, verlässt die Gesellschaft um Dhr in der Nacht den Venter Widum und betritt, den nröbnlichen Niederjoch weg verfolgend, um 3**' 30"* den Mar-

292 Oetzthaler Alpen.

zellferner, über dessen Mitte man schnell vorrückt, bi8 m 4^ 40™' der Aufstieg steiler wird. Man hält etwas an und disciitirt die Richtang d^s Hinauf weges. Wie sich ba von Statzer^s Expedition*) gezeigt hat, bietet die Besteig- ung der Schwärze von dieser Seite am wenigsten Schwierig- keiten dar, wenn man sich aufwärts etwas recht« gegen den Marzellgrat zu hält, ohne denselben jedoch, wie Pfeiffer ge- than, zu ersteigen. Derart erreichen wir um 6^' 45"* das xwdte kleine Plateau ohne besondere Anstrengung. Die Spitze liegt schon ziemlich nahe, aber das Vordringen geht jetzt langsamer, da in dem steiler gewordenen, noch hartgefrorenen Firn dem Fuss wiederholt mit dem Eispickel vorzuarbeiten ist. Die Steigung beträgt hier an der Westseite des Gipfels zwischea 36 42 *\ So sind wir eine Stunde angestiegen, da dringen die Sonnenstrahlen zu uns über den Kamm, noch wenige Minuten und die höchste Firnscheide ist um 7^* öö"* erreicht. Gleichzeitig eröffnet sich mit einem Male die ganze Aussieht nach Süden, so dass wir wie geblendet dastehen und einen Eindruck empfangen, der, bei mir wenigstens, nicht mehr ver- wischt werden kann.

Die Südtiroler Dolomiten sind es vor Allem, welche, noch ganz klar zu dieser Stunde, uns ihre sämmtliohen Haopter zeigen, von langen Zügen tiefblauer Vorberge umgeben. Nach dieser Seite ist die Aussicht von der Schwärze reicher als vom Similaun, bezüglich der anderen Fernsicht, welche sich weiter einerseits namentlich über die Brentakette, AdameIlo-i Ortler- nnd Berninagruppe, andererseits über die Stnbaier, Zillerthaler und Tauern ausdehnt, sind sich beide ähnlidh.

Während nach Westen und Norden die bedeutenden Eis- massen des Marzell und Schalf sich ausbreiten und die höch- sten Erhebungen der Oetzthaler Gruppe nacheinander folgen, liegt südlich zu unseren Füssen das grüne Pfossenthal, worin wir den Eishof und Rableit erkennen, gegenüber prasentirt sich die Texelgruppe in schönster Gestaltung.

Um die Documente der seitherigen vier Besteigungen

*) Amthors Alpenfrennd Y. 72.

** Petersen, Hintere Schwärze, K!einleit€njoch. 293

3r Hintereu Schwärze anzusehen and das nnserige hinzazn- Igen, lassen wir jetzt Lois vom obersten Firnkamm, auf sm nebeneinander zu lagern wir eben Platz haben, am Seile inab zu dem kleinen Steinmanndl zwischen den südlichen eisen, wo jene in einer Flasche geborgen sind.

Von unserem Standpunkte verläuft der Schnalserkamm ach Westen scharf, aber ohne steilen Hang zum Marzelljoch, ann zu den beiden Mar zellspitzen und in derselben Flucht m Similaun; nach Osten fällt er jäh zum Rossbergjoche inonter. Nach Norden steht die Schwärze sodann durch neu überfirnten, zerrissenen Kamm, über den sich Marzell- id Schalfferner ihre rauhen Arme reichen, mit der Mutmal- itze in Verbindung.

Lois hatte nach dieser Seite das Terrain soeben recog- ^scirt, aber nichts Gutes zu berichten. Der äusserst steil rabfallende Firn sei sehr übel beschaffen, spaltenreich und fortwährendem Losbrechen, üebrigens war es vorher schon iin Plan, zum Rossbergjoch abzusteigen, wozu nach zwei- Sndigem Aufenthalt auf der Spitze geschritten wurde.

An den steilen rauhen Felswänden der Pfossenthalseite langen wir in der Richtung des tief unten liegenden Joches igsam abwärts zur bedenklichsten Stelle dieses, von Senn reits aufwärts verfolgten Weges. Wir stehen, ungefähr 0 ' unter der Spitze, vor einem mit hangendem Eise erfüll- 1 Einschnitt, in dem gerade einzelne Steine und gleich rauf eine ganze Eislawine herabstürzen. Man wartet bis les hinuntergerutscht ist und das Gepolter von oben nach* lassen hat, dann wird sofort zum Traversiren der über 50^ neigten Eiswand geschritten, Lois die Tritte hauend voraus, $ Anderen am festangespannten Seile nachrückend. Dem gen 60 Fuss breiten Couloir folgt noch ein schmäleres, nder bedenkliches, dann nimmt auch die Steilheit auf bei* u Seiten ab. Die letzte Strecke zum Passe legen wir auf m Firn der Schalfseite zurück.

Wir hatten gehofft, von der Höhe des Rossbergjoches 53" 10280' Aner. uns nahe der Röthenspitze, einer übri- QS wenig ansehnlichen Kammer höhung, zum westlichen

294 Oetzthaler Alpen.

Schalfferuer hin über bewegen zu konneu. Aber zaUreicbe breite und lange Schrunde zogen sich in dieser Richtung weü hinaus und nöthigten uns, eine beträchtliche Strecke zum unteren Schalf ferner hinabzusteigen , um den vom Kamm zwischen Querkogel und Kleinleiteuspitze in massiger Steig- ung sich abwärts erstreckenden Gletscherznfluss wieder auf- wärts zu verfolgen. Wiederholt blicken wir bei diesem Gange zur Schwärze zurück, welche jetzt als schlanke Pyramide mit doppelzackiger Spitze erscheint, schwarze Felsen der Südseite zukehrend, anderseitig durchaus beeist. Ein vorüberziehendes Gewitter verhüllt sie eine Zeit lang unseren Blicken. Wvt gebrauchen 2 St. 40 Min., bis die niedrigste Gratstelle zwi- schen den beiden eben erwähnten Gipfeln, wofür man sich des Namens Kleinleitenjoch bedienen mag, 3268" 10328' An., um 2''* 50"* erreicht ist.

Von unserem Lagerplatz auf der Jochhöhe präsentirt sich jenseits des zu unseren Füssen liegenden breiten g^oasen Oetzthalerferners sehr vortheilhaft der Gurglerkamm, nament- lich die schneeweissen drei Seelenkogel. Weiter südlich ragen gewaltig aus den weiten Eisgefilden die Felsmassen der Hoch- wilden hervor. Die Umgebungen des Schalfferners haben wir früher schon kennen gelernt. Ueber steile Felspartieen nnd Gerolle steigen wir zum Gurglerferuer hinab (1 St.), über- schreiten denselben zum „Steinernen lisch" hinüber, was im aufgeweichten Schnee einigermassen anstrengend und zeit- raubend ist, und wandern anfangs über den Gletscher, dann über die rechtsseitige Moräne weiter; schliesslich wird noch einmal das Eis bis zum Langthalereck (2 St) betreten.

Als ich im Jahre 1863 zum ersten Male von Gurgl hier- her gelangte, befand sich zwischen den Eismassen des Grossen und des Langthalerferners noch der ansehnliche Eissee, voll von Blöcken blauen Eises. Jetzt läuft der See auch im Früh- jahr nicht mehr voll und später bleibt nur wenig schmutziges Wasser zurück.

Noch zwei Stunden haben wir bis Gurgl zu marschiren und die mitgenommene Laterne muss zum zweiten Male an- gezündet werden, bis wir endlich um 9*** 20"" den Widum er-

Petersen, Hintere Schwärze, Kleinlcitenjoch. 295

ihen. Vom Gipfel der Hinteren Schwärze, wohin einschliess-

einstündigem Aufenthalt unterwegs 6 St 55 Min. von it aus gebraucht wurden, sind wir 1 1 St. 25 Min. auf dem rsch gewesen, wovon 2 St. 15 Min. auf Rasten entfallen; Ganzen hat diese meine längste Oetzthaler Expedition Stunden 20 Min. Zeit erfordert.

Tags darauf begab ich mich auf den Heimweg durch das zthal und gelangte Abends bis Längenfeld, um auf dem ge nach Innsbruck noch etwas Neues kennen zu lernen

die grosse Strasse zu vermeiden, wurde am folgenden •gen der ümhauser Wasserfall besucht und weiter durch Hairlachthal zu dem ungeföhr 9000' hohen Passübergang leiten Kar etwas östlich vom Gamsspitz oder Zwolferkogel,

Stunden von Urahausen, angestiegen.

Südwärts erblickt man von hier den breiten überfirnten jskogel, weiter zurück erscheinen noch einmal Wildspitze, le Geige, Watzekopf und Rofelewaud ; nach Norden liegen

unten im Finsterthal die beiden Kühteier Seeen, der

weissgrau, der andere bläulich grün von Farbe, lieber

kleinen Finsterthalferner abrutschend gelange ich an ihnen iber in 2 St. nach Kühtei, das man von der oberen üm- ser Alpe auch westlich auf etwas bequemerem Wege durch

Längenthal erreichen kann. Das von Sigismund dem izreichen erbaute Schloss Kühtei i^ gegenwärtig im Be- i des Grafen von Wolkenstein, jedoch verpachtet und be- te Sommerfrische der Innsbrucker. Nach Durchwanderung

anmuthigen Selrainthales befinde ich mich am nächsten ag wieder in Innsbruck.

inmerknng. Zu diesen Artikeln gehören die beifolgenden Ansichten Tildspitze vom Karleskopf und vom Taufkarjoch, des obersten Tasehach- 3; des Mittelbergferners, des Kaunsergrates und des Puikogels.

rcK

Die oro- and hydrographischen Terhiltnigse

Krain^s.

Von Professor Wilhelm ürbas in Triest.

Voriri^if, gehalten in der Section Küstenland am

19. Jannar 1874.

DüH Kronland Krain liegt zwischen 45** 25' 10" und ivr' 'M)' 20" nc3rdl Breite, 31^ 15' 48" und 32* 28' 6" rmtlirji von Ferro. Seine Gestalt konnte fnglich mit dem Kfipii5 ifineH Tapirs verglichen werden, dessen Nase in die Wurx<*r], den nordwestlichsten Winkel des Landes ragt, dessen luilchiigftr Unterkiefer auf den Plateaux des Bimbaumerwaldes und dnr l'ivka planina lagert, dessen Stirn endlich die Sare in ilirrni Laufe von Trifail bis über Rann hinaus bespült DioNor ()pNt4ilt outsprechend liegen der nördlichste und der woNÜichNtn Punkt des Landes nicht weit von einander ab; jont«i« int d(«r 1 Va Stunde nördlich von Ratschach sich erhebende Ht«rg W^y^) dies der ebenso weit westlich vom Mangart hiD* KittluMido Rnokou, der das Weissenbachthal abschliesst. Dtf Ni\dlioliNt(« Ort ist Kuti un der Kulpa, der ostlichste Jessenii iiu dor Savo. Die grösste Ausdehnung von Weissenfela bis hiutor «lo8stMiiy. Mragt *J4.5 g. M, die grösste Breite tod Kl. liukowi«, au dor Istrianer Granze, bis zur Ojstricain d^ SuUbaohor Alinni 13.5 g. M. Der ganze Umfang belioft sich auf 84. S g. M., wovon auf die Granze gegen das Eosten- buul UT.6« gegt^u Kärnten IS.ä« gegen Steiermark 1C.6, gegen

Urographie von Krain. 297

Kroatien 27 3 g. M. kommen. Der Flächen räum endlich

beträgt 181.42 g. D Meilen.

Der Boden von Erain ist gebirgig und gehört grössten-

theils znm Gebiete der südlichen Ealkalpen; nugefähr 38 ^/o

können zur Earstformation und nur etwa 5®/o zur quartären Bildung gerechnet werden. Von einer genauem Detailirung der geologischen Gesteinsarten, deren in Erain 10, beziehungs- weise 7 gezählt werden, wollen wir hier absehen ; es dürften ^ber einige Züge über die allmählige Gestaltung des Bodens ^icht uninteressant erscheinen.

Das Volk', dessen Sagen oft viel weiter zurückreichen ^Is alle Geschichte, erzählt, die Gegend von Sairach, n.-ö. von ^dria, sei einst ein See gewesen, noch heutzutage kommen 4t)rt Ueberschwemmungen durch die Zaier nicht selten vor. 53in gleiches wird von dem nördlich von Stein sich hinziehen- den Thale der Feistriz erzählt, der See mag bis Nevle gereicht haben, denn noch im 17. Jahrhundert nannte man die dortige Georgskirche: St. Jörgen am See. Die Kanker, jetzt ein Nebenflass der Save, bildete noch zu Val- vasors Zeiten (2. Hälfte des 17. Jahrh.) in ihrem Oberlaufe, am Fusse der Eo&na in den Earavanken, einen See. Die mitunter sehr mächtigen Schotterschichten des Laibacher Beckens, wie der Ebene von Landstrass in Unterkrain, er- lauben einen ähnlichen Schluss bezüglich der Save und der Gurk. Ja es gibt in Erain wohl ein Dutzend solcher Höhen- züge, die noch deutliche Spuren zeigen, dass sie in der Vorzeit nur Schleussen für die andringenden Gebirgsbäche waren: so die Baba bei Neumarktl, die Eobilka bei Sagor, die Querriegel an der Idrica nördlich von Idria u. a. m. Allein der zer- störenden Ej*aft des nicht nur mechanisch , sondern auch chemisch wirkenden Wassers mussten viele dieser Dämme endlich dennoch weichen; nur wo der Druck der geringern Wassermenge wegen nicht bedeutend genug ist, wie an den Weisseufelser Seen, oder wo das Bett zu tief liegt, wie das des Wocheiner Sees, gewaltigere Gebirgsmassen vorgelagert sind, wie beim Veldeser See da erhielten sich die An- sammhmgs- und Läuterungsbecken der Alpengewässer in ihrer

298 W. Urbas.

ganzen stillen Pracht. Wo jedoch keine der genannten Be- dingungen zutrifft, da mag nur die grossere Widerstands- fähigkeit einer nicht so leicht zu zersetzenden Gesteinsart das Hinderniss bilden, dass ein See nicht vollständig und fir immer abläuft. Sind ausserdem die Zuflüsse eines solchen Beckens sehr un regelmässig, weil von verschiedenen Zufällig- keiten abhängig, so kann man wohl ein Schauspiel gemessen wie jenes am Zirknitzer See, dessen Zuflüsse äusserst unbe- ständig, dessen Abzugskanal aber offenbar noch zu enge ist, und der darum schon seit Jahrhunderten, um mich eines ' landläufigen Ausdruckes zu bedienen, nicht recht leben nnd auch nicht ganz sterben kann. P. Hitzinger berichtete in den „Blättern aus Krain" v. J. 1864 über Spuren von Pfahl- bauten, die er im Zirknitzer See gefunden haben wollte. Daraus könnte geschlossen werden, dass dieser jetzt so sehr intermittirende See ehemals eine grössere Beständigkeit in seiner Füllung gehabt haben musste.*)

Ob die Gegend von Otok zwischen Radmannsdorf nnd Neumarktl in früherer Zeit wirklich eine Insel gewesen sei, wie das Volk es erzählt, der Name selbst sagt, und wofür auch die Formation des Bodens spricht, möge dahin gestellt bleiben. Dass jedoch der Theil des Karstes, der heute so öde vor uns liegt, je im Schmuck der Wälder geprangt habe, scheint wenig glaubwürdig. Denn der grosse Gehalt an Silicium lässt diesen Kalkstein nur schwer verwittern; der grösste Theil der atmosphärischen Niederschläge sinkt über- dies durch tausend Risse, Klüfte und Trichter in zwar meist unbekannte, doch sicherlich nicht unbedeutende Tiefen. Es ist ferner kaum denkbar, dass dieser sagenhafte Wald abge- stockt wurde, ohne dass die geringste Spur von demselben verblieben wäre. Und wenn wir endlich auch noch einem gewissenhaften Schriftsteller der Alten einigen Glauben

*) Man vergleiche übrigens Prof^ Hoch8tetter*8 Bericht Ober die vermeintlichen Pfahlbauten im Zirknitzer See Sitzungsberichte der Wiener Akademie, 1865; math.-natarw. Kl nnd Valvasors Ehre dei HerzogthuraR Krain, I. Bd. S. 632—8.

:*<i

Orographie von Krain. 299

scheuken wollen, so werden wir in dem eben ausgesprochenen Zweifel nur noch mehr bestärkt. Strabo erzählt nämlich von jenseits Aquileja gelegenen Eichenwäldern (V, 151), von den am Timavus bestandenen Hainen des Diomedes und der Juno (VII, 149); für das Plateau des küstenländischen Karstes hin- gegen hat er keinen ändern Ausdruck als Iv^tga za xuqia „wüste Gegend'' (VII, 218). Wenn also die Venezianer ihr Schiffbauholz wirklich von dieser Gegend bezogen haben, dann dürfte dies wohl nur von den südlichsten Abhängen, oder aber von dem nördlichem (mittlem), auch jetzt noch grossentheils bewaldeten Karstzuge zu verstehen sein.

Die Sage, auf dem Jezerca-Hochplateau habe einst ein Paradies geblüht, gehört wohl dahin, wohin die Sage vom goldenen Zeitalter oder die Träume von der guten alten Zeit gehören. Der Geologe findet jetzt in dieser Gegend, wie in jener der n -ö. Triglavgruppe nur die deutlichsten Spuren von ausgedehnten Gletschern der Vorzeit. Das 5 Stunden weite Hochalpenthal Jezerca ist nichts weiter als ein Karren- feld; die meisten Alpenseen der Savica scheinen nur Aus- füllungen von Becken eines einstigen Gletschers zu sein; das Ufer des Wocheiner Sees deutet am östlichen Ausflusse der Save bei Althammer auf eine gewaltige Gletschermoräne; ganze Haufen erratischen Schuttes sieht man in den nördlich und östlich vom Mangart und Triglav gegen die Save hin- ziehenden Querthälern der Planica, Piäeqca, des Mertulak, der Feistritz und Kerma. Aehnliche Erscheinungen bieten die Sudabhänge des Krn, der westliche Hang des VerSac. Die beiden schönen Weissenfelser Seen am Fusse des Mangart verdanken ihre Entstehung dem einstigen Gletscher, der aus dem Lahnthale in das Savethal mündete. Wenn man zwischen Ratschach und Weissenfeis über Stückl dahingeht, kann man drei bedeutende Endmoränen dieses Gletschers beobachten. Die unterste erreicht fast das Nordgehänge des Längsthaies und theilt sich daselbst in mehrere Hügel (Dolomite und Kalke auf altern Schiefern) ; die mittlere dämmt den unteren See ab; die oberste bildet jene malerische, von Nadelholz und Alpen- rosen überwucherte Felsgruppe, welche die beiden Seen trennt.

300 W. Urbas.

Diese wenigen Züge, in denen Dichtung und Wahrheit sieh bald wunderbar, bald wunderlich berühren, mögen über die Gestaltung des Bodens in den letzten Jahrtausenden ge- nügen; nun zu der heutigen Beschaffenheit des Landes.

Krain ist im ganzen ein hochgelegenes Land ; denn 54^|d seiner Oberflache nehmen Gebirge (zum Theile Alpen), 25 ^/i Hügel ein, nur 2 1 ^/o konnten als Tiefebene bezeichnet werden. Die bedeutendste Erhebung des Bodens zeigt der n.-w. Winbl des Landes, wo das Längsthal der Wurzner Save bis nahe zu 950"*, einige Querthäler noch darüber ansteigen, derTrigliT aber eine Höhe von 2856"' erreicht. Von hier sinkt das Terrain anfanglich rasch, von Krainburg aber, wo das Thal fortwährend an Breite zunimmt, nur allmählich doch stetig bis zur Laibacher Ebene, welche nur noch 285" über dem Meeresspiegel liegt, während der südlich von der Stadt, an der Gränze des Laibacher Moores sich erhebende Krim, die Basis der trigonometrischen Vermessung Erains noch eine Höhe von 1108"" hat. Folgt man dieser Richtung gegen S.O. dem am Ostrande des Morastes in einer mittleren Höhe tob 474" hinziehenden Golovc entlang dann über das »wo Meilen lange und 316—410" hohe Plateau St. Marein-Oeorgen zum Ursprünge des Gurkflusses bei Obergurk, wo der Boden wieder bis zu 275" heruntersinkt von da, vier Meilen weit gegen S.O. bis über Ainöd, mit einer Senkung von 104*, immer am Ufer der Gurk, welche hier links von den Seisen- berger Hügeln begränzt wird, rechts von den Aoslänfem der Hornbüchel Waldung, deren Spitzen bis zu 885" ansteigen endlich über die s.-ö. von Töplitz nochmals sich erheben- den Hügel und über den 842" hohen Peä6enk, die sfidlichste Kuppe des Uskokengebirges : so gelangt man nach Möttling, das nur noch 122" über dem Meere liegt, und in dessen Bezirk man am Zusammenflusse der Eamenica und der Kalpa, zweier Gränzflüsse von Krain, zum tiefsten Punkte des Landes, 107'" absoluter Höhe kommt. Es sinkt demnach dieThalsole in der Richtung von N.W. gegen S.O. auf ein Zehntel der ursprünglichen Höhe.

Die eben gezeichnete Linie könnte als Hauptaxe for ein

Orographie von Krain. 301

lief von Krain angenommen werden. Denn die beiden nptflüsse des Landes, die Save und die Gurk, folgen von em Ursprünge an, durch mehr als drei Fünftel der ganzen Qgenausdehnung des Landes, eben dieser Richtang, bis beide, e von den Littaier Bergen, diese vom Uskokengebirge relenkt, sieh o.-n.-ostwärts wenden, wo sie endlich, da die re von den Santhaler Bergen wieder gegen S.O. gedrängt •d, unterhalb Rann sich vereinigen anf solche Weise in em weiten Rhombus den grössern Theil von Unterkrain fassend.

Da weiters auch die aus Krain kommenden Zuflüsse des uzo, die Idrica und Wippach, sowie die Reka eine mehr *dwestliche Richtung haben, die Nebenflüsse jener beiden aptkanäle des Landes aber fast senkrecht gegen dieselben 1 bewegen, wie die Kanker, welche von den Karavanken, Feistritz, welche von den Steineralpen der Save zuströmt, Wocheiner Save, die Polan§ica, die Laibach, die mit der rk fast durchwegs parallele Neuring, welch letztere vom hten Ufer der Save zufliessen; so wird dadurch das Land mehrere grössere und kleinere, rhombenartige Flächen ge- ilt, deren Hauptaxe von W. nach 0. geht. Allein der if der Gewässer wird ja durch die Streichung der Gebirge timmt: wir haben also in dem eben entwickelten Fluss- ze gleichsfim einen vielgetheilten, spiegelnden Rahmen für i Gebirgsbild von Krain, das nun in flüchtigen Zügen soll worfen werden.

Wie schon oben gesagt wurde, gehört Krain grossentheils n Gebiete der südlichen Kalkalpen nnd zwar zu jenem eile derselben, welcher zwischen der Drau und dem Isonzo li ausbreitet, bis an den Meerbusen von Fiume streicht 1 unter dem Namen der Julischen Alpen bekannt ist. Das l^en Laibach zu beständig sich erweiternde Savethal scheidet se Alpen wieder in einen östlichen Zug, die Karavanken, d einen südlichen, die eigentlichen Julischen Alpen, an lohe im S.O. das dinarische Binnengehänge sich anschliesst. n südöstlichen Theil von Krain nehmen die sogenannten ralpen ein. Sowohl das äussere Aussehen dieser Ketten

302 W. Urb«.

and Gruppeu, wie auch ihr innerer Bau hat jene alte Eia- theilung des Landes in Ober-, Unter- und Innerkrain begründet, welche wir auch hier beibehalten wollen.

Oberkrain, das eigentliche Gebiet der oberu Save (bis Steinbrück), trägt ganz den Charakter der Alpeuwelt. Zwar hört auf diesem südlichen Zuge die Alpen>7irthschaft anf, die Menschen suchen hier nicht mehr auf den Bergen sondern in denselben ihren Unterhalt; doch ändert dies nur wenig an dem Eindruck, den solch eine Gebirgswelt auf den Beschaner zu machen vermag. Kalke und Dolomite der unteren Jnit- formation und die sogenannten Gailthalerschichten der Stein- kohlenperiode sind die Hauptbestaudtheile jener mächtigen Riegel des Triglavstockes, an denen der Oberkrainer Körper und Geist sich stärkt jener grotesken Zacken der Mangart- gruppe, von welchen das Auge des Wanderers kaum sieh trennen mag, jener prächtigen Ketten der S^aravanken und Steineralpen, deren röthlichgraue Gipfel und Kämmet wenn sie im Strahl der Abendsonne erglühen, wie ein riesiges Rosengewinde das Savethal gegen Nord umsäumen.

Die Karavankeu bilden die natürliche Gränze gegen Kärnten. In einer Länge von 9 Meilen streichen sie, vom Gailitzbache an, zwischen Drau und Save ostwärts. Anfäng- lich schmal und niedrig steigen sie bald zu bedeutender Höhe an, verbreiten sich dabei mehr und mehr, nach Süd and Nord immer mächtigere Zweige aussendend, bis sie an der Koina, n.-ö. von Assling, deutlich in zwei getrennte Züge zer&llen, von denen der eine die Richtung gegen Ost durch Kärnten fortsetzt, der andere dagegen, in gebrochener Linie mehr gegen S.-O. sich haltend, auch weiters noch die Gränze von Krain festhält, in der Ro6ica seine grösste Höhe erreicht, dann aber mählig absinkend an der Kanker endet. Die Kamm- höhe, anfangs kaum 1260" betragend, erreicht im mictlem, viel verzweigten Zuge nahe an IDOO"", um gegen das Qaerthal der Kanker wieder auf etwa 1420°* abzusinken. Fast ähnlich verhält es sich mit den Spitzen. Während die Pe2, oberbalb Ratschach, nur mit 1503"" angegeben wird, soll Kamen, ober- halb Kronau, schon 1650"' absolute Höhe haben, der Mittag«*

Orographie von Krain. 303

3gel ober Lengenfeld 2105", der prächtige Stou 2232", die oSata und der Storzifi wieder nur etwas über 2023° und 118°. Der ganze Zug aber ist reich an Eisenerzen; in der iocna, nördl. von Assling, findet sich auch silberhaltiger •leiglanz; in der Begunäica, nördlich von Vigaun wurde bis 772 auf Quecksilber gebaut. Die wichtigsten Sättel und ässe dieses Gebirgszuges sind : der 1044" hohe Sattel, über en die Poststrasse von Würzen nach Villach führt, der 353" hohe Loiblpass, durch den die kürzeste Verbindung iit Kärntens Hauptstadt hergestellt ist, endlich die in einer olie von 570—630" an der Kanker sich hinziehende Strasse )n Erainburg über Höflein nach Kappel in Kärnten.

Die Karavanken, sichtlich nur von der aus Kärnten körn- enden Kanker durchbrochen, setzen sich in den Steineralpen rt, mit denen sie auch in geologischer Beziehung vollkommen >ereinstimmen. Beide Ketten haben den Charakter der olomitberge : sie sind wasserarm, voller Spalten und Risse, irch welche Wildbäche Massen von Schotter in die Tiefe hren, voll jäher Wände, deren Puss zuweilen ausgedehnte Tinmierhalden des gestürzten oder abgesprengten Gesteins ilagern. Die Thäler sind meist muldenartig, breit aber TZ und steil. Entsprechend der jetzt geltenden Meinung, 3 Kalkalpen seien durch das spätere Emporsteigen, der Ittelzone aus einander geschoben werden, sind die Hänge r Nordseite weniger schroff als die der Südseite.

Die Steineralpen beginnen gleich jenseits der Kankerklause t dem rasch bis zu 2556" emporsteigenden Knoten des •intovc, der in seiner wilden Zerrissenheit viel Aehnlichkeit t dem Mangart hat. Ein im Mittel 2000" hoher, 1 Meile iger Kamm verbindet mit demselben die östlich gelegene strica (2347"), im Aufbau dem Triglav sehr ähnlich. Von iden Bergen laufen südwärts Zweige aus (mit Kämmen von 00 1900" Höhe), welche das im Oberlaufe äusserst roman- che Gebiet der Steiner Peistritz umrahmen, nur nach Süden, jen die Save zu, ihr offenen Weg lassend. Mit dem am ken Ufer sich erhebenden Plateau der Velika planina hängt roh einen bei 950" hohen, nach Süd streichenden Kamm

d. V. Abth. L 20

304 W. Urbas.

der äusserste 1 '/4 Meilen lange, entschieden ostlich streichende Zug der Steineralpen zusammen, in welchem zwischen den beiden Gipfeln Ojstri verh (1580") und Sance (1422-) die südlich Yon Oberburg gelegene Hochebene Menina planim, mit dem 1506" hohen Gornji yerh, sich ausbreitet. An der Mottnig, einem Nebenflusse der Sann, schliessen endlich die Steineralpen ab. Der wichtigste Sattel in denselben ist der 853" hohe Cernevc, über den die Strasse von Stein nach Oberburg in Steiermark fuhrt. Zwischen dem letztsngeden* teten Zuge aber und der Save laufen, mit der gleichen 8st- liehen Tendenz, drei mehr oder weniger parallele Ketten, die sogenannten Egger oder Podpetscher Berge, vom Laibacher Felde bis nach Steiermark hinein. Die erste zieht südlich von den Bächen Neul und Mottnig, von denen jener west* wärts der Feistritz, dieser ostwärts der Save znfliesst, Ton Stein bis an die Sann. Die Wasserscheide zwischen den beiden Bächen bildet der Sattel Kozjek 667" hoch, einer der höchsten Punkte der in den genannten Hügelketten Tor- kommenden Tertiärschichten ; er verbindet diese Kette mit der nördlich gelegenen Menina planiua. Zwischen der ge- nannten ersten und der zweiten, kürzesten, Hügelkette fahrt die Laibach- Wiener Poststrasse längs des Radomlabaches über Kraxen und den bei St. Oswald und Trojana beide Ketten vereinigenden 875" hohen Reber nach Steiermark. Die dritte Reihe endlich bilden die Gebirge, die längs dem linken Ufer der Save von der Feistritz bis an die Sann sich hinziehen, durch niedere und höhere Rücken mehrfach mit der zweiten Reihe verbunden. Ausgedehnte Wälder bedecken das wenig knltivirte obschon fruchtbare Gebiet der genannten drei Ge- birgszüge, deren meist breite Rücken nicht über 630", und deren höchste Giptel kaum 1200" erreichen. Und selbst diese kommen nur im nördlichsten Zuge vor, wo der 1199" hohe Doss, oberhalb Cemäenik, und hl. Alpe (996") mit dem 1128' hohen Javor die östlichste Gebirgsgränze Krains, jenseits der Save, bezeichnen.

Südlich von den Steineralpen, westlich von den eben erwähnten Hügelreihen, dehnt sich die Laibacher Ebene aoSi

Urographie von Krain. 305

bedeatendste des ganzen Landes ; sie umfasst einen Flächen- im von 10 DM. mit einer mittlem Erhebung von 300". rch die s.-w. von den Steineralpen isolirt stehenden 630"* len Hügel Vranäica nnd Grosskahlenberg und die bei Laibach 1 W. nach 0. streichenden 350—410"* hohen Hügelreihen rd dieselbe in drei völlig ungleiche Theile getheilt. Das sgedehnteste, etwa 4'/« DM. umfassende Stück reicht von ler Yranäica noch über das n.-w. gelegene Krainburg hinaus d von Lack bis an die n.-ö. Steineralpen hin ; der kleinste, gefähr 2 DM. betragende Theil zieht sich von den Steiner- )en bis Laibach ; der dritte 3 Va D M. enthaltende Theil eitet sich von Laibach gegen S.O. und S.W. in zwei Flügeln s, als Laibacher Moor. Dieses der jüngsten Formation ^hörige, jetzt fast gänzlich entsnmpfte Terrain zeigt gegen ibach zu eine Abdachung von 47" und wird von der Laibach, < hier bei 50 kleinere und grössere Gewässer aufnimmt, in

Richtung von S.W. nach N.O. durchströmt. Der Boden

beiden andern gegen Laibach zu um 95 65" absinkenden eile dieser Ebene besteht aus den sogenannten Gailthaler- ichten, über welchen durchaus diluvialer Schotter, meist 38, gelagert ist. Aus allen Theilen dieser Ebene aber igen meist isolirte Hügel und Kuppen von Nummulitenkalk por, die mitunter eine relative Höhe von 300" erreichen, i besten bebaut ist der nördliche, am wenigsten der süd- le Theil ; der mittlere, in dem die Hauptstadt (287") liegt, natürlich der am meisten bevölkerte. Der ganzen Ebene r verleihen die majestätischen Gruppen und Ketten der >en, welche dieselbe von N.W. bis N.O. umgeben, wie nicht ider die lieblichen, meist dichtbewaldeten Hügel und Berge, ehe dieselbe im S. umlagern, die vielen allenthalben in der derung zerstreuten Dörfer und Ortschaften, wie die nn- ligen von allen Anhöhen schinunernden Kirchen und »eilen ein äusserst freundliches Aussehen.

Wie schon erwähnt, steigt von Krainburg an gegen N.W. Terrain sehr rasch. Der Radmannsdorfer Kessel hat schön I mittlere Höhe von 500", das 6 Stunden lange und kaum Stunde breite Längsthal der Wurzner Save aber eine solche

20*

306 W. Urbas.

von 660°*. Dieses letztere Thal wird im Süden durch die kahlen, wild zerklüfteten, aber imposanten Gruppen des Mangart und Triglav begränzt.

Der pittoreske Mangart mit seinem scharfen, 2^/s ML langen und 1580—2400° hohen Rücken, über welchen die höchsten Spitzen noch um 180—220° hinausragen, bezeichnet zugleich den äassersten Westen von Krain. Seine 950— 2500* hohen gegen N. und S. streichenden Ausläufer umschliessen 950° hohe Querthäler, deren Wildbäche theils der Drau nnd Save, theils dem Isonzo zufliessen. Die höchsten Gipfel dieser Gruppe sind der eigentliche Mangart mit 2675°, Bazor mit 2598° und Rogica mit 2577°. Die beiden Weissenfelser Seen am Nordabhange des Mangart liegen 967 und 955° über der Meeresfläche.

Südöstlich vom Mangart erhebt sich die Gruppe des Triglav, des höchsten Gebirges von Krain, das mit arinen vielfachen Verzweigungen, Plateaux und Hochthälern über 1 2 D M. einnimmt. Geologisch hat der Triglav die gleiche Bildung mit dem Mangart. Zu unterst liegen die Gailthaler Schichten, Rücken bis 1900° enthalten die verschiedenen Schichten der Triasformation, alle höhern Kämme und Gipfel bestehen aus Liaskalken. Die südlichen Rücken haben eine Höhe von 1300 1900°, die nördlichen Kämme 1900—2500". Die Plateaux, deren im ganzen 6 gezählt werden, dehnen sich hauptsächlich gegen Ost aus, in Höhen bis 1580". Die höchsten Spitzen dieser Gruppe sind der Triglav mit seinen drei Gipfeln, deren niederster 2688°, deren höchster 2845' hat. Aus dem südwestlichen bis zum Kern reichenden, dann immer mehr östlich gewendeten, in einem weiten Bogen die Wochein umziehenden Kamme ragen die Hörner: KonjaTC 2504°, Lipac und Kol bei 2528° hoch, und im weitern Zage: Kuk 2083", Vohu 1919°, Cerna perst 1841°.* Auf dem öst- lich vom Hauptstocke sich ausdehnenden, sehr umfangreichen, 1100—1200° hohen meist bewaldeten Plateau von Poklaka erhebt sich die Kle£a bis nahe zu 1896°. Das in dieser Hoch- ebene befindliche Pfarrdorf Koprivnik, 974° über dem Meere, gehört zu den höchstgelegenen in Krain. Südöstlich von

Orographie von Krain. 307

V

dieser schliesst sich an die Cerna perst die ansgedehute Hoch- ebene des Jelovca Waldes in einer mittlem Höhe von 1328", deren änsserste Ausläufer mit dem 841°* hohen Jodociberge Ms vor Krainburg reichen. Unter dem östlichen Abhänge der Pokluka liegt, 474™ hoch, der reizende Veldeser See, öst- lich von 95 125" höheren Dolomithugeln eingedämmt. Beide Hochebenen aber bilden gleichsam zwei Forts, die den Ein- gang in das 4 MI. lange, romantische Wocheinerthal be- herschen, in dessen oberem Theile 522" über dem Meere der Schöne, stellenweise 76" tiefe Wocheinersee liegt, umrahmt Von 1900—2200" hohen Gipfeln der Triglavgruppe. Aus den hinter demselben sich aufthürmenden Felsen des Per§ivc stürzt, als Abfluss von acht kleinen Alpenseen, nach mehreren Katarakten, von einer Höhe von 784" die Savica ins Thal, einen 66" hohen Wasserfall bildend. Die wichtigsten Sättel sind hier BaSa (1292") und Skerbina (1903"), die aus der Wochein ins Tolmeinische führen.

Südöstlich von der Wochein, zwischen der Zaier, einem Nebenflusse der Save, und der Gradasca, einem Nebenflusse der Laibach, breiten sich über 9 DM. die Lacker Berge in einer mittlem Höhe von 630 1260" aus. Diese haben im Westen einen breiten, waldbedeckten Rücken, dessen höchsten Punkt der Borodin (1628") bildet, und dessen Ausläufer in der w.-ö. Kette noch den 1560" hohen Blegaä haben, gegen die nördliche Zaier und die südliche Polanäica jedoch mählig absinken, gegen S.O. mit den sogenannten Billichgratzer Bergen zusammenhängen, deren höchste Gipfel nur 950", deren äusserste, bis vor Laibach reichende Hügel aber kaum 316" hoch sind. Nur in geologischer Hinsicht mahnen diese Höhen noch an die Alpen, mit denen sie fast die gleichen Schichten zeigen.

Mit den Lacker und Billichgratzer Bergen hängen innig zusammen die etwa 6.5 D M. beherschenden Idrianer berge, die jedoch sonst in jeder Beziehung von denselben abweichen. Ihrer Zusammensetzung nach gehören sie, obwohl meist be- waldet, zum Theile schon zur Earstformation, ihre Rücken sind, bei gleicher Höhe mit den obigen, viel breiter und mas-

308 W. Urbas.

siger, die Tbäler eng and tief eingeschnitten. Die Wasser- scheide Razpotje, zwischen dem Isonzo und der Save auf der Idria-Lacker Strasse hat eine Höhe von 711". Der Bach Belca, der vom Ternovaner Plateau kommt und sich in die Idrica ergiesst, trennt das Idrianer Bergland vom Bimbaumer Walde, der schon zum Gebiete des Karstes gebort.

Gleichsam eine ostliche Fortsetzung der BillicI^tzer Berge bilden, jenseits der Laibacher Ebene, die am rechten Ufer der Save hinziehenden Vorbei:ge Unterkrains. Wm jedoch in den Idrianer Höhen nur im kleinen angedeutet ist, erscheint hier im grossen vollzogen. Jene Hauptaxe des Landes, die von Laibach gegen S.O. über St. Marein und dis obere Gurkthal bis an die Kulpa geht, theilt Unterkrain in zwei wesentlich verschiedene Theile. Die von Laibach bis ui das Uskokengebirge, und von der obern Gurk bis an die Sare sich erstreckende, rhombische, ungefähr 40 D M. begrdfende Fläche zeigt sich sehr uneben; doch beträgt ihre mittlere Erhebung nicht mehr als 380"". Die Hügel streichen anch hier, wie die oben genannten Egger oder die Billichgratzer Berge, von W. nach 0.; auch ihre der Steinkohlen- nnd Triasperiode angehörigen Schichten entsprechen einem Vor- lande der Alpen; die vielen Längen- und noch häofigern Querthäler sind oft von grosser Lieblichkeit, wie beispiels- weise das Querthal von St. Ruprecht. Nur treten schon in der Gegend von Treffen und Rudolfswert Schichten der Kreideformation auf, deren Klüfte und Trichter derselben ein karstähnliches Ansehen geben. Die ganze Fläche aber lisst sich wieder naturgemäss in fünf Partien theilen. Zur ersten gehören die Littaier Berge, die in zwei fast parallelen, doch vielfach unterbrochenen Ketten am rechten Ufer der Sare hinziehen. Die nördlichere, mit Kuppen von 630 940" Hohe geht etwa vom Jan&berg (793™), zwischen Laibach und Littai, bis zum Dobovc, gegenüber von Trifail, mit dem 1216" hohen Kum, dem Rigi von unterkrain; die südlichere, mit Kogeln von 470—790" Höhe, vom 578" hohen Movnik bei Laibach bis zu den Hügeln vor Savenstein. Das Neuringthal trennt diese Yorberge von den südlich gelegenen Treffher (11) und

Urographie von Krain. 309

n südöstlichen Nassenf usser (II [) Höhengruppen, die wieder n einander durch die Temeniz geschieden werden. Erstere, dschen der Gark und der Temeniz einerseits, zwischen eizelburg und Rudolfswert anderseits gelegen, bilden mit ren schärfern, mitunter kahlen Spitzen (Srobotnik 786"), n kesselartigen Thälern, den mancherlei Klüften, Trichtern id Grotten in dem gegen Ainod sich erhebenden Plateau n üebergang zum Karst. Die genannte Temeniz verschwindet diesem Boden zweimal, bevor sie sich endlich, unter dem imen PreSna, in die Gurk ergiesst. Ünter-Ponique liegt er nur noch 218" über der Meeresfläche, der Ort des letzten istrittes der Preöna aber gar nur 153". Die Nassenfusser agel, zwischen der Temeniz und Save, dann zwischen der 3uring und Gurk gelegen, erreichen 315 630"; sie bilden dlich von Nassenf uss (249") ein bei 316" hohes, eine Meile i Durchmesser betragendes Kesselthal, an dessen äusserem inde am Südabhange das Warmbad Töplitz nur 170" hoch

Am rechten Ufer der Gurk, an der südöstlichsten Gränze n Krain erhebt sich die 2.5 Ml. lange Kette der dicht- waldeten üskoken (IV), welche mit ihren, zwar nur 630 bis 0" hohen Rücken bei dem umstände, dass dieselben aus ler kaum noch 130" hohen Ebene emporsteigen, noch immer len prächtigen Anblick gewähren. Hinter diesen aber, als sserster Winkel von Krain, erstreckt sich mit rascher Ab- chung von 380 auf 125" bis an die Gurk, die natürliche 'änze gegen Kroatien, der Boden von Tschernembl und 5ttling (V), der, zur Kreideformation gehörig, auch schon eilweise den unfreundlichen Anblick des Karstes darbietet. Alle bisher genannten Züge, die Alpen wie ihre Vorberge ben mehr oder weniger eine Richtung von W. nach 0. iweilen brechen sie wohl plötzlich gegen Süd aus, doch nur 1 etwas südlicher den frühern Zug gegen Ost fortzusetzen, e Richtung der Karstplateaux, die fast das halbe Unterkrain d den weitaus grössten Theil von Innerkrain bedecken, durchwegs N.W. nach S.O. Es lassen sich unter denselben si getrennte wesentlich verschiedene Züge deutlich unter-

310 W. Urbas.

scheiden ; jeder dieser Züge zerfällt wieder in mehrere Plateau. Der nordöstlichste Zug, der durch einen Theil von Unterkrain geht, und zu dem auch der Boden von Gottschee gehört, hat seiner Wasserarmuth wegen jenem Landstriche zu dem Namen „Dürrenkrain" verholfen; der mittlere Zug dujrchstreickt Innerkrain; der südwestlichste beherrscht das Eüstenlaiid tob Duino bis Fiume.

Die eigenthümliche Lagerung des Gesteins, sowie die geringe Verwitterbarkeit desselben gestatten manchen Ge- wässern dieser Gegenden nur einen unvollständigen Ablauf, die vielen Abgründe, Klüfte und Löcher aber nehmen die meisten oberirdischen Gewässer schon nach kurzem Lade in sich auf. Die vielen unterirdischen Grotten und Gänge bilden nun das Bett jener beständig drängenden und wühlenda Wässer, die oft nur ans Tageslicht zu kommen scheinen, m uns von ihrer unverwüstlichen Lebenskraft zu überzeugen; dann stürzen sie nach kurzem Aufenthalte auf der Oberwelt wieder in andere Schlünde, um ihre lichtscheue Thätigkeit fortzusetzen, hier das Erdreich aufzuweichen, dort wegzQ- schwemmen, hier Verschiebungen dort Versenkungen zn be- wirken — uns den Boden unter den Füssen unablässig ZQ lockern. Nicht nur der Poikerboden ist vollständig unter- minirt, der ganze Karst in allen seinen Theilen ist porös wie ein Schwamm, ja selbst der Lackerboden bis au das Gebiet des Triglav, die dinarischen Alpen bis an den Kleck sind mehr oder weniger durchlöchert. Hacquet zählte in seiner Oryktographia carniolica für diese ganze Strecke 1000 grossere und kleinere unterirdische Höhlen und dürfte kaum zu hoch gegriJBTen haben. An ein halbes hundert derselben sind schon genau untersucht und in jeder Richtung erforscht. Das Skelett des Höhlenbären, den 01m und manches andere hat man aus denselben hervorgezogen. Viele dieser Höhlen sind mit Schnee und Eis gefüllt, wie die Merzla jama (978"") im Bezirke Reifnitz, die Grotte bei Skril (521»), das Handler Eisloch (569"*), das Schneeloch bei Suchenreuter (541") im Gottscheer Bezirke, die Kuntschner Eisgrotte (708"") im Bezirke Seisen- berg u. s. w.

Urographie von Krain. 311

Der nördlichste Karstzag gränzt im N.W. an den Lai- bacher Morast, im N.O. trennt ihn die Gurk von den Treffner Hügeln, im S.W. scheiden ihn die Thäler von Planina, Zirknitz und Laas vom mittleren Zug^, im S.O. reicht er über die Kalpa nach Kroatien hinein. Dieser Theil des Karstes ist Yon den drei obgenannten Zügen der kulturfähigste; seine trotz der Wasserarmuth wohlbewaldeten Plateaux und breiten Kücken beweisen dies. Der Grund hievon aber dürften haupt- sächlich die Oongerienschichten sein, die hier allenthalben die alteren Flötze überlagern. Die Hochebenen und Felsenrücken dieses Karstes haben eine Höhe von 630—945°, die Kessel noch immer 440 380"; nur einige der engen Thäler sind bis auf 250° eingeschnitten. Die wichtigsten Theile Dürren- krains sind: das Plateau von Loitsch mit dem Verh (685°),. ^as Plateau von Cirknitz mit dem Blo6ak (1038°). Aus dem Plateau von Bakitna, südlich vom Laibacher Moor, ragt der Krim (1105°) hervor; der Mokrec bei Auersperg hat eine- Hohe von 1055°. Die Thäler von Reifnitz und Laschitz be- kränzen gegen W. das weite zerklüftete Plateau von Reifnitz. ^it dem Ojstri Verh (1123°). Das Kesselthal von Gottschee yrird gegen S.W. von einem 790 1100° hohen Bücken be- gränzt, der sich oberhalb Gottschee zu einer Hochebene ver- breitet. Das Gutenfelder (lucus a non lucendo) Thal trennt das Gutenfelder Plateau mit dem 1266° hohen Schneeberg,, dem höchsten Punkte Unterkrains, von dem Plateau Traun. Der mittlere, Innerkrainer Karst dehnt sich zwischen den genannten Thälern von Planina und Cirknitz und den Flüssen Wippach und Reka über 24 D M. aus. Er beginnt im N.W. mit dem 2.5 DM. umfassenden, 790° hohen Birnbaumer Walde, der Fortsetzung des Ternovaner Waldes im Görzischen ; der höchste Punkt ist hier der Gipfel des 1366° hohen Nanos. Südöstlich davon dehnt sich das 6 DM. grosse Poiker Plateau aus mit dem 1266° hohen Javornik, und s.o. von diesem das 470—790° hohe Plateau des Laaser Schneeberges, mit dem höchsten bis zu 1796° ansteigenden Gipfel Innerkrains.

Der südlichste Karstzug, zwischen den Flüssen Wippach

312 W ürbas.

und Reka und dem adriatischen Meere gelegen, gehört dem Eüstenlande an.

So stellt sich Erain in oro-hjdrographischer Hinsiclit dar. Man wird vielleicht manches zugehörige in niuerar Darstellung noch vermissen; allein uns war es nvr nm ein Beliefbild zu thun, und da wir auch dies, durch Raom uni Zeit beschränkt, nur in grossen, nur in den Haaptzügen entwerfen konnten, so möge der Mangel freundlichst ent- schuldigt werden, was hier vorgelegt wird, ist den besten -Quellen entnommen.

*) Da wir von der slovenischen Schreibang slavischer Kamen nkbt wohl Umgang nehmen konnten, so erlanben wir uns für jene nnseier fna^ liehen Leser, denen diese Schrift weniger bekannt ist, zu bemerken, dis das slcvcnische

c immer wie das deutsche 3 (Zorn),

s ^ » i oder franz. 9 (ceci),

z « n franz. z (in ih\e\

^ n f. >t deutsche tfd^ oder engl« ch (church),

§ ^ n franz. ch (cheval),

4 ^ , , j (jour) und

h « » n deutsche d^ (brechen) ausgesprochen wird.

313

Ton Sulden nach Stubai.

Von Dr. Vict. Heoht in Eger.

Nach mehrjähriger Gewohnheit hatte ich auch im Sommer les Jahres 1872 Johann Pinggera, den bekannten Führer Paver's mit mir genommen, nm mit ihm eine längere, in ihren Details vorläufig noch nicht bestimmte Wanderung zu unternehmen. Meine unmittelbar zuvor in der Ortler-Gruppe ausgeführten Touren (Erste Ueberschreitung des Suldenjoches zwischen Königsspitze und Zebru und Ersteigung des süd- lichen Ortler- Vorgipfels), übergehe ich hier, da mein Freund M. Dechy, in dessen Gesellschaft ich diese Partien unter- nommen, sie an anderer Stelle schildern wird und beginne mit der

l. Hochofenwand (10,828' K.). Erste Ersteigung am

21. Juli 1872.

An diesem Tage sollte unsere Wanderung beginnen und nrirklich schien das Wetter unser Vorhaben brünstigen zu vollen. Der herrlichste Tag, den mau sich wünschen konnte, leider ein Sonntag. Hatte nun auch Curat Eller in ganz )erücksichtigungswerthen Fällen, z. B. bei einer kurz vorher lurch Baron A. v. Rothschild unternommenen Tour Pinggera ron der Sonntagsmesse dispensirt, so wusste ich doch schon 'om Jahre 1870 her, ^uf welchen Widerstand ich bei einem lerartigen Begehren bei ihm stossen würde und musste mich laher bis nach der Messe gedulden. Genau um 11 Uhr Vor-

314 Vict. Hecht.

mittags erfolgte der Aufbruch, - für eine erste Ersteigong etwas spät, um so mehr, als ich beabsichtigte, im Falle des Gelingens nach Laas im Yinsohgau abzusteigen.

Der Weg führt durch das Zaithal, das ich schon bei meinen Ersteigungen desAngelus und der Tschengelser Hoch- wand im J. 1 870 besucht und in der Zeitschrift d. D. A. V. Bd. II beschrieben habe. Heute freilich ging es in der glühenden Mittagshitze weit langsamer als damals, um 1 Vi ülir standen wir an der Moräne des Zaiferners, wo wir */4 Stünden rasteten, Mittag hielten und das Seil nahmen.

Von der mir schon bekannten, prachtvollen Umrandung des oberen Zaithales interessirte mich heute nur die Haclh ofenwand. Dass deren Ersteigung nicht so leicht sein könne, als MojsisoTics im Jahrbuche des Ö. A. V. Bd. II annimmt, sahen wir sofort, obschon auch Pinggera's zwei Jahre firnher ausgesprochene Ansicht, dass sie ungeheuer schwierig, wenn nicht unmöglich sei, offenbar falsch war.

Die Hochofenwand ist eine riesige, schroffe und zerrissene Mauer, die von Nord gegen Süden zieht, hier ihre grösate Höhe (10,828' K.) erreicht und sofort sehr steil zur schmalen Ofen wandscharte (10,470' P.) abfallt. Von hier zieht der Kamm über einige Felsthürme zum Hohen Angelus (11,144' K.) und weiter zur Vertainspitze (11,204' K.)

Um die Scharte zu erreichen, mussten wir den Zaifemer durchqueren und sanken in dem durchweichten Firne desselben so tief ein, dass Pinggera schon von Umkehren zu reden begann. Doch wurde es allmählich besser, so dass wir nm 3 Uhr den Fuss der Scharte (9770' An.) erreichten. Der zur Scharte führende Firnhang hat 40 ^, die Hochofenwand zur linken Seite sogar 56^ Durchschnittsneigung. Trotzdem ging der Anstieg in dem tiefen weichen Firne gefahrlos nnd leicht von Statten. Nach einer halben Stunde nahm die Neigung noch bedeutend zu und betrug bis zur Scharte im Durchnitt 45", bis zum Gipfel 65 •. In einer weiteren halben Stunde standen wir tiefaufathmend auf der engen Scharte, einem der wildesten Pässe, die ich kenne. Mit der Höhe des üeberganges (10,470' P., 10,380' An.), der Steilheit der

Hoc hofenwand. 315

eiderseitigen Wände widerlegt sich Mojsisovics' Behauptung on selbst, dass die Ofen wandscharte häufig als üebergang on Laas nach Sulden benützt werde.

Nach 4 Minuten Aufenthalt begann das Klettern, trotz er bedeutenden Steilheit gefahrlos und für Schwindelfreie nbedenklich. In 32 Min. erreichten wir, kurz nach 4 '/« Uhr en jungfräulichen Gipfel (10,828' K., mit welcher Angabe aeine Aneroid-Messung ziemlich übereinstimmt).

Die Aussicht ist für die Ortler-Gruppe nicht günstig, da child-, Vertain- und Angelus-Spitze viel verdecken; pracht- oll dagegen, abgesehen von der ausserordentlichen Fernsicht, ie fast alle Suldner Berge charakterisirt, der Anblick des aaserthales und des ganzen Vinschgau's 8000' unter uns it dunklen Seen, stattlichen Dörfern und den Schlössern irol und Schönna.

Um 5 Uhr 20 Min. verliessen wir den Gipfel, passirten n 5 Uhr 56 Min. die Scharte, erreichten über den ebenfalls I" geneigten, 320' hohen Firnhang in 5 Min. den kleinen Penwandfemer, dessen Ende um 6 Uhr 20 Min., und eine iunde später den Boden des Laaserthales (6300' An.)r Dieses ider so selten besuchte Thal ist wunderhübsch. In zwei Lsbrüchen, die durch Felsen getrennt werden, zieht der ächtige Laaser Ferner herab. Ueber die Felsen in der Mitte ürzt ein imposanter Wasserfall. Nimmt man hierzu den achtvollen Thalweg und die ungeheure relative Höhe der mwandung, so kann es als Eingangsroute für Sulden ganz isonders für Jene, die von Meran oder aus dem Schnalser- iale kommen und das Martellthal schon kennen, nicht genug apfohlen werden. Nur ist in diesem Falle der Bosimpass on Payer mit 10,087', vielleicht um 300' zu niedrig ange- iben), als Uebergangspunkt vorzuziehen, da dann mit dem ebergange zugleich die Ersteigung der Yertainspitze , des lanzpunktes von Sulden, verbunden werden kann. Nach '/i Uhr kamen wir an der Laaseralm (5900' An.) vorüber, 3 uns der Senn dadurch zum Uebernachten zu bewegen chte, dass er die Entfernung von Laas etwas übertrieben auf zwei starke Stunden bezifferte.

o

16 Fxct. Hecht.

Damit erzielte er gerade das Gegentheil. Pinggera w^rd^ aafgescheaclit und im scharfen Trabe ging es über den ror- züglichen, der nahen Marmorbrnche halber grosstentheib &hrbaren Weg herab. In einer Stande waren wir im Vinsch- gan nnd nm 8 Uhr 50 Min. im behaglichen Grasthanse im Laaser Arztes, dessen Namen ich vergessen habe.

Die wohlverdiente Rnhe liess trotz der gnten Betten unverzeihlich lange anf sich warten. Das Gesinge nnd Ge* johle in einem nahen Hotel II. Banges endete erst nm 3 Uhr Morgens oder richtiger übersiedelte nm diese Zeit in ein anderes Gasthans nnd da war nicht etwa eine besondere fesÜidia Gel^enheit, der gewohnliche Sonntag bot genügende Yeran- lassnng zu air dem Jnbel.

II. DerLodner (10,350' An.). Erste (tonristische?) Er- steignng am 23. Jnli 1872. Ans dem Zielthale in's PfossenthaL

Der Morgen des 22. Jnli, noch schöner als sein Vor- gänger, ging nns total verloren. Wir sassen den ganien Vormittag im Stellwagen und fuhren das staubige Vinschgan herab bis zur Töllbrücke. Unweit Stäben eilte mit Uafter- langen Schritten eine abenteuerlich aussehende Gestalt vor- bei, in welchem ich mit ziemlicher Mühe Dr. Petersen aus Frankfurt, unsern verehrten Central-Präsidenten erkannte. Er hatte für Morgen eine Ersteigung der Rotheckspitze, des Gnlminationspunktes der Texel-Gruppe, ich die desLodner im Zielthale vor; wir verabredeten schnell ein Rendez-vous in Vorderkaser, einem Bauernhofe im unteren Pfossenthale nnd schieden.

Der Lodner, auf den meisten Karten trotz seiner Höhe (circa 10,350' An.) nicht angegeben, war mir schon bei meiner ersten Ersteigung der Hohen Weisse, am 7. September 1871*) durch die Schönheit seiner Form aufgefallen; überdies hatte

*) Auf diese Enteigang bezieht sieb, wie mir Herr Götscb anslferui gebrieb, die in der Zeitschrift des D. A. V. Bd. II pag. 614 erwähnte Mit- thcilaog Qber die erste Ersteigung der Uochweissspitze im Sommer 1871. Mein damaliger Führer, Eochas Raffeiner, hatte Herrn Götsch von imserer Partie erzfiblt, meinen Namen aber vergessen.

Lodner. 317

in Raffeiner, mein damaliger Führer, als nuerstiegen bezeichuett 18 genügte, nm mich den grossen Umweg und die lange tellwagenfahrt nicht verdriessen zu lassen. Auch in Partschin» msste man nichts von einer Ersteigung. Dr. Petersen theilte lir dagegen später mit, dass ein Gemsenjäger oben gewesen nn solle, was natürlich bei dem Mangel jeder Spur auf dem ipfel ebenso schwer zu beweisen als zu widerlegen ist.

Pinggera hatte seine Eisaxt in Sulden vergessen und die nfertigung eines kleinen Beils hielt uns in dem 20 Min» m der Töllbrüeke entfernten Partschins bis 4*/* Uhr Nach- ittags auf.

In dem rasch ansteigenden Zielthale kamen wir an meh- ren Wasserfallen vorüber, von denen namentlich zwei wohl it jedem der berühmten Fälle des Salzkammergutes oder der ohen Tauern rivalisiren können. Um 7*/» Uhr Abends er- nchten wir die untere Zielalm (circa 6200' An.), unser entiges Nachtquartier. Diese Alm ist die grosste der ganzen regend. Eilf Sennen versehen hier den Dienst. So erwünscht iese zahlreiche Gesellschaft zur Unterhaltung sein mochte, sa istig waren die Eilf in dem engen Räume als Scblafgenossen. legen 3 Uhr Morgens erhoben wir uns und stolperten über ie lange Reihe der fluchenden Nachbarn hinaus in die iernenhelle Nacht, verliessen um 3 Uhr 40 Min. die Alm Qd stiegen an den steilen Hängen der linken Thalseite em- )r zu der noch nicht bezogenen oberen Zielalm (7000' An.), e um 4V« Uhr erreicht wurde. Der Weg führt in dem Uunehr schwach ansteigenden Thale weiter bis an den Fuss 8 Kammes, der von der Hochweisse gegen West über die leine Weisse zur Tezel-Gruppe zieht und das Zielthal vom eren Pfossenthale scheidet. Nun wandten wir uns an der Tglehne rechts empor und betraten um 6 Uhr den Gletscher.

Hier möchte ich einen Irrthum der in dieser Partie über- upt schwachen Sonklar'schen Karte berichtigen. Sonklar ehnet nämlich einen von der Hochweisse ins oberste Ziel- i\ herabziehenden Gletscher und nennt ihn consequenter- kssen den Weiss-Gletscher ; ein solcher existirt nicht. Der izige Gletscher auf der östlichen Seite des Zielthales kömmt

318 Yict. Hecht.

vom Lodner, bat mit der Hochweisse gar nichts zu schaSeOf verdient daher jedenfalls eher den Namen Lodner-Gletscher; derselbe zieht erst gegen Nord nnd biegt dann gegen West um.

Der Lodner nnd die Hochweisse sind in mancher Be- ziehung die auffallendsten Gipfel der Oetzthaler Gruppe (im weiteren Sinne). Beide sind isolirte, gelblichweisse Kalkfelsen, die sich von dem braunem Urgesteine der Umgebung in weitester Ferne scharf abheben. Auf drei Seiten, West, Sod und Ost, verwehren glatte steile Felswände den'Anstieg. Die Nordabhänge beider Gipfel bedecken steile Gletscher, die den einzigen Zugang zu den Spitzen bilden. Eine halbe Stunde lang behielten wir die bisherige östliche Richtung bei snd stiegen dann nach viertelstündiger Rast, die zur Anlegung von Seil und Eisen benutzt wurde, in südlicher Richtung ober den durchschnittlich 42^ geneigten Fimhang empor. Beider Härte des Firns legten wir den Höhenunterschied von 730 Fase, der uns vom Gipfel trennte, in 26 Min. zurück, so dass wir schon um 7 Uhr 10 Min. oben anlangten. Der GKpfel ist ein zwei Minuten langer, fest ebener Grat, der in einem gegen West offenen Bogen von Nord nach Süd zieht. Die Westseite dacht sich erst sanft, dann schroff ins Zielthal ab, gegen Ost fällt der Grat noch steiler wahrscheinlich ebenso une^ steiglich wie gegen Süd in 's Lazinser-Thal ab. Der Grat ist zum grössten Theile von Firn bedeckt, nur an dem 10' niedrigeren Südende treten Felsblöcke und Platten zu Tage. Die vom Kataster mit 10,213' entschieden zu gering ange- gebene Höhe beträgt nach meiner Aneroi'd-Messung an 10,350'.

Die Aussicht gegen Süd und Ost ist ungemein weit und überaus lohnend, gegen Nord und West beschränkt, aber durch die schönen Formen der Oetzthaler Gipfel interessant; die Sohle des Pfossenfchales ist verdeckt, dagegen der Ausblick in's Etschthal über die nahen Böthel- (9602 ' S.) nnd Tschegot- spitze (9503' S.) hinweg ganz frei. Uebrigens ist die Fern- sicht, die der nördliche Nachbar, die Hochweisse bietet, bei weitem vorzuziehen. Bei der angenehmen Temperatur ton 9 15^ Cels. verbrachten wir 3'/« Stunden auf der luftigen 2inne zu. Leider wurde hier durch den von Partschins mit-

Lo Jner. 319

lommenen verdorbenen Speck sowohl bei Pinggera als bei r der Grund zu einem Magenkatarrh gelegt, der uns in der Ige noch viel zu schaflFen machte.

Vor dem Abmärsche erbauten wir, wie gewöhnlich, ein ifterhohes Steinmannl am Südende des Grates und suchten 1 üebergang aus dem Zielthale ins Pfossenthal auszuspähen, ir erblickten auch in dem von der Hoch weisse zur Texel- appe abzweigenden Kamme zwei Scharten, die eine westlich ischen Schrottner und Kleinen Weisse, die andere östlich ischen der letzteren und der Hochweisse. Die östliche dieser harten war uns näher, wesshalb wir sie wählten. Um '/4 Uhr Vormittags verliessen wir die Spitze und erreichten lon nach 36 Min. den von Touristen kaum zuvor betre- len, von mir Weiss-Scharte getauften üebergang, dessen 'he ich mit 9300' An. bestimmte. Der Abstieg ins Pfossen- il, obwohl anfangs ziemlich steil, bot nicht die geringste iwierigkeit; um 11 Uhr 53 Min. verliessen wir den Grub- tscher an seinem westlichen Ende ',4 Stunde Rast, isirten um 1 Uhr den Eishof, 1 Uhr 20 Min. Rableit und

Min. später Mitterkaser. Hier hätte Pinggera trotz des ) Dr. Petersen besprochenen Rendez-vous gerne Quartier geschlagen, da wir hier der Hinteren Schwärze, unserem rgigen Ziele, am nächsten waren. Der unfreundliche Be- :er verweigerte uns jedoch sowohl Essen als Nachtquartier, er angeblich wegen der Heumahd alles besetzt habe. Auch dem oberen Hofe des eine halbe Stunde entfernten Vorder- er, wo mich ein ungemein hübscher Mädcheukopf fesselte, :amen wir das Gewünschte nicht, im unteren Hofe aber Qiigstens die Zusicherung eines Nachtlagers in der Scheuer.

Dr. Petersen noch nicht eingetroflFen war, überliess ich iggera einem von ihm entdeckten Landsmanne und ver- lief den Nachmittag am Bache. Als ich Abends in die ibe trat, fand ich Dr. Petersen mit Rochus Raffeiner, jterer redete mir zu, ihn auf den Similaun zu begleiten, zu ich sofort bereit war; da ich jedoch auch die Hintere iwärze nicht aufgeben wollte, so sah ich voraus, dass ich It früher als Dr. Petersen würde aufbrechen müssen.

L V. Abth. L 21

320 Vict. Hecht.

III. Siinilauü, OestlicheMarzellspitze (Erste Ersteigung) und Hintere Schwärze. 24. Juli 1872.

Um 2 Uhr Morgens erhoben wir uns von dem vortreff- lichen Heulager uud verliessen 5 Min. vor 3 Uhr den Hof. Der Weg fuhrt in dem gerade beim Hofe in das Pfossenthal einmündenden Grafthälchen rasch aufwärts. Bald wird rechts in der Höhe der Absturz des Grafferners sichtbar, der anf dem uns von dem Yernagthale scheidenden Felskamme um- gangen wird. In einer Einsattelung dieses Kammes Easerer Wartl trifft der von Unser Frau herauffShrende Similaun-Weg mit unserem zusammen.

Wir verfolgten den Kamm einige Zeit, wobei uns eise Gemse ziemlich lange beobachtete, und stiegen dann an den obersten Hängen des Yernagthales über ein ausgedehntes, 30 35^ geneigtes Schneefeld, dessen Härte uns zur Anlegung der Eisen nöthigte, empor, betraten um 6'/4 Uhr in einer Höhe von 10,480' An. das Plateau des Grafferners, durch- querten dasselbe in nordöstlicher Richtung und erreichten über den 40^ geneigten Firnhang, ohne das Seil anzulegen, um 7 Uhr 30 Min. den Gipfel des Similaun(l 1,40 T N.M.T.). Seit dem Aufbruche von Yorderkaser waren 4 Std. 35 Min. verflossen, wovon 26 Min. auf den Aufenthalt unterwegs entfallen. Hätten sich nicht die Folgen des Lodner-Proviantes in einer namentlich bei Pinggera erschreckenden Weise geltend gemacht, so wären wir bequem in 4 Stunden heraufgekommen. Es ist daher jedenfalls unser von Touristen meines Wissens zuvor noch nicht gemachter Weg der kürzeste Anstieg auf den Similaun. Die Aussicht vom Gipfel übertrifft meines Erachtens die von der Kreuzspitze und selbst jene vom Bamol- kogl bei weitem. Unser Interesse concentrirte sich übrigens auf die Hintere Schwärze, die als prachtvolle Eisnadel von hier wie überhaupt von Südwest die kühnste Form unter den Oetzthaler Gipfeln zeigt. Drei Spitzen müssen wir über- schreiten oder umgehen, um hinüber zu gelangen: dem Similaun am nächsten eine sanftgewölbte Firnkuppe, offenbar die westliche Marzellspitze, dann einen niedrigeren Felskopf und zuletzt wieder einen Schneegipfel. Augenscheinlich waresn

Similaun Hintere Schwärze. 321

rei Gipfel auf der rechten Seite zu umgehen; fraglich

nur, ob nicht hinter dem Letzten derselben eine un-

Eire Einsattelung den Anstieg zur Schwärze verhindern

Indessen musste sich dies ja bald zeigen ; wir ver-

daher 8 Uhr 36 Min. den Similaun, erreichten in einer Istunde den tiefsten Punkt der Mulde des Grafferners 0' An.), umgingen die beiden ersten Vorgipfel und n um 9 Uhr 20 Min. auf dem Sattel zwischen dem n und dritten derselben (10,960' An.); da der Abstieg n zu unseren Füssen liegenden Marzellferner wegen der (it des Abhanges hier nicht räthlich erschien, so erstiegen ber eine Schneeschneide in 8 Min. den dritten Gipfel 0' An.), ohne zu ahnen, dass dies die jungfräuliche te Marzellspitze war. Da die Schneide bedeutend schmäler

als aufwärts, setzten wir den Marsch an dem Abhänge echten fort. Die Beschaffenheit des östlichen Theiles Schneide mag auch die Ursache gewesen sein, warum

Statzer, der im J. 1870 dieselbe Tour in umgekehrter mg gemacht hatte, nach seiner eigenen Angabe im : Fremdenbuche die östliche Marzellspitze umgangen ur die westliche erstiegen hatte. Für ihn war, da er ir Hinteren Schwärze her kam, die Umgehung des Gipfels

so der naturgemässe Weg, als für mich dessen Ueber- ;ung.

m 9 Uhr 43 Min. erreichten wir den Sattel des Haupt- es zwischen der östlichen Marzellspitze und der Hinteren rze, der einen, freilich nicht sehr bequemen Uebergang ent nach Rableit bieten dürfte, und dessen Höhe ich ),860' An. bestimmte.

eher zwei kleine Fimterassen stiegen wir auf den liferner herab und konnten Ton 10 Uhr 5 Min., um t Zeit wir den tiefsten Punkt (10,750' An ) erreichten,

bergan zu der nun vor uns sich erhebenden Schwärze steigen. Diese zieht als scharfe Firnschneide von Süd

Nord. Eine Viertelstunde vor dem höchsten Punkte

1 nicht unbedeutender Einschnitt (11,115' An.), den

ler den steilen Firnhang, mit dem der mächtige Baa

21*

322 Vict. Hecht.

der Schwärze aaf den Marzellferner gegen Westen abfällt, um 10 Uhr 26 Min. betraten. Der nun folgende Theil der Schneide erinnert durch die bestäadige Abwechslung von Firn und Fels lebhaft an die oberste Partie der Weisskugel. Der Gipfel selbst ist ein äusserst schmaler, links steil ab&IIender, rechts überhängender Schneeaufsatz; an der letzteren Seite treten 15 Fuss tiefer die Felsen zu Tage. Um 10 Uhr 43 Min. betrat ich, wegen des immerhin möglichen Durchbrechens der Schneewechte von dem zurückbleibenden Pinggera am Seile gehalten, den höchsten Punkt, kam nach wenigen Sekunden zu ihm zurück, worauf wir ein Stück aus der Schneewechte heraushieben und uns vorsichtig auf den erwähnten 15 Fuss tieferen Felsvorsprung herabliesseu. Dies ist einer der kühn- sten Ruheplätze, die man sich denken kann. Unmittelbar neben den paar Steinplatten, auf welchen man sitzt, stürzt der Berg schroff und unvermittelt in das Pfossenthal ab. Aas einer zwischen den Steinen steckenden Flasche nahm ich den Zettel, der die Namen der drei bisherigen Ersteiger und deren Führer trug: 1867 Pfeiffer aus Wien, 1868 Curat Senn, 1870 M. V. Statzer. Jeder Nachfolger hatte immer dieNotittü seines Vorgängers abgeschrieben, die Abschrift in die Flasche gelegt und das Original mitgenommen ; das Gleiche that ich. Die Zeit unseres Aufenthaltes füllte Pinggera wie ge- wöhnlich mit einem Schläfchen, ich mit Beobachtung einer Gemsenfamilie, die einige tausend Fuss unter uns an den furchtbaren Wänden hineilte, und Bewunderung der pracht- vollen Fernsicht aus, die nur der fatale Schnee- Aufsatz ziem- lich beeinträchtigt.

Um 12 Uhr 4 Min. wurde aufgebrochen und die Firn- wand, von der sich inzwischen in Folge der Ungeheuern Hitze der überhängende Theil losgelöst hatte, hinaufgeklettert. Jetzt sahen wir auch Dr. Petersen mit Raffeiner am Gipfel des Similaun ankommen ; in 1 1 Min. standen wir am Sattel uod bald darauf unten am Marzellferner, den wir um 3 Uhr definitiv verliessen, nachdem wir schon zuvor eine Strecke von 20 Min. an den Geröllhängen zur linken Seite hingeklettert waren, um der enormen Nässe des aperen Gletschers zn ent-

Similaun Hintere Schwärze. 323

Q. Einige Schritte aufwärts brachten uns zu dem Nieder- •Wege (eine halbe Stunde vor der Klotz-Hütte) urd um ir 55 Min., genau nach 14 stündigem Marsche betraten den Vidum von Vent.

In Vent hätte uns ohne den mitgebrachten schriftlichen »is und das Zeugniss des später eintreflFenden Dr. Petersen re Partie wegen der frühen Stunde unserer Ankunft wohl land geglaubt. Interessant waren mir die Schilderungen er Vorgänger im Fremdenbuche, namentlich jene des n Ersteigers, Pfeiffer, der die 15' betragende Höhe der eewechte am Gipfel der Hinteren Schwärze auf zwanzig' ter angibt. Die folgenden Ersteiger fanden die Partie ger schwierig, Statzer ähnlich der Weisskugel ; ich möchte sagen: ebenso leicht als die Weisskugel. Pinggera hatte er einen neuen Beweis für seine alte Behauptung ge- en, dass die Oetzthaler Berge „lauter Mugeln" und mit Bergen seiner Heimath an Schwierigkeit nicht zu Ver- den seien.

Am nächsten Tage, den 25. Juli, war Kirchfest in Vent; Jies fühlte ich mich so unwohl, dass ich Vormittags te und Nachmittags den mir ohnehin neuen Thalweg Zwieselstein nach Gurgl zurücklegte. In Gurgl trafen zahlreiche und angenehme Gesellschaft leider fast bgehends Ramoljöchler, Curat Gärber, dem ich seit 1869 se von Stüdl zu überbringen hatte, war nnwohl und lag ette, was ihn jedoch nicht abhielt, mir in seiner bekannten nswürdigen Weise die besten Rathschläge für meine ;ige Partie zu geben. Es galt nämlich jener schönen ;e im Gurgl-Passeirer Kamme, welche die Sonklar'sche e und die Venter Liebnerspitze, die Gurgler Hinterer bkögl nennen. Für mich war dieser Gipfel von doppeltem esse : einmal als die letzte unerstiegene bedeutende Spitze Kammes, dann als früheres Projekt meines Freundes Benedikt, der den schönen Berg sowohl vom Gaisberg- 7om Rothmoos-Thale aus in Angriff genommen, aber »male durch schlechtes Wetter zur Umkehr gezwungen en war. Curat Gärber meinte, vom Rothmoosthale aus

324 Vict. Hecht.

-wäre die Ersteigung wahrscheinlicli möglicfa, Tom Gaisbergthale ans dagegen absolut nicht. Da ich Toransgesetzt, dass mein Unwohlsein, das in einem chronischen Magenkatarrh auszu- arten drohte, nachlassen, zugleich irgendwie nach Hinte^ Passeir gelangen wollte, so entschied ich mich für denRotli- moos-Weg.

IV. Die Liebnerspitze (10,765' S.). Erste Ersteigung am

26. Juli 1872.

Um 3 Uhr 45 Min. wurde aufgebrochen und der Weg ins Bothmoosthal eingeschlagen. In 2 Stunden erreiditieD wir den Gletscher, dessen steile Zunge wir auf der linW' seitigen Moräne umgingen. Auf dem unmerklich ansteigenden Rothmoosferner ging es rasch Torwarts; als wir an im Vorderen Kirchkogl (10,404' S.) vorübergekommen waren, stiegen wir an einem von der Liebnerspitze herabziehenden Finihange aufwärts und betraten um 7 Uhr 35 Min. den Hauptkamm in einer Höhe von 10,000' An. Hier zwang nns eine 45^ geneigte Firnrinne, die vielleicht im Herbste Gerolle ausfüllt, die Eisen anzulegen; durch das beständige Fasten war ich so schwach geworden, dass ich schon hier beschlösse den Abstieg vom Gipfel durch das Gaisbergthal zu versuchen und nach Gurgl zurückzukehren. Um 8 Uhr 20 Min. er- reichten wir den vorderen Gipfel, der nur um 35 ' niedriger ist als die höchste Spitze, die wir noch vor 8'/« l>hr betraten; wir hatten somit nach Abrechnung der Rasten 4 Stunden 20 Min. gebraucht, welche verhältnissmässig lange Zeit sich durch die geringe Steigung des Rothmoosthaies und mein Unwohlsein erklärt. Der Gipfel bildet einen vollkommen ebenen Firngrat, der mit seinem Gerolle endet. Die Aussicht war prachtvoll, nur gegen Süd durch Höhenrauch und fliegende Nebel getrübt. Auffallend war mir, dass die einzelnen Nebel- ballen, die aus dem gerade unter uns liegenden Pfelderser Thale aufstiegen, trotz der Schnelligkeit, mit der sie der Wind hin und her trieb, auch nicht um einen Fnss den Gebirgs- kämm überschritten. Aus der Tiefe des Thaies drang PSlIer^ schiessen und ganz leises Glockengeläute herauf, das Thermo*

Liebnerspitze. 325

meter stieg auf 15.® Geis., kurz es war einer der feierlichsten Tage, die ich je auf einer Bergspitze erlebt. Um 11 Uhr 12 Min. begannen wir nach Erbauung eines Steinmannls und nach Anlegung des Seiles den Abstieg in der Richtung gegen die Säberspitze (10,580' S.), erreichten die Einsattelung zwi- schen Liebner- und Säberspitze (10,450') An) in 15 Min., verschmähten es, die ganz nahe, nur um 130' höhere Säber- spitze mitzunehmen und kamen über steile Firnhänge auf den obersten Boden des Gaisbergferners, durch dessen ziemlich zahlreiche Klüfte wir ohne den geringsten Unfall dem Aus- gange des Thaies zusteuerten ; gelegentlich warfen wir einen Blick seitwärts auf den schöngeformten Bau der Liebnerspitze, die von hier aus dem Grossglockner von der Pasterze aus ge- sehen ähnelt. Um 12 Vi Uhr befanden wir uns auf aperem Gletscher, wo wir Seil und Eisen ablegten, eine halbe Stunde später am Boden des Gaisbergthales und in einer weiteren Stunde zogen wir, noch vor 2 Uhr Nachmittags, in Gurgl ein.

Von den 2 Std. 40 Min. des Abstieges entfallen noch 20 Min. auf den Aufenthalt unterwegs; der Weg durch das Craisbergthal ist daher sowohl der nähere als der interessan- tere, dürfte aber wegen der zahlreichen Klüfte des Gletschers nicht immer anzurathen sein.

Zwischen Liebnerspitze und Säberspitze hindurch könnte man zwar nach Plan im Pfeldersthale gelangen, allein dieser üebergang liegt viel zu hoch, um je praktisch zu werden.

V. Das Verwalljoch (9000' An.). Erste touristische Ueberschreituug am 27. Juli 1872. Von Gurgl nach

Hinter- Passeir.

Der Vidum von Gurgl war seit dem Abzüge der Ramol- Jöchler wie ausgestorben ; ich beabsichtigte ohnehin nach Stubai zu gehen und zwar durch Hinter-Passeir , welches ich noch nicht kannte. Da ich aber das als langweilig verschriene Timbierjoch vermeiden wollte, auf der Karte ein Verwallthal fand and nicht in Erfahrung bringen konnte, ob da nicht ein Üebergang in das Säberthal und nach Schönau möglich

326 Vict. Hecht.

sei, so wurde dieser Uebergang ohne weiteres auf das Pro- gramm des nächsten Tages gesetzt.

Da ich wieder einmal ausschlafen wollte und nur einen kleinen Marsch vorhatte, so brachen wir erst nach 9*/4 Uhr Vormittags auf. Den das Gurgler- vom Verwall-Thale tren- nenden Bergrücken überstiegen wir und erreichten in V Std. die Sohle des Verwall-Thales bereits in einer Höhe von mehr als 7000' An.

Das iu der nächsten Stunde nur einige hundert Foss an- steigende Thal ist ziemlich langweilig; hübsch ist nar der beständige Anblick des Granatenkogels (10,398' S.) im Hinta^ gründe und der Rückblick auf den Nöderkogel (10,004' 8.). Vor 1 1 Uhr standen wir am Ende des Thalbodens (7600' An), in 25 Min. am Plateau des Verwall-Gletschers (SlOO' An.) und in weiteren 40 Min., die wir über massig geneigte Fim- hänge zurückgelegt hatten, am Verwalljoche (9000' An.); die Aussicht ist beschränkt, aber ganz hübsch, namentlich der Anblick der nahen Stubaier-Gruppe , aus der ich mir für morgen ein Ziel suchte.

Meine Wahl schwankte zwischen dem breiten Firndome der Souklarspitze (10,971' Pf.) und der benachbarten Schwarz- wandspitze (10,614' Pf.), welche letztere mir Dr. Petersen als unerstiegen bezeichnet hatte.

In den grünen Thalkessel der Timbler-Alpe konnten wir prächtig hineinsehen, da sich der oberste Theil des Passeir- Thales fast wie eine Verlängerung des Säberthaies ausnimmt; wir suchten uns daher einigermassen den morgen einzuschla- genden Weg zu merken, was um so noth wendiger war, als ich nicht einmal eine Karte des Stubai-Thales bei mir hatte.

Der Uebergangspunkt am Verwalljoche liegt nicht in der Mitte, sondern näher dem Granatenkogel zu dessen Spitze ein steiler, grösstentheils felsiger Grat führt. Links zieht der Kamm über kleine Felsköpfe zu dem ziemlich entfernten, unbedeutenden Königskogel.

Der Abstieg in's Säberthal, den wir um 2 Uhr Nachmit- tags antraten, ist anfangs steil, aber ganz unbedenklich;

Verwalljoch. 327

einer starken halben Stunde erreichten wir den Tbalboden^ 00' An.}, in weiteren '/4 Sinnden ein ganzes Dorf von mhütten, die Säberalpe (5800' An.) und um 4'/« Uhr Nach- ttags das Wirthshaus von Schönau (4862' S.).

Der gemachte üebergang ist nicht nur wegen seiner ichtigkeit, sondern vor allem seiner Kürze wegen sehr zu pfehlen ; die Rasten abgerechnet, erforderte der Ansti^ 8 Std., der Abstieg 2 Std. 10 Min. Nach einstündiger 3t setzten wir unsern Marsch fort und langten um 6 Uhr Min. in der Timbleralpe, unserem Nachtquartiere, an. Hier inte man weder die Namen Sonklar- und Schwarzwandspitze, ih konnte man uns über den einzuschlagenden Weg auch ' den geringsten Aufschluss geben. Ich beschloss daher Wahl des Zieles dem Zufalle zu überlassen, umsomehr als ! eine Karte von Stubai nicht zu Gebote stand und ich tberlet's Schilderung seiner Ersteigung der Sonklarspitze nals noch nicht gelesen hatte.

. Die Sonklarspitze (10,971' Pf.) Erste Ersteigung i Süden, 28. Juli 1872. Von der Timbleralpe nach Ranalt.

Um 4 Uhr früh verliessen wir die Alpe, auf deren vor- fflichem Heuboden wir länger als rathsam geruht hatten.

Da der am Timbierbache aufwärts führende Weg uns zu t nach rechts gegen Ost abzubringen schien, so gen wir unmittelbar an der steilen Berglehne, an deren se die Alpe liegt, empor und erreichten nach einer starken nde eine links im Hintergrunde von drei Felsenköpfen rragte, circa 150 Schritte lange Mulde, deren Meereshöhe mit 7950' An. bestimmte. Nach kurzer Rast stiegen wir gleicher nordöstlicher Richtung über die nunmehr lenweise auftretenden Schneefelder weiter und betraten h 40 Min. den Kamm, der bis dahin jede Aussicht gegen •d und Nordost versperrt hatte, an seiner niedrigsten le (90PiO' An.). Zu unserem nicht geringen Aerger er- kten wir 1000' unter uns den Timbler-See, von dessen stenz wir schon in der Alpe gehört, den wir aber viel ter rechts yermuthet hatten. Gerade gegenüber, nur durch

328 Viot. Hecht.

die tiefe Malde des Sees von ans getrennt, erhob sieb der Ilaoptkamm mit mächtigen Gipfeln und kleinen Fernem ; der linke Eckpfeiler dieses Kammes, ein mit schwarzen Wänden znm Timbler-3ee abstürzender Doppelgipfel schien seine Nach- barn an Hohe weit zn übertreffen and wurde von mir gani richtig für die Schwarzwandspitze erklärt. Von derselben zog ein Felskamm g^en einen links Ton nns befindlichen Felskopf heran. In diesem Kamme gewahrten wir einen Einschnitt, der sich später als die Windacher Scharte benn«- stellte. Diese massten wir offenbar überschreiten, da ein direkter Anstieg über die schroffen Wände des gegenSber- liegenden Gipfels kanm ausführbar erschien. Da wir nidit in gleicher Hohe hinüber konnten, stiegen wir eine Viertel- stunde lang steil abwärts, kletterten dann 5 Min. qaer an den TVänden hin und hatten dann noch 10 Min. bequem über Geroll zur Scharte zurückzulegen.

Bei Einschlagung des richtigen Weges am Timbierbache entlang und am See vorüber wäre mindestens eine halbe Stunde Zeit erspart worden und der Weg weit besser gewe- sen. Seit dem Aufbruche von der Alpe waren 2V« Stunden verflossen, wovon lediglich auf Recognoscirungen 10 MiQ* verwendet worden waren. Auf der Scharte, deren Höhe 8950' An. (9180' Pf.) bestimmt wurde, verriet h uns der Ausblick in** Thal und die Ansicht der Oetzthaler Berge, wo wir uns be- fanden.

Von der Sonklarspitze war nur der mächtige Abstnre auf den Höhlferner zu sehen, die Schwarz wandspitze war ganx verdeckt. Da der Höhl- (oder Windacher Thal-) Ferner, da wo wir ihn überschreiten mussten, spaltenlos schien, nahmen wir weder Seil noch Eisen, stiegen nach 10 Min. Rast die 100 Fuss, die uns von dem Ferner trennten, über Geröll herab und wanderten hierauf über den wenig geneigten Ferner nahe dem rechten Ufer desselben gemächlich weiter. Nach 'AStd. standen wir am Fusse des 45 *' steilen, von Felsplatten dorch- brochenen Firnhanges (9G00' An.), dessen Ueberwindui^ 35 Min. Zeit und einige Mühe erforderte.

Um 8 Uhr 40 Min. nahm die Neigung bedeutend ab und

Sonklarspitze. 29

ihon um 8 Uhr 52 Min. betraten wir den die Sonklarspitze it der Sehwarzwandspitze verbindenden Kamm (10,640' An.) •le Ersteigung der rechts sieh erhebenden Sehwarzwandspitze are von hier aus sehr leicht gewesen, war aber schon iemlich interesselos geworden ; wir schwenkten daher links b und erreichten über den gegen Nord ziehenden breiten imrücken in 22 Min. um 9 Uhr 17 Min. den höchsten nnkt des Grates und hiermit den Gipfel der Sonklarspitze- 'er Anstieg hatte in Snrama 4'/4 Std. in Anspruch genom- len, wovon eine halbe Stunde auf den Aufenthalt unterwegs tttfallt. Ohne diesen und bei Vermeidung des von uns im lofange der Partie gemachten Umweges muss man in 3^/4 Std. on der Timbleralpe aus die Spitze erreichen können. Ich ver- )lgte den Grat noch soweit abwärts, bis ich mich überzeugt atte, dass unser Standort wirklich der höchste Punkt des •rates sei. Das von Gutberiet im Jahre 1869 errichtete teinmannl muss entweder ziemlich entfernt vom Gipfel stehen äer inzwischen verfallen sein, wenigstens bemerkten wir es icht. Die Aussicht hat der Genannte bereits in Bd. I. Heft 2 'T Zeitschrift des D. A. V. beschrieben, wesshalb ich sie hier icht wiederholen will. Schneller als erwünscht war es * 1 1 und damit Zeit geworden, aufzubrechen. Wohin ussten wir augenblicklich selbst noch nicht. Ich beaSsich- gte entweder durch Ridnaun nach Sterzing zu gehen, und >n dort aus die Zillerthaler Gruppe zu besuchen, oder nach inbai herabzusteigen und im Falle das Wetter noch immer schön wie bisher bleiben sollte, über Schrankogel, Schwarze hneide und Wildspitze in's Vinschgau zurückzukehren. Wir nden uns an's Seil und suchten einen Abstieg auf den Ueblen- alferner; dies gelang nicht gleich; weder die Felsen mit nen der Gipfelgrat auf den Ferner abstürzt, noch der weiter ilich folgende Eisbruch schienen ein Durchkommen zu ge- ttten. Wir gingen daher fast bis zum Gipfel zurück und raen auch über den steilen Firuhang, den Pfaundler auf ner Karte im Bde. II. Heft 1 der Zeitschrift verzeichnet, t Leichtigkeit auf den Ferner herab. Schon in einer halben

330 Vict. H»:cht.

fStünde standen wir aaf dem ebenen obersten Boden des Fer- ners, obwohl wir vielleicht die Hälfte dieser Zeit mit Cmwegen verloren hatten, und in 17 Min. am PfaflFennieder (10,028'Pf) ^020' An.)- Hier stellten sich nns die ersten Hindeniiise -entgegen. Der Absturz des breiten bekanntlich zwischen dem Oestlichen P&flFen (10,964' Pf.) und dem Wilden Freiger no,8'28' Pf.) gelegenen Joches auf dem jenseits befindlichen Sulzenau-Femer war steil und was schlimmer war, ans ¥e\m und blankem Eise bestehend. Von unten gähnte uns die •durchweg offene Randkluft entgegen. Hier zeigte sich Ping- ^eras Braavour wieder einmal im vollsten Masse. Auf dem letzten sicheren Felsplätzchen legten wir die Eisen an, ich kauerte mich nieder, stemmte die Füsse mit der ganzen Enh in eine breite von Pinorgera zu diesem Zwecke in's Eis ge- hauene Stufe und liess nun Schritt fnr Schritt das Seil nach, während Pinggera in schräger Linie nach links abwärts die Stufen in's Eis .schlug. In einer Entfernung von 5 6 Klafter -machte er Halt und liess mich nachkommen, worauf das Ma- növer wiederholt, der schmälsten Stelle der Kluft zugesten^i und über letztere dann mit grosser Vorsicht hinweggemtscht wurde. Um 1 2 '/« Uhr hatten wir diese allein etwas heikle Stelle überwunden, legten die Eisen und '/i Std. später bei Betreten des aperen Gletschers auch das Seil ab. Da wir nach Verlassen des Ferners eine halbe Stunde gerastet hatten, erreichten wir erst um ^/4 auf 3 Uhr die Sulzenau-Alpe. D:e Hitze war inzwischen auf das Aeusserste gestiegen und be- trug trotz der bedeutenden Meereshölie, in der wir uns hier befanden 5852' im Schatten 25 ^ in der Sonne gar 33"Cels.; ein Gewitter konnte nicht ausbleiben.

Nach '/4 Stunden Rast eilten wir den schon viel&ch ff' schilderten Weg nach Ranalt herab, wo wir wenige Minuten nach 5 Uhr eintrafen und mit genauer Noth dem Unwetter entgingen, welches alsbald mit fürchterlicher Macht los- brach. Der Abstieg von der Sonklarspitze bis hieher hatte (i Std. 20 Min. erfordert, wovon zwei Stunden auf Basten entfallen.

1

Sonklarspitze. 33 F

Ein kleines Abenteuer, welches unserer Ankunft in Ranalt olgte, hätte mir fast den so genussreichen Tag noch im letz- en Momente verdorben. Ein anwesender Tourist wen» ch nicht irre Dr. Vogel aus Dresden wollte mir eine 5*reade machen und führte mich und Pinggera zu Urbas Lioisl, der wie zwei Jahre früher, als ihn Gutberiet aufgesucht liatte, einem Häuflein schnapsbegeisterter Hirten präsidirte: er war aber, was ich leider erst zu spät bemerkte, selbst der- art schnapsbegeistert, dass er uns, nachdem wir ihm auf sein Begehren unsere Partie ganz arglos erzählt hatten, mit den nasslosesten Insulten überhäufte, wobei er sich nur auf Mo- mente unterbrach, um die Schwierigkeiten einer Sonklar- Ersteigung und seine eigene Bravour unter beständiger Beruf- img auf seine „guten Freunde^^ Trautwein uud Gutberiet in den grellsten Farben auszumalen. Ich überliess den Trunken- bold seinem Rausche und zog mich in die gemüthliche Frem- denstube zurück, wo die Jahrbücher des D. und 0. A. V. und P&nndler*s Karten mich bald den unangenehmen Auftritt vergessen Hessen. Nichtsdestoweniger hielt ich es für ange- zeigt, in die Fremdenbücher von Ranalt und Neustift eine kurze Notiz hierüber einzutragen, um harmlose Touristen vor dem ZusammentreflFen mit betrunkenen rohen Führern wie dem Genannten zu warnen.

Das schlechte Wetter dauerte fort, so dass ich, nachdem ^ am folgenden Tage trotz des strömenden Regens in da» Alpeiner-Thal bis zum Bärenbade vorgedrungen waren und ^ Neustift übernachtet hatten am zweiten Tage, dem 30. Juli ^ch Innsbruck herauswanderte und über den Brenner nach Bozen fuhr, wo ich meinen treuen Pinggera für das Jahr l872 verabschiedete.

A B k a B ^.

Von den im Vorhergebenden geschilderten Tonren dnrftei einige aaf praktische Brauchbarkeit Anspruch machen, so die Uebergange aus dem Ziel- in*s Pfossenthal und ron Gnigl nach Hinter-Passeirf ganz besonders aber die Ersteigung dei Similann ron Vorderkaser aas. Schwierig war bei d^ inige- wöhnlich günstigen Beschaffenheit der Gletscher nicht eina einzige der Partieen der Abstieg über das P&ffeDiiieto rielleicht ausgenommen.

Die Meereshoben sind sämmtlich in Wiener Fnss uge- geben, die Namen der Autoritäten mit deren Anfangsboeh- staben bezeichnet (E. = Kataster; S. = Sonklar; P. =Payer; Pf. = Pfaundler; N. M. Tr. = Nene Militär-TriangnliraDg.) Die mit An. bezeichneten Höhenangaben basiren auf Messangen, die ich mit einem dareh mehrjährigen Gebranch erprobten Goldschmid'schen AneroTde (Nr. 226) and zwar dnrch Yer- gleichnng mit kurz zd vor oder nachher erreichten trigonometrisck gemessenen Punkten gefanden habe. In derartig beschränkter Anwendang and nar bei ganz constanter Witterang (wie dies in der Zeit vom 21. 28. Jali 1872 der Fall war) vorgenom- men, halte ich Aneroid-Messangen für ziemlich verlässlicht während alleinstehende barometrische Beobachtangen welcher Art immer meines Erachtens keine sonderliche Bedentang be* ansprachen können.

Pinggera hat aaf dieser Tour wieder einen glänzenden liüweis seiner Tüchtigkeit and der Richtigkeit meiner Ansicht gegeben, dass es, einen halbwegs geübten Bergsteiger voraus- gesetzt, einen weit grösseren Genass gewähre, Bergtoaren mit einem einzigen Führer natürlich einem tüchtigen Führer -* zu unternehmen, als in der herkömmlichen Weise in Begleit- ung zweier Führer. Der Tourist ist weit mehr auf sich an- gewiesen, wird dadurch selbständiger und braucht sich nicht

Anhang. 333

*ch ängstliche oder bequeme Führer majorisiren zu lassen, i dies nur zu häufig vorkommt. Einen besseren Aufschluss T Berge und Namen, als man sich bei einiger Routine und en Detailkarten selbst zu verschaffen vermag, erhält mau eh einheimische Führer auch nicht, die sich erfahrungsge- ss mit seltenen Ausnahmen wie Thomele Groder um gleichen Dinge blutwenig kümmern. Tritt schlechtes Wetter , so kehren, wie ich mich zu überzeugen Gelegenheit hatte, ji einheimische Führer noch weit früher um, als ein Frem-

von der Tüchtigkeit Pinggeras. Schliesslich ist die be- itende Geldersparniss auch nicht gering zu schätzen, da

fremder Führer höchstens eines Wegweisers für die Wald- ;ion bedarf, einheimische Führer dagegen schon aus colie- len Rücksichten die Mitnahme eines zweiten Führers auch solchen Fällen durchzusetzen wissen, wo ein solcher ganz srflüssig ist.

334

Ans der Stubaier Gebirgsgrnppe.

Von B. Lergetporer jr, in Schwaz.

I. Besteigung der Bnderlio fspitze 10,986'.

Am 7. Juli 1874 verliess ich Nachmittags 2 Uhr 30 Hin. mit den beiden Führern Friedrich Jenewein and lliitiuu Schönherr Neustift und wanderte dem Oberberge zu. Ke Witterung versprach das Beste. Abends 6 Uhr 45 Min. langten wir in der Alpe Ober-Iss (5457') an, wo wir freundlieke Aufnahme fanden.

Als ich am nächsten Morgen in*8 Freie trat, war der Himmel grösstentheils mit grauschwarzen Wolken bedeckt und der herrschende Südwind liess auf keine Besserung des Wetters schliessen. Um 3 Uhr 30 Min. verliessen wir in ziemlich gedrückter Stimmung Ober-Iss.

Kaum eine halbe Stunde waren wir auf dem steilen zur Alpeiner Alpe führenden Wege aufwärts gestiegen, als es zn regnen begann. Eine Wetter tanne bot Schutz. Nach knrzem Warten hörte jedoch der Regen auf und wir betraten um 5 Uhr 30 Min. den Alpeinerferner. Der untere Theil desselben war trotz des heuer noch im Frühsommer häufig gefallenen Schnees schon sehr ausgeapert. Nach kurzer Wanderung auf dem- selben steuerten wir der mächtigen rechten Seitenmoräne zu, auf der wir ungefähr */» Stunden aufwärts stiegen. Der Süd- wind hatte nachgelassen und die drohenden Wolken zerstren- teu sich mehr und mehr.

Als wir, die Moräne verlassend, das Firnfeld betraleBi

Lergetporer, Raderhofspitze. 335

den wir uns an das Seil und nahmen eine westliche Richt- , um den Gletscherabstnrz, der sich uns entgegenstellte jmgehen. Hat man dieses bewerkstelligt, so gelangt man den obersten Firnboden. Zar Rechten liegt das Schwar- }erger-Joch und der kiihugeformte Schrankogel (11,065'),

Linken thront ruhig und erhaben die Ruderhofspitze.

hieher hatten wir frenau denselben Weg verfolgt, wie Herren Dr. Anton Ruthner und Carl Bädeker bei ihrer en Besteigung der Ruderhofspitze am 29. August 1864. irbuch des Ö. A. V. IL Bd. 1866).

Diese Herren stiegen, nachdem das oberste Firnplateau en links durchquert war, über die steilen Firnfelder und Q über nicht weniger geneigte Felspartieen zur Spitze •er, und ich bin vollkommen überzeugt, dass diese Kletter- tie keine sehr angenehme Aufgabe war. Wir hingegen {en direct auf jene Scharte zwischen der Höllthal- und

Ruderhofspitze zu, welche uns später den Abstieg zur ;terbergeralpe ermöglichte. Um 10 Uhr 15 Min. war die- e ohne Beschwerde erreicht, und wir gönnten uns eine le Rast Mir ist nicht bekannt, ob dieser Uebergang be- s einen bestimmten Namen fuhrt. Es dürfte dann ange- t sein, denselben als Höllthalschar te^* zu bezeichnen.

Nach einer Rast von 20 Minuten setzten wir den Anstieg Zuerst umgingen wir auf einem gegen Alpein geneig-

Schneefelde eine steile Felspartie, wandten uns jedoch 1 dem Grate zu, den wir bis nahe der Spitze nicht mehr essen.

Auf einem vorgeschobenen Felskopfe steht eine Signal- g^e von der Katasteral Vermessung herrührend. Obwohl Grat noch durchgeheuds mit Schnee bedeckt war, der lieh weich und gegen den Alpeinerferner theilweise sogar hieng, so bot die Begehung desselben kein besonderes ierniss Um 12 Uhr 15 Min. war die Spitze gewonnen, benöthigteu zum Anstiege von der Höllthalscharte 1 ^s Std. lu auch die Berge des Innthales theilweise in Nebel ge- : waren, so war doch die Fernsicht über alle Erwartung ;tig, insbesonders entzückte der Anblick der Oetzthaler-

L V. Abth 1. 22

336 Stubaier Gebirgs-Gruppe.

Gruppe und die üebersicht der Stubaier Gruppe selbst. Wir fanden auf der Spitze, die heuer noch tief mit Schnee bededt war, kein Zeichen der vorhergegangenen Besteigungen. Führer Jenewein errichtete daher auf sicherem Platze ein Steinmaimdl. |^

Nach einstündigem Aufenthalte brachen wir auf und kehrten zur Scharte zurück, wo wir um 2 Uhr 15 Min. an- langten. Der Abstieg von der Scharte zum Höllthalferner ist sehr steil und erfordert des lockeren, leicht abrutschenden Gesteines halber Vorsicht. Bald gelangten wir zu einer steS geneigten Schneerinne, durch die wir zum Ferner ab&hren konnten, der gut gangbar war.

Um 3 Uhr 30 Min. betraten wir die ersten Rasenstelta und Abends 5 Uhr bezogen wir unser Nachtquartier, die Alpe Mutterberg.

II. Besteigung des Zuckerhütl (11,098.8' 3r)08,i') über das Lange Pfaffen-Nieder.

Es erscheint beinahe überflüssig, eine Besteigung dieses höchsten Gipfels der Stubaier Gehirgsgruppe zu beschreiben. Bereits mehrseitig wurde eine solche eingehend besprochen.*)

Man wählte durchgehends als Aufstieg den Weg über das Fernaujoch, umging den Aperen Pfaffen, bestieg die Wilde Pfaffen-Schneide, um von dort durch die Einsattlung zwischen dieser und dem Zuckerhütl auf letzteres zu gelangen. Führer Jenewein war der Erste, der bei Gelegenheit der Ersteigung des Zuckerhütl durch Touristen mit Führer Marxer Gratze (Pancraz Gleirscher) einen neaen Abstieg versuchte, den wir heute zum Aufstiege wählten.

Um 4 Uhr 10 Min. (9. Juli) verliessen wir Mutterberg, gelangten auf dem allbekannten Wege durch die „Wildgrube** auf die Fernau, erreichten 6 Uhr 3 Min. den Schaufelfemer, banden uns nach kurzer Rast an^s Seil und steuerten dem „Goldschröferl*' zu. Bei Umgehung desselben bemerkte ich, insbesonders an schattigen Stellen, eine Unzahl von Gletscher- flöhen (Desoria glacialis) wie ich sie noch nie gesehen. Der

♦) Jahrbach des Ö.A.V. Bd. IV.. 1868 und Bd. V. 1SC9.

Lergetporer, Zockerhütl. 337

Firn war streckenweise derart damit überdeckt, dass er eine schwärzliche Färbung annahm.

Bis jetzt unterschied sich unser Weg im wesentlichen wenig von dem früher verfolgten, jetzt aber wichen wir er- heblich ab. Statt gegen die Einsattlung zwischen Schaufel- spitze und Aperem Pfaffen zu schreiten und dann letzteren zu umgehen, schlugen wir eine östliche Richtung gegen den Kamm des Aperen Pfaffen ein und überschritten diesen am nLaugen Nieder". Der Aufstieg zu dieser Scharte bleibt un- streitig ein übles Stück Arbeit. Jeder Tritt und Anhaltspunkt mnss, bevor man sich demselben anvertraut, sorgfaltig geprüft werden. Ein abrollender Stein könnte für die ganze Gesell- schaft verderblich werden.

Um 8 Uhr hielten wir nach Ueberschreitung des Langen Nieder eine kleine Rast. Ohne Schwierigkeit gingen wir auf den Sulzenau-Ferner über, banden uns wieder an das Seil und durchquerten den Gletscher in möglichst gerader Richt- ung gegen das Zuckerhütl, um dasselbe von der Ostseite zu ersteigen. In späterer Jahreszeit wird wohl der Klüfte wegen ein kleiner Umweg nach rechts nothwendig werden.

Um 9 Uhr 28 Min. langten wir unterhalb der Spitze an, wo wir so glücklich waren, Wasser zu treffen.*)

Bereits hier bietet sich eine herrliche Fernsicht; mehr noch imponirt die nächste Umgebung und insbesonders der prachtvolle domartige Bau der Sonklarspitze.

Nach 5 Min. Rast stiegen wir über ein steiles Firnfeld empor, verliessen es jedoch in nächster Nähe der Spitze, be- traten den Felsen und standen um 9 Uhr 45 Min. auf der höchsten Erhebung der Stubaiergruppe. Es herrschte voll- kommene Windstille. Temperatur um 11 Uhr 15 Min. -f- 14® C. Sonne. + 1 0 ^ C. Schatten.

Nach zweistündigem Aufenthalte verliessen wir den Gipfel. Am Langen Nieder versuchten wir einen anderen Abstieg, der aber keine Vortheile bot. Ohne Rast wurde weiter ge-

*) Etwa 100' unterhalb der Spitze (Südseite) traf ich schon blühende Exemplare von Banuncalus glacialis. Eben dieselbe Pflanze fand ich bei Besteigung der Raderhofspitze noch in einer Hohe von 10,800'.

22»

338 Stabaier Gebirgs-Gruppe.

schritten und schon um 2 Uhr 15 Min. standen wir am Gletscherende. Um 3 Uhr wurde in der Fernau ein längerer Halt gemacht, 4 Uhr 30 Mjfi. langten wir in Mntterberg &n, und Abends 6 Uhr war Ranalt erreicht.

III. Ueber das Enge Thürl nach Ridnann und

Sterzing.

Am folgenden Tage (10. Juli) verliess ich mit Führer Jenewein Morgens 4 Uhr Banalt. Unser Weg führte uns durch das gras- und blumenreiche Langenthai. Ich kaue wenige Hochgebirgsthäler, welche sich einer so reichhaltigen Flora rühmen dürften, wie das Langenthai. Viel mochte diesei- mal der Umstand dazu beigetragen haben, dass noch kmoa Wildheuers Sense hier gehaust hatte.

Bei den Hütten am Boden des Langenthaies angelangti benützten wir den Steig durch die Klamm, um auf die obere Thalstufe zu gelangen. Der Aufstieg ist ziemlich anstrengend und an einigen Stellen, wo derselbe über steil geneigte Scbnee- flecken führte, war Vorsicht geboten. Der andere Weg «n linken Bachufer ist mehr zu empfehlen. Um 6 Uhr langten wir bei den Hütten im Grübl an.

Nach kurzer Rast setzten wir unseren Marsch fort und erreichten TV« Uhr den Rand des Langenthalferners. Wir fanden denselben streckenweise schon ausgeapert, und steuer- ten in möglichst gerader Richtung dem vom Hochgrindl herab- kommenden Felsgrat zu, welchen wir um 9 Uhr 10 Min. erreichten.

Nach Ueberkletterung desselben betraten vnr jene stark geneigten Schneefelder, die sich bis zur Uebergangsstelle hin- ziehen. Ich muss gestehen, dass mich dieser Gang anfangs um so mehr einschüchterte, da ich schon früher bemerkt, dass über diese Schneeflächen kleine vom Kamme herabkommende Lawinen ihren Weg nahmen. Die Sache ging jedoch gnt der Schnee lag noch ziemlich tief und nach 35 Miu. war die Strecke überwunden und wir standen am Engen Thürl (9020.1').

Herr Prof. Dr. L. Pfaundler bezeichnet in dem Aufeatse: ,,Der Ueblethalferner und seine Umgebnng'^ (Zeitschrift dei

Lergetporer, Enge Thürl. 339

A. V. Bd. IL Heft 1) diesen Uebergang als nicht mehr .ngbar, wegen Steilheit des abgeschmolzenen Ferners an der >rdseite. Anch Herr R. Gutlerbet vermied diese Uebergangs- älle und wählte den Weg über den Hochgrindl. *)

Es ist dieses als vollkommen richtig anzunehmen, denn ir hatten den heuer bewerkstelligten Durchgang unbedingt ir den günstigen Schneeverhältnissen zu verdanken.'^'^)

Um 10 XJhr verliessen wir das Enge Thürl und betraten m Hangenden Ferner, welchen wir anstandslos überschritten id 10 Uhr 25 Min. den Hohen Trog erreichten, wo wir uns ngere Ruhe gönnten.

Der Ueblethalferner bietet unstreitig einen wahrlich über-

Utigenden Anblick, und kein Tourist, der in das Ridnaun-

al kommt, möge versäumen, denselben zu besuchen. Er

hört zu den schönsten und grossartigsten Eisgebilden der

ubaier Gruppe. Erst um 12 Uhr 5 Min. brachen wir wie-

r auf und stiegen die steilen Felspartien hinab. Um 12 Uhr

Min. hatten wir die Schafhütte am Bache erreicht, 2 Uhr

Min. war die Thalsohle des Ridnaunthales gewonnen und

Uhr 30 Min. befanden wir uns im Gasthause des ,ygrossen

otz^^ in Riduaun. Auch hier war unseres Bleibens nicht.

ir verliessen bald Ridnaun und langten Abends 6 Uhr 35 Min.

Sterzing an.

Zum Schlüsse kann ich nicht umhin, Friedrich Jenewein I einen aufmerksamen, anspruchslosen und ortskundigen hrer allen Gebirgsreisenden , die grössere Touren in der ubaier Gebirgs-Gruppe zu machen beabsichtigen, bestens zu ipfehlen.

*) Jahrbuch des Ö. A. V. Bd. V.

**) Wir passirten das Joch über den steilen Ferner an der Nordseite Jahre 1870. D. R.

340

Aas den Ortleralpen.

Von Moriz D^hy in Badapest.

Mit einer Abbildung.

Die Gebirgsgrnppe zwischen Adda und Etsch, die idi im Jahre 1869 flüchtig anf der Wanderung über das Stilf8e^ jocli und bei Ersteigung des Monte Confinale kennen lernte, hatte mein höchstes Interesse erregt. Der Gipfel des Confi- nalezngcs, welcher sich in die Ortlergrnppe einkeilt, erschloss mir den Anblick der in riesigem Bogen vom Monte Video bis zur Treseropyramide ziehenden Kette. In der nördlichen Hälfte feHselt vom Cristallo bis zum Ortler nnd zur Königs- spitze das Ange eine Reihe von Gipfelgestalten in den kabn- Hten Formen, die südliche Hälfte entfaltet sich in mächtiger Krhebang, von glänzenden Eiströmen umschlnngen nnd der Cevedale bildet den stolzen Mittelpunkt in diesem prächtigen Hochgebirgsrund.

Der Entschluss einer Durchwanderung dieses Gebietes wurde gefasst, diese 1872 in Angriff genommen und in die- sem und in den folgenden Jahren war es mir auf meinen KeJHeu vergönnt, mehrere noch nie gemachte, theilweise neue oder nur selten unternommene Berg- und Gletscherfahrten auszuführen.

I. Die Trafo ier Eis wand.

Ueber dem Unteren Ortlerferuer und dem Trafoierfemer, welche in die Felswildnisse des schluchtigen Hintergrundes des Trafoier Thaies abbrechen, zieht zwischen der weit vor- geschobenen Masse des Ortlers und dem Felsbaue des Madatsch-

D^hj, Trafoier Eiswand. . 341

nmes eine mächtige Eisbarriere. Es ist dies jener Theil ! Hauptkammes der Ortleralpen, welcher nach der Einsenk- g des Trafoier Joches (3228" N. M. M.) in östlicher Richt- g mit sanften Linien über die Erhebung der kleinen Schnee- >cke (3310" N. M. M.) zur ebenmässig geformten Grossen aneeglocke (3427" N. M. M.) ansteigt, sich wieder (bis zu 04" N. M. M.) vertieft und in seiner aufstrebenden Fort- :zQng einen langgestreckten hohen Eiswall bildet, welchem 5 Trafoier Eiswand (3563" N. M. M.) und die Thurwieser- itze (3650" N. M. M.) als dominirende Punkte entragen und it dem Grossen Eiskogel (3575" N. M. M.) zum Ortlerpasse 346" N. M. M.) fallt. In der Mitte dieses mächtigen Höhen- ges thront die Trafoier Eiswand und stürzt mit ausser- deutlicher Steile, als eine Wand von blendender Pirnrein- lit, nur an der östlichen Schulter von einigen dunkeln iisstreifen durchbrochen, in das westliche Becken des Unteren rtler ferners. Mit der Steigung der Stilfserjochstrasse ver- dert die Trafoier Eiswand ihre Gestalt ; sie wird schlanker, u Gipfel mit rascherem vSchwunge und scharfer Eisschneide spitzend. Je mehr sich unser Standpunkt dem Westen, hert, desto wilder, felsdurchfurchter wird sie und im Süden ndet sie dem Beschauer in entsetzlicher Zerrissenheit jäh brechende Felswände entgegen.

Der Versuch zu Ersteigung dieses Hochgipfels stand an iter Stelle unter meinen projectirten Touren in den Ortler- pen und die Ausführung derselben hatte einen umso höheren iz, als es trotz der Angriffe, die von bewährten Bergsteigern ternommen wurden, nicht gelungen war, die höchste Spitze erreichen. ,

Am 4. Juli 187*2 war ich mit Johann Pinggera im hef- sten Schneesturm über das Madritschjoch (3151" N. M. M.) :h St. Gertrud im Suldenthale gekommen. Der nächste g, 5, Juli, wurde einer Ersteignug der Vertainspitze 3540" M. M.) gewidmet und am 6. Juli die Königsspitze (3853" M. M.) via Königsjoch erstiegen. Ich hatte beabsichtigt das Val Zebru zu steigen, um von dort mein Ziel die ifoier Eiswand in Angriff zu nehmen, auf der Spitze

342 Ortleralpen.

jedoch wurde ich bei Anzeichen hereinbrechenden schlecbten Wetters wankend. Als ich von der Schulter, etwa 70 Meter ob dem Eönigsjoch, den Val Cedeh vom Yal Zebra trennenden, in grösster Einförmigkeit aufsteigenden Grat übersah, bewog mich auch der Wunsch auf einer Wanderung durch dieThÜer von Cedeh, Porno und Zebru diese besser kennen zn lemeii, sowie aufrichtig gestanden das mächtig Verlockende der Fleischtöpfe von Sta. Caterina und Bormio, dorthin sUtt nach der Zebruhütte zu wandern. Ich stieg daher in das Val Cedeh und gieng durch das Val Fomo nach Sta Caterim.*) Der Morgen des 7. Juli war in herrlicher Klarheit hem- gebrochen und wenn auch das behagliche Flaniren in den reizenden Erdwinkel von Sta. Caterina genussreich war, be- reute ich es doch von meinem ersten Plane abgewichen mid nicht schon an der Trafoier Eiswand zn sein. Jedoch das war vorüber, in der angenehmen Gesellschaft des sich für Bergfahrten sehr interessirenden Arztes Dr. Cav. Gaaella und einiger Badegäste verflogen einige Morgenstunden rasdi und am späten Vormittage war ich auf dem Wege nach Bormio. Nach kurzem Aufenthalte in den neuen Badern gieng es am Nachmittage wieder zurück nach St. Antonio, an die Mündung des Zebruthales.

*) Um 1*** 30™- Morgens hatte ich mit Johann und Joseph PinifgeTa St. Gertrud Terlassen; 6'** waren wir bei der überbrückten Bergklnft; der jenseitige Firnhang erreichte die Steilheit von 51® bis 52®; 2() Minitea später standen wir am Königsjoch. Die Höhenangabe dieses Joches mit 3240 "* N. M. M. erscheint in den neuen Aufnahmen des k. k. miliiärt;M- grapbischen Institutes gleich derjenigen, welche das im Osten der KreU- spitze gelegene Joch (Passo Fomo Payer*s) trägt; dieses ist jedoch entschie- den niedriger als das Königsjoch. Meine Aneroldmessung giebt für dai Königsjoch eine niedrigere Ziffer als die Beobachtung am Hoclijocb, Onle^ pass, Payerjoch und Madatschjoch, conform mit den neuen AufnabmeB, im Gegensatze jedoch zu der bisherigen Annahme, die das Königsjoch höher als Madatschjoch und Ortlerpass hielt. Einige Fuss höhei*, in den Fdies rasteten wir zum ersten Male bis 7*^ 10™* und um 9^* 5** wurde der Gipfel der Königsspitze erreicht. Nach einem Aufenthalte Ton 1 Stunde 5 Mol um 10**' 10"* verliessen wir den Gipfel ; 50 Minuten später waren wir wd der „Schulter".. Nach längerem Aufenthalte stiegen wir südwärts vnd 3h. 45m. [c^men ^n^ir in Sta. Caterina an.

I

Dechy, Trafoier Eiswand. 343

Die Führer, welche meiner warteten, campirten auf der Wiese neben den kreuzgestellten Bergstöcken, nm welche das Seil geschlungen, Tornister und Rucksäcke gelagert waren. Aus dieser Ruhe störte etwas unsanft das Commando zum Aufbruche, den schattenlosen Abhang hinan unter glühend- heisser italienischer Sonne.

Der Confinalezug und die mächtigen Felswände des Cri- atallokammes engen das Zebruthal ein. Aus demselben rauscht der Torrente Zebru, den wir überschreiten und an der nörd- lichen Thallehne weiterwandern. Der in der Nähe des Baches fahrende Weg war durch vom Cristallo herabgekommene Muren zerstört, wir mussten diese überschreiten und einem P&de höher oben am Waldessaume folgen, der uns dann wei- ter über herrlich grüne Matten führte. Eine hohe Thalstufe gewährt entzückende Rückblicke auf Piz St. Colombano und auf die Gima di Piazza, auf welcher sich ungeheuere Schnee- lasten ausbreiten. Pinggera behauptet steif und fest der mehtbare Berg sei der Monte della Disgrazia. Alle topogra- phischen Erörterungen und Beweismittel fruchten nichts, bis endlich der Klang des Namens Piazza, Pinggera zum Aus- spruche veranlasst: er meine, dass die ähnlich lautenden End- silben ihn zu einer Verwechslung verleitet hätten. Nach kurzem Aufenthalte wurde weiter- marschirt, nicht ohne jedes Wasserlein freudig zu begrüssen und nach Pinggeras Benen- nung bald Cristall- bald Confinalwasser zu trinken. Für kurze Zeit war im Thalhintergrunde ein schneeiger Vorsprung der Konigsspitze sichtbar gewesen. Das tiefeingeschnittene Eng- thal wird wilder; der Baum wuchs hört auf; Geröll bedeckt den wüsten Thalboden. Es war Abend, als wir zur letzten Alphütte „il Pastorp" (2091.3" An. Dechy) kamen.

In kurzer Entfernung von der Alpe steigen die Hänge sn dem den Thalschluss bildenden Höhenzuge, über welchen der iZebrupass in das Val Cedeh führt. Nach Norden öffnet sieb das Marmottathälchen, in dessen Hintergrunde hoch oben fiber Felsbord die grünlichen Eismassen des Zebrugletschers an den lichten Abendhimmel gräuzen.

Wir begrüssten den Padrone und verlangten Grastfreund-

344 Ortleralpen.

scbaft, die uns aach gewährt wurde. Meine zwar nur geringe Kenntniss des Italienischen wirkte Wunder ; der Abend wurde in lebhafter Conversation mit dem Padrone und den zwei jüngeren Sennen verbracht. Nachdem der grosse Kessel Mild abgekocht war, wurde der Feuerherd geräumt, um den Koch- künsten Pinggera's zu dienen.

Draussen war dem heissen Tage ein bewölkter Nachtlüm- mel gefolgt und mit sinkendem Mnthe setzte ich mich wieder an das lodernde Feuer. Ich plauderte mit den Hirten, Ton denen sich besonders ein hübscher junger Bursche durch Leb- haftigkeit des Geistes auszeichnete und die Zeit der Nachtrobe war schon längst herangerückt, als der Padrone mir eroffiute, dass er mir im chambre separee in der Eäsekammer ein Bett zur Verfügung stelle, während die Führer draossen in der Hütte ihre Lager finden würden. Er geleitete mich in den kalten Kaum, in welchem in einer Ecke ein mit Stroh gefüllter Verschlag die Stelle eines Bettes einnahm. Fröstehd suchte ich meine für den vorfindlichen Raum etwas zu langen Qlieder unterzubringen und that mein Möglichstes um mich dem Schlafe zu überliefern. Wie lange dieser Versuch ge- dauert haben mag, dessen kann ich mich nicht entsinnen, als die Thüre sich öffnete und Jemand sich meinem Lager näherte. Zugleich fühlte ich, wie ein menschlicher Körper sich be- mühte, mit vollster Gleichberechtigung an dem bis jetzt von mir innegehabten Lager zu participiren und bald darauf er- klangen Laute, welche mir bezeugten, dass der Padrone - denn dieser war mein Bettnachbar den Schlaf des Gerech- ten gefunden.

Es war etwa 2 Uhr Morgens, als Pinggera mit der uner- freulichen Nachricht zu mir kam, das Wetter sei so schlecht, dass an einen Aufbruch nicht zu denken. Auf eine spätere Anfrage dieselbe Antwort. Endlich um 3 Uhr stand ich auf, um selbst nach dem Wetter zu sehen.

Durch das Thal strichen lauge Nebelstreifeu ; aber der Himmel war klar und die Sterne schimmerten lebhaft; nur die hohe Temperatur erschien mir als schlechtes Zeichen. Doch der Padrone tröstete und ich selbst glaubte, dass die ersten

Decliy, Trafoier Eis wand. 345

nnenstrahlen die Nebel aufziehen köunten. Meise Führer loch waren entgegengesetzter Ansieht und machten keine istalten zur Abreise. Als ich später wieder zur Thüre laustrat, waren die Nebel verschwanden und im Dämmer- 3te lagen Berg und Thal klar vor mir. Nun beeilte ich 1 Aufbruch ; aber an allen Ecken und Enden fehlte es und ih langem Warten reiste ich missmuthig um 5^" 15"' des Juli ab.

Es war ein ziemlich klarer Morgen als wir an dem west- len Gehänge des Val Marmotta emporstiegen. Nach Zu- jklegung einer Felsrinne erschien das mittlere Plateau der dretta Zebru mit Thurwieserspitze und Monte Zebru, und

wir die ersten steilen Felder des Zebrugletschers über- iritten, traten rechts die Königsspitze, links die Trafoier Bwand in den Rahmen. Eisiger Ernst und Ruhe lagerte r der einsamen Landschaft.

Wir wanderten auf dem westlichen sanftgeneigten Theile J Zebrugletschers, zur Linken vom Felszuge dÄ* Catena di muzzi begleitet und steuerten gerade auf die Trafoier Eis- nd los, die mit mächtigen Felsrippen, immer grösser und fiter emporwächst. An den Felswänden ziehen Schneerinnen, iche in geringer Entfernung von einander, mit schwacher pve nach unten, wagrecht laufende Felsbänder durchbrechen, j fast vertical einfallenden Schichten drücken diesen For- tiionen ein eigenthümliches physiognomisches Gepräge auf. r ein auf der innigen Wechselbeziehung zwischen Geologie I Topographie fusseudes Karten bild wird dieselben genügend mschaulicheu können. Ein unten breiter, nach oben sich 3ngender Schneehang zieht, von steilen Felsklippen um- Tt, fast in der Mitte der Trafoier Eiswand bis zu beträcht- er Höhe hinau und schien ein rasches Fortkommen zu eu. Diesem Hange wurde zugestrebt und um 7^- waren am Fusse der Trafoier Eis wand.

Im Wegverlaufe war die prächtige Erscheinung des Ceve- i sichtbar gewesen ; jetzt stieg über dem vor uns liegenden finalekamm die herrliche Gipfelschaar der südlichen Ortler- en auf. Ueber dem schöngewölbten Schneefelde des Zebru-

346 Ortleralpen.

gletschers stand fiuster gewandet der Zebra. Deber eine Depression des Cristallokammes taucht die Gobetta auf.

Rasch stiegen wir den Schneehang hinan, der bald dl Form einer Schneerinne annahm. Wir fanden jedoch de Schnee in guter BeschaiFenheit nnd kamen schnell vorwärti Unangenehmer wurden die folgenden übereisten Felsen, di wir umstiegen, um uns den westlichen Hängen des Besff zuzuwenden. Ein Couloir nahm uns auf, das in einer mitl leren Neigung von 50* aufwärts zog. Stufen mussten p hauen werden, da nur eine dünne Schneelage das Eis deekte Plötzlich stürzt von der Höhe ein Steinhagel herab, denWqt durch das Couloir in dem wir stehen, nehmend. Es war ge rade an der schlechtesten Stelle; die Felsen zu beiden Seit« fast senkrecht einfallend und übereist, ermöglichten kei Entkommen. Wir klammern uns an die linksseitigen Febei die Geschosse stürmen an uns vorüber da fühle ich eine dumpfen Schlag auf meinem Kopfe: ein Stein hatte mie getroffen, ohne mich bedeutend zu verwunden, Dank Tie leicht meiner dichten Kopfbedeckung. Athemlos stürmten wi durch den weiteren Verlauf des verrätherischen Couloirs.

Es ist die südliche Seite des sich von der Schneegloct zum Eiskogel erstreckenden Hauptkammes seiner Felsbildni nach der Schauplatz öfterer Steinfalle, einer bedeutenden 61 fahr, der man beim Begehen derselben ausgesetzt ist

Von allen Seiten waren Nebel aufgestiegen, die uns « reichten und schnell einhüllten. Wir bewegten uns jetzt a einem Terrain, das alle Gestaltungen annahm: bereifte Fd klippen wechselten mit eisigen Rinnen, deren Neigung d Klinometer mit 56^ bestimmte, diese mit weniger steil Schneehängen.

Ein Schneedach führte uns auf die Kammhöhe,*) von w( eher der Blick auf das Trafoier Gebiet und weit hinaas

*) Für diese Depression im Kamme schlage ich in UebereintUmn« mit Herrn Harpprecht, dem Ersteiger der Eiswand vom Norden, die 1 seichnung ,,Eiswand8charte" vor. Ueber dieselbe kann man vom Unta Ortlerferner nach der Vedretta Zebra gelangen.

Dechy, Trafoier Eis wand. 347

as sonnbeglänzte Etschthal fiel. Das nördliche Fassgestelle es Berges umlagern die zerrissenen Firne des Unteren Ortler- irners.

Vor uns zog ein steiler Schneekamm empor, den wir inanstiegen und die scharfe Firnschneide verfolgten. Im eiteren Verlaufe wird dieselbe als mächtige Gewächte gegen üden überhängend. Die Schneemassen hatten das Aussehen, Is wären sie vom eisigen Nord an diesen wilden Kammpar- ien emporgetrieben und mit Ungestüm über die Grathohe eschleudert; allein die jenseitigen Steilhänge bieten ihnen eine Stätte und als weit hinausragende Schneewehen hängen e ob den südlichen Felsgerüsten. Wir müssen die Schneide erlassen und nur der Weg über die zum Unteren Ortler- nrner in bedeutender Steile abstürzende Firnwand erübrigt 08. Johann Pinggera zögert keinen Augenblick von. der cheide auf die Wand hinauszutreten. Mit wuchtigen Hieben ichert die Axt Traversirtritte, noch einige Schritte auf der ehneide, über zwei unbedeutende Graterhöhungen und um ^ 30°* stehen wir auf der höchsten Spitze der Trafoier iswand.

Ich visirte (mit Hülfe eines kleinen vorzüglichen Instru- entes von Casella in London) und überzeugte mich, dass e Spitze, auf der wir standen, die höchste unter den Grat- höhungen des Massivs der Trafoier^ Eiswand. Die von uns rfolgte Schneide, die nach Süden und Norden abstürzenden ände und der zur Thurwieserspitze hinüberziehende rasch fallende Grat treffen in einer etwas erhöhten Schneespitze sammen, die zu einer Fläche von etwa drei Fuss im Quadrate h ausbreitend, etwas gegen Süden zurücktritt und den chsten Gipfel der Trafoier Eiswand bildet.

Wogende Nebel entzogen uns den grössten Theil der Lssicht; der Süden war vollkommen verdeckt, damit der wriss prächtige Anblick der südlichen Ortlerkette; nur der ick auf das Trafoier Gebiet war uns vergönnt. Ich halte «en für sehr schön und in Folge der centralen Lage der afoier Eiswand für sehr instructiv.

Ein zerrissener, felsdurchbrochener Firngrat streicht zur

7 >. ■-,'»•>''<.*■.• 'C.'Jti». iii :.»* 4-. 1-1 i*i" £I*:z-* Eist^gel lehnt. In \^'T r-;:,^T '//..- ^-..-.•jT 7..*c- TJt r^iiirf-r Ei^iOQDeide zur zier- . ','.->/. ■:•■,;, .-,'*»!r/ r.^.i£> r,>,.v-. Cn 'i-*z. Crisiallokamm spielen \,p'. ^' *-,*.. f\A i--% 'i-rci Val Zrori wie aas einer Feueresse '•fr,j,or*t>'j;(^,';. .V:ir f:r *:i.i!g* A^igeablicke war das kleine Väi MisrmortÄ -.-iter «i^Tju Z^rjnglet-cher sichtbar.

f>i«; wil/J«; Ki<(b^e^:kaDg der nördlichen Abdachung des 1 riitoU'.r KurfiUifrH li'rgt er-chlossen vor uns. Der tief unter ?.f:\iii*'^i '/t;r^rA\t*'MH Zug des Inneren Femerkopfes trennt die h\ft'rt',u FiniMrilden des Unteren Ortlerferners, und zwiiclien tlU'Hfw und d^rii Trafoier ferner streicht ein felsiger Zug, der in tlfr NiiHljornspitze gipfelt. Der parallel laufende Madatsch- kiirnni nnj^i nur einige Minuten aus dem Nebelschleier he^ vor, th'f Imld den ganzen Westen umzieht Mit finsteren, inilr.liiigi'M Wunden fallt der Ortler gegen den Unteren 0^tle^ Itirnnr iih, <^inn Hnihenfolge von lothrechten Klippen.

DiiN Augn ruht mit Wohlgefallen auf dem Thale tob 'rnilni, tinrrli diiH der Gletscherbach sich als silberner Fada windni. Aun Krlnittigom Dunkel zieht er hinaus und strömt durrli grüniMidiMi Thalgrund. Matten, Wiesen und WäUer i*rgliin/.iMi, wiMin die Sonnenstrahlen aus dem Gewolke hervor- ItrooluMi, und das untor einem grauen Himmel matte, düstere {\v\\\\ lobhntt orli'uchton.

Minigo Kuss siuHioh unter dem Gipfel durchbrechen phan- l»>t)Noh ijoformto Folszaoken die Schneedecke. Am Seil wird dor i\i\\i^*n* INngg^Tii hinabgelassen, einige Steine herauf h.^it, onu* \vt S;oinmanncheu erhant und ein rothes Tnch v,ut Svhni'.iv« ;ui *5ou RKvkon f«Etc>?bunden. In eine Flasche, ,v.o »\;v lU^rtc V,« Schmv verc:^5>^'J wur^e, legw ich meine K;>;^^ V.V.1 V;;:o;'r Ni^ti? *r:S?r T:v>ere Er?Teiir::ac*i

;V^?t VVi' v..,^v."i:^:<'»r w:^?-' ^ 0. vc*:: >53eis silrmte kilt ..,v \\ .-,-., \>,-"Wr .'..I Nf>\ :t:: iVf::!jr* ^sS icnclite den V.\'.-\si .',v *v j:v:*?;'\r.* Vr.: '..' vf^-'i^^^Ä-^ wir i-eii Gipfel

Dechy, Trafoier Eiswand. 349

mkler dichter Schiefer. Der Weg erforderte abwärts Vor- cht. In den Couloirs war der Schnee weggetreten und an anchen Stellen kam blankes Eis zu Tage.

Da der Nebel dichter wurde, schlug Pinggera den Riick- €g nach Val Zebru vor. Ich wollte nichts davon hören, ^ir verliessen bei den übereisten Felsen, deren ich oben erwähnte, i westlicher Richtung gegen den Felszug der Catena di Camuzzi ns wendend unsere Anstiegsroute, begannen um U'" 45"** zum 'asso dei Camuzzi aufzusteigen und waren Punkt 12"** oben.

Ohne Aufenthalt gieng es in eine kleine Schneemulde inab und jenseits wieder auf einen Schneesattel.

Vor uns lag die Vedretta Cristallo. Unser Blick über 18 einförmig weisse Schneefeld war in kurzer Entfernung irch den dichten Nebel geschlossen. Die Pinggera fingen an an über die heillose Unvorsichtigkeit zu jammern in »Ichem Wetter über Gletscher zu wandern. Ich nahm Karte id Kompass zur Hand und wir verfolgten die Richtung des adatschjoches. Als der Nebel sich einige Augenblicke lüf- te, sahen wir vor uns einen breiten Schneesattel. Diesen unkt festhaltend marschirten wir trotz des weichen Schnees isch vorwärts und hatten um l*** 20" p. m. die Einsattlung reicht. Vor uns gegen Norden war, wenn auch unter einem »wölkten Himmel, Alles ziemlich klar und ohne dass eine TÖmung in der Athmosphäre bemerkbar gewesen wäre, schien e Wasserscheide zugleich auch dem Nebel einen Damm zu tzen. Mit dem Blick auf den vor uns in der Tiefe hin- ehenden Madatschgletscher, den Cristallospitzen zur Linken, ir Tockettspitze zur Rechten, überzeugten wir uns, dass wir Q Madatschjoch (3348" N. M. M.) standen. Das Madatsch- ch wurde zum ersten Male am 1. Aug. 1864 von den Herren F. Tuckett, E. N. und H. E. Buxton mit Christen Michel LS Grindelwald und Franz Biener aus Zermatt überschritten.*) in zweiter und letzter Uebergang, ausgeführt durch Herrn ilius Payer mit Johann Pinggera erfolgte am 28. Sept. 1866.**) er Ausgangspunkt beider Expeditionen war Trafoi.

*) Alpine Joarnal, Vol. I, auch Tuckett, Hochalpenstadien, II ^) Payer, die westlichen Ortleralpen. Ergänzungsheft Nr. 23 zu itermann's geogr. Mittheilungen.

350 Ortleralpen.

Die Schneehän^e schössen in bedeutender Steilheit hioab (mein Clinometer gab 56 ^), boten ans aber tiefer nnten eine prächtige Rutschpartie.

Am obersten Firnboden des Madatschgletschers angelangt sahen wir zum schönen Schneedom der Tuckettspitze empor, die ein Gewirre von Klüften umringt. Links steigen die Steilwände des Cristallokammes auf.

Nach einem Marsche von 30 Minuten über das schwach geneigte Firngebiet des Madatsch hielten wir am Gletscher eine dreiviertelstündige Mittagsrast.

Der Madatschferner ist der grösste primäre Gletaeher des Trafoier Gebietes. Die Partie der Geisterspitze (Httl" N. M. M) und des Monte Livrio (3192" N. M. M.) erscheint als ein hohes Gletscherplateau, dem die einzelnen Erhebungen wellenförmig, mit breitem langsamen Aufbau en tragen. Nich dem Abfalle des bis hoch hinauf Gletscherschliffe tragendoi Madatschzuges erscheinen die Berge von Sulden, unter wi- chen wir Ofenwand und Tschengelser Hochwand erkennen. In grüner Ferne blicken wir in das Matscherthal hinein, über welches die Weisskugel sich aufthürmt. Draussen im Thik ziehen am westlichen Gehänge die Schlangenlinien der Stilf- serstrasse.

Wir hielten uns links und überstiegen die riesigen Schnee* reste von Lawinen, die vom Monte Livrio herabgestürzt wi- ren. Unser Weg führte quer über den Madatschgletschers der seine streng nördliche Richtung mit einer schwachen Biegung gegen Osten verlässt und bei derselben von den Ab- hängen des Vorderen Grates und der Vorderen Madatschspittt eingeengt, uns das Schauspiel eines Gletscherabsturzes mit prächtigen, im schönsten Blau spielenden Eisbrüchen bietet Den felsigen, monotonen Tabarettaspitzen folgend, entwickelt der Riesenbau des Ort'.ers seine grossartigen Dimensionen; wir glaubten die feine Silberspitze desselben unterscheiden zu können.

Um S''- 15"*' p. m. entledigten wir uns des Seiles. Nach kurzer, angenehmer Rast auf den Hängen des Vorderen Grates, welche die Vegetation zu bekleiden begannt, stieRcn

D^chy, Payerjoch. 351

r zur Franzenshöhe hinab und zogen auf der Stilfserjoch- "asse abwärts.

Eis war b^' 30°* p. m. als wir in Trafoi ankamen, als )te Ersteiger der eigentlichen Thalspitze Trafois lebhaft g[rü8st und freundlich empfangen.

Die Ersteigung der Trafoier Eiswand hatte uns 3 Vs Stun- Q (mit Ausschluss einer Rast von 45 Minuten) gekostet; 8 einzige Hinderniss der überwächtete oberste Kamm- at wird immer durch Umgehung im Norden überwunden rden können.

IL Das Payerjoch.

Von Salden nach dem Val ZebriL

Am 9. Juli wanderte ich Nachmittags das Suldenthal lauf nach St. Gertrud, die letzte Stunde in strömendem Regen.

Am Vormittage des nächsten, eines Regentages, sah ich Vorraum des Widums einen mächtigen Bergstock in der ke lehnen und in das Zimmer tretend begrüsste ich den ibgenossen Herrn Victor Hecht. Da unsere Pläne beinahe ounmenfielen, waren wir schnell entschlossen, unsere Be- ebungen zu vereinen.

Das Wetter besserte sich nicht und wir hatten Zeit über ser nächstes Thun Verabredung zu treffen. Hecht schwärmte

Ersteigung des Ortlers via Hinterer Grat, um, wie er ;te, etwas Praktisches zu leisten und einen leichteren und rzeren Weg auf den Ortler, als die bis jetzt benützten ^er einzufuhren. Ich dagegen hielt, da Nichts dafür sprach, 18 dieser Zweck mit Wiedereröffnung des Hintergratweges eicht werde, die Ersteigung des Ortlers von der Südseite, I dem Val Zebru, einem Thale ausgehend, von wo bis jetzt ' Ortlergipfel nicht erreicht wurde, für weit interessanter, dem galt es auch, einen neuen, direkten Uebergang zu for- en und so neigte sich auch Hecht dem letzteren Projecte Es wurde ausser den Brüdern Pinggera auch Peter 1^1, der jedoch erst am 12. frei wurde, engagirt und für 1 Fall der gelungenen Ueberschreitung des Hauptkammes

B4.V. Abtlul. 23

352 Ortleralpen.

ein Bivonac nnter den Südwänden des Zebrn geplant, am von dort den Ortler anzugreifen.

Am Abend des 10. regnete es in Strömen, die Barometer blieben 4iief, keine Hoffnung auf Besserung des Wetters konnte Platz greifen und Führer und Träger zerstreuten sieb. Di werde ich, etwa um 3 Uhr Morgens von Johann Pinggora, der im Widum geblieben, mit der Nachricht geweckt, dass kein Wölkchen am klaren Nachthimmel sei. Bald daraufhin auch Hecht in meit Zimmer. Wir beriethen, was zu madten. Dangl war mit Fremden fort, Joseph Pinggera und die Trinfer in stundenweiter Entfernung im Thale, also die Mögliekkeit unsere beabsichtigte Reise anzutreten vereitelt.

Am Vormittage wölbte sich ein klarer, blauer Himmel über dem Thale und Leid im Herzen gingen wir nach dem Rosimbodea und auf die Kosimköpfe, um den morgen eiozn- schlagenden Weg zu recognosciren. Der mächtige Eamm- bogen Ortler-Eönigsspitze, den westlichen Zweig des Sulden- ferners einschliessend, lag offen vor uns. Vom Ortler zieht der Kamm über den Einschnitt des Hochjoches (3604"" N. H.IL) zum mehrgipfligen Zebru (3740"" N. M. M.), sinkt zu einer tiefen Depression (3438* N. M. M.), und steigt dann als he^^ liehe Eisschneide zum Gipfel der Eönigsspitze.* Orometrisch finden wir die Mächtigkeit dieses Eanmibogens in der Zahl von 3567° für die mittlere Kammhöhe und von 384" fir die mittlere Schartung ausgedrückt, Zahlen, welche die höchsten orometrischen Werthe in den östlichen Alpen ergeben.*) In diesem Eammabschnitte ist das Hochjoch die einzige, bis jetzt benützte Uebergangsstelle und obgleich das niedrige Joch zwischen Königsspitze und !2ebru einen directeren üebergang aus dem Suldenthale in das Val Zebru verspricht, war das- selbe nicht überschritten worden.**)

*) Julius Payer, die westlichen Ortleralpen. Ergänzongsheft Nr. 23 zu Petennanns geographischen Mittheilungen S. 7.

**) Herr F. F. Tuckett, der in den Ortleralpen eine Reihe von glin- zenden Touren ausgeführt und die Literatur mit ausgezeichneten Arbeiten über dieselben bereichert hat, fuhrt in einer Liste von zu eröffnenden Expe- ditionen im Ortlergebietc diesen Pass ebenfalls an, bezeichnet ihn jedoch als schwieriger (probably rather difficult) als das Hochjoch. S. AlpiM Journal, Vol. IL Seite 357.

Dechy, Payerjoch. 333

Wir wendeten das ausgezeichnete Fernrohr Hechtes die- ser Jochpartie zu. Von der Höhe reichen steile Schneehänge zum Snidengletscher herab. In ihrem unteren Theile werden diese 7on den Felsrippen, welche die östlichen auf den Sulden- ferner absetzenden Abhänge der Eönigsspitze durchbrechen, und von den Wänden des Zebru eingeengt, und bilden von Klüften durchzogene, abbrechende Eisfelder. Wir sahen zwei mächtige Spalten dieses Gehänge durchqueren und in scharf geschiedene Terassen trennen. Die etwa bis zur Mitte der Wand reichende Partie setzt offenbar einem Durchpasse Schwierigkeiten entgegen und mächtige Lagen Lawinenschnees, welche von den Hängen zum Suldenferner ziehen, zeigten uns das Vorhandensein einer bedeutenden Gefahr. Dennoch glaubten wir Stellen unterscheiden zu können, wo die Klüfte überbrückt waren und eine Ueberschreitung gestatten würden. Diesen Fall vorausgesetzt, fand der Weg durch die Eisbrüche den meisten Anklang; wir beschlossen die dem Zebru zu- nächstgelegene Partie anzugreifen und zu versuchen in einer schiefen Linie emporzusteigen, die über der ersten Kluft auf- starrende Eiswand mittelst Stufenhauen zu bewältigen und die letzte und grösste Kluft in der Mitte des Schneewalles zu übersetzen. Im Falle dies unausführbar wäre, boten uns die Felsen an der Zebruwand einige Hoffnnng ; ganz unpracticabel schien aber die Passage nahe der Königsspitze : dort wechsel- ten senkrechte Felsflühen mit zerschründeten Eispartien.

Als ich am frühen Morgen des 12. Juli in das Gast- zimmer trat, war Alles in geschäftiger Rührigkeit. Da es ziemlich viel zu tragen gab, Proviant für zwei Tage, Decken and etwas Brennholz für unser Bivouac, kamen zwei Träger mit. So verliessen wir um 3**' Morgens den Widum, eine stattliche Schaar: Hecht, die Führer Johann Pinggera, Peter Dangl und Joseph Pinggera, als Träger Veit Reinstadler und Alois Pinggera, und ich.

In stiller finsterer Nacht schritten wir durch das ein- same Thal. In einer halben Stunde kamen wir an den Gam- penhöfen vorbei nnd einige Minuten später übersetzten wir

den Suldenbach. Ich glaube, am Beginne unseres Marsches

28*

C^vi •'•rtienüi»«..

u*^/ J*fuiiiiiC •rix*^ LutfenKL die btier ii^enig uracte: naii mnsste Ju äi!?f h\ihiuf]b^\ auf tfduxuLkm P&dt:. äer od u da wert* Jicju«'!: l^italU^D^ lumi^sbt. g^ezx&n Adit bateiL Um 4^ 2^^ wnftfn wir \m d<rr BebonlertexLhiztxe. wo irir 10 ICnntaL Ter-

\)Hr Tag war Iientngebroeheii. nod huieiite Soldenspitze uiid '6':hr^AVisrhorn rohenroth an. Ein volkenloeer Himnoiel U4:hUi uiXh «iit^eg<en : nur rüekwärtB, über dem Aoagange des 'Hi^litH, \rAlUin dch groue Wolken am tie^erötheten Himmel im itfUiftiU WecbMfl selb«! in brennendes Roth geianchi

Durch eine Lücke in den auslaufenden Abhängen dei HinUfniU Orat^e», welchen wir nns näherten, stieg die Ednfi- nitli'/At imfliri auf ihre Firnkrone hoch in die Lüfte schwingeni l)uiiii entwickelt sich der ganze Hintergrund bis zur Snlden- u\niyA* und verbindet sich mit den Bergen der ostlichen Thal- wiiiidiing Huldens. Auf grünem Wiesenplane des reizTollen 'riiiilgrundcs sieht man die Hütten des Bichelhofes und der (iitni|)m)h(ifn.

Um r>"' If)"*- betraten wir eine Moräne des Suldenglet- Nchnrn, iVw wir in der Richtung der Königsspitze verfolgten, und niicli 20 Minuten den Gletscher selbst. Nun wurde das Hidl in Anwendung gebracht.

lidi iKtniltzte die Gelegenheit um den Ortler mit Eonigs- Npi|y.ii und Zobru su skizziren. Unmittelbar dem Snlden- gli^tmdiitr (MiUttoigoud, nmragen sie diesen, ein an Grossartigkeit dor Uipiolbildungen in den östlichen Alpen kaum erreichtes Hild. Pinggoru ist des Gelingens einer Ortlerersteigung über don Uintoron Grat gewiss, ja selbst die Möglichkeit eines dirovton Aufstiogt^s durch eine von der Spitze herabziehende KioMMikohlo winl U^sprooben.

V\\\ li^ 'J^**' aiu Kusse des zum Joche zwischen Königs- iipit/o und Zt^bru aufsteigenden Bergwalles, sahen wir, dass ed luuui'^glich sei« durch die Felsen des Zebruhanges einen Wckf £u or^wiugeu. Wir entschieden, an den Sehneehingen ciuporiiisteigeu. Johann Piuggera war Eclairenr^ dann folgtoi ich, Jt.vwt' l^u^iE^ra« Hecht und Dangt als Letzter. Die Ent- ieruuug £ wischen den Einzelnen war etwa d Fuaa«

D^hy, Payerjoch. 355

"^ und Johann etwas grösser. Die beiden Träger bildeten ^ zweite Partie. Bald gelangten wir zur ersten zum Zebru eilenden Kluft. An der linken Seite derselben fanden wir =^e Brücke, die uns jenseits der Kluft zu einer Eisklippe lirte, deren Erkletterung unmöglich war. Wir suchten nun ^ Klippe zu umgehen, in dem wir in gehauenen Stufen an ^r Basis derselben traversirend, unmittelbar unter unseren Bssen die halbverschneite Kluft, vordrangen, bis nach unge- thr 25 Fuss eine Schneege wachte, welche die Kluft schloss, i Form eines runden. Eckthurmes unseren Weg versperrte. Dhann erarbeitete sich, mit Macht an der überhängenden ßhneegewächte hackend, eine Rinne und kletterte so mit ravour an dem Schneethurm empor. Als ich folgte brachen ie nur lose getretenen Stufen durch, und ich hatte Gelegen- 3it die ausgezeichneten Dienste meines Hackenstockes zu •proben, mit dessen Hülfe ich mir theils neue Tritte sichern, leils die Hackenklinge fest in den Schnee treibend, mich icht in die nächst höhere Stufe emporziehen konnte. Bald ar die ganze Gesellschaft auf der Höhe versammelt. Diese Idete ein ebenes Plateau, auf das die höhere Terrasse in rächtigen Eisstufen abfiel. Die zweite Spalte, mächtiger als e erste, wurde kriechend auf einer etwas unsicheren Brücke issirt, von welcher wir links in die unergründliche Tiefe nes mächtigen Eisgewölbes blickten. Dieses Manöver wurde >ch einmal wiederholt und dann gelangten wir auf die tzte Terrasse des Walles, welche sich zu einem kurzen, ;hwach geneigten Schneefelde ausbreitete. Von diesem setzte ch der Firnhang bis zur Höhe des Passeinschnittes rt. Wir hielten uns auf der Seite des Zebru und über- hritten Schneehänge, welche unter einem Winkel von 43^* 8 53** herabzogen. Der Donner von Lawinen, welche über e kaum verlassenen Partieen stürzten, drang zu uns und ir sahen die Schneemassen über das untere felsige Gehänge ts Zebru fluthen. Nachdem wir uns um eine scharfe Ecke )T Zebruabhänge gewendet, stiegen wir die Firnhalde in ge- der Richtung hinan, dem tiefsten Punkt der Einsattelung itgegen. Mit Hecht betrat ich denselben um 8^* 48""' t)en

356 Ortleralpen.

Abstieg uach dem Süden schienen keine Schwierigkeiten zu hindern und wir konnten der Lösung nnserer Aufgabe: die Ueberschreitung des Joches zwischen Zebru und Eönigsspitze, sicher sein.

Auf dem vom Zebru herabziehenden Felsgrate lagerten wir uns. Die Umgebung zeichnete sich durch prächtige Wild- heit aus ; durch den hohen Aufbau derselben ist die Aassicht beschränkt. Die Eönigsspitze bildete das grossartigste Objeet, der Nähe; unserem Standpunkte wendet sie ihre west- liche, von einer mächtigen Bergklnft umgürtete Breitseite n und über einen Vorberg sendet sie in schöner Windung einen Grat zu uns herab, den Schneeanwehungen in den bizarrstoi Formen auszacken. Die scharf geschnittenen Profile des Tri- foiers Hauptkammes: Thurwieserspitze , Trafoier Eiswand, Schneeglocke verhüllt bald neidischer Nebel. Im Süden über- rascht die mit blanken Firnhängen über dem Confinalezug aufsteigende Pyramide des Corno di tre Signori. Das Sulden- thal, das mit seinem Gletscher zu unseren Füssen liegt, um- säumt im Osten die Gipfelreihe des Laaser und Marteller Scheiderücken« und darüber hinaus begrenzt die Oetzthalcr Gruppe mit Weisskugel, Wildspitze, Similauu und Hintere Schwärze den Horizont.

_

Während wir Umschau hielten, hatte die jüngere Führer- schaft am Ende des Zebrugrates auf der Suldnerseite einen mächtigen Steiumaun erbaut, in welchem wir vor unserem Abmärsche unsere Karte mit kurzen Notizen über unsere Er- steigung bargen. Einige Schwierigkeit verursachte es, für das von uns begangene Joch, einen passenden Namen zu fin- den. Den beiden umstehenden Bergen, der Königsspitze und dem Zebru, sowie den mit letzterem identischen Thal- und Gletschernamen des Südhanges waren schon Passbenennungen entlehnt.*) Es erübrigte nur, das Joch nach dem Thale und Gletscher, von dem wir aufgestiegen waren, zu benennen. Auf

*) Königsjoch, Uebergang aas Val Cedeh nach Sulden, iwisdieB Königsspitze und Kreilspitze gelegen, und Zebrupass, (Passo Zebra), aas dfm Zebratbal über die südliche Gratfortsetzung der Königsspitze in das Ceddh tbal' führend.

D^chy, Payeijoch. 357

der S[arte des Marteller Alpencomplexes von Julius Payer'*') trägt zwar eine Einsattlnog über die ein üebergang ans dem Martellthale (Madritschthal) nördlich der Schöntanfspitze in das Saldenthal fuhrt, den Namen Saldenjoch; der Analogie aber folgend, dass in diesem Gebirgszuge die Pässe den Namen der nächstgelegenen Spitzen führen **) und bei dem Umstände, dass der Name im Thale bis jetzt noch nicht bekannt wurde, erlauben wir uns für das oben erwähnte Joch unter der Schon- , taufspitze, die Bezeichnung „SchöntauQoch*^ vorzuschlagen. Um aber eine Verwirrung der Nomenclatur zu vermeiden und eine leichtere Unterscheidung sofort zu ermöglichen, legen ^ir unserem Joche den Namen „Payerjoch" bei, damit den Namen eines Mannes festhaltend, welcher gerade in der Durch- forschung der Ortleralpen sich die gerechtesten Ansprüche *of ein solches Denkmal erworben.

Während unseres fast zweistündigen Aufenthaltes war die Temperatur angenehm geblieben (9® C). Meine corrig. Aneroi'dablesung ergiebt, verglichen mit Bozen, Bludenz und üiva, 342 4*".

Um 10*"* 40"- stiegen wir abwärts, dem Zebruthale zu. £in steiler Fimhang, dessen Neigung zwischen 40^ bis 47^ wech- selte, verband uns mit dem Zebrugletscher und bald beförderte uns eine köstliche Rutschpartie in sausendem Zuge abwärts. Schon 20 Minuten nach dem Verlassen der Passhöhe be- traten wir den schwachgeneigten obersten Boden des Zebru- gletschers.

Zu unserer Rechten steigen mächtige Felsmauern des Zebru auf und unter denselben beabsichtigten wir zu bivoua- ciren. Wir näherten uns den Wänden und nach kurzer Zeit glanbte auch Einer von uns ein zum Nachtlager geeignetes

*) Julias Payer, die centralen Ortleralpen. Ergänzungsheft Ni. 81 xn Petermanns geographischen Mittbeilungen.

**) Ofen wandscharte: südlich der Ofen wand; Angelasscharte: südlich der Angelusspitze; Pederjoch: nördlich der Inneren Pederspitze ; Madritsch- joch: nördlich der Madritschspitze ; Butzenscharte : nördlich der Batzen- spitze.

358 I Ortlera]peii.

Plätzchen gefunden zu haben, allein die Mehrheit schien ?on der Oertlicbkeit als Nachtquartier nicht erbaut gewesen xa sein, die dem Winde ausgesetzt, kein sehr confortables ünte^ kommen versprach. Nun spähte Jeder umher; ein zweiter Platz wurde zehn Minuten lang hin und her geprSft, am endlich wieder verworfen zu werden. Dies geschah noch ein- mal und um 11 ^' iO*"* kamen wir zu einer etwas überhängen- den Felswand und unter dem Schutze derselben beschloflsen wir, uns für ein Bivouac einzurichten. Der bis an die Wind , reichende Schnee wurde fortgeschafft und ein ebenes PBti- chen hergestellt. Aber es schien, dass wir buchstäblich tob Regen unter die Traufe gerathen waren, denn einem Vissm Wasserfalle gleich, tropfte es von den höheren, durch die Sonne schmelzenden Schneelagen über die Felswand henb, kaum einige Zoll unserer Lagerstätte trocken lassend, doch wir trösteten uns, dass dies später mit dem Sinken der Tem- peratur aufhören werde.

Die Lage unseres Nachtquartieres aber war höchst in- teressant: das ebene Fimfeld des Zebrugletschers breitet sich vor uns aus, wo der Eisstrom der Tiefe zndringt, die präch- tigsten Gletscherbrüche bildend ; auf demselben fusst ein mas- siger, dolomitähulicher Bau, von einer steilen Felsenmaner gekrönt : der Cristallokamm. Der Ausblick zwischen Gristallo und Confinale trägt hinaus auf die reichgegliederte Bergreihe im Südwesten des Furvathales. Im Süden über dem abfalloi- den Gonfinalezug strebt der schöngespitzte Firngipfel des Tresero auf und über dem Felsgrate des Zebrukammes macht sich ein gewundener Firnkamm bemerkbar, den wir für die Giuroella hielten.

Nachdem ich eine flüchtige Skizze der Umgebung mir gesichert hatte, nahmen wir ein zweites Frühstück und Ter- suchten dann ein kleines Schläfchen.

Unterdessen war eine ungünstige Aenderung des Wetters eingetreten ; von allen Seiten wälzten sich Nebel und Wolken heran, der Himmel verfinsterte sich. Ziemlich einsilbig vor- brachten wir den Nachmittag ; unermüdlich las Hecht in kar-

Dechy, Payerjocb. 359

in Zeiträumen die Theile seines Goldschmied'schen Aneroi'd- irometers ab, die leider eine stetige Zunahme zeigten.

Gegen 5 Uhr kamen unsere Träger, die wir in die Zebru- pe um einen Kochkessel gesandt hatten. Ich hatte ihnen le Karte an den Padrone der Alpe gegeben, in welcher ich 1 schönsten Italienisch, dessen ich mächtig war, um die hweise üebergabe eines Kessels ersuchte. Der wackere mn erinnerte sich meiner von meinem vorwöchentlichen kchtlager in seiner Hütte und entsprach gefallig unserem unsche. Ein Feuer wurde angezündet und eine köstliche ppe, zu der Hecht grossmüthig enorme Quantitäten Liebig- len Fleischextractes spendete, gekocht. Der Inhalt unseres oviantsackes ergänzte das frugale Mahl.

Wir hatten für die Nacht verschiedene Vorkehrungen: a Bau einer Mauer, das Aufspannen eines Tuches, als Zelt- ßh geplant, aber keine war ausgeführt worden. Der Was- •fall von der Felswand wollte nicht aufhören, ja er wurde raer dichter, zog sich unter dem Vorsprung, der Wand tlang herab und Hess keinen Fuss breit trocken. Ein kalter ind wehte vom Eise. Die Temperatur welche um Mittag le Höhe von 26® C. erreicht hatte, war um 8 Uhr auf > ® gesunken, in kurzer Zeit eine Differenz von 20 Graden,

sich später, mit dem weiteren Fallen der Temperatur, dh vergrösserte. Die mitgebrachten kleinen und dünnen cken gewährten wenig oder gar keinen Schutz. Kein Stern lellte das dunkle Firmament. Um 10 Uhr Nachts etwa j^nn es heftig zu regnen und nun waren wir schutzlos den ithen preisgegeben. Von Schlaf war keine Rede mehr; es rrschte Zähneklappern. Lange währte es bis der Morgen ranbrach; der Regen hatte aufgehört, es war bitter kalt, ir setzten uns zum angefachten Feuer : der Wind trieb uns a beissenden Rauch in die Augen.

Es gab keine Hoffnung mehr, unser Vorhaben in Angriff

nehmen; rasch wurde ein heisser Thee gekocht und um

40** am Morgen des 13. Juli flohen Hecht und ich, uns

ein Seil knüpfend, den unwirthlichen Ort. Führer und

ager mit dem Einpacken beschäftigt, Hessen wir zurück.

360 Ortleralpen.

Den Gletscher liefen wir hinab; ob dem Val Marmotta war- teten wir eine halbe Stunde der Zurückgebliebenen nnd stiegen dann zusammen zur Alphütte il Pastore im Val di Zebra, J wo wir um 6''' 20"* ankamen.

Der Himmel zeigte einige Minuten ein freundliches Aiu- seheu, blaute an einigen Stellen und wir bereuten üst unsereD raseben Aufbruch. Bald aber überzeugten wir uns, dass du Wetter in den höheren Regionen schlecht geblieben sei Qod nach einem kräftigen Milchfrühstück zogen wir um 9^ du Thal hinaus.

Die letzte Brücke wurde nicht überschritten, sondera u der rechtseitigen Thallehne einen steilen Pfad hinangestiegea, der sich auf der Höhe um die Bergecke wendet und kimb in das Furvathal führt. Auf der steinernen Brücke vor B<Nr- mio richteten wir unsere stark derangirte Toilette etmi zurecht, gingen durch das Städtchen und der breiten Strasse nach unter glühender Sonne zu den Neuen Bädern.

Unsere Expedition benöthigte von Sulden bis zur Passhobe 5 Stunden 48 Minuten, wovon 18 Minuten auf die Basten entfielen. Der Hinabweg zum Bivouacplatze kostete 48 Mioi von dort zur Zebruhütte 1 Stunde 10 Minuten. Das Payer- joch bildet die directeste Verbindung und vermittelt den raschesten Uebergang zwischen dem Suldenthale und dem Val Zebru.

III. Um und über den Ortler. 1. Der südliche Ortler- Vorgipfel vom Hocbjoch. Ueberschreitnng des

Ortlerpasses.

Hatte auch das schlechte Wetter am 13. Juli die Inan- griflFnahme des zweiten Theiles unseres Programmes, des Ver- suches einer Ersteigung des Ortlers vom Süden vereitelt, so blieben wir dennoch entschlossen, diesen Plan nicht anfxa- geben und an dem Tage, an welchem eine sichere Besserung des Wetters eintreten würde, zu diesem Zwecke wieder nach Zebru zu wandern. Leider sollte dies nicht so bald der Fall sein: das Wetter blieb, was trostloser noch als entschieden schlecht, immer höchst unsicher und für Hochgebirgstouren

Ddchy, Südl. Ortler- Vorgipfel. 361

migeeignet. Spaziergänge auf der Stilfserstrasse, zur Adda- Bchlucht, nach dem Passo de la Scala und zu den Scalaseen'*') unterbrachen nur für kurze Zeit das Schlaraffenleben, welches irir in den Bädern von Bormio, unserem Capua, wie Hecht lieselben nannte, fahrten.

Dangl war nach Trafoi gegangen, um dort Herrn Harp- wecht aus Stuttgart, zu treffen ; er war beauftragt demselben kCttheilung Yon unserem Vorhaben zu machen. Wirklich latten wir das Vergnügen am 16. Juli Abends unseren Ver- nnsgenossen Herrn Harpprecht in Bormio zu begrüssen, der ODÜ dem Entschlüsse gekommen war, sich unserer Partie an- Bnschliessen.

Am nächsten Tage 17. Juli war das Wetter zwar immer noch zweifelhaft, allein meine Gefährten waren für den Auf- fcnich und da die Veränderlichkeit des Wetters mit Gewiss- Iwt weder Besserung, noch entschiedene Verschlechterung Voraussagen Hess, fuhren wir am Nachmittage nach St. An- fenio, dem Eingange des Zebruthales, wanderten durch das- •ölbe und kamen Abends nach Verlauf von 3 Stunden 8 Min. 'Ji der Zebruhütte an.

Die Nacht verbrachten wir zu dreien in dem von meiner Besteigung der Trafoier Eis wand bekannten Verschlage. Am Jörgen des 18. Juli war das Wetter entschieden zu schlecht, m unseren Plan in Angriff zu nehmen, und um bei dem weifelhaften Erfolge des Unternehmens überhaupt einer zwei- en gleichen Nacht zu entgehen, verliess uns Herr Harpprecht idem er sich nach Salden wandte, in der Absicht anderen ^ages den Anstieg über den Hinteren Grat zu versuchen, in-

*) Es ist eine reizende Partie, die vou Isolaccia zu der, zwischen den uinen zweier mitte ralterlicber ThQrme sich öffnenden Scala dl Fraele, ne Scharte (1986") in der n. Bergmaaer des Vai Viola, und über diese 1 den zwei kleinen lichtgrünen Scalaseen fuhrt, deren zauberischer Spiegel, m Fussc von Kalkfelsen, von saftig grünem Wiesbord eingefasst, in welt- srgeBsener Abgeschiedenheit leuchtet. Das Scalathälcben mündet in die al Fraele und der Pfad zieht nördlich nach St. Giacomo da Fraele und Ach der oberen Thalstrecke, südlich durch eine von der Adda durchrauschte Bhlncht nach Bormio.

362 Ortleralpen.

dess wir unserem Vorsatze gemäss, bei schlechtem Wetter einen Tag in der Alphütte zuzuwarten, in Zebru verblieben.

Es dürfte hier am Platze sein, die Wichtigkeit der Er- richtung einer Clubhütte im hintersten Zebrn zu betonen, die einem längst gefühlten Bedürfnisse abhelfen wurde. Die üb- terkunftshütte wäre ein vortrefflich gelegener AusgangflpnnU für einige der schönsten Touren in den Ortleralpen, fir dii Ersteigung des Cristallo, der Trafoier Eiswand, Thxurwie8e^ spitze, des Monte Zebru, für die Ueberschreitung des Madttseb- joches, Tuckettjoches, Trafoierjoches, des Ortlerpasses, floeir- joches und des Payerjoches u. a. m. Für die von Bormia kommenden Reisenden würde die Zebruhütte auch Abgangsort zur Ersteigung der Eonigsspitze, und, mit üebergang ober den Zebrupass, für die von der Eonigsspitze östlich gelegenen Spitzen und Pässe, mit Inbegriff des Cevedalestockes sein. Da das Thal zum italienischen Gebiet gehört, so wird diesor Gegenstand nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit des thitiga italienischen Alpenclubs auf sich zu ziehen.

Früh am Morgen des zweiten Tages waren wir wach, kochten unser Frühstück, dankten den gefalligen Hirten fir die gastfreundliche Aufnahme und traten am 3^' 22** in die kalte Nacht hinaus.

An den Hängen des sich unmittelbar vor der Hütte er- hebenden Hügels stiegen wir auf, in der Finsterniss oft ohne Pfad. Nach 50 Minuten betraten wir die Moräne des Zebra- gletschers, 14 Minuten später den Schnee. Der etwas ein- förmige Weg über die noch nicht erweichte, sich massig er- hebende Schneeiläche, war leicht und angenehm. Auf dem Felskopfe, welcher im Eise des Zebrugletschers hervorragt, machten wir 5**" 10"** eine Viertelstunde Halt, zogen die Gama- schen an und banden uns an das Seil. Das Wetter versprach günstig zu werden ; rahelos wanderten am Himmel die Wolken, von entgegengesetzten Windströmungen getrieben; die Berge der Umgebung waren klar.

Der östliche, zum Bergzuge Zebru-Königsspitze reichende Arm des Zebrugletschers wurde rechts gelassen und in nörd- licher Richtung stiegen wir über den festgefrorenen Firn.

Dechy, Südl. Ortler-Vorgipfel. 363

Vor nns ragt finster und wild die Thurwieserspitze auf; & Wellenlinien zieht der Firn zum Ortlerpasse, gegen den 1er Grosse Eiskogel in prächtiger Eiswandung jäh abdacht; Bit dem Weiten des Blickes erschienen die Firnhänge des Adlichen Ortler-Vorgipfels in Dreieckform und senkrecht ab- ICBchnitten ; das Auge schweift rückwärts über die eisige Lette, die vom Tresero zur Giumella sich erstreckt.

Um das Massiv des Zebru ausbiegend, von welchem ein eatökter Grat herabzieht, wenden wir uns einer kleinen, aeh Osten einschneidenden Firnbucht zu und über scharf listeigende Halden gelangen wir um 7*** 10""* auf die Depres- loQ zwischen Zebru und Ortler: auf das Hochjoch.

An einer jäh abschiessenden Eiswand blicken wir in die &fe, auf den Suldenferner und hinüber nach der Bergwelt Inldens. Mit Eislagern und lothrechten Felsflühen sinkt der Gntere Grat in das westliche Becken des Suldengletschers. liesige, steile Schneerinnen ziehen von demselben zum Ortler- amm empor. Das Hochjoch verbindet sich nordwestlich mit Inem Schneegrat^ der in der Höhe theils vom Gestein durch- rochen, theils sich scharf zukantend zum südlichen Ortler- orgipfel aufsteigt. Es ist dies jene Erhebung, welche der >n der Ortlerspitze streng südlich streichende Ortlerkamm I seinem südlichsten Endpunkte bildet. Nebel und Wolken ;eD stürmisch an diesen Gebilden vorbei, deren Wildheit, durch noch erhöht, abschreckender erscheint.

Das Wetter war schlecht geworden, und die Zweifelhaftig- it des Gelingens, schon gross bei der mir bekannten Schwie- ;keit der Aufgabe und bei der Voreingenommenheit der lirer, wurde dadurch um Vieles grösser.

Nach kurzem Verweilen hörten wir von dem nun schon uz in Nebel gehüllten Hinteren Grat helle Rufe, die zwei- sohne Herr Harpprecht und sein Führer Dangl am Wege n Ortlergipfel herübersandten. Wir frühstückten, beobach- en Aneroi'd und Thermometer und verliessen die Passhöhe ßh einer Viertelstunde.

Mächtige Schneewehen hingen von dem Schneegrate, lohen wir jetzt verfolgten, nach der Suldner Seite über

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n\ti '.•:r^inr»a in« in xrnflHTf^r '^ yniciaz, Axr «izesen Gm. der -^TiiK tr2*?rat* -r^r -*:ne ««Tirmaie Saw'hnffife biLier. setzen steile ?*f*»?i *o. iii»> in« lach «fimir iuTniai Smnde entgegentraten. 5> ^ir^n -r-.'.ti»* Bttil-v-rii» irtcaigea. »j^scones. das dorefc ■»!si«r»a TftaaH« «iil^piriff j**?n«u»ht war. An ihrer in die xr^i.^e T>ft» i*^ TnliienirieTscaen ii>iagiienden Fafade kkt- vrVTi ▼-.r -»aipiir. BTst* Sc^tlea nifficexi äberwnnden werdeiL Wir i>i^')n4»s<»!i it^ S'Ukan i:id klommea tbeils dnrcb kam «Viiloira. 2:1 i*»3i ztzh Zi^bn^r'^Ti^ber mit äosserster Steile ^.Anl*;»« ir,f.illi»!i4it*ni '>^;lng». Aisgleiten wäre hier ncheree V*r-i.»ri'Äii. Eiz. FT.in-z. -iiisaea X^gang das Clinometer Bit f,', * fyatini"r,gt>, it: Tr-tyiheni jed»>cli der reichliche feste SduM irit^Ti Trl^c ho*, fikrte Jins aaf die Spitze Es war 8*" SiT, a!.^ wir d^n ridl:'*heii Ortler- Vorgipfel betraten, 1 Stunde > Min:^tfm nai^h d'^m Verlassen des Hochjoches. Die Spitae, eine kleine Flache, geht in einem schmalen Schneegnt tos, der faAt eben nach Xorden zieht. Dichter Xebel hindote nn.ai. meinen weiteren Verlauf zo sehen. Für Angenblicbi wenn d^r Nebel sich ein wenig lüftete, erschienen nach einen tiefen Grateinschnitte, hoch oben thnrmähnliche Felsbastionen, die lothrecht aaf den mit colossalen Schneewehen gekrönten Grat abfielen. Nebel and Wolken rerhüllten ans die entsetx- lichen Abstärze desselben nach dem Saldenferner and dem Unteren Ortlerfemer. Herr J. J. Weilenmann mit seinem Kübrcr Pöll nnd dem Träger Santo erreichte 1867 bei seinem VerNuche aus dem Zebrathale dem Ortler beizukommen, mm f;rNt«5n Male den Vorgipfel und vei folgte eine kurze Stred[e dffii Grat, musste jedoch der Hindernisse wegen, die ihm eni- gMg(?ntraton, umkehren.*)

Vorgeblich warteten wir 1 Stunde 20 Minuten; das WuttcT wurde schlechter und zwang uns um 9'* öO** den ^hntingunzu treten. Das Thermometer zeigte 3,5^, dieAneroid- lMM)harhtung verglichen mit Riva, Bozen und Blndenz giebt tiir dio Ilöho :i8;U,5".

*) S. ThoobaU and WeilonmanD, die Bader Bormio, Bergüüirteo, liUiidMohrtftKbiMor.

Dichj, Süill. Ortler-Vorgipfel. 365

Das Hinabsteigen erforderte insbesondere in den Felsen )r8iclit. Herrlich war der Anblick der plötzlich ans dem >genden Nebel tauchenden Eisfirste des Eiskogel, der Thur- eserspitze und Trafoier Eiswand. Nach dreiviertelstündiger ahe waren die Felspartien überwunden und um 11** 15"*" war s Hochjoch wieder erreicht.

Auf dem Gerolle oberhalb der schneeigen Passhohe raste- Q wir. Der Blick auf das Suldner Gebiet war freier ge- 3rden.

Ich beobachtete zum zweiten Male das Aneroid. Das ittel aus meinen beiden Messungen am Hochjoch, (die Ab- sungen wurden mit Bludenz, Bozen und Riva verglichen) fferirt mit dem Resultate der eine Stunde später am Ortler- Lsse angestellten Beobachtung um 170"", mit welcher Zahl JB Hochjoch höher erscheint. Die Differenz von 258", welche e neue Aufnahme in Tirol durch das milit. geogr. Institut, ifweist, (Hochjoch 3604"; Ortlerpass 3346"*) scheint zu oss, die Ziffer des Hochjoches überhaupt zu hoch angegeben 1 sein.

Dm 1 1** 30"^ verliessen wir das Hochjoch und indem wir istrebt waren ein tiefes Absteigen zu vermeiden, zogen wir, }f im Schnee versinkend an den südlichen Hängen des Ortler- ^mmes, wandten uns nördlich und erreichten um 12 Uhr ittags das tiefe Joch zwischen den Steilwänden des südlichen rtler- Vorgipfels und dem Grossen Eiskogl: den Ortlerpass. twas südlich der Passhöhe erhebt sich ein natürliches, weit- n sichtbares Steinmännchen. Wir verweilten einige Minu- D auf dem Joche um das Aneroid und Thermometer (3 ^ C.) (zulesen.

Der Ortlerpass wurde am 26. Juni 1865 von einer Berg- eiger-Gesellschaft die aus den Herren F. F. Tuckett, D. W. -eshfield, J. H. Backhouse und G. H. Fox mit den Führern 'anfois Devonassoud aus Ghamounix und Peter Michel aus rindelwald bestand, zum ersten Male, von Trafoi nach Zebru >erschritten. *) Eine zweite und letzte üeberschreitung wurde

*) Alpine Joorn. Vol. II , auch Tackett's Hochalpenstadien II.

366 Ortleralpen.

am 21. September 1866 durch die Herren J. Payer and Radinger mit Führer Johann Pinggera in derselben Ricbtoog ausgeführt. *)

Der erste Theil des Abstieges nach dem östlichen Arm des Unteren Ortlerfemers fahrte über einen steilen Schnee- haDg. Das Begehen der folgenden stark zerklüfteten Stofe, welche znr tieferen, ebenen Gietscherfläche sinkt, war darcii die Schneemassen, welche das Eis bedeckten, erleichtert; in später Jahreszeit müssen sich jedoch hier bedeutende Hillde^ nisse einem Vordringen entgegenstellen. In dem schnee^ engen Defile, in welchem wir uns jetzt bewegten, wurden die durch das sich lichtende Gewolke durchbrechenden Sonnen- strahlen von den funkelnden Schneeflächen reflectirt, eine glühende Hitze herrschte und mit Gier tranken wir das erste im Eise rieselnde Wasser, welc}ies wir entdeckten. Zwiadwn dem Eiskogel und dem Inneren Fernerkopf war die Trafoier Eiswand im strahleuden Firnkleide erschienen. An derFdi- feste der Vorderen Madatschspitze vorbei fiel der Blick hinto auf das Stilfserthal.

Um !*•• 25"- hatten wir uns durch die zerklüftete Glei- scherpartie Bahn gebrochen und bewegten uns rasch über den ebenen Gletscherboden in schiefer Richtung den Ortlerwänden (Hintere Wandln) entgegen, die als riesige Felsmauern in du Becken des Unteren Ortlerfemers sinken. 15 Minuten später, |h. ^Qm. erreichten wir die rechte Seitenmoräne und losten uns vom Seile.

Nach einem Aufenthalte von 10 Min. setzten wir unseren Weg fort, der uns über die entsetzlichsten Gerollhalden führte, die mir auf meinen zahlreichen Alpenwanderungen je vorge- kommen. Die Verwitterung des Kalkgesteins, aus welchem der Ortlerstock besteht, bedeckt diese steilen Häng^ mit Schutt, der nur der leisesten Berührung bedarf, um heim- tückisch uuter dem Fusse zu weichen und die ganze Masse in Bewegung zu setzen. Nachdem wir diese abenteuerliche

*) Payer, die westlichen Ortleralpen. Ergänzangsheft Nr. 28 ra Peter* manns geographischen Mittheilangen.

Dechy, Ortler. 367

Jteinwuste überschritten hatten, mussten wir uns durch fast mdorcbdringliches Krummholz und das verschlungene Geäste on Legfohren winden, bis wir an steilabfallenden Wald- Banden hinab um 2^- 48~- das Berg'l ober Trafoi erreichten.

Die Ersteigung der Ortlerspitze via Stickle Pleiss, mit dem Abstiege

Ober den Hinteren Grat nach Salden.

Wir machten Halt und da der Himmel sich aufgeklärt ttte und für morgen ein schöner Tag zu hoffen war, beab- chtigte ich hier die Nacht zu verbringen, um anderen Tages ae Ersteigung des Ortlers auszuführen.

Kurze Zeit nachdem wir hier geruht, horten wir Stim- 311 im Walde ober uns und bald darauf drückten wir Herrn irpprecht und Dangl die Hand, die vom Ortler kamen, chdem sie dessen Gipfel von Sulden über den Hinteren •at zum ersten Male (seit 1805) erreicht hatten. Herr irpprecht wusste mir so viel des Schönen vom Hinteren at zu erzählen, von steilen Felsflühen und scharfen Eis- ineiden und einer gewissen Felszacke, dass sofort der Ent- iluss in mir feststand, den Weg Harpprechts in umgekehrter eise zu machen. Ich meinerseits empfahl Herrn Harpprecht i Ersteigung der Trafoier Eiswand und zwar nachdem ich 8 dem Val Zebru aufgestiegen war, vom Norden über die die Firnwand, mit der sie sich aus dem westlichen Becken 8 Unteren Ortlergletschers erhebt.

Hecht, der sich mir nicht anschloss, und Josef Piuggera egen mit Harpprecht and Dangl ebenfalls nach Trafoi hinab d Hecht gab mir für den J^'all meiner gelungenen Ueber- ireitung der Ortlerspitze Rendezvous für den Abend des ehsten Tages in Sulden. Da unsere Vorräthe aufgebraucht j*eu, ging auch Johann Pinggera nath Trafoi, um Pro- mt heraufzubringen. Bald war die Gesellschaft im Gehölze linen Blicken entschwunden und ich blieb allein zurück.

Ich verträumte den Nachmittag und Abend in der herr- hen Umgebung in angenehmster Weise ; ich stieg im Walde per, um mich an der prächtigen Erscheinung des Ortlers

d. Y. Abth. 1. 24

368 Ortleralpen.

satt zn sehen, wie er sich ans Waldesgrün, das in das Eis seiner Gletscher schneidet, in rahiger Majestät erhebt. Erst als unter den letzten Sonnenstrahlen die obersten Firngrite in hellem Roth erglühten, das mit dem Sinken der Sonn« mälig von den tieferen Partien wich, stieg ich zn meinem Lagerplatze herab. Pinggera war noch nicht gekommen; nieh ihm forschend, kam ich durch Walddickicht zn einer Licht- ung auf einen kleinen Bergvorsprung. Langsam senkte siek das Dnnkel der Nacht auf die prächtigen Waldgrfinde, in die Tiefe auf das in friedlicher Rohe liegende Thal. Ich lantehto dem Tosen des Baches, das nur als schwaches Murmeln xn mir empordrang, und die Stille, die um mich herrschte, kann unterbrach, bis der Donner aufschlagender Felsblöcke, wdck die immer thätige Zerstörung im Hochgebirge der Tiefe xn- sandte, an den Felswänden wiederhallte.

Endlich kam Pinggera ; ein Feuer wurde angezündet und unser frugales Abendmahl bereitet. Es war spät geworden und da wir frühen Aufbruch beabsichtigten, wollten wir nni sofort zur Ruhe begeben. Noch einmal stieg ich über Baum- stämme und modernde Arvenrinde und ging einige Schritte weit von unserem Lagerplatz zu einer Stelle, die dem Blick gestattete über die Wipfel der Fichten und Arven zn streifen. Ein leichter, grauer Dunst fluthete über dem Thale und an den Bergwänden, von welchen sich das fiähle Weiss der Glet- scher und Schneefelder abhob ; das Licht des noch nicht sicht- baren Mondes zitterte geheimnissvoU um die Höhen, und am hellen Firmamente flimmerten die Sterne. Es war eine rnhige, herrliche Nacht, verschieden von jener, die wir eine Wodie früher am Eise des Zebrugletschers verbrachten. Ich hatte Hecht herbeiwünschen mögen, um ihn die Unbill vergessea zu lassen, die wir damals erlitten; ersetzt ja eine solche Nacht wie die heutige, unter freiem Himmel, hoch oben über dem Thale, nahe dem ewigen Schnee, all* die Unbequemlich- keiten und kleinen Leiden, die mit jedem Bivouac verbunden sind, bildet sie doch in dem Kranze jener Erinnerungen, welche die Hochgebirgswelt der Alpen zurücklassti eine der schönsten, eine der unvergesslichsten.

D^chy, Ortler. 369

Die Temperatur war von 14® auf 10^ und gesunken. Pinggera zog es vor in der Nähe des angefachten Feuers zu bleibeu, ich legte mich auf weichem Boden zur Buhe. Einige im rechten Winkel gekreuzte Baumstämme, die von einer mächtigen Baumrinde gedeckt waren, bildeten ein wenn auch höchst primitives Schutzdach. Im Besitze eines leichten Plaids und eines seidenen Regenrockes verfertigte ich aus ersterem mittelst Sicherheitsnadeln einen Sack, der bis an die Brust lachte. Meinen Bock hatte ich über die Schultern geworfen ^d das Ganze bedeckte ich mit dem Kautschuk, den ich ebenfalls mit Stecknadeln am Plaid befestigte. Ausserdem luitte ich eine gestrickte wollene Kappe, die nur das Gesicht frei liess, über den Kopf gezogen und als Kissen benützte ^ch meinen Tornister. Nachdem ich mir es so bequem als Möglich gemacht, suchte ich zu schlafen. Ich hatte mir dies l^ach den zwei in der Zebrnhütte miserabel verbrachten Näch- ten leichter vorgestellt. Endlich muss es doch gelungen sein, denn es war schon nach Mitternacht, als die eingetretene ^alte (3,5^ C.) mich aus leichtem Schlummer weckte. Ich letzte mich an das Feuer, an welchem Pinggera halb geröstet lag. Da ich nicht mehr schlafen konnte, schüttete ich eine {^lasche Thee in die Kochpfanue, wir tranken die köstliche, erwärmende Flüssigkeit und um 2 Uhr Morgens am 20. Juli verliessen wir unser Bivouac.

Nachdem wir den Wald zurückgelassen und über Gerolle im Halbdunkel weiter gingen, fanden wir eine halbe Stunde später köstliches Wasser. Nach einem raschen Morgentrunk, wandten wir uns rechts, wo zwischen Felsmauern der schmale Eisstreif^n der Sticklen Pleiss herabzieht. Die Buthner^sche Expedition zur Ersteigung des Ortlers im Jahre 1857 schlug diesen Weg zum ersten Male ein, fand jedoch am Ortlerplateau ihr Endziel, ohne die Spitze des Ortlers zu erreichen. Keine der folgenden, auf diesem Wege die Ersteigung versuchenden Partien gelangte anf den Gipfel.

lieber gefrorene Schutthänge kamen wir um 3^* 1 5"^ zum unteren Ende der Sticklen Pleiss und begannen sofort den

Aufstieg durch dieselbe. Der Schnee war hart gefroren und

24»

o

70 Ortlenlpen.

zwang nns meist im Zikzak anzusteigen. Nach einer Stunde war ein grosser Felsblock, welcher in der Glitte der Binne ans dem Eise tritt, erreicht. Die Pleiss erschien in der Hohe Yon zwei Felsthürmen geschlossen. Da die Neignng Yon hier bedeutender wnrde, mnsste Pinggera in den gefrorenen Firn mit dem Pickel Tritte markiren, an den steilsten Steüeii Stnfen hanen. Meine Clinometermessungen ergaben eineTon 32^ auf 37'^ und an einigen Stellen bis zu 45® sich steigernde Neigung. Um 5^' 45'"' gelangten wir auf eine Gratsehnlter, von welcher wir tief auf den Unteren Ortlerfemer hinabsahen und Trafoier Eiswand mit Schneeglocke uns entgegentraten. Nach kurzem Verweilen verfolgten wir wieder die Pleiss, die jetzt mit schwacher östlicher Abbiegung emporzog. Im An- fänge boten die Felsen zur Rechten angenehme StützpnnU^ auch hatte der Schnee hier an Härte verloren und lag in dichterer Masse auf dem Eise. Es war 6^* 25** als wir die Pleiss, ohne bedeutenden Schwierigkeiten zu begegnen, durch- stiegen hatten und den höchsten Felsgrat, von welchem sie herabzieht, erreichten. Der Aufstieg durch die Pleiss, hatte uns von ihrem tiefsten Ende an 3 St. 10 Min. gekostet^ jedoch glaube ich dass dies^ wenn der Firn weniger hart ge- froren ist und von der Mitte der Rinne aufwärts mit gnter Eisaxt rasch Tritte geschlagen werden, auch in kürzerer Frist ausgeführt werden kann. Wir stiegen über leichte Felsen hinan und waren nach 20 Minntcn auf dem Oberen Ortler- Gletscher (Unteres Ortlerplateau). Hier wurden wir dorch eine herrliche Ansicht der Berge Trafois belohnt.

Ueber hartgefrorene Scbneeflächen stiegen wir aufwärts und rasteten um 1^' zum ersten Male. Jetzt überflog der Blick das Suldenthal und die Bergkette im Osten desselben, übersah die Bildungen des Ortlermassivs, drang hinaus nach der Malserhaide und zu den Oetzthalern und hinüber nach der im Sonnenlichte funkelnden Eiskette des Bernina Untea aber sahen wir an den jungfräulichen Firnen des westlichen Armes des Unteren Oi^tlerfernera, durch diese den Menschen entrückte Welt, zwei Männer rastlos emporstreben zur Höhe hinan: Harpprecht und Dangl.

1^^

Dechy, Ortler 371

Nach einem tüchtigen Frühstück und einem Aufenthalte 'on 35 Minuten setzten wir die Ersteigung fort. Der bei ler niedrigen Temperatur noch immer hartgeforene Firn, nachte das Ersteigen der steiler werdenden Halden etwas iBhsam, Um 8*** öO"* waren wir am oberen Ortlerplateau. Ol Umschauen waren rasch einige Minuten verflogen. Ich rannte vor Ungeduld meinen Fuss auf die Spitze zu setzen, ^ir schwenkten südlich ab und kamen an den Fuss des Firn- äckens, welcher nach der höchsten Spitze emporzieht. Im tormschritte, halb laufend ging es über den schneeigen Grat nd um 9^* 5°" war der Gipfel des Ortlers gewonnen.

Ein wolkenloser, tiefblauer Himmel strahlte mir entgegen nd der riesige Gesichtskreis, welchen die Ortlerspitze er- ihliesst, erglänzte bei reiner Luft in hellem Lichte. Insbe- mdere blieb die westliche Ferne während meines Verweilens if dem Gipfel ausserordentlich klar.

In der näheren Umgebung hatte für mich die Feststellung 3er die Sichtbarkeit einiger Berge des Trafoier Gebietes In- iresse. Auf dem ausgezeichneten Contourenpanorama von . F. Tuckett, die Aussicht vom Ortler gegen Süden darstel- nd, welches seinen verdienstvollen „Contributions to the opography of the Ortler Alps"*) beigefügt ist, wird die erste ergspitze im Westen des grossen Schneefeldes welches den >eren Theil des Ortlers bedeckt, mit dem Buchstaben L. der ieser Arbeit augehängten Karte bezeichnet, welcher Punkt 3r Schneeglocke der jetzigen Karten entspricht. Tackett itzt zu dieser Bezeichnung ein Fragezeichen und bemerkt in ner Anmerkung zum Texte, dass der auf der angezogenen eichnung mit L bezeichnete Punkt wahrscheinlich mit dem ipfel oder der Westschulter von F (der Trafoier Eiswand jr jetzigen Karten) identisch ist. Der Mojsisovics'schen Ab- ändlung „über den Ortler"**) ist eine Copie des Tuckett'schen rtlerpanoramas mit theil weise veränderter Nomenclatur bei- elegt, auf welcher der Punkt L Ziegerpalfenspitze (der Name

*) Alpine Joum. Vol. I. •♦) Jahrbuch des Ö. A. V., II. Bd.

372 OftknlpeB.

MojfdBOTics* fnr Pajer^s Sclmeegloeke) mit BeiHraiig des Fragezeicbeiu benmont wird. Ich überzeugte nudi sofort dm die oben «ngeführte Bemerkung Tncketts richtig und der Pankt L die mir wohlbekannte Form der Trafoier Biwud habe, deren ganzes Massir mit dem Gipfel siehtbar isL*) Alleni über dem grossen Ortlerplatean tritt Ton der höchsten Ortk- spitze gesehen ausser der Trafoier Eiswand, naeh einer breiia Lücke, östlich Ton dieser nnd sie an Höhe überragend eis Eisgerust in Sicht: zweifelsohne der obere Theil der Tkv- wieserspitze. Allseitig schroff abstürzend entspricht dien An- sicht dem kühnen Ban, welcher diese Pyramide aosieieluKt. Der ol>er8te gegen Westen sich senkende, an Höhe Terliereode Kammgrat erscheint von zwei Vertiefangen , welche eine Pirnknppe einscb Hessen, gebrochen nnd im Westen mid Osten von spitzigen Erhebungen (die östliche die höhere) flsnUrt

Bald nach unserer Ankunft am Gipfel sahen wir iwd Personen, einen Reisenden mit seinem Führer, die aus dem Suldenthale aufgebrochen waren, über das Ortlerplatean hng- sam heraufkommen. Bedeutend wurde mein Interesse erregif als wir nach 12 Uhr eine Gesellschaft erblickten, die auf einem Schneeplateau des nach dem Suldenthale abfidlenden Hinteren Grates lagerte. Sie erschienen ausserordentlich tief unter uns und der mit den Grössenyerhältnissen des Gebirges doch wohl vertraute Pinggera meinte, dass diese heute nicht mehr auf den Ortler kämen. Von dem Herrn der am Morgen St. Gertrud verlassen, erfuhr ich, dass dort am vorigen Tage die Herren Haeberlin und Petersen aus Frankfurt a/M. ange- kommen waren, und so schien es mir ausser Zweifel, dass es diese Herreu sein mussten, welche den nur 1805 und nach einer 67 jährigen Pause gestern von Harpprecht zum ersten Male mit Erfolg ausgeführten Anstieg über den Hinteren Grat zu ihrer Besteigung des Ortlers benützten. Diesen Fall voraussetzend, war ich sicher, dass diese Herren die Spitxe

it

*) Etwa eine halbe Stunde nach unserer Ankunft am Ortlergipfel^rr- blickten wir Herrn Harpprecht und Dangl auf der Spitse der Tiafocr Eitwand.

Dechy, Ortler. 373

wirklieb erreichen würden, nur mnss ich gestehen, dass anch ich die Zeit welche nothig sein würde, auf das Doppelte der in Wirklichkeit hierauf verwendeten yeranschlagte.

Da uns eine Arbeit auf unbekanntem Terrain bevorstand, drängte Pinggera zum Aufbruche; allein es kostete ein Opfer, sich von den Herrlichkeiten, welche der Ortler heute in so reichem Masse ungetrübt darbot, loszureissen.

Während meines Aufenthaltes zeigte das Thermometer von Celsias ein Minimum von 10^ und stieg in der Sonne bis zu 20^.

Um 11**' 15"* verliessen wir den Gipfel, um unseren Hinabweg direct dem Suldenthale zu über den Hinteren Grat zu nehmen.

Die Geschichte der Ortlerfahrten des Jahres 1805 von Salden über den Hinteren Grat, sowie die topographische Beschreibung desselben findet sich in der Mojsisovics^schen Ab- handlung über den Ortler,'*') in den Schilderungen die Harp- precht über seine Wiedereröffnung des Hintergratweges,**) sowie Haeberlin über die nächste auf diesem Wege erfolgte Ersteigung des Ortlers***) geben.

Ich kann mich mit Rücksicht auf die angeführten Schil- derungen über den Hinteren Grat knrz fassen. Nur in Bezug auf die Nomenclatur des Hinteren Grates herrschen in den angeführten Schriften von Harpprecht und Haeberlin Widersprüche und es dürfte am Platze und von allgemeinem Interesse sein, dieselben näher zu betrachten, nm wenn mög- lich — die Verwirrung in der Nomenclatur des Hinteren Grates aufzuklären und die Benennungen festzustellen.

Harpprecht bezeichnet den Punkt, an welchem der Hin- tere Grat sich in zwei Ausläufer spaltet mit „Unterer Enott^^ und den Felszacken, welcher höher oben, etwa 225 Meter

•) Jahrbuch des Ö. A. V. IL Bd. S. 239 n. if.

•♦) Zeitschr. des D. A. V. Bd. IV. S. 19 u. ff.

***j Jahrbuch des Schweizer Alpenclnb. 8. Jahrgang S. 163 u. ff.

'.u\^r dfr SpitMr ik'^f ö«L Firn €3Dp->rragt nnd eine Signil-

Ih^AiTiiii hm^^z^m D€imt den Ainmirx des Hinteren ^if<tt^ a jf deD Süid^fDif^eueher ..Uoieren Knot". den Gabd- \t iiikt Jfij^rHn KiiOi" and giebi dem Felskopfe, auf welchem 'ij'. üiifijilktiiij^f: fitefat. die Bezeicbnimg ..Sigml*\

IWi I^urtfaf;iluD^. welche NofDenclatur die richtige tei *Aer welcher d«;r Vorzug gegeben werden solle, . treten iw« Oe^ichtijpuijkU; in den Vordergrund.

nioisis Tor Allem entschieden werden, ob eine NonxB- datur schon als feststehend angenommen werden kann ini daher nur zu nsterscheiden wäre ob im Hinblick anf diese Harpprechts oder Haeberlins Benennungen die richtigen idnd, oder al>er, ob man nur vor Augen halten müsse« eine den naturlichen Verhältniffsen entsprechende, zweckmassige Nomen« clatur endgiltig in die Literatur einzuführen. In diesem urichtigen Punkte entschieden sich alle an dieser Frage Be- theiligten für das Letztere und wird diese Ansicht durch fol- gende Erwägungen unterstützt.

in Gebhard*s Originalbericht kommen die Bezeichnungen .»Oberer und Unterer Kuot" nicht vor und eben die vorliegende Streitfrage ist Beweis dafür, dass die Nomenclatnr in der MoJRiftovic8*Hchen Abhandlung nicht genug geklärt, spedell die i'osition des Unteren Enots dort ungenau dargestellt ist Die Thaleinwohnerschaft Sulden*s war nicht Urheberin der fraglichen Namen, die erst seit Wolf*s Expedition am Hinteren <irat (1857) eingeführt worden sind, ohne aber festgestellt word«n zn sein, oder eine weitere Verbreitung erlangt in haben.

NüIht auf das Wesentliche der Frage eingehend, tritt uns zuerst eine Prämisse entgegen, deren objective Richtig- k(>it zwar vor Allem festgestellt werden musste, aus welcher ai)or oniNchcidende Folgerungen gezogen werden konnten und dies war die Bedeutung des Wortes „Kuot".

llurpprc^cht und ich waren der Meinung, dass unter „Knot^^ in Tirol ein seine nächste Umgebung fiberragen- dor Felszacken oder Felskopf verstanden wird. War diais

Dechy, Ortler. 375

;riffspräcisiruug richtig, dann war die Annahme Uae- lins, dass der Absturz des Hinteren Grates gegen den Idengletscher der „Untere Knott'* sei, jedenfalls falsch. Es irde daher Erkundigung bei Sachverständigen eingeholt, ziehungsweise an Pinggera die Frage gerichtet: was „Knot^^ Miaute? Die brieflichen und mündlichen Antworten Johann inggeras lassen sich in Folgendem zusammenfassen: „Unter Knot im Allgemeinen versteht man einen hervorragenden, bedeutenden Felskopf, der glatt ist, sei er dann wo immer 2u finden, auf Wiesen, auf Bergflächen oder am Gletscher, il^n nennt „Enot^^ einen ziemlich grossen, festgesetzten «Felsen. Bisweilen mag aber auch dieser Felskopf etwas i>8pitzig aussehen, so nennt man ihn dennoch Enot, weil man «)in dieser Beziehung nicht so genau distinguirt. Die Fels- i^lager am Fusse der Eönigsspitze heisst man schlechthin ^ ^Felsen oder Felszacken, weil sie noch Niemand früher mit >,dem Namen Enot benamst hat, obgleich man sie auch Enot ^,nennen könnte**. Diese Erklärung vermag Harpprechts tind meine Meinung über die Bedeutung des Wortes „Enot** kaum zu alteriren. Wenn Pinggera bemerkt, man könne alle die Fels- lager am Fusse der Eönigsspitze, die gewiss nichts weniger als einzelne überragende Felszacken sind, als Enote bezeichnen, so führt er doch auch Eingangs an, man verstehe unter Enot einen hervorragenden, bedeutenden Felskopf, einen ziemlich grossen, festgesetzten Felsen. Es müssen also jene Felspartien, die mit dem Namen „Enot** anzusprechen sind, jedenfalls zum Mindesten eine prägnante Stellung einnehmen, ihre Umgebung dominiren, sich scharf von derselben unterscheiden, abheben, sei dies nun auf Wiesen, Bergflächen oder Gletschern. Ob man nun den ganzen Absturz des Hinteren Grates aof den Suldengletscher, dieGesammtheit dieser Felswände, nach dieser Erklärung des Wortes „Enot*', wenn dieselbe auch in etwas von der Harpprechts und der meinigen diver- girt, so nennen darf, bezweifle ich.

Wenn nun nach dieser Darlegung die Bezeichnung „Unterer Knot^^ als für den Absturz des Hinteren Grates nach dem

376 Ortlcralpen.

Suldengletschsr nicht passend gehalten wird, sondern dien dem Felskopfe, an welchem der Hintere Grat sich gabelt, zugesprochen wird, so erscheint es weiters natürlich, da» der zwischen dem Gabelpnnkte nnd dem Gipfel anfragende, an- gezeichnete Felskopf, welcher die Signalstange tragt, den Ni- men „Oberer Knot^* führe. Die Bezeichnung welche Vtjfs in seiner vortrefflichen Karte der westlichen Ortleralpen ein- führte, bezieht sich in erster Reihe auf die tempoiire Exi- stenz einer Signalstange auf dem Felskopfe, welchen avdi Harpprecht mit „Oberer Enot'^ anspricht, ohne für denselben diese Bezeichnung auszuschliessen.

Mit diesen Benennungen sind die zwei Hauptpunkte in Hinteren Grat, welche Hauptstationen bei Begehung desselben bilden, bezeichnend unterschieden und zugleich ist eine üebe^ bürdung der Nomenclatur vermieden, die gewiss eintreten würde, falls wir an diesem Grate drei oder vier Stellen mit besonderen Namen belegen würden.

Ich habe früher erwähnt, dass die Benennung einzelner Punkte am Hinteren Grat erst seit der Wolfschen Expedition stattgefunden, dass aber diese weder Verbreitung erlangten, noch feststehend sind. Zum Beweise des Letzteren dienen die Angaben, welche Pinggera auf die Frage „was er nnd die anderen Thalleute unter „Unteren und Oberen Bjoct" ver- stehen" machte: „er glaube, der Untere Knot werde Punkt sein, bei dem die zwei Ausläufer des Hinteren Grates zusammenlaufen". Wenn dies auch für HarpprechVs nnd meine Ansicht zu sprechen scheint, so kommt dann immer der sehr bedenkliche Nachsatz, dass: „Dr. Wolf an der eben bezeichneten Stelle übernachtet habe". Nun konnte Dr. Wolf nur am untersten Theile des Hinteren Grates am Suldenferner, oder auf dem Schwarzen Kopf (Gebhard*s) bivouacirt haben, so dass Pinggera hiemit seiner Eingangs erwähnten Definition des „Unteren Knots" widerspricht und hiemach wieder die Haeberlin*sche Nomenclatur unterstützt wird. Dieser Wieder^ Spruch dürfte zwar vielleicht auch nur ein scheinbarer sein, indem man, den Gabelpunkt des Hinteren Grates als Unteren Enot festhaltend, auch sagen könnte: das Wolf sehe NicU-

Dechy, Ortler. 377

li^er sei am Unteren Knot deatlicher am Fasse des Un- teren Enots, gewesen. Aber Alles in Allem wird aas der Unverlässlichkeit der eingezogenen Erkandigungen and aas der Ungenauigkeit der Angaben erhellen, dass wir es mit noch keineswegs festgewordenen Bezeichnungen za than haben, dass man bei Feststellung der Nomenclatar des Hinteren Grates also nur Tom Standpunkte der Zweckmässigkeit und des Naturgemässen auszugehen habe. Und bei Berücksichtig- Qng dieses Umstandes mass der Nomenclatur, welche den Gabelpunkt des Hinteren Urates mit „Unterer Enot^\ den etwa 225*° unterhalb des Gipfels aus dem Firnröcken auf- ragenden Felskopf, welcher die Signalstange trägt, mit „Oberer Enot^^ bezeichnet, entschieden der Vorzug gegeben werden, weil :

1) der Absturz des Hinteren Grates auf den Snldenglet- scher keine so characteristische Stelle besitzt, die der prä- gnanten Bedeutung, welche wenigstens in diesem Falle in ganz bedeutendem Masse die Bezeichnung ,,Enot^* in sich birgt, entsprechen würde und eine Unterscheidung der Oert- lichkeit, welche den Namen „Unterer Enot" tragen würde, sehr erschwert und leicht Anlass zur Verwirrung geben würde.

2) es den natürlichen Verhältnissen entspricht und zweckmässig erscheint, dass die zwei bedeutendsten Punkte am Hinteren Grat, welche Hanptetappen bei Begehung des- selben bilden, aber auch nur diese, mit besonderen Namen unterschieden werden.

3) Damit eine Ueberbürdung der Nomenclatur vermieden wird.

In Berücksichtigung des letzteren Umstandes, konnte man vielleicht auch Gebhards nur historischen Werth be- sitzender Bezeichnung seines Nachtlagers „Schwarzer Eopf^ entrathen. Vollkommen Recht hat Haeberliu, wenn er den Schwarzen Eopf Gebhards nicht für identisch mit dem Un- teren Enot (Haeberlins Oberen Enot) hält, wie v. Mojsisovics annimmt. Der Schwarze Eopf Gebhards ist ein kleines Schnee- plateau auf dem Rücken des s.-ö. Auslaufers des Hinteren

378 OrtleralpeD.

Grates, der zum Süldengletscber reicht, za dessen Ersteiguog Gebbard zwei Stnndeu benothigte and das bei seinem Abstiege durch Abfahren in der Klamm umgangen wurde.*)

Mit dem Verlassen des Gipfels (um 11^* 15"^) hatten wir den Schneehang betreten, der nach Osten abdacht, bald za einem Grat mit scharfer Schneide sich znkantet und in be* deutender Neigung herabziehend, an beiden Seiten mit steilem Gehänge in entsetzliche Tiefe abschiesst Ich ging zuerst, Pinggera folgte. Die sichtbaren Tritte der Harpprecht'schoi Expedition, die sich hoch, fast unmittelbar unter der 6nt- schneide hielten, waren eisig verglast und nicht zu benütien; ich musste daher neue Stufen hauen. Die Gesellschaft, welche über den Hinteren Grat auf8tieg, war unseren Blicken wäh- reud der ganzen Zeit, nachdem sie ihren Rastpunkt, das Schneeplateau, verliessen, durch vorliegendes Terrain eotzogen. Jetzt sahen wir sie rastlos empordringen. Als sie auf einen Felskopf gelangten, auf welchen der scharfe Firngrat, den wir verfolgten, absetzt, erwarteten sie unsere Ankunft, di ein Ausweichen auf dem schneidigen Grate schwierig gewesen wäre. Ich beschleunigte meine Hackarbeit und den Abstieg. Pinggeras Zurufe warnten mich ernstlich vor Hast.

Nach einigen Miuuten waren wir bei den Wartenden am Felskopfe und drückten uns gegenseitig die Hände. Ich hatte mich nicht geirrt, es waren die Vereinsgenossen Herren Petersen und Haeberlin mit Joseph Beinstadler und Aloys Pinggera. Herr Haeberlin brachte Grüsse von Payer, bei dessen Einschiffung in Bremerhaven er zug^en war. Nach einigen Miuuten schieden wir. Die Herren empfahlen mir die Erkletterung des Signales und machten mich anf bedeu- tende Schwierigkeiten, die mir tiefer unten, besonders in den Felden entgegentreten würden, aufmerksam. Ich fand jedoeh

*) An seinem Fasse muss die Hütte Gebhards gestanden sein wA einer gütigen brieflichen Mittheilnng des Herrn Justizassessor Harppredit eutnebme ich, da^s ihm Dan gl im Vorbeigehen an dieser Stelle Holutfid» zeigte, wahrscheinlich HQttenreste,

Dechy, Ortler. 379

mehr der Tiefe zn, das Begehen des Terrains leichter, ins- sondere die kurzen Klettereien über Fels erschienen mir, )tz der Briiehigkeit des dolomitischen Gesteines, im Absteigen uz unschwer.

Als ich den Oberen Knot, einen ans dem Schnee ragen- Q Felszahn erreichte, welcher die Signalstange trägt, er- jtterte ich, von Pinggera bis zn zwei Drittheilen der Höhe jleitet, denselben. In einer an der Stange festgebundenen ische, sah ich die Karte Harpprecht's, konnte diese jedoch iht der Flasche entnehmen, um wie beabsichtigt ein Stück snschneiden und Herrn Harpprecht zn übersenden. Jetzt I mich auch die Gesellschaft, die schon auf der Spitze des tlers sich befand und wir wechselten laute Zurufe. Es war ^ 15°**, eine Stunde nach Verlassen des Gipfels. Eine leroi'dablesung verglichen mit Bozen und Bludenz ergab r für die Höhe des Oberen Knots 3682". Eiue Viertel- inde verbrachte ich am Felsen klebend in der Höhe, klet- te dann hinab und setzte den Abstieg fort.

Es war die Schlussfahrt dieses Jahres in den Ortler- pen, jeder Schritt in die Tiefe entführte mich dem Schau- itze meiner Thätigkeit in den letzten Wochen. Noch ein- l blickte ich an den Bildungen empor, die zum Theil das rrain meiner Wanderungen waren, und während des ganzen istieges sich bis in ihre Einzelheiten entrollten. Dieser iblick ist es auch, der den Hinteren Gratweg zum schönsten bis jetzt benützten Ortlerwege macht, ein ürtheil dem e Begeher desselben beistimmen. In der Höhe zersägt und ti thurmähnlichen Felszähnen gekrönt, mit entsetzlichen stürzen nach dem westl. Firnbecken des Suldengletschers kt der südliche Ortlerkamm zum Hochjoch. Am südlichen de dieses Kammes erhob sich der Gipfel, den wir gestern tiegen. Weiterhin schnitt in die Kammlinie südlich des 3ru die Vertiefung des Payerjoches ein, dessen unbetretene •nhöhe ich zuerst erreichte und überschritt. Anknüpfend flete der Blick an der herrlichen Riesengestalt der Königs- tze, von welcher ich vor wenigen Tagen den Abfall des

380 Ortlcralpen.

Ortlers nach dem Suldenthale, bewandert hatte. Darüber hinaas ragten der silberne Cevedale und der mächtige Pallon della Marc auf. An den Ortlerabhängen nnd in enge Schlueh- tenthäler dringend, breiteten sich die zerklüfteten Eisfelder des Marltgletschers und des Ende-der- Weltgletschers ans, u ihrem Ende von dunkelm Wald umsäumt. In der Tiefe anter uns ruhen die Eismassen des Suldengletsehers, hoch hinauf an die Bergwände reichend und sich mit den Firnen Te^ bindend. Der Blick dringt noch tiefer und tri£Pk, nachdem er einem Raum von 2000™ durchflogen, auf den grünen Thal* boden Suldens.

Wir überschritten wechselnd Schnee und Felsen in allei Bildungen, passirten den Felskopf des Unteren Knot, wo sich der Hintere Grat in zwei Ausläufer spaltet, folgim dem nach Südost streichenden und gelangten um 1^ 10*' auf ein kleines Schneeplateau, wo wir einige Minuten Te^ weilten.

Nach einem schmalen Schneegrat folgten Felsen, und Kutschpartien durch eine breite Rinne endigten um 2^' SIT unseren Abstieg über den Hinteren Grat.

üeber weichen, von Gesteinssplittern schmutzigen Schnee, am Hiutergratsee vorbei, dessen kleine Spiegelfläche schon längst aus der Tiefe emporgeleuchtet, kamen wir anf die Seitenmoräue des Suldengletsehers. Um 3*^ 15"*' lagerten wir uns zur Rast, die 35 Minuten währte. Weiterwandemd be- rührten wir nach 25 Minuten die Schöuleitenhütte und nm gk. ^Qm. Nachmittags traf ich im gastfreundlichen Widum Ton St. Gertrud ein, von Hecht herzlichst begrüsst. Er hatte unseren Aufstieg durch die Pleiss von der Röthlspitze beob- achtet: wie Fliegen an einer senkrechten weissen Mauer waren wir ihm erschienen.

Am nächsten Vormittage 21. Juli schied ich von Hecht, Pinggera und den Ortleralpen auf Wiedersehen. Pinggera hatte sich seines Rufes würdig erwiesen; er ist gewiss einer der allerbesten Führer in den östlichen Alpen und dabei ein williger und angenehmer Begleiter.

D^hy, Oitler. 381

Am Abende auf der Höhe der Malserhaide, vom Gestade

es einsamen Reschensees, dessen Flathen ein schwacher über ie nahe Wasserscheide wehender Wind wellte, erfreute mich ier prächtige Anblick der eisigen Kette der Ortleralpen, die lach dem letzten Aufflammen des scheidenden Lichtes sich in len mysteriösen Schleier des Abends hüllten und langsam 'erschwindend wie Schattengestalten in der Ferne versanken.

Ueber Finstermünz und Arlberg reiste ich in ununter- )rochener Fahrt nach der Schweiz. Von den Gipfeln des ichreckhorns und Finsteraarhorns richtete ich den Blick mit lochstem Interesse nach der östlichen Ferne, welche die ichönen Ortleralpen in sich schloss. und noch im selben Jahre latte ich das Glück, vom Glockner und Wiesbachhorn die- lelben zu erblicken.

Anmerkung.

Seither ist der Hintere Grat noch einmal von MachaCek Pest) ^ Seyerlen (Stuttgart) betreten worden und zwar auf dem Wege n St. Gertrud in Sulden über Hinter Grat, Ortlergipfel und Stickle Pleiss ^ Trafoi ( lO'/t Stunden Marsch) am 23. Juli 1873. Beide schliessen 'h betreffs der Nomenclatur an Harpprecht und D6chy vollkommen an it der Erklärung:

,1m Hinteren Grat erheben sich zwei auffallende Felsköpfe, der »Untere** und der „Obere Knot**, orsterer der Vereinigungspnnkt der beiden unteren Ausläufer des Hinteren Grates, letzterer der Felskopf, auf welchem die Signalstange steht (Pajers „Signal"). Diese beiden Ortsbenennungen genügen rollständig und müssen für genannte Punkte beibehalten werden**.

Von ganz besouderer Wichtigkeit ist nachfolgende Erklärung des imlicLst bekannten und verdienten Bahnbrechers in der Ortlerlitera- r, des k. k. Bergrathes Dr. E. von Mojsisovics (in einem Schrei- a an Seyerlen, auf Ersuchen zur Veröffentlichung mitgetbeilt:) .E. W. sile ich mich mitzutheileu, dass ich mich in der Controvcrse über die nennung der Felsköpfe des Hinteren Grat ohne Zögern auf Ihre und der rren Harpprecht, Dechy und MachaCeck Seite stelle. Es darf, nach dner nn massgeblichen Ansicht, ebensowenig in der Nomenclatur unserer

i;r. JLani. von .>i<msis'

383

Eine Besteigung des Fiz Rosegg.

12150 Par. Fuss, 3946°.

Von Frhrn. A. v. Kothsohild in Wien.

Von allen Hocligipfeln der Ostschweiz hat keiner den ihnsten Bergsteigern längeren Widerstand geleistet, als der z Rosegg, dessen südliche Spitze erst am 27. Jani 1865 u zwei Mitgliedern des englischen Alpencinbs, den Herren alker uiid Moore bezwungen wurde. Der nördliche um ^a vierzig Fuss niedrigere Gipfel, die sogenannte Schnee- ppe, war bereits zwei Jahre früher von Herrn Bircham be- egen worden und im darauffolgenden von den Herren eilenmann aus St. Gallen und Specht aus Wien. Seitdem t man den Berg nur selten in Angriff genommen und ich iube mich nicht zu irren, wenn ich die Behauptung auf- Jle, dass, die hier beschriebene Besteigung mit einbegriffen, r südliche Gipfel im Ganzen höchstens fünf oder sechs Mal eicht worden ist.

Seit mehreren Jahren hegte ich den Wunsch, den in so Ehrlichem Rufe stehenden Nachbar des Piz Bernina zu zwingen, allein die Oberengadiner Führer riethen mir stets 1 dieser Tour ab, und erst im Jahre des vergangenen Som- rs 1873 brachte ich den Plan zur Ausführung. Mein Freund, .rquis Maglioni aus Genua, welcher einige Tage vorher den s Bernina bestiegen hatte, schloss sich mir an und engagirte 1 bekannten Führer Hans Grass, während ich mich mit ter Jenny verständigte. Beide Männer sind aus Pontresina d wohl die bewährtesten Führer des Oberengadins.

d. V. ibtk. L 25

384 Bernina-Grappe.

Am 28. Juli fuhren wir in einem jener federlosen Ge- birgskarren, die jedem Touristen, der das Roseggthal besucht hat, nur zu gut bekannt sind, aus Pontresina nach der Restaurationshütte am Fusse des Rosegg-Gletschers. Ein Ge- witter fing gerade an sich zu entladen, in Bächen strömt der Regen herab und bis auf die Haut durchnässt kamen wir in der Hütte an. Der Wirth, ein gesprächiger Franzose, trocknete unsere triefenden Anzüge am Feuer, wir legten da- gegen einige Kleidungsstücke an, die er uns bereitwilligst zur Verfugung stellte. Nach einem kurzen Nachtmahle b^[aben wir uns in ein kleines aber recht sauberes Schlafidmmer und beauftragten die Führer, falls sich das Wetter in der Nacht günstig gestalten und die Tour auf den Rosegg Aus- sicht auf Erfolg haben würde, uns rechtzeitig zu wecken. Jenny machte den Vorschlag, wenn der Himmel sich nicht ganz ausheitern sollte über den Gaputschinpass nach Chiesi zu gehen, um dann die Besteigung des Monte della Disgraiift zu versuchen, eines der imposantesten Berge der Alpen. Wir begrüssten diese Proposition mit Freude, denn unverrichteter Sache nach Pontresina und St. Moritz zurückzukehren, dain hätten wir uns nur mit dem grössten Widerwillen entschlos- sen. Die Betten waren vortrefflich, aber der Schlaf stellte sich bei mir nur spät ein, wie immer am Vorabend einv grösseren üebirgstour. Es mag ungefähr iVt ühr ge- wesen sein, als unsere Führer anklopften: „Das Wetter ist prachtvolP^ sagten sie „der Himmel ganz sternhelP^ Nur wer ein Freund von Hochtouren ist und weiss, welche wichtige Rolle das Wetter bei diesen spielt, kennt die elektrisirende Wirkung einer solchen Botschaft. Trotz aller Eile in den Vorbereitungen wurde es doch drei Uhr bis wir marschfertig waren. Das Gewitter hatte die Luft vollständig gereinigt, von einer Wolke keine Spur mehr und als wir den Gletscher betraten, war es inzwischen Tag geworden. Die uns umgeben- den Spitzen des Bernina, Ros^g und Sella schinunerten be- reits in einem milden, rosenfarbenen Lichte, während der untere Eisstrom auf dem wir standen, noch matt bläulich gefärbt erschien.

Rothschild, Piz Rosegg. 385

Wir schlugen den bekannten Weg des Sella-Passes ein, der ans nach einer beiläufig vierstündigen Wanderung an die steilen Felsen brachte, welche die Westflanke des Piz Bosegg bilden. Bis hierher bietet sich keinerlei Schwierigkeit dar, allein in Folge des Gewitters war der untere Gletscher so glatt geworden, dass wir auf dem blanken Eise öfters aus- glitten und nur langsam vorwärts kamen. Mit Steigeisen bewaffnet, hätten wir wahrscheinlich diese Strecke viel rascher zurückgelegt. Die Schweizer Führer wenden jedoch nie Steigeisen an, auch die besten englischen Bergsteiger nur ganz ausnahmsweise. Sie ziehen wohl mit Recht auf Eis- gräten das Stufenhauen mit dem Beile vor. Herr Whjmper sagt in seinem Werke über die Alpen : ,,Ich sehe den V or- theil nicht ein, den die Benützung von Steigeisen gewähren soll. Mit ihnen bewa&et, fühle ich mich nur an solchen Stellen sicher, wo sie eigentlich ganz überflüssig wären, das heisst, wo man nicht ausgleiten kann und auf einem Eisgrat würde ich sie unter gar keiner Bedingung gebrauchen. Alle diese Hilfsmittel sind nutzlos ohne Stufen, die gut ins Eis gehauen sind und um in diesen fest zu stehen, benöthigt man nichts anders als ein Paar Nägel an den Schuhen^^

Der erste Besteiger des Matterhorns dürfte gewiss Recht haben, wenn es sich um ganz leichte oder gefährliche Pas- sagen handelt, allein auf einem durch die Umstände zufällig glatter gewordenen Gletscher, welcher sanft ansteigt, können Steigeisen gute Dienste leisten, indem man rascher vorwärts kommt. Jedenfalls bleibt es auffallend, dass, während in den österreichischen Alpen Steigeisen von den meisten Führern und Touristen angewendet werden, man sie in der Schweiz nur selten gebraucht. Herr Weilenmann ist zwar ein Lieb- haber derselben, wer aber seine interessanten Schriften „aus der Firnenwelt" gelesen hat, wird sich überzeugen können, dass ihm ein gutes Beil auf seinen meist einsamen Wander- ungen in der Regel bessere Dienste geleistet hätte, als seine Steigeisen, von welchen er zuweilen das eine unterwegs verliert

Als wir die erwähnte Stelle unweit der Höhe des Sella-

* 25

386 Bernina-G nippe. '

passes erreicht hatten, machten die Fährer Halt und beriethen sich. Hans Grass meinte, wir sollten ein Schueeconloir be- benätzen, welches die Felsmassen des Ros^g von beiden Seiten einschlössen, während Jenny für die vom C!onloir rechts gelegenen Felsen plaidirte, aber welche er bereits auf die Schneeknppe, die man von nnserem Standpunkte nicht sehen konnte, gekommen sei. Mein Freund und ich stimmten ihm bei und so entschlossen wir uns für die Kletterpartie. Nnn wurden die Seile aufgerollt und zwei Abtheilungen gebildet; mein Freund band sich an Hans Grass, während ich mich Jenny anvertraute. Der untere Theil der Felsen ist steil, aber nicht besonders schwierig und in kurzer Zeit hatten wir einige hundert Fuss derselben überwunden. Es war unge- fähr 8 Vs Uhr. Wir machten die erste Baststation und froh- stückten. Noch unterbrach keine einzige Wolke die blaue llimmelsdecke ; zu unseren Füssen lag friedlich ausgebreitet der blendend weisse Gletscher, während die Kette des Selb und Caputschiu den Horizont in geringer Entfernung be- grenzte. Bei empfindlicher Kälte verspürten wir keine Lut lange unthätig zu bleiben. Die Provisionen wurden wieder eingepackt und die Felsen von Neuem in Angriff genommen. Je höher wir stiegen, desto mehr wuchsen die Schwierigkeiten. In Folge des nächtlichen Gewitters waren die Felsen mit einer dünnen Eisschichte belegt, was unsere Arbeit bedeutend erschwerte und manche Passage unmöglich machte, welche wir sonst leicht bewerkstelligt hätten. Grass wurde unwillig und begann das Terrain genau zu recognosciren, in der Hoffnung, einen Weg ausfindig zu machen, um zu dem Schneecouloir hinüber zu gelangen, von welchem uns leider Jenny abge- rathen hatte. Lange mussten wir kreuz und quer klet* tern, bis es endlich gelang, zu dem erwünschten Schneecouloir zu traversiren ; es war aber inzwischen 1 1 Uhr geworden und die Kuppe, der nördliche Gipfel, noch hoch über uns. Wurde noch Zeit erübrigen den Grat bis auf die südliche höhere Spitze zu passiren? Die Führer schienen dies fast zu be- zweifeln und machten ihrem Unwillen über die verrätheriacbeB Felsen Luft. Indessen jetzt hatten wir leichtere Arbeit vad

Rothschilcl, Piz Rosegg. 387

Dar in den Stufen fest zu stehen, die Grass mit starkem Arm in den Schnee hieb. So kamen wir wesentlich rascher vor- wärts. Bald war das Ende des Couloirs erreicht und nun befanden wir uns auf einem Eisgrat, einige Fuss breit und ziemlich sanft ansteigend. Punkt 12 Uhr standen wir auf dem nordlichen Gipfel der Schneekuppe, wie er gewöhnlich genannt wird. Der Horizont war nicht mehr ganz rein. Wolken in weiter Ferne bedeckten die meisten Spitzen des Oberlandes und die yielgezackte Krone des Monte Rosa tauchte aus einem Nebelmeer empor. Mein Blick ruhte aber nicht lange auf dem entfernten Horizont, vielmehr beobachtete ich mit Sorgfalt und, ich sage es offen, nicht ohne ein gewisses Bangigkeitsgefiihl die schlanke Eispyramide, unser eigentliches Ziel und den äusserst schmalen Grat, der die beiden Gipfel verbindet. Ein schönere Spitze in des Wortes recht eigent- licher Bedeutung, kann man sich kaum deuken. Herr Stephen, der frühere Präsident des englischen Alpenclub, bemerkt sehr richtig in seinem Buche über Bergbesteigungen: „Wer von einem Gipfel einen genauen Begriff haben will, muss ihn selbst besteigen, das beste Fernrohr gibt immer nur ein ver- hältnissmässig entferntes Bild*\ Nun, von allen Spitzen der Alpen, die ich betreten habe, wobei ich das walliser Weiss- horn nicht ausnehme, hat keine den Eindruck einer grös- seren Lieblichkeit auf mich gemacht, als die des Piz Rosegg. Jenny, der auf der Schneekuppe über Unwohlsein klagte, hatte keine rechte Lust weiter zu gehen, aber Grass machte seinem Zaudern ein Ende, indem er erklärte, es wäre eine Schande nach Pontresina zurückzukehren, ohne auch die höhere Spitze erreicht zu haben. Nachdem wir uns mit Wein und Speisen gestärkt und allen unnöthigen Proviant zurück- gelassen, brachen wir auf, voran Hans Grass, dem mein Freund folgte, dann Jenny und ich als Letzter. So wie vorher wa- ren wir nicht an ein Seil gebunden, sondern nur jeder Tourist an seinen Führer. Zuerst stiegen wir ungeföhr fünfzig Fass an der Südseite der Kuppe hinunter, dann wurde der Grat betreten. Auf diesem zeichnete sich Grass durch seine Ruhe und Geschicklichkeit aus. Er verstand es, die misslichsten

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'*r^t>a iiiriii tt ift*nna:ir*a imi rLmir^a ieä Schnees mit den ? L«*.sea irikn'ii^kiwK. ia iLit!iie^n. m«! tO krocben wir demu ona rrf»t'.i5aTr-»:*» la ^,wijt* :»»3tiiiLreaiL iie jltls dem Schnee her* 7 ^r-fiihaati»! mii /.:i.ir^ilea ien 'jnr selbst rechts lassend, irciit iu*.*r ieaL^i' »»n. "a iri.rii ienknarea Stell angen über •»ine ^r.inii»^ :'-,Lt -.i-i i^ ier EL^-tü-:. w^-*Iche die Spitze bildet N'vsh *i)i:flr-^ :^in:'*n x-*rieii x-*a-i^»?ii ^md wir stehen endlich a-if dein *r3 rh-i'-^u 'VipfeL. L'er Si:i:nt*e war überhäDgend und rril.iet -»ine «•;-z-*ai-::-:'* LorTii^ii-^. der Bdozn reichte indessen hin. da.*s wi.- a',> *:a*Ti: i die RuzdioLi:: wtrachten konnten. L»;der war *s "f/erri-ä I * i Uhr ::cd der Himmel hatte sieb, Ä^itd^m wir di* ^chneelnpp^r Ter lassen n«3ch mehr nmwölkt.

Obwohl ich mit Herrn Walker Aipine Jonrnal) toII- ;4*indig darin »"Ib-rreinsrioiri-e. ddtss die Aassieht Tom Pii Roj^jfif k'>ine:3we^i zu den allerschonsten der Alpen gehört, ^rine R^ensart. die fit^.t b^i jeder Besohreibang von Besteig- nngen za le^sen ist. so glaabe ich doch sagen zu dürfen, dass %\(i hinreichende Entschädigung gewährt for die ansgesian- d'rnen Hlmp^zen Freilich ist die Randschan Tom höheren Viz Bernina viel volläländiger. namentlich gegen die nord- östliche Schweiz nnd die Ortlergruppe zn. welche hier der I'iz Zup'"» und der PalG verdecken, aber dafar übersieht man den herrlichen Monte della Disgrazia in seiner ganzen Ans- dehniing und der Itlick in die grünen Thäler Piemonts ist dem Auge wohlthuend, das stundenlang immer nur blendende Hchneewiinde und schwarze Felsmassen vor sich hatte.

Trotz der bedeutenden Höhe war es ganz windstill nnd <li« Temperatur eine milde, (ungefähr Beaumnr). Wir hätten gerne einen längeren Aufenthalt auf der Spitze ge- nommen, über die Zeit drängte und bis zur Hütte am Rosegg- gletseher war noch ein weiter Weg. Um unsere Besteigung zu ronstutiren, errichteten wir eine kleine Fahne aus einem nntgenoniniencn kurzen Holzstabe und einem Halstnche, con- Ntruirton einen Steinmann aus wenigen Steinen, welche die IMhrer von dem nur ein Paar Schritte entfernten höehsten Felsen loslöston und Hessen unsere Yisitkarten in einer leeren Flasche zurück.

Rothschild, Piz Rosegg. 389

Es war beinahe 2 Uhr, als wir den Rückweg antraten und zwar in anderer Reihenfolge als beim Aufstieg. Ich gieng voran, von Jenny gefolgt, dann kam Grass und als Letzter mein Freund. Beim Herabsteigen ist es allerdings vorzuziehen, dass wenn zwei Führer einen Touristen begleiten, der stärkere und erfahrenere Führer das Ende des Seils hält, also den Schluss der Kette bildet, weil er noch am Ehesten im Stande ist, einen der beiden Anderen im Falle eines Sturzes aufzuhalten ; ob jedoch auch ^iese Eintheilung die zweckmässigste ist, wenn jeder Tourist nur einen Führer hat, das hängt, glaube ich von der Erfahrung und der üebung des Amateurs ab, denn es gehört jedenfalls weit mehr Kaltblütig- keit dazu, in einer gefährlichen Passage vorauszugehen, als einfach in die Fussstapfen seines Vordermannes zu treten. Beim Passiren des Grates empfand ich den unterschied auf das Deutlichste und war daher herzlich froh, nach einer Stunde wieder auf der Schneekuppe anzulangen. Nach kurzer Rast wurde gegen halb 4 Uhr der Rückweg fortgesetzt. Dieses Mal stimmte auch Jenny für das Schueecouloir und Hess Grass mit meinem Freunde vorausgehen. Wir stiegen rasch abwärts, denn der inzwischen etwas erweichte Schnee machte das Stufen hauen überflüssig, wo nicht blankes Eis zum Vorschein kam, indessen Vorsicht im Treten war stets geboten, da der Schnee eine dünne Schichte bildete, man daher leicht ausgleiten und zu einer unfreiwilligen Rutschpartie bis zum unteren Gletscher gezwungen werden konnte. Schon hatten wir nicht mehr weit bis zu der Stelle, wo wir uns des Morgens angebunden hatten, als Jenny, auf meinen Freund und Grass deutend, die uns um einige fünfzig Schritte voraus waren, mir plötzlich mit bewegter Stimme sagte: „Herr der Schnee ist schlecht, ich furchte Lawinen, wir müssen rascher gehen". Kaum hatte er die Worte gesprochen, so löste sich eine kleine Schneemasse dicht zu unseren Füssen ab und die Bildung einer rollenden Lawine war das Werk eines Augenblicks. Sie fuhr knapp bei meinem Freund vorüber und ihre Gewalt war bereits eine so grosse geworden, dass die rollende Schneemasse, gegen einen Fels- block anprallend, zu einer mächtigen, zwei Klafter hohen

390 TUrniina^rfTgape.

Fontaine «nporgpacfaleniiert wurde, die gfnen wandenebönen Anbliek bot. Ab sidi die Lawine in Bewegung setxte, hatte frram meinen Freond beim Arm ge&ast und ihn an den Band einen kleinen Sehmndea gesogen, in den er, wie er mir nach- traglieb Mgte, entaefaloaBea war bineinznapringen , falls die lAwine Miene gemacht hatte, sie mitznreisaen.

Erat, aU wir dieses Sehneefeld hinter uns hatten nnd den unteren Theil des Gletaehers betraten, fohlten wir nns wieder behaglieh. Das Seil konnte nun abgelegt werden und eine Steeple-chase ober die zahllosen kleinen Schronde beginnen, die beinahe zwei Stunden danerte nnd uns rasch an die Mo- räne brachte. Dieselbe wurde passirt und nach einer Ifistön- digen Wanderung die Region der b^innenden YegetatioB wieder betreten. Um 7 Uhr erreichten wir die Hütte. Wir hatten daher zum Bückweg nicht einmal die Hälfte der Zeü gebraucht, welche der Anfsti^ benöthigte. Der Karren des Wirthes brachte uns dann in zwei qualYollen Stunden bia Pontresina, wo wir herzlichen Abschied von unseren wackerai Führern nahmen. Zur Weiterfahrt nach St. Moritz verschaff- tön sie uns einen mit Federn versehenen Einspänner. Dm 1ÜV> Uhr Nachts langten wir am Cur hause wieder an.

391

Kleinere Mittheilungen.

Arthur Bonnet (in Augsburg.) Die Partenkirchener -eitborspitze (8056 p.' 2617"*). Stehen wir auf dem Ad- liusberge bei Partenkircben und übersehen den weiten Kranz iroffer Gebirge, welche den grünen Thalkessel umranden, imponirt nächst nächst der stolzen Pyramide der Alpspitze 1 meisten die Dreithorspitze.

Ibr Name schon bezeichnet ihre Form. Drei Spitzen, n denen die östliche und mittlere schroff, die westliche er abgerundet ist, bilden die höchste Erhebung dieses Berges, as die Topographie des Massives betrifft, so verweise ich f den Aufsatz des Freiherrn von Barth über die Dreithor- itze im III. Bd. unserer Zeitschrift.

So viel bekannt, wurde der Gipfel auf dem dort geschil- rten Wege über den Schachen und das Platt seitdem noch n zwei Partien erstiegen. Anfangs October 1873 versuchte »rr Cand. jur. Brouwer aus München mit dem Führer Johann >8er auf einem von letzterem entdeckten Wege aus dem >errainthal der Dreithorspitze zu Leib zu rücken, was ihnen eh gelang. Am 25. August 1874 unternahm ich die Partie enfalls mit Johann Koser.

Verschiedener Umstände wegen konnten wir erst um 30"* von Garmisch aufbrechen, ich musste also im vor- nein darauf verzichten, auch der Leutascher Dreithorspitze len Besuch abzustatten. Auf bekanntem Wege gelangten r über Graseck ins Yorderrainthal, das wir bis etwa % Std. r der Bockhütte verfolgten. Dort führt ein Steg über die

392 Nördliche Kalkalpen. Wettenteingebirge.

tosende Partnach. An der südl. Thal wand zieht ein schmaler P&d ziemlich steil dnrch Wald etwa l Stande bis zur Ansmünd- ung des Oberrainthaies. Die Sohle desselben steigt fortwäh- rend, zuletzt in 2 Terassen, bis die Steilwände der Sehamiti- spitze und des Oberrainthaler Schrofens das Thal schliessen ; sie ist mit Geroll und latschenbewachsenen Felstrümmem bedeekt; die erste Terrasse erhebt sich in einem etwa. 50' hohen steileii PlatteufSetll, den jedoch der Steig mit Hülfe der Latschen leicht überwindet.

Oberhalb der ersten Terrasse bogen wir scharf links ab über Geröll nnd Schneefelder zam „Oberen AngerP^ einem grünen Fleck unter der Ausmündung eines zuerst engen, nach oben aber sich aasweitenden, tief in den Bergkörper eingeschnittenen Grabens, dessen unterer Theil etwa 500' auf- wärts mit Lawinenresten ausgefüllt ist. Ehe wir denselben betreten, werfen wir noch einen Blick auf die wilde Soenerie um uns. Rückwärts nach N. blicken wir durch die schmik Aasmündung des Oberrainthaies zwischen den kahlen Wanden des Teufelsg'sass und den Ausläufern des Oberrainthaler Schrofens hinaus in das grüne sonnige Bainthal, über dem sich der Hohe Gaif und die Alpspitze, sowie der breite Hoch- blassen majestätisch erheben. An der westlichen Tbalwand irrt der Blick an kahlen Felsen umher, nirgends einen Rahe- punkt findend. Im Süden liegt der hinterste Thalgrand des Oberrainthaies vor uns, mit Schutt und Schnee bedeckt, aas dem sich die wilden Gestalten der Scharnitzspitze and des trapezförmigen Oberrainthaler Schrofens aufthürmen. Im Osten endlich dicht vor uns steigen die scheinbar senkrechten, röthlich-gelben Wände der Dreithorspitze auf, die, von ^nuh- ligen Rissen und Gräben durchfurcht, sich in ein Gewirr von Schrofen und Zacken von grauenhafter Wildheit auflösen.

Langsam stiegen wir über das gefrorene Schneefeld, des- sen Neigungswinkel 40—45^ betrug, empor, zaweilen Stafen stossend. Als sodann der Neigungswinkel beträchtlicher wurde, Hessen wir uns in die linksseitige 10 15' tiefe Band- kluft und zwängten uns in dieser empor, oft nnr mit den Armen uns fortbewegend, während die Fasse stellenweiae gv

Bonnett, Dreithorspitze. 393

keinen Halt mehr fanden. Bald konnten wir das Schueefeld selbst wieder betreten und erreichten um 10^* 15"*' dessen oberes Ende. Hier wurde noch eine kurze Rast gemacht, der grosste Theil des Gepäcks hinter einen Felsblock gebor- gen und die Schuhe ausgezogen, denn jetzt sollte es ernst werden. Vor uns erhob sich mindestens 300' hoch ein jäher Plattenfall, in der Mitte etwas eingebuchtet, fast ohne Ein- risse und Stufen. Mit Schuhen wäre diese Stelle schwerlich ohne grosse Gefahr zu passiren, Steigeisen hatte ich nicht, bin auch an ihren Gebrauch nicht gewöhnt. Der mit Socken bekleidete Fuss findet ' aber an dem kleinsten Vorsprunge sicheren Halt, so dass diese Stelle bei gehöriger Vorsicht sicher zurückgelegt werden kann. Sodann zeigten sich mehr Vorsprünge, die Steigung anfangs 70—7')°, betrug nur mehr zwischen 50 und 60**, aber das Gestein wird jetzt so locker, dass mit der grössten Behutsamkeit jeder Stein, jeder Tritt geprüft werden muss. Endlich nach einer Stunde vom Schnee- flecke an konnten wir die Schuhe wieder anlegen. Ein wohl- thuendes Gefühl. Eine halbe Stunde gieng es jetzt etwas besser, dann aber folgte wieder eine lange ziemlich abschüs- sige und dünn mit keckerem Geröll bedeckte Platte. Von ihr abwärts fiel eine schmale Steilstufe etwa 20' fast senk- recht, anfangs sogar 2 3' überhängend ab. üeber diese mussten wir hinab, um in einen zweiten Einschnitt des Berg- massives zu gelangen, den wir bis tief hinab gegen das Ober- rainthal verfolgen konnten, wo er in unersteigbaren Steil- wänden in das letztere abfällt. Nach der Ueberwindung der Steile, an der mir Koser an Seil hinabhalf, hatten wir ge- wonnen, der obere Theil dieses erwähnten zweiten Einschnittes zieht sich, zwar ziemlich steil, aber gut gangbar, mit Geröll und Schnee bedeckt zum Grat hinauf. Nun erst erblickten wir auch die eigentlichen Gipfel der Dreithorspitze. Mit einiger. Anstrengung wnrde diese letzte Strecke zurückgelegt und der Grat betreten. Senkrecht fallt dort der Blick hinab auf das Plattach, eine weite, grossentheils mit ewigen Schnee bedeckte Mulde und gleitet über den zahnigen Grat hinüber zum Doppelgipfel der Leutascher Dreithorspitze, ein impo-

394 Nördliche Kalkalpen. Wettersteingebirge.

sanier Anblick. Noch ein paar Minaten über den Schntt der Südseite der Dreithorspitze und wir betreten den Gipfd IV^ Uhr, hatten also von Garmisch mit Abzng der Basten 8 Stunden benöthigt.

Eine herrliche Aussicht lohnt reichlich die Mühe des Anstieges ; besonders interessant ist der klare üeberblick fiber das Wettersteingebirge selbst, besonders schön die Anssieht nach Süden. Nördlich gleitet der Blick über die senkrechten Wände hinab über den tief unten liegen Franenalpelkopf und das grüne Frauenalpelthal, über die Matten von Graseck in'i weite Thal von Partenkirchen und Gärmisch. Darüber hinaoa breitet sich die Ebene mit Ammer- und Stambergersee m. Gegen Osten zieht sich ein schmaler, zahniger Grat xor nächsten Spitze unseres Berges, hinter der yon Wolken be- deckt die Vor berge, wie Benedikten wand, Jochberg and Her- zogstand erscheinen. Zwischen diesen blickt die düstere Fluth des Walchensee herauf. Weiter östl. fesseln neben dem Wendelstein und Sonnweudjoch die wilden Zacken des Kaiser und die Felsgestalten des Berchtesgadener Landes. Dahinter ziehen in weitem Bogen von S.-O. durch S. nach S.-W. die Centralalpen, vom Ankogl und Grossglockner bis zur Bemina; die Wildspitze dicht neben der Scbarnitzer Dreithorspitze, an sie reiht sich die Ortlergruppe. Ziehen wir den Gesichtskreis näher, so drängen sich die wilden Formen der nördlicben Kalkalpen zwischen Achenthai , Inn und Isar. Besonders hervorragend sind in nächster Nähe jenseits des Flattert der glatte, scheinbar unersteigliche öfelekopf, über ihn hinaas die hehren Gestalten der Hin terau thaler Kette, dann Solstein und Hohe Munde. Wenden wir uns gegen Westen, so ist die Fernsicht durch das Wettersteingebirge selbst versperrt. Plat- tachspitz und Schneefernerkopf überragen stolz den Schnee- ferner, an dessen Nordseite, jenseits des Partnachthaies, am dem die beiden Blauen Gumpen heraufblitzen, die Zngspitse, hier als schlankes von Neuschnee silberweiss blitzendes Hom erscheint. Um 2 Uhr wurde der Rückweg angetreten. Vom Schneeferner her ziehen graue Nebel durchs Oberrainthal herauf und auch über der Dreithorspitze ballen sich Gewittor-

Bonnet, Dreitborspitze. 395

olken. Es gilt keine Zeit zu verlieren. Anf den Bergstock »tützt glitten wir rasch die Scbnttrinne hinab, erkletterten e Steilstafe, passirten vorsichtig die Platten und gelangten bald an die Stelle, wo die Schuhe wieder ausgezogen wer- m mussten. Grossentheils sitzend ging es langsam hinab, nangenehm waren die Geröllstreifen, welche sich in die latten hereinzogen, von denen sich der Fuss beim Abstieg egen der grösseren Wucht des Trittes viel schmerzlicher TÜhrt fühlte als beim Anstieg. So gelangten wir um 4 Uhr L das obere Ende des Schnees ; von meinen Beinkleidern war 3nig mehr übrig, auch Koser gieng es nicht besser. Jeder .tte 2 Paar Socken durchgelaufen, die Fusssohlen feuerten, isch gieng's den Schnee hinab, grossentheils abfahrend. Als ir um 5 Uhr im Oberrainthal anlangten, hatte es sich wieder .DZ angeheilt. 6^* 15"^ gelangten wir an die Partnach, ' 30"" nach Graseck, und zogen nach längerer Rast um ^ Uhr wieder in Garmisch ein; der Abstieg hatte nahezu Stunden erfordert.

Was schliesslich den treflflichen Führer Johann Eoser trifft, so liegt wohl in der Auffindung des neuen Anstiegs ine beste Empfehlung. Hier sei nur sein heiteres gefalliges 'esen und seine Fürsorge für den Touristen erwähnt. Der ihrerlohn beträgt 12 fl., in Anbetracht dessen, was an Kleid- ig und Schuhwerk verdorben wird, gewiss ein massiger.

E. H. Eine Besteigung des Hochgolling (9043 ')*) Es >gt ein eigener Beiz darin. Berge zu besteigen, welche von r gewöhnlichen Heerstrasse der Touristen ferne liegen.

Hier müssen erst mühsam die Notizen gesammelt, Führer isucht und Studien über die Wege gemacht werden. Die ^rgpartie gewinnt dadurch den Charakter einer Entdeck- igsreise mit allen Ueberraschungen und Gefahren einer Ichen. So war auch die Tour auf den Hochgolling schon

*) Ygl. Simonj Mitth. d. Ö. A V. Bd. II., H. Wallmann ebd. 105.

306 iZeaaalai^oL Niedeze TaaaiL

lange der (j^danke. dar eine rüstige GesdL steigern aoa der Zahl d^ Sommerbewoluifir

Der Hochgolling «94343') gehört rar Cutnüpenbtte, speziell znr Gmppe der Niedsn Tanem and ist deren liöchster Pankt.

Wir^ eine GreselUcfaaft Ton zwei Dunen nnd zwei Herren, bescbloseen die Partie zn nntemehmen nnd brachen im 20. Juli 1874 Ton Aoasee ao£ Der Tag konnte nicht schöner sein. Heller wolkenloser Himmel ond alle Anzeichen Ter- spraehen dauerndes Wetter. Eine Fahrt Ton 6 Standen brachte ans nach dem fireondlichen Städtchen Schladming in Enngtbal. Hier nahmen die Erkundigungen nach dem Weg» längere Zeit in Anspruch. Die mit diesem Geschäfte betrau- ten Mitglieder der Gesellschaft erhielten die widersprechend* sten Angaben, was sie schon ganz kleinmüthig machte. Schlien- lieh fahrte sie ein gläckliches Geschick zn Herrn Vemooillfft dem Besitzer der Jagd in der Umgegead Ton Schladming, der ihnen mit freundlicher Bereitwilligkeit eine Brochore über die Gollingbesteigung Yon Simonj lieh, die genaue Aoa- knnft gab und uns die Erlaubniss ertheilte in seinem Jagd- haas zn übernachten. Auch stellte er uns einen seiner Jäger als Führer zur Verfügung. Wir wussten^ dass man einige Stunden Weges noch fahren könne, und die Herren mussten ihre Beredsamkeit aafbieten, um einen Wagen zu verschaffen, da die Postmeisterin keinen hergeben wollte. Endlich be- kamen wir ein elendes Gefabrt mit zwei Pferden, das so schüttelte und stiess, dass man sich fest halten musste, nm nicht herauszufallen. Wir blieben aber doch drei Stunden darin sitzen, da wir unsere Füsse schonen wollten und nicht wussten wie laug wir zu gehen haben würden. Um Vt2 Uhr brachen wir von Schladming auf und um Vt5 Uhr langten wir auf der Weiss wändalpe au. Ein kleines Wirthshans spendete den Wanderern ziemlich gutes Bier. Der Weg bis dahin Hlhrt lungsam aufwärts, zuerst am Thalerbach entlang, der sich in der Nahe you Schladming durch eine schöne Fei- Bcnklamm zwängt. Dann erweitert sich das Thal (es heint

E. H., Hochgolliig. 397

ADteres Schladmingthal) and man sieht zuerst noch an dem »nem Ende den Dachstein und am anderen den Hochstein. Zu bemerken ist auf dieser Strecke auch der „neue See^S wie iie Leute sagten, eine grose Wiese, die vor Kurzem durch dnen Wolkenbruch überschwemmt wurde. Die Wasserfläche ist */i Stunden lang und Vt Stunde breit. Die darin stehenden Bäume und Häuser geben Zeugniss yon der Entstehungszeit las Sees.

Nach kurzem Aufenthalt in der Weisswändalpe ging nun die Gesellschaft vollzählig zu Fuss weiter: zwei Damen, Ewei Herrn, fünf Träger und ein alter Jäger, Lipp, der nns ron Vernouiller mitgegeben war, um den Weg zu zeigen. Unter der Alpe verengt sich das Thal etwas, und wir sahen iuks einen Theil des Riesachfalles. Der Weg führt gross- entheils im Walde langsam steigend in einer Stunde zur iteinwändalpe. Bis hierher kann man bequem reiten, buf einem guten Gebirgspferd oder Maulthier auch bis zur »beren Steinwändalpe, unserem heutigen Ziele. Es geht von der aus etwas steiler aufwärts ; nach einer halben Stunde er- weiterte sich das Thal plötzlich und wir sahen zum ersten ilale den HocbgoUing, ein überraschend grossartiger Anblick. )en Hintergrund bildete der hohe Berg mit seinen schroffen bänden, den Vordergrund ein grosser Wasserfall, der auf ^ine Wiese herabstürzt,* durch welche sich dann der Bach veiter schlängelt. Wir mussten letzteren mehrmals auf ichmalen Stegen überschreiten, bis wir in die Nähe des Was- serfalls kamen. Rechts von diesem stiegen wir ^/i Stunden ang in sehr schöner Umgebung steil hinauf. Auf der rech- ;en Seite fiel in einiger Entfernung ein zweiter Wasserfall iber eine' steile Felswand herab. Als wir die Höhe erreicht, )e£Einden wir uns in einem engen Thal, dem Hochgolling ge- 'ade gegenüber. Hier gingen wir noch '/4 Stunden bis wir Iie obere Stein wändalpe (um 8 Uhr) erreichten. Die Gegend vorde immer öder, die Vegetation spärlicher, schliesslich ist Lein Baum noch Busch oder Krummholz mehr zu sehen, nur loch kurzes Gras und grosse Steinblöcke.

Die Obere Steinwändalpe, die hart am Fusse des Hoch-

398 Centralalpon Niedere Tanem.

goUing in eiuem kleinen Thalkessel liegt, bestellt nur aos einer Alpenhütte nnd dem Jagdhaus, Wir begaben uns in das letztere und die Damen etablirten sich in einem Zimmer mit zwei Betten, einigen Bänken, einem Tisch nnd einem Ofen. Das Gemach sah aber wegen seiner ünreinlichkeit nicht einladend aus. Der Ochsenhalter wohnt nämlich in dem Hause, wenn es unbenutzt ist nnd scheint wenig Gewicht auf Sauberkeit zu legen. Die Herren und die Führer schlieüeo unter dem Dach im Heu, da nur das eine Zimmer vorhanden ist. Als wir uns zu Bett legten, war das Wetter schön, nnr auf der Spitze des GoUing lagerte eine kleine Wolke, die uns einige Sorgen machte, dazu wehte ein starker Wind, da im Gebirge oft dem fiegen vorausgeht. Nach I ühr, als wir geweckt wurden, war die Wolke verschwunden, nnd bis wir uns um V>3 Uhr auf den Weg machten hatte sich auch der Wind vollkommen gelegt. Während '/4 Stunden mnsstenwir noch mit Fackeln (hier Pucheln genannt) gehen, dann begann es zu tagen. In l*/4 Stunden von der Alpe erreichten wir die GoUingscharte. Der Weg bis dahin ist ziemlich gut and wird nur durch das bewegliche Gestein unangenehm. Als wir in der GoUingscharte ankamen ging eben die Sonne anf und röthete die uns gegenüberliegenden Bergspitzen. Die Aussicht ist schon von hier sehr schön und für Jemand, der die Spitze des GoUings nicht ersteigen will oder kann, lohnt eine Partie auch bis dahin. Zu unseren Füssen war auf der Salzburger Seite das grüne Göriachthal mit einer Alpe am Fusse eines Berges, auf welchem zwei Seen stufenweise fiber^ einander liegen. Gegenüber hatten wir einen schonen Blick auf den Dachstein. Von unserem Standpunkte sahen wir nun auch die andere Seite des GoUing, auf welcher wir hinauf steigen sollten. Hier waren keine schroffen Wände mehr, aber ein unabsehbares Geroll nnd wir hatten alle dieselbe Ansicht, dass es unmöglich scheine da gehen zu können. Der Jäger sagte, es sei nicht so schlecht als es aussehe, nnd wir brachen nach St. Aufenthalt wieder auf. Der Weg hörte hier ganz auf, man ging nur mehr den Tauben (Steine die -den Weg anzeigen) nach, zuweilen verlor der Fahrer ÜB

E. H„ Hochgolling. 399

Richtung und ging etwas voraus, um zu sehen, wo man am Besten hinaufsteigen konnte. Zuerst mussten wir über ein kleines Schneefeld, dann ging es immer schräg am Berge hin langsam aufsteigend über loses Gestein, hie und da an klei- nen Felswänden entlang. Die Oberfläche des aus Urgebirgs- gestein aufgebauten Hochgolling ist so verwittert und das ganze Terrain so beweglich, dass man nie festen Tritt hat and mit grosser Vorsicht vorschreiten muss. Auch darf man sich nicht an Felsen oder Steine anhalten, da diese sich oft loslösen. Wir waren von der Gollingscharte nicht lang ge- gangen, als wir eine sehr seltene Pflanze, das Zwergvergiss- meinnicht (myosotis nana) fanden; es wächst in Gruppen wif Moos, und hat wunderschöne blaue Blüthen, aber dunkler als das gewöhnliche Vergissmeinnicht. Nachdem wir über zwei Stunden gegangen waren und unser Weg in der be- schriebenen Weise immer schlechter geworden, befanden wir ans an einer Stelle, wo der Jäger einiger Zeit bedurfte, um sich zu orieutiren. Man musste hier über kleine Felswände, die nicht überall zu besteigen waren. Endlich fand sich ein Uebergang den Felswänden entlang. Den Zuschauem schien der Weg kaum passirbar, doch als wir an den gefahrlich aussehenden Stellen waren, bemerkten wir die Gefahr kaum. Nor einen Augenblick war es nicht unbedenklich, da mau sich um einen vorstehenden Felsen schwingen musste, neben welchen man gut Platz für die Füsse, aber nicht genug für den ganzen Körper hatte. Es ging nun in gleicher Weise weiter bis zu einer schwierigen Passage an einer stufenför- migen Felswand, die aber bald überwunden war und nun be- fanden wir uns auf der Schneide, die uns in wenigen Minuten auf die Spitze führte. Wir waren von der Gollingscharte SV« Stunde unterwegs, von der Alpe 5 Stunden.

Aaf der Spitze ist nicht für viele Menschen Raum, man hat das Gefühl auf einem hohen Thurm zu sein, so schroff fallt der Berg nach allen Seiten ab. Die Luft war äusserst angenehm, warm und windstill. Die Aussicht ist ausser- ordentlich schön ; man übersieht ein grossartiges Gebirgs- panorama, in welchem allerdings die Thäler fast verschwinden.

Bd. T. Abtb. 1. 26

400 ^- H., Hochgolling.

Ich begiuue die kurze Beschreibung der Rundsicht im Süden mit dem Terglou in Kärnten, daran schliesst sich die Karawankenkette, dann die Gasteiner Berge mit dem Ankogl, Gamskarkogl u. s. w., darauf der Grossglockner, Venediger u. a., leider durch eine heranziehende Wolke theilweise ver- deckt, im Uebrigen war der Himmel aber noch ganz klar. Im Westen sahen wir das Steinerne Meer, im Nordwesten das Tännengebirge und den Dachstein, der von der Schlad- minger Seite sehr zerklüftet und äusserst grossartig erscheint Im Norden lagen die Ausseer Berge mit dem Losor, der nor schwer zu erkennen war, da uns Alles so niedrig vorkam, nnd die Grundlseer Berge, d. h. das Todtc Gebirge. Im Nord- osten hatten wir dicht vor uns die Hochwildstelle, die einen Theil der östlichen Aussicht verdeckt, dafür aber durch ihre schönen Formen entschädigt.

Nach einstündigem Aufenthalt auf der Spitze traten wir den Rückweg an, da sich immer mehr Wolken sammelten und Nebel zu befürchten war. Das Herabsteigen ging schnel- ler und besser von statten, als wir gedacht hatten. Von der GoUingscharte an hielten wir uns etwas links vom W^e, um die Schneeflächen zu benutzen, die uns schneller hinunter bringen sollten. Ohne weitere Erlebnisse erreichten wir m ungefähr */4 Stunden die Steinwändalpe um 12*** 30**; wir waren von der Spitze aus 4 Stunden gegangen. Es hatte mittlerweile ein wenig geregnet, wir hörten fernen Donner uud als wir im Jagdhause ankamen begann ein starker Regenguss.

Wir konnten uns keine lange Rast gönnen und machten uns um 1 Uhr wieder auf den Weg ; zum Glück hörte der Regen bald auf. Nach 2 Stunden (um 3 Uhr) kamen wir auf der Weisswändalpe an, wo uns zwei Wagen erwarteten. Um 6 Uhr erreichten wir Schladming bei einem furchtbaren Ge- witter, das uns in der letzten Stunde unserer Fahrt noeh überrascht hatte.

Was den Weg betrifft, so ist für seine Verbessemng wohl kaum etwas zu thun, da bei jedem starken Regen in dem beweglichen Terrain die Arbeit wieder zerstört würde. Dar

Morstadt, Terraingestaltang in Südtirol. 401

»chgoUiug wird daher immer nur geübten Bergsteigern ^anglich sein; zu ihrer ToUstäudigsten Bequemlichkeit wäre erdings eine geräumige Unter knnftshütte in der Stein wand- le erwünscht.

Dr. Jul. Morstadt (in Wien). Nachtrag zu dem Auf- tze : Heber die Terraingestaltung in Sfldtirol (Bd Y. 193) t 1 lith. Tafel. Auch Escher v. d. Linth hält den »nalit des monte Castello, des südlichen Ausläufers des lam^-massiy's für der Triaszeit angehorig, indem derselbe Kalk und Schiefer gangartig auftritt und die Contactwirk- gen desselben, das . Zusammenvorkommen mit verschiedenen rphyren auf die Gleichzeitigkeit und petrographische Iden- ät mit den Eruptivgesteinen von Predazzo (Graniten und eniten, der oberen Trias augehörig) hinzuweisen scheinen.

Ein fernerer Beweis dafür, dass der Tonalit jünger ist,

1 der Bozner Quarzporphyr, liegt in der Streichrichtung

r von letzterem gebildeten drei Gebirgskämme. Der süd-

chste und am Klarsten entwickelte derselben streicht vom

dlepass, dem Uebergange von Paneveggio nach Primiero,

er den Canzenagol, wo er eine leichte Biegung um das

anitmassiv der cima d'Asta herum macht, und die cima di

gorai bis zum Etschthal zwischen Lavis und Trient. Der

ittlere Quarzporphyr- Kamm beginnt mit den lastei di

che zwischen Paneveggio und S. Pellegrino, wird dann von

n später entstandenen Kruptionskessel von Predazzo

terbrochen (freilich auch von dem Kalkrücken der Viösena)

d streicht jenseits dieses Eruptionskessels über den Zanggen

d das Schwarzhorn dem ersteren Kamme vollkommen parallel

d auch die leichte Biegung desselben bei S. Lugano wieder-

lend bis zum Etschthal zwischen Lavis und S. Michele.

rdlich dieses Rückens beginnt das muldenförmige, d. h. in

Mitte etwas vertiefte Porphyrplateau, welches nördlich

u dem dritten durch den Rasch jtz, die Sarnerscharte und

i Möltnerjoch bezeichneten, aber nur noch unklar entwickele

26*

402 Morstadt.

ten, weil zwischen dem Raschötz und der Sarnerscharte Tom Eisak, und zwischen der Sarnerscharte und dem Möltnerjoch von der Talfer durchbrochenen Porphyrrücken begranzt wird. Diese Darstellung der Urographie des Quarzporphyrs in Süd- tirol findet sich schon bei Rieht hofen, nicht aber die nachstehende, daraus abgeleitete, sehr wichtige Folgerung:

Der die untere Trias unterteufende Quarzporphyr streicht, wo er Kämme bildet, mit den die Hauptstreichrichtung der Alpen von WSW -ONO. bedingenden ältesten Hebungen, sowie auch mit den dem Carbonischen angehörenden Haupt- kämmen der Gailthaler und Yeltliner Alpen parallel. Zwischen den Gailthaler Alpen und dem Quarzporphyr streichen die dem Hebungsrayon des triassischen Augitporphyrs angehorigen Kalkkämme in nord-südlicher Richtung, also beinahe senk- recht auf ersteren und ebenso zwischen dem Quarzporphyr und den Yeltliner Alpen die Tonalitkämme und die dem Hebungsrayon des Tonalits augehörigen Kalke. Es scheint also auch hieraus zu folgen, dass der Tonalit mit dem Aagit- porphyr ziemlich gleichaltrig, also jünger ist als derQoarz- porphyr und dass sich während der Triaszeit in der Geotek- tonik Südtirols eine Reaktion gegen das frühere Bildungsgesetz geltend gemacht habe, denn noch der dyasische*) Quarz- porphyr bildet, wie die älteren Hebungen, west- östlich streichende Kämme, während im Hebungsrayon des trias- sischen Tonalits und Augitporphyrs die Kämme nord-süd- lich streichen.

Nun ist auch der den anderen Alpenthälern gegenüber so eigenthümliche Verlauf des Etschthals Meran-Gardasee, des „Thals der Thäler^', erklärlich, welches, wie kein anderes, auf der weiten Strecke von der italienischen Ebene bis liart an den Fuss des räthselvollen Oetzthaler Stockes ein breites Tiefthal bildet, denn noch bei Meran liegt der Wasserspiegel der Etsch nur 900 W. Fuss ü. M. In den Nordalpen, wo

*) Siehe u. A. den Aufsatz von Prof. Suess in Wien: «fther dit Aeqniyalente des Rothliegenden in den Sudalpen" in den PablikationeD der Wiener Akademie der Wlssenscbaften.

Terraingestaltung in Südtirol. 403

eine solche AenderuDg in der Streiehrichtung der Gebirgs- ämme wahrnehmbar ist, wie während der Triazeit in Sttd- irol, verlaufen die Hauptlängenthäler mit den Alpen WSW - INO. parallel, wie z. B. das Innthal vom Malöia bis Kufstein der die lange Spalte Zell am Ziller-Gerlos-Salzachthal bis t. Johann im Pongau- Radstadt- Ennsthal, steirisches Salzathal is in die Gegend von Mariazeil; die Querthäler aber stehen uf dieser Hauptstreichrichtung der Alpen senkrecht. In Süd- Irol jedoch wurde das Etschthal, welches seiner Richtung ach eigentlich ein Querthal sein sollte, durch die Aeuder- ng in der Streichrichtung der Kämme während der Triazeit 1 ein Längenthal umgewandelt, so dass es als Qnerthal nf der Streiehrichtung der Alpen senkrecht steht, als Längen- hai aber bis an den Fuss der Oetzthaler ein breites Tiefthal leibt, eine Erscheinung, die sonst in den Alpen nirgends ieder vorkommt.

Noch will ich einige Worte über die neuestens so viel esprochene Rifftheorie beifügen. Bekanntlich treten in -0-Tirol zwischen den beiden Horizonten des „Roth" Vfojsisovics) oder der Seisser- und Campillerschichten (Richt- ofen) und der Raiblerschichten zwei ganz verschiedene Facies; ie dolomitische des Schiern- und Mendeldolomits, welche ümbel übrigens für identisch hält, und eine thonig- alkige, Richthofens Oassianer, Wenger und Buchensteiner chichten, neben einander auf, welche einander ganz oder nur leilweise in wechselnder Höhe gegenseitig ersetzen für inander vicariiren, stellenweise auch, wie z. B. an der 3n Mojsisovics erwähnten Lokalität am Nordgehänge des ßhlernrückens wechsellagern (altern iren). Dieses Vicari- en gleichaltriger Gebilde von verschiedener Facies erklärt Richthofen dadurch , dass diese Gebilde auf verschiedene Teise, die dolomitischen durch Riffbildung, die thonig- ilkigen aber durch Sedimentbildung entstanden sind, welche jiden Processe gleichzeitig neben einander oder auch alter- rend nach einander stattgefunden haben. Für die Richtig- st dieser Ansicht, welche zuerst von Richthofen ausgespro-

404 Morstadt.

chen, später von Gümbel*) bekämpft und neaesteus von Mojsisovics**) wieder vertheidigt wurde, scheint auch der von keinem dieser drei Forscher erwähnte Umstand zu sprechen, dass einzelne der S.-O. Tiroler Kalkstöcke in ihren oberen, eben aus Schierndolomit bestehenden Partien eine auffallende Aehnlichkeit mit ringförmigen AtolTs haben, vne ich mir solche nach dem, was ich bei Darwin und Dana darüber ge- lesen, vorstelle. Wenn man z. B. auf der Alpe Oontrin im Innern des Marmoladastockes oder bei der malga di val sorda im Innern des Latemarstockes steht, und die diese beiden Alpen ringförmig umschliessenden und nur an je einer Stdie, wo die beiden betreffenden Bäche dem Avisio zufliessen, ge- öffneten Dolomitwände betrachtet, welche im Latemarstock durch Erosion bereits zu einzelnen Zacken zersplissen sind, südlich von Contrin gegen S. Pellegrino zu aber noch eine zusammenhängende Mauer bilden: so kann mau sich des Ge- dankens nicht erwehren, dass man sich am Grunde einer ehemaligen Eorallenlagune im Innern eines Atolls befindet.***) Diese Rifftheorie erklärt aber doch nur die verschiedene Facies gleichaltriger Gebilde, nicht aber die offenbare reihen- förmige Anordnung der Kalkstöcke, die wohl doch nnr eine Folge von Hebung, nachdem während des Auf banes der Riffe eine langsame Senkung vorhergegangen sein musste, sein kann. Die S-0-Tiroler Ealkstöcke lassen sich daher in ihrem jetzigen Zustande wohl füglich als das Produkt dreier Faktoren betrachten: l. der Riffbildung als Ursache gleich* zeitiger, verschiedener facies, 2. der £rosion als Ursache der Zersplitterung in Zacken und 3. der Hebung nach T0^

*) ,Da8 Schiern- und Mendelgebirge", in den Pablik&tionen der biy- erisehen Akademie der Wissenschaften^ Jahrgang 1878.

**) n Faunengebiete und Faciesgebilde der Trias in den OsUlpes'. Jahrbuch der G.E.A. 1874, Heft I.

*♦*) Selbstverständlich ist der Aufbau von Gebirgen doich KüTbill- ung nicht auf die hier erwähnten Triasgebilde beschränkt, sondern kommt auch in andern geologischen Epochen vor. Aach siAd die olien erwälnt«! Atoll*8 nicht mit Einstuntobeln zn verwechseln, welche in Folge von Üa* terwaschung im Kalkgebirge so häufig vorkommen.

i

Terraingestaltung in Sudtirol. 405

hergegangener Seukuug als Ursache der reihenförmigen An- ordnung.

Was die Aenderung in der Streiehrichtung der Gebirgs- kamme nach Ablauf der mit der Dyas abschliessenden paläo- zoischen Zeit betrifft: so Hesse sich hieraus ausser dem eigen thümlichen Verlauf des Etschthales noch eine zweite sehr interessante Erscheinung erklären : nämlich der von den drei nord-siidlich streichenden Tonalitkämmen so verschiedene Aufbau des west-östlich streichenden Presanellakammes, wel- cher wohl jedem Besucher unseres grossartigsten Tiroler Fernerstockes aufgefallen sein wird.*) Ich habe den Presa- nellakamm sowie die drei anderen Tonalitkämme als eine ,,8elbststandige Hebung" bezeichnet, da derselbe von den nord- südlich streichenden Kämmen nicht nur durch die Erosions-, wohl auch Aufbruchsspalte (ähnlich den Querspalten im Kalk) der jetzigen val Genova, sondern auch durch eine mulden- förmige Depression getrennt wird, welche in der Form ver- hältnissmässig wenig geneigter Trümmerfelder im mittleren Theile des Südabhanges des Presanellakammes wahrnehmbar ist. Steigt man z. B. von Bedole in nördlicher Richtung an : so erklimmt man zunächst den steilen Abhang der Erosions- (Aufbruchs-)spalte, dann folgt ein sanfter geneigtes Trümmer- feld (marocche, nicht marocaro) und schliesslich der steile Hang des obersten, nordlich gegen das Thal des Noce buono abfallendenden Felsgrates. Verlängert man jedoch die von diesem Grat gegen Süden abzweigenden Seitenkämme : so trifft diese Linie genau die beiden nord-südlich streichenden Kämme des Dosson und Card : der vom croz del val Zigola abzweigende Kamm vom crozzon del Zigolon aus die Lobbia und den Dos- son und der von der Busazza abzweigende Grat den Menici- golo und das Gare alto. Ebenso träfen die zwischen den drei parallelen Tonalitkämmen befindlichen grossen Ferner nördlich verlängert die Trümmerfelder der marocche: der

*) So sagt z. B. Payer (Petermann's Mitth. Ergänzungsheft 17, pag 14) r «dieser Gebirgszug (der Presanella) weicht von der Gliederung und dem Aafbaa der nachbarlichen Adamellognippe auffallend ab\

406 Morstadt. Südalpen.

Mandronferner in der Gegend des lago scuro, der Lobbiaferner in der Gegend val Zigola. Man kann daher den westlicben Theil des Presanellakanimes sehr wohl anch als die nördliche Fortsetzung des eigentlichen Adamemassiv's betrachten, nnd die beiden nord-südlich streichenden Tonalitkämme Dossoih croz-val Zigola- nnd Care-Busazza wie die Ealkkämme Brenta- Tenera oder Mendel-Brione von einer Querspalte des. jetrigen Sarcathales durchbrechen lassen. Bei dieser AnfiiEMsaDg ist es nun freilich sehr erklärlich, dass die Physiognomie des ,,Presanellakamraes^^ eine ganz andere ist, als die des eigent- lichen Adame, denn bei jenem scheinen die nörlich der fd Genova befindlichen Theile der Hauptkämme des Dosson und Gare Seitenkämme und die diese beiden Haaptkämme verbindenden Seitenkämme wieder die Hauptkämme zn sein ganz analog dem oben erwähnten Falle, wo das eigentlich als Querthal angelegte Etschthal in Folge einer Drehung um 9 Grad in der Streichrichtung der Gebirge ab Längenthal erscheint.

Dr. Ed. Paii (in Prag.) Der Dürrenstein in den Doloniitalpen. Vielfach ist von Alpenfrennden darüber gestritten worden, ob sich das Alpenland Tirol, was Natur- Schönheiten betrifft, an die Seite der weit m.ehr bekannten und besuchten Schweiz zu stellen vermag. Mag man nun immerhin zugestehen, dass die Schweiz einerseits die grossen Seen voraushabe, andererseits aber auch, was Schönheit der Gebirgsformen und Grossartigkeit der Gletseherbedecknng betrifft, namentlich in einigen Gruppen der Hochalpen, von dem Nachbarlande Tirol nicht erreicht wird, eines steht doch fest, Tirol hat eine ganz eigenthümliche Gebirgsgrnppe, welche in der Schweiz nicht zu finden ist, und zwar die Dolomitalpen; die grandiosen und zugleich pittoresken Formen dieses Kalk* gebirges, seine Färbung sind so eigenthümlich, dass selbst Derjenige, welcher unmittelbar vorher einen der GlansponU»

Pan, Durrenstein. 407

iweiz, z. B. das Berner Oberland, besuchte, sich nicht erwältigenden Eindrucke der Dolomiten entziehen kann, berdiess ist in Folge der Nähe der Pusterthaler Bahn- en Toblach und Niederdorf, dann der ausgezeichneten

von Toblach nach Ampezzo (Cortina) der Besuch der linkte dieser Gruppen, der Umgegend von Landro, irbach und Ampezzo so leicht wie kaum anderswo im birge. Diese Umstände erklären auch die ausserordent- ets zunehmende Frequenz gewöhnlicher Gebirgstouristen,

den Thalfahrten huldigend, bis Toblach oder Niederdorf r Bahn fahren, und dann im bequemen Wagen auf icher Strasse ohne die geringste Beschwerde eine fast •brochene Reihe herrlicher ganz eigenartiger Alpenbilder an können. Ist schon eine solche Thalfahrt oder Thal- ung sehr genussvoll, so ist es noch mehr der Ueber- iber eines der vielen Jöcher oder der Besuch eines , von denen man die prächtige Gruppirung der Dolo- den Contrast zwischen dem intensiven Grün der Thäler pen zu den schroffen, so eigenthüralich gefärbten Fels- Q kennen lernen kann.

ider sind die meisten hervorragenden Gipfel dieser I durch ihre steile Erhebung nur wenigen ausgezeichneten (igern zugänglich, und wurde bis in die letzte Zeit nur fei, der Monte piano bei Schluderbach, den Alpenfreunden (in bekannt und von ihnen häufig besucht. T Zweck dieser Zeilen ist nun, auf eine andere, eine h schönere Aussicht bietende Warte der Dolomiten .irrenstein aufmerksam zu machen, ^r beste Weg auf diesen, namentlich bei Prags imposant ;retenden Gipfel, führt von Schluderbaeh aus, und zwar I unmittelbar hinter dem Nebenbau von Ploner's Gast- m Monte Cristallo Anfangs auf gut gebahntem Wege Wald aufwärts, hierauf etwas steiler über einen be- nen Querriegel zur Alpe „Seeland,'* von wo man bereits chönen Blick auf den Cristallo und dessen Gletscher t. Weiter geht es auf wenig ansteigendem Wege zu pen „Plätzwiesen.*' Hier beginnt eine Gegend, welche

408 Pan, Dürrenstein.

durch die massenhaft aaf dem Alpboden liegenden Leichen colossaler Baumstämme einen eigen thümlich düstern Eindruck hervorbringt. Darch den oberhalb der Alpe gelegenen Thal- kessel steigt man aufwärts zu einer Quelle (das letzte Wasser bis zur Spitze), und dann stets im Vorblicke auf den Dürren- stein über ziemlich steile Grashalden, dann Gerolle znmYo^ gipfel, endlich über den Grat zur höchsten mit einer Pyramide bezeichneten Spitze; von Schluderbach 4 bis 4V> Stunden. Der Ausblick ist höchst überraschend ; denn nicht nur über- sieht man einen Theil der Üolomiten in herrlicher Gmppir- ung, vor allem Cristallo, Anteiao, Sorapis, Marmolada, Cadin- spitze, Drei Zinnen, Schwalbenkofl etc., sondern die Aussieht erstreckt sich auch auf die Centralalpen ; die Venedigergmppe im Nordosten tritt majestätisch hervor, überragt vom blendend weisen Gross- Venediger, dann die Glocknergruppe mit dem Grossglockner, weiter gegen Westen die Zillerthaler in der ganzen Ausdehnung ihrer Ketten, mehr westlich fesseln dieSta- baier mit der Pfaffengruppe das Auge , endlich erscheint die Oetzthaler Gruppe, und zwar sind gleichfalls nicht allein die Spitzen, sondern auch die Gletscher sichtbar, die Gruppirong erkenntlich. Recht hübsch ist auch der Blick in das Pnster« thal, besonders auf Welsberg und Toblach. Den überwältigend- sten Eindruck des ganzen Panoramas macht jedoch die gegen- überstehende Croda rossa, deren Wände auf dieser Seite in schauerlicher Schroffheit abstürzen. Auf einem Vorspnuige hat sich ein kleiner Gletscher angesetzt, dessen blaue Farbe in eigenthümlichem Contraste zu den fast blutrothen Steil* wänden steht.

Mit Bestimmtheit kann angenommen werden, dass der Dürrenstein, welcher zufolge seiner Höhe, 2836 Meter (Monte Piano 2297 Meter) und seiner günstigen Lage eine weit umfassendere Aussicht als der Monte Piano bietet, ohne anch dem minder geübten Bergsteiger erhebliche Schwierigkeiten entgegenzusetzen, als Touristengipfel eine bedeutende Zukunft hat, und, obwohl bisher wenig bekannt, den allerdings bequemeren Monte Piano bald verdrängen wird.

Hetz, Kitzsteinhorn. 409

Allton Hetz (in Kaprnu), das Kitzsteinhorn (10107'). Schon längere Zeit hatte ich den Gedanken, auch in einem Wintermonate einmal das Kitzsteinhorn zu besteigen, wusste aber wohl, dass dazu ganz geeignete günstige Witterung gehöre.

In der Nacht vom 23. auf den 24. März 1873 gewahrte ich, dass heitere kalte Luft eintrete. Ich steckte also ein Stück Fleisch und ein Stück Brod nebst Mass Kirsch- branntwein zu mir, weil ich weiss, dass dieser Schnaps besonders wärmend wirkt, zog noch ein Paar gute Wollstrümpfe an, die über die Kniee reichten, versah mich mit gut gespitz- ten Fusseisen und Bergstock nebst Schneereifen und reiste so gerüstet Früh 1 Uhr ab.

Ich ging dem letzten Hause an der linken Seite des Baches zu, Hinterwald genannt, 1 Vi Stunden vom Dorfe Kaprun entfernt. Von da geht es steil bergauf; noch Stunde hatte ich schneefreien Boden. Von da bis zur ersten Alphütte war der Schnee jedoch so weich, dass ich mit den Schneereifen noch etwas einbrach und vom ersten Alphüttendache fielen noch thauende Tropfen.

Von da hinauf bis zur obersten Alphütte (Häuselbauers Hochalphütte) wurde der Schnee jedoch schon so kalt, dass ich dort (etwa 4600 Fuss) schon mit ganz gefrorenen Schuhen ankam. Auf dem weiteren Gange über die Hochalpe und dann über die grosse Fläche des Grubalpen-Gletschers war der Schnee so salzartig locker, dass das Steigen sehr ermüdend war. In der Nähe der Hinterrettenwand schreckte ich drei Gemsen auf, die eilends die Flucht ergriffen. Ein kalter Wind wehte die mehrstündige Strecke herauf.

So kam ich glücklich bis hinter das Magnetkögerl , am Fnsse des Kitzsteinhornes. Nun hiess es Augen und Füsse himmelwärts richten und bewegen. Der Aufstieg über das Hom war schwer und nicht ohne Gefahr. Auf der Bratsche lag eben auch der salzig lockere Schnee und unter diesem war es gefroren.

Der Schnee gab keinen Halt, musste, um sicheren Auf- tritt zu fassen, erst mit dem vorsetzenden Fusse abgekratzt

410 Hetz, Kitzsteinhorn.

werden, um so mittelst der scharf gespitzten Pnsseisen und Bergstock sichern Tritt zu gewinnen. Auf solche Art vor- gehend, erreichte ich glücklich die Spitze des Hornes.

Hier stand ich nun, mich mit Interesse nach allen Seiten wendend. Kein Wind wehte oben, aber es war doch kalt

Gegen Süden lag Nebel, zum Theil auch gegen Osten und Westen, doch ragten die höchsten Gebirgsgipfel , namentlich der Grossglockner, Wiesbachhorn, Hochtenn, dann im Westen der Grosse und Kleine Venediger darüber hervor. Der Dach- stein war nicht zu sehen, die XJebergossene Alpe mit dem Hochkönig nur schwach. Einen interessanten Anblick ge- währte der dem Kitzsteinhorn gegenüberstehende Gebirgswall zwischen Kaprun und Fusch.

Die von der kk. Regierung aufgestellte Pyramide steht noch oben ; das auf die Pyramide gestellte Dreieck ist jedoch weg. Ich kam etwas nach 1 1 Uhr auf dem Hörn an, hatte also 10 Stunden gebraucht; über eine Viertelstunde hielt ich mich oben auf, schnitt noch meinen Namen in die Pyramide, da ich die vergrabene Flasche nicht fand und trat den be- schwerlichen und gefahrlichen Abstieg über das Hörn an, schritt dann rascheren Fusses die Gletscherfläche und die Grubalpe herab, und kam glücklich und wohlbehalten um 5 Uhr wieder zu Hause an.

Zweite Abtheilung.

Bibliographie. Vereinsangelegenheiten.

BI.T.

Bibliographie der alpinen Literatur.

Fanfter Jahrgang 1873.

Von Th. Trautwein in München.

(Die Proise Tersteben sich iu Thalern nnd Groschen.)

►en, die Salzburger. Aquarelle von C. P. C. Köhler,

iit Schilderungen und Sagen, herausg. von Max Haus-

lO fer. Darmstadt, Köhler's Verlag. 20 Lieferungen ä 20.

Dasselbe in Prachtband 15. 10.

Farbendrucke von seltener Vollendang, wie sie kaum ein anderes Werk Ober die Alpen aufzuweisen hat; der Text mit seinem liebens- würdigen Humor schliesst sich würdig an.

lenpost. Populär-wissenschaftliche Blätter für die gebildete Veit. Organ sämmtlicher Alpen- und Naturfreunde, sowie es Hotel-, Cur- und Touristen wesens, herausg. von Wal- er Senn. Zürich, Senn und Li ermann. Jährlich

; Bände ä L 10.

Inhalt von Bd. VI. (1873 1. Sem.): I. Alpendichter- Al- bum. iL Abhandltingen: Qaerber-Barwart, Beiso in das Cognethal und Val Tornanche. Er. Meli, Weg nach den Grauen Hörnern. W. S., Auf den Vorab. Lampart, Ausflug in's südliche Voralberg. J. U. T o b 1 e r , Kerenzerberg. Beetschen, Der grösste Dom. Ed. Whymper, üeber Alpenkarten. Leicht, Die Sagen des Qlarnerlandep. Heim, Die Vulkane. Geologische Vorkommnisse im Gotthaidtnnnel. Zollinger, Scesaplana und Piz Buin. Lehmann, Ausflug in die Hochge- birge Rhätiens. Eine Bergtaufe in Amerika. Hagmann, Die Arve. Hau 8 er, Der Panixerpass und der Fremdenverkehr.

1

Traatweio.

Kin Aosflug des Oyronasiams von Schaffhansen. Der Ql«Udle^ ^[aHen beim Löwendenkinal ia Luzern. Eine Fastnacht in BueL

Frei, Die Welinthaler. Tscheinen, Das Tartminnerthsl im Wallis. Winterleben der Gemsen. Frei, Ueber 6enleiBd^ Wappen im Wehnthal und Baderbiet. Ragaz-PfÜfers und das St Galler Oberland. Moog, Am Charfreitag anf den 3 SchweBtero.

Die Höhlen der frankischen Schweif. Nene Eintheilaog der Wolken. Frei, Ueber die EinfQhrnng der Kartoffel imWehnthiL

Schweizer, Die Hirsmontagsfeier im Entlebnch. Aoirfist- imgsgegenstande fQr Touristen. Ed. Whymper, Grönland.— E. Eeclns, Die Alpenseen. -^ Ueber Marschiren und Bergsteigen.

Jochheim, Sauerstoff, Ozon und Stickstoff ala wicfatigi; Heil- mittel. — Marc et, Bivouak auf den Felsen des Otemmagktichen.

Säntisbesteigung im Schnee. Baltzer, Zur Schiefergewinn' nng im Glanierland. Hagmann, Die Alpenrose. Zollinger, Der Eohlfirst. Dr. B. J. Barth, Die Alpen in yoreliristlicher Zeit. -— Frei, Der Weinbau im Wehnthal und Baderbiet. Be clus, Die Regenmenge der Schweiz. Sommerfrische im Tirol - Ortsnamen im Wehnthal.

Inhalt von Band V: I. Alpcndichter- Album. IL Ab* liandlungen, Reisekizzen etc.: Stitzcnberger, Botaniiche Plaudereien über die Flechten. In das Thal der Reuss. - Deutsche Luxusbäder in der Vorzeit. L Rütimeyer, Die Tei- sineralpcn. Auf die Mythen anstatt ins Kolleg. Ein Frfih- Hngsmorgen auf dem Bürgenstock. Geologische Vorkommniise ia Ootthardtunnel. J. L. Frei, Ein Morgen auf der Schranne der Ijägem. Leonhardi, Das Thal von Brusio. Flora der Alpen- weit Zyro, Bilder aus dem Glarnerland. Gang eines Alpet- clubisten durch die Schweiz. Kunstausstellung II aus er, Besteig- ung des Gemsfayrenstockes. J. K Bräm, Von Isenthal über den Urirothstock nach Engelberg. Die Einweihung der Knorrfafitte. Kläsi, Botanische Excursion auf die obere Sandalp. —^ J. L. Frei, Hagelwetter und Wolkenbrüche im Juni und Juli 1878 Nationalpark in den Verein. Staaten von Nordamerika. F. Leh- mann, Das Jahresfest des S. A. C. in Herisaa. J. Mähly, l>er Quartiermeister. Clubistenreisc durch Wallis, Chamounix und Tei- sin. J. Sh. Douglass, Besteigung des PizLinard und Pii Boin.

Im Einfischthal. Sanitarisches. Das Kalfeuserthal. ^ G. Hagmann, Die Schweiz, landwirthschaftliche Ausstellung in Wein- folden. Zollinger, Der Speer. Zwei gute Kameraden. -* Brandstetter^ Zur Kcnntniss der Ortsnamen. Alpenlahrt tos Lauterbrunnen nach Eggischhom. —Besteigung des VesQT.— Ueber <lie Ursachen des Abganges von Ortschaften in der Schweiz J. Bock, Die »wildi Frau«. Frei, Baden im Aargaa in

Bibliographie 1873. 5

Zeit. Sc ho eil, Im Gebiet des Pelyooz. Frey, Ansflng nach KQssenberg. Ersteigung des Pizzo Centrale. Koch v. Berneck, Eine Pilatosfahrt. Deutschlands Thierwelt. Ein Stück Polens. A. Hirzel, Aus dem westschweizerischen Alpengebiet ' J. L. Frey, Eine Moräncnlandschaft im Baderbiet. E. Ritz, Ein Gang auf die Evolena und auf die Pic d'ArzinoL Clironik der AlpenTeroine, Miscellen etc.

Alpine Joamal^ ed. by Donglass W. Freshfield. Vol. VI. Nr. 39, 40, 41, 42. (Februar, Mai, Angast, November 1873.) Mit Holzschnitten. London, Longman a 18.

Inhalt: No. 89. C. C. Tucker, a week in the Grajans (Con- tin.) Coolidge, a day and night on the Bitschthorn. F. F. Tukett, the Col Vicentino, Bosco del Consiglio and Mte Cavallo.

No. 40. E. W h y m p e r , Notes on Greenland. T. 8. Kennedey, excursions from Courmayeur, in the ränge of Mont Blanc N. Hawker, a wolf hunt in the Maritime Alps.

No. 41. E. Whymper, notes on Greenland (Contin.) John Ball, Mountaineering in the Great Atlas. C. Taylor, Monte Rosa fiom Macugnaga.

No. 42. Douglass W. Freshfield. the Pelmo. C. T. Dent, the Rothhorn from Zermatt. R. C. Nickels, mount- ains, rain and snow. R. Campbell, a process of determining Depth. Alpine Notes. Literature etc.

Atlas^ topographischer 5 der Schweiz. Im Massstab der Originalanfnahmen nach dem Bimdesgesetz vom 18. Decem- ber 1868 vom eidg. Stabsbureaa veröffentlicht, mit Erlän- terangen nnd Uebersichtsblatt. Bern, Dalp. 4. Liefernng.

a Blatt . 10.

Aner £., die Alpen im Lichte deutscher Dichtung. Eine System. Anthologie alpiner Poesien. Gera, Amthor geb. 2. .

Ansflug, ein, nach Kärnten und Erain. Von einem Natur- freunde. Wien, Beck*s ünivers-ßuchh. . 6.

Bädeker, K., die Schweiz, nebst den angrenzenden Theilen von Oberitalien, Savoyen und Tirol. Mit 22 Karten, 10 Plänen, 7 Panoramen. 15. Aull. Cobl., Bädeker 2. .

dasselbe in engl. Uebersetzung, 6. Aufl. Ebend. 2. .

Baltzer^ Dr. A., der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgs- baues. Geologische Monographie über einen Gebirgsstock der ostschweizerischen Kalkalpen. Mit 1 Karte, 1 Profil- tafel, G Lithogr. u. 15 Holzschn. Zürich, Schabelitz. 4.

l*

6 Trautwein.

Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. XV. Liefer- ung. Das Gotthardgebiet, von Karl v. Fritsch. Mit

1 Karte und 3 Profiltafeln. Bern (Dalp) 8. 20.

Die Karte apart 4. 10.

Berlep8ch, H. A., die Schweiz. 7. Aufl. mit 18 Karten, 6 Stadtplänen, 29 Panoramen und 22 Ansichten. Hildbwg- hausen, Bibliograph. Institut 2. 25.

Wegweiser durch die Schweiz. Neue Ausgabe. Mit

2 Karten. Ebend. . 15.

und Kohl^ J. G., die Schweiz. Neuestes Reisehand- buch. Mit 10 Karten, 6 Plänen, 6 Panoramen, 22 An- sichten. Leipzig, Arnold 2.

Dasselbe in englischer Uebersetzung. Ebend. 2. Bernese Oberland, the. Scenes amoug its peaks and lakes.

12 views reprod. in Chroraolithography, from pictures of El. Walter, with descript. text by T. G. Bonney. London, Longman 8. .

Bersch, Prof. Dr Jos., der Curot Baden in Nieder-Oester- reich. Seine Heilquellen und Umgebungen. Mit Karte. 3. Aufl. Baden, Otto . 14.

Black^ C. B , guide to Switzerland and the italian lakes. London, Low 1.

Bolletino del Club alpino italiano No. 22. Torino.

Inhalt u. A.: Bonoli, panorama preso dclla cima del Mte Mot- terone (Mit Panorama in Farbendruck.) Genin, del diritta di proprieta sui ghiacciai. Curo, escursioni nelle alpi del Bemina. Qamba, ascensione dl. Mte Bianco. Calpini, flora del SempioDe.

BBkler, Adolph, Salzburg, seine Momente und seine Fürsten. Histor.-topograph. Führer. 2. Abth. Mit Plan. Salzburg, Mayr . 10.

Banzel, Dr. £., Bad Gastein. (Eaux thermales.) Avecune carte des environs. Salzburg, Mayr . 8.

Czoernig, Carl, Frlir. v, das LandGörz undGradisca. (Mit Einschluss von Aquileja.) Geopraphisch -statistisch-hi- storisch dargestellt (Oesterreich's Nizza, Band L) Mit Karte. Wien, Braumüller 8. .

Bibliographie 1873. 7

Dafteehuiid, Dr. S., die Flora von Oberöäterreich. I. Bd. 2. Heft. Liuz, Ebenhöch —.14.

Dflnckelberg^ D.^ Culturtecbuische Skizzön über eiue zweite Reise durcb Tirol im Sept. 1872. Innsbruck, Wagner . 6.

Anknüpfend an den ersten Bericht (vgl. Bibliogr. 1872) theilt der Verfasser seine Wahrnehmungen über verschiedene theils begonnene, theils als äussert wünschenswerth und vortheilhaft bezeichnete Meli- orationen in Tirol mit; in seiner populären Darstellung allgemein interessant und verständlich, scheint uns das Schriftchen die weiteste Verbreitung zu verdienen.

Edlbacher, Prof. Ludw., Landeskunde von Oberösterreich. Linz, Ebenboch 1. 5.

Edwards^ Amelia H.^ Untrodden peaks and unfrequeted Val- leys, a midsummer ramble among the Dolomites. Leipzig, B. Tauchnitz . 15.

Egger, Dr. Jos., Geschichte Tirols. Bd. 2. Lief. 1.2. ä . 12.

Emnirich, Dr. H., geologische Geschichte der Alpen. Glet- scher — Urzeit Trias. (Separat- Abdruck aus der 2. Aufl. von Schaubachs Deutschen Alpen. Bd. 1.) Jena, Frommann

l. 10.

Fauconnet, Dr. Ch., Excursions botaniques dans le Bas-Valais. Basel, Georg 1. .

Frischauf, J., Gebirgsführer durch Steiermark, Kärnten, Erain und die angrenzenden Theile von Oesterreich, Salz- burg und Tirol. Graz, Leuschner und Lubensky . 24.

Generalkarte der Schweiz, nach Dufour redncirt in 4 Blatt. Blatt 4. Bern, Dalp . 25.

Dieselbe complet, aufgez. in Mappe 2. 25.

Ebenso auf Rollen 6. 20.

Gerläch, U., die Bergwerke des Kanton Wallis, nebst Be* Schreibung der geologischen Verhältnisse in Rücksicht auf Erz- und Kohlenlagerstätten. Mit geolog. Darchschnitts- karte. Sitten, Galerini . 25.

Glas, Gnst., Karte vom Unter-Pinzgau, Gastein, Möllthal.

1 : 2ö0,000. München, Mey u. Widmayer. Aufgez. . 22.

Umfasst das Gebiet zwischen Zeller See und Radstadt im N., Lienz and Millstädter-See in S. Die Karte zeichnet sieb durcb saubere Ausführung aus; wenn wir auch hier auf Details nicht ein-

8 Traatwein.

gehen wollen, so kann doch der in diesen Blattern (I. 422 ff) ntt- sam motivirte Wonsch nicht unterdrückt werden, dass endlich ein- mal die Bezeichnung >Fn8cher etc. Tanern« nicht fQr einen Gebirgi- theil, sondern lediglich für den Pass seihst gehrancht werden möge.

drube, A. W., Alpenwanderungen. Fahrten anf bohe nnd höchste Alpenspitzen. Nach den Originalberiehten ausge- wählt, bearbeitet und gruppirt, für junge und alte Frennde der Alpenwelt. Mit Illnstrationen in Farbendrnek. Ober- hausen, Spaarmann (Leipzig, E. Kummer) 3. .

Wie der Titel hesagt, Originalberichte Qher frühere, meist ente Ersteigungen von Hochgipfeln der Schweizer nnd Dentschen Alpen, durch passende Einleitungen verhnnden. Bei dem Umstände, dui jene Berichte vielfach zerstreut und meist nur schwer zu erlugeo sind, muss ein solches Unternehmen freudigst hegrQsst werden und hat für unsere Kreise ganz hesonderes Interesse. Bei einer ferneren Auflage wünschten wir die Irisfarhendrücke durch schwarze Hob- schnitte ersetzt. Heer^ Osw., Arnold Escher von der Linth, Lebensbild eines Naturforschers. Mit Portrait Escher^s und HolzschnitteD. Zürich, Schulthess 1. 27.

Hellbach^ Dr. Baf, der kundige Begleiter auf den Semme^ ingfahrten. 2. Aufl. Wien, Dirnbock . 8.

der Fährer auf der West-, Süd- und Kronprini-Rn-

dolphbahn. Ebd. . 16.

der Führer durch die österreich-steirische Alpenwelt mit besonderer Berücksichtigung von Ma^ia-Zell. Wien, Wenedikt —.21.

Honigsberg, Dr. B. y.^ Gastein. Führer für Curgäste nnd Reisende. Mit Karte von Gastein von Fr. Keil. Salsborg, Mayr . 8.

Jäger, Alb.^ Beiträge zur Geschichte der Verhandlungen aber die erbiUUig gewordene gefür stete Grafschaft Tirol 1595 bis 1597. Wien, Gerold . 18.

Jäger, Gnst., Touristenführer in Kanalthal (Kärnten). Tar- vis und Baibl als Standquartiere. Mit Karte. Wien, (Thiel) . 25.

Jahrbuch des osterreichisclieu AlpenTereines. Band 9. (Elfter Jahrgang der Jahrespublicationen des Vereinet.) Mit 5 Kunstbeilagen. Wien, Gerold 3.

Bibliographie 1873. 9

I D ha 1 1 : Des Kronprinzen Rudolf erste Bergfahrt. M o j s i- BoyicB, über die Grenze zwischen Ost- nnd Westalpen. Hinter- haber, Vegetation der Hochgebirge. Trinker, barometr. Höhenmessnngen aus Eraio. A. und 0. Simony, Besteigung der Spitzmaner. Sternbach, die Alpen Vorarlbergs. Eaindl, erste Besteigung des Hochtenn vom Wiesbachthörl ans und Ezcor- sionen auf dem Fnsch-Kaproner Kamm. Bargartz, durch das Walserthal über Schadona nach Schrecken. A. F. Schmid, über Alt-Aasse. Rothschild, Ersteignng des Finsteraarhom und der Jungfrau. Eaindl, Ersteignng des Thorstein. Matz, die Schwabengrqppe. Steindl, der hohe Bachberg in OberOster- reich. Waizer, der Lieserthaler und seine Hocbzeitsbräuche. Trentinaglia, erste Besteigung der Bartbspitze. Ga Stei- ger, von den Alpen zur Donau. Wallmann, Rundschau in und um Salzburg. Hof rieht er, aus Kärnten. Stroh 1, Partie auf den Hochgolling. Sauer, Skizzen aus Voralberg. E g g e r , Natnranschauung im Zeitalter der Renussance. Schiestl, das Wirken der Alpenvereine. Notizen. Vereinsangelegenheiten.

Iirbnch des Schweizer Alpenclub. 8. Jahrgang 1872— 1873. Red. von Ad. Wäber. Mit Karte des Kbeinwaldge- netes, 2 Profilen, 17 Panoramen und Ansichten. Bern, Dalp 3. 20.

Inhalt: I. Clubgebiet. (R heinwaldgebiet) : Hoffmann-Burck- hardt, in den Ezcursionsgebieten 1871 bis 1873. ^ Zeller- Hörn er, Ezcursionen im Valserthal und Rheinwald. E. C al- ber la, 3 Wochen im Ezcursionsgebiet für 1872. —II. Freie Fahr- ten: Güssfeldt, aus der Beminagruppe (Mte della Disgrazia, Fuorcla da Roseg). Häberlin, Gletscherfahrten (Hinter-Viescher- hom. Ortler). Fellenberg, geologische Wanderungen im Gas- tern und den Lötschthalgebirgen. Bach, photographischer Ausflug auf den Mönch. Dübi, Basodine and Hochsandpass. Isler, Grand Combin. Hauser, Segnesspitze und Vorab. —Gerster, eine Nacht unter Schmugglern. - III. Abhandlungen: Imhof, die topographischen Karten der Schweiz. Heim, Theorie der Glet- scherbewegung. — Heim, über Panoramen. Meyer y. Enonau, Hasle und Unterwaiden. Z&hringer, der Gebirgsl.rieg in der Schweiz 1798 und 99. ~ Kleinere Mittheilungen. Chronik des S. A. C ~~

lannes^ Bernhard^ Natarstndien aus dem Bairischen Hoch- gebirge. 112 Nummern Photographien (36{25 Cm.) Par- ienkirchen, Selbstverlag ä Blatt 1. 14.

Gleich ausgezeichnet in Wahl des Standpunktes sowohl als in

10 Traut wein.

technischer AusführnDg, führen ans diese Photo^^phien in das ianente Hochgebirge, wo noch selten oder nie ein phoiographisdier Apptnt in Thätigkeit war; ans der Tiefe der Partnachklamm anf die idwii- delnde Höhe des Zagspitzgrates. Wenn Lotse in seinen Aif- nahmen Stimm angsbilder zo schaffen bemüht ist , so lassen am die Dctailstadien Johannes' dagegen Blicke in den Anfbaa der Gebirge than, seine landschaftlichen Aufnahmen aber zeigen beaondeis io dei Mittelgr&nden eine Feinheit, wie wir sie noch selten bei photognphi* sehen Pablicationen gesehen haben. Eine Reihe Ton AafiMhnei aas den Gletschergebieten der'Centralalpen and aas den Felfenvild- nissen der Dolomitalpen wird sich anschliessen.

Karte von Aussee und Umgebung nebst Wegweiser for die Besucher des Curortes. Wien, Braumüller . 10.

Karte desHoutPelvoDX, Massstab 1: 60000, nach den Auf- nahmen des französischen Generalstabs bearbeitet von F. F. Tuckett. (Separat aus den gesammelten Schriften Bd«I.) Farbendruck. Leipzig, Liebeskind . 15.

Keller^ Dr. F., Archäologische Karte der Ostschweiz. Mit Text. 2. Auf! Zürich, Wurster 2. 4.

Keller, H.^ Alpenansicht auf der hohen Promenade in Zürich. Zürich, Keller. In Carton . 25.

Alpes Bernoises, vue du Uighi. Ebd. In Carton 1. -.

II. Reisekarte der Schweiz. Ebd. Aufgez. 1. 18.

KillinSy Dr. £., der Kurgast in Tarasp-Schuls. Führer zn den Heilquellen. Mit Karte. Chur, (Gsell) . 18.

Klödeii Y.« 6. A., das Areal der Hoch- und Tieflandscliafteii Europas. Mit 2 Karten. Berlin, Weidmann 1. 10.

Krones^ F.^ eine Wanderung durch die alte Steiermark. Grai, Hesse . 3.

Leuzinger, B., Karte des Hochgebirges von Grindelwalo. Nach den eidgen. Aufnahmen bearb. Bern, Dalp . 20.

Macher, Dr. Hattli., Führer auf das Schöckelgebirge, nebst Darstellung der Kaltwasser-Heilaustalt Kadeguud. Gm, Leykam. . 6.

Mascliek, Touristenkarte für das südliche Niederosterreicb und nördliche Steiermark. 2 Blatt. 1: 121),G00. Wien, Ar- taria 1. 10.

Mayer^ Dr. Karl^ systematisches Verzeichuiss d r

Bibliographie 1873. 11

UDgen des Helvetiau der Schweiz und Schwabens. Zürich,

Schabelitz . 24.

Mittheilangen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.

XIII. Vereinsjahr 1873. Salzburg. 3. 10.

Inhalt: Fritsch, Uebersicht der Witterung 1872. -— Sauter, Flora des Herzogth. Salzburg, 4. Theil, die Alpen. Archiv. Gesell- schaftsan gelegenheiten .

lojsisoTics y. Mojsyar, Edm. Dr., das Gebirge von Hall- statt. Eine geologisch-paläontologische Studie aus den Alpen. 1. Theil. 1. Heft. Wien (Braumüller) 13. 10.

lohner, P. Reginbald, ein Tourist in Oesterreich während der Schwedenzeit. Aus dessen Papieren herausgeg. von Chorh. Alb. Czerny. Linz, Ebenhöch 1. .

Murray, Johu^ Southern Germanj. Handbook for travellers. 12**** edition. London, Murray 4.

Notizbach uud Kalender für Alpenreisende 1873. 2 Thle.

Leipzig, Liebeskind 1. .

Dieser zweite, practisch in 2 Thcile getrennte Jahrgang 'enthält im ersten Theil das tägliche Notizbuch, dann ein Yerzeichniss der Führer und Taxen, diesesmal nach Gebirgsgrappen geordnet, dann der Unterkunftshäuser und Sennhütten ; im zweiten Theil Rathschläge für Alpenreisen, Notizen üher Alpenvereine, Führerordnnngen, Tarife für Wagen- und Reitthiere, Notizen üher meteorologische Beobacht- ungen üherhaupt und die meteorologischen Stationen Italiens ins- besondere. Orts-Repertorinni des Herzogthums Krain. AufGruod der Volkszählung vom 31. Dec. 1869. Laibach, Kleinmayr und Bamberg . 20.

des Herzogthums Steiermark. Graz, Leykam 1. .

der gefürsteten Grafschaft Tirol und Vorarlberg. Ins- bruck, Wagner . 14.

Fächer, J,, das Bad Levico in Tridentinischen. Wien, Brau- müller — .10.

Pilar, Dr. 0., die Excentricität der Erdbahn als Ursache der Eiszeit. Agram, (Suppan.) . 8.

Potsch, J. S. und Dr. K. B. Schiedermayer, systematische Aufzählung der im Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns bisher beobachteten samenlosen Pflanzen (Kryptogamen) Leipzig, Brockhaus Sort. 2. 20.

12 Tnotwein.

Pozzo, S.^ Orographia e gnida Alpina nella ValBena e nd 6ielle«e. Biella . la

Prettner^ Joh.^ das Klima von Kärnten nach an 42 Stationa angestellten Beobachtungen dargestellt. Klagenfnrti Ele»* mayr 1. 10.

Project der Bergbahn Rigi-Kaltbad-Scheidegg. Lnzem, VrA

-. la

Beglstrande der geographisch-statistischen Abtheüaiig da grossen Generalstabes. IV. Jahrgang Oetober 1872--7S. A. n. d. T. : Nenes ans der Geographie etc. Mit Karte. Berlin, Mittler nnd Sohn 3. 10.

Beuss, Dr. A. E , palaeontologische Studien über die ilterai Tertiärschichten der Alpen. 3. Abth. mit Nachträgen n den zwei ersten. Wien (Gerold) 3. 20. (Vollständig 10. 10.)

Beymann^ 0. D., Umgegend von Manchen and die bayerisdiei Hochlande. 1 : 200,000. Glogaa, Flemraing. Anfgez. 1. 25.

Specialkarte von Tyrol. 1 : 200,000. Ebd. Aofija.

1.25. Zasammenstellang der betreffenden Sectionen aus der bekamt« Bejmann*8chen Karte.

Biedl^ E., die Goldbergbane Kärntens nnd ihre Bedeutosg far die Jetztzeit. Wien (Klagenfart, Liegel) . 10.

Both, Abrah.^ Than and seine Umgebangen. Mit 35 Illu- strationen and 2 Karten. Bern, Dalp . 16. Schaubach, Ad., die deatschen Alpen. 2. Anfl. Naohtng zam 1. Theil, enthaltend geologische Geschichte der Alpau Fortsetzung: Trias von Dr. H. Emmrich. Jena, From- mann 1. . Mit diesen Schlussbogen ist ancb der erste, bekanntlich nM erschienene Band vollständig, damit die i. J. 1865 begonnene ivHto Auflage des Werkes vollendet. Wie die 4 übrigen Binde eine 8fi- cialschildemng, so gibt dieser erste Band (vgl. Bibliogimpbk ii Band III) einen allgemeinen üeberblick über unsere Kenntnifls den Alpen, von ihrer Natorbeschaffenbeit nnd ihren Bewohnen.

Schellbert, J.^ das Landvolk des Allgän's in seinem Tbai

nnd Treiben dargestellt. Kempten, Fenerlein Ifl.

Seibert^ A. £., Görz. Stadt nnd Land. Görz, Sochar . S7.

Special karte yom Yierwaldstfttter-See nnd seinen üb-

Biblio^aphie 1873. 18

gebnngen. Nach Dnfour bearb. in der geogr. KunstanBtalt von Wurster, Randegger und Comp, in Winterthur. 1 : 100,000. Luzern, Prell . 12.

Steinhäuser^ A., hypsometrische Uebersichtskarte der Alpen mit Horizontalen von 1000 P. F. Abstand. 1: 1,700,000. Wien, Artaria. Schwarz mit Text . 12 gr. in Far- bendruck — .20.

Btlddentselilandy Tirol und Vorarlberg, Salzburg und Salz- kammergnt. (Meyer^s Reisebücher.) 2. Aufl. mit 28 Kar- ten, 13 Plänen, 5 Panoramen und 53 Ansichten. Hildburg- hausen. Bibliograph. Jnstitut 2. 15.

Tourist, der, Organ fiir Natur- und Alpenfreunde. Red. von G. Jäger. Fünfter Jahrgang 1873. Wien (Thiel) 3. 10.

Inltalt n. A: J&ger, der Wechsel und sein Gebiet. (Mit Karte und Panorama.) H e i n d 1 , die Falkenmauer. Entschera, archäolo£^. Entdeckungen aaf den Warscheneck-Platcan. Cycla- men earopäum. Mailänder, aus dem Pitzthal. Steindl, das Mollner thal in Oberdsterrcich. Aus Mallnitz in Kärnten. Wall mann, der Tannberg bei Salzburg. Eutschera, Wilden ' und Umgebung. Krauss, Besteigung der Ortlerspitze. Jä- ger, Oschöder im Salzathal. Hinterbuber, Torrener Joch. Pavich, durch die Savica auf den Triglav. Zetsche, Eröff- nung des Schutzbanses auf dem Schneeberge. A. Schmid» Reiseskizzen aus Oberösterreicb. Hinterbuber, Ausflug nach Bleiberg. Grabeck, Wildspitze. Burgartz, Maria Ebene. Vereinsnachrichten. Miscellen.

rsehndi, Iwan, Schweizerfuhrer. 11. Aufl. a. n. d. T. Tou- rist in der Schweiz ond dem angrenzenden Süd*Deotsch- land, Ober-Italien und Savoyen. Mit l Karte der Schweiz, 54 Eisenbahnkärtchen, Gebirgsprofilen und Plänen. St. Gallen, Scheitlin und Zollikofer. 2. 12.

Touristen-Atlas der Schweizer Eisenbahnen. Topo- graphischer Reisebegleiter. (52 Karten.) Ebd. . 16.

Touristenkarte der Central-Schweiz. 1: 250,000. Ebd.

. 28.

Tnekett, F. F., Hochalpenstudien. Gesammelte Schriften, flbersetzt von Aug. Cordes. Bd. I. Mit Illustr., 14 Um- ris^zejchnungen und Karte der Pelvoux-Gruppe. Leipzig, Liebeskind 2. .

14 Traatweio.

Inhalt: Die Jagdgründe Victor Emanaels. Ein vk Bivouac auf der Grivola. Ausflüge in den Grajischen A Juni und Juli 186'^. Eine Nacht auf dem Gipfel des Hoi

Notizen über den Uebergang des Alten Weissthor nebst nng der Signalkuppo. Erforschungen in den Alpen der I im Juli 1862. Col de la Beuse de TAroUa, von Chernumt Preraj'en, nebst Nachrichten über Valpelline. lieber Seh der auf dem Unteren Grindclwald Gletscher. Ueber d; Zurückweichung des Unteren Grindelwald Gleschers nebst Bemerkungen über ähnliche Oäcillationen wahrend der Ne Ein Rennen um*s Leben (Lawinengefahr am Eiger). II tionen im Text: Die Grivola von Col d' Arbole. DieGri Col de Nivolet. Der Gipfel der Grivo?a. Schmntxbi Umrisszeichnungen: Grand Paradis gesehen von Croi letta bei Pont (Valsavaranclie). Monte Viso gesehen vo Seylieres. Monte Viso gesehen von Col de TAgnello. M Pelvoux, gesehen vom Gol de TAgnello. Ailefroide. Pel gesehen von Guilestre. Pelvoni und Ailefroide, gesehen nfer des Glacier Blanc. Cr^te de la BerarJe, les Ecrini sehen vom Fusse des Glacier Noir. Pointe des ^crins etc., vom Pass des Glacier Blanc. Ailefroide etc., gesehen vor hängen der TEncula. Col und Pointe des Ecrins, ge» oberen Theile des Glacier de la Bonne Pierre. Col oi des l^crins, gesehen von den Abhängen im Nordwesten der ges. Pelvoux gesehen von den Abhängen der Crdte de

Die Kette der Ailefroide und des Pelvoux, gesehen toi du Sele. Die Lawine am Eiger. Karte des Pelvoux Umgebung, reducirt nach den Aufnahmen des französischen Stabs, mit Berichtigungen und Zusätzen, von F. F. Tuckett, Stab 1: 60,000.

dieselben Band IL (1874). Mit Portrait Ai

fassers, einer Ansieht nnd 18 Blatt Umrisszeichnni besonderem Heft. Ebd.

Inhalt: Beiträge zur Topographie der Ortler und I sehen Alpen. Erste Ersteigungen der Ortlcrspitze. Verona, Disgrazia Joch, Forcella di Bonde. Passe di C Passo delle Comelle. Marmolata. Passo di Cengia o* bacher-Jüch. Johannesberg- Joch. Ober Sulzbach ode Sulzbach-Thörl. Hoch Mosel Spitze oder Möselnock. Schaufelspitze oder Wilde Pfaffen. Wildspitze. L Spitze und Weisskugel. Ortlerjoch. Pizzo della Mare San Matteo). Passo del Forno. Adamello. Hohe G Joch. Schwarzerberger-Joch. Passo di Vios. Pi

Bibliographie 1873. 15

Fomaccia. Pizzo Scalino. Cresta Aginza-Sattel. Monte Ci- vita. Zweite Besteigung der Brenta Alta oder Cinia di Brenta.

Von Maria Schmelz nach St. Catarina (Yai Furva). ~ Trafoier- Joch. Zweite Besteigung des Monte della Disgrazia. Ein nächt- liches Abenteaer im Suldentbal. Eine Besteigung des Aletsclibom.

Col Vicentino, Bosco del Consiglio und Monte Cavallo. Ozon- gehalt verschiedener Höhen. Höhenbesimninngen mittelst des Thermo-Barometers. Umrisszeichnungen: Panorama der Ort- Icrgruppe von Mte Confinale. Ortlerspitze etc. von Mte Video. Ortlerspitze, Zebra und Königsspitze vom Madatschjoch. Aussicht vom Mte Cristallo ndl. Ortlerspitze vom Gipfel der Königsspitze.

Königsspitze etc. vom Saldengletscher. Ortle) von Sulden. Aussicht vom Ortler gegen S. Ortler bei Trafoi, vom Stilfser Joch. Aussicht von der Südspitze des Cevedalc. Beminagruppe vom Pizzo Scalino. Adamello- und Presanellagruppe vom Pizzo della Marcllc. Südl. Ortleralpen von Tresero, Tresero von Sta Ca- tharina. Aussicht vom Adamello gegen N.-O. - Cevedale, Königs- spitze und Ortler vom Eisseepass aus. Sädl. Ortleralpen vom Passo di Cercena. Mte della Disgrazia vom Sissone Pass-Passo di Bondo vom Val Bondasca. Piz Bemina vom Piz Znpo. Bocca di Brenta von der N.-W. Seite des Passes. Brenta alta von S.-O. Prcsanclla vom Passo di Cercena. Mte della Disgrazia von Cresta- Agiuza-Sattel.

Während der erste Band der Hochalpenstudien " den Westalpen gewidmet ist, sind im zweiten die Touren Tuckett's in den deutschen Alpen zusammengestellt. Die Berichte über jene kOhnen Züge in den Central- und Südalpen, welche bis jetzt in den Heften des Alpine Journal u. A. zerstreut waren, finden sich mit einigen Abänder- ungen in diesem Bande vereinigt. Leider entspricht die Uebcr- setzuug keineswegs dem Original. Neu und von ausserordentlichem Werth sind dagegen die beigegebenen Umrisszeichnungen; meister- haft in Zeichnung, aber auch mit ungewöhnlichem Verständniss aus- geführt, müssen sie in dieser Form für den hier beabsichtigten Zweck geradezu mustergiltig genannt werden; kaum wird eine an- dere Form graphischer Darstellung gedacht werden können, welche topographische Verhältnisse in so anschaulicher Weise wiedergibt.

ÜDger^ Paiil^ 20,000 Höhenbestimmungen der bekanteren

Berge and Orte in der ganzen österr.-uugar. Monarchie;

lach Kronländern geordnet. Krems. (Wien, Mayer u. Comp.)

1. 10.

Wir bedauern mit dem Verfasser, dass manche Kronländer stief- mütterlich behandelt erscheinen, weil weniger Quellen vorlagen, be- finden uns aber auf dem Standpunkte der Gegenseitigkeit, wenn wir

16 Traatwein.

z. D. im Alpeogebiet die BenützuDg so exakten hypsometriMbai Materialei, wie die Arbeiten Barth *8 und Pfaundler*! Qber die Stnbaier Gebirirsgrappe, gänzlich yermiasen. Wir fimdeo iwir im betreffenden Alphabete den cnlminirenden Gipfel Zockerlnt 11,090' B. und Pf. Dnter dem Namen Schaaflerspitie 11,113; ro^ missten jedoch die WestL Pfaffenspitze 11,065' B. nnd Pf , dieSonk- larspitze 10,971' B. and Pf. and die Oestl. Pfaffenspitze 10,964' a and Pf. Bezfiglich anderer Gruppen wandert es nns, die ithmliehit bekannten Namen Keil and Pajer anter den GewährsmaBnern n Ycrmisjen, mindestens hätten Messungen von so anerkanntem Werth neben den andern angeführt werden sollen. B. 6.

Waltenberger, A., Führer durch Algän, Voralberg nnd West- Tirol mit besonderer Berucksichtigmig des Bodenseegebiet» und Bregenzerwaldes nebst angrenzenden Theilen yon Appen- zell, St. Gallen, Prätigau und Unter- Engadin. 2. Anl Mit Karte und 2 Panoramen. Augsburg, Lampart I. 18.

Wolf, 6., zur Salzburger Chronik. Wien, Winter . 10.

Ziegler, J. H., Topographische Karte von Ober-Engadin. Vier Blatt. 1 : 50,000. Zürich, Warster, Uandegger and Comp. 5. 20.

Aufgezogen io Mappe 7. 5.

Schlieast sich des Verfassers Karte Yon Unter-Engadin an, du Ausführung nnd Ausstattung sind gleich ausgezeichnet; man wird kaum fehlgehen, wenn man diese beiden Karten als die TonugUcb- sten Leistungen der neueren Kartographie bezeichnet.

dritte Karte der Schweiz. Nebst Erläuterungen uud Register. 5. Aufl. Ebd. 3. 10.

Zinke^ F. B j a month in Switzerland. London, Smith und Eider 2. -.

Zeitschrift des Deutschen Alpeuvereins. Jahrgang 1873. Bd. IV. (in 2 Hefteu). Redigirt yon Dr. K. Haushofer. Mit Holzschnitten im Text, 9 Karten u. Eunstbeilagen. München (Liudauer) 3. 10.

Inhalt : I. Abthei hing: Eisonlohr und Horstmaas. Ueber ein von Goldschmid in Zürich verfertiges Anerold. Moj- sisoTics ?., Ueber die Grenze zwischen Ost- nnd West-Alpeo. Harpprecht, Eine Ortlerbesteigung mit Wiedereröffnung dei ffis* tergratweges. Welter, Die Ersteigung der Hochalmspitze xm der Südseite. Dem eil us und r. Schmid, Aus der Granatkofl* gruppe : I. Topographisches Ton Dr. Demelint. II. Granattagl

Bibliographie 1873. 17

Sonnblick, Granatscharte, Ton demselben. III. Der Mantaniz, von Arth. 7. Scbmid. Stark, Die bayerischen Seen and die alten Moränen. Müllner, v., Aus der Grnppe des Hochschwab : I. Tra- goss. II. Die Schwabenkette. III. Sonnschien, Ebenstein, Hoch- schwab. — Donglass, Der Drei-Schwestemberg bei Frastanz. Welter, Von Hopfgarten nach Zell a. Z.; Frommanergründljoch nnd Stuhlkarkopf. Trinker, Der Chnmberg und die S. Michels- kirche bei Tüffer in Untersteier. Dechy, Zum Piz Bain. Gras sauer, Zur Erklärung des Wortes Alm. Lerget porer jr., Bomariswandkopf und Hoher Kasten —I ssler, Erste Ersteig- ung des Grossen Eiser. Issler, Erste Ersteigung des Qrossen Geiger. Sendtner, Der Kraxentrag am Brenner. Pfister, Von der Ereuzspitze zum Hochjochhospiz. 0. v. Pfister, Vom Hochjochhospiz auf die Weisskugel und Abstieg in^s Matscherthal.

lieber die Zugspitze: I. v. Schiich er, Abstieg zum Eibsee. II. H 0 f m a n n , Anstieg von Ehrwald. Czoernig v.. Aus Istrien. Rnndtour um den Monte Maggiore. Die Kohlengruben vonCarpano. Geschichtliche und Torgcschichtliche Notizen. Daimer, Aus der Zillerthalcr Gebirgsgruppe : Allgemeines. Der Mösele. Ueber Schnee- glanz. — Hecht, DerWildgall. Ersteigung. Mors tadt, Ueber die Symmetrie in der räumlichen Vertheilung der Tiroler Gebirge.

Ost er, Au^ der Ortlergruppe. L a m a v., Der Hochkönig. Fleischmann, Vom Chiemsee zu den Tanern und zurück zum Königssee. Kirschbaum, Das Steinbcrgerthal und derGuffert.

II Abt heilung: Traut wein, Bibliographie der alpinen Li- teratur IV. Jahrgang 1872. Bericht über die dritte Generalver- sammlnng des Deutschen Alpenvereins 1873. Jahresbericht 1873. Bechenschaftsbericht 1873. Mitgliederverzeichniss u. Sectionsberichte.

Bericht

über die

erste General -Yersammlung

des

Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins

zu

Kempten am 28. Aagust 1874.

Bei der am 23. August 1873 abgehaltenen vierten General- versammlung des Deutsehen Alpenvereins war als Ort für die nächstjährige die Stadt Kempten in Baiem bestimmt worden. Die inzwischen erfolgte Verschmelzung des Deutschen mit dem Oesterreichischen Alpenverein gab der Generalversammlung zu Kempten, als der ersten des nunmehr verbundenen Vereins eine l)e8ondere Bedeutung. Als Tag des Zusammentritts hatte der Central-Ausschuss zu Frankfurt a. M. den 28. August bestimmt.

Bereits am 27. August prangte das im Anblick der Al- ^uer Alpen prächtig gelegene Kempten in festlichem Flaggen- fichmuck und aufs zuvorkommendste wurden die zahlreicli anlangenden Festtheilnehmer auf dem mit deutschen, österreichi- eehen und baierischen Farben geschmückten Bahnhofe von dem Vorstande der Section Algäu-Kempten, insbesondere den Herren ßcz.-Ger.-Rath Dr. Oertel, Herrn Oskar von Kolb und Herrn Heinrich Wagner empfangen. Für Privatunterkommen war, soweit die Gasthäuser nicht ausreichten, aufs beste gesorgt.

Der Nachmittag vereinigte die Mitglieder und ihre freund- liehen Grastgeber auf dem uralten, die Stadt überragenden Kastell, der Barghalde; Böllerschüsse verkündeten die Annäherung der

?. Bd K. AMh. 2

20 GeneralTersammlangsbericbt.

Züge, die noch fortwährend weitere Festgäste herbeif&hTten and auch hier bewährte die gemeinsame Liebe zu den Bergen ihre erfahrungsmässige Kraft, alte und neue Bekannte rasch ils Freunde einander zuzuführen. Aber nicht nur heiterem Gemne waren die von den himmlischen Mächten allerdings in seltener Weise begünstigten Stunden auf der Bui^halde geweiht; aac& ernstere Verhandlungen wurden hier bereits gepflogen, indem unter dem Vorsitze des Herrn Dr. Petersen im Saak des Burgthurms eine Vorbesprechung der Sectionsvorstände und an- derer hervorragender Mitglieder über die Gegenstände nuM^ gigen Tagesordnung stattfand, die dazu beitrug, die Verhand- lungen auf der Generalversammlung selbst wesentlich zu erleichtern und abzukürzen.

Erst spät am Abend, als der aufgehende Mond die zackigen Gipfel des Algäu erleuchtete, trennte man sich von der Burg- halde, um sich bald aufs neue in den geräumigen Localiläten des Gasthauses zur Post zu vereinigen. Ein Soloquartett des Kemptener Liederkranzes erntete hier für seine trefflichen Last- Tingen ungetheilten Beifall und frohe Geselligkeit herrschte bis tief in die Nacht.

Um 9 Uhr Morgens am 28. August fanden sich die Mit- glieder des D. und Ö. A. V. zur Abhaltung der Generalvenamm- lung im Saale des „Landhauses^^ ein, der mit deutschen nnd baierischen Farben , mit Fichtenbäumen , Ziersträuchem und Blumen aufs geschmackvollste decorirt war. In einem an- stossenden Räume war eine nicht unbeträchtliche Sammlung von Erscheinungen der alpinen Literatur, Photographien, Karten^ l^anzen und Mineralien zur Ansicht aufgestellt.

Gegen halb 10 Uhr eröffiiete der Vereinspräsident Heir Dr. Petersen die Versammlung mit einer Ansprache an die zahlreich anwesenden Mitglieder.

Vom C. A. waren ausserdem zugegen der Redacteur Heir Professor Dr. Haushofer aus München, der Cassier Herr Scharff, der L Schriftführer Herr Dr. Häberlin und die Beisitzer Hott Mahlau und Herr Wirth aus Frankfurt a. M.

Herr Bez.-Ger.-Rath Dr. Oertel b^rüsste im Namen der Section Algäu-Kempten die auswärtigen Vereinsmitglieder,

^ *.k

GeDeralyersammlQDgsbericht. 2 1

ttf der Vorsitzende im Namen dieser und des Vereins flir die nmdliche Aufnahme dankte, welche sämmtlichen Festtheil- Bmem in Kempten geworden war. Hierauf constituirte sich s Bureau, indem vom C. A. Herr Wirth und der Vorsitzende » Section Nürnberg, Herr Loschge, die Führung des Pro- kolls übernahmen. Bei Verlesung der Präsenzliste ergab sich, \ss 140 Mitglieder zugegen waren, welche 1794 Stimmen ver- aten.

Als präliminaren Gegenstand der Tagesordnung brachte erauf der Vorsitzende die Abänderung des § 24 der Statuten ir Sprache, welchem gemäss dem Vorschlage der Section ^ipzig mit Einstimmigkeit die folgende Fassung gegeben wurde:

§ 24. Schriftliche Einsendung der Stimmen ist nicht statt- haft ; es können jedoch die zur Zeit der Generalver- sammlung am Orte derselben nicht anwesenden oder sonst behinderten Mitglieder ihr Stimmrecht schrift- lich übertragen.

Nach diesem Beschlüsse theilte der Vorsitzende die Neu- [dung einer Section in Ischl mit und beantragte ein Glück- inschtelegramm an dieselbe, das sofort abgesandt wurde. Ein ilegranun des Centralpräsidenten des S. A. C, Herrn Professor ihringer in Luzem, wonach die Generalversammlung des A. C. in Sitten den ihr Seitens des diesseitigen C. A. vorge- blagenen Schriftenaustausch der beiderseitigen Jahrbücher ein- mmig dahin angenommen hat, dass derselbe vom Jahre 1875

in so vielen Exemplaren stattfinden soll, als der stärkere jrein jeweilig Sectionen zählt, wird allseitig mit Freuden be- üsst und ebenfalls umgehend mit Dank erwidert.

Der Schriftführer Herr Dr. Häberlin verliest den Jahres- richt (Anlage A), der Cassier Herr Fr. Scharff den Cassa- schluss für 1873, Auszug aus dem Cassabuch über noch das ^einsjahr 1873 betreffende Einnahmen und Ausgaben und den jchenschaflÄbericht für 1873/74 (Anlage B, C und D.)

Nach ertheilter Decharge an den Vereinscassier ftir das hr 1873 wurde der Antrag des Centralausschusses auf nsich- igliche Genehmigung des Mehraufwandes von fl. 520 Ö.W.S.

2*

22 GeDeralrereammlangsbericht.

für die Karte der Doloroitalpen (Zeitschr. Bd. Y) einstimmig angenomnieu.

Au Stelle des bisherigen zweiten Präsidenten des Vereins, Herrn Prof. Dr. K. von Fritsch, welcher zu Ende des Tori- gen Jahres einem Rufe an die Universität Halle a. 8. gefolgt war, wurde hiemach auf Vorschlag des Gentralausschusses der bisherige zweite Schriftföhrer Herr Hauptmann L. von Heyden und an dessen Stelle Herr Dr. phil. J. Ziegler zum zweiten Schriftführer gewählt, ferner zu Revisoren der Jahresrechnung pro 1874 die Herren Daniel Claus und Rob. Piersheim in Frankfurt a. M., eventuell als Ersatzmänner die Herren Director L. Gockel und F. A. Junge daselbst.

Nach längerer Discussion wurde hierauf gemäss dem An- trage des Centralausschusses auf Abänderung des § 6 der Sta- tuten mit allen gegen 232 Stimmen diesem Paragraphen folgende, von Herrn Dr. Barth (Wien) verbesserte Fassung g^ben:

§ 6. Jedes Mitglied hat die Pflicht, zur Erreichung der Vereinszwecke nach den besten Kräften mitzuwirken. Der am Beginn des Vereinsjahres zu entrichtende jährliche Beitrag eines Mitglieds beträgt 6 Mark Deutscher Reichswährung in Gold oder 3 Gulden Oesterreichischer V^Tährung in Gold.

Ein Antrag der Section Leipzig, durch das letzte vor der Generalversammlung in Umlauf gesetzte Circular den Sectkmen eine ungefähre Uebersicht des Cassastandes für das vorher ab- gelaufene Vereinsjahr mitzutheilen, wurde, nachdem der Central- Ausschuss seine Bereitwilligkeit hierzu erklärt hatte, durch den Hinweis auf einen bereits auf der Generalversammlung de? Jahres 1872 gefassten Beschluss (Zeitschr. Bd. HI, 2. Abth. pag. 30) erledigt.

Die Versammlung erklärte hierauf auf Antrag des Central- Ausschusses und Zusatzantrag der Herreu Prof. Richter (Salz- burg) und Dr. Barth (Wien):

Die Zeitschrift des D. u. Ö. A.-V. erscheint künft^ hin in drei Heften per Jahr. Der Jahrgang ist dmdi gehörige Abgrenzung der grösseren Aufeatze, kleinem

Generalversainmlangsbericht. 23

Mittheilungen und allgemeinen Vereinsberichte der Jahr- buehsform möglichst anzupassen, und zwar in der Weise, dass das dritte Heft lediglich die allgemeinen Yereinsan- gelegenheiten und Personalien enthalten wird. Die beiden ersten Hefte werden stets innerhalb des laufenden. Jahres erscheinen, das dritte so rasch als möglich im nächsten Jahre nachfolgen.

Auf Antrag des Centralausschusses wurde femer beschlossen :

Neben der Zeitschrift erscheinen vom Jahre 1875 an „Mittheilungen des Deutschen und Österreichischen Alpen- vereins" in dem gleichen Format wie jene und in der Regel in Zwischenräumen von je zwei Mimaten, bestimmt, die laufenden Mittheilungen vom Centralausschuss, Nach- richten von den Sectionen und von anderen alpinen Ge- sellschaften, ferner alpine Notizen und Anzeigen zu ent- halten.

Nach eingehender Discussion über den Versandt der „Mit- dlungen", wobei die Mehrzahl der Sectionsvorstände sich be- ll erklärte, dieselben jeweilen selbst an ihre Mitglieder zu ordern, während von anderer Seite Bedenken gegen die Aus- irbarkeit der Austheilung durch die einzelnen Sectionen aus- iprochen wurden, übernahm es der Centralausschuss unter der raussetzung, dass die Schwierigkeiten bei der Versendung ht zu bedeutend würden, und dass für die Centralcasse keine sugrosse Belastung erwachse, die Versendung direkt an die zelnen Mitglieder zu besorgen. Unter dieser Voraussetzung rden die entstehenden Kosten im Voraus genehmigt.

Die Versammlung schloss hiermit um 12'/4 Uhr den ersten eil der Verhandlungen ab, um eine halbstündige Pause ein- ten zu lassen.

Nach Wiedereröffnung der Sitzung bringt der Vorsitzende Anträge des Centralausschusses bezüglich der Herausgabe a Specialkarten zur Verlesung und übergibt dieselben nach gehender Begründung der Discussion. Nachdem der Redacteur rr Prof. Dr. Haushofe r genaue Aufschlüsse über die tech- che Ausführung der Karten, das dabei anzuwendende System

«£31^;. j^>JuaA»r I/wksi^ rif: aJjK 0E8<ai TJ?-! Stzmmai in iblgn-

^ Mj^, y^fmkJSSLizLiE \^s^h&!^ in Enrägmig der Wieb- tj$rk«it ^ii^er f^^ihsAfiAm xmd pknmis^oi kariogn- phw:ii*fD h^hsindluD^ mLsenes Alpenmiems und in An0frkennrmf£ des> liäsoiideicn Xotzens« wdchen deren fonrjuik; Anpäin^ung an die Torzoglichen Kartenwerke der .Scfawffiz sowohl an nnd für sich als in Rücksicht auf dnf; dereinxctige einheitliche DarsteDong der Geaunnit- al[ien darUetet. die Herao<)gabe von

1) Speeialkarten im Maasstabe von 1:50000. Hämmtiiche Einzelkarten bilden gleicfagroese Sec- tionen des durch alljährliche Heranagabe in dem bezeichneten MaffiRtabe allmählich zu Tollendenden Kartennetzes der Ostalpen.

]k Nach Gewinnung des genügenden Materials ist die Her- stellung

2) von Uel)ersichtskarten einzelner Gebirgsgruppen im Mtissstabe von 1 : 100000 und

.')) einer Uebersichtskarte der gesammten Ostalpen im MtiHsstabe von 1 : 250000 anzustreben, welche ach in ihrer Mittellinie an die in demselben Massstabe ausgeführte Dufourkarte der Schweiz anschliessen nnd das Gebiet vom mittleren Bodensee bis Wien, sowie von Mailand bis Earlsstadt in 6 Blattern nm- fiiHSon soll.

c. Zur thunlichsten Forderung dieser Unternehmungen ist ilas vorhandene Vereinsvermögen hauptsächlich ftr kar- tographische Zwecke reservirt zu halten.

d. Um die Zuverlässigkeit der Karten in Zeichnung nod Nomonolatur möglichst zu sichern, wird f&r HersteOimg j<Mle» einzelnen Blattes durch den CentmUinsBchan KtHlactions-Comite gebildet« bestehend ans dem ttnir und xwei Specialkennem des betreflEendoi

GeneralTersaromlangsbericht. 25

welchen es überlassen bleibt, sich nach Bedürfniss weiter zu completiren. In dem Comite ist der Centralausschuas ausser dem Redacteur noch durch wenigstens ein Mit- glied vertreten, e. Der Centralausschuss bestimmt im Frühjahr jeden Jahres nach Massgabe der jeweilig in der Ausführung begriife- nen Specialkarten die officiellen Exursionsgebiete. Er versendet zu diesem Zwecke rechtzeitig Exemplare der durch das Redactionscomite vorbereiteten Probeblätter an die Sectionen.

Für den kranken Geoplasten Herrn Franz Keil in Marburg irte die Versammlung auf Antrag des Centralausschusses und Section München eine £hrenga1)e von fl. 200.

Das BAdget für das Vereinsjahr 1875 wurde sodann folgen- massen fesi^estellt :

60®/o für die Zeitschrift und die Mittheilungen ; 25*^/0 für Hütten- und Wegbauten; 10% für Regie und Porti; 5% Reserve.

Gelegentlich der Festseztung des ersten Postens beschloss Versammlung femer:

Dem Redacteur ist als Ersatz für seine Auslagen vor- weg der Betrag von 600 Reichsmark zu überweisen. Im übrigen bleibt es dem Centralausschuss überlassen, die Ar- beiten der Redaction entsprechend zu honoriren. Femer kann ausnahmsweise für werthvoUe Beiträge zur Ver- einszeitschrift auf Antrag der Redaction durch den Cen- tralausschuss ein Honorar bewilligt werden, ohne dass jedoch die Namen der betreffenden Autoren in der Jahresrechnung auizuf&hren sind.

Bei Eintritt in die Berathung des Budgets für Hütten- und gbauten beantragte zimächst Herr ötüdl (Prag) im Anschluss den Bericht des Centralausschusses über den Stand der Vor- äiten für die auf den Tabarettawänden des Ortler zu errich- ie Vereinshütte (Aul. A. pag. 36 f.), diese letztere nunmehr in piS zu nehmen und aus der Centralcasse sogleich einen

-2»>

namhaften Betrag, ecwa fl. 60«)^ daf&r za befwilligen. Zugkicb «prach sich derselbe dahin aas , das . wie er annehiiie. die toh ihm vertretene äection Prag jedm&Os bereit aein werde, ach bei dem Baae za betheiligen und etentmll denen Leitong zu qbemehmen. Eine ähnlicfae Erklärung gaben die Vertreter der Section Leipzig ab. jedoch mit dem Anfügen, dass sie Tor Rück- sprache mit ihren Mitgliedern die Betheilignng Leipzigs nichi in bestimmte Aoasicht za stellen yermöchten. Nachdem hierauf der Schriftführer. Herr Dr. Häberlin, über die Lage des Bau- platzes, die Herstellung eines von da mit Vermeidung des sogen. Kamin^s nach der hohen Eisrinne zu führenden Wegs und einen an Ort und Stelle für den Rohbau der Hütte im vorläofigea Betrage von fl. 1460 angefertigten Eostenvoranschlag berichtei; wurde Seitens des Centralausschusses unter Verdaukung de» Stüdl'schen Anerbietens die Annahme des gestellten Antrags mit der Massgabe anempfohlen, dass die erste Rate für die Hütte ini Betrage von fl. 600 aus den Ueberschüssen des Vereins- jahres 1873 entnommen werden imd sich zur Entlastung der >ntnilcasse auch noch andere Sectionen an dem Baue beihei- ligen möchten. Die Versammlung nahm hierauf den gestellten Antrag mit den Zusätzen des Centralausschusses einstimmig an. Hiemächst kamen die übrigen Anträge auf Subvention der tob einzelnen Sectionen vorzunehmenden Hütten- und Wegbautea zur ßerathung, woför die einzelnen Beträge von zusammen fl. 3300 mit allen gegen 76 Stimmen festgesetzt wurden. Da» Resultat sänmitlicher Bewillimgen war hiemach das folgende:

1) Aus dem Ueberschuss des Vereinsjahres 1873:

a. für eine auf den Tabarettawänden des Ortler zu errichtende Vereinshütte, deren Bauleit- ung vorbehaltlich der Betheilung noch an- derer Sectionen die Section Prag übernimmt fl. 600

b. der Section Austria für ihre Weg- und Hüttenbauten am Kaiser Tauern . . . . 250

2) Für das Vereinsjahr 1875:

a. der Section Austria fllr desgl «250

b. der Section Frankfurt a. M. für ihre Oetz-

thaler Touristenhäuser 40O

OcBtralTenammluiigsbcrielit. 27

c. der Section Salzburg flir ihre Weg- und Hüttenbauten am Untersberg fl. 300

d. der Section Meran fiir die Hütte an der Laugenspitze „150

e. der Section Algäu-Kempten für dieHütte am Stuiben und verschiedene Wegverbesser- ungen n 200

f. der Section Traunstein für zwei Wegher- stellungen zur Hochplatte und zum Staub- fall bei Unken 50

g. der Section Vorarlberg für eine Hütte am

Hohen Preschen und an der Sulzfluh . . 400

h. der Section Pinzgau in Zell a./S. für Fer- tigstellung des Hauses auf der Schmitten- höhe und des Weges über den Gaisstein nach Utteudorf 400

i. der Section Algäu-Immen Stadt zur Her- stellung einer Unterkunfbshütte unter der höchsten Spitze der Mädelegabel . . . . 300

k. der Section Prag für eme Unterkunftshütte

in der oberen Pemau 400

1. der Section Inner-Ötzthal für W^fver- besseruDg an der Zwerchwand (fl. 1 50) und im Gurglerthal (fl. 50) 200

fl. 3900 Dem Herrn H. Hamerl in Windisch- matrei (Mitglied der Section Lienz) wird für Weg- und Hüttenbauten am Kals-Ma- treier Thörl, im G'schlöss und am Kessel- kopf, falls es die CasseneiDgänge erlauben, eine Subvention bis zu fl. 300 in Aussicht gestellt.

Auf Antrag des Herrn Dr. Barth drückt die Versammlung Wunsch aus:

Um der Ausrottung des Edelweiss zu beg^pieu, wolle sich bis auf Weiteres jedes Vereinsniitglied des Tragens

2% GcnendTeriMBmliiBgsWiicbl.

der Eldelwmsblfithe enthalten und im iLieise seiner Be- kannten dahin wirken« sich ebenfidls des Ankanlb und dei Tragenft der EdelweissblGthe zn enthalten.

BezQgh'ch eines durch Herrn Pfarrer Senn (Nanden) to^ mittelten Gesuchs der Gemeinden des Schnalserthals um ÜIlie^ «tQtznng ihrer Wegbauten wird der Centralausschuas beaaftngl, den Sectionen die Betheiligung an der Ton jenen beabsicIitigteD ix)tterie zu empfehlen.

Ein Antrag der Section München, den CentralausscIrasB za ermächtigen, ,,solchen FQhrem, welche freiwillig die Erfonehnng unbekannter öder wenig bekannter Partien des Gebirges unin^ nehmen und in dieser Beziehung Erspriessliches leisten, aTlsTe^ einsmitteln eine Remuneration zu gewähren^^ wurde im Lauft. der Discussion zurückgezogen.

Auf Antrag der Section Pinzgau und Yerbesserungsantng des Centralausschusses wird beschlossen:

Für sämmtliche Vereinshütten, sowohl ffir die bestdieii- den, als auch für die künftig zu erbauenden, werden Schlösser und Schlüssel nach einheitlichem Muster herge- stellt. Für die Herstellung einer genügenden Anzahl wird der Centralausschuss Sorge tragen. Von demselben haben die Sectionen Schlosser sammt Schlüsseln gegen Erstattung der Anfertigungskosten zu beziehen.

Als Vorort für die Jahre 1875—77 wird Frankftirt i. I. wieder gewählt, ebenso der seitherige Centralausschuss.

Derselbe besteht somit aus den Herren: Dr. Th. Petersen, I. Präsident. Hauptmann L. v. Heyden, ü. Präsident^ Professor Dr. K. Haushofer in München, Redactenr. Friedrich Scharff, Cassier. Dr. E. J. Häberlin, I. Schriftführer. Dr. Julius Ziegler, II. Schriftführer. 0. Engelhard,

A. Mahlau, A. V. Reinach, Fr. Wirth,

Beisitzer.

Generalversammlangsbericbt. 29

Als Ort der nächstjährigen Generalversammlung wurde misbriick bestimmt, dessen Magistrat auf Anfrage des Central- .HBBchusses ein sehr freundliches Einladungsschreiben an den herein gerichtet hatte. Nach Verlesung desselben wurde be- chlossen, Herrn Dr. Tschurtschenthaler, Bürgermeister von JUisbruck^ unter Anzeige der Annahme sofort telegraphisch den 3ank der Versammlung auszusprechen. Herr Professor Hueber lankte Namens der dortigen Section für die auf Innsbruck ge- allene Wahl und sicherte den Mitgliedern des D. u. ()• A. V. ie beste Aufnahme daselbst zu.

Nach fast siebenstündiger Dauer wurde hierauf die Ver- itnmlung um 4 Uhr Nachmittags geschlossen. Während des 'erlaufs derselben waren ausser dem bereits erwähnten Tele- ramm des S. A. C. noch zahlreiche andere Telegramme von ereinen und Privaten eingelaufen, darunter ein solches des •esterreichischen Touristenclubs, des Steirischen Gebirgsvereins, 58 Galizischen Tatravereins, des Ungarischen Karpathenvereins, ar Sectionen Graz, Pinzgau, Taufers u. A.

Ein gemeinsames Mahl vereinigte um 5 Uhr die Festtheil- ehmer in den Localitäten der „Neustadt-Krone". Von den ielen Toasten seien hervorgehoben der des Bürgermeisters von empten, Herrn Dr. Korrn, auf die Kaiserreiche Deutschland ad Oesterreich, des Vereinspräsidenten auf Seine Majestät den !önig von Baiem, des Herrn Freiherrn v. Czoernig (Triest) iif die Section Algäu- Kempten , sowie des Herrn Dr. Prasse ^icipzig) auf die Stadt Kempten, des Herrn Dr. Barth auf den I. u. Ö. A. V.

Am Abend vereinigte man sich in den Räumen des Stadt^ irtens, wo unter heiterster Festesstimmung der Rest der ge- einsamen Zeit nur allzurasch dahineilte. Noch in der Nacht itführten die Dampfrasse viele der (iräste nach allen Richt- igen, darunter nicht Wenige zu neuen Thaten im Alpenlande. ie anderen folgten am nächsten Tage, theil weise noch durch ^jneinsame Ausflüge auf den Grünten, den Hochvogel u. s. f. ks alpine Fest auf freier Bergeshohe beschliessend.

Mit Vorliebe wird jeder Theilnehmer an die für die Fort-

30 Jahresbericht.

entwicklung des Vereiiis ebenso bedeutangsrollen als durch g^ meinsame Arbeit and Freude gennssreichen Tage der ersten Generalversammlung zurückdenken. Der Section Kempten aber gebührt der Dank des Vereins f&r die gastliche Aa&alme seiner Mitglieder und f&r die opferwillige Fürsorge, mit der sie das Fest zu einem so anregenden und glanzenden geBtalftete.

Anlage A.

Jahresbericht

des

Central-Ansschnsses des Deatschen and OesterreichiBchei Alpenvereins für die erste GeneralversammluBg n

Kempten am 28. Angnst 1874,

rf»digirt von Dr. jur. E. J. Häberlin, erstem Schriftftthrer

Vereins.

Hochgeehrte Versammlung!

Der Zeitabschnitt, über welchen wir Ihnen heute Bericht zu erstatten haben, darf ohne Frage der bedeutungsvollste ge- nannt werden, den unser Vereinsleben seit der Begründung ehemaligen Oesterreichischen und des späteren Deutschen Alpcn- vereins in seinen Annaleu zu verzeichnen hat.

Wie keine natürliche Grenze existirt, die das schone Alpoi- gebiet des Deutschen Reiches von der noch erhabeneren Grebiigi- weit Oesterreichs scheidet, so hatte auch der Deutsche AlpenTeran von Anfong seines Bestehens au beide Strecken als ein einng« uud untheilbares Gebiet seiner Thätigkeit zusammengefasst uaä es kouute nur eine Frage der Zeit sein, dass die gemeinsuDen 2iele, die den früher getrennten Vereinen ihr Dasein gegieboi und von dem Ausgangspunkt freundnachbarlicher Bezidmngtt bereits zu theilweisem Zusammenwirken geführt hatten,

Jahresbericht* 3 1

gemäss auch zu der formaleu Einheit eines Gesammtvereiues ftir das ganze Gebiet unserer Ostalpen führen würden.

In diesem Sinne hatte die ani 23. August 1873 zu Bludenz tagende Generalversammlung des D. A. V. den Beschluss ge- ftsst, den Namen „Deutscher und Österreichischer Alpen- Verein" ▼on dem Zeitpunkte anzunehmen, wo ihm der Ö. A. V. als Section beitreten werde. Durch ein gemeinsames Schreiben vom 3, December 1873 notificirten hierauf der Ausschuss des letz- teren in Gemässheit des Beschlusses der Generalversammlung des ö. A. V. vom 19. November 1873, sowie der Vorstand der Section Wien des D. A. V. den Beitritt des Österreichischen Vereins auf den 1. Januar 1874 mit der Erklärung, dass sich 5Bti diesem Behufe beide Körperschaften imter Annahme der Be- ^ichnung als „Section Austria" mit einander verschmolzen litten. Gleichzeitig wurden die- Statuten der neuen Section Anstria und demnächst die Geschäftsordnung derselben über- wandt.

Somit war am 1. Januar 1874 und zwar auf Grundlage der Statuten des bisherigen D. A. V. die bereits seit zwei Jahren angestrebte Vereinigung der beiden grossen Vereine thatsächlich gegeben und es ging an diesem Tage nach Massgabe eines zu Blndenz eventuell gefassten weiteren Beschlusses die Central- Idtung des „Deutschen und österreichischen Alpen -Vereins" fttr die Dauer des Jahres 1874 auf die Section Frankfurt a. M. als Vorort über.

Der neue Gesammtverein zählte bei seinem Zusammentritt einen Bestand von 36 Sectionen mit etwa 3300 Mitgliedern. Er ist somit der stärkste unter den bestehenden Alpenvereinen. Bei dem Umfang des von ihm zu cultivirenden Gebiets und der Fülle der auf demselben erwachsenden Aufgaben kann es unter einheitlichem Zusammenwirken der zum Handeln berufenen Kräfte, einer umsichtigen Eintheilung der vorhandenen und be- vorstehenden Arbeiten und rationeller Verwerthung der bedeu- tenden, aber auch durch die wahren Zwecke des Vereins vollauf in Anspruch genommenen Mittel dem Vereine an Erfolg seines Strebens nicht mangeln.

H2 Jahresbericht.

I. Zuuahme des Vereins. Die 34 Sectionen, aus deuen der Verein zur Zeit der Generalversammlung zu Bludenz be- stand, sind heute auf die Zahl von 43 angewachsen, indem tqh den alten Sectionen drei in Wegfall kamen, eine andere in zwef getheilt und 11 neue begründet wurden.

Hin weggefallen ist die ehemalige Section Wien , und zur i dadurch, dass dieselbe, wie bereits angeführt, am 1. Januar dJi in die neugegründete Section Austria aufgegangen ist. Dmck Schreiben vom 22. Januar wurde letztere als „mächtigste Gfr nosaenschaft'' innerhalb des Vereins Seitens des CentralausFchiusei herzlichst willkommen geheissen. Dass ihr Bestand mit 757 Mit« gliedern trotz der Fusionirung beider in Wien bestandens Körperschaften die Mitgliederzahl des ehemaligen Ö. A. V. nidil erreicht, rührt daher, dass die Section mit anerkennenswerihff Uneigennützigkeit den Anscbluss der in den Kronlandem tn- sässigen Mitglieder des 0. A. V. an die dort bestehenden i>ee- tionen des 1). A. V. förderte und es ist diesem bereitwiDiga Entgegenkommen der Austria theilweise sogar eine Anzahl Nea- bildungen von Sectionen in Districten zu verdanken, wo sokhe bisher noch nicht bestanden hatten.

Hatte femer der Verein in dem Wegfall der Sectionen Bruneck und Niederdorf im Pusterthal, die, wie das letzte Heft des IV. Jahrgangs ausweist, schon im vergangenen Jahr an den Gentralausschuss keinen Bericht mehr über ihren Bestand e^ stattet hatten, eine Einbusse (von allerdings nur ca. 30 Mit- gliedern) zu bedauern, so wurde ihm in der Constituirung von 1 1 neuen Sectionen ein Zuwachs zu Theil, wie noch in keinem der seit der ersten Generalversammlung abgelaufenen Geschifta- jahre. Wir lassen dieselben in chronologischer Uebersicht hi« folgen: 1873: Taufers und Möllthal; 1874: Austria, Mitten- wald, Linz, Krain in Laibach, Steyr, Constanz, Erzgebiiginck- Voigtländische Section in Zwickau, Inner-Ötzthal in Sölden, Salzkammergut in Ischl.

Die bisherige Section Algäu endlich theilte sich bei dff bedeutenden Zunahme ihrer Milgliederzahl in die beiden selM« ständigen Sectionen Augsburg und Algau-Lnmenstadt.

Jahresbericht.

33

Demnach sind die 43 Sectionen des D. u. Ö. A. V. mit ungefähren Mitgliederbeständen gegenwärtig folgende:

Sectionen: Mitglieder

Igäu-Immenstadt ... 66

lgäa-£empten .... 32

igsburg 114

istria in Wien . . . 757

iden bei Wien ... 25

^rlin 40

)zen 45

matanz 42

irmstadt 28

resden 61

zgebirgisch - Voigtländ.

ction, Zwickau ... 48

-ankfurt a. M 136

raz 89

eidelberg 19

ner-Oetzthal in Sölden 20

nsbruck 58

irlfimhe 51

lagenfnrt ., ... 145

rain in Laibach ... 80

Qstenland in Triest . . 78

3ipzig 75

ienz im Pasterthal . 30

2039

Sectionen : Mitglieder

2039

23. Linz a. d. Donau ... 90

24. Memmingen 31

25. Meran 61

26. Mittenwald 26

27. Möllthal in Ober-Velbach 25

28. München 300

29. Nürnberg 49

30. Ober-Innthal in Imst . . 20

31. Pinzgau in Zell am See. 72

32. Prag 111

33 Begensburg . . . .^ . 48

34. Salzburg 220

35. Salzkammergut in Ischl . 39

36. Schwaben in Stuttgart . 106

37. Steyr 80

38. Taufers 19

39. Traunstein 28

40. Trostberg 70

41. Vülach 125

42. Vorarlberg in Bregenz . 111

43. Zell im Zillerthal . . . 12

8682

2. Der Central-Ausschuss hatte mit dem Wegzug n Bludenz znm zweiten Präsidenten des Vereins ernann- Herrn- Professor Dr. Karl von Fritsch den Verlust

ausgezeichneten Mitgliedes zu beklagen. Derselbe folgte ts im October 1873 einem Rufe als Professor der Mi- ogie und Geologie nach der Universität Halle a. d. S. »m Wunsche entsprechend trat nach § 16 der Statuten zweite Schriftführer, Herr Hauptmann L. von Hey den ein Stellvertreter und in die Stelle des zweiten Schrift* ^rs auf Veranlassung des Central - Ausschusses Herr phil. J. Ziegler bis zur heutigen Generalversamm-

ein.

34 Jahresbericht.

Ansser der Erledigung der lanfenden Geschäfte and dem Verkehr mit den Sectionen, der sich mit einzelnen sn einen sehr regen gestaltete, beschäftigten den C. A. eine Reibe wichtiger Fragen in Bezog anf die künftige Thätigkeit dei Ve^ eins. Er verkannte hierbei nicht, dass, wenn anders das Wirken des Vereins ein erspriessliches nnd allseits befriedigendes tm solle, keine der nns vorgesteckten Aufgaben , sei es auf den Gebiet der forschenden Belehrung, sei es anf dem des practi- sehen Schaffens, hinter der andern zurückgesetst werden dürfe Wenn dennoch in den Circularen des C. A. die Umgestaltaog der Zeitschrift und eine planmässige kartographische Darstd- lung der gesammten Ostalpen in den Vordergrund gestellt wurden, so geschah dies nicht etwa deshalb, weil die wichti- gen Bedürfnisse der Hütten- und Wegbauten, des Führerwemi u. s. f. seitens des C. A. nicht in vollem Masse gewordigt worden wären; vielmehr ist, was das Führerwesen betrift der Stoff noch nicht so weit übersichtlich geworden, aa schon jetzt mit der Vorlage eines einheitlichen Statuts hertni- zutreten, dessen principielle Bestimmungen unseren Anmt- sichen Fuhrer-Ordnungen zar Grundlage zu dienen hitteBi während auf dem Gebiet der Hütten- und Wegbauten, wie der Bericht im Weiteren zeigen wird, sich die Thätigkeit der Sectionen in so reichem Masse entfaltete, dass nur wenige Projecte übrig blieben , auf die der C. A. seinerseits alt dringend nothwendige Unternehmungen die Aufmerksamkeit glaubte hinlenken zu müssen. Was dag^en unter den Ye^ einspublikationen insbesondere die Herausgabe guter Kartea betrifft, so hielt der C. A. den Zeitpunkt zur Aufnahme einer planmässigen und organisatorischen Thätigkeit auch auf die- sem Gebiete endlich für gekommen, und hat daher nach reif- licher Erwägung der Sache bereits in seinen Circularen dei Sectionen eine Reihe von Vorschlägen übermittelt, welche ib Antrag auf der heutigen Tages-Ordnung formulirt sind. Es hiesse den ^Erwägungen der geehrten Versammlung vor- greifen, wenn der gegenwärtige Bericht sich näher auf dieses wichtigen Gegenstand einlassen wollte. Wohl ' aber mBgei als historische Momente der sich foirtentwickelnden VereiBt*

Jahresbericht. 35

Atigkeit diejenigen Thatsachen im Jahresbericht eine Stelle iden, deren Gesammtheit einen jener Wendepunkte bezeichnet, n denen die Wirksamkeit von Vereinen, wie der nnsrige ist, ne neue Richtung zii nehmen hat, weil die Bedingungen zum ebergang auf ein neues Gebiet völlig gegeben sind. Es ist ess der Umstand, dass die öffeutlicfhen Aufnahmen in unserm inzen Alpengebiet zu einem Grade der Vollendung gediehen nd, dass sie eine treffliche Grundlage zu weiterer Bearbeit- ig gewähren, dass der Verein eine Anzahl bewährter Kräfte ihlt, auf deren Mitwirkung, insbesondere bei Darstellung der m denselben mit Erfolg bearbeiteten Einzelgruppen, er ebnen darf, dass ferner durch die Verschmelzung der beiden sreine die Mittel zur Deckung eines so umfassenden Unter- ihmens gegeben sind , und endlich dass die einmüthige Zu- immung der Sectionen, wenigstens im Princip, den Beleg ifert, wie sehr allerwärts auch für die deutschen Alpen als labweisliches Bedürfniss empfunden wird, was in der an- hliessenden Schweiz schon lange zu mustergültiger Vollend- ig gediehen ist.

Einen weiteren Gegenstand der Aufmerksamkeit des C. A. bil- iten die meteorologischen Stationen innerhalb des Alpengebiets. 3i den Kosten, die mit deren Errichtung und Unterhaltung ver- inden sind, konnte es sich für den G. A. selbst allerdings mächst nur um moralische Unterstützung handeln, wogegen ese Angelegenheit für einzelne Sectionen als ein sehr geeignetes bject ihrer materiellen Beihülfe erscheinen möchte. Es war dieser Beziehung auf Anregung der thätigen Section Meran mächst von Hrn. Dr. Grassauer in Wien ein eingehendes eferat über die Beobachtungsorte im Oetzthaler und Ortler- ebiet ausgearbeitet worden, welches insbesondere die Wieder- ^rstellnng der eingegangenen Stationen Bozen und Vent (tonte und zur Ausfüllung des bestehenden meteorologischen etzes die Errichtung weiterer Stationen zu Kurzras im ihnalserthal, Hafling östlich über Meran und Pejo am Süd- »hang der Ortlergruppe empfiehlt. Der C. A. setzte ^ich imnächst dieserhalb mit Herrn Hofrath Dr. Jelinek, Direc- r der k. k. Centralanstall für Meteorologie nnd Erdmag*

id. V. Abth. II. 3

36 Jahresbericht.

netismns in Wien, welcher Anstalt die Ausrüstung der Sta- tionen, soweit ihre Mittel reichen, in erster Linie obfa'e^, in 's Benehmen und es steht zu hoffen , dass es den gemeio- samen Bemühungen gelingen werde, sich vorerst in Vent, Enrzras und Hafling tüchtiger Beobachtungskräfte zn Te^ sichern , während sich für die wichtige Station Bozen leider bisher noch kein geeigneter Beobachter finden Hess. Zogleidi wurde in Aussicht genommen, zur Orientirung der Sectioneo eine Uebersicht der in den österreichischen Alpen bestehenden Beobachtungsorte nebst Angabe der erforderlichen Instrumente und kurzer Anweisung zu deren Gebrauch zu veröffentlichen. Das uns mit der Anleitung^ zu den meteorologischen Beob- achtungen übersandte VIII. Jahrbuch der Centralanstalt in Wien wurde diesseits bestens verdankt.

Schon in einer Reihe früherer Jahresberichte findet sieb wiederholentlich die Notiz, dass der C. A. Pläne und Kosten- voranschläge für eine an den Tabarettawänden des Ortler n errichtende Schirmhütte vorlegen werde. Auch diese Ange- legenheit schien keinen Aufschub mehr zu erdulden. Herr Dr. Barth in Wien, der sich schon früher eifrig mit der Frage beschäftigt hatte, erstattete darüber unterm Sl.Janur 1874 einen ausführlichen Bericht an den CA. Nachdem die Ansicht der Kenner des Gebiets seit längerer Zeit in Beznf; auf die Wahl des Platzes zwischen dem Marltberg auf der Suldner Seite, dem Bergl auf der Trafoier Seite und der fir beide Thalschaften gleichweit entfernten Tabarettaschlucht ge- schwankt, entschied sich der C. A in seiner Sitzung Tom 23. April 1874 einstimmig für die letztere Stelle. Er über- mittelte in Folge dessen an Herrn Kuraten Eller in Salden, dessen bereitwilligsten Entgegenkommens er sich zu erfreuen hatte, den Plan einer 20' langen und IG' breiten Schirmbitie zum Zweck der Ausfertigung eines KostenvoranscUagen je nachdem die im Innern auszutäfelnde Hütte mit oder ohne Dachstuhl, mit Cementverputz oder ohne solchen henustellen sein würde. Vom C. A. haben sich die Herren v. Keinaek, Scharff, Wirth, Mahlau und Engelhard, sowiespiter Dr Haeberlinan Ort und Stelle begeben und eine mittn

Jahresbericht. 37

auf dem Rücken der Tabarettaspitze gelegene Stelle mit prächtiger Aussicht auf den Ortler selbst und weiter Umschau nach den schweizerischen, nord- und osttirolischen Bergen definitiv als Bauplatz bestimmt. Von allen Communications- wegen weit entfernt und durch ihre vorgeschobene Lage den ach mehrenden Besuch des höchsten deutschen Berges, für den ausser einigen Wegverbesserungen an der Suldner Seite bis- her noch nichts geschehen ist, ungemein erleichternd, erscheint diese schützende Hochwarte nicht nur als ein dringendes Be- dürfniss, sondern geradezu als eine Ehrensache des VereinSy wofür auch aus der Centralkasse eine ausgiebige Unterstütz- ung zu gewähren sein würde. Möge bald nach Feststellung der Details eine thatkräftige Section Hand an*s Werk legen. Ein weiteres empfehlenswerthes Object in der bisher so sehr vernachlässigten Ortlergruppe bleibt daneben die Erbauung einer Schutzhütte in der Gegend des Eisseepasses zwischen Sul- den und Mar teil.

Durch die Section Austria wurde dem Central -Ausschusse ein Anerbieten der artistischen Anstalt von Reifenstein und Bosch übermittelt, wonach dieselbe sich bereiterklärt, das in ihrem Verlag erschienene Panorama von der Schmittenhöhe bei Zell a./See, welches im Einzelverkaufe zu dem Preise von fl. 6. ÖW. angesetzt ist, den Mitgliedern des Vereins bei genügend zahlreicher Subscription zu dem Preise von fl. 1. 50 kr. Ö.W. abzulassen. Das Panorama, aufgenommen von den Herren Hauptmann Uli mann, Lieutenant Do- mains ky und Lieutenant Pelikan, Mitglieder der k. k. Mappirungscommission, und in Farbendruck meisterhaft aus- geführt, gibt eine genaue Debersicht der Salzburger Gebirge, der Hohen Tauern, der Thalverzweigungen des Pinzgaues, des ZeHer See's u. s. f. und es gelang dem Eifer der Sections- vorstände so viele Unterschriften zu sanmieln, dass etwa der Hälfte unserer Mitglieder dieses wohlgelungene Meisterwerk unter den bezeichneten Bedingungen übermittelt werden konnte.

Zum letzten Male sind im vergangenen Berichtsjahre die Pnblieationen des Oesterreichischen getrennt von denjenigen

3*

38 Jahresbericht.

des Deutschen Alpenvereins erschienen. Die Betheilignng an beiden war eine so rege , dass eine Anzahl gediqi^ener Auf- sätze für das diesjährige Jahrbuch zurückgel^t werden mnsste. Von den letzteren ist das erste Heft bereits in Ihren Händen. Da es mit geringen Mehrkosten ermöglicht werden konnte, die demselben beigegebene Karte der Dolomitalpen, entworfen und bearbeitet von dem kgl. baier. Artillerie-Prem.-Lientenantf Herrn Ritter von Widenmann, nicht wie früher be- stimmt nur den Mitgliedern des ehemaligen D. A. Y., sondern auch denen des bestandenen Ö. A. Y. zukommen zu lasses, 80 glaubte der Ü. A. im Sinne Aller zu handeln , wenn ar sich dafür entschied, die E^rte an sämmtliche Mitglieder im- zufolgen und er rechnet dabei auf die Genehmigung der han- tigen Yersammlung.

Zu erwähnen bleibt endlich, dass als Yereinszeichen des neuen Gesammtvereins in Uebereinstimmung namentlich tndi mit den beigetretenen Oesterreichischen Kollegen das Edd- weiss beibehalten und dem veränderten Namen entsprechend lediglich die darauf angebrachten Buchstaben D. A. V. in D. (E. A. V. umgeändert wurden.

3) lieber die Kassen verhält nisse wird der nachfol- gende Bericht des Herrn Cassiers die nöthigen Au&chlüsse ertheilen. Aus der namhaften Einbusse, welche sich \m Zahlung der österreichischen Mitgliederbeiträge für die Gentrtl- kasse ergeben hat, folgt die Nothwendigkeit einer Abänderung unter des § 6 der Statuten in dem von dem C. A. Nr. 7* der heutigen Tagesordnung [beantragten Sinne. Noch mehr lo bedauern war die Lässigkeit einiger Sectionen in der redit- zeitigen Einsendung der Mitgliederbeiträge. Es kann den betreffenden Sectionsvorständen, um Yorkehmngen Seitens der Centralleitung zu vermeiden, nicht genug empfohlen werden, gegen diejenigen ihrer Mitglieder, die etwa die Schuld in derartigen Yerzögerungen tragen, rücksichtslos ihrerseits die geeigneten Massnahmen zu treffen.

i. Der Bericht über die Thätigkeit der Sectionen

Jahresbericht. 39

nnd einzelnen Mitglieder bleibt wie üblich einer spä- teren üebersicht in der Zeitschrift vorbehalten. Nur soweit die Thätigkeit der ersteren Hauptleistangen aufzuweisen hat, die durch ihren Umfang oder durch ihren gemeinnützigen Character über das Interesse der Einzelsection hinausreichen, sei das Wichtigste bereits an dieser Stelle mitgetheilt.

a) Die Section Austria hat theils die Ausfuhrung der hr vom 0. A. V. überkommenen Projecte begonnen , theils leue in*s Auge gefasst. Schon der vorjährige Bericht (p. 34) pbt Kunde von dem umfassenden Plane der Herstellung eines Sanmweges über den Kaiser Tauern, von Fellern im Stubach- hal nach Kais. Eine genaue Darlegung des Unternehmens indet sich in dem III. Circular der Section Austria vom \.pril d. J. Nach einer Schilderung des Weges, der in einer \.usdehnung von 10 Stunden und mit einem Höhenpnnkt von )eiläafig 8100' den „prächtigsten derTauernübergänge*' über- teigen soll, wird auf die Bedeutung desselben sowohl für die Bewohner der dortigen Gegend selbst, als für die Förderung [es Fremdenverkehrs hingewiesen , der ohnedies durch die iahe bevorstehende Eröffnung der Giselabahn eine bedeutende lebnng erfahren wird. Zur Erreichung des gewünschten iieles bedarf es insbesondere eines Schutzhauses auf der Höhe \es Schaf büliel 7300' hoch (Stubacher Seite), ferner zweier ester Stege im Tauermoos an Stelle der jetzt dort vorhan- lenen primitiven Balken , eines ordentlichen Saumpfades von (als bis nach der Hopfsbachalpe, womöglich in beiden Richt- ingen, endlich über 300 Klafter Felssprengungen durch die iCalserklamm ^ durch die der Weg mit Vermeidung der so- genannten „Stiege^^ oberhalb Kais in geringer Erhebung über He Thalsohle jener Schlucht hingeführt werden soll. Die resammtkosten sind auf die bedeutende Summe von circa 0,000 fl. angeschlagen. Mit Hülfe einiger namhafter Privat- »eiträge und eines bereits im Vorjahre aus der Centralkasse lewilligten Zuschusses von 250 fl. wird die Section ans ihren litteln schon im Laufe dieses Sommers das Schutzhaus voll- nden , das über 3 Klafter lang und 2 Klafter tief, ganz

40 Jahresbericht.

von Stein gebaut, zwei Abtheiluugen, die eine mit lAgerstätte, die andere mit Kochherd versehen enthält und hinieichende Unterkunft für etwa 20 Personen bietet. Der Dachraum wird zur Benützung für die Führer ebenfalls angemessen herge- richtet werden. Die Errichtung der beiden Stege ist bereitt vollendet.

Die Section Austria hat ferner in ihrer Sitzung vom 15. April für die nächsten Jahre das Dachsteingebirge n ihrem Excursionsgebiete bestimmt. Sie hat dabei das nach- ' ahmenswerthe Beispiel eines Preis- Ausschreibens von fl. 500 OW. für die beste ihr bis zum 31. Mai 1876 zugehende Mono- graphie jenes Gebirgsstocks gegeben und fordert ausserdem sämmtliche Mitglieder des Vereins auf, ihre etwaigen Be- richte über Touren in dem genannten Excursionsgebiet m ein von der Section besonders delegirtes Special-Comite ein- zusenden, welches dieselben sammeln und entweder selbststin- dig publiciren ocjer zur Veröffentlichung an die Redaction der Zeitschrift übermitteln wird, üeberdies ist von der Sec- tion auch im Dachsteingebirge der Bau von ünterkunftshütten, Verbesserung von Pfaden und längs besonders wichtiger Com- municationswege die Anbringung von Orientirungstafeln in Aussicht genommen. Sie zählt hierbei wie auf die Theilnahme weiterer Kreise; so insbesondere auch auf die thatkraftige Unterstützung der Gemeinden des Traun- und Ennsthals und weist schon jetzt zum Zwecke eines geordneten Vorgehen» der dortigen Bevölkerung auf die Bildung neuer Sectionen ausser der inzwischen begründeten in Ischl, allenfalls noch mit den Sitzen in Aussee und Schladming hin , denen sie mit Rath und That förderlich an Händen zu gehen ver- spricht.

Weiter hat die Section Austria für Benutzung der von dem bestandenen Ö. A. V. errichteten Rainerhntte an Wasserfallboden im Eaprunerthal folgenden Tarif erlassen: für blossen Aufenthalt in der Hütte 10 kr., bei Benutxang der Feuerstelle 20 kr., desgleichen der Schlafstelle 30 kr.; Mitglieder des D. & Ö. A. V. erlegen die Hälfte Der Betng ist in das Kassenbuch einzutragen und au die Melker te ]

Jahresbericht. 41

lächsten Sennhütte, allwo sich die Schlüssel der Hütte be- inden, za entrichten.

b) Die Section Frankfurt a M. , welche am 1. Juli 1873 das von ihr errichtete Gepatschhaus dem Ver- ehr übergeben, hat in diesem Jahre den Bau der Taschach- Qtte im obersten Pitzthal , wozu ihr von der vorjährigen eneral- Versammlung ein Beitrag von 200 fl. bewilligt wor- 3n war, in Angriff genommen und bereits vollendet. Die inweihung der Hütte fand im Beisein des Vereinspräsidenten errn Dr. Petersen, sowie der Herren Dr. Hecht aus rag und M. Dechy aus Pest am 27. Juli statt, worauf am

August noch ein Festschiessen von Anwohnern der be- ichbarten Thäler erfolgte. Die Hütte, 23' lang, 16' breit id vorerst mit den nothwendigeren Bedürfnissen genügend isgestattet, gewährt für etwa 8 Mann Raum zum Ueber- ichten und erforderte bisher einen Kostenaufwand von gegen )00 fl. Sie bietet für die grossartigen Gletscherübergänge, ie Rostiz-, Wurmthal-, Oelgrubenjoch nach Gepatsch, Sexten- aschach-, Mittelbergjoch nach Vent und die Besteigung von ochgipfeln wie Nördliche und Südliche Wildspitze, Hinterer rochkogel, Taschach- und Vernagtspitze, Brunnenkogel , In- 3re Oelgrubenspitze , Fluchtkogel u. s. f. von der nächsten nterkunft in Mittelberg aus gerechnet einen Vorsprung von

Wegstunden. Auf der Spitze eines durch das ganze Tasch- shthal sichtbaren Hügels ca. 7000' hoch vor dem Felsenbau es Urkundkopfes gelegen, ist die Hütte durch einen natür- chen Graben vor den Lawinen dieses Berges vollständig ge- ;hützt. Was die Grossartigkeit* der umgebenden Gletscher- ^nerie betrifft, so dürfte ihre Lage kaum von derjenigen iner anderen Vereinshütte übertroffen werden, indem der .ublick des breiten Sechsegertenferners im Westen, des furcht- ar zerklüfteten Sturzes des Taschachferners auf der Ostseite, eide so zu sagen unmittelbar vor der Thür der Hütte, tief nten das grüne Taschachthal und rückwärts die grandiose üsmauer von der Wildspitze bis zur Oelgrubenspitze die erh- abensten Contraste in sich vereinigen. Für die Taschach-

42 Jahresbericht.

hätte gilt derselbe Tarif wie far das Gepatschhaus. (VergL Jahresbericht 1873 pag. 36.)

AnsserdeiD hat die Section Frankfurt a. M. far weitere Aasstattang des letzteren, das ihr bisher einen Eostenanfwand von nahezu 1400 fl. verursachte, Sorge getragen and endlieb die ihr ans der Centralkasse für Yerbessemng des Weges an der Zwerchwand im Rofenthal zugewiesenen 200 fl. zu dieeem Zwecke verwandt. Die Ausfuhrung des W^es - hat Herr Josef Grüner, Wirth „zum Deutschen Alpen verein" inSöl- den, geleitet.

c) Seitens der Section Imst wurde eine Unterkunfts* hütte bei dem sog. Beisselsteine , 2 Stunden unterhalb des Gipfels des Mutikopfs (2773 M.), errichtet und laut SchreibeD der Section an den C. A. vom 11. August 1874 auch bereits dem Verkehr übergeben. Der Mntikopf, nordwestlich ober Imst gelegen und vom Thal aus in 6 Stunden zu erreichen^ bietet eine umfassende Rundsicht.

d) Die Section Klagen fürt hat im vergangenen Juli an Ort und Stelle mit den Vorarbeiten zu dem Bau eines Touristenhauses auf der Elisabeth-Ruhe im obersten Möllthal begonnen. Trotz der bedeutenden Dimensionen, die für dieses, in nächster Nähe des Pasterzengletschers sitnirte Haus vorgesehen sind, hofft die Section, einen günstigen Fort- gang ihrer Sammlungen vorausgesetzt, schon im Jahre lb75 mit dem Bau zu Stande zu kommen. Der für diesen Zweck in Bludenz bewilligte Zuschuss der Centralkasse von 400 fl. wurde der Section laut Kassenbericht ausgefolgt.

e) Auch die fernstabgelegene unserer Seetionen, die Sec- tion Küstenland in Tri est, die sich unter der kraft- vollen Leitung des Herrn Freiherrn von'Czoernig eines raschen Emporblühens erfreut, ist bereits im zweiten Jahre ihres Bestehens sofort zur That übergegangen. Sie hat in diesem Sommer die Erbauung einer Unterkunftshütte auf dem Krainer Schneeberg begonnen und dieselbe mit Eröffimiigi-

Jahresbericht. 43

feier am 18. Juli dem Verkehr iibergeben. Die Rnudsicfat des Schneebergs, der sich mit einer Gipfelhohe Yon 5622' zwischen den Südbahnstationen Rakek, Illyrisch-Feistritz und Fiume erhebt, und auf dem die Hütte 4732' hoch gelegen ist^ erreicht die östlichen Ausläufer der südtiroler Dolomiten, die steirische Gruppe der Sulzbacher Alpen , die Höhen des Unnathals in Türkisch Kroatien und die norddalmatinische Centralkette der dinarischen Alpen. Hervorzuheben ist, dass die Mittel zumB&u der auf 886 fl. veranschlagten Hütte ohne Beihülfe der Centralkasse lediglich durch die Section selbst aufgebracht worden sind.

f) Der Section Meran wurde in Ausführung des Be- schlusses der Generalversammlung zu Bludenz für den Bau einer Unterkuuftshütte an der Laugenspitze seitens des Cen- tralausschusses der vorläufige Beitrag von 200 fl. aus der Vereinskasse bewilligt. Die Section , die sich schon früher durch Errichtung der vor wenigen Wochen dem Verkehr über- gebenen Hirzerhütte (6500' hoch), die als massiver Steinbau für ca. 10 Personen Nachtlager bietet, und die Herstellung eines Weges auf den Laugen um die gemeinsamen Interessen wohl verdient gemacht hat, hat demnächst im Laufe dieses Sommers die Herstellung der Laugenhütte (ca. 7500' hoch) begonnen. Dieselbe wird von Holz errichtet werden und, in zwei Abtheilungen getheilt, Raum Rir wenigstens 6 Personen zum Uebernacbten gewähren. Mitten zwischen demUltenthal und dem Val di Non aufragend und sowohl von Meran als von Bozen aus in einem halben Tage unschwer zu erreichen, bietet die Laogenspitze, 7687' hoch, eine der umfassendsten Aussichten Südtirols über die Adamello- und Ortleralpen, Oetz- thaler und Stubaier Gebirge, Venediger- und Glocknergruppe und endlich im S. W. die lange Reihe der Dolomiten. Mit dem Abstieg von der Laugenspitze nach S. lässt sich leicht ein Besuch der deutschen Gemeinden im obersten Val di Non (Nonsberg) verbinden.

g) Die Section Pinzgau hat im Laufe des Sommers den Bau eines Hauses auf der Schmittenhöhe in Angriff ge- nommen, wohin sie schon im vorigen Jahre den Zugang

44 Jabresbericbt.

mittelst eines bequemen Geh- und Beit-Wegs bedeutend Ta> bet>sert hatte und das Haus bereits am 23. August unter zahl- reicher Betheiligung festlich eröffnet. In Gemassheit des Beschlusses der vorjährigen Generalversammlung wurde ihr als Beitrag der Centralkasse vorläufig die Summe von 200 i übermittelt. Die sehr umfassenden Projecte der Section, die sich vorwiegend auf dem Gebiet der Wegverbesserung der ihr zunächst liegenden Berge bewegen und nach einem vorläoligen Ueberschlage an 20,000 fl. erfordern werden, sind zu einem nicht unerheblichen Theil solche, wie sie bisher der Betheilig- ung von Vereins wegen für entsprechend gehalten wurden und daher auch zu fernerer Unterstützung durch die Centralkasse wohl geeignet erscheinen. Auch den Sectionen Austria and Salzburg ging die Section Pinzgau bei ihren Arbeiten im Stubach- und Obersulzbachthal mit Rath und That unter- stützend an Händen.

h) Seitens der Section Salzburg wurde mit einem Kostenaufwand von 800 fl. noch vor Beginn der Reisezeit ein 4' breiter Keitweg, Alpen vereinsweg*' genannt, auf den aussichtsreichen Gaisberg hergestellt. Die Section ist dem- nächst an die Ausführung zweier weiterer Projecte geschritten, indem sie zuvörderst den Bau ihrer Touristenhütte im Ober- sulzbachthal (Venedigergruppe) begonnen hat, wofür ihr die in Bludenz bewilligte Summe von 300 fl. zugestellt wurde. Umfassende Unternehmungen sind ferner für die Zugäuglich- machung des Unterberges in Aussicht genommen und theil- weise ebenfalls schon in der Ausführung begriffen. N&heres über die regeThätigkcit in Salzburg wird der Sectionsbericht bringen

Zur Vollständigkeit des Ueberblicks sei endlich erwähnt, dass eine Privatvereinigung von Wiener Gebirgsfreunden den Baa einer Touristenhütte am Ebenwandferner im obersten Suldenthal (Ortlergruppe) unternommen hat und dass das Actienhötel auf der Villacher Alpe zur grösseren Bequemlichkeit des reisenden Publikums darch eine Telegraphenleitnng mit der Stadt Villach in Verbindung gesetzt wurde.

5. Auch die Regelung des Führerwesens habei

Jahresbericht. 45

li mehrere Sectionen angelegen sein lassen. So wurde von inchen aus für das Wetterstein-Gebirge eine Führer-Ord- Qg erlassen, die in ihren Grundziigen der für Tirol gelten- 1 entspricht; ingleichen hat die neue Section Krain in ibach eine „Bergführer-Ordnung für das Herzogthum Krain** {gearbeitet, die bereits die Sanctipn der dortigen Landes- ;ierung erhalten hat und dem G. A. vor Kurzem zugestellt rde. Die Section Vorarlberg liess ein Verzeichniss der von

autorisirten Führer im Druck erscheinen. Die Section az hat in Verbindung mit dem steirischen Gebirgsverein Zustandebringung einer Bergführer-Ordnung für Steier- rk, die neue Section Inner-Oetzthal eine solche für das tzthal angebahnt Die wichtigste Erscheinung auf diesem biet bildet jedoch die von der k. k. Landesregierung in !zburg unterm 20. Mai d.J. erlassene „Bergführer-Ordnung

das Herzogthum Salzburg^* gültig vom 1. Juli 1874 ab.

ihrem Zustandekommen gebührt der Section Salzburg, 1 der unter der erfahrenen Mitwirkung des Herrn Stüdl Prag auch der erste Entwurf ausgearbeitet wurde, ein sentlicher Antheil. Der bedeutende Einfluss auf das Führer- sen , welcher den Sectionen des D. & O. A. V. nach dieser len Ordnung nunmehr statutarisch eingeräumt ist, muss ' k. k Landesregierung gegenüber Seitens des Vereins aufs sudigste anerkannt werden; so ist in den §§ 1 bis 3 die Stellung als Bergführer durchaus von einem, seitens der ireffenden Section oder ihres Bevollmächtigten ausgestellten ignisses zur Befähigung abhängig gemacht und es wer- 1 sich überhaupt die politischen Bezirksbehorden „behufs

Prüfung und Ueberwachung der Führer , insbesondere

Vermittlung der Sectionen des D. & Ö. A. V. bedienen." enso ist in § 13 die Begutachtung sämmtlicher Tarife rch die letzteren vorgeschrieben. Dem entsprechend haben *eits die Sectionen Salzburg und Pinzgau aus ihrer Mitte je . ständiges Delegirten-Comite zu diesem Zwecke ernannt, :en erstes für die politischen Bezirke Pongau, Lungau und [zburg, das zweite für den Bezirk Pinzgau competent

Die Führer-Ordnung, die den sämmtliohen Sections-

46 Jahresbericht.

vorständen durch den C. A. zugestellt wurde, verdient in allen Details als ein mustergültiges Statut bezeichnet zu werden.

6. Um das Band der Zusammengehörigkeit fester in schlingen und auch zwischen den Generalversammlungen die gemeinsamen Angelegenheiten im personlichen Austausch zo behandeln, wurden mehrfach von Gruppen benachbarter Sec- tionen Zusammenkünfte an schön gelegenen Orten abgehalten; so gaben sich die Sectionen Küstenland und Krain am 26. April ein Rendez- vous auf dem Nanos bei Triest und am 24. Mai am Javornik bei Idria; die westdeutschen Sectionen Frank- furt a. M. , Darmstadt, Heidelberg, Karlsruhe, Schwaben am 17. Mai in Heidelberg, endlich die nördlichen Sectionen Prag, Dresden, Leipzig und Berlin am 31. Mai zu Aussig in Böhmen. Es steht zu erwarten, dass solche das Yereinideben fördernde Vereinigungen in Zukunft öfter statthaben werden.

7. Wir dürfen den Blick von unserem Vereine nicht ab- wenden, ohne noch jenes grossen Unternehmens zu gedenken, das durch die Betheiligung eines unserer hervorragendsten Mitglieder dem Alpenverein besonders nahe steht: Wir meinen die österreichisch-ungarische Polar-Expedition auf dem „TegethöflF*' unter Commando der Herren Schiffslieutenant Weypprecht und Oberlieutenant Payer. Möchten unsere Freunde mit der Neige dieses Sommers von ihrem schweren Feldzuge für die Wissenschaft siegreich heimkehren und die Befürchtungen einiger russischer Seefahrer, dass die Expe- dition bei den neuerdings bedeutenden Eisanhäufungen im Osten Nowa-Semlias ihr Ziel in den sibirischen Gewässern nicht erreicht oder gar Schaden genommen haben könnte, als unbegründet erwiesen werden!

8. Die Beziehungen zu den auswärtigen Alpen- vereinen waren fortwährend die freundschaftlichsten.

Mit dem Italienischen Alpen-Club wurde anf dessen Vorschlag ein Uebereinkommen dahin getroffen, da» die beiderseitigen Zeitschriften alsbald nach ihrem Erscheinen und zwar in einer Anzahl ausgetauscht werden , die der Summe der Sectionen desjenigen von beiden Vereinen ent- spricht, der die meisten Sectionen zählt. Die Vertheiluaf

Jahresbericht. 47

*

an die Sectioiis-Vorstände erfolgt von den beiderseitigen Gentralleitungen aus.

Mit dem Schweizer Alpen-Club steht der Central- Ausschuss wegen einer gleichen Uebereinkunft in ünter- liandlnng.

Auf der General- Versammlung des C A. I. zti Turin am 9. August war unser Verein durch Herrn V. d' Arnese aus Janowiec, Provinz Posen, Mitglied der Section Frank- furt a. M., repräsentirt.

Der Französische Alpenverein, der unter dem Namen „Club Alpin Fran9ais^* ebenfalls auf der Sections- eintheilung beruhend , im April d. J. zu Paris begründet wurde, hat uns seine Statuten mittelst sehr freundlichen Schreibens notificirt, welch letzteres Seitens des C. A. mit dem Ersuchen um Austausch von vorläufig einem Exemplar der Zeitschrift ebenso verbindlich erwiedert wurde. Es ist ächte Alpenluft\ durchhaucht von patriotischem Geiste, die uns aus dem Aufruf und den Statuten des neuen Vereins zum ersten Mal nun auch aus Frankreich entgegenweht, und wie die Romanischen Mitglieder des S. A. G. sich als tüch- tige Rivalen ihrer Deutschen Genossen bewährt haben, so wird es ohne Zweifel auch der Energie des neuen Bruder- vereins gelingen, die Schätze zu heben, die in dem herr- lichen Alpen-Gebiet Frankreichs schon lange seiner Thatkraft geharrt haben.

Auch von dem Ungarischen Karpathen - Ve r- ein und dem Galizischen Tatraverein, beide im vorigen Jahre gebildet, wurden uns die Statuten über- mittelt und nähere Beziehungen mit diesen Vereinen eröffnet.

Die Familie der grossen Europäischen Alpenvereine ist mit Schaffung des Französischen nunmehr vollzählig ge- worden.

Möge der D. & 0. A. V. , dem durch das grösste Gebiet auch die grösste Aufgabe geworden ist, sich derselben wie in diesem Jahre so auch ferner an Ansehen und Einfluss er- starkend mehr und mehr gewachsen zeigen!

EechenBehftftabericlit .

AdU

Cassa-Conto

1873

Januar \ I ,

An Saldo alter Bechnang .

All lUlglle4lei>BeItrftK0D

2 pro 1870/71 . . ,

416 IR72 , . . .

2071 .. 1873 . . . .

Ad Zeilscfarirtcn -YorluDf

von Sectio na mitglieiiern .

Tom Ssterroichischen Alpen- Verain fOr 1350 Exempki Band 111

Ad TeretnsKioheii-rerkKiif Au Zinsen

An LniffechslDOp

für ÖW. fl. 8. 26. Papier für ÖW. fl. 3053. «, Silber

ÖW. '" ÖW,

wm HIB

6997,52, 1. Janunr 1874: An Saldo älter Bechnnng

ÖW. Silber fl, 826, 63. ÖW, Papier 5436, 68. Vorstehender Auing wurde tod mir ans dem CtMabnch Fol. S&— 4i> ond aus den beifol^ndm Conti Corrcnti gesogen, die BachunngifiUiiiiS pro 1873 bod ich in Ordnung gehend and atimmend Frankfurt a/H., den 30 Juni 1874.

F Seharff.

(. Z. CuaUr i. Cmit «uask. «. D. m. & 1. ^

Bcc h eiuchaftaberi ch t.

e B.

0 1873.

Per Zeitschrift für lithograph. Arbeiten . . für Drneterei . . . . . für Bnthbiader

Per Weg- und HDtlenlMinteii fOr den Oniewteig

fQr die Knorrhüttc . . für du GepatachbaaR . für die Ortlerleitcr für 'VWßUutfii im MalUthal für L'utt^rkunfUbaaa aof Kor- für pMKage mm Viachberg-

gipfel ..... für Weg lor Uaialpe .

Per DiTerse :

Frans K«il '.\

Pfarrer Senn 'I

Per YerelaxzelGhen . . . .| Per rmwerhslnni.' j|

für ÖW. fl. 7. 72. Silber .{;

für ÖW. fl. 332i91. Papier, i^

Per Volonlt-Kkrte . . . .j: Per Vortrag auf neue Bechnong ;|

20S'hA 2062 84179

1347

07

2512

kr.

59

d.

1947

07

128

-

57

-

20

200 50 I5U

^4

-

-

500

_

-

100

20

_

128

57

1040

44

Ib

45

m

38

z

100

t>0 700

70

_

890

70

42

86

47

75

3053

"

8

26

417

0^

63

-

~

826

69»'i

5436 10233

68 28

Vorstehend

aldo worde

ir wie folgt übe

OW. Silb-r.

Baar fl. 593. 46.

ch A. Beinach hin gegen Valuta

-. Silberrente ÖW. fl. 1850 . zam bin-

:hiiben bei Herrn H. Waitienbaaer in Hüncben , 181,81. ßr. K. Hanshofer , . 51. 36.

mittelt: fl. 4095. 21. . 1341. 47.

fi. 826. 63. fl. 5436. 68

50 Kcchenschafteber'cbt.

Anlage C.

Auszog aus dem Cassa-Buch über Iviniialimeii and Aasgaboi,

welche noch das Vereinsjahr 1873 betreifen und erst im

Jnhr 1874 regnlirt worden sind.

Lant Cagsabuch Fo. 48 re- ducirt flieh der Q bergebene Saldo von

I Mitgliederbeitrag pro 1B72I 2

323 do ,. 1873| |133

Guthaben bei der Lindaner- 1~~"

sehen Buchhandlung . ,'

b. AasgBben ;|

fQr die Zeitschrift:

Band ir, 2 j

Qr Porti and Regle: Diverse Spesen in Wien . VergDtnngan Herrn Dr. K. Hamhofer für die Re-

daction

Vergütung an Hrn. Traot-

,_i^, I I .

ihr. mir. Sp.PI.

Ifür die Dolomitlarte

171 12,11

10o!_-_|--_'2P4, _ I I I i' 506 128

I

Saldo als aktii

ü Ven

Für die Dolomitkarte wird noch ein RSckatand von Thlr. 28. IT, i- tcommen, bewilligt waren Silber ow fl 7CI0. ., ansgegeben bii jrtil Silber öw. fl. 1177. ■IS. (Im Ganwii wenien sich deren Kosten auf Silbtt öw. fl. 1220. 31 belaufen), welcbe Ueberscbreitang io Folge der starkem Aoflage entstanden ist.

Die rQcliBtÜn lügen Mitglieder bei trüge betragen noch Tblr. 12. ., dem Eingang xweifelhaft ist (eingegangen). '(

VorrSthige Vereinsleichen r 68 Stück.

Olliger Saldo Ton TLlr. 2927.9. 10. ist abrüglich einer kleinen iMfer den Hanilkasse und Thlr 808. 2t. 0 in interr Siiberrente, tinstragod bei dem tiiesigen Hause Alexander Oontard u, Sohn angelegt.

Frankfurt a|U., den 20. Angnat 1874.

F. Sohftrff,

I. ■£. Ctiilcr d. Ccmr. «iKch. d. D. a. O.A.T.

Bechenscbaftsbericht.

51

Anlage D.

Rechenschafts-Bericht pro 1873|74.

Da mit dem Jahre 1873 der Abschluss der Recbnungen des ehemaligen Deutschen Alpenrereins stattfindet , so wurden in den vorliegenden Bericht ^uch die noch von früheren Jabren Iv^rrührenden Einnahmen und Ausgaben, über Welche noch keine Rechenschaft abgelegt wurde, sowie die noch das Jahr 1873 betreflFenden, aber erst im Jahr 1874 erledigten Einnahmen und Aasgaben aufgenommen.

Das österr. Papiergeld wurde hier durchgängig zu 109 (dem Durch- schnittscourse des verflossenen Jahres) in österr. Siltergulden reduzirt, die 'Thaler ausnahmsweise a '.s.

Beiträge leisteten pro 1873 Mitglieder 2394

Von früheren Jahren zahlten 419

per 1874 zahlten Mitglieder 2

2815

Im Rückstand pro 1873 verbleiben noch Mitglieder

Eingänge :

Mitgliederbeiträge . . Verkauf der Zeitschrift Winsen

für Ausgaben waren votirt:

für die Zeif.schrift .... für Weg- und Hüttenbau . für Drucksachen, Porti und

Regie

für unvorhergesehene Fälle (Franz Keil und Agordo) für Reservefonds ....

öw.fl. 60 o/o ll 7004

15 10

10

1751

1167

'' 583 I! ii 1167

Ver- wendet.

kr. 'öw.fl. kr.

291 5511I36 07

A08 Ueberschiissen frflherer Jahre :

für die Dolomitkarte

für Franz Senn

■" 700 ii 642

13016

Ab die Mehrausgabe

38 69

I

I 38

20:

1309 12^8

17

85

174 95

! ,

1

Silber.

Mehr- Ausgabe.

öw.fl. kr.

8450

2955 267

11673

75 15 91

81

Erspar« niss.

öw.fl kr.

1177

45

642 20i

81 47i

-8

:-l 1167

öw.fl.

1492 441

477

451

kr.

93 90

74 38

Ol 10063'98, 558 92

I i

2<*5203

1301601

3510 55S

95 92

" 2952 103

Von obigen Ueberschüssen wird noch Silber ÖW. fl. 42, 86. für die Dolomitkarte abgehen, dem gegenüber stehen noch Mitgliedeibeiträge per 1873 mit Silber ÖW. fl. 18. ., deren Eingang zweifelhaft ist. ^Eingegangen.)

Frankfurt a.|M., den 20. August 1874.

F. Scharfl;

z. Z. Cassier-d. Centr. Aasseb. d. D. u. Ö. A. V. Bd. V, Abth. II. ^

52

Mitglieder -Verzeicliniss,

Mitglieder -Verzeicliniss.

Algäu - Immenstadt.

Sectionsleitung:

Waltenberger A., I. Voi-stand. Probst A., IL Vorstand. Stahel Jos., Schriftführer. Seiferheld Hermann, Cassier. Dann er, k. Professor, Fleschhut F. F., Höss J., Haslach J., Hiebeier K.,

Beisitzer.

Mitgliederzahl: 97.

6a reis, Privatier, Aescbach.

Bauer Wilhelm, Commis, Sonthofen.

Beck, Dr. prakt. Arzt, Immenstadt.

Beck WendeliD, Lehrer, Hindelang.

Be n d e Jos., Cementfabrikant, Recken-* berg.

Bergmann, k. Cassier, Sonthofen.

Berktold W., Gastgeber, Oberdorf.

Berktold Xav.^ Gerbermstr., Hin- delang.

Besler Franz, Bernaa.

T. Besserer, k. Oberförster, Ln- menstadt.

B 5 s 1 , k. Bezirksthierarzt, Immenstadt.

Brestel Otto, Postezpeditor , Hin- delang.

Brugg Dr., k. Bezirksarzt, Immen- stadt.

Brahl Julius, Maler, Lindau.

Br&ller Max, k. Bezirksthierarzt,

Dann er J., k. Professor u. Instituts- Director, Lindau.

Dillenius, k. Notar, Weiler.

Eckle Joh., Uhrmacher, Lindau.

£ i b l e r Ed , Gotreidehändler, LindaiL

Eibner J. T., Fabrikdir., Sonthofen.

Epple Magnus, Fabrikant, Sont- hofen.

Erte W., k. Zolleinnehmer, ObeijoeL

Farr Wilhelm, Kaufmann, Lindaa.

Fleschhut F. F., Kaufmann, Immeo- stau (.

Frank Leopold, k. BahnamtsgehQlfe, Immenstadt.

Frommknecht, k. Posthalter, Kim- ratbshofen.

G er u m Josef, Brauereibes., Sonthofen

Gietl A., Flaschnermstr., Sonthofen.

Gleissner F., Techniker, Bamberg.

Göhl, k. Posthalter, Hindelang.

Gompart Otto, k. Notar, Lindau.

Greiner Wilh., k. Babnamtsgehfllfe» Immenstadt.

Greiner A., k. Ezpoditor, Lindai»

Mitglieder -Verzeichniss.

53

faggenmüller Ignaz, k. Notar, Immenstadt

ag p n a u e r Max, Kaufm. Itnmenstadt.

a 8 1 a c h Josef , Kaufm. , Immen- stadt.

a über Georg, Eisenhändler, Lindau.

elm Carl, Lehrer, Lindau.

elmensdorferM., Kaufm., Lindau.

crburgerC, Kaufm., Immeustadt.

errmann Leonhard, Gasthof bes., Immenstadt.

erz F. Jos , Kaufm., Immenstadt.

erz 0. jun., Kaufmann, Sonthofen.

erz Xaver, Kaufmann, Sonthofen.

irnbein Joh., Gutsbes., Wilbams.

i e b e 1 e r , Goldarbeiter, Immenstadt.

ilsenbeck, Kaufin., Immenstadt.

5 SS Jos., Brauerei u. Gutsbesitzer, Immenstadt.

[ 11 b e r Jos. , Notariats - Concipient, Deggendorf.

or Eduard, Sonthofen.

'eck Aurel, Gasthof bes., Imraenstadt.

'Oller, Landrath u. Bürgermeister, Gossholz.

1 e b e r Wilh., k. Bahnamts- Assistent, Immenstadt.

ic h n e r , Handlungsroisender, Kreuz- nach.

%ng Eugen, Buchhalter, Sonthofen.

arckhardt Peter, Bürgermeister,

ey Georg, Fabrikdirector, Weiler.

tili er Anton, Commis, Sonthofen.

feiffer A., Lehrer, Lindau.

Pf ister £., Grosshändier, Lindau.

ölcber F., Kaufm., Immenstadt.

reit er Ad. Dr., prakt. Arzt, Weiler.

robst Ad, Fabrikbes., Immenstadt.

rohst E., Fabrikbes., Immenstadt.

robst 0., Fabrikbes., Immenstadt.

ua n te Franz, k. Oberförster, Marktl.

Kauchen egg er Benno, Bedacteur, Immenstadt.

V. Rebay, k. Assessor, Weiler.

Bees, Gastwirth, Sonthofen.

Ritz, k. Professor, Lindau.

Ru es s Johann, Mechaniker, Sonthofen.

S a u t e r , Consum Vereins - Ver walter, Immenstadt.

Schedler, Kaufmann, Immenstadt.

Sc hedler Ludwig, Kaufm., Weilheim.

Schedler Otto, Kaufm., Immenstadt.

Schedler J. Gg, Oekonom, Ober- staufen.

Schöntag Albr , Berg- u. Hütten- Amts-Pract., München.

Schubert, Bergamtsfunct. Sonthofen.

Seiferheld H., Correspondent , Im- menstadt.

Stahel Jos., Prokurist, Immenstadt.

Stettner jun., Buchhändler, Lindau.

S t e p p e s , k., Obercontroleur, Lindau .

T h 0 m a n n Ulrich, Eisenhändl., Lindau .

ümgelt Chr., k. Hüttenamts - Offi- ziant, Sonthofen.

Vo g 1 e r , Jos., Werkmstr, Hindenlang.

Vogt, Thadd, Kaufm., Immenstadt.

Wagen seil, Buchhalter, Sonthofen.

Walpetinger, Kaufmann, Lindau.

Walten berger A., k. Bezirks-Geo- meter, Immenstadt.

Welz J., Privatier, Immenstadt.

Wild Franz, Commis, Sonthofen.

Windstosser Jos., k. Functionär, Hersbruck.

Windstosser Wilh, Geometer, Im- menstadt.

Winneberger Job., Maschinen- fabrikant, Hindelang.

Wucher Peter, k. Posthalter, Weiler.

Zillibiller Albert, Hindelang.

Zillibiller Max, Kaufro., Hindelang.

54

Mit gl ieder - Verzeicb niss.

AlgBu - Kempten.

Sectionsleitung: Oertel Dr. Julius, k. Bez.-Ger.-Rath, Vorstand. Wagner Heinr., Kaufmann, Secretär. V. Kolb Oskar, Apotheker, Cassier.

Mitglieder zahl: 35.

Bausenwein Georg, k. Gewerbslehr.

Blenk Julias, Pmatier.

T. B i b r a , Freiherr, Commandant des

k. 1. Jägerbataillons. Bihler, k. Bez -Ger.-Assessor. Cbapuis Franz, Kaufmann. Ghapuis Wilhelm, Kaufmann. Du well Heinrich, Fabrikdirector. Du räch Franz, Kaufmann. Einstein M. L., Banquier. Fuggs Wilhelm, Kaufmann. Grad n er Friedrich, Privatier. Gen^ve Clement, Kaufmann. Geiger Michael, Gutsbesitzer, Otto-

heuern. Groll, k. Gewerbslehrer. ¥• Kolb Oskar, Apotheker. Karrer Dr., k. Bez.-Ger.-Arzt. Kremser Simon, Kaufmann. V. Krafft-Dellmensingen, Conr.

k. Notar.

Koerber Joh., k. Pfarrer, Sammers-

dorf Mittel franken. Leichtle Adolf, Privatier. Lin gg Julius, Gntsbeaitzer, Weitnaa

bei Kempten. Mer9y, Bureauchef in der Fabrili

Kottem bei Kempten. Oertel Jalius Dr., k. Bez -Ger.-R&th Sauer Gustav, Fabrikcontrolear. Sattler Xaver, Kaufmann. Schnetzer Wilhelm, Kaufmann. Schnetzcr Michael , Gutsbesitzer,

Thüngers bei Kempten. Schachenmayer W., Bachhindkr. Tröltsch Heinrich, Bankbucbhilter. Wagner Heinrich, Kaufmann. Wagner Hago, Kaufmann. Was sie Wilibald, Bierbrauereibes. Wirth Carl Dr., k. Advokat Widmann Josef, Civilingenieur. Wittmayer Heinrich, iTanfinMii.

Die Thätigkeit der Section beschränkt sich zunächst auf das Algäu.

Ihre Versammlungen sind an vorausbestimmte Tage nickt gebunden , sondern finden nach Bedürfuiss statt mit freier An- meldung.

Gegenstand von Vorträgen waren

a. der Besuch der Sturmannshöhle bei OberraeiseUt^in am Schwarzenberg,

b. die Braunkohlenfimde im Algäu,

c. die erratischen Blöcke, Begriff und Fimdorte im Alguu.

Mitglieder -Verzeichniss.

55

Augsburg.

Sectionsleitung :

Hassler Th., Fabrikdirector, I. Präsident. Ja min, Artillerie-Hauptmann, H. Lampart Th., Buchhändler, I. Schriftführer. Mayr Dr. 0., Rechtsanwalt, ü. Degmair Rud., Buchhalter, Cassier. Baeumler, Kaufmann, Adam Peter, Thierarzt, Forster Otto, Privatier, Mi ehr Dr., prakt. Arzt,

11

Beisitzer.

Mitgliederzahl: 110. (87 in Aagsborg, 23 auswärts.)

n Peter, Thierarzt. i n g e r , k. Bez.-Amtsassessor, ertingeD.

im 1er C. L., Kaufmann, .rtb Herrn. Frh., München. )T Ludw., Recbtspraktikant. ck L., Frh., Fabrikbesitzer, endörfer F., Ingenieur, zold Dr., Oberstabsarzt, hoff Ad., Kaufmann, fiel A., Prokurist, es, Gerbermeister. let Arthur, Studirender. h Conr. Privatier, h L., Privatier.

h Reinh., Agent, n , k. Advokat.

Privatier, ch F., Antiquar, ü. A f Fabrikbesitzer. H., Fabrikdirektor. Fr., Fabrikbesitzer, nair B., Buchhalter. 1, k. Oberzollinspector. eldey J., Kaufmann.

Fischer, Stadtschreiber, Kauf beuren. Forster C. jun., Fabrikbesiter. Forster C. se», Fabrikbesitzer. Forster Otto, Privatier. Forst er Richard, Chemiker. Frank 1, k. Apellrath. Fuchs Peter, Commis. F u g g e r Graf, Accessist. Geis Dr., Gutsbesitzer, Weidenkamm. Geret Jul., Apotheker, Mering. Gollwitzer C.. Baumeister. Ooetz, k. Notar, Buchloe. Goetze, Fabrikant, Groitzsch. Gombart C, Kaufmann. Gombart Th., Kaufmann. G w i n n er , Stadtgerichtsassessor. Haffner C. jun., Kaufm., Kaufbeuren. H a f f n e r C. sen.^ Kaufm., Kaufbeuren. Hake R, Bez.-Gerichts-Rath. Hassler Th., Fabrikdirektor. Heinrich 0., k. Notar. H einzelmann, Kaufmann, Kauf- beuren. Hertel A., Kaufmann. Hey mann T., Prokarist.

56

Mitglieder -Verzeichniss.

H immer Ad, Bachbändler.

V. Hoermann, Studirender.

Hoffmann, Bierbrauereibesitzer.

Holler Dr., prakt. Arzt, Mering.

Holzhey, Privatier.

Hummel Fr., Kaufmann.

Jamin, Art-Hauptmann.

Jung Dr., k. Advokat.

Kaess G., Fabrikbes., Haunstetten.

Keller, Carl, Privatier.

Kerschensteiner, k. Kreismedi- zinal-Rath, München.

Kiliani, k. Bezirksgerichtsrath.

Körb er Dr., prakt. Arzt.

Kugler Dr., prakt. Arzt, Schwab- hausen.

Lampart Th., Buchhändler.

Landmann, Kedacteur.

L e c h n e r Ad. , Commis , Schwab- münchen.

Leu C, Privatier.

Martini V., Fabrikbesitzer.

Martini W., Fabrikbesitzer.

Mayr Dr., k. Advokat.

Miehr Dr., prakt. Arzt.

Morgenroth, Rechnungs-Commis?.

Obermayer M., Banquier.

Petry A., Professor.

Pfenning Fr., Fabrikant, Greiz.

Pflaum er 0., Prokurist

Poehlmann Dr., k. Advokat.

V. Poellnitz Frh.

Prinz Fr, Controleur.

Reichenbach J^mil, Chemiker.

Renftle Jos., Pfarrer, Mering.

Riedinger A., technischer Directör. Riedinger G., Fabrikbesitzer. Roth Ad., Apotheker, Kaufbcucrn. Sand Ingenieur. Sander Th , Fabrikbesitzer. Schaefer M., Privatier, Kaufbeueni. Schanber Dr., prakt. Ant. Schelor E., Grosshändler. Schenken hofer C, Fabrikant. Schenkenhofer F., FabriUnt. Schenkenhofer J., KaufmanB. v. Schnurbein Frh., k. Appellrath. Schmid E., Banquier. Schmidt G., Grosshandler, M-

heuern. Schmitt, k. Notar, Seh wabmüncba. Sedelmaier J., Optiker. Silbermann, Fabrikbesitier. S tahel, V. J., Buchhändler, Würzburg. V. Stetten A., Partikulier. V. Stetten C, Banquier. Stockheim Dr, Rechtsconeipient. Voelk Dr., k. Advokat. Vogel A., Bank-Agent. V. W*achter Dr., prakt. Arzt. Wagenseil Ferd., Grosshändler, Wagner, Pfarrer, Klcinaitingen. Warmuth, Bezirksger.-Assessor. We i n m a n n , Staatsanwalt in LanJshot- Welsch, Agent. Wilhelm, k. Notar Winterwerber, Fabrikdirektor. Wurm, Artillerie-Major. Zoll eis, Fabrikbesitzer, Mering.

Unsere Seetion, welche im Juli 1869 gebildet vrurde unJ somit neben München die erstgegründete des Deutschen Alpen- vereins ist, hat sich, nachdem wir inzwischen eine Seetion Algäu- Immenstadt ins Leben gerufen, Anfangs dieses Jahres nacb freundschaftlichem Uebereinkommen von Immenstadt wieder ge- trennt und als Seetion Augsburg reconstituirt.

Der Seetion Algäu-Immenstadt wurde zur Herstellung

Mitglieder - Verzeichniss.

i)i

Unterkunftsliütte au der Müdelegabel ein Beitrag von fl. 50. aus unserer Sectionskasse gespendet.

Von alpinen Leistungen unserer Mitglieder verdient besondere Erwähnung die Besteigung der Partenkirchener- Dreithorspitze (eine der ersten Ersteigungen) durch Herrn Arthur Bonnet, dessen Schilderung in der Zeitschrift Bd. V. 2. enthalten ist.

Als literarische Leistung eines unserer Mitglieder ist in hervorragender Weise zu nennen das Werk: Aus den nörd- lichen Kalkalpen von Hermann v. Barth (Gera 1874), welches zum mindesten in keiner Sections-Bibliothek fehlen sollte.

Unsere Sections-Bibliothek zählt z. Z. ca. 150 Bände, woninter alle bedeutenden alpinen Werke und eine grosse Anzahl von Karten und Panoramen.

A US See.

Sectionsleistung :

Schreiber Josef, Dr. med., Vorstand. V. Posch Vincenz, Bergrath, Stellvertreter. Wagendorffer Johann, Cassier. Konschegg Victor, Lehrer, Schriftfilhrer.

Mitgliederzahl:

Adamovits Hugo, Conditor. Anger er Cajetan, Bildhauer. V. Chlometzky Jobann Ritter, k. k.

Ackerbauminister. Dan gl Richard, Handelsmann. Eibl Mathias, Fleischer. Falk WüUam, Privatier. Frischmnth Michael, Hotelier. Gaiswinkler Franz, Gemeindevorst. Geyer Ferd , Privatier. Geyer Georg, Realschüler. Haas Franz, Schlosser. ffackl Carl, Hotelier. HamiDdr Simon, Dechant.

Herren feld Heinrich, Redacteor. Heupl Jobann, k. k. Hüttenverwalter. Hölzelsauer Theodor, Handelsmann. Hürsch Susanne, Privatiere. Koche ms Paul, Dr. med., Salinenarzt. Koberl Clemens, Hotelier. Konschegg Victor, Lehrer. V. Krammer, Ritter, k. russ. Staats-

rath. Krauss Camillo, Jurist. Kreuch 1 Ferdinand, Handelsmann. Kreuzberger Heinrich, Buchhändler. Laimer Josef, Müller. V. Lamberg Graf Carl.

58

Mitglieder -Verzeichniss.

Langer v. Lansperg, k. k. Legations-

rath. Langer y. Lansperg, Legationsrathin. V. ^eran Franz Graf. Moser Franz, Maler. Nenscbolz Jacob, Banqnier. Ni essner A., Postmeister u. Hotelier. Oberascher Leo, Privat. Obersteiner Heinrich, Dr. med. Pecinowsky Jobann, Apotheker. Poden Ludwig, Handelsmann. Pohl Ed., Dr. med., Salinenphysikos. V. Posch Vincenz, Bergrath. Preass Eduard, Pianist. Saherpökh Carl, Apotheker. Sar6 Ulrich, Privatier. S c h e i c h 1 ' Franz, Gemeindevorsteher.

Schraml Albin, Hotelier. Schreiber Josef, Dr. med., Dooeni

Schwarz Josef, Tapezier.

Steinlechner Hans, Uhrmacher.

Stöger Georg, Hotelier.

Stroriedl Alezander, Bezirkshaoptm.

Stüger Franz, Hotelier.

Tichj Gotthard, Delikatessenbindler.

Vesco Josef, Galanteriewaarenbindler.

Vitzthum Franz, prakt. Arzt.

Wagender ff er Greg., Handelsmann.

Wagendorffer Job., Handelsmion.

v. Wagner Ladislaus, Professor.

Walcher Johann, Lederfabrikani

Walter Alois Dr. jur., Notar.

Weiss Edler v. Weissenhall, Ernst

We r t h n e r Adolf, Inhaber der N. fr. Pr.

(Steirisches Salzkammergut). Es musste befremden^ dass während in den hervorragenderen Ortschaften der östfT- reichischen Alpen schon seit längerer Zeit sich Sectionen ge- bildet hatten, gerade in dem von Touristen so viel besuchten^ durch seine mannigfaltigen Naturschönheiten berühmt gewordenen Salzkammergute noch keine Vereinigung von Männern erzielt worden war, welche sich die Verfolgung der vom deutschen und österreichischen Alpenverein ins Auge gefassten Ziele zur Auf- gabe gestellt hätte.

Das Verdienst, die Anregung zur Bildung einer Alpenvereins- Section im Salzkammergute gegeben und die vorbereitenden Schritte eingeleitet zu haben, gebührt dem wackeren schon seit der Gründung des Alpenvereins für dessen Gedeihen rasÜo? wirkenden Mitgliede der „Section Austria", Herrn Professor Dr. Egger Ritter von MöUwald.

Von der richtigen Idee ausgehend, dass das Salzkanim»:gat nicht nur ein geographisch, sondern auch ein orographisch un- zertrennliches Ganze bildet, indem seine Gebirgsthäler von ein und demselben Hauptflusse (der Traun) durchströint und dierear- schiedenen Seen als: Toplitz-, Grundl-, Altausseer-, Oedai-r Hallstätter- und Traunsee von eben den^iselben Flusse gebildet werden, hielt Professor v. Egg er eine das ganze Salzkammogik

Mitgliedcr-Verzeicbniss. 59

aschliessende Section für das Zweckmässigste , welche iu den ten Äussee, Gmuiiden und Ischl ihre Werbebureaus und auch n Sitz des alljährlich neu zu wählenden Ausschusses aJtemirend ben sollten.

Dem gemäss lud Herr Professor v. Egger die Bevölkerung s gesammten Salzkammergutes im August 1874 zur constitui- iden Versammlung nach Ischl, woselbst der leitende Ausschuss wählt wurde.

Auch in Aussee fand der Gedanke, in unseren Alpen für die irchforschung der noch imbestiegenen Bergspitzen, für Ver- sserung der Wege, für Erbauung von Unterkunftshütten und ganisirung des Führerwesens das Versäumte nachzuholen, all- raeinen Beifall; gleichzeitig aber fasste die Ueberzeugung feste urzeln, dass eine selbständige Section Aussee um so Erspriess- heres werde leisten können, weil einerseits der Wirkungskreis 1 imbegrenzterer, andererseits der Möglichkeit einer Controverse d nachherigen Entzweiung zwischen den drei Mitgliederkörper- laften des Sectionsgebiets vorgebeugt wäre.

Dieser Einsicht konnte sich Niemand verschliessen und so irde denn in einer Besprechung der Ausseer Mitglieder der istimmige Beschluss auf Creirung einer selbständigen Section issee gefasst, dem leitenden Auaschuss der Section Salzkammer- t, der vorläufig in Ischl seinen Sitz hatte, unter Ausdrücken 5 aufrichtigsten Dankes für die gegebene Anregung hievon mntniss gebracht, mit der Hoffiiung, dass die angrenzenden etionen in freundnachbarlichstem Verkehre sich g^enseitig terstützend nebeneinander auch für und mit einander wirken d Gutes schaffen mögen.

Nach Genehmigung der Statuten durch die hohe k. k. Statt- lt«rei zu Graz constituirte sich die Section Aussee, welche bis- r 59 Mitglieder zählt, am 31. October 1874.

Der elfgliedrige Ausschuss, bestehend aus den Herren: ncenz v. Posch, k. k. Bergrath; Carl Saherpökh, Bürgermstr. ; ?d. Dr. Josef Schreiber, k. k. Universitätsdocent ; Alexander roriedl, k. k. Bezirkshauptmann; Victor Konschegg, Lehrer; hann Walcher, Leder&brikant ; Med. Dr. Eduard Pohl, k. k. linenphysikus ; Gregor Wagendorffer, Handelsmann; Med. Dr.

ßO Mitglieder-Vcrzeichniss.

Paul Kochems, k. k. Salinenarzt; Med. Dr. Heinrich Obereteiner Villenbesitzer und Albin Schraml, Hotelier, wählte zum Ob- mann des Sectionsausschusses Herrn Dr. Schreiber ; zum Obmanns- Stellvertreter Herrn Bergrath v. Posch ; zum Cassier Herrn Wagen- dorfiFer; zum Schriftführer Herrn Konschegg.

Die erste Aufgabe, welche die Section sich stellte, bestand in der Aus^arbeitung einer praktischen Führerordnung, welche vsowohl das Interesse der Touristen, wie der Führer im Ange haltend, nach eingeholter behördlicher Bewilligung schon im .Tahre 1875 gehandhabt werden soll.

Die Entwickelung anderer Thätigkeit war dem Section?- ausschusse in Folge der vorgerückten Jahreszeit noch nicht ge- stattet. Für Arbeitsniaterial ist jedoch auf viele Jahre hinan» gesorgt, indem das Sectionsgebiet eine ziemliche Ausdehnung besitzt, die südlichen Ausläufer des Dachstein bis zum Grimming. der Saarstein , das Koppengebirge , das Todie Gebilde bis zum Loser und Schwarzenberg umfasst und auf diesen alljährlich riel bestiegenen Bergen, welche so lohnende und pittoreske Femsichten bieten , nahezu noch gar nichts für Wege und Unterkunft ge- schehen ist.

Bei der Unzulänglichkeit der vorhandenen Vereinsmittel musste die Section befürchten, vorläufig nur sehr langsam um! in ungenügender Weise ihrer Aufgabe nachkommen zu können. wenn sie nicht rlie Hoffnung hätte, dass unter den jährlich den Curort besuchenden Fremden und den ihre Villegiatur hier auf- schlagenden Persönlichkeiten Einzelne sich finden werden, urekhe Freunde der Natur imd Förderer der alpinen Bestrebungen, bei Ausführung der einzelnen Objekte der Section ihre Unterstützung zu Theil werden lassen.

Der Ausschuss der Section Aussee hält es für seine Pflicht, bei dieser Gelegenheit der wohlthuenden Aufmunterung dankend zu gedenken, welche der Verein von Seite Sr. Exoellenz de? Herrn Ackerbauministers Ritter von Chlumetzky erführ. Derselbe ist, zufällig zur Erholung in Aussee anwesend, dem Vereine nicht nur als Mitglied beigetreten, sondern hat auch «lahin zu wirken versprochen, dass das k. k. Forstarar der Section als Gründer beitrete und die dem Ackerbanministerinm nntar*

Mitglieder -Verzeichniss. ßl

stehenden k. k. Forstbehörden den Bemühnngen derselben mit Rath und That zur Seite stehen, soweit djes sich mit dem Staats- dienste in Einklang bringen lässt.

Ein Wort der Anerkennung sei auch der Opferwilligkeit der Ausseer Bürger gezollt, welche trotz schwerer Zeiten und grosser Lasten bereitwilligst dem neuen Vereine beigetreten sind.

Möge es der Section gegönnt sein, nach recht kurzer Zeit in unseren schönen, leider nur zu wenig gekannten Bergen alle jene Verbesserungen zu schaffen, welche den Mitgliedern des deutschen und österreichischen Alpenvereins eine ebenso bequeme, als genussreiche Besteigung ermöglichen und mi)gen letztere die Kunde von dem Zauber unseres stillen Thaies und dem Liebreiz unserer dunklen Seen auch in weite Ferne tragen.

Austria.

Siehe am Schlüsse des Mitgliederverzeichnisses.

Baden bei Wien.

Sectionsleitung :

Gratschmayer Dr., Anton, Advok.-Kand,, Vorstand. Riess Anton, Kaufmann, Cassier. Hanny Ferdinand, Weinhäudler, Beisitzer.

Mitgliederzahl: 28.

Bausek Ludwig Dr., Advokat Bernardt Carl Dr., Advokat-Kand B i 0 n d e k Jos., Weicbselrohrfabrikaat. ▼. Paber F., Ritter, Techniker, Wien. Faber Gustav, k. k Notar, Tamsweg. Qelinek Carl Dr., Advokat. Grass Moriz, Privat. Gratschmayer Anton Dr., Advokat

Kand. Grimme Isidor, Lehrer. Hanny Ferdinand, Weinhändler. Hoch Josef, Kaufmann.

Kenner Eduard Dr., Advokat, Wienei* Neustadt.

Kienbacher Willibald, k. k Steuer- kontrolleur.

Krai tschek Gustav Dr., k. k. Notar

Krisa Eduard, Lehrer.

V. Lakenbacher Gustav Dr., k. k. Auskultant.

Pfenninger Robert , Fabriksober- buchhaltei.

Reich Karl, Kaufmann.

Riess Anton, Kaufmann.

62

Mitglieder - Verzeichniss.

ßinnerer^ k. k. Telegraphenamts- 'Schwayer Dr., Advok at.

leiten SchaffbaasenJ., Stadtpark gartner. S cb id 1 0 f Gustav Dr , Advokat-Kand. S c b n e 1 1 , Prof. am Real-Gymnasium,

Vorstand für 1875. Scbwarz Guido Carl, Pharmazeut.

Walter Johann, Bfirgerschuldireetor. W es 8 e 1 y Jos. , k. k. Beamter, Wr.-

Neustadt. Weydmann Karl, Fabrikdirector. Wuchty Ernst, k. k. Geriehtsadjnnh,

St. Polten.

Berlin.

Sectionsleitung:

Scholz Dr., Vorsitzender.

De e gen, Stellvertreter des Vorsitzenden.

Scholle Dr. F., Schriftführer.

Biermann Dr. W., Schatzmeister.

Schumann, Conservator.

Maier \

Löchner j

Stellvertreter des Schriftführers.

Mitglieder zahl: 45.

Arndt, Lehrer.

V. Bären Sprung, Rentier.

Benzien C, Hofubrmacher.

Biermann Dr., Reallebrer.

Bot t icher, Dr. med.

Bredow, Maurermeister.

D e e g e n , Kam merger ich tsrath.

Fischer Dr., Gymnasiallehrer.

Förster I. Dr., Gymnasiallehrer.

Frantz, Banquier in Cassel.

F r i c k e , Hauptcontroleur.

Gross, Lehrer.

Günther, Reallehrer.

Ha Her Dr., Regierungsrath.

Hammer, Banquier.

Helmhol tz, Dr., Prof, Geheimer

Regierungsrath. Hirschfeld er Dr., Professor. Hoffmann Dr., Oberlehrer. Hossbacb, Lic Prediger. Kratke, Lehrer in Charlottenburg.

Kühne, Hauptmann a. D.

Lange, Polizeiratb.

L dehn er, Küster u. SchulTortteher.

Mai er, Hauptmann.

Mit sc her, Buchhändler.

Reich Dr., MeJizinalrath.

Riehl W., Lehrer in Potsdam

Riesel C.

Schippang Dr., Chemiker.

Scholle Dr., Oberlehrer.

Scholz £., Oberlehrer, Burg.

Scholz J. Dr., Oberlehrer.

Schnitze Dr., Oberlehrer.

Schumann, Buchhändler.

Schwalbe Dr., Professor.

S i b e r , Kreisgericbtsrath, Potsdam.

Siegfried Dr.

Strübing Dr., Lehrer am Kadetta-

korps. Theel Dr., Reallehrer. Woyte, Geheimsekretair.

Mitglieder -Verzeichniss. 6 3

Neu eingetreten :

Thierfelder, Mosikdir. Brandenb. Ziepel Dr., Reallehrer. Weber Dr. jur., Director.

Porter II. Dr., Gymnasiallehrer. Hutt Dr., Oberlehrer, Brandenburg. Sachs, Dr., Prof., Brandenburg. Simmel E., Bedacteur. |

Im Jahre 1875 sind im Januar und März neu eingetreten:

Albert, Musiker. Netto, Dr., Gymnasiallehrer.

Kühne, Appellationsgerichts - Präsi- dent, z. Z. in Celle.

Die Section hielt monatlich, mit Ausnahme der Reisemonate Juli, August, September, eine Sitzung ; Sitzungstag ist der zweite Donnerstag jedes Monats. Es wurden in den Sitzungen neuere die Alpen betreffende Schriften, Karten, Panoramen, Photographien, Zeichnungen etc., letztere namentlich von Herrn Benzien, vor- gelegt und besprochen. Femer wurden in denselben regelmässig Vorträge gehalten, an die sich Discussionen knüpften, sofern sich Gelegenheit dazu bot.

An Stelle der gewöhnlichen Februarsitzung trat ein Festmahl, bei welchem dem Scherz und Humor freies Spiel gegeben war; auch fand bei demselben eine Sammlung für den Bau einer Schutzhütte statt.

Die Section hat die Herstellung eines alpinen Sectionsherba- riums beschlossen, imd Beiträge -von Mitgliedern haben den Grund dazu gelegt.

Unter den Vorträgen sind hervorzuheben: Herr Dr. Scholle: Pontresina,

HeiT Löchner: Geschichte der Matterhornbesteigungen. Herr Dr. Scholz: Täuschungen des Auges bei Abschätzung des

mathematischen Horizontes und ein Mittel dieselben zu be- richtigen. Herr Dr. Scholle: der Sentis.

Herr Dr. Hirsch fei der: Schloss Runkelstein bei Bozen. Herr Simmel: das Zermatter Breithom.

In der Jahressitzung vom 14. Januar 1875 wurde der bis- herige Vorstand wiedergewählt.

64

Mitglieder -Verzeichniss.

Bozen.

Sectionsleitung:

Wachtier Albei-t, Vorstand. V. Zallinger Dr. Josef, Schriftführer. V. Mayrl Victor, Cassier. Hechenberger Dr. Ferdinand, Beisitzer. Wachtier Heinrich,

Mitgliederzahl: 42.

A V a n z i n Barth. Gasthofbesitzer,

St. Pauls. Büchner Johann, Gasthof bes., Bozen. Degiscber Bernhard, Handelsmann,

Bozen. Degischer Wenzel, Handelsmann,

Bozen. Ebner Johann. Handelsmann, Bozen. Eller Johann, Curat, St. Gertraud,

Sulden. V. Eyrl Georg, Gutsbesitzer, Bozen. V. Ferrari Gotthard, Buchdruckerei-

bositzer, Bozen. Flora Ignatz, k. k. Postmeister, Mals. Ganner Frz., k. k. Forstcommissän

Kufstein. V. Grabmayr Anton, k. k. Staats- anwalt, Feldklrcb. Hanne Alois, Maschinenmstr., Bozen. Hechenberger Dr. Ferdinand, k. k.

Notar, Brizcn. Hei SS Hans, Gasthofbesitzer, Brixen. V. Hepperger Dr. Anton, k. k. Ge-

ricbtsadjunct, Brixen. V. Hepperger Dr. Carl, Adyocat,

Bozen. Hirsch, Stadtrath, Danzig. Kno flach Dr. Carl, k. k. Notar, Bozen. T. Koflcr Dr. Gustav, Gutsbes. Bozen. |

Kräutner Josef , Brauereibesitzer,

Blum au. Y. Mackovitz Alois, Gutsbes. Boiei. Marchesani Dr. Adalbert, Adroat,

Neumarkt. Marchesani Anton, MagistratsraÜ,

Innsbruck. Mayer Felix, Gasthofbes«, Klobeostein. Mayer Franz, Gasthof bes., St. Michad. y. Mayrhauser Otto, Architekt,

Carlsruhe. V. Mayrl Victor, Agent, Bozen. Oettel J., jun., Handelsmann, Boso. V. Paur Anton, Buchhändler, Boien. Rudolf Carl, Zahnarzt, Bozen. Sanft 1 Adam, Handelsm, Bozen. Schneier Josef, Bargermstr., Boieo. Schwarz Sigmund, Handelsm., Bokb. V. Troyer Dr. Phil. Arzt, Klobenstein. Tschurtscbenthaler Herrn. Hao-

delsmami, Bozen. Wachtier Albert, Handelsm., Bozen. Wachtier Heinr., ELandelsm., Boiea. W al c h e r Johann , Gasthofbenttei;

St. Michael. WaldmailerF. X., Apotheker, Bozen. Welponer Alois, Handeltm , Bozen Welponer Paul, Handelsm, Bozen. T. Zallinger Dr. Josef, Ant, BoM^

jMit^rlieder-Verzeichniss.

65

Constanz.

Sectionsleitung :

Gärttner, Apotheker, Vorstand.

Lais, Steuerrevisor, Kassier und Schriftführer.

V. Marschall Freiherr, Referendar.

Oehl Dr., Anwalt.

Mitgliedefzahl: 52.

r L., Rentier.

, Apotheker, Ichenheim.

, Bezirks-Iugenicur, Oifeuburg.

er, Bankier.

er, Oberamtsrichter, Ueber-

jn.

ins, Apotheker, ms, Oberbetriebs-Inspector. e, Bihn-Insp'iktor, Karlsruhe, nt, DampfschiflfTahrtsverwalt. \ Staatsanwalt, r, Spital ?er Walter. •, Oberbetriebs - Inspektor, l.

Biinisterialrath. Medizinalrath, Meersbarg. Hotelbesitzer.

£. Fabrikant.

hl Dr., Professor.

Dr., Rechtsanwalt.

, Rentier.

a n u , Ingenieur.

Apotheker.

Rentier, r. Rentier.

Kieffer, Rittmeister a D.

Kling, Postdirector, Douauesching* n.

Konzet Dr., Anwalt.

V. Lessei, Major.

Lingenau, St. Louis in Amerika.

Luschka, Dr., Anwalt.

Marqnart Dr, Stabsarzt.

Müller Dr., prakt. Arzt.

Müller, Seminaroberlehr., Meersburg.

Neuniann. Hauptaratsvcrwalter.

P e rp e n t e , Bahnverwalter.

Raupp, Gasdirektor.

Reiter, Privatier.

Schiller, Gymnasiumsdirektor.

Schmitt, Bezirksingenieur.

Schwarz, Oberpostkas Jenbuchhalter.

Seiz, Kreisschulrath.

V. Seyfried, Lieutenant.

Stizenberger, Professor.

Stolz, Ingenieur, Baden.

Stösser, Postdirektor.

Sulzberger, Bankier.

Tschcppe Dr., Augenarzt.

Weidmann, Chemiker.

W 0 1 f f , Bezirks-Bahningcnieur.

le Thätigkeit der Section beschränkte sich in dem ersten ihres Bestehens auf die Veranstaltung gemeinschaftlicher je in das nächstgelegene Alpengebiet, die Vorarlberger, mdner und Appenzeller Berge und auf grössere Touren 3isen einzelner Mitglieder in verschiedene entferntere Theile

CA

ykA^Xy^aa - Yerxci^ixiK.

'kr AifrerL. \si erheblicheren hiebei nntemommenen Berg- liesUigungen. dürfen wohl eine am 3 4. Juni stattgefiindene B^ »4ejjrung ^le? damaU noch !*tark beschneiten Stätzer Horns bei Parpan in Graubünden . die zweimalige jeweik von mehreren Sectionrtnitgliedem ausgeführte Besteigung der Seesaplana im Kliatikon. s^^wie Besteigungen des Ramolkogels in den Oetztlialer- Alpen, des Watzmann bei Berchtesgaden und des Mont Brerent und Jardin bei Chamounv erwähnt werden.

Ueber diese, sowie über ron einzelnen Mitgliedern früher aa<«gefÖhrte Touren wurde in den jeden Monat stattgefimdeneii Sections^iitzungen Vortrag erstattet und Besprechung gepflogen.

Dannttadt.

Sectionsleituiig :

Fischer Dr., Professor, Vorstand. Weyland, Hofgerich tsrath, Schriftführer. Sander, Banquier, Cassier.

Mitgliederzahl: 29.

V. Beeil tbold, Hofgerich tsrath.

Bcrgsträsser, Buchhändler.

Bopp, BäDkdirektor.

ÜQchner, Fahrikant, Pfungstadt.

Eigenbrodt, Ober-Stabsauditear.

Fischer Dr., Prof. am Polytechnikum.

0 r 0 8 8 , Postsecretair.

Hclfmann, Rentner.

V. Hesse, Hofgerichtsrath.

HUgel, Bureauchef der Bank.

Ka es wurm, Rentner.

Koller, Samenhändler.

Kleber, Kaufmann.

Metz, Hofgerichtsadvokat.

0 p p c n h 0 i m e r , Hofgerich tsadvokat.

0 s a n n , Hofgerichtsadvokat. Prümm, Weinhändler, Mainz Sander, Banquier. Schlippe, Staatsprokarat or-Snbstitot,

Mainz Schmitz Lehrer. Schmoller, Bankdirector. S e i b e r t , Hofgerichtsadvokat. Tenner Dr., Apotheker. Wagner £, Rentner. Weber, Landgerichtsrath, Colmar. Weyland, Hofgerichtsrath . Wolfskehl Otto, Banquier. Zoeppritz L, Kaufmann. Zoeppritz Chr., Rentner.

j

Mitglieder -Verzeichnis^.

67

Dresden.

Sectionsleitimg :

M u n k e 1 , Gerichtsrath, Vorsitzender. Müller Bnmo, Lehrer, Schriftftlhrer. Hansel, Bahnbeamter, Cassier. Richter Emil, Kunsthändlei:, Bibliothekar.

Mitgliederzahl: 79.

ndroth W. Dr. phil., Gyrana-

iallehrer.

b m an n Dr. jnr , Advoc., Pulsnitz.

sler, Gerichtsrath.

r Carl, Partikulier.

nhardt Roh., Kaufmann.

mann Max, Pharmaceut.

an ig, Dr. med.

g gisse r Roh., Kaufmann.

»erla Moritz, Partikulier.

ath Paul, Ijandwirth.

oldt, Advocat.

: h e r Aug., Papicrfahrik., Bautzen.

Dming £dm. Dr. phil.

jter W., Partikulier.

cke Ed., Kaufmann.

ring Ludwig, Kammermusikus.

sei Bernh., Bahnheamter.

spihl Dr. med.

ipel A., Kaufra., Pulsnitz.

pe, Advokat.

pner Carl Magnus, Lehrer.

1 8 c h Alfred, Pianist.

?her Carl Oscar, Lehrer.

cl, Seminardirector, Zschopau.

) i t z s c h Ad., Kaufmann.

keritz A., Kaufm., Grossenhain.

^zchmar, Kammerrath.

g Dr. med.

tzelmann Dr. med.

tzeimann Ludw., Fahrikant.

deniann Dr. phil., Gymnasial-

hrer.

nel Dr. med.

i. V, Abtb. II.

Mischel Dr. med.

Mühlstädt Roh. Ed., Bankheamter.

Müller Bruno, Lehrer.

Munkel, Gerichtsrath.

Neisse Richard, Baumeister.

Niezel C. A., Kaufmann.

Noch, Musikdirector a. D.

0 h er 1 ander M. F., Banquier.

Oertel, Advokat, Radeherg.

Opitz Richard, Advocat.

Osterloh Dr. med.

Passow, Oberförster, Sitzenrode hei

Torgau. P e g 1 0 w , Commissionsrath. Peschel Dr. phil. Pfeilmidt, Advocat. Pohl Bruno, Musiklehrer. Prinz C A., Kaufmann. Richter Emil, Kunsthändler. Richter, Finanzcalculator. Rinck Dr. jur., Bez.-Ger.- Assessor. Rowland, Kaufmann, Lobau, pro

1875 ex. Scheicher Hermann, Advocat. Schmalz, Referendar, Dohlen. Schmidt Dr. jur., Advocat u. Fin.-

Procurator. Schmidt Georg, Dr. jur., Advokat. Schmidt Jul. Theodor, Partikulier. Schmidt Oscar, Kaufmann. Schneider Ed., Schneidermeister. Schreiber Dr. phil., Chemnitz. S Cham an n Franz, Dr. med. Seidel Julius Robert, Getreidehändl.

5

63 Mitglieder -Verzeichniss.

Seidel Oberlehrer, Zschopao. ITrentzsch, Oberlehrer.

Seyffert, Consistorial- Assessor und Trepp Caspar, Conditor.

Advokat, Ba atzen. Siebdrat, Inspector. Stiehler Dr. med., Annaberg. Teichler Richard, Kaufmann. Thiele Theodor, Kammermusikus. Thiem A., Ingenieur. Regensburg. Thompson, Partikalier.

Y. ünger, Eammerherr u. Major. Voigt, Bez.-Steuer-Insp , Schneeberg. Werner, Kaufmann, Zscbopan. Wiedemann A., Partikulier. Wolfermann A.O., Kammcnnosik. Zicschner, Comroissionsrath.

Die am 9. April 1873 durch Herrn Gerichtsrath Munkel allhier ins Leben gerufene Section Dresden des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, damals 19 Mitglieder zäMend, hat ihr zweites Vereinsjahr zurückgelegt und darf mit Befriedigung auf diisselbe zurückblicken, insofern sich nicht allein ihre Mit- gliederzahl mit jeder Sitzung vermehrte und im Laufe dieses Jahres von 35 auf 79 (siehe Mitgliederverzeichniss) gestiegen ist, sondern auch der Zweck des Vereins, die Kenntniss der Deut- schen Alpen zu erweitem und zu verbreiten und die gemissreiche Bereisung derselben zu erleichtern, wesentlich und mehrseitig gefördert worden ist. Zunächst geschah dies durch Vorträge, deren in diesem Jahre nicht weniger denn 18 stattfanden, un- gerechnet die mannigfachen kleineren, zuweilen recht werthvollen Mittheilungen, die sich an die Leetüre alpiner Werke oder an Vorzeigung von Herbarien, Panoramen und Reiserequisiten alpinen Charakters anknüpften, ungerechnet auch die schätzbaren Ein- tragungen in das von der Section angelegte Routenbuch. Die grösseren Vorträge selbst waren der mannigfaclistea Art: neben den gewaltigen Bergkönigen blieb das stille Thal nicht vergessen, neben der lebensfrischen Erzählung des Touristen pflegte man auch die Wissenschaft, neben den deutschen Beiden wurde auch des fernen Fremdländischen gedacht, sobald es mit jenen in Be- ziehung oder Vergleichung gebracht werden konnte. Es sprachen nach einander:

am 14. Januar Herr Kaufmami Herapel über die Hintere

Schöntaufspitze, 11 "28. Herr Kammerherr Major von Unger Aber

den Valser Berg,

Mitglieder-Verzeichniss. 69

am 11. Februar Herr Dr. Lindemanu über das Rittnerhom,

25. Herr Professor Dr. Geiuitz (als Gast) über

die Gletscherzeit der Vorzeit und Jetztzeit,

3. März Herr Dr. Manuel über Wanderungen in den

Dolomiten,

25. Herr Bürgerschullehrer Bruno Müller über

das Neue Weissthor bei Macugnaca,

8. April Herr Dr. Schmidt über das ümbalthörl und

Ahmthal,

22. Herr Apotheker Bormann über eine drei-

tägige Wanderung im Chamounythale,

13. Mai Herr Dr. Lindemann über Brixlegg und

und seine Umgebungen,

27. Mai Herr Fabrikant Eäbitzsch über Zermatt und

seine Umgebungen,

9. September Hen* Gerichtsrath Munkel über die am 27.

und 28. August dieses Jahres stattgehabte Generalversammlung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins zu Kempten,

23. September Herr Bürgerschullehrer Bruno Müller über

eine Wanderung in Norwegen,

14. October Herr Gerichtsrath Munkel über das Stubai-

thal (allgemeine Charakteristik),'

28. derselbe über das Stubaithal (Habicht, Pfandler-

alpe, obere Femau, Eggessengrat),

11. November Herr Dr. Krug über die norwegische 6e-

birgsweU, insbesondere die Besteigung des Galdhöpig,

25. Herr Dr. Calberia (als Gast) über eine Wan-

derung vom Wetterhorn zum Matterhom,

9. December Herr Dr. Abendroth über Tschingeltritt,

Alphubel und Südseite des Monte Rosa,

30. Herr Kaufmann Teichler über eine Wande-

rung nach dem Aetna. Während durch diese Vorträge das Interesse an der schönen Gebirgswelt der Alpen nicht wenig gehoben wurde, ergrifif die Section zugleich freudig die Gelegenheit, dasselbe durch eine

5*

70 Mitglieder-Verzeichnisa.

That kundzugeben. In der Sitzung vom 14. October beschloss man auf Anregen des Herrn Gerichtsrathes Munkel den Bau einer Unterkunftshütte auf dem hintersten Thalboden des Stubai, der sogenannten obem Femau, um den Uebergang über das Bildstöckl, so^vie die Besteigung des Zuckerhütl und seiner Nachbarn dem Naturfreunde zu erleichtern. Der Centralaus- schuss unterstützt den Bau mit dem danken swerthen Beitrage von 400 Gulden ; die Hütte selbst, zu welcher Herr Baumeister Neisse , Mitglied der Section , vortreif liehe Pläne geliefert und bei dereji Einrichtung wir Herrn Stüdl aus Prag för seine Rathschläge immer dankbar sein werden, wird den Naiuen „Dresdner Hütte" erhalten und soll im August 1875 eingeweiht und der allgemeinen Benutzung übergeben werden. Sie ^Ti^d fiir 80 Personen Unterkunft und Nachtlager bieten und mit Allem ausgerüstet werden, was den Aufenthalt in derseU>en augenehm macht.

Von weiteren Beschlüssen der Section sei femer eiuer Statutenänderung Erwähnung gethan. In der Versammlung vom 11. Februar wurde dem § 7 der Sectionst^satut^n der Zu- satz angefügt: Jedem Neueintretenden ist zu eröffnen, dass ein Eintrittsgeld von einem 'l^haler zu entrichten ist (giltig vom 1. April an).

Die ^^er8ammlung vom 9. December beschloss den Ve^ein^- beitrag für 1875 und folgende Jahre von 3 Thlr. auf .S Th!r. 10 Sgr. oder 10 Mark, von denen 6 Mark für den Outnl- verein, 4 Mark für die Section bestinmit werden, zu erhöhen. Statutengemäss hat die Bestätigung dieses Beschlusses in <Wr Januarsitzung 1875 zu erfolgen.

Tn der Generah ersammlung zu Kempten war die Sectirm Dresden vertreten durch ihren Vorsitzenden, Herrn Gerichts- rath Munkel.

Noch sei neben den Arbeitstagen der angenehmen Stuuilen gedacht, welche die Section in diesem Jahre verlebt. Vor xMlem erinnert sich gewiss Je<ler gern des am 7. März gefeiert«»n ei-sten Stiftungsfestes, an welchem mehr denn hundert Persson«i (darunter Herr Stüdl aus Prag und die Herren Liebenkind unH Dr. Schildbach aus Lei]>zig) theilnahmen und J>ei welchem

Mitglieder-Verzeichniss.

71

nichts unversucht gela<isen, die Festgenopseu auf einige Stunden in die herrliche Alpenwelt und unter ihre biedern Bewohner zu ver- setzen. Nicht minder schön war ferner ein Ausflug der Dresdner Section nach Aussig am 30. und 31. Mai, um in der herrlichen Umgebung dieses Städtchens eines fröhlichen Zusammenseins mit den Mitgliedern der Section Prag zu geniessen.

Femer sei noch den Mitgliedern, die der Bibliothek der Dresdner Section auch in diesem Jahre so manch schönes Werk spendetsn, an dieser Stelle der heralichste Dank ausgesprochen.

Was endlich die Versammlungen betrifft, so finden die- selben regelmässig zweimal des Monats und zwar Mittwochs statt.

Das Vereinslocal befindet sich gegenwärtig Marienstr. 9,1. (Restaurant Kaufmann).

Erzgebirgisch -Voigtländische Section

in Zwickau.

Sectionsleitung :

Jahn Bruno, Advokat, Vorsitzender. Stengel Eduard, Banquier, Zwickau, Cassier. Schnorr Veit Hans Dr., Oberlehrer, Zwickau, Temper Hermann, Advokat, Werdau, Zsch weigert Bernhard, Kaufmann, Plauen,

* Beisitzer.

Mitgliederzahl: 52.

Barn berger. Banquier, Zwickau.

Böhler Julius, Kaufmann, Plauen.

Bohle r Rudolf, Kaufmann, Plauen.

Bornemann Adolf, Advokat, Schnee- berg.

Eben Carl Friedrich, Ritterguts- besitzer, Leubnitz.

£ger Emil, Kaufmann, Mülsen. St. Jacob.

Facilides Curt, Kaufmann, Plauen.

Fiedler, Bürgermeister, Werdau.

F r e y t a g Bernhardt, Advokat, Plauen.

GeisslerM. Dr., Pastor, Reichen bach.

Hanisch, Friedr. Hcinr. Oskar, Ge- richtsaratmann, Werdau.

Haupt Emil, Kaufmann, Rpichenbach.

Jacobi Georg Heinrich, Oberlehrer, Schneeberg.

Jahn Bruno, Advokat, Zwickau.

Kaiser, Organist, Crimitschau.

72

Mitglieder -V erzeichniss.

Keck Y. Schwarzbach, Gerich tsrath,

Zwickau. K 1 i t z c h Emanucl Dr , Musikdirector . LehmanDf Assessor, Zwickau. Liskowsky, Eaufm., Reichenbach. Müller Anton, Hüttenmeister, Ober-

schlema. Nicolai, Advocat, Crimitschau. Nitzsche Julius, Kaufmann, Plauen. Oppe Hugo Volkmar, Bergdirector,

Zwickau. Pinther, Advokat, Werdau. Kothmaler Albert, Postsekretär. Schmidt William, Advokat, Zwickau. Schnorr Veit Hans Dr., Oberlehrer,

Zwickau. Schöne F., Buchhändler, Plauen. Schumann Dr., Referendar, Plauen.

Schwerdtner Ernst, Semin&rober-

lehrer, Schneeberg. Seume Adolph Theodor, AdvoUt,

Crimitschau. Staudte Dr., Medizinalrath, Zwickao. Steinbach Emil, Ingenieur, Werdau. Steinbach Oskar, Eaufm., Werdin Stengel Eduard, Banquier, Zwicbn. Stimmel Carl Friedrich, Fiiumipio-

curator. .^

Taube Oskar, Staatsanwalt, Dresden. T e m p e r Hermann, Advokat, Wcrdaa. UferTh., Appellationsrath, Zwiekao. Webendörfer, F. E., Kaufmann,

Crimitschau. Werner Reinhold, Lehrer, Zwickin. Wolf Dr., Gerichtsrath, Zwickau. Z seh weigert Bernh.,Kaafm, Plauen.

Frankfurt a. M.

Sectiousleituug :

Petersen Dr., I. Präsident. H ab erlin Dr., IL Präsident. V. Heyden Dr., I. Schriftführer. Wirth F., II. Schriftführer. Schar ff F., Ciissier. Mahl au A., Bibliothekar. Engelhard 0., Offenbach.

Mitgliederzahl: 150. (101 in Frankfurt a. M., 49 ausserhalb.)

Steine Hoheit Herzog Adolph von ArningF. Dr. med., Hamburg.

Askenasy £., Dr. phil., Heidelberg-

Nassau. Frl. Henk eil Sophie, Mainz. Frau Höchberg Henriette. Frau Lcnn ig -Stephan i Agnes. Andrcae Jean, d' Arnese V., Uscikowo bei Janowiee, !

Prov. Posen.

Baader Fr.

Bacher Eduard.

de B a ry W., Baumeister, Strassb. i. E.

Bauer August.

Bender P. *

Beyer Chr. Fr.

Mitglieder -Verzeichniss.

73

Uschoff J. C, Mosikdirector.

Hnm J.

)5hm Gustav, Offenbach a. M.

)onn Carl.

Bonn Philipp.

Brenner Carl Dr. jur. , Advokat- Anwalt, Mainz.

Brofft Franz.

Back Emil.

Bücher K. Dr. phil.

Clans, Daniel.

Coli in L., Paris.

Coulmann A., Oberst, Darmstadt.

Dacqn^ Eugen, Neustadt a. Haardt.

Dacque Rudolph, Neustadt a. H.

Diester weg Moritz.

Ehinger A.

Gnders Christian.

Engelhard 0., OtFenbach a. M.

Lnnemoscr Alois, Langenfeld im Oetzthal, Tirol.

^aas August.

Fabricius Franz.

P inger F. A. Dr. phil.

Fleischer Bruno, Stuttgart.

Fleisclimann F., Dresden.

f lersheim Robert.

Fölmer Hermann, Apotheker, Mühl- heim a. Ruhr.

? r i e 8 J.

r. F ritsch K. Dr. phil., Professor, Halle a. d. Saale.

i e t z Max, Dr. med.

fiar Anton, Dr. jur.

Jockei L., Director.

1 oldschmidt B. M.

5ottwerth H.

irossmann G. E.

iruner F.

}runer Th. Felix.

jstrein Peter Paul, Langenfeld.

^aeberlin E. J. Dr. jur. [artmann P. D. H. Dr. jur.

lauck F.

laaaser H.

Helgers H. G.

Henk eil Rudolph, Mainz.

Hcssonberg F. Dr. phil.

Hettler J. H.

V. H e y d e n L. Dr. phil., Hauptmann, Bockenheim.

Hill J. J. Alexander, Offenbach a. M.

Hirth F.

Höchberg C.

Hörle F. Dr. jur.

Hoff Cvl Ernst, Strassburg, i. E.

Hoppe Georg, Gesandtschaftssekretär a. D., Bockenheim.

Huber J. E., Adokat-Anwalt, Strass- burg i. E.

Jordan Ferdinand.

Jost Conrad, Apotheker.

Jungö F. A.

Junker Heb.

Kau IIa Robert, Würzburg

Kayser F.

Kling Gustav.

Koenitzer C.

Knips J. jKoch Carl Dr. phil, Wiesbaden, JKoeberlin H., Sachsenhausen. ! Krepp F. C.

Ladenburg E

Landauer Wilhelm.

Lategahn Wilhelm, Kreisgerichts- rath. Broich bei Mühlheim a.d.Ruhr.

Leykauff Franz Dr. jur., Stadt- gerichtsrath.

Levita J. Dr. jur.

Lindheimer Otto.

List K. Dr. phil.,* Hagen in West- phalen.

Lotz A. H Dr. med.

Ludwig Christian F. L.

Mahlau Albert.

V. Malapert-Neufville Ph., Frei- herr, Bockenheim.

Marx Rudolph Dr. phil., Worms aR.

M ay e r Fr. Dr. jur , Adv.-Anw., Alzei.

Meissner Otto.

74

Mitglieder -Verzeichniss.

Meletta Philipp.

Möllmann Wilhelm, Strassburg i. £.

Moldenhaner Franz Heinrich.

Müller 0. A.

Nentwig K

Nestle Julius.

Nestle Richard.

Neukirch Ad. Dr. jnr.

Oehl H., Aachen.

Oehler Carl, Offenbach a. M.

Ohlenschlager Cl. Fr. Dr. med.

Ohlen Schlager J. Ludwig Dr. jor ,

Scharff Friedr. jnn.

Scheibler WilhelnL

Siefcrt A., Haaptmami a D.

Spanner Jacob, Mainz.

V. Steiger L.

Stein J. M., Mainz.

Steitz E. 6. Dr. theoL, Consiatorialr.

Stiebel J. F. Dr. med. -

St raus s Wilh. Dr. phil. Apotheker,

Constanz. Strecker L., HofgerichtsadTokat,

Offenbach a. M.

Dir. d. Frankfurter Hypothekenbank. ; S u 1 z b a c h Rudolph .

Osterrieth-Laurin A.

d* Or Tille Georg, Offenbach a. M.

V. Oven A. H. Dr. jur., Senator.

Passavant Herrn.

Petersen Th. Dr. phil.

Petri H.

Pfefferkorn R. Dr. jur.

Pfeiffer-Belli Chr, Wiesbaden.

Philips Eugen, Offenbach a. M.

Ravenstein August.

Reichardt Georg.

V. Rein ach Albert.

Riese Ferdinand Dr. pbiL

Rigaud Louis.

Roediger Jacob, Offenbach a. M.

Scharff Alexander.

Scharff Friedrich Dr. jur.

Baader Fr. Diesterweg M. Grüner Th. Felix. Hauck F. Kling Gustav. Landauer Wilhelm. Levita J. Dr. jur.

Trost Otto.

Ulmann Albert.

Vohsen Ferdinand, Mainz.

Weber Ludwig, Apotheker.

Wecker C. Th., Offenbach a. M. ' Weis A. I Weismann Wilhelm.

Wenzel F. H. I Wiegaud E. : Wiegand G.

Wirth Franz.

Witter Eduard, Neustadt a. d. E

Wolff Eduard, Gotha.

Ziegler Julius Dr. phiL : Zimmer CarL I Zimmer Heinrich, j Z ö p pri t z K. Dr. phil., Prof., Giesiett.

Ausgetreten pro 1875.

Roediger Jacob.

Scheibler Wilhelm.

Strauss Wilhelm.

Ulmann Albert.

Wecker C. Th. 1 Wiegand E. iHessenbergF. Dr. phil., ^gestorben).

Neu eingetreten:

Baur Adolf, Assessor, Offenbach a.M. Buchka Franz, Oberlehrer. Beckmann Martin, Oberlehrer, Trier. Engelmann Julins Dr. jur.

Böhm Johann Friedrich.

Hagemann Julius.

-I

Mitglieder -Verzeichniss.

75

mior W.

$11 er Adolph, Kaahn., Bockenheim, lum Hermann Jos., Mainz, arx Carl, Postsecretär a. D. üller Carl, Maschinencontrolenr, Mainz, ehler Eduard, Offenhach a. M.

Oppenhoimer Charles. Osenhrück Angnst , Hemelingen

(Hannover). Schnapper B. Stölzel W.

Tatra-Verein, galiziscber, Krakao« Weith W. Dr. phil., Prof., Zürich.

Die monatlichen Sitzungen wurden wie vorher im grösseren örsaale des Senckenbergischen Bibliothekgebäudes abgehalten. s kamen dabei zahlreiche Vorlagen und Mittheilungen vor, isserdem folgende grössere Vorträge:

err J. C. Bischoff: Vom Zillerthal auf den Grossvenediger. err Dr. Haeberlin: Ueber die Königsspitze, err Dr. v. H e y d e n : lieber blinde Thiere in der Adelsberger Grotte, err Dr. Petersen: Aus den Julischen Alpen. Auf den Triglav

und in das Isontozhal. erselbe: Die Hintere Schwärze, das Kleinleitenjoch. err F. Scharf f: Ueber den Monte Rosa und seine südlichen Thäler.

Ausserdem hielt Herr Dr. Petersen zwei Vorlesungen )r einem grösseren Publikum zum Besten des Hüttenfonds ?r Section über Alpenreisen, Alpenvereine und die höcLsten ipfel der deutschen Alpen.

Unter den zahlreichen, von Sectionsmitgliedern ausgeführten ochgebii'gstouren sind hervorzuheben:

>r. Petersen: Botzer (erste Besteigung). Hoch wilde (zweite touristische Besteigung mit neuem Abstiege nach Gurgl). Tiefenbachkogel, Tiefenbachjoch und Schwarze Schneide (erste Besteigung). Watzekopf (vieiie Besteigung mit neuem Abstiege in das Kaunserthal). Blickspitze (erste Besteigung). Glockthurm (zweite touristische Besteigung mit neuem Abstiege in das Radurschelthal).

rof. K. Zoeppritz in Giessen: Rettenbachjoch imd Hoch- wand (erste Besteigung).

. von Reinach und F. Schar ff: Mitterkarjoch.

. Engelhard: Wildspitze; Hintereisjoch; Zugspitze, Abstieg nach Ehrwald.

76 Mitglieder -Verzeichniss.

Dr. Haeberliu u. Advok. H u b e r in Strassburg : Königsspitze. A. V. Reinach, sowie Dr. med. Arning in Hamboig:

Ortler. A. Mab lau und Dr. med. Ohlensehlager: Gross-Glockner. K. 0 eh 1er: Jungfrau. P. Bender: Piz Buin. Madritschjoch.

Die Section erbaute während des Frühsommers die Taschach- hütte im ol)ei-sten Pitzthal, in welcher Beziehung wir auf den Jahresbericht verweisen.

Die Sectionsbibliothek erhielt namhaften Zuwachs. Die Section beklagt auf das Tiefste das Hinscheiden ihres aus- gezeichneten Mitgliedes Dr. Fr. Hessenberg.

In der Gener alversanunlung vom 7. December wurde der jährliche Beitrag der Mitglieder vom 1. Januar 1875 an auf 10 Mark festgesetzt und der Öectionsausschuss auf die Zahl von 9 Mitgliedern erhöht. Der seitherige Ausschuss wird unter Hinzutritt der Herren Baron A. von Reinach und Dr. J. Ziegler auch im Jahre 1875 fungiren.

Graz.

Sectionsleitung:

Tunner Dr. Herrmann, Advokat, Obmann. Ilwof Dr., Professor, Obmannstellvertreter. Sailler Dr. Arnold, Advokat, Schriftführer. Weg scheider Robert, Handlungs-Disponent, Ca^^sier. Janschitz Johann, Kaufmann, Conserator.

Mitgliederzahl: 91. Aichinger Jos., Realitätenbesitzer J Binder Hermann, Forstinspector.

Winklern. Aigner Hernnann, Werksverwaltcr,

Friedaawerk. Alt mann Dr. Alois, Advokat. Attems Graf Dr. Ignatz, Gutsbes. Baltl Dr. Jos. Advokat. Bayer Dr. Franz, Gutsbesitzer.

Birnbacher Dr. Hans, Advokat. B n 1 1 m a n n Josef, Hörer der Technik. Demelius Dr. Gust, Univ. ProfeK. Drasch Thomas, Director. V. Eisank L, Beamter, Beichenao. Feeder Dr. Jos., k. k. Adjunkt. Feil Dr. Franz, Stadtrath,

Bayer Dr. Hans, Gutsbesitzer. Fleckh Dr. Job. Advokat.

Mitglievler -Verzeichiiiss.

V. Fries ach Dr. Carl, Univ. Prof.

Frischauf Dr. Joh. , Univ. Profess.

Gcbirgs verein steierischer.

Geyer Heinrich, k. k. Ger.-Secretair.

GraweinDr. Alex, bei finz. Procurt.

Günzberg Joh, Kaufmann.

Gross Dr. Hans, Advokat. Eand.

Harb'Dr. Jos, Advokat.

Hart mann Dr. Julias, Advokat.

H e n s c h 1 Gust., Forstmeister, Wild- alpen. V. Hoff er Dr. Ant., Advokat. Högels berger Carl, Oommis. V. Hörmann Dr. Ludwig, Univ.

Bibliotheks Scriptor. B offmann J., k. k. Ger. Adjt. Uribar Jos, Hausbesitzer. Je 11 er Josef, Kaufmann.

V. Juraschek Ritt. Dr. Franz.

V. Kall Frhrr. Fritz, Jurist.

Kienzl Anna, Advok. Gattin.

Klar Kaj., k. k. Ger. Adjkt

Klar Dr. Konrad, Gleichcnberg.

Kokoschinegg Josef, Kaufmann, Marburg.

Kokoschinegg Dr. Gust. Advokat.

K lerne nsievicz Dr. Rudolf.

L a m m i n g c r Dr. Alois, Advok. Kand.

Langer Dr. Jos. k. k. Ger. Adjkt.

Lipp Dr. Eduard, Univ. Prof, Dir. des Krankenhauses.

»

Lubcnsky Theodor, Buchhändler. Mack Dr. Ant., Advokat, Wien. Manns hart h Jos., Priv. V. Martinez Dr. Frhr., Adv. Kand. Mayer Dr. Carl, Adv. Kand. Mayd Josef, k. k. Oblgr. Rath. Michel Dr. Adalb., Univ. Prof. Mülleret Jos., k. k. Ger. Adjkt. V. Mojsisovics Mojsvar August,

Stud. ified. Mosdorfer Alois k. k. Ger. Adjkt.

Kindberg.

NeumannWilh. Max, k. k. Maj.a.D.

Oberanzmayer Ant., Kaufmann.

v. PI atz er Edler Dr. Jul., Advokat.

Pockh, k. k. Landesger. Rath.

Pöschl Jak., Prof. am Joaneum.

Purgleitner Fritz, Apotheker.

Purgleitner Josef, Apotheker.

P rech Im ach er Dr. Jos. k. k. Ger. Adjkt, Leibnitz.

V. Pittoni Ritt. k. k. Truchses.

Rieben v. Riebenfeld Louis, Spar- kassen-Beamter.

Rieben v. Riebenfeld Victor, k. k. Gcr.-Adjkt, Voitzberg.

v. Riegler Edler Dr. Anton, k. k. Notar.

Sailler Guido, Montanbeamter.

Scherübel Dr. Carl, k. k. Ober- Ldg. Adjkt.

V. Scheuchst uel Dr. Jos., k. k. A.ljkt., Cilli.

V. Schmidt Edler Arthur, Prof. an der Handelsakademie.

Schmied er er Dr. Josef, Marburg.

Seh miederer Joh, Marburg.

Schuch Friedr. Landsehaftsbeamt.

Schwarzl Dr. prakt. Arzt.

Sei 11 er Friedr. Techniker.

Somavilla Carl, k. k. Ger.-Adjkt., Klagenfurt

v. Stäche Ritt. Friedr, Architekt.

Stocklasa Frz., Handelsmann.

Wagl Dr. Ignatz, prak. Arzt.

Wittik Aug., k. k. Beamter.

V. Walterskirchen Frhr. Robert.

Wolfarth Carl, Buchhändler

Ze ebner Dr , k. k. Ger.-Adjkt.

Zini Dr. Sanitätsrath.

Zi stier Dr. Gustav, k. k. Ger.-Adjkt.

V. Z w i e d i n c k Edler Dr. Hans Süden- horst, Realschul-Professort

78 Mitglieder -Verzeichniss,

Dazu neu eingetreten för 1875:

Banco Oscar.

Dorovius Emil, Ingenieur auf der

Andritz bei Graz. Koutny Erail, Professor an der

technischen Hochschule. Lienhardt Josef, k. k. Auskultant.

S e i 1 1 e r Joachim landschaftliober

Bechnungsrath. S t r e i n z Heinrich Dr. , Professor an

der Universität. Vivat Hermann. Frau Jena Baronin Gabrielle geb.

Pittoni V. Dannenfeld.

Unter den Vorträgen, welche in den Vereinsversammlun- gen des Jahres 1874 gehalten wurden, heben wir hervor:

Dr. Sailler: Ueber seine Ersteigung des Gr. Muntanitz Ton

Windisch Matrei aus mit Abstieg nach Kais. Prof. Dr. Frischauf: Uebor die Kreuzeck-Gruppe zwischen

MöU und Drau mit Besteigung des Polinik. Med. Dr. Clar: Ueber den Gebirgsbau der Umgebung von

Graz. Prof. Dr. Frischauf: Ueber seine Ersteigung der Hafiierspitze

vom Lungau aus. Prof. Dr. Demelius: Ueber Alpenreisen um das Jahr 1860. Dr. Sailler: Ueber seine Ersteigung des Gr. Wiesbachhom. Prof; Dr; Frischauf: Ueber Touren am Karst. Prof. Dr. Demelius: Ueber die Ersteigung des Hochfeiler

im Zillerthale. Prof. Arthur von Schmidt: Ueber den Uebergang über die

Antholzerscharte. Janschitz: Ueber die Ersteigimg der Weissseespitze und

Uebergang über das Weisssee-Joch.

Die Mitgliederaahl hat sich im Laufe des Jahres 1874 aut 91 ei'höht, und beträgt dermalen 98.

Was die Betheiligung der Section an Unternehmun- gen von alpinem und touristischem Interesse be- trifft, wozu derselben von verschiedenen Seiten Einladungen zukamen , so musste sie sich mit Rücksicht auf die geringen zu ihrer Verfügung bleibenden Einkünfte die grösste Beschrank- ung auferlegen ; doch wurden zum Baue eines Schutzhanses aof dem Hochschwab aus Sektionsmitteln 25 fl. beigesteuert.

Mitglieder -Verzeichniss. 79

Schliesslich sei noch der erfreulichen Thatsache gedacht, dass der im v. J. von unserer Section im Vereine mit dem steier. Gebirgsvereine durch Zustandebringung einer Bergführer- Ordnung für Steiermark unternommene erste Schritt zur Schaff- ung eines Ftihrerwesens in unserem Lande, seine Friichte zu tr^en beginnt, indem schon in einigen Bezirken Bewerbungen um die Führer-Berechtigung vorgekommen sind, und die vorgelegten FührertArife von Seite der betreffenden Bezirks - Hauptmannschaften der gejneinsamen Begutachtung durch den steier. (jebirgsverein und unserer Section unterzogen wiu'den.

Heidelberg.

Sectionsleitung :

F. Eisenlohr, Vorsitzender. A. Horstmann, Cassier.

Mitgliederzahl: 19.

Becker, Professor. Bansen, Geheimer Rath. Cnntz, Banquier. v. Dosch, Professor. Eisenlohr Friedrich, ProfesRor. Fachs 0. W. C, Professor, Meran. v. Glanbitz Auguste Frl , Bruchsal. Horstmann, Professor Keller Ch. Kaufmann Keller W., Kaufmann.

Kopp, Geh. Hofirath. Lossen Hermann, Dr. Mitt er maier F. Dr. jar. Mittermaier K. Dr. med. Müller Nile., Professor, Münden. Pagenstecher A. Professor, öexauer 0., Kaufmann, Weinheim. Wem her Aug. Dr., Zweibrücken. Winter C. Buchhändler.

Imst und Umgebung.

Sectionsleituug:

V. Röggla Josef, k. k. Bezirkshauptmann, Obmann. Stubuiair Josef, Wirth und Postmeister, Cassier. Schueler Eduard, k. k. Bez.-Commissär, Schriftführer. Ager Josef Dr., Bezirksarzt, Beisitzer. Vögele Friedrich Dr.,

80

Mitglieder -Verzeichniss.

Mitgliederzahl: 23.

Ager Josef Dr., Bezirksarzt.

Auer Georg, Wirtli, Planggeross.

Dia 1er Mathias, Gerber u. Gutsbes.

Grisseinann Johann, Bildbaner.

Gstrein Wendelin, Wirth u. Post- meister, Wenns.

Haid Johann Tobias, Wirth u. Post- meister, Oetz.

Hoflachcr Anton, k. k. Bezirks- hanptmann, Landeck.

Mader Ignaz, Privat, Nassereit.

Mair Rochus, Wirth u. Gutsbesitzer, Brennbühl.

Neuner Caspar, Wirth u. Postmstr., Piösmös.

Neu eingetreten:

Jene wein Gottfried, Gerichtsadjkt. V. V 0 g 1 Caiet-vn, Realsclml-Professor. Werfer Josef, k. k. Oberförster.

Neururer Alois Wirth, St. LeonhAri Obererlacher Andreas, k. k. SteoCT-

Inspector. y. Röggla Josef, k. k. Bezirkshaoto. Rokita Josef, Fabriksbesitzer. Schärmer Christian Dr. AdTokai Schneider Franz Josef, k. k. Real-

schul-Professor. Schöpf Dominikus, Wirth, Mittelberg. Schöpf Josef, Wirth. Arzl S c h ü el e r Dr. Ed , k. k. Bez.-Commiss. St a uf e r Franz, Gemeindearzt, Wenns. Stubmair Josef, Wirth u. Posimstr. Vögele Friedr. Dr. prakt. Arzt

Ausgetreten :

Schöpf, Josef. S t a u f e r.

Für die tirolische Section „Imst und ümg^end" fand am 30. December 1874 die statutenmässige Hauptversammlung statt.

Dabei wurde der Jahres- und Rechenschaflsbericlit f&r das Jabr 1874 erstattet und genehmigend zur Kenntniss genommen.

Bei der Wahl des Sections- Ausschusses wurde der bisherige Ausschuss wieder gewählt, an Stelle des ausgetretenen Mitghedes und Beisitzei-s Hr. Franz St auf er in Wenns, Herr Dr. Frie- drich Vögele, prakt. Arzt in Imst gewählt.

Inneroetzthal in Sölden.

Sectiousleitmig :

Ried mann Gottfried, prakt. Arzt, Sölden (jetzt in Hard

Vorarlberg), Vorstand. Gärber Ingenuin, Kurat, Gurgl. Grüner Josef, Gastwirth, Sölden. Kuprian Daniel, Kurat, Vent.

Mitglieder -VerzeichDiss.

81

Mitglieclerzahl: 25.

( r n g g e r Martins , Handelsmann , )ann Carl, Gastwirt!) , Telfs. >* alkner Christian, Handelsmann, fiegl Josef, Gastwirth. •Megl Ferdinand, Postbote. Tärber Ingenain, Kurat, Gurgl. jrüner Blasius, Bergführer, Gnrgl. Irüner Josef, Gastwirth. jstrein Alois, Gutsbesitzer, Rofen. jstrein Josef, Handelsmann, js t r e i n Peter Panl, Bergführer, Gurgl. Caprian Daniel, Kurat, Vent. iiedmann Gottfr., prakt. Arzt, Hard bei Bregenz.

Santer Nicolaus, Metzger. Santer Nicolaus, Gutsbes-, Gurgl. S c h e i b e r Alois , Bergführer, Gurgl. Scheiber Josef, Gutsbesitzer, Vent. Sc h e i b e r Methodius, Gutsbes., Gurgl. S c h e i b e r Rupert, Bergführer, Gurgl. S c h e i b e r Tobias, Bergführer, GurgL Schöpf Ignaz, Gastgeber, Sautens. Senn Franz, Pfarrer, Nauders. Tappeiner Ferd., Gastgeber, Vent. Wilhelm Vinzenz, Lehrer. Würtenberger Carl, k. k. Förster, Telfs.

Innsbruck.

Sectiousleituug :

äueber Adolf Dr., k. k. Oberrealschul-Professor, Vorstand.

BLueber Hermann, Zollagent, Cassier.

7. Aichinger Robert, Landesbuchhaltungs-Official, Schriftführ.

V, An der Lau Eduard Dr., k. k. Hauptmann, Beisitzer.

Steffan Franz, stud. phil., Beisitzer.

Kraft Johann, Cafetier,

Mitglieder

Adam Carl, Handelsmann. |

Y. Aichinger Bobert, Landesbuch- haltungs-Official.

V. An derLau E. Dr., k. k. Hauptm.

Auer Anton, Kurat, Schönberg.

Busson Arnold Dr., k k Univ.-Prof.

Baumgartner Anton Dr.

V. Burlo Ritter Albert Dr., k. k. Auskultant.

BesendorferN., stud. philos. etjur.

Berreitter Josef Dr., k. k. Notar, Kitzbichl.

zahl: 63.

Bosshard Theodor, Hotelier.

C zieh na Carl, Kunsthändler.

Dur ig Josef, k. k. Oberrealschul- Professor.

V. Dalla-Torre Dr., Carl, k. k^ Professor, Eger.

V. E h r h ar t Josef, k. k. Statthalterei- Rath.

V. Enzenberg Graf Hugo.

Ferdinandeum.

V. Ferrari L., Landes-Hilfsamter' Director,

82

Mitglieder -Verzeichoiss.

Ferstl Leopold, Handlungs-Commis.

Ficker Dr. Julius, k. k. Univ.-Prof. und Hofratb.

Flunger Josef, Hotelier.

Gassner Theodor, k. k. Schulrath.

Generalstabs -Abtheilung, k. k.

V. Glanz Josef Ritter, k. k. Bech- nungs-Ofücial.

Gratl Anton, Photograph u. Buch- binder.

Haigl Richard, Jurist.

Hammer Anton Dr., Advokat.

Heller Camill Dr., k. k. Üniv.-Prof.

Hörandtncr Ferdinand, Hotelier.

Hu eher Adolph Dr., k. k. Oberreal- schul-Professor.

Hueber Hermann, Zollagent.

Konzert Michael, Tischler und Haus- besitzer.

Kraft Johann, Kafetier u. Hausbes.

Lang Leonhard, Kaufmann.

Lener Josef, Postmeister öeefeld.

Mages Alois, Handschuhfabrikant.

Most Josef, Kunsthändler.

Malfatti Franz, Jurist u. Hausbes.

Marchesani Johann, Jjandesbucb- hal tungs- Revident.

Nairz Franz, Hotelier.

Neuner Fr., Landescultur-Ingenieur.

V. Ottenthai A., Conceptspraktik.

V. Pfaundler L, k. k. Univ -Prof.

Pock Julius. Uhrmacher. Pusch Dr. med., Carl. Pfurtsoheller Josef, Postmeister.

Vulpmes. V. Rapp Ritter F. Dr., k. k. Notar

u. Landeshauptmann. Reinhardt Johann, Hotelier. V. Reinisch Ritter Dr^ k. k. Steiis-

an wal ts-Substitut. R e i s 8 Simon, Kunst- und Mosikilieih

handlung. Schneller Christian, Landeechol-

inspector. Schöpfer Anton , Hof- und Stt>U-

apotheker. Schumacher Anton, üniT.-Bochh. Schweighofe r jun. Johann. Soitner Anton, k. k. Postmeister.

Feichten (Brixenthal). Steffan Franz, stnd. philos. Stumpf i\ Dr., k. k. üniv.-Profefsor. Tsc hu rtscbent haier Dr. Johann.

k. k. Notar u. Bürgermeister. Tschurtschenthaler Fr., Hai»-

besitzer. Tressel Christian, Httelier. Trafojer Adalbert, stud. jur. Wieser Dr. Franz, k. k. Professor. We c h n e r Carl , Lithograph bei 4er

k. k. Staatbalterei. Z i n g e r 1 e Jgnai l>r , k. k. Üniv.-Prf'f.

Nachstehende 18 Mitglieder sind für das Jahr 1875 aii'* der Section „Austria*^ ausgeschieden und der Section „Insbruck" l)eigetreten. Ausserdem haben bereits 49 weitere Beitrittser- klärungen stattgefunden, und es besteht demnach die Sectk»u Innsbruck g^enwärtig aus 130 Mitgliedern.

A r z Anton Graf, k. k. Stadthalterei- rat h, Innsbruck.

T.Barth Kitter L. Dr., k. k. Univ.-Prof. Innsbruck.

Gobel Fr., Oberinspector der Tiroler iiahn, Innsbruck.

Hauser Jos., Kaufmann, Innsbruck. Höfei Jos., Gold- and Silberarbeiter,

Innsbruck. Jülg ü. Dr. k. k. Univ.-Prof. IdmK Kling 1er Josef, k. k. HoJrath o»!

Professor, Innsbruck.

Mitglieder -Verzcichnifis.

83

r. Kripp Job., Gymnasial-Professor, Innsbruck.

Lantschner L. Dr. med., Innsbr.

Mayr Jos^ Baameister, Innsbruck.

Mntach lechner Georg, Kaufin., Innsbruck.

▼. Ottenthai Albert, Dr. med.

Schupf er Josef > Kaufm., Innsbruck.

Sappan egg Felix, Director *der Pa- pierfabrik, Imst.

V. Thun Franz Graf, Excellenz, k. k.

Feldmarschall-Lieutenant u. Lan*

deskoromandirender v. Tirol. Tolt Dominik, Kaufmann, Innsbr. V Trentinaglia Josef, k. k. Ger.

Adjunkt, Innsbruck. Vorhauser Job., k. k. Stadthalterei-

rath^ Innsbruck.

Die Thatigkeit der Section Innsbruck bestand seit dem Mai d. J. in der Aufstellung von Wegweisem auf dem Lanser- Icopf bei Innsbruck, in der Organisirung von geselligen Monats- ^ersamralungen, endlich in eingehenden Verhandlungen u. s. w., bezüglich Aufstellung von Führern fiir Thal-, Mittel- und Sochtouren in der Innsbrucket* Umgebung. Es ist zu hoflfeu, lass mit der nächsten Saison diese Angelegenheit erledigt sein iwerde.

Karlsruhe.

Sectionsleitung:

Platz Ph. Dr., Professor. Gmelin, Oberregierungsrath.

Mitgliederzahl: 51.

V. Babo, Kentier Birk, Pfarrer, Müllheim. V. Blittersdorf, Kreisgerichtsrath. Beimling Dr., Professor. Döring, Kaufmann. Eisenlohr, Minister ialrath £ngelhorn, Stadtdirector, Freiburg. Faas, prakt. Arzt, Gemsbach. Förster, Professor, Rastatt. Gerwig, Oberingenieur, Zürich. 6 lehne, Musikdirector. Glaser, Kaufmann.

Bd. V, Abth. II.

Glockner, Finanzrath.

Gmelin, Oberregierungsrath.

Gräff, Buchhändler.

Haag, Kaufmann.

Hanemann, Buchhändler, liastatt.

Hess, Kreisgerichtsrath.

y. Hörn, k. preuss. Oberst, Rastatt.

Klin^rel, Oberbaurath.

Klose, Maler

Leist, Bechnungsrath, Rastatt.

Lüroth Dr., Professor.

Lunkenbein Dr.

6

84

Mitglieder -Verzeicbniss.

Maier, prakt. Arzt.

Mayer, Rentier.

Müller, k. preass. Oberst, Rastatt.

Oster Dr., Professor, Rastatt.

Platz J)r, Professor.

Reiss, Fabrikant.

V. Richthofe n, Justizrath.

Rivola, Professor, Rastatt.

Salz er, prakt. Arzt.

Scheffel Dr., Schriftsteller.

Schenkel Dr., Minister ialassessor.

Schmidt, Finanzrath.

Schuster, lu^^enieur, Rastatt.

Schweig Dr.| Obermedizinalrath.

Neu eingetreten für 1875: V. Härder, Rentner. Hieronymus, Techniker, Speier. Klebe, Forstpraktikant, Ettlingen. Picot Dr, prakt. Arzt.

Sebold, Fabrikant, Durlacb. Sernatinger, Professor, Rastatt. V. Seyfried, geh. Referendar. Si ekler, Mechaniker. St icke 1 Dr., DiTisionsanditeor. Stösser, Oberamtmann, Offenborg. S t be, Oberkirchenrath. V. Touffel. Kreiagerichtsrath. Waag, Hofgerichtsrath, Mannbeim. Warnkönig, Oberingenieor, Rastatt Wie 1 an dt, Ereisgerichtsdirdctor. Ziegler, Apotheker. Zittel, Dekan.

Ausgetreten Ende 1874: Mayer, Rentner (gestorben). Ziegler Apotheker.

Gegenwärtige Mitgliederzahl 53.

Die regelmässigen Sectionsversanunlungen wurden wie firüher am ersten Samstag jeden Monats abgehalten. Versammlungj*- lokal: das Cafe zu den vier Jahreszeiten.

Es wurden folgende grössere Alpentouren au;^efiihrt:

Prof. Dr. Ost er durchwanderte auch dieses Jahr wieder die Ortlergruppe, und bestieg die Butzenspitze, Madritschspitze und Sonnen wand, sodann die Schranspitze und den ost- lichen Ausläufer der Veneziaspitze.

Herr Gräff bestieg den Monte Cristallo in der Ortlergruppe, (die mittlere höchste Spitze), Pitz Corvatsch und Piz Mor- teratsch in der Bemina-Gruppe, Cima di Jazi und Neues Weissthor am ]\Ionte Rosa.

Herr Hieronymus führte in diesem Jahr eine grosse Reihe von Touren aus: Piz Buin und Silvrettahom , Piz Lan- guard von Ponte aus, Piz Sella, Tschierva, P. Corvatsch (allein), Piz Leis in der Bemina-Gmppe , Schneeglocke, Geisterspitze, Cevedale, Vertainspitze, Königspitze Über dtt Königsjoch, Schöntaufspitze (allein), Madritschspitze (aIkoi)i

Mitglieder -Verzeicbniss.

85

Zebra von Sulden über das Hochjoch und über den Oitler- pass nach Trafo), Schrötterhom, Angeluspitze, Bildstöckel- joch, Schaufelspitze, Zuckerhütel, Ruderhofspitze im Stubai,

Klagenfurt.

Sectionsleitung :

arcus Freiherr von Jabomegg-Gamsenegg, Landesconcipist^

Vorstand, eland Ferdinand, Director der Hüttenberger Eisenwerks- Gesellschaft, Vorstandsstellvertreter, üstner Josef, Lehrer der Communalschule, Secretair. 0 n Friedrich, Buchhändler, Cassier. )lar Anton, Kaufmann, Beisitzer, egel Emil, Buchhändler, ipp erger Adolf, Architekt

Mitgliederzahl: 141.

UcbelburgDr. Arnold Freiherr.

lesch, Policarp, Director.

initz Anton, Apotheker.

rnbacher Carl Dr med.

[in dl Josef Dr., k. k. Director der

Lehrer- Bildangsanstalt.

Sorg er Johann Dr. Ritter, k. k.

Statthaltereiratb.

orinsky Otto Graf, k. k. Re-

gierungsrath.

imentschitsch Maz^ Eaufm.

lar Anton, Kaufmann.

ger Franz, Graf.

ger Gostav, Graf.

Bele Ambros, k. k. Baurath.

wein Franz^ Apotheker.

wein Dr. Josef, Advokat.

hr Anton, k. k. Postmeister.

adeneck Const. Dr., k. k. Be-

giemngsrath.

inziszi Georg, Landesbearoter.

Fuchs Georg, Sparkassabuchhalter.

Fugger Carl Graf, k. k. Oberst.

Gantschnigg £duard, Ottmanach.

v.Garzarolli C.Edler, k.k.Hauptm.

Glawischni gg Job., Privatbeamt

Glöckner Franz, k. k. Ingenieur.

Gobanz Josef Dr., k. k. Landes- schulinspector.

Goess Anton, Graf, Ezc, Landes- hauptmann.

G 0 e sr Anton, Graf jun.

Goritschnigg G., Kaufmann.

Hartmann Julius, Kaufnuuin.

Ha US er Franz, k. k. Professor.

Heilinger Leopold, Glasermeister.

Heise Berthold, k. k. Hauptmann

Heiss Othwin Dr., k. k. Staatsanw.

Herbert- Kerchnawo Ernst, Fabriks- director.

Herbert Paul, Baron, Fabriks- und Herrschaftsbesitzer.

86

Mitglieder -Verzeicbniss.

HeyD Johann, Buchhändler. V. Hibler Ivo Dr., Advokat. Hinterhuber Hermann , General-

direotor der Bleiberger Union. Hock Otto, Zahnarzt. H ö f er Hans, Professor der Bergschule. Hoff mann, Sigm. Lederfabrikant. Holeczek Wilb. Dr. med. Holen ia Romuald. Holl Heinrich, Landesbauadjunkt Hudelist Andreas, Kaufmann. V. H u e b e r J., k k Ober-Landgerichtsr. Hussa Alois Dr. V. Jabornegg-Gamsenegg, Marcus,

Freiherr, Landesconcipist. Jane seh Eduard, Lederfabrikant. Jansekowitsch Otto. Jessernigg Gabriel, Bürgcrmstr. Jugowitz Anton, Ingenieui der Hüttenberger Eisenwerks-Gesellsch.

V. Kalchberg Oskar, Dr.

Kaspar Josef, Pharmazeut

V Klebelsbcrg Wilhelm, Advok.

Kleinberger Vinz., Kürdchnermstr.

Klinzer Andreas, Gewerk.

Krassnigg August Dr. med.

Krippel Josef, Kaufmann.

Kuschai Johann, Fabriksbeamter.

Ledl Heinrich Kaufmann.

Lemisch Josef Dr. med.

Leon Friedr., Buchhändler.

Leon Johann, Buchhändler.

Lerch Franz, Hotelbesitzer.

Liegel Emil, Buchhändler.

Liegel Richard, Fabriksbeamter.

Lobenweiu Vinzenz, Photograph.

Lodron Exe. Graf Caspar, k. k. Statthülter v. Kärnten.

Lötsch Ludwig, k. k. Notar, Gurk.

Luggin Anton, Dr. med.

Luggin Josef Dr., Advokat.

Man hart Eduard, Agent.

Matausch Emanuel, Beamter der Bleibt^rger Union.

Mayer Josef, Fabriksbesitzer. Menner Johann, Banquier. Merlin Peter, Kaufmann. Miller Carl, Bauunternehmer. V. Milesi Anton Dr. Ritter, Advok. V. Moro Leopold Ritter, Fabriksbe«. V Moro Max Ritter, Fabriksbentier. Nagel Victor, Kaufmann. Nagel Leopold, Kaufmann. Nagel Josef, Banquier. Nagel Adalbert Dr., Advokat Novak Franz, k. k. Statthaltereirath. 0 h r f a u d 1 Josef, Kaufmann. Oh rf an dl Anton Sohn, Kaufmann. Passeti, Baron. Petroschnigg J., Hafnermeister. Pfandl Franz Dr. med. Pich 1er P., Domprobst Pres ehern Eduard, k. k. OberL

Gerichtsrath. Puntschart Franz, Fabrik8^)esitzer. Rabitsch Franz Dr. med. Radler Carl.

V. Rainer August Ritter, Fabriksbei. V. Rainer Victor, Ritter, Rauscher Eduard. Rauscher Ernst. Rauter Josef, Himmelberg. Reiner Johann, k. k. Professor. Robida Carl, k. k Gjrmnaaial-Prot Ron ach er Anton, Hotelbesitaer. Rosenberg Fürst H., Herrschaft-Bes. Rothauer J. M. Rudolf Adolf, k. k. S«cretair. Sachers Anton, y. Scheidlin Aug, k. k. Major. Seh er er Franz, Director. Schi eider Emanuel, Assecaranz-

Inspector. V. Schindler A., k. k. Oberlieatea. Schogl lisch Rudolf, Procurafnhrer. Schönberg Franz Dr., Advokat. Schütz Cosmas, Secretair derLmd-

wirtbach Geaollach.

Mitglieder - Verzeichniss.

87

Seeland F., Direct. d. Hüttenberger

Eisenwerk-Gesellschaft. Steinhäubl Josef. Stern bar dt Leopold, Maler. Stieger Johann Dr., Advokat. Stiegler Franz, Kaufmann. Stipperger Adolf, Architekt. Stockert Carl, Gutsbesitzer. §tranger .\agust, Kaufmann. Strohbach Franz, Forstinspector. Ströcker Johann. S a p pa n Johann, Banquier. f. Steinberg August Ritter, k. k.

Bezirksrichter, Ferlach. Schiraonschek Carl, Privatbeanit. Pazoll Ludwig, Lederfabrikant. Thurn Douglas Graf.

Turnwald Wenzel, Pharmaceut. Tobeitz Franz, Director. Traun Gustav Dr., Advokat. Ulbricht Dr. R., k. k. Professor,

Ung. Alten bürg. V. Vest Dr. Johann, Notar. Vogel Dr. Albin, Advokat-Concip. Waldkirch A., k. k. Land-Ger.-Rath. V.Wald statte nFrhr., k. k. General. Walluschnigg C, Kaufmann. Waizer R., k. k. Steueramts-Control. Wangler Johann, Buchhändler. Wiery Dr. Valentin, Fürstbischof

von Gurk. W 5 1 w i c h Alois Dr., Advokat. Wüstner Josef, Lehrer an der k. k.

Lehrer-Bild .-Anst .

Die Sectionsthätigkeit ist durch mehrere Resultate von hervorragender Bedeutung bezeichnet, darunter besonders der Bau des Unterkuuftshauses auf der Elisabethruhe, welcher im Jahre 1875 begonnen wird. Der Beschluss zu diesem Unter- nehmen wurde schon vor zwei tJahren gefasst, allein die Ver- handlungen ül)er den Ankauf des Baugrundes „Bretwiese" welcher 3 Joch 1304 Quadr. Klafter imifasst imd nicht nur hinreicht um djis Haus aufzunehmen, sondern auch für die von fremden benutzten Saumpferde hinreichende Weide gewährt, dauerten der eigenthümlichen Besitzverhältnisse wegen fast ein ganzes Jahr.

Nahe an 1000 fl. sind zu diesem Zwecke in den Händen der Section, gi'össteutheils durch Sammlungen aufgebracht.

Zugleich mit der Fortftthnmg dieses Baues ist die Section bestrebt, einen gesteigerten Einfluss auf das Führerwesen aus- zuüben und einen entsprechenden Tarif für H. Blut mit den dortigen Führern zu vereinbaren.

88

Mitglieder -Verzeichnisa.

Krain in Laibach.

Sectionsleitung:

Bamberg Ottomar, Obmann.

Klauser Christian, Secretair.

Mos che Dr. Alfons, Cassier.

V. Vesteneck Dr. Julias Ritter Frenzel, Beisitzer.

Valenta Dr. Alois, Beisitzer.

Mitgliederzahl: 84.

Auersperg Graf Alfons, Laibach. y. Alpi Heinrich Ritter, Laibach. Y. Ambrosioni Adolf, Laibach. Ascher Anton, Laibach. Auer Georg, Laibach. Aichelburg Graf Camillo, Veldes. Baumgartn er Jan. Johann, Laibach. Baillou, Baron, Laibach. Deschmann Carl, Laibach. Dürr Julius, Laibach. Dollenz Franz, Erainburg. Ersehen Dr. Ferd., Laibach. Fux Franz Dr., Laibach. Fridrich Gottfried, Laibach. Galle Carl. Laibach. Gariboldi Ritter Anton, Laibach. Gariboldi Ritter Franz, Laibach- Gutmannsthal Ritter G., Adelsberg. Gozani Marquis Ludwig. Globotschnik, Adelsberg. Gwaic Anton, Laibach. Handel, Laibach. Hartmann Johann, Laibach. Honig Ignaz, Laibach. V. Jenner Jacob, Krainburg. Jnrcic Josef, Laibach. y. Ealtenegger Ritter, Laibach. Kapp 1er Josef Dr., Laibach. Keesbacher Dr., Laibach. Koestl Gustay, Laibach. KoYatsch Dr. Laibach. Krenner Max, Laibach.

K risper Hildegard, Laibach. Lassnik Peter, Laibach. Leyec Franz, Laibach. L in hart Wilhelm, Laibach. Loger Andreas. Laibach. Luschin Ritter Dr., Laibach Mailner Heinrich, Jauerbnrg. Mailner Johann, Veldes. Metz Ernst, Laibach. Mrhal Johann Dr., Laibacb. Murnik Johann, Laibach. Naglic Rudolf, Lack. Opl Josef, Klagenfurt. Paller Franz, Laibach. Pfeffel Moritz, Gallenfels. Pfeiffer Wilhelm, Gurkfeld. Pirc Math., Krainburg. Plantz Alb., Laibacb. Ratoliska Ludw., Laibach. Raunihar Ludwig, Laibacb. Rech er Victor, Laibach. Ribitsch Dr., Laibach. Rud holzer Nik., Laibach. Salzer, Laibacb. Samassa Albert, Laibach. Schaff er Adolf Dr, Laibach. Schetina Joh., Laibach. Schindler Albert Dr., Laibach. Seemann Ignas, Laibach. Skerl Laibach. S OUT an Ferdinand, Laibieh* y. Stoekl Emü Dr. Ritter, LlM

Mitglieder -Verzeichniss.

89

V. Strahl Edler, Laibacb. Strecker Wilhelm, Laibach. Stahcc, Laibach. Snpan Alex Dr., Laibach, ürbas Gabriel, Laibach.. ▼. Vesteneck Otto Ritter, Wien. Wagner Adolf, Laibach. Wastler Friedr., Linz.

Weiglein Heinrich, Laibach. Witt Jacob, Laibach. Wurner Michael, Laibach. Zeschko Valentin, Laibach. Zöhrer Josef, Laibach: Zois Alfons, Baron, Veldes. Zola Mich., Baron, Laibach.

Küstenland in Triest.

Sectiousleitung :

V. Czoernig Carl Freiherr, Vorstand, ürbas Wilhelm, Vorstand-Stellvertreter. Z inner Carl, Cassier. Räcke W., Schriftführer. Thamm Carl, Beisitzer. Müller Friedr.

Mitgliederzahl: 92.

A i c hh 0 1 z er J , k. k. OberfÖrst , Görz.

Anerbach R., k. k. Professor, Triest.

Ausseier Carl, k. k. Prof., Triest.

Bälde Hermann, Lehrer, Triest.

Baurobach R.. Dr. phil , Triest.

Bolle Johann, Director der Seiden- bauTersnchsstation, Gön.

Y. Brannitzer Johann, k. k. Ober- förster^ Elana (Istrien).

Brettaaer Jnlius, Eanfm., Triest.

Brnnner Luzian, Kanfm., Triest.

Czerny Josef, Kaufmann, Triest.

V. Czoernig Carl Freih. , k. k. Pi- nanzrath, Triest.

Craigher Denis, Kaufmann, Triest.

Dimitz L.^ k. k. Forstmstr., Görz.

V. Dorn Alex. R., Dr. jur., Triest.

Erjavec F.,k.k Realschul-Prof., Görz.

Erras Adolf, Lehrer, Triest.

Gigl I. N., Stationschef der SQdbahn.

Göll Wenzel, k. k. Forstcommiss&r, Tolmein.

Grossbauer Ernst Dr., k. k. Forst- concipist, Görz

Hopfner J., k k. Professor, Triest.

Janka Ambros Dr, k. k. Linien- schiffsarzt, Pola.

V.Jenny C. Ritter, Ingenieur, Triest.

Jones F., Kaufmann, Triest.

Jones D., Kaufmann, Triest.

Kammerer Peter, k. k. Prof., Triest.

Kandernal Fr., k. k. Prof., Triest.

König Franz Dr., Professor d. Acker- bauschule, Görz.

KörschnerF.,k.k. Rentverwalt ., Görz.

Krausen eck G. A., Dr. jur, Triest.

Kugy Julius, Student, Triest.

Kugy Paul, Student, Triest.

T. LantieriC, Reichsgraf, Wippach.

Lezuo Jos., k. k. Prof.» Triest.

Luckmann Anton, Kaufmann, Triest*

Marinitsch Josef, Kaufm., Triest.

Marenzeller Robert, Kaufm., Triest

90

Mitglieder -Verzeichniss.

Mayer Josef, Buchhändler, Triest.

Meng er Jos, k. k. Professor, Triest.

Miklitz Fr., k. k. Oberförster, Idria.

Moll Emil, Kaufmann, Triest.

Monti Dr. P , Landger.-Rath, Triest.

M üller E., k. k. Militärbeamt., Triest.

Müller Priedr., Mechaniker, Tr'est.

Müller Heinrich, Mechaniker, Triest.

Ouschan Josef, k. k Oberförster, Ternova bei Görz.

Patzer Adolf, Lehrer, Triest.

Paugger Franz Dr., k. k. Academie- director, Triest.

Pe i k er Libor, k. k. Realschuldirector, Triest

Peratoner Eduard, k. k. Forst- secretär, Görz.

Pet ritsch Franz, Kaufm., Triest.

Pimser Franz Dr., k. k. Regiments- arzt, Triest.

V. Plenker Georg Freiherr, k. k. Hofrath, Triest.

Rabl Josef Dr., Advokat, Triest.

Rauscher Paul, k. k. Oberförster, Loqua.

R e d 1 Josef, k. k. Forstmeister, Görz.

Regensdorff Friedrich. Triest.

Rein hold Heinr., Lehrer, Triest.

RikliA, Badeanstalteigen th., Triest.

Räcke W., k. k. Oberlieutenant, Triest.

Scharnaggl S., Forstrath, Triest.

Schemerl Alezander, k. k. Bezirks- hauptmann, Tolmein

Schollian J., Kunsthändler, Triest.

Schönwälder Anton, k. k. Ober- forster, Idria.

Schröder Alezander, Kaufm., Triest.

Schröder Richard, Kaufin., Triest.

: Schulz Jos., k. k. Oberlieut, Trini

S ch u n k Th, Schififbauingenieur, Triest.

Schweiger Max, k. k. Oberforst-

Ingenieur, Görz. Seiller Emil, Görz. Scola Victor, k. k. Förster, Kamia

bei Görz. Sollinger Franz, Kaufm., Triest. y. Steinbüchel-Rheinwall J. Dr.,

k. k. Finanzrath, Triest. V SteinkQhl H., Kaafm., Triest. Stent a Mich. Dr. k. k. Prof., Trieit S t e 1 1 e r F., Nationalbank-Beimter, Swoboda J., k. k. Forstingen., Görz. V. Teuf fenbach Arthur Freih,GOn Thamm Carl, Buchdrucker, Triest Thieriot Alb, k. k. Hofrath, Görz. Tschur tschen thaler Jos., Kaof-

manuj Triest. y. Tom masin i M. Ritter, lebens-

längl. Ebrenpräsid. d. Sect. Triest Urbas Wilh., k. k. Prof.. Triest. üschnig Joh., k. k. Prof., Triest y erdin Ant. Dr. jur., k. k. Finaoi-

Prokuraturssecretär, Triest. Vierthaler A., k. k. Prof, Triest Viethen Romuald, Ejiufm^ Triest. Weber Ludwig, Kationalbank-Be&a-

ter, Triest. W i d m a n^n Peter, k. k. Prof . Triest Win kl er Anton, k. k. ^larine-Com-

missariats- Adjunkt, Pola. Wolf Lib; Joh. Dr., k k. Prof.. Triest S. k. H. Wilhelm Herzog Ton Würt- temberg, k. k. FML., Triest Zinn er Carl, Kaufmann, Triest

Au hervorragenden alpinen Touren, welche von Mitgliedern der Section im Jahre 1874 unternommen wiurden, sind zunächst Prof. P. Kammerer's und Prof. J. Bolle's Leistungen in den penninischen , grajischen und cottischen Alpen zu verzeichnen. Reide erstiegen gemeinschaftlich am 15. August den Monte Vi«N

Mitglieder- Verzeichnis?. 91

12811', am 20. den Furgengrat, 11067', am 22. das Matterhorn, 14272', mit An- und Abstieg von der italienischen Seit<?, und passirten am 24. das Matterjoch (10510'). Prof. Kämmerer bestieg ausser« lem am 7. August die Ciamarella (11690'), Prof. Bolle am 25. die Dufourspitze des Monte Rosa (14680') und am 27. August erreichte letzterer noch vor Sonnenaufgang die Spitze des Grand Tournalin (10757').

Das Hauptunternehmen der Section bildete der Bau des Unterkunflshauses am Krainer Schneeberg. Durch die opfer- willigen Leistungen der Sections-Mitglieder ist die Section Eigen- thümer des vollständig bezahlten Hauses.

Die Section kann mit einigem Selbstgefühl darauf hinblicken, dass sie das Unternehmen vollständig mit eigenen Kräften aus- geführt, dass sie keinen Zuschuss aus der Centralkasse des Alpen- vereins oder von andern Sectionen beanspruchte noch erhielt.

Mit Rücksicht auf diese Umstände und auf die im vergangenen Jahre gebrachten so bedeutenden freiwilligen Opfer kann der Aus- schuss der Section för das Jahr 1875 ein grösseres Unternehmen nicht vorschlagen, ßs sind zwar Wünsche wegen des Baues einer Unterkunftshütte am Km (7095') bei Tolmein laut geworden; allein wenn diess Project auch Berücksichtigung verdient, wird diessfalls heuer kein Antrag gestellt, sondern nur beabsichtigt wegen Prüfung der Sachlage im nächsten Sommer eine Club- parthie auf diesen Berg zu unternehmen.

Der Sectionsausschuss hat sicli im October 1874 an die k. k. Bezirkshauptmannschaft Tolmein gewendet, um von der- selben, welche fast alle bedeutenderen Höhen des engeren Sectionsgebietes in ihrem Bezirke enthält, ein Verzeichniss der für die einzelnen Gebirgsparthien geeigneten Führer und ihrer Lohnforderungen zu erhalten. Die Antwort ist noch nicht ein- gelaufen; so bald diess der Fall sein wird, werden wir dieselbe veröffentlichen, unter Vorbehalt, in der nächsten alpinen Saison die Tauglichkeit der allenfalls neu angemeldeten Führer nach Möglichkeit zu prtlfen; über die festzusetzenden Führertaxen wird die Section aber mit der Bezirksl^uptmannschaft sofort in Ver- handlung treten, um diese noch vor Beginn der Reisesaison ver- öffentlichen zu können. Mit der Section Krain wurden Verband-

92

Mitglieder-Verzeichniss.

lungen wegen Regulirung des Führerwesens in Innerkrain an- geknüpft, da nach dem bezüglichen krainerischen Landesgewtze jene Section berufen ist, das Gutachten und ihre Vorschlage der k. k. Landesregierung vorzulegen.

Im Jahre 1874 wurden in unserer Section folgende Vorträge gehaltan :

Am 19. Januar: Herr Prof. Urbas über die oro- und hydro- graphischen Verhältnisse Krains. (Vgl. Bd. V. 1 d. Zeitschr.) Am 27. October: Herr Carl Freihcn* v. Czoernig über Wan- derungen im oberen Isonzogebiete: Idria. Die vergeasene deutsche Sprachinsel Deutschruth. Auf den Matajur.

Leipzig.

Sectionsleitung :

Puckert Dr. W., Univ.-Professor, Vorstand. S t a a c k m a n n L., Buchhändler, Cassier.

Mitgliederzahl: 78. Abraham M. Dr., Musikalienhändler. 1 Hof mann R. William, Kanfroann.

Anschütz Emmer, Rechtsanwalt. Brandes H. Dr., Professor. Branner Ferd., Rechtsanwalt. Oalberla E. Dr., Arzt in Messina. Cerutti Rad., Raihsassessor. Debes E., Geograph. Deutsch 0. Dr., Professor. Engelmann W. Dr., Buchhändler. Felix Amj, Kaufmann. Frey tag 0 E., Rechtsanwalt. Georgi R. Dr., Bürgermeister und

Reichstagsabgeordneter. Georgy W., Maler. Giesecke B., Schriftgiessereibes. Giesecke Carl, Rechtsanwalt. Grunow jun. Hans, Buchhändler. Grunow Wilh., Buchhändler. Hermann Em., Buchdruckereibes. Hirzel Heinr., Buchhändler.

Holzmann Dr , Secr. S. k. H. <l»

Prinzen y. Wales. London. Jörn August, Kaufmann. K i r c h h 0 f f Alb , Bachhändler. Kirsten Theodor Dr., Arzt. Köhler Franz, Buchhändler. KossmannM., Kreisrichter, LüIkb. Krutzsch Alex., Kaufmann. Kammer Aug., Versich.-Get -Direct Kurtz Dr., Geh. Med.-Rath, Destto. Lampadius W. Dr, Diakonns. de Liagre A., k. nieder!. Consol. Lieboskind Felix. Buchhändler. Liebster A., Rechtsanwalt. Lion C. J. Dr., Director. Lowe Jul., Kanfroann. Maue W., Kaufmann, Seidenbof. Mayer A. Dr., Professor. Merkel L. Dr , Professor.

Mitglieder -Verzeiohniss .

93

Merkel A. Dr., Gerichtsrath. Mersdorf B. Dr. phil. Metseh A. B., GerichtsasscRsor. Mittag A., Kanfmann, Magdeburg. Nagel Ph., KauTm. u Stadtrath. Naouro Phokion, k. griech. Coiisul. Nöldeke W. Dr , Schuldirector. Oüterloh Dr.. Geh. Hofrath, Professor. Paul Oskar Dr, Professor. Panlcke Rud., Apothekenbes. Platzmann Alex. Dr., Amtshaüptm. Prasse Jol., Rechtsanwalt. Puckert Gast, Vice-Bank-Director. Puckert Wilh. Dr., Professor. Beicbenbach Oskar, Kaufmann. Hodiger Geo.. Kaufmann. Bande r Ed., Kaufmann. Schildbach K. Dr. med.. Director. Schmidt Heinrich, Kaufmann. Schmidt Gustav, Kaufmann, Wester-

hosen bei Magdeburg. Schmidt Wilh., Banquier.

V. Schönberg B., Rcgicrungsrath. Schreber Paul Dr., Appell.-Gerichts-

Ratli. Schwabe W. Dr., Apothekenbes. Schwarz K., Buchhändler. Staackmann, Buchhändler. Stengel W., Commerzienrath. Struve Osk. Dr., Fabrikbesitzer. V. Süssmilch- Hörnig. Oberstlieut.,

Grimma bei Leipzig. Schubring G., Realschullehrer, Erfurt. Taube Herm., Steuerbuchhalter. Thomas L Dr., Professor. Tscharmann Jul., Rechtsanwalt. Voigt Mor. Dr., Professor. Voigt Ernst, Gerichtsassessor V. Weber A., Oberstlieutenant. Wenzel Ferd., Lehrer am Conserrator. Werner Wilhelm, Lehrer, Wernz Job. Dr., Reichsoberhandels-

gerichtsrath. Zöllner Jul., Privatgelehrter.

L i e n z.

Mitgliederverzeichnis» und Bericht nicht eingelaufen.

Linz a. d. Donau. Sectionsleitung : Pollak Joh., Kaufmann, Vorstand. Kaindl Alb., Stellvertreter. Lieb Seb., Cassier. Haala Dr. Ludwig, Schriftführer. Semsch Dr. Max, Stellvertreter. Ozlberger, Beisitzer. Reindl,

Mitgliederzahl: 116.

Assnannsd orfer Math., Mühlen-

besitzer, Rühstorf. T. Az Moriz Ritter, k. k Oberpostrath. Bahr Alois Dr., k. k. Notar. Brock Ferd., Kaufmann

Christ Max, Kaufmann. Christ Ludwig, Kaufmann. Czischßk E. J., Kaufm., Wels. Deisinger X, Gasthofbes., Lambach. Derflinger Florian, Cafetier.

04

Mit|:lie<icr -Verzeichnis».

Doblhammer Georg, Stiftscapitular, Reichersberg.

Doblinger Max Dr., Advokat, Perg.

Dorfer Alois, Abt, Wilhering.

y. Dornfeld Ritt., Landesbeamt. a. D.

Dosch Ludwig Dr.. Advokat.

Drouot Victor, buchdrackereibes.

Dürrnberger Adolf Dr.. Advokat.

Egger Gottlieb, k. k Postceamter.

Ehrentletzberger S., Kaufmann.

Eichhorn F., Med.- u. Chir.-Dr.

Eigner Moriz Dr. jur., Advokat u. Lan deshauptm an n .

v Eiseisberg Guido Frhr, Guts- besitzer, Steinhaus.

Estermann Anton, Hausbcs., Urfahr.

Fels A. Dr., k. k Notar, Ottensheim.

Fink Vinzenz, Buchhändler.

Führlinger Carl, Privatier

Gerbert Franz von Horiiau, Donau- Dampfschiff fahrts-Inspector.

V. Glanz Anton Ritter, Dr. jur.,Ädvok.

GrilTmayr Job., Gutsbes , Würting.

V. Griraburg Aug. Ritter, Finanz- Proc -Concipist.

Gugger von Staudach Cölestin, k. k. Gerichtsadjunkt.

Haala Ludwig Dr jur, Advokat.

V. Haan Carl Freiherr, k. k. Statt- haltereirath a D.

Haas Johann, Buchhändler, Wels.

Habison Wilhelm Dr., Advokat, Urfahr-Linz.

Härter Franz, Cassier des Hofopern- tbeaters in Wien.

Hagenauer Julius, Landesbeamter.

V. Handel Franz Freiherr.

V. Handel Rudolf Freiherr, k. k. Landesgerichts-Präsident.

Hartmayr Josef, Kaufmann.

Hartwagner Job , Kaufmann.

Höbarth Carl, Baumeister.

Höcbsmann Florian Dr. jur, Ad- vokat, Urfahr-Linz.

Hörzinger Johann, Realitätenb H ofm an n Adolf, Fabrikbeaitier. Hofstätter August, Apotheker. Hubl Norbert, Kaufmann. Hübner Wilhelm, Hausbesitier. Hu st er Josef, Kaufmann. Jagersberger J., Hausbesitzer. Jax Anton, Kaufmann, Wels. Iglseder Franz Dr., Adrokati

Concipient. Kaindl Albert, Loderbändler. Kaltenbrunner Anton. Kaafmi Kies wette r Ferd., Kaufmann. Kirchler A. Dr., Advokat, Schi

neustadt. König Arthur, Kaufmann. König Eduard, Kaufmann. Kottulinsky Adalbert Graf, k.

B^zirks-Commissär, Wels. Krause Friedrich Dr., k. k Finai K re n n Franz Dr , Advokat. Kukula W., k. k. Professor. Kurzthaler Johann, Strohhutfal

kant, Wels. Ladinser Franz Dr., Advokat. Lanz Anton, Oberlehrer. Laurent Gustav, Gastwirth, Ur(j Lieb Sebastian, Buchhalter. Lieb. Frau Therese', dessen Gattit Lindner Josef, Landescassier. Löwenfeld Moriz, Fabrikbesitze Man h a rt E., Buchhändler, Gmiim Marcus Adalbert, Sparcas^ebeam V. Maren holz Bar., k. k. Hai

mann a. D. Mayr Anton, Spinnereibesitzer. Marschner Ferdinand, Hotelier. V. Nagel Eduard, Kaufmann Nebinger Carl Friedr., Kaufmai Neubauer Alois, k. k. Tabakfabf

Beamter. Nowak Franz, pens. Verwalt., üff Ortner Job, Oberlehrer. Ortner Ed., Sparkasae-BeantM;

Mitglieder-VerzeichnJss.

Ozlberger Josef, k. k Finanz-Ober-

commissär. Pammer Fr., Bürgerschul-Directoi. Planck Carl Edler von Plankburg,

Hank-Director. Pollhammer Andreas, k. k. Prof. Po Hak JohaiiD, Privat. Pöschl Josef, Lederfabrikant, Wien. Pro 11 Ferdinand Dr., k. k. Notar. Puromerer Frau Kath., Fabribbes. Badler Mathias, Kaufmann, ßeichel A. Dr., Notariatssubstitut,

Wels. Rein dl Carl, k k. Notar, Urfahr. Beininger Franz, Kaufmann. Heithof Eduard, k. k. Landesge-

richtsrath, Wels. Kicliter Engelbert, Privat. Bobr Ferd., k k. Notar, Urfahr. Kackensteiner Friedr, k. k. Ge-

ricbtsadjunkt. Sattlegger Florian, Schuldir. a.D. Saxinger Eduard, Kaufmann.

Seitz Leopold, Cafetier.

Sem seh Max Dr , Advokat.

Schauer Johann Dr., Advok., Wels.

Schek Ferd., acad. Maler.

Schleifer Adalbert Dr., pens. Statt- halterei-Concipist, Urfahr.

Schmidegg Franz Graf, k. k. Kam- merer, Gmunden.

Schwarzmayr Cajetan, Kaufmann.

Starhemberg Camillo Fürst, Her- renhausmitglied.

Staniek 0, Kaufm , ächwanstadt.

Steinwender Paul, k. k. Notar, Leonfelden.

Steller Adolf, Kaufmann.

V. Thour Edl.,k.k Oberstlieut.Wels.

Traun er Jakob, Kaufmann.

Tröger Johann^ geistl. Rath, emer. Dechant, Waizenkirchen.

Tuczek Anton, k. k. Regierungsrath.

Vogel Josef, Handelsagent.

Walinstor fer Aug., Kaufm., Wels.

Wink 1er Adolf, k.k Rittmeister a. D.

Mit der Fusion des deutschen und österreichischen Alpen- Vereines trat an alle hiesigen Mitglieder des vormals österreichi- schen Alpen- Vereines die Aufgabe heran, dieser Thatsache gegen- über bestimmte Stellung zu nehmen.

Entweder mus.sten sie Mitglieder der an Stelle des öster- reichischen Alpen- Vereines getretenen Section „Austria" bleiben, oder einer anderen schon bestandenen Section sich einfügen, oder sie konnten auch eine eigene selbsstandige Section gründen.

In den beiden ereten Fällen geriethen sie ohne Zweifel in eine viel abhängigere Stellung, als wenn sie sich entschlossen, eine selbstständige Section zu bilden.

Abgesehen davon, dass Letzteres schon dem föderalistischen Principe des Gesammt- Vereines mehr entsprach, welcher das Schwergewicht seiner Wirksamkeit in möglichst viele Sectionen zu legen bestrebt ist, sei nur das eine noch hervorgehoben, dass die Errichtung einer selbstständigen Section auch ermöglichte, dass dasjenige, was von den Jahresleistungen der Mitglieder als

9 6 Mitglieder - Vcrzeicbniss.

Sectiousbeitrag erübrigte, ausschliesslich in der nächsten Heimath Verwendung finden konnte und durfte, während im an- deren Falle vorhinein jeder massgebende Einfluss auf dessen Ver- wendung thatsächlich aufgegeben war.

Schon im Januar und Februar wurden daher eingehende Besprechungen diessfalls gepflogen, und bereits am 2. Februar der Beschluss gefasst, mit der Bildung einer selbstständigen Sec- tion „Linz^' den Versuch zu machen.

Nach Ausarbeitung der Statuten, Genehmigung derselben u. dergl. erfolgte endlich am 16. März d. J. die behördliche Genehmigung, und am 20. März constituirte sich eine ziemlich zahlreiche Versammlung von hi^ig^n Alpenfreunden hofinungs- freudig als selbstständige SectionLinz, indem sie unter Einem die Führung ihrer Angelegenheiten einem Ausschüsse übertrug.

Die Aufgabe, welche diesem Ausschusse zunächst vor Augen trat, musste auf Gewinnung von Mitgliedern gerichtet »ein. hi- serirungen in den öffentlichen Blättern, Versendungen von Auf- rufen, persönliche Verwendung der Ausschuss-Mitglieder bewirkten denn auch, dass der Ausschuss schon mit Ende April d. J. in der angenehmen Lage war, dem Central- Ausschusse in Frank- furt a. M. die Entstehung einer selbstständigen Section Linz und den Beitritt von 89 Mitgliedern anzuzeigen, was mit grosser Freude aufgenommen wurde.

Seither ist die Mitgliederzahl auf 116 gestiegen, von welcher 90 in Linz und ürfahr, 26 auswärts domiciliren.

Was im übrigen die Thätigkeit der Section anbelangt, so musste sich wohl ihr Wirken vorerst auf enge Grenzen im Innern beschiunken.

Darauf aber darf die junge Section schon in diesem Jahre mit Befriedigung zurückblicken.

In den Monatsversammlungen fehlte es nicht an anregender Unterhaltung. Es wurden entweder Leistungen einzelner Mü- glieder imd sonst Einschlägiges besprochen, oder besondere Y<v^ träge gehalten. So:

Von Herrn Dr. Haala: Eine Ersteigung des Grossglockn^rs.

^1 11

Mitglieder -Verzeichnisa. 97

Von Herrn Baron v. Marenholz: Ueber das sogenannte „todte

Gebirge". Von Herrn Dr. Dürrnberger: Ueber Hinterstoder.

Po Hak: Eine Ersteigung des Zirbitzkogek. Rein dl: Eine Wanderung in Graubündten. Pollak: Eine Ersteigung des hohen Säntis im Canton Appenzell. Von Herrn Reindl: Bericht über die Generalversammlung zu

Kempten. Von Herrn Adalb. Markus: Eine Wanderung durch den Bre-

genzer Wald. Von Herrn Professor Kukula: Ueber das Panorama des nord-

krainischen Beckens. Von Herrn Vogl: Eine Parthie in das Jonsbacherthal.

Ausserdem wurde ein gemeinschaftlicher Ausflug durch das Gresause nach Admont, verbunden mit einer Besteigung des Pyrgas änrch die Vereinsleitung ausgeführt.

Mit dem Touristen-Club trat die Section in Verbindung

^wegen Errichtung einer UnterstandshQtte auf dem Priel; femer

"wurde die Pränumeration auf das herrliche Panorama „von der

Schmittenhöhe" vermittelt, und hieflir ein Exemplar für die

Bibliothek gratis tiberlassen.

Memmingen.

Sectionsleitung:

Dobel F., Vorstand.

V. Schneeweiss, Vorstandsstellvertreter.

Gradmann F., Cassier.

Mit gliederzahl: 32.

Bachmayer E. H., Eaufmano. Besemfelder 0., Bacbhandler. Bobel F., Pfarrer. 'EggtLtt G.» Schleifmühlbesitzor. Est A., Cborregent.

Flach H., Kaufmann. Fries C, Privatier. Fries, Rechtsanwalt. Grad mann F, Kaufmann. Keim A, Grossbandler.

OS

Mitglie 1er -VerzeicLniss.

Keim C, FabrikbesitZr^r. Kerler^A.. FabriVbesitzer. Kerl er F, PriTatier. Klotz J., Photograpb. LaemmiDgerR., Bezirksgerich tsdir. Layer H., FabriHirector. Xcher, Spital Verwalter Pfaendler, Scctionsingeniear. Relim J , Apotheker. Keibl, Pharmazeut. Reischle, Rechtsanwalt. R i e d 1 , Bezirksgericlitsrath.

S c h a r f f . Rentbeamter. ' S c h e 1 h 0 r D E., Kanstmühlbesitzer. S c h i e d e r , Beurksgerichtsrath. T Scbneeweiss. Stadtger.-Aaess. Strasser L., Hanptlehrer ao der Präparandenschnle zn Mindelheim. Storm W, Privatier. V. Unold G., Sta'Urichter. V. Wächter 6., KaafioaDiL V. Wächter W., Rechtsanwalt. Wolfart G, Fabrikbesitzer, Amen- dingen.

lu den Monats versa mmlungeu wurden alpine Gegenstände l>esprochen, Reiseberichte gegeben, Vorträge über Bei^besteignn- gen gehalten. Im Jahre 1873 besuchten 12 Mitglieder der Sektion die Generalversammlung in Bludenz und verbanden damit die Besteigung der Sulzfluh. Im Jahre 1874 unterblieb ein ge- meinschaftlicher Ausflug wegen der Generalversammlung in dem nahegelegenen Kempten. Doch bereisten die meisten Mitglieder die Alpen. Herr v. Schneeweiss erstieg den Hochvogel und Piz Buin, die Herren Ess, Neher und Strasser den Gross- venediger, während Herr Dobel eine Reise nach den schottischen Hochlanden machte und den Ben Lomond sowie den Goatfell auf der Insel An*an bestieg.

M e r a n.

Sectionsleitung :

Mazz egger jun. Dr., Vorstand. G () t s c h , Vorstandsstellvertreter. Plant Fridolin, Schriftführer. El im en reich, Cassier.

Mitgliederzahl: 04.

Abart Curl, Oasthaasbcsitzer. Ader?, Pensionsbesitzer. Angerer Gasthofbesitzer, Salden. Baumgartner Anton, Kaufmann Boscarolli Fritz, Gatsbesitzer.

B 1 c m m e Dr.

Bamharter Dr., k. k. Notar.

Bumharter Fran.

Bosch.

Eisendle Dr., Advokat.

Mitglieder Verzeichniss

99

Ellmenreich, Buchh.

Ertl A, HaoptmanD.

Fehrman, Privatier.

T. Feiertag, Caffeehausbesitzer.

Flora, Postmeister, Naturns.

Fromer Dr., Arzt.

Fuchs, Hotel und Peusionsbesitzer.

Götsch, Arzt.

Greil Dr. med., Matarns.

Haller Dr., Advokat.

Hassfnrther, Hotel nud Pensions- besitzer.

Haasmann Dr. med.

Heclienberger, Kaufmann.

Herren mark, Privatier.

Hessens Ludwig, Fabrikant.

Hdllrigl, Arzt, Schönan.

Hdllrigl A., Bachbandliingsgehülfe.

Hnndegger Dr., Advokat.

Hundegge'r jan.

T. Hüttner Carl, Villenbesitzer.

Hnst^rer, Hausbesitzer.

Kleinbans Dr. med., Stadt pbysikus.

Klein Jakob, Villenbesitzer.

Knautbe Dr. med.

Koch Fr., Gerber.

Krägl sen., Privatier.

Kuhn Dr. med.

Ladurner Jos., Stroblwirth, St. Leonhard.

V. L ans er, Villenbesitzer.

V. Lorent Dr. med.

V. Lukacz, Gutsbesitzer.

Mazz egg er jun. Dr.

Merau F., Graf.

Kitsche, Villenbesitzer.

Pf ei ff er, Fr., Privatier.

Pich 1er Engelbert, Privatier.

Plant Fridolin, Buchhändler.

Putz G. Dr. med.

Reinhardt Max, k. k. Hauptm. a. 1. s.

Bohregger Peter, Privatier.

Schwarz, Hotel- u. Pensionsbesitzer.

Settari Johann, Pensionsbesitzer.

Settari, Dr. und Hausbesitzer.

V. Sold er Fr. Kaufmann.

S t ai n e r , Pensionsbesitzer.

Steinhäuser, Marmorbruchbesitzer.

Stochhausen, Buchdrucker.

Tap einer Dr. med.

The in er Dr. med.

Veith Em., Kurgast.

Wallnöfer Dr. Advokat.

V. Webenau, k. k. Hauptmann.

V. Weinhart Ed., Villen- u. Pen- sionsbesitzer.

Wen t er Josef.

Ehrenmitglieder :

B a z i n g , ehemal. würtem bergischer Min is terialsecretär .

Fuchs, Professor, Heidelberg.

Meran Franz Graf.

Die Hirzer- Hütte wurde diesen Sommer vollendet und feierlich eröffnet und auf dem Laugen, dem Rigi >on Südtirol, der Grund zur Erbauung einer Unterkunftshütte angekauft, die Herr Kirchlechner, Besitzer des Mitterbades in lllten nach einem von Götsch entworfenen Plane und Baubeschreibung für 400 Gulden zu erbauen sich verpflichtete. Diese Kosken der Laugen-Hütte, die nächsten Sommer 1875 dem Verkehre über- geben ^ird, wurden gedeckt durch die Su])vention des Central- Ausschusses in Frankfurt mit 200 Gulden, wobei noch weitere 150 Gulden in Aussicht gestellt wurden. Weitere Beiträge

Bd. T, Abtb. II. 7

1 00 Mitglieder -Verzeichniss.

gingen ein von den Herren: Dr. Settari mit 25 fl., Dr. Stein- heil mit 25 fl., Hauptmann Reinhardt mit 10 fl., Freiherr Dr. Sommaruga mit 10 fl., der üeberschuss vom Ball auf der Alm mit 24 Gulden.

Der Verein, der ausser verschiedenen Zeitschriften, Jahr- büchern, Reisehandbüchern, Karten, eine schone Sammlung von Mineralien besonders der Umgegend Merans und des Fassa- thales, die Flora der Umgegend Merans und des Schnalsers- thales besitzt , erhielt als weiteres Geschenk 6 prachtvolle grosse Gebirgslandschaften vom Hofphotographen Johannes aus Par- tenkirchen.

Im Jahre 1874 fanden 10 Monaisversammlungen statt, in welchen folgende Vorträge gehalten wurden:

Herr G. Götsch über Zweck, Ausführung und Ausrüstung

von Gebirgstouren. Herr v. Hüttner über Conservirung der Alpenpflanzen und

Reise durch Spanien nach Madeira und Beschreibung von

Madeira. Herr Prof. v. Sigmund über Corsica.

Herr Prof. Fuchs über die Luft, deren Bestandtheile und Ein- wirkung auf die Erde.

Herr Dr. Kleinhans über Madeira als Kurort.

Herr Dr. Mazzegger jun. über die hervorragendsten alpinen Ereignisse in Tirol während des Vereinsjahres.

Herr Stainer: Besteigung der Spitzlat.

Herr Dr. A. v. Lorent über Egypten.

Herr Dr. Settari ül>er die Amphibien Tirols unter Vorzeigung schöner selbstgesammelter Präparate.

Die Monatsversammlung vom November hatte ausserdem ein besonderes Interesse durch die Anwesenheit der beiden Nordpolfahrer Klotz und Haller, die in schlichter ein^Eu^er Weise ihre Erlebnisse am Nordpol schilderten.

Die praktische Thätigkeit der Section bestand ausser der Erbauung der Hirzerhütte in Anstrebung der EIrrichtimg von meteorologischen Stationen in Hafling und Schnals , von denen jedoch nur die letzteren als gesichert zu betrachten ist, da in

Mitglieder -Verzeichniss.

101

Hafling bis jetzt leider noch kein genügender Beobachter ge- funden werden konnte.

In der Jahresversammlung vom 15. Januar 1875 wui'de der seitherige Ausschuss wiedergewählt.

Mittenwald a. Isar.

Sectionsleitung :

N o e Heinrich Dr., Vorstand.

Magin J., Distrikts- Veterinär, Vorstand-Stellvertreter. Sa ad er Max, Instrumenten- Verleger, Cassier. Neuner Math., Instrumenten- Verleger, Beisitzer. Hauchenberger Carl, k. Förster, Beisitzer.

Mitgliederzahl: 30.

Aal Moritz, KaafmanD, Nürnberg. Baader Max, Instnimenten Verleger. Beck Josef, Fabrikbesitzer, München. Johannes Bernhard, Hofphotograph,

Partenkirchen. Knilling J. B., Bürgermeister und

Kaufmann. Magin Jacob, Distrikts- u. Control-

Thierarzt. Mehr] M., k. b. Hauptzollamtsver-

Walter. Nenner Johann, k. Posthalter. Nenner Math, major, Instrumenten-

Verleger.

No^ Dr. Heinrich, Schriftsteller. Pickl, k. Landrichter, Garmisch, du Prel Freib., k. Hauptm. a. D. B a f f 1 Louise, k. k. Postmeisterin, Zirl. Bauch enberger Carl, k.b. Förster. Beiter Johann, Instrumentenmacher. Schmid Stephan, Pfarrer. Schreyer Ad., Grubenbes., München. Schwibbacher Johann, Backermstr. Strodl Korbinian, Schreinermeister. Sundblad Gustav, Maler, Leipzig. Wagner Josef Dr. med., prakt. Arzt. Zahler Mich.^ Privatier.

Neu eingetreten:

F 1 e m m i n g Carl jun. , Ve rlagsbuch- handler, Glogau.

Flory A. L, Professor und Berg- werk sbesitzer.

Greif Martin, lyr. Dichter, München.

Keilberth Hans, Lehrer.

Kraus Ferdinand, Marktschreiber u.

Grenzpassoflßziant. Neuner Johann, k. Assessor, Erding. Neuner Math, sen., Instrumenten-

Verleger. Spie BS Carl minor, Weinhändler,

Kitziogen.

t*

102

Mitglieder -Verzeichniss.

Möllthai (zu Ober-Velhich).

Sectionsleitung :

Gussenbauer Dr. Carl, Vorstand. Wenger Leopold, Vorstand Stellvertreter. Monhard Oswald, Cassier. Wenger J. C, Schriftführer. Jabornigg A., Beisitzer. Sulzer D. C,

Anderwald Seb., Steuereinnehmer.

Birnbacher Josef, Arzt, Winklern.

Egger Anton, Gastwirtb.

Fleiscbhacker Job., Kaufmann.

Griscbenig Cbristian.

Gussenbauer C. Dr. med., Wien.

Gussenbauer Richard. Bez.-Arzt.

Grübler Paul, Lehrer.

Homer Cajetan, Bez.-Leiter.

'Hüber Andreas, Bürger.

Jabornegg A., Baron, Bez.- Richter.

Jnzinger Paul, k. k. Forstverwalt.

Kagnus Wilhelm, Controlleur.

Kahn Georg, Pfarrer, Döllach.

Kern 1er Mathias, Notar.

Eomposch Ignaz , Bergwerksver- walter, Döllach.

Martischnig Jos., Bürgermeister, Stall.

Mannhardt Oswald, Postmeister.

Mitgliederzahl: 34.

May de Madis Br. , Bergwerksb^

sitzer, Döllach. Noisternig, Job., Wirth, Mabitz. Pi reker Franz Ser., Bürgenneiiter,

Döllach. Roch ata Carl, Bergwerksingenienr,

Döllach. S a u p e r Balth., Postmeister, DolUeb' Schober Herrn., Gastwirtb, DölUclu Sulz er C. D., Adjunkt. Unterkräutei Hilarins , Lehrer,

Malnitz. Unterkräutcr Franz, Lehrer. Walder Lorenz, Kaplan. Walter Josef, Holzhandler. Wawra Johann, Pfarrer. Heil. Blut. Wenger Leopold, Bürger. Wenger Job. C, Kaufmann. W er n i seh Fr., Gastwirtb, Winklera. Wintern Carl, Beamter.

üeber die Thätigkeit der Section „Möllthai", welche am 7. September 1873 gegrtindet wurde, liegt ein gedruckter Jahres- bericht filr 1874 vor, dessen wichtigste Punkte in den Mit- theilungen 1875, Heft 1, S. 8 angegeben sind.

Mitglieder - Verzeichniss

103

München.

Sectionsleitung :

V. Bezold G., I. Präsident.

Trautwein Th., II. Präsident.

Schuster L., I. Schriftführer.

V. Schi Icher Fr., II. Schriftführer.

Krieger M., Cassier.

Seeliger 6., Conservator.

V. Decrignis C. A., Beisitzer.

Haushofer Dr. K.,

Sendtner Th.,

Mitgliederzahl: 367.

nigl. Hoheit Prinz Otto Bayern mann Tb., Bachbändler. jburger Jos., Gastwirth. b Jos., Hofpbotograpb. er Rechtsanwalt, Königsberg. )r Dr. Ed, Director, Gera, d Carl, Recbtsconcipient. d Ferd., k. ßezirksgerichtsrath, istädt.

kofer P., Buchbindermeister, stob er C, Steinmetzmeister. Dr. K., kgl. Stadtgerichts- itand.

th-Harmating sen Freih. F. X., Privatier ernfeind C. M., k. Director. echt Jos., Metzgermeister n. leinde-Bevollmächtigter. Carl, Hotelbesitzer, Baadersee. Franz, Hotelbes., Baadersee. ?. X., Hof buchbinder. lüller Ed., Gutsbesitzer, Wal- urg

Gr., Grosshändler.* L., Stud. chem

Beschoren P., Bankcassicr. Beuchel G., Fabrikant, Sudenburg. Beyer H., Rechtspraktikant. Beyer Hermine Fräulein Y. Bezold G., k. MinisteriaJrath. Binder E., Pharmazeut. Binder Otto, Stud. chem. ßir klein Ant., Vergolder. Bischof Emil, Schuh fabrikaut. Bitter, kgl. Reg.- Assessor, Potsdam. Blassauer F., Sekretär der kgl.

General-Zoll-Adm. Block Chr., Hofgürtler. Bocklein J., Spänglermeister. y. Bothmer Rob. Graf, k. Hauptm Brandmiller Carl, Kaufmann. y. Branca W. Frhr. , kgl. Hauptm.

und Adjutant Sr. Kgl. Hoheit des

Prinzen Otto. Braun Heb., Kaufmann. Brons A. F., Kaufmann, Emden. Brouwer D. N. Stud. jur., Leiden» ßruckmann Fr., Kunstyerleger. Brnnner C, Privatier. Brunner Phil., rechtsk. Magistrats*

rath.

104

Mitglieder -Verzeichnis!«,

Büchner Jos., Kunstgärtner.

Buchner Dr., Hans, prakt. Arzt.

Bnrkhardt A., Bcchtspraktikant.

Burmester H, Hofglaser und Glas- maler.

Chales Staatsanwalt, Königsberg.

Daffenreither Heb., k. Lieutenant.

Danner Jac, Bentier.

Da xen berger J. E. , kgl. Land- richter, Mallersdorf.

V. Decrignis CA, kgL Oberappell- rath.

Deininger Fr., Poljtechniker.

Delcroiz C, Universitäts-Stallmstr.

Dempwolff Otto, Fabrikant.

Denzel Phil., Kaufmann.

Dettenhofer L., kgl. Notar.

Dietrich W., Cand. med.

Dil g er J., Privat., Neustadt i. Schw.

Dimpfl A., Fabrikant u. Mag.-Bath.

Dingler Dr., türkischer Militärarzt.

Dürrschmidt H., kgl. Apellrath.

E c k e r t C, BechtscoBcipient,6amberg.

E d e 1 Dr. A., k. Üniv.-Prof., Würzburg.

Eh am Jos., Gastwirth, Neuhaus.

Ehlers C. B. , Weingrosshändler, Königsberg.

Eil 1 es Jos., Kaufmann.

Ei 11 es JuL, kgl. Studienlehrer.

Er bar dt Dr. AI., I. rechtsk. Bürger- meister.

Esch JuL, Grosshändler.

Farmbacher Georg, Kaufmann.

Fei cht Gg., Kunstgärtner.

Finsterlin Ferd., Buchhändler.

Fischer A., k. Oberförster, Stambg.

Fischer Friedr., kgl. Generaldirek- tions-Secretär.

F i 8 ch e r L., Bechtsconcipient, Winds- heim.

Fl eis eh mann F., kgl. Advokat, Würzburg.

Förster Briz, kgl. Hauptmann.

Förster L., Gutsbes. Fürstenhof.

Franck Max B, kgL Handebge- richtsrath.

Friedrich, Cand. med.

Friedrich M., kgl. Oberförster, Vor- derriss.

Funk Dr. meil., Bamberg.

Gampenrieder Heb., Juwelier.

Gar ei 8 Heinr. Rechtsconcipient.

Geis Emil, kgl. Bezirksamts- Assessor. Garmisch.

Geisenhof Carl, Cassier.

V. Gietl Josua, Rechtspraktikant

Gigl Eug. , kgl. BauamtroauD, h- golstadt.

G irisch J., kgl. Bezirksger .-Assess.

Gi ul i n i L , Kaufmann, Paris.

Glück, Regimen tsauditeur, Pasno.

Gonibart B., kgL Ministerialrath.

Grebenau, kaiserl. Wasserbau-Direk- tor, Strassburg.

Gresbeck Vinc, kgL Btzirksger.- Rath

Grill Job. vnlgo Kederbacher, Berg- führer, Ramsau.

Gruber Jos., kgl. Lieutenant.

G r u b e r , Rechtspraktikant.

Grubert J., Buchhändler.

Guggenheim er Ed , Banquier.

Guggenheim er Moritz, Banquier. Vorstand des Gem.-Colleginms.

G um bei Dr. W., Professor, k.Ober bergrath.

Gutberiet R., Buchhändler.

Hacker Horst, Maler.

Härtingcr Dr. Max, kgl. Hofs&nger.

Hagedorn Dr. H, Magdeburg

Hahn Jcs., Kaufmann.

Harhammer C, Kaufmann mui Handelsger.-Assetsor, Landshut

Haupt Friedr, StadtbuchhaltaDg^ beamter, Gras.

Haushofer Dr. Karl, k. Profeüor.

Haushofet Dr. Max, k. ProfeNor.

He ekel E., Buchhändler,

Mitglieder -Verzeichniss.

105

üder Max, Kaufmann. :1 Fr, kgl. Bez.-Ger.-Rath. e r A , Metzgennstr. a Mag.-Bth. $ i n 1 et h , k. Gen.-Major, Speier. leberg Fr., Chemiker, Gotha, aig Alfred, Friseur, che Dr. A., Königsberg, sehe Dr. W., Stadtrath, Königsb. idlmajer S., Rentier, er Norb., kgl. Forstmeister, ard JuU, Betriebs-Ingenieur, mer Gust., Buchhändler, [ringer G., kgl. Staatsanwalt. ;htlen Hch., kgl. Beg.-Assess. mann Carl, k. Lithograph, lann Const., Cand. phil. nann Georg., Gastwirth. )rn8tein Bob. Freiherr. 1 1 H. , Obergerichts - Advokat, 'aunschweig. 3r Joh., Kaufmann. ;r Mich., Kaufmann, ner Ferd., Kaufmann, Breslau, r h u b e r , Begierungs-Accessist. ebeur, Cassier d. k. Akademie, chke Aug, Kaufmann, Breslau, etze W., Frhr., k. Prem.-Lieut. ihoff E. Frhr., k. Prem.-Lieut. nnes ß., kgl. Hofphotograph, irtenkirchen

nnes Franz, Bankbuchhalter. 11 y Ph. Dr., kgl. Üniv.-Prof. an B., Bergassess., Sanct-Johann. ' Ernst, Elirchen a d. Sieg tan Jul., Fabrikbesitzer, er k. Hauptzollamts - Con trol. , inigsberg.

klau-Hofen, k. preuss. Oberst Beg.-Commandeur in Königsberg, klb Dr. J. G., k. Oberappell- rector.

inger Ludw., Bergwerksverw., >lz. W., Kaufm. u. Gem.-Bovollm.

Kernaul J., Maschinenfabrikant. K i e d e r 1 e n Dr. H., prakt. Arzt, Fürth. Kleinschrod, E. , kgl. Oberappell-

Director. V. Kiessing Emil, Rentier. f K lock er Franz, Bank-Controleur. Knorr JuL, Verleger u. Landt.-Abg. K n 0 r r Ludw , Fabrikant u. Mag.-Bath. V. Kobell Friedr., kgl. Prem.-Lieut. Koch Dr. Ludwig, prakt. Arzt. Koch Otto, Fabrikant. Kohl F., Apotheker, Weissenburg. Krakowitzer Dr., prakt. Arzt, Ste jr. Kratzer Jos. Otto, Bentier. Kremser Jul., Fabrikant. Kreuzer M., Kaufmann. Kriechbaumer Dr., k. Conser?ator. Krieger Max, Kaufmann. Kühn Aug., Conditor. Lacher Ad., kgl. Beg.- Assessor Lange Heinr., Maler. L aurer J. N., k. Oberförster, Valepp. L ebner Georg, Kaufmann, Amberg. Lind ner Jul., k. Lieutenant. Lindner Bud., Advokat- Anwalt,

Strassburg. y. LöBsl B., k. Appcllrath. Loew F., Bechtsconcipient. Lorsbach Carl, Kaufmann. Lunglmajr Ed., k. Appellrath. Mack 0., k. Assessor, Ebern. Mai Eugen, Buchhalter. Mai er Jul., k. Professor u. Conserv. Maier Max, Bentier. Mainberger Chr., ControL, Bayreuth. Mangold Seb., Privatier. Martin Oscar, Kaufmann. Martin Dr. Bober t, Assistensarzt,

Strassburg. M a t h a u s Gust., Eisenbahn-Dir., Köln. Maurer Joh. jr., Schloesermeister»

Garmisch. Majer Heinr., Apotheker. Mayer Jol., Cand. med.

106

Mitglieder -Vei zeichniss.

Mayr Dr. G. J, Professor, kgl. Mi-

nisterialrath q. Vorstand des k. b.

statistischen Bureans. Majr Joh. N., Grossbändler. Mayr J. U., Kunstgärtner. Majr Lndwig, k. Bezirksamtmann,

Miesbach. Merk A, Kanfmann. Mesmeringer M., p. k. Bezirksgc-

richtsrath. V. Miller Ferd. jun-, Erzgiesser. Mittermajr C. Jo&, Kanfmann,

Freising. Mittermayr G., Kaufm., Freising. Moeser Tb., kgL Notar, Garmisch. V. Molitor-Müblfeld, Freiherr. Moradelli Alois, Scblossermeister. Moradelli Carl, Sehlossermstr. M&hl Carl, Bachhändler, Leipzig. Nägeli C. Dr., kgl. üniT.-Prof. Nägeli Walter, Dr. phil. Nfiber Dr. Gg., prakt. Arzt und

Mag.-Rath. Negele F., Telegraphen-Mechaniker. Y. Niebier X., kgl. Stadtgerichts- Assessor. Niederlenthner A., Rechtsconci-

pient, Passan. Ob er netter J. ß. , Chemiker« Opitz 0., Kaufmann, Breslau. OrtenauDr. Ign., kgl. Notar, Fürth. Oster maier Creorg, Priyatier und

Mag.-Rath. Oster maier Martin, Kaufmann. Farcus Carl, Buchdruckereibesitzer Pauly A,, PriTatstudent. Payr Ludw. , Prokurist der Baier.

Vereimbank. V. P e c h m a n n Fr. Freiherr, Reehts-

praktikant. Perutz Otto, Director, Henfeld. Pfefferle Max, Kaufmann. V. Pf ist er Otto, Grossh&ndler, Zürich. Polt J. Kaufmann.

Posse nbac her A., Hoftnenbdfi- brikant.

Prantl Dr. K , Privatdocent, WanVg.

Praxmarer Ant, Gastwirtb, Zwie sclstein.

Praxmarer F., Lehrer, Sölden.

Pres tele Ernst, k. Lieutenant

V. Prielmayr Frhr., k. Prem-Li«t

Prugger Chr., Handelsmann, lin- genfeld.

Prugger Chrys., MüUermstr., Sölden.

Quellhorst Ed., Juwelier u. Ordeos- fabrikant.

Radlkofer Dr. L., k. üniT-Prof.

Radspieler Franz jr., Fabriksot

Raith Max, k. Premier-Lieutenint.

Rathgeber Jos., Fabrikbesitier.

Raub er Ad., Fabrikant

Rauscher Emil, Gutsbesitzer

Reck Heb., kgl. Hauptmann, Ingol- stadt.

Reble Jos., Kaufoiann.

Reichenbach Carl, Kaufmtuui.

Reim Ign., Fabrikant.

ReinersF., Advokat-Änwalt, Aadien.

Reinhard Ad., Prokuratrager.

Reinhard J., Kaufinann, Tegeniee.

Ried er er J. B-, PriTatier.

Riederer Herrn., kgl. MGnzwardeia

Riedisser M., Apotheker u. Gem.- BevoUm.

Riemerscfamid Hch., Fabrikbes.

Rindskopff Tb., Kaufmann.

Roeckl Carl, HofktearinfabrikaBi

Roeckl Christ., Handschuhfinbrikiot

Roehrl Jos., Braurasister.

y. Rogister Fr., Bechtspraktikani

Bosenberger Ferd., Kaufln., Passan.

Roth Herm., Chemiker.

Rotten höfer CaiPl, Bildhaiwr.

Rubner Dr. Gg., prakt. Ant.

Rue derer Jos. Fr., Banquier und Gern -BeTollm. ^

R u p p e r t Caspar, reohtsk. Mag.-Batb.

Mitglieder -Verzeichniss.

107

Ratz Ernst, As^^bot nnd Fiskal der kgl. General-DirectioD.

Sachs M. , Maler und Inspector der Distrikts-Schnitzschole, Qannisch.

Samberger Beneficiat, Weilbach.

Sandtner Zach«, Wegmachermeister, Sölden.

Schader Chr. Fabrikbesitzer, Leo- poldsthal

Schaefer J. L., Kaufmann.

Schael Louise Frau, Breslau.

Schamberger A., k. Generaldirec- tions-Bath.

Schenck M. Dr., Siegen.

Schertel Edm., Kaufmann.

Schi es tl J., Cassier.

T, Schilcher Fr., kgl. Assessor.

Schimon Ferd., Gastbofbesitzer.

Schied erer Carl, Comrais.

Schlimbach Gg. Ctrl, Bank-Secret.

Schioder Otto, Kaufmann.

Y. Schmädl B., Architekt.

S c h m i d Math., Maler.

Schmitt Dr. Ign., kgl. Professor.

Schneider Dr. E., kgl. Appellrath.

Schnetter Max Jos., Privatier.

Schnetzer Franz, Kaufmann.

Schöpping Carl, Buchhändler.

Sc borg Ludw., Cassenfabrikant.

Schöttl Leop., Gymnasiast

Schramm M., Fabrikbesitzer.

Schulze, kgl. preuss.. Regierungs- Assessor, Königsberg.

Schuster Heinr., kgl. Hauptm. a. D.

Schuster Jos., Grosshändler und Mag.-Rath.

Schuster L., Rechtsconcipient.

Schuster Xaver, Grosshändler.

Schwabe Dr. Herrn., prakt. Arzt.

Schweikart, kgl. Bezirksamtmann. Eichstadt.

Sedlbaner J., Buchbinder.

Sedlmayr Carl, Grossbrauerei zum Spaten. ^

Sedlmayr Gabriel, Rentier.

Sedlmayr Gabriel jr., Grossbrauerei zum Lcist.

Sedlmayr Job., Grossbrauerei zum Spaten.

See liger G., Kaufmann.

Seidl Ant., Bäckermeistor.

Seitz Carl, Apotheker.

Selz Sigm^ Buchhalter.

Sendtner Th., Bauk-Director.

Senn Franz, Pfarrer, Nauders.

S immer lein Albert, Grosshändler.

Simmerlein Ed., Fabrikant.

Simmerlein Herrn. Fabrikant.

Solbrig Dr. Aug., Assistenzarzt.

Y. Sonklar C. Edler, k. k. General- Major, Innsbruck.

Y. Sonnenburg-Falkner, kgl. Hauptmann.

Sperl Gust., kgl. Assessor.

Spranger Herm., Polytechniker.

Staudacher Ludw, Bank-Cassier.

S t e i n h e i 1 Dr Ad., Optisches Institut.

Y. Stengel Frhr, kgl. Postverwalter, Zweibrücken.

Y. Stengel FrUr., kaiserl. Landes- gerichtsrath, Mühlhauscn i. E.

Steub Dr. Ludw., kgl. Notar.

Stieler Carl, Dr. jur.

Straub Firmin, Buchdruckereibes.

Strauss M., Ostbabn-Oberingenieur.

Stritzl J., k. Landrichter, Ebersberg.

Strobl F. X., kgl., Postassistent.

Stulberger Max, Privatier und Mag.- Rath.

Stumpf Dr. Ludwig, prakt. Arzt

Stumpf Max, Cand. med.

Stuntz Hector, kgl. Polizei- Assessor.

Y. Tautphöus Freiherr, kgl. Käm- merer u Hauptmann.

v. Thielau Eriche Lampersdorf.

T h 0 m as s W., Juwelier.

Traut wein Tb., Buchhändler.

Trenkl M., Lithograph.

108

MitgUeder-Verzeichniss.

Tuckett F. F., Bristol. Ulrich Jal., Sind. jar. Unthal Ant., Privatier. Veith Chr, kgl. Offiziant. Vestner J. Bank-Hauptcassier. Vogel, k. preoss. Major, Bonn. Vogl Fr, k. Staatsanwalts-Substitat. V. Wächter, k. Hauptm., Neu-ulm. Wagner Ant., Metzgermeister. Waigerleitner Math, Glasermstr. Weber Max, rechtsk. Magistratsrath. Weider t J. C, Banqoier. Weishaupt M. C, Silberarbeit«r. Welsch 0., k. Bezirksgerich tsrath. Welt er Dr. Advokat, Köln. Wengert J. B., Glaswaarenhandlg. Wen gl ein Jos., Maler. Werle Georg, Ma&chinengeschäft. Werner Jos., Privatier. V. Werthern Frhr. , kgl. preuss. Gesandter Ezc.

Westermayer Ferd., Gastwiith zum

Husaren, Garmisch. Wetzstein Carl, Literat. Wiedemann Franz, Kaufmaoii. V. Wiedenmann P. Ritter, kgl.

Premier-Lieutenant, Neu-Ulm. W i e 1 a n d Fr., Privatier. Willmersdörffer Max, Banquier,

kgl. sächsischer Consul. Wiskött Th., Fabrikant, Bieslan. Wittmann M., kgl. Reg.-Secretir,

Bayreuth. Wöstermajr Aug., Mechaniker. V. Wolf Ad., kgl. Oberappell-Director. Wolf Friedr., Hofbuchdrucker. W&nsch Jul., Kechtsconcipient. Zantl Dr. prakt. Arzt, Passau. Zaubzer Dr. L., Privatier, Bergen. Zierngibl Max, Gastgeber. Zöhnle Adalb., Cand jur>

Nürnberg.

Sectionsleitung für 1874:

Losch ge Heinrich, Kaufmann, Vorsitzender u. Schriftführer. Gtirster M., Privatier, Cassier.

Mitgliederzahl: 62.

A eck er H., Lehrer an d. Handelssch. Bai er lach er Dr. Ed.. prakt. Arzt. Ballhorn Herrn , Buchhändler. B arbeck Hugo, Buchhändler. BarthelmessDr. Richard, Privatier. Beckh Herrn., Kaufmann. Beckh Otto. Fabrikbesitzer, GrQn-

thal bei Rötheubach. Bluroroeder Ph., Privatier. C n op f Gg, Rud., Banquier. Gramer JulioB, Fabrikbesitzer.

Dictz jr. Dr. Theod., prakt. Anl. Ehemann Gh., k. Professor, Kaisert-

lautem. Eisen Theod., pens. Oberförster. Feuerl«in Ernst, Kaaftnann. Fries Oarl. k. Professor, BaTreatk. Fries Garl, Kaufmann, Cham. V. Fugger-Blnmenthal Onur,

Graf, k. Eisenbahnofflcial. Gagstetter J. A., Kaufmann. Gürster "HL, Prifaiier.

Mitglieder -Verzeichniss.

109

Gatroann J.^ Kaufmann.

HäTel Georg, Ingenieur.

BessenauerS. L., Apotheker, Hers- brück.

[loehl Jos., Reclitsconcipient.

Bleerl Aug., Privatier.

r. Kirschbaum Max, Bezirksger.- Bath, Bayreuth.

K i 1 1 1 e r Christ., Lehrer am portischen Institut.

Klopfel J. L., Kaufmann.

Koch Dr. Ludwig, prakt. Arzt.

Kühlewein Guido, k. Studienlehrer.

Kurz Hermann, Privatier.

Kyle Dr., William.

Lambrecht Hermann, Kaufmann.

Lober Th., Lehrer a. portisch. Instit.

Loschge Heinrich, Kaufmann.

Hai er Gustav, k. Advokat, Bayreuth.

Mandel Carl, Kaufmann.

Martin J. L., Lehrer an der Handels- schule.

Model Ernst, Privatier.

Keidhardt Julius, Kaufmann

Nickel F. W., Fabrikant.

r. Fechroann Dr. Freiherr Hans, prakt. Arzt.

Sectionsleitung für 1875:

Pemsel Dr. Herm., k. Rechtsanwalt.

V. Praun, k, Hauptmann n. Comp.- Chef, Bayreuth.

Baum Georg, Kaufmann.

Raum Jacob, Privatier.

Schätzler Georg, Fabrilcbesitzer.

Schmidtlein Dr, k. Rechtsanwalt, Ansbach.

Schneider Louis, Möbelhanilg.

Schwanhäuser Gustav, Fabrikbes.

Seelhorst Gg., Secretär und Biblio- thekar des baier. Gewerbemuseums.

S kutsch Pinkas, Notar, Bayreuth.

Steinmetz Gg. Gymnasialassistent.

V. Troeltsch Freiherr, k. Advok. und Stiftsconsulent, Wallfried.

Voit C. H., Privatier.

Volkhardt Eduard, Buchdruckerei- besitzer, Fürth.

Volleth J., Kaufmann.

Walde Wilh, Kaufmann.

Weber Heinrich, Recbtspraktikant.

Weidner H. W., Kaufmann.

Weingärtner Heinrich, Privatier.

Wunder Just., Chemiker, Lauf.

Zwanziger Hermann, k. StuJien- Ichrer.

Loschge Heinr., Kaufmann, I. Präsident.

Koch Dr. Ludw., prakt.. Arzt, II. Präsident.

Gürster M., Privatier, Cassier.

Havel G., Ingenieur, Schriftführer.

V. Pechraann Dr. Freiherr, prakt. Arzt, Ausschussmitglied.

V. TröltschW. Freih., k. Advokat u. Stiftsconsulent,

Die Section hat vom 1. Januar bis 16. Juni 16 Versamm- lungen abgehalten und Herr Loschge theilte an folgenden Abenden die Fortsetzung seiner Hochtouren in den Hohen Tauem mit:

6. und 20. Januar. Geschieht« der Glocknerfahrten. 3. Februar. Abstieg vom Gross-Glockner zur Stüdlhütte.

\IQ Mitglieder -Verzeichniss.

24. Februar. Kramul, Romans wandkopf, Schneewinkelkopf und Eiskögele. 3. März, üeber die Fuscherkarscharte nach Ferleiten. 17. Das grosse Wiesbachhorn vom Fuscherthale. 24. März. Der Gross Venediger vom Untersulzbachthale. 7. und 14. April. Versuch an der Dreihermspitze vom Krimmler-

thale und Ersteigung des Vorderen Maurerkeeskopfes. 21. April. Ueber den Velbertauem.

Am 5. und 19. Mai, sowie am 2. Juni schilderte Herr H. Loschge einige Touren, welche derselbe gleicb&lls im verflossenen Jahre zur Ausführung gebracht: Watzjnann, das Steinerne Meer und die Schönfeldspitze.

Den 27. Januar brachte Herr Dr. Seelhorst einen BericW

über das Engadin, dessen Bewohner, ihre Sitten und Gebrauche.

Am 13. Januar fand die Jahresversammlung statt, m der

Herrn Heinrich Loschge die Stelle des Vorsitzenden übertragen

wurde.

Eine ausserordentliche General -Versammlung wurde am 16. Juni abgehalten und in derselben die Vereinsbibliothek er- öflfhet und verschiedene Circulare etc. den Mitgliedern vorgelegt Von den vielen Excursionen der Sectionsmitglieder seien folgende erwähnt. Carl Fries in Cham: Monte Rosa (Dufourspitze). Marmolada

in den Dolomiten. J. Wunder in Lauf: Piz Bemina, Piz Linard, Piz Corvatsch

und Piz Cambrena. H. Weber: Pitzthal, Taufkarkogel, Hochjoch, Cevedale. Bezirksgerichtsrath v. Kirschbaum in Bayreuth: ZuckerhüU, Schwarzenbergjoch, Weisski^el, Kreuzspitze, Wildspitse bis zum ürkundsattel, Hochjoch etc. etc. G. Havel: Pitzthal, Seiterjöchl, Weisskugel. Gg. Steinmetz: Pitzthal, Oelgruben- und Weissseejoch. Jul. Gramer: Riflflthor, Steinernes Meer. Dr. W. Kyle: Ben Nevis in Schottland. Heinrich Loschge: Wetterhom (Hasli-Jungfrau), Schreckhorn, Monte Rosa (Dufourspitze), Mischabelhomer (Dom)i Matterhom, Lyskamm, Finsteraar- und Agassiijoeh;

Mitglieder -Verzeichniss.

111

femer mehrere Versuche am Schreckhom, Monte Rosa, Lyskamm und Weisshom. Dr. Ludw. Koch: Die Dolomiten.

An den Vereinsabenden wurden folgende Vorträge gehalten: Heinrich Loschge:

IS.October: Bericht über die Generalversammlung zu Kempten. 20. Prof. Tyndairs Gletschertheorie. 3. November: Das Wetterhom. 17. Whjrmper's Gletschertheorie.

1. u. 8. Deceraber: Beobachtungen auf den Grindelwalder

Gletschern. G. Havel: 27. October. Heiragarten und Herzogstand. Dr. W. Kyle: 10. November. Der Ben Nevis in Grossbrittanien. G. Steinmetz: 24. Wanderungen im Oetzthal.

P a s s a u.

Sectionsleitung für 1875: V. Schmidt, Betriebsingenieur, Vorstand. Finsterwald, Kaufinann, Cassier. Bernhuber Dr., Beisitzer.

Mitgliederzahl: 43.

lernhuber Dr. prakt. Arzt, ^raun, Adrokat. iortalczzis, Lehrer, ^ennerl, Gasverwalter. )Qllinger, Realitätenbesitzer. Igger F., Apotheker, ^erliug, k. Advokat, ^insterwald; Kanfmaon. rlücky Stabsaaditeur. l^id, Ldger -Assessor, Eggenfeldon. leitzer Advokat, lell Anton, Brauereibesitzer, lermannseder, Advokat, {ober, Kaufmann, {uber G., Holzhändler. Innglinger, Notar. Intschenreuther, Ostbabn-Ein-

nehmer. Kanzler, Fabrikant.

Kornthear, Kaufmann. Kiifner, prakt. Arzt, Osterhofen. Kühbacher, Kaufmann. Lex, Landrichter, Eggenfelden. Mayen berg, Lehrer. Meisingereder, Hafnermstr., Hz-

Stadt. Molendo, Redacteur. Niederlea thner, Rechtspraktik. Fächer, Bezirksgerichtsrath F ö 11 m a n n , Bachdmckereibesitzer. V. Riedl, Gasthofbesitzer. Rosenb^rger F., Kaufmann. Rosen berger , H. Brauereibesitzer. S c h i ed e r A., Obergerichtsschreiber. T. Schmidt-Zabierow, Betriebs-

Ingenienr. Schmidt, Sectionsingen., Flattling. Schramm, Stadtgenchtsassessor.

112

Mitglieder-Verzeichniss.

Schreibmüller, Lehrer. Schropp, ßanquier- Stegmüller, Apoth., Eggenfelden. Straub, Goldarbeiter.

V. Taufkirchen Gra( Hauptm. a. D. Waldbauer, Buchhändler. Wieninger Privatier. Wittmann, Advokat.

Pinzgau in Zell a. äee.

Sectionslcitung.

Riemann Rudolf, Vorstand.

Pohl Joseph, Vorstand-Stellvertreter und Schriftführer.

Grub er Joseph, Cassier.

Salzmann Joseph, \

Schmidt Hermann, l Ausschnss-Mitgüeder. Nicoladoni Anton, j

Mitgliederzahl: 76.

H 0 1 z n e r Michael, Glaser, Saalfeldei. Hornstoiner Ludwig, Oberfönt H u b e r Josef, Ingenieur. Hüb er Carl, Förster, Salzburg. J i c i n 8 k j J., Ingenieur, Taxenbach. Kacovskj Ferdinand, Apotbeker. Kaiser Wilh , BaufQhrer, SaalfeUeo. Kastlunger Job., Arzt, Pieseudort K a 8 1 n e r Jobann, Kaufmann. Kette Albert, Ingenieur, Brück. Kohl A , Steuereinnehmer, MittertilL K ö 8 1 1 e r Hugo, Ingenieur, Saalfelden. K 0 8 1 n e r Josef Dr. d. R., Adrokai Listoboth Josef, Ingenieur. Martiensen Ferdinand, Ingeniear,

Saalfelden. Martin Ferd. Dr. med., Bezirksant Nekola Rudolf, Oberförster. Nicoladoni Anton , Steueramts-

CoutroUeur. 0 r g 1 e r Lndw , Neuwiith , Kapnin. P e n 8 c h Ad., Forst Verwalter, Stuhl-

felden. P i g e r Anton, Advokaturs-ConcipieDt Pohl Josef, Bezirks-Ingenieur. Prasch Narcis, Ingeniear, Rovigas

Küstenland. Prochaska Morii, Ingeniear, Fir

berbrunn, Tirol.

A 1 b 1 n g e r Franz Dr. d. R , Notar, Frankenmarkt Oberösterreich.

Baut seh Heinrich, Arzt, Uttendorf-

V. Berunth Nicol , Ingenieur, Lend.

B r a i t h Franz , Beamter des Bez - Gerichts Mittersill

Breitenberger Hermann , Bau- führer, Fieberbrunn.

Faistauer Therese , Neuwirthin, Saalfelden.

F i 1 1 Josef, Kaufmann.

Fuchs Heinrich, Holzbändler.

Y Glanz Carl Ritter, Bez.-Hauptm.,

Goldspohn Hermann, Deich-Inspec- tor, Wriezen-Zollbrücke b Berlin.

V. Grienberger Adolf, Bezirks- richter, Lofer.

G r u b e r Josef, Buchbinder u. Buch- händler.

Habermann Anton, Forstverwalt.

Hermann Moriz, Arzt, Mittersill.

v. Herrisch Josef Ritter, Ober- förster, Saalfelden.

Hetz Anton, Bergführer, Kaprun.

H ö g e r Jos., Landscliaftsmaler, Wien

Hock Josef, Bergführer, Krimi.

H ö 1 1 e r Franz, Ingenieur, Taxenbach.

Hof er Michael, Berg- und Hütten- verwalter, Leogang

Mitglieder-Verzeichniss.

113

; a i n c r Anton , Bergführer, Neu- kirchen im Pinzgau. .atzenhöck Jos., Landesger.-Rath. ;ayl F., Oberforstmeister, Salzburg, ^egelsberger Sigmund , Bcz.-

Bichter, Taxenbach, ^ettenbacher August Dr. jur.,

Notar, Saalfelden. t i e m a n n Rudolf, Privat., Breslau-

Thumersbach« iöll Ferd., Bauführer, Tazenbach. i 0 1 1 e r Severin, Bauunternehmer, ^achenbacher Stefan , k. baier.

Oberförster, Weissbach, »alzmann Josef, Bürgermeister. 3 c h ä f f e r Fr. G., Sect.-Ingnieur. ^chernthanerJ., Bergfuhr., Fusch. Scherzer Johann , Oberbauführer,

Kitzbühl Tirol. ) c h e 1 1 A., Postmeister, Neukirchen. J c h e 1 1 Therese, Postmeisterin, Mit-

tersill. » c h m i d t Herm., Conzepts-Adjunkt.

Schwaiger Jos., Gasthofbesitzer.

Stummer Rudolf Ritter von Traun- fels, Bauführer.

S w 0 b 0 d a Franz , Oberingenieur, Eitzbühel.

T h a 1 m a y r Alois , Bürgermeister, Saalfelden.

Unterhager Johann, Zimmermstr.

Vogler Koloman , Bezirksrichter, Mittersill.

Vioic Johann, Oberbauführer.

W 0 y n e r E. J., Ingenieur, Bischofs- hofen im Pongau.

W a 1 b a u m Hermann, Bauunternehm.,

W a 1 1 n e r Friedr., Bezirksvorsteher, Saalfelden.

V. Wies er Georg Ritter, Ingenieur, Taxenbach.

Würth Franz, Ingenieur und Bau- unternehmer, Taxenbach.

Zembacher Jacob, Jäger, Fusch.

V. Zöttl Josef, Forstverwalter, Fie- berbrunn.

Die Thätigkeit der Section äusserte sich in dem abgelaufenen Tahre vor Allem in der Herstellung einer ünterstandshütte auf [er Schmittenhohe. Diese Hütte ist 27' lang, 20' breit und snthält ebener Erde ein Zimmer, eine Küche mit Sparherd und Keller-Einsatz, im Dachraum 2 Cabinete mit zusammien 1 1 Schlaf- tellen. Die Feststellung des Platzes für die neue ünterstands- lütte im Ober-8ulzbachthale und deren Absteckung geschah m Juni und zwar durch den Vorstand der Section Herm Hiemann, welchen Herr Oberförster Nekola begleitete.

Prag.

Sectionsleitung.

Stüdl Johann, Obmann. Jiruä Dr., Schriftffthrer. Umlauft M., Cassier. Weigel Dr., Pan Dr.,

}

Beisitzer.

114

Mitglieder- Verzeichnis«.

Mitgliederzahl: 113.

V. Altvatter Josef, 1l V. Haoptmann. Arenz C, Director der Handelsakad. Bauer Brctislav, St ad. jor. Bayer Ferdinand, Herrschaftsbesitzer. Bergmann E. , Burgerschaldirector.

Prachatic. Bippart G. Phil. Dr , k. k. Univ. Prof. Bochner Edmund, Fabrikant, Brunn. Brzorad Eduard, J.-U.-Dr.. Advokat,

Deutschbrod. Budiner Marie, Eger. Bunzel Julius, Director der Horomeri-

cer Zuckerfabrik. Czyhlarz C, J.-U-Dr , k. k. Univ.-

Professor. Dimmer Josef, Fabrikant. V. Dotz auer R., Ritter, Grosshändler. Dom i nie US Hermann, Buchhändler. Eisermann, Rechtsanwalt, Frankfurt

a. d. Oder. Ermer Josef, Cassadircctor. Eypert Carl, J.-U.-Dr., Advokat. Flögel Julius, J-U.-Dr., Advokat. Fortner Ludwig, Director der Actien-

gesellschaft „Bohcmia.** Frank Max, J.-U.-Dr.. Advocat. Freund Ignatz, Kaufmann. Freund Moriz, Director der Prager

Börsenbank. Garreis Julius, J.-U.-Dr., Notar,

Tetschen a. d Elbe. Olaserfeld Leopold, Edler v. Helm-

weith, k. k. Major. Oross Hermine, Wels. Haas che Ferdinand, Kaufmann. Halla Josef, Med. Dr., Univ.-Prof. Harlacher A. C, Professor am Poly- technikum. H a y d u k Job., Gymnasial-Profcssor. Hecht Victor. J.-U.-Dr. T. Helly Richard, Ritter, Chem. Dr. Herget Marie.

Hezner Georg, Eaafmann. Hlasivetz L., Apotheker, Reicbenberf. Hecke Carl, Kaufmann, Beiebenberg. Hoff mann A., Fabrikant, Reichenberg. H 0 f f m a n n H., Fabrikant, Reichenberg. Hofmaier Julius, Kaufmann. Hillegeist Max, Bachhalter. Janovsky Ernst, Kaufmann. Janovsky Fried., J.-U.-Dr., Secretir

der böhm Nordbahn. Jeitteles Johann, Kaufmann. Jims Bohnslavj Med. Dr. Jims Vincenz, Med. Dr Karber Elsbeth, Pest Kaskeline Ludwig, KaufmaDO. Kiemann Anton, J.-U.-Dr., Adiokit Kiemann Johann, J.-U.-Dr. Klapproth Otto, Buchhändler. Klebs Edwin, Me*!. Dr., k. k. ünif.-

Professor. Kleinwächter L., Med. Dr. üiut.-

Professor. Kosmaek Emil, k. k. Hofbuchbändln-. Kräsa Alois, J.-U.-Dr., Advokat. V. L a n n a A. Ritter, Baauntemebm V. Leizendorf Friedrich, Reichsritier. Sc. Durchl. Fürst L 0 b k 0 w i c Ferdisud. Mayer P. Salesius, Theol. Dr., Pn^

latMes Stiftes Osseg. Marbach H., Fabriksbesitzer, Wien. Meissner Wilhelm, Kaufmann Mensi Zdenko, J.-U -Dr. k. k. HanüeU-

gerichtäadjunkt. Michelstädter Eduard, J.-U.-Dr. V. Mohr Cari, k. k. Oberst. Müller Josef I Med. Dr., Reicheoberfr. Müller Cari Victor, Fabrikant Mattausch Franz. Fabrikant, Fnn-

zenthal bei Bensen. Neugebauer G., k. k. Hofbochhindkr. V. Neupauer A., Bitter, Herrtehafti*

besitzer, Hoetacov.

Mitglieder- Verzeichniss .

115

V. Nenpaner C, Ritter, Herrscliafts-

besitcer, Gold-Jenikau. Noback Gustav, Fabrikant. Öttingen-WallersteinlhreDurchl.

Gabriele Prinzessin P a 1 li a r d i Josef, Buchhändler . Brunn. Pan Eduard, J.-U-Dr., Advokat. Petak A., J.-U.-Dr., Notar, Reichen-

berg. Pilz Gustav, k. Rath. Pleschnor A., Edler von Eichstadt,

J.-U.-Dr. Polz Ernestine. Preiss Alois, Med. Dr. Rahn Ottilie, Wien. V. Ratzen beck Clara, Edle. v.Ratzenbeck Prokop Edler, Kauf- mann. Ezehorz August, Apotheker. Richter Alexander, Fabrikant. Riedl Victor, Edler von Riedenstein,

Kaufmann. v.Riese-StallburgPrhr. Werner,

Herr Schaftsbesitzer. Eothbauer J., Kaufmann^ Krumau. Recke Wilhelm, Turnlehrer. Sagasser Julius, Bezirkshanptmann,

Deutschbrod. V. Salenfels Rieh. Edler, Privatier. Scheffner Korn., J.-U.-Dr-, Advokat, Schenk Moritz, Comptoirist. Schönborn Graf Adalbert. Schindler Franz, Fabrikant, Krumau. T. Schulte J. Fr., Ritter, J.-U.-Dr.

Universitätsprofessor und geheimer

Justizrath, Bonn. Schütze A, Fabrikant, Reichenberg.

Seh Warzen berg Se. Eminenz Fried.

FQrst, Cardinal-Erzbiscbof. Sedmik August, Kaufmann. S e d m i k Carl, Kaufmann. Seutter Eduard Edler von Lötzen,

Kaufmann. Stedefeld Carl, Musiklchrer. S t ö 6 s e 1 Moriz, Med. Dr., Böhm. Leipa. S trab erger Hermine, Wels. Studl Johann, Kaufmann. Stüdl Herrn ine. Swoboda Fr., Phil. Dr., Gymnasial-

director, Cilli. Spielmaun Job., Med. Dr., Tetschen. Siegmund Adolf, Ingenieur, Teplitz. Tragy Josef, J.-U.-Dr., Advokat. Umlauft Moriz, Kaufmann. Um rath Theodor, Kaufmann. Uherr Carl, BQrgermeister, Teplitz. Unter weger Vinc, J.-U.-Dr., Advok. V 0 1 k e 1 1 Johann, J.-U.-Dr., Advokat. Waagner H, Herrschaftsbesitzer. Waagner Carl, Herrschaftsbesitzer,

Smidar. W a w a k Franz, Kaufmann. Wajdelin Ludwig, Kaufmann. Weigel Wilh., Med. Dr., Bahnarzt. W e i m a n n Aug., Professor, Komotaiu V. Weyhrother Caroline. Wenzel Heinrich, Kaufmann, Tetscheo

an der Elbe. V. Wiedersperg Eduard, Freiherr,

Nacerad^c. Wimmer Zdenko, Kaufmann. Winter M. L., Photograph. WQnscher Carl , Beamter der bohm.

Sparcassa.

Am Anfange des Jahres 1874 zählte die Section 103 Mit- glieder, während des Jahres traten 21 bei. Da der Verein durch den Tod 4 Mitglieder: die Herrn J. W. Bayer, A. Haasche, Prof. Lang und Frau Huber, durch den Aus- tritt (meist wegen Aenderung des Wohnortes) 7 Mitglieder: H. von Bavier, von Hackländer, Prof. Müller, Stud.

Bd. V, Abth. II. 8

116 Mitglieder- Verzeichniss.

jur. Popper, H. Nägler, Dr. Weber uud Se. kgl. Hoheit den Herzog von Württemberg verlor, zählt er mit Schluss 1874 113 Mitglieder, darunter 27 auswärtige.

In den naclifolgenden Monatsversammlungen wurden nach- folgende Vorträge gehalten :

1. Prof. Bippart: Ueber Kärnten und inbesondere die Villacher Alpe.

2. Dr. Jiruä: Ueber die Cultur der Alpenpflanzen.

3. Seutter von Lötzen: Ueber Tirol und die Wege dahin.

4. Prof. K 1 e b s : Ueber Karrenfelder und unterirdisclie Gletscher.

5. Dr. Hecht über seine Touren im Sommer 1874 in der Stubaier und Oetzthaler Gebirgsgruppe.

Sonst wurde noch von Herrn J. Stüdl über das Stiftungsfest der Section Dresden und die Generalversammlung in Kempten, so wie in jeder Sitzung über die wichtigsten Vorkommnisse vlxS alpinem Gebiete referirt.

Ausserdem theilte Herr von Seutter an den donnere- tügigen Zusammenkünft^en eine Reihe von interessanten Erzähl- ungen und Schilderungen aus den Alpen mit.

Der Besuch der Versammlungen hielt sich auf derselben erfreulichen Höhe wie im vergangenen Jahre, und es verdient hervorgehoben zu werden , dass einer jeder Versammlung eine grössere Anzahl von Gästen beiwohnte.

Wie alljährlich, so wurde auch diesmal die Jahreswende mit einer Feier begangen, welche am 3. Jänner stattfand, und Ende Mai ein Ausflug in die Gegend von Aussig nntemonunen^ der dadurch an grossem Inteiesse gewann, da er Gelten- heit gab, mit der Section Dresden zusanunenzukonmien und in Gemeinschaft mit ihr Aussigs Umgebung, insbesondere die Ruine Schreckenstein und den Berg Wostrey zu besuchen.

Tn der letzten Generalversammlung wurde dem Ausschule der Auftrag ertheilt, der Vereinsbibliothek seine besondere Auf- merksamkeit zu widmen.

Diese Autgabe wurde durch die Opferwilligkeit der Mit- glieder wesentlich erleichtert, da dieselben auf die im letstm

Mitglieder- Verzeichniss. 117

Jahresberichte gestellte Bitte der Vereinsbibliothek eine Reihe von schätzenswerthen Werken zukommen lassen.

Ausserdem schaflFte der Ausschuss aus Vereinsmitteln eine Zahl der wichtigsten alpinen Publicationen der Neuzeit an und es besteht die Bibliothek gegenwärtig

aus 49 abgeschlossenen Werken in 64 Bänden, 6 periodischen Schriften in 17 Bänden, 20 Karten, 6 Panoramen.

Bezüglich der Thätigkeit nach aussen muss in diesem Jahre der Beginn eines grossen und wichtigen Werkes verzeichnrt werden. In der Versammlang am 19. October wurde der Bau einer Touristen-Hütte auf dem Tabaretta-Kamme, welche die Ersteigung des Ortlers erleichtern soll, in Gemeinschaft mit der Section Leipzig und unter bereits vorher zugesicherter Subvention des Centralausschusses einstimmig beschlossen.

Der Bauplatz der Hütte befindet sich etwa 9800' hoch, in einer Scharte des Tabarettakammes zwischen der sog. „Durch- fahrt" und der Tabarettaspitze. Die Hütte wird ftlr circa 20 Personen bequeme Unterkunft bieten können. Die Bau- kosten sind auf circa fl. 2500 veranschlagt. Die Subvention des Centralausschusses . beträgt fl. 600 und es ist eine gleiche für das nächste Jahr in Aussicht gestellt. Rechnen wir die Einrichtungskosten auf circa fl. 450, so entfallt auf jede der betheiligten Sectionen ein Betrag von etwa fl. 900.

Die zu diesem Zwecke eingeleitete Subscriptiou, obzwar bei weitem noch nicht vollendet, ergab bisher mehr als fl. 600. Grossen Danke verdient die Filiale Dietach, die der Section durch ihre Präsidentin Frl. Hermine Gross den namhaflen Betrag von fl. 130 zu diesem Behufe zur VerfÖgung stellte; Gleiches gilt von de^r Section Schwaben, welche aus ihrer Sectionscasse einen Beitrag von fl. 120 öst.W. leistete und ausser- dem eine Subscription unter ihren Mitgliedern zu demselben Zwecke einleitete, die fl. 180 ergab.

Der Ausschuss fühlt sich verpflichtet, der grossmüthigen Spenderin, so wie Allen, die den Bau dieser Unterkunfishütte förderten, seinen wännsten Dank auszusprechen, und knüpft

8*

118 Mitglieder-Verzeichniss.

daran die Bitte, es möchten auch jene Mitglieder der Prager Section dem Unternehmen ihre Unterstützung augedeihen lassen, welche hiezu bisher keine Gelegenheit gefunden haben.

Die Vorbereitungen zum Baue sind bereits eingeleitet, die Gemeinde Glurns hat nicht nur den erforderlichen Grund und Boden unentgeltlich ü])erlassen , sondern auch das Bauholz zu billigem Preise angewiesen. Die Baufuhrung übernahm Georg Pichler, Maurermeister in Gomagoi, und verpflichtet sich den Bau bis zum 15. August i875 zu beendigen, so dass die Hütte Tielleicht schon in diesem Jahre (falls nicht besondere Elementar- ereignisse hindernd eintreten), jedenfalls aber im Jahre 1876 vnrd benützt werden können.

Aus der grossen Zahl von Leistungen der Mitglieder auf touristischem Gebiete heben wir nur folgende hervor:

Se. Eminenz Cardinal Fürst Schwarzenberg: Salzkammer- gnt, u. a. Besteigung des Hohen Plassen, auf welchem S. Eminenz den 50jährigen Gedenktag seiner ersten Bergfahrt feierte.

Dr. Hecht: Schwarzwandspitze 10620' (erste Ersteigung), »Schrankogl 11080', Schwarzenbergjoch imd Höllthalscharte, Zuckerhütl 11100', Schwarze Schneide 10640', Tiefenbachkogl 10400' und Tiefenbachjoch (erste Ei-steigung) , Verpail- und Tiefenthaler Joch, nördliche und südliche Wildspitze 10943', Petersenspitze (erste Ersteigung), Taschach- und Oelgrubenjoch, \\^eissseejoch. Hohe Wart, Laugenspitze.

Frl. Hermine Gross: Hochsalm, Gaisberg, Warschenegg, Laaserjoch, Ehrwalder Thörl, Weisss'eejoch, Confinale, Cevedale, Krouplatz, Hochalmsattel, Seelandsuttel, Toblacher Riedel, Hohe J^ulve, Gaisstein, Kammerlinghorn.

Joh. Stttdl: Ortler, Confinale, Cevedale.

Regensburg.

Sectionsleitung :

Langoth Johann, k. Conrector, Vorsitzender.

Brenn er- Schaff er Dr. Wilh., k. Bez.-Arzt, Schriftführer.

Porzelius Friedrich, Kaufm.inn, Kassier.

Mitglieder-Verzcichniss.

119

Mitgliederzahl: 65.

Auerbach Carl, Oberpostamtscassier. T. Baumgarten Ludwig, Apotheker. Bernklau Alois, k. Notar. Bezold Georg, Privatier. Blocken Leopold, Advokat. B ran dl Franz, Bauunternehmer. Brandenburg Wilh. F., Domänen-

rath. Brauser Aug. Dr. med., prakt Arzt Brauser Heinrich, (trosshändler. Brenner Carl, k. Regier.-Director. Bren n er - Schaff er Wilh., kgl.

Bez. -Arzt. Brunner Ferd., k. Bezirksgerichts-

Ratli, Weiden. Gl essin S., k. b. Gütereinnehmer. Dunzinger J. A., Wachsfabrikant. Eilles Josef, Gymnasial- Professor,

Landshut. Engerer Eduard, Fabrikbesitzer u.

Grosshandler. Fürnrohr Heinr. , Dr. med, und

prakt. Arzt. Geys Wilhelm, ßuchdruckereibes. Gm eich Anton, Canonicus zur alten

Kapelle. Grüner H., Civilingenieur. Hannemann Julius, Kaufmann. Hartlaub Friedr., Kaufmann. Heilmaun, Civil-Ingenieur. Heintke Friedr., Kaufmann. Hendschel Friedr., Fabrikbesitzer. Henke Adolf Dr. med., prakt. Arzt. Herrich-Sch äff er G. Dr. med.,

prakt. Arzt. Kempff Ludwig, Kaufmann. Krebs, Studienlehror. Krippner Jacob, Kaufmann. L a n g 0 1 h Johann , Conrector des Gymnasiums.

Lcixl, Apotheker. Loritz Georg, Elementarlehrer. Ludwig Lorenz, Grosshändler. Metzger Fr. Dr. med., prakt. Arzt. Müller Jacob, Lehrer a.d Geweibs-

schulo. M ü h 1 e i s e n Ad., Kaufmann. Niedermeier Friedr., Kaufmann. Peters Adolf, Gasthofbesitzer. Pornschaft, Bahnhof - Inspcctor,

Schwandorf. Porzelius Friedr., Kaufmann. Poschinger Franz, Kaufmann. Renner Ludwig, Institutsvorstand. Rümelein Theodor, Grosshändler. Saal frank W. Dr. med., prakt. Arzt. Schad, Privatier. Schätz Josef, Elcmcntarlehrer. Schmalzreich, Domkapitular, Schmidt, Gasthofbesitzer. Schmidt F. P. sen , Grosshändler. Schmidt jun , Grosshändler. Schöpf G. A., Kaufmann. Schrader Ludw , Pfarrer. Schwalber Josef, Avokat. Schwarz Conrad , Central-Magazin-

Verwalter. So n tag, Lehrer der Gewerbeschule. Sonnenleitner Anton, Advokat. Stobaeus Oskar, Bürgermeister. Thiem A, Civilingenieur. V. Thurn und Taxis Fürst Franz. Wiener Adolf Dr., Pfarrer. Winneberger Ludwig, k. Hauptm. V. Württemberg Herzog Max. Zitzelsberger Josef, Kreisschul-

inspector. V. Zuylen von Nyefeld Freih.> Gutsbesitzer, Prüfening.

120

Mitglieder- Verzeichniss

Salzburg.

Sectionsleitung. Hinterhuber J., I. Vi>rstand. I^^^gg^r E., II. Vorstand. Gugenbichler F., Cassier. Endres H., Archivar. Richter E.,

1

Schriftfahrer.

Stöckl J.,*) Adam K., Doppler L., V. Frey K., Gärtner F., Scharnberger K.,

Mitgliederzahl: 228.

Beisitzer.

Aberle Dr. Karl, Begierungsrath.

Adam Heinrich, .Comptoirisc.

Adam Karl, Kaufmann.

Aigner Peter, Oberförster.

Ainmüller, Heinrich, Künstler.

Alt haller Wilhelm, Privat.

Amann Clemens, städt. Adjuukt.

Andessner Marie Frl.

Andessner Ludwig, Holzhandler.

V. Angermayer Josef Bitter , Pharmazeut in Wien.

Auersperg Adolf, Ministerpräsident Sr. Darchl., Wien.

Au er C. W., Kaufmann.

B a 1 d a u f Simon, Hotelbesitzer.

Bauer Carl, technischer Director d. Salzb.-Tiroler Montanwerks-Ges.

Baumgartner Alfred, Fabrikant.

B e k k Dr. Adolf, Direktor der Lehrer- bildungsanstalt.

Beringer Dr. Carl, Bürgermeister, Badgastein.

Biebl Rudolf, Realitätenbesitzer.

Blum Anton, Hutfabrikant.

B 0 d n e r Jakob, Schlossermeister. Böheim Heinrich, Agent Bogner Andreas, Oberkellner. B 0 0 8 Ferdinand, Bäckermeister, Wien. Brandstätter Johann , Gasthof*

Pächter. Brechenmacher Jos , botanisclier

Gärtner. Conrad Askan, Fabriksbcsitier. D a u r e r Josef, Maler und Lakirer. D e w i t z John, Buchhändler Dirr Ferdinand, Buchhändler. Doppler Ludwig. Holzwaarenbdlr. D ü r 1 n g e r Richard, Kaufmann. D u n k 1 Haus iu Weh. Dun kl Heinrich Kaufmann in Well. Ebner Albin, Hofrath E d e r Albert Dr., Abt zu St. Peter. V. Eichhoff Josef Freihr., Bfgier.-

Concipist. Ellmaurer Alfred, Oberfinanzrath

u. Finanzbezirksdirektor in Brixca. Eltz Friedrich, Landesgerichta-Au-

kultant.

*j Seit Februar: H. E. Mühlreiter.

Mitglieder- Verzeichniss.

121

E m m e r Johann, Redactenr in Wien.

E n d r e 8 Heinrich, Kaffetier.

T. Eschenburg Karl, Studirender.

E y 8 n Alois, Privatier.

Fiedler Karl, Schlossenneister.

Fischer LeopoM, Privat

F^atscher Georg, Professor.

V. Födransberg Heinrich Ritter,

Oberlieutenant. F 0 r eil e r Franz, Techniker. V. Frej Karl, Privatier. V. Frey Max, Mediciner, Leipzig. V. Frey Richard, Techniker, Wien. F r i 1 8 c h Karl Dr . Vice-Director d.

Central- Anstalt für Meteorologie

u. Erlmagnetismns. Fritz Josef, merkantil. Direcktor d.

Salzb.-Tiroler Montanwerks-Ges. F u g g e r. E berhard, Oberrealschul-

Professor Garns Rudolf, Postofficial. Oärtner Fianz, Bauadjunkt. Oeiger Ed., liuchhändler. Oogl N. Dr, Advokat. Oollitsch Karl. Agentur-Beamter. Oöschl Otto, Kaufmann. Gradmann Auj^ust, Privatier. Orassbergcr Karl, Dr d. Med. G r e 8 s Ignaz, Kleidermacher. Griesberger Josef, Gasthof bes. Gritzbach Karl, Fabriks-Buchh. G r ö m 1 i n g Et nst, Kaufmann. G r u b e r Johann, Hotelbesitzer in

Badgustein. G 8 1 i r n e r, Dr. A'^olf, Notar, St. Jo- hann im Pongau. Gugenbichler Fr., Realitätenbes. Gugenbichler Amelie, Realitäteu-

besitzersgattin. H a a g n Julius, Kaufmann. Haas Franz, Bahnhofs-Restanrateur. Hager Johann , Realitatenbesitzer. Barre r Ignaz Dr., Notar u BOrger-

meister.

Hartmann August, Fabrik- Verwalt.

in Gartenau. Heilmayr Anton, Realitätenbesitz. Heinzel Ferd., Hauptmann. V. He 11 ri gl Otto, Regier .-Concipist. He Im reich Heinrich, Forst-Direktor. Dr. Hcrget Alfr., Sekretär d. Finanz- prokuratur. Herwirsch Carl, Pharmazeut. Herwirsch Otto, Buchhalter. Hinter huber Julius, Apotheker. Hitschfeld Jostef, Dr. Med. Hoffmann Heinrich, Realitäten-Bes.

in Strobl. Dr. Hof mann Herrmann, Advokat.-

Concipient. Höcker August, Gasthof-Besitzer. Hörwarier Josef jun., Agent. Hörzinger Georg, Privatier. Horcziczka Viktorin, Kassier a. d.

Landeshauptkasse. Jägermayer G ustav, Photograph. Kamml Georg, städt. Bau-Inspizient. Kasseroller Johann Kaufmann. Kerl er Franz, Kaufmann V. Kbuenburg Gaudolf Graf,Gericht8-

adjunkt in Linz. Dr. Kiene Josef, Advok.-Concipient. Klausmeyer Josef, Coramis. Klein Johann, Privat. Koch Albeit, Kaufmann. Koch Karl, Kaufmann. K 08 sing C. A, Privat. Kren n er Johann, Kaufmann. Krieger Josef, Maler. Krieger Franz, Comptoirist. vLamberg Hugo Graf, Landeshptm. Laschensky Eugen Commis. Laschenzky Otto, Realitätenbesitz. V. Lasser Albert Ritter, landsch.

Kanzlei-Direktor. Leon hart Karl, Stadtwandarzt. Lidl von Lidlsheim, Oberförster in

Holzegg.

122

Mitglieder-V^erzeichniss.

Linsmaier Jakob, EeaH^ätenbesitzer.i Pose ha eher Pet«r Dr., Notar o. T.LobkowitzSe. DurchL Karl Fürst. : V ice-Bfirg^rmeister. Locella Karl Baron von. iRaab Robert Ritter von, Bezirks-

Lnkas Herrmano, ProfefBor. hanptmann. GniandeD.

Machaner Karl, Fabrik-G esellach. JRadaaer Fritz, Kaufmann. Mahr Ferdinand, Repräsent, d, gegen- JRaQscher Vincenz, Fabriksbesitzer. seit. Lebens-Yersich.-Bk. , Patria*. Renthner Adolf, Holzhändler in

Martin Franz, Kaufmann. Majbnrger Josef, Oberrealschul-

Professor. Majr Josef, Bierbraaer. |

Majr Josef, Hotelbesitzer. ;

Heiion, Karl, Kaufmann. i

T. Metzbnrg Freihr. Mitterbacher Heinr., Privatier. Mittermajer Adam, Bäckermstr. M 0 1 d a n Josef, Bierbrauer in Hallein. Morwitzer Josef, Haupt-Steneramts-

Direktor. Moser Alexander, Bräner. Löbliche Gemeinde-Vorstehung

MOhlbach (Pongau). Mühire itcr Ed. Zahnarzt. Müller Karl, Buchhalter. Müllner Josef, Bildhauer. Nelböck Julius, Hotelier. Neumayer Anton, Schuhmacher. NenmÜller J. B., Kaufmann. Obererlacher Franz, Beneüziat in

Radstadt. Pehersdorfer Anna, städt. Lehrer. Pelzer Wilhelm, Oberförster in St.

Johann im Pongau. Petran Johann, Kleidermacher. Petter Alexander Dr., Privat. Petter Karl, Magister der Pharmacie, Pezolt Georg, Künstler. Pezolt Ludwig, städt Kanzl.-Direct- Pfitzer Peter, Regierungs-Beamter. Podstatzkv -Lichtenstei'n Adolf

Graf V., Kämmerer. Pölzl Josef, Bierbrauer in Grödig. Poschacher Andrä, Postmeister in

Radstadt.

München. Richard Karl, Buchhalter. Richter Eduard, Professor. R 0 i 1 1 n e r Michael, Kaufmann. Roll Karl, Jurist. Rondonell Eduard, Wels. R 0 s i a n Robei t , Gasthof-Besitzer,

St. Johann (Pongau). R Otter Josef. Kaminfeger. R u e f f Moritz, Waldbesitzer. S ach er Emanuel Dr, Bezirksant,

Tamsweg. Sarsteiner Heinrich, Posüneistcfy

btrobl. S c h a 1 e k Leopold , H6telbesitttr,

Marienbal (Böhmen). Scharnberger Karl, Fabrikant Sc harr er Karl, Comptoirist. S c h a t z 1 Josef, Kaufmann, Radstadt. S c h e i b 1 Leopo'd, Goldarbeit4r und

Vice-Bürgermeister. Schider Rudolf, Privat. Schleindl Franz, DnmkapituUr. Schliesselberger Stefan jnn..

Lederer. Schmerold Josef. Kaufmann, Hallein. Schneeberger Kajetan, Realitäten- besitzer. Schneider Fritz, Coiffeur. Schöninger Karoline, städtische

Lehrerin. Schöpf Josef Dr., Professor. Schreiner Josef jun , Bierbrauer. Schwarz Karl Baron von, Banratb, S e e a u e r Wilh., Regiemngs-OffiziaL Seefeldner Johann F., Kanfmiiui

Radstadt.

Mi t^lieder-Verzeichniss.

123

^1 Josef, Brauer, Obertrum.

Iber Alois, Kaufmann.

Tgeufrei Anton, Commis. ^ ängler Karl, Grosshändler. ängler Rudolf Dr., Apotheker, »aur Philipp Graf von, Realitäten- Besitzer, w e i n e r Otto Frl r. v. Pfungen, Forst-

u. Domänen-Directioiis-Coucipiont. teinhauser Adolf, Regier.-Rath. tieger Heinr. , Landcsger.-Auscult. t i g l e r Josef Dr., Advokat.

1 0 c k 1 F., Zimmerkellner, Marienbad. töckl Johann, Hegierungs-Concipist,

St. Johann (Pongauj.

traubinger Josef , Hotelbesitzer, Badgastein.

traubinger Lorenz, Postmeister, St. Johann.

traubinger Pet., Ot^konom, Badga- stein.

u p e Karl, Geschäftsreisender, Nürn- berg.

j. Emin. der hochw. Herr Tarnoczy Maximil. Josef, Cardinal u. Fürst- Erzbischof etc. etc.

j. Excell. Hr. Graf Thun-Hohen- stein Si^^mund, Statthalter etc.

•• Excell. Hr. Graf Thun Ernst. Gutsbesitzer, SoUhcim.

hury Max, Fabriks-Director.

rauner Gustav, Privatier.

ürk Jaques, Fabriks- Heisender.

1 1 m a n n Emanuel, Hauptmann u. Direktor der 12. Mappirungs - Ab- theilung in Zalesczky (Galizien).

V i e 1 g u t h Ferdinand Dr., Apotheker, Wels.

Voltrini Gustav, Mundkoch Sr. k. k. Hoheit des Grossherzogs von Toskana.

Wagner Franz, Kaufmann.

Wahl B., Cafetier.

Walch Max, Agent.

Weibhauser Paul, Realitäten-Be- sitzer.

Weickl Franziska, Frl.

Weickl Josef, Realitätenbesitzer.

W e i n d 1 J. B., Stadtpfarr., Radstadt.

Weiss Josef Baron v., Landesger.- Präsident.

W e i z n e r Rudolf, Comptoirist.

W e r y Xaver , Uhrenhandlungs- Ge- sellschafter.

Widmann Otto Dr., Advokat.

Wiesenberger J, Privat.

Wilhelm Franz, Oberrealschul-Pro-

fessor. 'Wisbauer Adolf, Gastwirth am Gaisberg.

Wögerbauer Josef, Schulrath u, Oberrealschul-Director.

Wo SS Max, Kaufmann.

Woska Josef, Kanditen-Fabrikant.

Würthle Friedrich, Photograph.

Ysop Erdmann, Commis.

Zeisberger Ignaz, Gastwirth am Gerstberg. *

Zeller Franz, Kaufmann

Zeller Ludwig jun., Kaufmann.

Zell er Ludwig sen., Privatier. 'Zulehn er Josef, Kaufmann.

Der im Druck vorliegende Bericht über die Thätigkeit der ection im Jahre 1874 gibt eine Fülle von Beweisen dafiir^ iss die Section Salzburg gewiss zu den regsamsten des ganzen ereins zählt. Ihre Thätigkeit hat sich vorzugsweise praktische iele gesteckt, unter welchen Weg- und Hüttenbauten, sowie

124 Mi tglieder- VerzcicbDiss.

die Organisation des Führerwesens in erster Linie zu nennen sind. (Vgl darüber „Mittheilungen" 1875 Heft 1, S. 9.)

Aber auch auf anderem Gebiete hat sie ihre Bedeutung für den Gesammtverein bewiesen. Wir dürfen darauf hinweisen, dass der erste treffliche Artikel in Bd. V Heft 1 sowie noch zwpi kleinere desselben Heftes, ferner drei der beigegebenen Zeichnungen von Mitgliedern der Section Salzburg herrühren.

Es fanden im Jahre 1874 sieben Monatsversanmilungen statt, in welchen folgende Vorträge gehalten wurden:

Baron v. Pfungen: üeber eine Glocknerbesieigung.

Redacteur Emmer: üeber einen Besuch des Lamprechts- Ofenloches bei Frohnwies (von 8 Sectionsmitgliedem im Winter unternommen).

Max V. Frey: Ueber die Täuschungen d6s Augenmasses.

Prof. E. Richter: Ueber zwei Winterexpeditionen in die Kolowratshöhle.

Von Touren, welche Mitglieder der Section unternommen, sind folgende erwähnenswerth :

Eössing: Aetna; Max v. Frey, Richard v. Frey und Prof. E. Richter: Die Mörchenschneide zwischen Floiten und Schwarzenstein.

Prof. E. Richter: Hochkalter über das Blaueis (neu), die Schönfeldspitze, H. GöU.

Max V. Frey: Ortler, Cevedale, Königsjoch, Schöntauf- spitze, Vertainspitze vom Zaythal aus (neu, ohne Führer) Zug- spitze von Ehrwald. Ders. und Richard v. Frey: Die 3 Watz- xnannspitzen, Schönfeldspitze und Funtenseetauem. Fried. Eltz: H. GöU. Gugenbichler: Rosskogel und Hundskopf am Radstadter Tauem. J. Stöckl: Hochkönig.

Mitglieder- Verzeichniss.

125

Salzkammergut iu Iscbl.

Sectionsleitung. Egger von Möllwald Dr. M., Vorstand. SarsteinerH., Hotelbesitzer, Vorstands-Stellvertreter. Gschwandtner Georg, Salinen-Beamter, Cassier. Koch Franz, Hotelbesitzer, ScbriftfUlirer. Heniger, Baron, Beamter, |

Aigner August, Oberbergverwalter, j

Mitgliederzahl: 49.

Beisitzer.

Aigner August, Oberbergverwalter. Anten gruber J., Oberlehrer. B e D 0 n i , Dr. Advokat. y. Brenner-Felsach, Ritter Dr.

Josef, Badearzt. T. Chlumetzky, Freiherr ExcU.

Ackerbauminister, Wien Egger V. Möllwald, M. Dr. Fohl an dt G., Lehrer Feu rstein F., Dr. v Foregger, Caesar Ritter, Wien. v Foregger Frau. Forstvcrwaltung. F r ö 1 i c h Josef, Kanzelist Furstcnberg M., Dr. kais. Rath

und Badearzt. Griffith Wilh. H., North Park Croy-

don England. O röro mer, Hotelbesitzer am Schaf berg. G röin m er, Hotelbesitzer St. Wolfgang. Gschwandner G. , Salinen- Beamter. Gschwandtnei, Bude*Adjunkt. Hafferl Fr., Student, Carlsruhe. Heniger Baron, Beamter, lliessl J. Hotelbesitzer. Hirsch M., Privatier. V. Hohen brück, Baron. Koch Franz, Hotelbesitzer. Koch Ludwig, Postmeister. Kraus Herrn. Fräulein, Wien.

Le i t h n e r Franz, Büchsenmacher.

V. Lidl jun. Ferd.

Linke Adolf, Breslau.

Mannberger Fr.

Michel H., Architekt.

Milhlbacber Fr., Obersteiger.

Onaegin Alex, St Petersburg.

Pammer Josef, Bahnbeamter.

Pott jun. M.

Sarsteiner H, Hotelbesitzer.

Sauerwein N., Graz.

Schreiber J. Dr., Aussee.

V. Schrötter, Telegraphen-Verw.

V. Schrötter Alfred, Wien

S e e a u e r C, Hotelbesitzer. Hallstatt.

Simony Arthur, stud. med. Wien.

Solsky Alex., Director des Landw.

Museums St. Petersburg. Steiner Jg , Bergrath. Walter Johann, Oonditor. Wehrenpfennig M., prot. Pfarrer

Goisern. W e i n m e y r Fr., kathol. Pfarrer. Whitaker- Stapelton, Nails-

worth, England. Zimmer M , TidchlermeLster.

Neu eingetreten:

Dusch L., Tischlermeister. S t i e g e r H. Dr. med.

Der Curort Ischl hat sich an der Wiener Weltausstellung mit einer CoUectiou von Ischler Heilproducten betheiligt.

126 Mitglieder- Vorzeichniss.

Um diese Sammlimg für die Kenntniss des Salzkaramergutes auch weiterhin zu verwerthen, bildete sich im Frühjahr 1874 in Ischl ein Museal- Verein unter dem Präsidium des kaiserL Rathes Dr. Ritter von Brenner - Felsach , mit der Aufgabe ein Localmuseum zu erricht<?u für geschichtliche sowie naturhistor- ische Gegenstände.

Um dieselbe Zeit fasste die Section Austria in Wien dea Beschluss, das Gebiet der Dachstein-Gruppe als das Hauptfeld ihrer Wirksamkeit für die nächsten Jahre zu erklären , für die beste Monographie dieses Gebietes einen Preis von fl. 500 aus- zaschreiben und Alles aufzubieten, um die Bereisung desselben zu erleichtem.

Der Beschluss der Section Austria bot für den Ausschnss des Museal- Vereins im Sommer 1874 den Anlass, die neue Alpenvereins-Section „Salzkammergut" zu bilden, die sich am 20. August auf Grund der behördlich genehmigten Statuten constituirte.

Die constituirende Versammlung im Ischler Gemeindesaale eroffiiete Dr. Ritter von Brenner- Felsach mit einer kurzen An- sprache, worauf Dr. Egger von MöUwald einen längeren Vor- trag über Alpenkultur und Alpenvereine hielt.

Die neue Section fand lebhaften Beifall und zählte in kurzer Zeit bei 50 Mitglieder.

Eine besondere Förderung wurde ihr zu Theil durch den Beitritt Sr. Excellenz des östeiTeich. Ackerbaurainisters Ritter von Chlumetzky und dessen 'Verfügung , dass das Forst- Aerar sich an den Bestrebungen der Section mit einem Gründungs- beitrag von fl. 100 betheilige.

Schwaben in Stuttgart.

Sectionsleitung :

V. Gemmingen Freiherr, Kreisger ichtsrath, Vorstand. Harpprecht Th., Justizassefsor, Schriftführer. Bach C, Buchhändler, Cassier.

Mitijliecier-Verzeichüiss.

127

Mitgliederzahl: 110. 72 in Stattgart, 38 auswärts.

Abel Diacoiius in Leonberg. Geiger Gustav, Fabrikant.

A i g n e r , Consistorialsecretär. v. Gemmingen Freihr., Obertriba-

Angele, Bauinspect. in Strassburg. | nalratb in Heilbronn.

Bach C, Buchhändler.

Bauer, Controleur.

B e cJ( e r , Apotheker in Waldsee,

Barn er, Präceptor in Göppingen.

Beyttenmüller, Architect.

Blezinger, Justizassessor.

Blum Dr., Professor.

Brecht, Gerichtsnotariat^a-ssistent in Ehingen.

Buttersack Dr. in Heilbronn.

Cammerer, Reobtsanw. in Esslingen.

D e f f n e r Carl, Fabrikant in Esslingen

Deffn er Wilhelm, Fabrikant in Ess- lingen.

Deffner Hermann, Partikulier.

V. Degenfeld-Schomburg Graf Gurt in Eybacb.

Drescher Louis, Kaufmann.

Drescher, Postinspector.

V. Duvernoy, Staatsrath.

D u V e r n 0 y Dr., Medizinalratlu

Eberbach W., Fabrikant in Lud- wigsbnrg.

Eberhard, Partikulier.

V. E glof f stein Freihr , Geb. Rath.

Engelmann Albert.

Euting, Kanzleirath.

F a b e r Dr. , Hofrath in Fricdriclis- hafen

F e 1 1 g e r , SparkaRsenbuchhalter.

Feuerbach, Oboijustizrath.

Fe.yerabrnd Adolf in Hoilbronn.

F i .< c h e r ('jirl, Partikulier.

V. Führ, Obertiibunalrath.

Frank Hermann, Fabrikant in Lud- wigsburg.

G a n 1 1 e r , Professor.

Ganz hörn, Oberamtsrichter in Neckari'ulni.

V. Gemmingen Freih., Kreisger-

richtsratb. V. Gnielin W., Obertribunalrath. Göpel, Buchhändler. Gros mann Dr., Professor. G u t m a n n Max, Bankier. Hafenbrack, Pfarrer in Unter-

heinrieth. Harpprecht Theod., Justizassessor. H e d i n g e r August Dr. jun. H e g 1 e r > Kreisgerichtsrath. Herbort, Kreisrichtcr Herrmann, Stadtrichter. Heyd Ferdinand, Kaufmann. Hoffmann, Oberamtsrichter in

Nürtingen. V. Hufnagel, Obertribunalrath in

Heilbronn. Y. Jäger, Oberregieruugsrath. Kap ff Dr., Oberamtsarzt in Esslingen. Kapff, Professor in Ludwigsburg. Kap ff, Dr. in Tuttlingen. K i e d a i s c h , Hoftheatersekretär. Kien Robert jun. in Ulm. K 1 e 8 e r , Regierungsrath. K 1 Q p f e 1 , Finanzassessor. Knapp, Kreisgerichtsrath. K ö p f f , Cullaborator in Tuttlingen. Künstle Wilhelm, Kaufmann. Kurtz Paul, Buchhändler. Leicht Ed. in Caniiätadt, L e u b e G. jun., Dr., Apotheker in Ulm. Manch Fritz jun. in Göppingen. Mayer Theodor, Kaufmann. Mohl Rudolf, Partikulier. Negele, Privatdocent. Niethammer, Hauptmann. Niethammer, Rechtsanwalt. Oesterlen F., Professor.

128

Mi t glicdcr- Verzeichniss.

Paulas, Dircctor anf dem Salon bei

Ludwigsburg. Pf äff, FinanzassesFor. P i 8 c h e k , Regierungsrath. V. Rauch, Fabrikant in Heilbronn. Renner, .lustizasscssor Reuse hl e jnn., Professor. Römer, Rathssch reiber in Ulm. Sachs, Juwelier. Säur, Kaufmann.

V. Schad, Kreisgericbtsrath in Ulm. Schiedmayer A, Fabrikant. Schiedmayer A. jun. Schiedmayer Hermann. Schnitzer, Rechtsanw. in Biberach. Schönhaj't, Verwaltungsconsulent. Schütz Emil. Dr in Calw. Schumann, Professor. Seyerlen R. , Lehrer am Conserva-

torium. Siegle Gustav, Fabrikant. S t e i n h e 1 1 , Oberconsistorialrath.

V. Sternenfels Freihr, Regierung»-

rath. Tafel Hermann, Rechtsanwalt. Teich mann, Rechtsanwalt Teuf fei Julius Dr. U e be 1 e , Mlni^terialassesior. Waldbauer Hermann, Fabrikant Waldburg-Zeil-Wurzach,FfiTFt

Carl 7. Wallbrunn, Auditor in L^<1wig^

bürg. Weigelin, Professor. Weiss A., Fabrikant in Esslingen. Werther Alfred, Bachhändler. Widenmann Heinr., Kaufiuaon. Wieland Dr., Professor. Zeller, Obermedizinalrath. Ziegler Julius. Zöppritz Carl, Kaufmann in Ctnn-

Stadt. Zumsteeg Rudolf, Musikalienhändler. Zum Tobel, Rechtsanwalt in Ulm.

In den 10 Versammlungen der Section wurden folgende Vortrage gehalten :

Kreisgericbtsrath v. Gemmingen über die Scesaplana. Professor Oesterlen über Hochgebirgstonren. Adolf Schiedmayer über eine Glocknerbesteigung. Th. Harpp recht über Besteigungen des Ortler, Monte Zebm und der Punta di San Matteo.

Aus der Sectiouskasse wurde der Section Elagenfurt zum Bau des ünt^rkunftshauses an der Pasterze ein Beitrag von 25 fl. bewilligt.

Von Bergtouren, welche durch Mitglieder der Section unternommen wurden, sind zu erwähnen Besteigungen des Piz Bernina, Piz Corvatsch, Piz ßuin. Ortler, Monte 2!onfinale, Thurnerkamp und Rauchkofel, sowie üeberschreitungen de» Ewi^sattels und der Schwarzenbachscharte.

Mitglieder- Verzeichnisp.

120

S t e y r.

Sectionsleitung :

Krakowizer Dr. med., Vor8tand. Amort Johann, Vorstandstellvertret^r. Grein er Franz, Cassier. Gründler Josef, erster Schriftführer. Gründler Ferdinand, zweiter Moser Alois, Beisitzer. Reschauer, Jul.

/

Mitgliede

Amort Joho Eiscnbändler.

Amtmann Ang., Chirurg, Garsten.

Angel Jos., Kaufmann.

Bendik Jac, Lederermstr,, Bad Hall.

Berger Job., Juwelier.

Bergmüller Jos., Privatier.

Bichler Hermine Frl., Private.

B ran dl Friedr., Kaufmann.

Brittinger Alfred , Magister der Pharmacie u. Apotheker.

Brittinger Otto, Beamter der Ru- dolfsbahn.

Degen fellner Leop., Schlos.«erm.

Demel Alois Dr., Advokat, Haag.

Ehrentraut Job. Bapt , Priester, Gleink.

Eisner Amalie, Frau

Estermann Casp., Seifensieder.

Eibl Job., Bezirksger.-Adjnnkt.

Eyermann Franz, Privat., Krems- münster.

Frank Ferd., Pfarrer, Lconstcin.

Fischer Barbara, Frau.

Frauengrube r Paul, Pfarrer, Losen- stein.

Goppel Emil, Magister d. Pharm, u. Apotheker.

Grein er Franz, Barchent fahrikant.

Gross Heinrich, (ioldleistenfabrikant, Garsten.

rzahl: 91.

Grund 1er Ferd., Eisenwaarenhdir. Gründler Jos., Eisenwaarenhändler.. Gschaider Joach. Hausbesitzer. Haas Emil, Bucbdrucker. Haller Thercse, Frau. Hai 1er Emil, Dr. jaris. Hartmann Ritter v. Stemfeld Dr.,

Professor. Hascher Johann H ö f n e r Friedr. Dr. jur. Holderer Franz. Holderer Carl. Hronek Carl Jäger V. Waldaüy Anna. Jäger V. Wald in, Rom. Jungwirth Ant, Lehrer, Losenstein.. Kaiser Ignaz, Lehrer, Grossramming;. Kammerhofer Leopold. K i d e r 1 e Franz, Notar. T, Koller Carl. Kraker Johann. Krakowizer Jos. Dr. K rakowizer, E. Dr.med., Newyork, Krenmajr Camillo. Mayrhuber Anna , Gastwirths-

gattin.

Mayr Vincenz. Meyer Eduard. Mittendorfer Rud., Chirurg, G rosa*

ramming.

130

Mitglieder- Verzeichniss.

Mitter Victoria, Frau.

Molterer C. Sierningbofen b. Stejr.

Moser Alois.

Moser Anton.

Nippel Ritter v. Weyrheim.

Nothhaft Alois jun.

Parger Dr. jur.

Pich 1er Franz,

Pöltl Jos.

Pointner Georg.

Porsche Franz, Losenstein.

Priezel EmiL

Prix Job.

Putz Magdalena Frau.

Beder Josef.

Beder Josef, Garsten bei Steyr.

Bedtenbacher Alois.

Beichl Josef.

Beschauer Julius.

T. Sala Frhr. Moritz.

Scbönthan Frz.* Edler v. Pernwald.

Schwingenschuss Alois.

Seiffert Tberese, Frau. Spängier Alois, Dr. med. a. cbir. Stammgassner Heinr., Prierter,

Kiruberg bei Steyr. Stigler Alois Dr. Advokat. St i gier Wilhelm, Dr. Chem. und

A|)otheker. Stigler Victor. Tcplizky Franz- Tom itz Franz. Traut mann Therese, Frl. Turek Jos. Wagner Frz. Wanschura Stefan. Weich hart Friedr, Weiss Mich., Strafhauspfarrer, Gir-

sten hei Steyr. Wem dl Jos., Waffenfabr.-Gen.-Dir. Werndl Franz. Wikhoff Franz. Wieser Franz, Gleink bei Stejr. Wolf Carl, Dr. med.

Taufers.

Sectiousleitung Daimer J. Dr.

Mitgliede

Au er Jobann, Gastwirth Bein Daimer Carl, Techniker, Aachen. Daimer Josef, Dr. med. pract Arzt. Dietl J. Dr. med-, Brunnenarzt,

Marienbad, in Böhmen. F u 1 1 e r e r Carl , Factor der Ahmer

(jewerkscbaft, Steinhaus. Hirsch Walter, Danzig. K a s p e r A , Forstverwalt , Hinterriss. Klingler Heinrich, Bezirksgerichts-

A^jnnkt Silz, Obcriunthal

rzahl: 23.

KossmannN. Forstdirector Deatscb-

landsberg, Steiermark. Lang Eduard, Dr. med. UuiTersitatt-

Professor, Innsbruck. Marschall Burkhard Julian, Wiea Martin Albert, Dr. jur. k baier.

Stubsauditor a. D. (Wünbuif)

Biva am Gardasee. Mntschlechner A., Bierbnncro»

be^tzer und Gastwirth.

Mitglieder-Verzeiclmiss.

131

üutscble ebner Johann , Post- meister.

tfatschlechner Josef, Gastwirth, St. Vigil Enneberg.

Nuttil Paul, Professor, Wien.

Sclemmer Josef, Dr. med. Stadtarzt Pressburg.

Sieger Victor, Maler Müncbcn.

Tinkbauser Jobann > Kaufmann^

Bruneck. Treffer Georg, Bergfubrer, Luttacb. V i 0 1 a n d Ernst, Pbotograpb, Bruneck. Walcb Josef, Bezirksgerichtadjunkt. T. Zieglauer Robert , Apotheker,

Bruneck.

Die Section musste sich im verflossenen Sommer darauf beschränken, die von Fremden viel besuchten Punkte zugäng- lich zu machen, was auch, soweit die dringendsten Bedürfnisse es erforderten, geschehen ist. Für das künftige Jahr werden iusser den nothwendig gewordenen Ausbesserungen einige neue Wege in der Umgebung von Taufers angelegt, das Hauptaagen- nerk aber auf den Speikboden gerichtet werden, welcher wegen meiner leichten und gefahrlosen Zugänglichkeit von Touristen eicht bestiegen werden kann und die geringe Mühe reichlich belohnt. Da bis zur Michlreisser Alpe ein ganz guter Weg Fuhrt, von dieser aus noch 500' hinauf ein Steig, wird der Zugang mit geringen Kosten herzustellen sein. Weiterhin ist äer Bau einer Unterkunftshütte am höchsten Punkte projectirt, SU welchem Zwecke der Sectionskasse von im Sommer hier weilenden Alpenfreunden ein namhafter Betrag zugieng.

Kd. V, Abth II.

[i

132

Mitglieder-Verzeichn ias.

Traunstein.

Sectionsleitung : von Lama Carl, Vorstand.

Mit gliederzahl: 40.

Bolland, Wirth, Adelholzen, Post

Bergen. E n d e r 1 , Gasfabrikbesitzer und Civil-

ingeneur. F ä r b e r , k. Bahninspector, Augsburg.

Felsensteiner Otto, Phannaceut Pfersec.

Fleschhut A.« Buchhändler.

Ferchl, Pharmaceut, ReichenbalL

Gröber Dr. prakt. Arzt, Eggstätt bei Trostberg.

Heckenstaller, k. Bezirksamts- mann.

Huber, k. Bauamtmann.

y. Kaltdorff, Notariats Coneipient

Kirschner, k. Bez. Ger. Rath

V. Lama Carl.

L a n z , k. Bez. Geometer.

L e i b m a n n P., Stndirender, Freising.

Leonpacher, Dr. prakt. Arzt.

Mayer, k. Salinen-Jnspect., Berchtes- gaden.

Metzger A . Bahnassistent, Reichen- hall.

N 0 1 h a 8 , k. Notar.

Pauer, Apotheker.

Pauer, Badebesitzer.

Peetz, k. Rentbeamte.

Prantl jun., Bierbrauereibesitier.

Progl, prakt. Arzt, Waging.

P r 0 s s e r , Privatbuchhalter.

v.Raessfeld,k. Oberförster, Berg«.

JKappold, Kaufmann

Rappold jun., Kaufmann.

Schaaf, k. Rechtsanwalt

Schabmajer, Tapezierer.

Schiff mann, Conditor.

Schreiner, Dr. prakt. Arzt, Simback am Jnn.

Schott, k. Rechtsanwalt

Schütz, H. Dr., Rector der k. Ge- werbschule.

Senestrey, k. Bez Ger. Rath.

▼on Steinbeiss 0., Gutsbesitzer, Braunenbnrg bei Rosenheim.

Stölzl, k. Hüttenyerwalter . Eisen- arzt biegsdorf.

Wienin ger M., Gntsbesitier, Hogel- wörth bei Teissendoif.

Wiesp airer, Bürgermeister.

Wiespauer, Hotelbesitzer.

Witt mann, sen. Schreinermeifter.

Neu eingetreten: Stöckl, Oberlehrer.

Die Section betheiligte sich, an den Aufgaben des Vereines durch Herstellung mehrerer Wege und Wegtafeln in den nächst^ gelegenen Voralpen, sowie durch den Beschluss, gemeinsam mit den Sectionen München, Salzburg, Trostberg und Pinzgau ihre Mittel und Kräfie der Durchforschung und Grangbarmachnng des Steinernen Meeres zu widmen.

Mitglieder- Verzeichniss.

133

Es gelang femer der Vorstandschaft, einen Bergführer- Tarif für das Chiemgau fertig stellen und an säraratliche Sectionen vertheilen zu können. Es ist beabsichtigt, denselben bei allen Bahnexpeditoren, Gastwirthen, Bürgermeistern etc. des Chiemgau's aufzulegen.

Trostberg.

Sectionsleitung :

Seelinger Max, Notariats-Concipient, Obmann. Siegert Anatol, Ingenieur, Cassier und SchriflrfÖhrer. demente Joseph, Kaufinann in Altenmarkt, Beisitzer.

Mitglied er zahl: 72.

Aigner Anton, Canonicus, Laufen. B a n m e r Job. , Revisions - Assistent

bei der Direction der Ostbabn,

München. Blechner Max» Geschäftsreisender,

München. Barg er Georg, Lehrer, Schleching. demente Jos., Kaufm., Altenmarkt. Fürst Eugen, Gutsbes., Frauendorf. Gebbardt Fritz, Geschäftsreisender,

Begensburg G e r s 1 1 e Emil , Geschäftsreisender,

München. Götz H., Geschäftsreisend., Augsburg. Graf Wilhelm, k. Bezirksgeometer,

Altenmarkt. Grau Johann, k. Aufschläger. Harslem Ed., Geschäftsreisender,

Nürnberg. Harslem Heinr., Kaufmann. Haiti ng er Caspar, Gürtler. Hänslmaier Math., Lehrer, St.

Georgen b. Stein. Heitz Dr. Wilh., prakt. Arzt, Wei- den b. Augsburg.

Henkel Max, Vet. Cand., München. Hernsdorf Johann, Kanzlist. Heuwieser Dominikus, Braumeister,

Wasserburg. Ha in dl Dr. Adolf, prakt. Arzt,

Traunstein. Kamann Johann, Lehramtsassistent,

Freising. Kanzler Job., k, Advok., Wasserburg. Kar g M„ EisenbahubaufÜhr.» Buchloe. K a s t n e r Johann , Rentamtsgebilfe,

Wasserburg. Kegler Ludwig, Geschäftsreisender,

Nürnberg. Kiederle Anton , k. Gerichtsvoll- zieher. Kleiber Max, Maler aus Egg Har-

bor City in Nordamerika. Kleinhuber Josef, Müllermeister,

Altenmarkt. Krembs Dr. Leonhard, Arzt auf Chä-

tenu Hevale, Belgien. Krembs Wilh , k. Oberconductenr,

München. Kröll Franz, Kaufm., Augsburg.

134

Mitglieder-Verzeichniss.

Mändl Alphons, Buchbinder. Mutzl Johann, k. Pfarrer, Obing. Niggl Anton, Gastwirthssohn , Al- tenmarkt. Obermaier Simon, Bahnamtsassi-

Schmidt Emil, Baiischreiber, Mem-

mingcn. SchueeweisJ., Cooperat., Schnaitsee. Sedlmaier Gg., Glaser. Seelinger Max, Notariatsconcipient Selbertinger Seb., Kaofm., SUio.

Stent, München.

Pachmayr Carl, Realitätenbesitzers- S i e g e r t Anatol, Ingenieur. Sohn, Frabertsham. Siegert Carl, k. Notar.

Pauli Georg, Kaufmann, München*

P i c h 1 e r Josef, Cooperator, Eggstadt.

Rainer Carl, Maurermeister.

Rambauer Gg., Geschäftsreisender, Freising.

Regensteiner L., Geschäftsreisen- der, München.

Re hm Aug., Geschäftsreis , München.

Reinhard Alois, k. Betriebs-Inge- nieur, Ansbach.

Reiter Alois , Geschäftsreisender, München.

Reiter Joseph , Geschäftsreisender, Nürnberg.

Reithner Ludw., Premier-Lieut. im k. b 15. Int.-Reg. in Neuburg a D.

Rothauer Josef, Eisenhändler, Tei- sendorf.

S aller Ludw., Premier-Lieuten. im k. b. 10. Inf.-Reg. z. Z. beim topo- graphischen Bureau, München.

S aller Theodor, Cooperator, Traun- walchen.

S auter Gg,, Notariatsgehilfe.

Soll Ignaz, Maler.

Steger Aug., k. Forstgehilfe, Untcr-

liezheim. Steger Dr. Carl, prakt Ant,

Schnaitsee. Steger Josef, k. Postexpeditor,

Augsburg. S t e g e r Max , Geometer - Assistent,

Nördlingen. S t ö c k 1 Anna , Oberlehrersgattin,

Traunstein. Stöckl August, Lehrer, Seeon. Stuber Joh., Bankgeschäfts-Iohaber.

Neuötting. Trinkgeld Frz , Geschäftsreisend.,

München. Wagner Josef, Bierbrauer. We i s ra a n n Roman , Gescbäftsreis.

Basel. We n n i n g M., Rentamtsoberschreiber. Wie send Georg, k. Regierungsratb

und Bezirksamtmann, Landau &. J. Winkler Josef, Privat., Altenmarkt Ziegleder Josef, Schmidmeister.

In den zahlreichen MonatsyerBammlungen wunlen folgende

Vorträge abgehalten:

Ueber die Architeetonik des Weltalls von A. Siegert.

lieber eine Besteigung des Thorsteines in der Dachsieingruppe von Jos. Pöschl aus Wien, Mitglied der Section Austria und Ehrenmitglied unserer Section.

Ueber die physikalischen Eigenschaften der atmosphärischen Luft, Vortrag mit Experimenten gehalten von A.Siegeri

Ueber das barometerische Höhenmessen; Vorzeigung und Er- klärung eines Aneroids und eines Tableauz, darsteUMi

Mitglieder-Verzeichnisa.

135

die Höhenverhältnisse der wichtigsten Gebirge der Erde, von A. Siegert.

Ueber die Besteigung des Hochkalter von M. Seelinger.

Ueber die chemischen Bestandtheile der atmosphärischen Luft, drei Vorträge mit Experimenten von A. Siegert.

Drei Tage in der Grastein von M. Seelinger.

Ueber die Firn- und Gletscher- Region von M. Seelinger.

Ueber die von ' mehreren Sections- Mitgliedern ausgeführte Be- steigung des üntersbergs, speziell des Geierecks, Salz- burger- und Berchtesgadenerhochthrons, dann über einen Besuch der Kolowratshöhle, von M. Seelinger.

Üeber die z. Z. bestehenden Alpen- Vereine von M. Seelinger.

Villach.

Sectionsleitung:

Settari Friedrich Dr., Obmann. Moritsch Anton jun.. Kassier. Hyrenbach Leonhard, Liegel Kornel, Witz Gustav,

Beisitzer.

Mitgliede

Bisehel C, Fabrikdirektor. Brandt Carl, Postmeister. Bögel Franz, Inspektor, Tarvis. Bruckmann Carl, Mühlenbesitzer,

Spital. Cnobloch Carl, Baron y., Klagenfart. Dinzl Ignaz Dr., Advokat. Dietz Eduard, Comptoirist Egger J, B , Fabrikbesitzer. Egarter Marie, Wirthsdiafterin. Esterl Ednard, Offizial, Raibl. Feldner Alois, Kaufmann. Feldner Franz Dr., Advokat. Fercber Ferdinand, Privat.

rzahl: Ol.

Ferk Felix Dr., Marburg a/D. Fürst Mathias, Kaufmann. Fürst Carl, Kaufmann. 6h on Carl. Kaufmann. Götz Josef, Gewerk, Patemion. Grebet sc bischer Johann, Reali- tätenbesitzer, Spital. Grebmer Johann von, Kaufmann^

Spital. Guzmann d' 01*varez Theodor^

Werk Verwalter, Waldenstcin, Hei SS Franz, Postmeister, Spital, Hölzl Wilhelm Dr., Bezirksarzt»

Klagenfurt.

136

Mitglieder- VerzeichnUs.

Hoff mann Jalie, Buchhändlerin. Hnber Stefan, Kaufmann. Hnth Franz, Kaufmann, Volke rmarkt. Hyrenbach Robert, Kaufmann. Hyrenbach Leonhard , Kaufmann. Interberger Ernest, Kaufmann. Jäger Franz, Professor, Klagenfurt. Kasmannhuber Carl, Fabrikant. Kasm an nh über Franz, Fabrikant. Keesbacher Carl, Oberpostver- Walter, Salzburg.

Knittel Michael, Professor. Kofier Simon, Werkdirektor, Gmünd. Koller Nicolaus , Kanzlist , Greifen- burg. Kuchler J., Arzt, Paterion. Kulakowsky, Stanislaus, Ingenieur. Lax Josef, Gutsbesitzer, Gmünd. Liegel Comel., Buchhändler. Lukacs, Ingenieur, Klagenfurt. M arten s, Maschinenbauer, St. Johann

a. BrOckL Mathis Max von Dr., Advokat Maj de Madis Baron, Gutsbesitzer,

Neuhaus Drauegg Milesi Const. Edler von, Gutsbesitzer,

Völkendorf. Mo ritsch Anton L., Kaufmann. Moritsch Anton, junior. M 0 r i ts c h Johann, Kaufmann, CardiiT. Moro Josefine, Gastwirthin, Bleiberg. ebner Alois. Mnhlbacher Paul , Gutsbesitzer,

Klagenfnrt. Müller A, Professor. Murmaie r, Bezh ksadjunkt. Nagele Georg, Kaufmann. Nagele Guido, Gutsbesitzer. Nischel witzer Oswald , Fürst

Porcia^scher Vicedom, Mauthen. Oblasser Franz. Mauthen. Perasso Leopold, Kaufmann.' Petritsch Mathias , Gutsbesitzer,

Oberrain b. Fümitz.

P ichler Eduard, Postmeister, Ober- drauburg

Picco Andreas, Baumeister.

P irker Adolf, Montanistiker, Blei- berg Kreuth.

Pirker Johann, Maler.

Plessnitzer Johann £v , Kaufmann.

Pogatschnig V. Dr , Professor Wiener Neustadt. *

P ru n n e r Franz, Postmeister, Gm&nd.

Quandest Alois, Kaufmann, Ma^ bürg

Basinger Alois, Gutsbesitzer Kit gersdorf.

Renner Josef, Zimmermeister. Sacb- senburg.

Rizzi Johann, Kaufmann.

Sarnitz Sebastian, Privatier.

Scheid enberger Tobias, Gastwirth,

Raibl. Schmidt Gotthard, Med. Dr. Schnabel egger Kajetan, Gewerks-

besitzer, Tarvis. Seiss, Porfessor.

Sellenati Johann, Fabrikbesitzer. Settari Friedrich Dr., Advokatnr-

Candidat. Sprotz Alois, Militär- Verpfl Off. Stein wender Johann, Gastwirth. Teppan, Gastwirth, Tarvis. Turkowitzer Josef, Pfarrer , St

Martin, übl Karl Dr., Advokat, KUgenfurt. Untcrhuber Sebastian, Realit&ten-

besitzer. Völkl Alf., Kaufmann, Triest W a 1 c h e r Hanns , Gewerksbesitzer,

Tarvis. Wal eher Wilhelm, Gewerksbesitzer,

Tarvis. Walter Ludwig, Badinbaber Weindorf er J., Bezirksbauptmani«

Spital. Wiegele Ferdinand, Wirth, Feiitnü.

Mitglieder-Yerzeichniss.

137

Willroider Carl, Handels-Agent. Witz Gustav, Maschinen-Techniker.

Warmh Carl, Ingenieur.

Z wet 1 1 e r A«lolf, Kaufmann, Marburg.

Die Section hat im abgelaufenen Vereinsjahre die Unter- kunftshtitte am Manhart hergestellt.

Dieselbe befindet sich am Felsen na glad rob 3 Stunden von Raibl nahe am Traunicksattel, wo die Wege auf den Man- hart von Predil und Weissenfeis zusammentreffen. Die Hütte ist 22 Fuss lang, 16 Fuss breit, ganz mit Cement gemauert, enthält einen ebenerdigen Raum und geräumigen Dachboden und ist bereits mit Holzeinrichtung versehen. Im Sommer 1875 wird sie den Touristen zur Benützung offen stehen.

Von den Sections Versammlungen ist zu erwähnen, dass in der Generalversammlung die Vereins-Statuten eine ent- sprechende Abänderung erhielten. Von den Touren, welche von Sectionsmitgliedern ausgeführt wurden, erwähnen wir:

die des Herrn Ingenieur C. Wurmb auf den Jalouz (erste), Wischberg, Kanin, Prisanig, Weissenbacher Spitzen, Anteiao, forcella grande, croda della torre;

die des Herrn E. Esterl auf den Canin und die desselben mit Herrn C. Schnäbele gger auf den Wischberg;

die des Herrn J. Fercher und ^N. Kulakowsky auf die Villacher Alpe im Winter und die des letzteren auf den Grossglockner ;

die des Herrn A. Moritsch auf die Fimberspitze in Engadin;

die des Herrn M. Knittel auf den Mittagskofel bei Villach.

138

Mitglieder- Verzeichniss.

Vorarlberg.

Vorort: Bregenz.

SectionsleituDg :

Ma dl euer A., Vorstand,

B ödem er Jakob Dr., Vorstand, Stellvertreter,

Kammerlander H., Oassier, Schriftführer,

Hämmerle Otto,

Mntter Andreas,

Beisitzer.

Mitglieder

Bezirk Bludenz: 19 Mitglieder. Mandatar: Andreas Matter.

Bickl J. Dr , Advokat.

Gassner And., Kaufmann, Liverpool.

Anton, Polytechniken

„— Emil, Student.

, Ferdinand, Fabrikant

Hermann, Techniker.

„--„ Johann, jun. Fabrik))e8itzer.

Johann, sen. Färber.

H M Julias, Fabrikbesitzer.

^ Norbert, Jurist.

Otto, Mediciner. Hasslwanter Joh., Oberf., Innsbruck. Messmer Carl, Professor, Graz.

J. Conr., Gasthofbesitzer. Mutter Andreas, Fabrikbesitzer. Peschke Alexander, Bezirksbauptm. V, Peren August, Dr. Notar. Bumpf Heinr., Ingenieur, Hopfgarten. Wolf Josef, Posthalter.

Bezirk Biumenegg: 8 Mitglieder.

Mandatar: Heinrich W int seh.

V. Donglass-Wanda, geb. Baronin

Pöllnitz. Weckbecker Marie, Barouess. Buder Cornelius, Procurist. Douglas John Sholto, Fabrikbesitzer.

zahl: 140.

Dürr Carl, Professor, Graz. Mosbrugger Leopold, Posthalter. Müller Eduard, Fabrikbesitzer, Gain. W i n t s c h Heinr., Spinnerei Director

Bezfrk Bregenz: 35 Mitglieder.

Mandatar : Josef W e b e r i n g.

V. Fairholm Pauline, geb. Baronin Pöllnitz.

Bodemer Jakab, Dr. Privatier.

Bopp Gustav, l'hotograph.

Denniy Carl, Kaufmann.

Fairholm George, K. £., Privatier.

Fink Josef Dr., prakt. Arzt, Alber- schwende.

Fl atz Anton, Buchdruckereibesitzer.

Gagstetter Albert, Kaufmann, Ulm.

Halst Fr., Comptorist, Mittel weye^ bürg.

Hammerer J., Oberpolizeikommissar.

Kärlnger G., Expediteur, Lindau.

Kaiser Anton Dr, Advokat

Kammerlander H. Dr., Advokat

n i g A. Dr., prakt. Arzt, Andelsbucb.

Kühne M., Pfarrer.

Ludwig Wilh., Buchhander, Lindau.

Madiener A., Comptoirist.

von Maldeghem Heinrich, Graf, Oberlieutnant.

Mayno Emil, Maichex, Privatier.

Mitglieder-Verzeicbniss.

139

Müller Dr. prakt. Arzt.

Nagel Georg, Comptorist.

▼. Pöllnitz Ernst, Freiherr.

Puhl Carl, Lehrer.

Reinhardt Adolf Dr., Notar.

Rhomberg Herra., Polizeikommissär.

Scherr Alois, Bezirkshaaptmann.

Schindler Friedrich, Fabrikbesitzer, Liebenstein.

Schindler Samuiel, Fabrikbesitzer, Mittelweyerburg,

Schmeider Josef, Lehrer, Rieden.

V. Schwer tlingC, Ritter, Hofrath.

V. Schwerrenbach Carl, Kauf- mann, London.

Simma Leo, Wirth, Egg.

Wagner Franz, Kaufmann.

Webering Josef, Buchhändler.

Zuppinger J. W. Spulenfabrikant, Wolfart.

Bezirk Dornbim: 22 Mitglieder.

Mandatar: Otto Hämmerle.

Ammann Max, Adjunkt. Bosch Anton, Geschäftsreisender. Feuerstein Fr. A Buchdruckereibes. Fink Gebhard, Pfarrer. Fussenegger Carl, Fabrikant. Hämmerle Baptist, Procurist.

Otto, Fabrikbesitzer. Herburger Leo, Dr. med. Huber August, Bierbrauereibesitzer. Quandt Carl, Dr, Notar. Bhomberg Adolf, stud. jur.

, , Albert, Gabrikbesitzer.

n Carl,

Julius, Ingeneur.

- Raimund, Fabrikant.

, Theodor, Fabrikbesitzer. Salz mann Adam, Fabrikbesitzer. Schmeider C. , Bijouteriefabrikant. Strobel Anton, Buchhändler. Trafoyer Garl, Geschäftsreisender. I Linden he im Emestine Frau, Berlin

Waibel Georg Dr., Bürgermeister. Win der Franz, Fabrikbesitzer.

Bezirk Feldkirch: 32 Mitglieder. Mandatar : Friedrich Arnold.

V. Alpenheim Moriz , Edler, Ge- richts-Adjunkt. Arnold Friedrich, Handelsagent. Äusserer Anton, Dr. Professor Azzolini Albert, Qommis Beck Gebhard Dr., prakt. Arzt. Blum Carl, Auskultant. Bommel Hermann , Agent , Zürich. Eimer Alfred, Fabrikbesitzer. Elsensohn Josef Dr., Gymnasial-

Director. V. G a h n a 1 J. Oberförster. Grussmayer Alex., Fabrikbesitzer. Härtenberger Gustav, Photograph. Heim Josef, Redakteur. Kempter Thomas Dr., Advokat Leone Peter Josef, Grosshändler. Lindner Josef Dr, Advokat. Mär rot h Lambart, Stationschef. Nachbauer Carl Dr., Professor. Perathoner V. Dr. Polaczek Ferdinand, Jngcnieur. Rizzoli Johann Dr., Advokat. Rohrmoser Josef Dr, Professor. Sander Hermann Dr., Professor. * Schüttler Albert, Fabrikbesitzer Schüttler Heinrich, Fabrikbesitzer. V. Thurn und Taxis Fürst Durchl. V. Tschavoll J. A. Ritter, Bürger-

meiüter. Volland J., Coromis Wegeier Ferdinand, Kaufmann. Weinzierl Ernst. Weth Johann, Apotheker. Zipper Josef, Kaufmann.

Bezirk Hohenemt: 9 Mitglieder. Mandatar: Moritz Federmann.

140

Mitglieder-Yeneichnis».

Brettauer Josoa, Banqaier. 'Haber Josef Dr„ prakt. Arzt. Schnmi.

Brettaaer Ladwig Leop., Banqaier. Zudrell Peter, KaafmaiiD, SclmiDs.

Kedermann Moriz. Oberlehrer. Rosenthal Jal. J., Privatier. Schwarz Arnold, Banqaier. Schwarz Jacob A,, Banqaier. Spieler Joaef, Gastbofbesitzer.

Bezirk Rankweil: 10 Mitglieder. Mandatar: Emil Fries. Am mann Jakob, T>r. prakt. Arxt Ammann Jakob, Chorregent. Rachmann M. J, Kaufmann.

Steinach Simon Dr., Bürgermeister. | prieg Emil, Spinn- and Weberei-Dir.

Hoffmann F. W., Wirth. Krünz Jakob, Holzhändler. Maier Franz, Wirth. Naschbaaer Friedrich, Kaufmann. Oeffner Radolf, Comptorist, Rosenthal Johann, Fabrikbesitzer.

Bezirk Montafon: 5 Mitglieder.

Mandatar: F. Biedermann.

Battlog F. J., Frühmesser, Gaschum.

Biedermann F. Dr , prakt. Arzt,

Schruns. Essig J, Wirth, Parten nen.

Bei der am 20. Dezember in Feldkirch abgehaltenen Generalversammlung wurde für 1875 Bregenz wieder als Vor- ort, Herr A. Madiener zum Vorstand, Pr. Jacob Bodemer zum Stellvertreter und Dr. Adolf Reichart zum Cassier und Schriftführer gewählt.

Zell im Zillertbale.

Sectionsleitung :

Vogl Joseph, Bezirksrichter, Obmann. V. Wal Ip ach, Oberförster, Kassier.

Mitglied er zahl: 13.

Atz Franz, Wundarzt. V, Fürstünwärtcr Baron Carl. Oeislcr Franz, Welschwirth. Greiderer Alois, Pfarrer. KröIl Felix, Wirth, Ginzling. Ortner Johann, Gastwirth, Gerlos. Praxmarer AI., Oborförst., Kranzach. Rainer Maxim., Postmeister, Fügen. V. Kühe Heinrich, Canonicus und

Professor, Hannover. Stock Mathias, Wirth, Tux. Ta n n er Bartlniae, Wirth, Brandberg. Vogl Josef, Bezirksrichter. V. Wallpach Franz, Oberförster. W i 1 d a u e r J., Sternwirth, Mairhofen.

Ausgetreten pro 1875:

Atz Franz, Wundarzt. V. Ruhe Heinrich, Canonicus u. Pro- fessor, Hannover.

Neu eingetreten pro 1875:

Kurz Josef, Lehrer, Fügen

L e i t e r Jos. Dr., Statthalterei-Secretir, Rattenberg.

P i c h 1 e r Alois, Fremdenführer, Hopf- garten.

Rainer Franz, Gastwirth, Fögen.

St an dl F., Postmeister, KaltenbacL

Steiner Frans, Handelsmann, Ried.

Strasser Simon, Postmeister.

Mitglieder -Verzeichniss.

141

A u s t r i a.

Sectionsleifcung :

HoffmaDii Freiherr von Excellenz, Vorstand.

Barth ßurghardt Dr., Vorstand Stellvertreter.

Hoff er Carl Dr., Cassier.

Adamek Carl, Schriftllihrer.

Ender Thomas.

Egger Dr., Ritter von MöUwald.

Ficker Adolf Dr.

Fischer von Rösslerstamm Eduard.

Grefe Conrad.

Leskier Franz.

V. Mojsisovics Dr. E.

Grohmann Paul.

Mitgliederzahl: 841. (Lebenslängliche Mitglieder sind mit einem * bezeichnet.)

A. In Wien und dessen Vororten domicihrende Mitglieder.

Adam Josef Dr.

Adamek Carl, Gen.-Adjutant.

Adamek Ferdinand, Hofrath.

Aichinger Georg, Gen.-Direktor.

Akademisches Gymnasium.

Altmann L., Rath.

An de 8 Edgar L.

T. Andrian Cäcilie, Freifrau.

V. Andrian Ferdin., Freiherr.

Anger er August, Kunsthändler.

V. Arneth Alfred, Ritter, Hofrath.

Arneth F. H. Dr.

Arnsburg Friedr., Hofschauspieler.

Fürst zu Auersperg Carl, Dnrchl.

Babitnch Franz, Hofrath.

Bahr Liber, ProfeHsor.

Banhans A. Dr., Handclsminister,

Excel). Barth Burgh. Dr., Hof- u. Gerichts-

Advokat. Barth Carl, Oberrealschüler.

Barth v. Bartenheim. Gräfin.

Bauernfeind Dr. med.

Bauern feld Ed. Dr.

Baumann Carl.

Bechhöfer P.

V. Beck Friedr. Ritter, Gen.-Major.

Becker v. Denkenberg Leopold, Leg.-Rath.

Benedikt Jos., Edler v. Mautenau, Dr. jur., Hof- u. Ger.- Advokat.

Berg Adolf, Buchhalter.

V. Berg Wilhelm, Freiherr.

Berg er Alfred Dr.

Berg er Alfred, Hörer d. Rechte.

Berg er Wilhelm Dr.

Bergmüller Gottfr., Landesger .-Rath.

V. Bellegarde Aug. Graf, General- Adjutant Sr. Majestät, Excell.

Bern hart Viktor.

Berthold Moritz Dr., Hof- u. Ger.- Advokat.

142

Mitglieder-Verzeichniss.

Beyer Carl, Sectionschef.

Bilka Peter B., Instituts-Direktor.

Birk Ernst Dr., Hofrath.

Blechs chmidt Carl, Kirchendir. '

Blümel Rudolf.

Blumenstock Hoinr., Min -Sekretär.

V. Boos-Waldek Phil. Graf, Eic.

Bracher August, Restanrateur.

Braumüller Wilh., Hofhuchhändler.

V. Braun Ad., Ritter, Staatsrath, Exe.

V. Braunendal Friedr., Notar.

Breidler Johann, Architekt.

V. Breuner Aug. Graf. Oberst, Erbl-

Kämmerer, Excell. Brezina Aristides, Assistent. Brezina Moritz Dr., Notar. Buffi J. H. Dr., Hof- u. Ger.-Advok. V. Buschmann Gottfr. Freiherr,

Min.-Rath. Busenlechner Dr. med. Butterweck Heinr. ♦v. Chotek Otto, Graf. Cbristmann Job., Caf^tier. Colonius Gustav. Conrad Otto Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Conrad v. Conradsheim W.,

Freibr, Sekt.-Rath Conrad v. Eybesfeld, Sigm.,

Freibr., Statthalter. C 8 a n d e r J., Seidenhündler. V. C z e d i k , Chef u. Dir. d. Westbahn. V. Czörnig-Czernhausen Carl

Freibr., Excell. Dachs Jos., Prof. am Conseryatorium. Dachteberg Max, Verwaltungsrath

d. Handelsbank. Dam bock Ludw., Fabrikant. Demuth Th. Denk Lorenz, de Diamant! Demeter. Di tni ar Gerhard. Di t mar Lisa. D i t m a r Louise. Dölter y Bisterich Cornel. Dr.

Dorf fei Herrn., Kanfmaon

D 0 11 e n z Math. Dr., Hof- u. Gcr.-Adr.

Doublier L, Professor.

Duroba C.

Dumba N.

Dumba Nikolau?, Grosshändler.

Dutschka Vinc

Ebner Emil, Ger.-Adj.

E d 1 i n g e r Ant., Beamter der Carl- Ludwigs-Bahn.

Egan Ed., Gutsbesitzer.

Egger ▼. Möllwald Alois Ritt^, Prof.

E g g e r V. Möllwald Laura, Pro- fessorsgattin.

Eggerth Carl.

Ehrenberg Herm , Kaufmann.

Ei bei Josef.

Eichenauer Gnst., Rittm. u. Rith.

Eichenauer Marie.

E ich 1er Stefan.

E i d h e r r Martin, Primärarzt.

El Singer Friedr.

E 1 s i n g e r Matth., Kaufmann.

E n d e r Thom., Rath u Professor.

Engel Josef, Drnckereibesitzer.

Engel Theod., Beamter d. HandeUb.

En gelb ar dt Ludw Dr. med.

Engels F.

Engelthaler Job., Lehrer.

V. Eskeles Freibr.

Faber Carl Dr., Zahnarzt.

F a b e r Moritz, Bierbrauereibesitzer.

V. Falkenhain Josefine, Gräfin.

Familien- Fideicomiss. Biblio- thek Sr. Majestät d. Kaisers*

Fanta C, Redakteur.

Fatton Fanny Fr.

Felder Cajetan Dr.

Feldner Vinc. Ed.

Felix Eugen. Maler.

Fenzl £d Dr., Reg. Rath.

Fenzl Josefine Frau.

Fey erfeil Carl, GymiL-Direktflr.

\

Mitglieder- Verzeichniss.

143

Br Adolf Dr., Sect.-Chef. er Heinrich, Gym.-Professor. edler Carl Ritter, Sect.-Chef. ar Albert, Grosshändler, ar Gustav, Grosshändler, er JuL, Sparkassebeamter, ler Ant. R. v.v Ankern, Eisen- rksbesitzer.

berv. Röslerstam, Ednard, brikbesitzer.

b i c h Wilh. Chef. Architekt der anz-Josefbahn. z Franz. z Georg Ernst. i Ida Fr.

yge\y Aug , Feldmarschallieut. tl Wilh., Beamter der Bauma- ialien-Gesellschalt. erle Franz, Bergrath. Carl Dr.

nd Alfred, Banquier. drich A. Dr se Otto, Buchhändler. ;hauf Carl Dr., Notar. E Carl.

lieh Carl, Lehrer, lieh C H.

wirth Ferdinand, Gutsbes. chs Adalbert Dr. 18 Friedr. Dr. ishof er Job. Dr. kh Cajetan Dr.. ;kh Hermann Dr. tenberg Dr., Rath. )er Job. Jan

eher. Albert, Gymn.-Dir. e r t h Aug., Dir. d. Real-Gymn. Id Friedr., Buchhändler, t b a u e r Michael, u 1 i a n i Ernst, Min.-Rath. äsel Frau, k Anton Dr. med. lensteiner Ludw., Apotheker, r i n g er Christian.

Götze Heinr. , Oberlandesger. -Rath.

V Goldschroid Moritz, Ritter. Gollas Carl, Artill.-Oberst.

V. Gomperz Louise, Fr. Grassauer Ferd. Dr. phil. Grefe Conrad, Landschaftsmaler. Gridl Ignatz. Grodl Josef

Gröger Franz, Realitätenbesitzer. Gröger Gabriele Frau. Gröger Isidor. Grohmann Paul. Groll Albrecht. G r u b e c k Carl. Grünewald Rudolf. Grünewald Samuel. Grysar Jul. Dr., Hof- u. Gerichts- Advokat Gülcher Hermann. Gussenbauer Carl Dr. Direction des Real- u. Ober-Gymn. V. György Albert Dr., Docent a. d. Universität.

V Haan Fried. Freiherr, Hofrath. Haardt v. Hartenthurm C,

Min -Rath.

Haas Wüh. Dr.

V, Haber Louis Freih., Herrenhaus- mitglied.

Ha her 1 Job., Bandfabrikant.

V. Haberler Franz Ritter, Hof- u. Gerichtsadv.

V. Härdl Carl Freihr, Hof- u. Ge- richtsadv.

V H ä r d 1 1 Jos. Freih., Statthalterei-

rath. Hagemann Simon. Haggenmacher Emma Fräul. Haider Anton. Haindl Ludw. Dr., Hof- u. Ger.-

Advokat H a i n i 8 c h Mich , Studirender. Hall er Adalb., Beamter der Nat.-

Bank.

144

Mi tglieder- Verzeicbniss .

Harape Carl, 8ect.-Bath.

H a n n Friedr., Hofrath.

H a n n, Jnl. Dr.

Härtung F. W., Leiter der Finanz- Section d. Bodencreditanst.

Hasslinger v. Hassingen Fe- iice, Frau.

Hasslinger v. Hassingen Johann, Min.-Foith.

V. Hauer Franz Ritter Dr., Director.

H e i c k H., Buchhändler.

V. H e i d e r Gustav R., Sect.-Chcf.

Heidmann A. Dr, Hof-u Ger.-Adv.

y. Hein Ed., Fabrikbesitzer.

Y. Hein Emil, Fabrikbesitzer.

Heine Gustav Freihr. v. Geldern.

V. Helfers torf er Otbmar Ritter, Schottenpralat.

Hell wag Wilh., Direktor,

V. Hermann Alois R., Min.-Ratb.

H e r z e 1 Leo.

Herzog Jakob.

Hess Heinr., Comptoirist-

Hess Wilhelm.

H e s s er A. Dr., Stadtarmenaugenarzt.

Hlawatsch Rud., Fabrikant.

V. Hoch statt er F. Dr. philos, Hofrath.

Hölzel, Eduard, Kunsthändler.

Hörner.

Hoff er Carl Dr, Hof- u. Ger.-Adv.

V. Hoffinger Joh. Ritt., Min.-Sekr.

Hoffmann Josef, Photograph

V. Hofmaun Leop. Frhr. Excell., Sect.-Chef.

V. Hohenbruck Ed. Frhr.. Hofrath.

V. Hojos E. Graf, Herrenhausmitgl.

V. Holz er Jos. Ritt., Oberiinanzratb.

V. Hopfen Franz Frhr.

H 0 r r a c k Jos , Landesger ,-Rath.

V Horst Jul. Exe , Minister.

H ottner Franz Dr., Min.-Sekretär.

Habel Franz Edler von HQbenan, Oberstlieutenant.

bei Theodor.

H Otter EmiL

V. Hye Ant. Ritt. v. Gluneck, wirkl.

geh. Ratli. Jäger Carl Dr, Min.-Sekretär. Jäger Gust. Lithographiebesitzer. Jägerroayer Moritz. Jasper Friedr. Jaquemar Georg. Ig 1er Valentin, Kaufmann. Jiriczek Herrn., Sect.-Rath. V. Indermauer Carl Ritt., Min.-Batk. Insam Jos., Handelsmann. J ö b 8 1 1 Mich. , Uebungslehrer an der

Lehrerbildungsanstalt. Jossa Franz I ssler Richard, Maler. Kalchgruber Jos. Ka serer Jos. Dr., Min.-Sekretär. Kaufmann Jos, Privatier. Keil Aug., Bankkontroleor. Keiss Peter, Meerschaamwaarenbdl Keiss Otto jun. Kellner Josef, Dr. jur. Kerndl Carl, Bahnbeamter. Kicker FridoL, Handelsassoci^. Klaus Job., Handlungsdisponent Klein Wilh. Ferd.. Contr. d. Nat.-

Bank. Kleinstück Gustav, v. Klemmenschitz Leo , pem*

Hauptmann^ Klemm J., Buchhändler. V. Klinkowström Alf.» Hofrath. Klob Alois Dr., Hof- n. Ger.-Adv. Kluger Conrad Dr. Kluger J. B. Dr. med. K n a u e r Friedr. K n e r r Max Dr. Knittelfelder Fr. Dr.. Hof- nii4

Ger. Ad V. Kobeck Fr. Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Koch Adolf. Professor. Koch Carl, Magistrotabeamter.

Mitglieder- Verzeichniss.

145

Köhler A. J.

E 0 h l a Martin, Schuldirector.

Kohlmayer Ferd, Dr. jur., Hof- u.

Ger.-Adv. Eohn Adam B.

Eohn Bndolf, Beamter d Kreditanst. Koller Kapert Dr., Augenarzt. Y. Koller Viktor. Kopp Jos. Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Kopp 1er Carl Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Kornhaber A. Dr., Professor. Kotschy Ed. Dr., Hof- a. Ger.-Adv. Krahl Carl, Hof- Wappenmaler Kr am er Gustav, Buchhalter. K r a m e r Oskar, Kunsthändler. V. Krauss F. Frhr, Sect.-Ratb. Kreuter Franz. Kress Jos. Dr., Professor. V. K r 0 8 h e i m A. P. Ritter. Y. Krumrohaar Jos. Ritt., Min.-Rath K a g 1 e r Alex, sen , Gärtner. Kugler Alex. K n g 1 c r £milie Frl. Kammer Mich.. Hotelbesitzer. Kunst Theodor, Ingenieur. Kunwald Ludw., Hof- u Ger.-Adv. K w i z d a Herrn., Buchhalter. Lamasch Ludwig Lang Josef Dr. Langer v. Landsberg Carl Dr.,

Leg.-R. L a 8 s e r Jos Frhr. v. Z o 1 1 h e i m

Dr, Min. d. Innern, Excell. Lazzer Carl, Polizeirath. Y.Lederer-Frattner Carl Frhr.,

Min.-Sekr. Lieder Friedr., Min.-Rath. Leidersdorf Franz Dr., Notar. Leifer Wilh., Rechnungsrath. Leisching, Kaufmann. Lenoir Georg. Lenz Carl, Ingenieur. Leonhard jun. Adolf, Kaufmann. Leskicr Franz, Gemeinderath.

Lewinger Leop., Dir. d. Creditver. *Lichnowsky v. Werdenberg

Athenin, Graf. Lichtenstein Fürst Eranz, DurchL Lichtenstein Fürst Fr., DurchU Liechtenstein Fürst Alf , Durcbl. Liechtenstern L. Dr., Hof- und

Ger.-Adv. V. Linsinger Georg, Staatsb.-Beaint. v. L i p p ni a n n Josef. List Guido.

L 0 b m a y r Ludw., Fabrikbesitzor. v. L 0 d r 0 n Bercht Graf, Kämmerer» Lolt Gustav, Dr. med. V. wenthal Joh. Frhr., GeneraL V. L u c a m Wilh. Ritter, Sekr d. Nat.-

Bank. Lukosch Willib., Beamt. d. Spark. Lumpe Richard. Luschka Ludwig. Magis Carl.

Mahl Carl, Cass. d. Real.-Creditbank. M a 1 a n e 1 1 i A., Beamt. d. Frankobank. Marko witsch Adolf. Maschncr Josef. Matt Philibert.

Matz Eugen, Hauptmann. ,

Matzner Carl, Photograph. Mautner Ritt. v. Markhof Adolf Ign. Mautner E«J., Schriftsteller. Mayburger Hugo, Notariat£(tand. V. Mayer Arthur. Mayer Ed. Dr , Hof- u. Ger.-Adv. Mayer Ferdin. Dr., Notar. Mayer, Edler v. Meinhof, Franz. V. Mayer Horacu Dr., Hof-u. Ger.-Adv. Mayer Jos. Ph., Staatsanw.-Subst. Mayer Michael. Mayer Frhr. v. Heldenfeld , Ober-

landesger.-Rath. Mayer hofer Ant. Jos. Dr., Ref. b..

d. Handelsgcr. Mayerbofer Carl, Hofopernsänger^ V. Mayr Max Dr.

146

Mitglieder-Yerzeichniss.

Mein dl Dr.

Melingo Achilles, Gemeinderatb.

Merkel Viktoria, Fr.

Metaxa Themist., Handelsmann.

Michel Osw. Dr., Hof- u. Ger.-Adv.

Miller Heinr.

Miller V. Aichbol zVinc, Handelsm.

Mittag Jul , Beamt. d. Vers.-Ges.

„Germania". Mittag Wilh., Dr. V. Mojsisowitz Edm. Dr., Bergrath. Moravitz Vinc, Disponent. V. Mosenthal, Ritt. L. G. Dr.,

Reg.-Rath. Mo 8 laug Dr., Notar. Much M. Dr. Müller Anton.

Müller Moritz, Broncewaarenfabr. V. Müllner Rudolf. Mündel Heinr. Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Münz b er g Robert. Mansch Leop., Landschaftsmaler. Mar mann Otto. Myrbach v. Reinfeld Baron, Lan-

des-Präsid. a. D. V. Nadherny Jul. R., Min.-R. Nathorff Eng., Bankdirektor. Keumann Max. Neymayr Melcb. Dr. phil., Prof. Newald Jul. Dr. Niedergesäss Rob.^ Semin.-Dir. Nie mann Georg, Slaufm. Nietl Carl.

^ordmann Job , Redakteur. Novak Hugo, Ger.-Sekr. Oberlinger Heinr. Obermayer Franz. Obermayer Wilh. Dr., Hof- u.

Ger.-Adv. V. Ofen heim Sofie, Fr. Oster mayer Adolf. Oswald Nik., Bureauchef d. Cred.-

Anstalt. V. Overbeck, Ritt., Gen.-Consul.

V. Paar Alfred Graf, w. geh. Rath

u. P.-M.-L. V. Paar Carl Fürst, Darchl. Pachmaner Jos., Privatier. Pachner v. Eggenstorf, Re^.-R. V. P ä u m a n n Ant. Frhr., Sect-EUth. Pann Arnold, Dr. jur. Patzelt Moritz, Ingenieur. Payer Jul., Oberlieut. Peitlcr Job. Dr., Hof- u. Ger.-Adv. V. Pcreira Alfons, Baron. Perger V. Pergenau Heinr. Dr.,

Hof- u. Ger.-Adv. *v. Perko Friedr. Petter Carl, Bnchhalt. d. Spare. Petzolt J. G., Rath, P e t z 0 1 1 J. G., Handl.-Gesellschafter. Peyrer Carl, Sect.-Rath. Pfeiffer Ernst. V. Pflegger Ferd. Dr., Arzt. Pia Julius Dr., Ger.- Adjunkt P i c h 1 Jos. Dr., Hof- u. Ger.-Adv. P i na p f 1 Ed., Ingenieur. Piwetz Franz, CoQiptoirist. Plauk Jos., Univers.- Assistent. V. Plener Ernst Dr., Leg.-Sekr. V. PI euer Ignaz, wirkl. geh. RatL P ob e heim Rud. Dr. V. Poche Eugen Frbr., Gutsbes. V. Poche Richard Frbr. Pochtier Josef. Poduschka Fr., Architekt. Pöschl Franz. Pose hl Jos. Pohl J. Dr., Professor. Polansky Arthur. Polatschek v. Nord wall Sigm.,

Oberst, Pollak Leander, Hofmeister. Pontzen Rud. Pope Julius Dr. P 0 r g e B Sigm. Dr , Privatier. Po so n gl Joseph Dr., Beamter der

Sparcassa.

Mitglieder- Verzeichniss.

147

Possannerv. Ehrenthal E. Dr., Hof- u. Ger.-Adv.

Pongratz Gustav.

Prantner R.

Pransek Vinc, Landesschal- Insp.

Preisinger Leop., Cassier.

de Pretis Lisinio Frhr. v. Cog- nodo, Finansmin., Excell.

Prei) Christof, Kaufmann.

Fr ihr am Ludwig, Sect.-Rath.

Prinz Heinr., Seidenhändler.

Prix Dr., Hof- u. Ger.-Adv.

Prughcrger Jul., Staatssekr.

bring er Carl, Kaufmann.

Quaissant Mor., Hanshesitzer.

Rahl Jos.

Rath Anton.

V. Reckenschuss J., Präsident der Handelskammer.

Reichert Georg.

Reiffenstein Gottl . Lithogr.-Bes.

V. Reinach Oskar Bar., Banquier.

Reiser Othm. Dr., Hof- u. Ger.-Adv.

Reithmeyer Ed.

V. Revertera Theophil Graf, Sect.-R.

Richter Aug. Fr., Hanshesitzer.

Rint Hans.

Risch Albert, Cooperator.

Ritter Frid , Beamt. d. Transcrip- tionsamtes.

Ritter Valerius, Reichsrathsahg.

Robert Ritter von Eisenstein, Dr., Primärarzt.

Rogenhofe r Alois, Gustos.

Rohde Carl Aug.

Ronshurger Ed., Dr. med.

V. Rosmanit Dr., Generalsekr.

V. Rotbschild Alb, Frbr.

Rott Carl Dr„ Notar.

Roux Gust., Nordbahnbeamter.

Sääf Carl, Dr.

Saherpöck AI., Ingenieur.

S a 1 c h e r jun. Math.

Salm Franz, Altgraf.

V. Salzmann Rud., Hofrath. Sattler Hubert, akadem. Künstler. Sauer Franz Dr., Magistratsbeamter. Scharfen R. v. Hennedorf, Hofrath. Scheffer Fr. J., Hausbesitzer. V. Scheid lein Ernst Edler. Scherl Edm., Bearat. d. österr.-ung.

Escompt- u. Credit bank. V. Scherzer Carl Ritt., Hofrath. V. Schey-Koramla Friedr. Frhr.

priv. Grosshändler. V. Schej Stephan, Frhr. Schiebeck Jos., Ingenieur. S c hi e st 1 Leop. Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Schiffner Rudolf, Apotbeker. Schiller Friedr. Schind 1er A. Dr. Schmalhofer Paul, Bankkontrol. V, Schmerling Mor. Ritt , Min.-R. Schmidt Louis, Fabrikant. Schmilauer Heinr. Schneider Carl, Ger.- Adjunkt. Schneider Moritz, Dr. V. Schöller Philipp. S c h ö p p 1 Göttlich, Beamt. der Nat.-

Bank. V. Scholl Heinr. Frhr., General. Schreiber Friedr. Schreinzer Carl, Finanzbez.-Com-

missär. V. Schroff Carl Dr. Schubert Heinr. Schubert Ludw., Buchhändler. Schuck Otto. Schüler Friedrich, Gen.-Insp. der

Südbahn. Schulz V. Strasznicki Leop.,

Sect.-Rath. S c h u m m Christian. Schwabe CarL Schwarda Math. Dr., Prof. Schwarz Edl. v. Meiler Edm., F.-M.-L. Schwarz Gust. Dr., Ger -Adjunkt. Schwarz Math.

Bd. V, Abth. IL

10

148

Mitglieder-Yerzeichniss.

T. Schwarz-MohroDstern G., R. Y. Schwegel J. Ritt., Hofrath. T. Schleinitz, kais. deutsch. Bot- schafter, Excell. Sedlaczek Yikt., Studirender. Sedleczko Job.

Sedlitzky Wenzel Dr., Apotheker. Seiberl Carl, Staatsanwaltssubst. Seng IgD. Dr. Seyffert Thomas. Sichel GastaT F. Dr. Siegel Dr., Oberstabsarzt. Siegel Wilh., Kaufmann. Sie gl £d., Dir. u. Reichsrathssbg. Silberhuber Anton, Beamter im

militar, geogr. Institut. Silberstein Aug. Dr. Simon Eduard Dr. S i m 0 n 7 Amalie, Fr. Simony Friedr., Professor. Simon 7 Leop., Hausbesitzer. V. S i n a Simon Baron, Excell. V. Socgner Carl, Beamt. d. Nordw.-

Bahn. T. Sommaruga Guido Frhr., Hof-

u. Ger.-Adv. y. Sommaruga Hugo Frhr. Sonnlcithner Franz, Comptoirist. 8 p ä t h Dr^ Reg.-Rath. Specht J. A., Kaufmann. Spiske Theodor, Kaufmann. Spitzer A.

Spitz Alois Dr., Hof- u. Ger.-Adv. Spitzmüller Rud., Beamt. d. Nat.-

Bank. Springer Ed., Beamter. ▼. Springer Gustav, Baron. Stäche Guido Dr., Bergrath. V. Stahl Oscar.

Stand hart n er Dr., Primararzt. Stara Georg, Handeisgerichtsrath. Standek Alois Stein berger Dr., Zahnarzt. Steis Friedr. Ant.

Stenzinger Otto.

Sterch Bemh.

Stern Alfred Dr., Hof- u. Ger.-Adv.

Steudel H., Realität-Besitzer.

Stöhr A. Dr.

Stölzle Wilb.

Strauss Job., Beamter d. Neusiedler Actiengescllschaft.

Strohschneider Carl, Kaafm.

Suess Ed Dr., Professor.

V. Suttner Charlotte, Freiin.

Szeps M., Redakteur.

Tachauer, Dir. d. Centralbank.

Tarnwald Emestine, Fr.

V. Teschenberg Ed., Hofirath.

Teuffenbach zu Tiefenb&ch Albin Baron, Major.

V. Thun Leo Graf, Excell.

V. Thysebärt, Baron.

V. Tinti Carl Baron.

V. Todesko Ed. Baron.

V. Todesko Baronin.

Sekretariat d. österr. Touristen- klub.

Trafoyer Alois Dr., Armenarzt

Trau Carl, Theehändler.

V. Troll Gustav.

Trutter Jos. Dr.

Türck Jos., Hofjuwelier.

Tuma Jos, Finaniconcipist.

V. Turneretscher Ferd., Min.- Sekretär.

Uhl Friedr., Reg-Rath.

Ulrich Carl.

ünger Alois, Privatier.

Universitäts-Bibliothek.

Vernaleken Theod., Dir. d. Lehrer- bildgs.-Anstalt.

Vesque v. PUttlingen Car., Haas- besitzer.

Vesque V. Pi^ttlingen Job. Baro«,

Hofrath. V. Vivenat Franz. y. Vivenat Rudolf EdL, Dr.

a

3

Mitglieder-Verzeichniss.

149

Vogel Carl. Voget Herrn. Dr. T.Franiczany-Dobrenayic Ant.,

Sect.-Bath. Wackenroder, Tischlereifabr.-Bes. Wahlberg Wilh. Dr., Keg.-Rath u.

Professor. Waldmann Franz. Waldner Adam Dr. Wallmann Heinr. Dr., Reg.-Arzt. Wallner Leop., Tachhändler. Waltz Anton.

Warhanek W. H., Professor. Wedl Fritz, Bankbeamter. V. Wjßhli Aug. Bar., Sect.-Chef. Weichsel bäum Ant. Dr. Weinczierl Job. Dr., Hof- n. Ger.- Adr. Wein zierl Jos., Kaufmann. Weiss Adelinde Fr. V. Weiss Gustav. Weiss Max, Wechsler. Weissenberger Ferd., Restanrat. T, Weittenhiller Jos. Edl., Präs.

d. Landesger. in Strafsachen. Weizenauer H. Wenzel Franz, Magistratsrath. V. Wertheim Franz, Baron. V. Wertheim Leop. Wertheim Wilh. T. Wertheimstein Leop. W i b i r a 1 Franz Dr., Hof- u. Ger.- Adv. Widter Anton. T. Wiener Henriette, Fr. Wiest Vikt. Dr., Min.-Vicesekr. T. Wilczek Job. Graf, MitgL d.

Herrenhauses.

Wild jun. Domin.

„Wilde Banda", Alpine Gesellsch.

Willfarth Carl, Gemeindcrath.

W i 1 1 n e r Ant., Dr., Hof- u. Ger.-Adv.

W i 1 1 n e r Carl, Canzleidir. d. Rudolfs- babn.

V. Wimpffen Franz, Bar., Oberst- hofm. Sr. kais. Hob. d. Erzherz. Lud- wig Victor., Excell.

*v. Wimpffen Viktor Graf.

Winarski Ant., Beamt.d. Kreditanst.

Winiwarter Alex. Dr.

Winter Friedr., Fabrikbes.

V. Winterstein, G.-S.-R.

W i r t h Max Dr., Red. d. neuen fr. Presse.

W i 8 g r i 1 1 Carl, Stadtzimmermeister.

V. W i 1 1 e k Heinr. Dr.

W 0 di c k b Adalb. Dr., Hof.- u.Ger.-Adv.

V. Wohlfahrt Carl Ritt., Hofrath.

Woldrich Dr., Professor.

Wolf Eurich Dr., Min.-Sekr.

W 0 1 f W. P., Professor.

V. Worms-Schey Emilie, Fr.

Wotschak Job.

V. Wrbna Rud. jun. Graf.

Würth L., Fabrikant.

Zelinka Theod. Dr., Notar.

Zhismann J. Dr, Professor.

Ziegler Alex., Fabrikant

Zimmer Adalb., Banqueur.

Zimmermann Carl.

Y. Ziromermann-GöUheim Carl» Ritter.

Zitterhofe r Carl, Juwelier.

Zsigmondy Dr.

B. Ausser Wien domicilirende Mitglieder.

Nieder-Oesterreieli.

Aichinger Joe., Apotheker, Mödling bei Wien.

Alpers Friedr., Lieutenant, Wayd- hofen a. d. Ybbs.

Brauner Placid., Cooperator, Grünau,

Post Hofstetten. Dan gl Alex., Bahnbeamter, Wayd-

hofen a. d. Tbbs. Diem Lorenz, Ingen., Waydhofen a.

d. Tbbs.

10»

150

Mitglieder-VerzeichniBs.

Do b 1er Theodor, Notar, Waydhofen a. d. Tbaya.

EdliDger Altmann, Prof., Göttweih.

Fest Vinc, Lehrer, Waidhofen a. d. Ybbs.

Frimmel Franz, Bez.-Richter, Neo- kirchen.

Q e r a n 8 Jos , Pfarrer^ Schwarzau am Gebirge.

GusBenbauer Herrn , Florisdorf.

Hütter Job., Realschuldir., Wayd- hofen a. d. Ybbs.

Kostersitz Ubald, Chorherr, Stift Klosternenburg.

Kr zisch Jos. Dr., Kreisarzt, Wr.

Neustadt.

L e i t g eb Ludw., Capitular, Göttweih.

Leithe Franz, Fabrikbes., Wayd- hofen a. d. Ybbs.

Leseverein Ternitz.

Marie Carl, Professor der Militär- Akademie, Wr. Neustadt.

Nagel Jakob, Guardian des Min.- Klosters, Neunkirchen.

Nigg Don Inoc., Cooperator, Mistel- bach.

N 0 g g 1 e r Christian, Lehrer, St. Leon- hardt bei Waydhofen a. d. Y.

Ober timpf 1er Nik.. Eisengew.- Beamter, Ternitz.

▼. Pantz Jos., Gewerkschaftsver- walter, Waydhofen a. d. Ybbs,

Pittner, Capitular, Kloster Zwettl.

Poliak, Leander, Stiftshofmeister, Loosdorf bei Baden.

Porndorfer Hartm., Profess., Stift Klostemeuburg.

Y. Preu Jos. Dr. med., Aspauf.

Rafehbacher Jos., Güterverwalter, Kirchberg am Wald.

Biess Franz, Ger.-Adjunct, Brück a. d. Leitha.

Rohrs Adolf, Staatseisenbahnst- Ghef, Brück ft« d. Leitha.

Sattler Ant. Dr., Land-Ger.-Adj., Haugsdorf.

Schiffner Friedr, Sparkassabetmt., Waydhofen a. d. Ybbs.

Schweinecker Alex.. Handehminn, Waydhofen a. d. Ybbs.

Staufer Vinc, G}Tnn.-Prof., Melk.

Stroh l Job. Dr.. Professor, Wayd- hofen a. d. Ybbs.

Strohmayer Rud., Steingutfabrik- Besitzer, Wilhelmsburg.

Suida Albert, Chemiker, Keim- kirchen.

Szechenyi JuL Graf Excell., Reichenau, Stat. Payerbach.

Tetter Wenzel, Controleur, Ybbs.

W a 1 1 n ö f e r Jos. , Fabrikbeamter, Ternitz.

Weinzettel Theod., Stiftshof- meister, Kloster Molk.

Wellenthal Hans Dr., Bezirksarzt, Waydhofen a d. Thaya.

Wibiral Jos. Dr., Landesadvokat, Herzogen bürg.

Wilhelm Franz, Apotheker, Neun- kirchen.

Willburger v. Willburg Alex, Fabrikdir., Neunkirchen.

Zahler Louis, Privat., Neunkircben.

Z i s 1 1 e r Christof, Hammerwerks- Verweser, Waydhofen a. d. Ybbs.

Ober-Oesterreieli.

Achleuthner Leonh., Professor u.

Stiftsarchivar, Kremsmünster. Assam Lukas, Stiftspfiurer, Krems-

münster. Bauer Eberh , Cooperator, Wartberg

im Kremsthale. * Engel Sigm. Graf, Wagrein. F ritsch Franz, Mühlenbes., Welt. Gangelbauer Cölestin, Profewir,

Kremsmünster. Hüber Franz Dr., Notar, Fffpriff^i

Mitglieder -Yerzeicbniss.

151

L a n f? Carl , Mag. d. Pharmazie,

Kirchdorf. Lechner J., Weissgerber, Kirchdorf. Maarbart Job., Kaufmann, Linz. Niedermayer Wilb. Dr. med.,

Kremsmünster. Bedtenbacber Ignatz, Adjanct

Kirchdorf. Bedtenbacber Max , Kaufmann,

Kirchdorf. S a n n a Franz , Bezirks-Hauptmann

Bohrbach. S c h a f f e r Fr. J., Finanzoberinspect.,

Brannau. Scbmeide Ferd., Notar, Weyer. See au Carl Graf, Major; Scblossl

Helfenberg. |

Steindl Franz, prakt. Arzt, Kirch- dorf. Stöger Moritz, Pfarrer, Kirchhaam. Strasser Gabriel , Stiftscapitular,

Kremsmünster.

SaLsbiirdr.

V. Härdtl Aug. Dr. med., Freib.,

Salzburg. T. Tschusi-Schmidbofen, Villa

Tannenhof Hallein. W i n k 1 e r Willib., Seh ulmstr.. Gastein.

Steiermark. Bucbmüller Ignatz Dr., Leoben. Drexel Theophii, Bnchhdlr., Cilli. Feilbauer Wilh., Hänser- u. Bea-

litätsbesitzer, Leoben. G atterer Maxim ., Kreisger. -Adj.

Leoben. Gleich Jos. , Oberbergkommissar,

Leoben. G m e i n e r Jos. Dr., Advokat, Leoben. G u b a 1 1 a Carl Dr., Bez.- Arzt, Leoben. Habianitsch Alois, Schuldirektor,

Marburg. Y. Hauer JuL B., Prof. d. Akademie»

Leoben.

H a y e c k Theod., Geschäftsm., Gratz.

Hoff er Franz Dr., Advokat, Leoben.

Hofrichter J. C, Notar, Win- dischgraz.

H 0 m a n n Mor. Dr., Arzt, Leoben.

K ic k h Ludw., Staatsanwalts-Substit., Leoben.

V. K Q h n Franz Freib. ExcelL, Lan- des-Comraandirender, Gratz.

Lorber Franz, Professor, Leoben.

V, Mayer Mölnbof Franz Freib., Guts- und Werkbes., Leoben.

* M e r a n Franz Graf, Guts- und £isen werkbes., Gratz.

M u s c h 1 e r Carl Dr., Advokat, Leoben.

Plaimschauer Maria Fr., Haus- besitzerin, Wartberg Post Mitter- dorf.

V. S c h i c k h Eugen, Bez.-Commi8sär, Leoben.

Simburger Jakob, Pfarrer, Brück a. d. Mur.

S k 0 d 1 a r , Handelsm. u. Hansbes., Gratz.

Sperl Anton, Commissionsbucbhdlr. Leoben.

Sprung Franz, Direktor der Inner- berger Eisenwerke, Leoben.

Sprung Ludw., Handelsger.-Batb, Leoben.

Tsch urt sehen thaler Otto, Mes- singfabrikbesitzer, Frauenthal bei Deutsch-Landsberg.

V. Tunner Peter Bitt, Min.-Bath, Direkt, der Akad., Leoben.

Weiss Nikol., Lakirermstr., Marburg.

Kärnten.

K 0 1 1 i 1 8 c b Mathias , Handlungs- buchhalter, Blciburg. L e i s k e Wilb , Bergamtsverw., Baibl.

Krain.

Lipoid W. M., Oberbergraih, Idria.

152

liitglieder-Veneichniss .

GSn ui4 Kfistealjuid.

B i a D c h i Leonh. Baron. Herzog tod ; Casalanza, Gön.

C o r o n i n i Carl Graf Excell , Gdn.

Derczenj Bela Baron, Görz.

Hörn Franz jan., Kaufmann, Triest.

Lanthieri di Paratico Carl Graf, Erblandfaktenmeister inErain nnd Erblandmnndschenk, Gön.

La Tal Nngent Graf, Gön.

M n 8 8 i n a Math., emer. Pfurrer Gimino Eüatenl.

Schell Alex Dr. med, Bahnh. Triest

V. Zahony Heinr. Bitt., Görz.

T. Z a h on j Oskar Bitt , Görz.

V. Zahony Wilh. Bitt., Gön.

Tyrol.

BerreiterC. Dr., Notar, Kitzbüchl. Finazzer Celestino, Gastbofbes.,

Andraz. Franciscis Jos., Tabakfabriksbeamt.,

Schwaz. Lergetporer Bened., Kaufmann,

Schwaz. M ay r h 0 f er Job., Bergbeamter, Piller-

See* y. Müllner Herm., Hauptmann, Spa-

lato.

Pfretschner Albert Dr., Jenbach.

T. Scari Jos. Dr., Finanzrath, Inns- brück.

Schindler George L., Bregenz.

Stern bach Otto, Baron, Hauptm. u. Command. d. 10. Landschützen- Bat. Vorarlberg, Bregenz.

Tschavoll J. A., Fabrikbes., Feld- kirch.

^Tschurtschenthaler Gottfr., Brunecken.

♦Venturi Jakob, Avio.

♦Vintler Friedr., Brunecken.

Wallnöfer Em., Forstverwalter, Predazxo.

I Mikrei,BaiMB,SchkiieB,Gallii(a.

Arz Joh. Graf, Rittmeister, Lehen

Sedlitz. T. Hardegger Dominik Kammel,

Gutsbea., Greusbach (Mahren). Hrdlizka Heinrich, Kaufnann,

Brunn. Klein Franz, Mähr Schönberg. Kumpfmüller Carl, Medikamenten-

Ofifizial, Brunn. Moser Carl Dr., Professor, Tescfaen

(öst-Schlesien). Pawesch Heinr., Erzherzogl. F(mt-

kassier Saybusch. Schindler F., Fabriksdir., Knmaii

(Böhmen). ♦Fürst zu SchwarzenbergFriedi.,

Eminenz, (kardinal Fürstbischof,

Prag. Sie gl Robert, Mähr. Schonberg. Wallaschek Dr., Notar, Brtnn

(Mähren). Weiss Hermine, Prof. -Gattin, Prag.

UngariL

Almäsy v. Zsadany u Török- Szent-Miklas Ed., Ober-Lim- bach.

Andrassy Koloraan, Ketcgyhaz».

♦Batthyany, Graf, Kämmerer Schlaining, Eisenburg Comit

D6chy Moriz, Pest.

EötTös Roland, Baron, Pest.

V. Hillmayr Ign. R., Hauptm. im Geniestabe, Agram.

H 0 f m a n n Franz, ung. Trigonometer.

Sekretariat d. Karpathen-Ver- eins in Kesmark.

Kayanagh Baron, Kammerer, Ladoy Post, Berdovec (Kroatien).

Machacek Anton, Pest.

Meyne J., Samenhändler, Odenbarg.

Müller Jos., Verwalter d. Zucker- fabrik, Csepregh.

.1

Mitglieder-Verzeichniss.

153

Ausland.

* Cabinets-KaDzlei Sr. Hohheit des re- gierenden Herzogs y. "Sachsen- Cobnrg-Gotba.

B ä d e k e r Carl, Bachbändler, Leipzig.

y. Botbmer, Freib., kgl. Landrath, Celle in HannoTer.

Bierwirth Fiiedr., Oberger. -Batb, Celle.

*Biixton Kington £. N., England, Raxfort (Sb. Essex).

Dedekind Riebard, Professor, Braun- scbweig.

Dumreicber, Baron, E. extraord.

M. plenip. d' Antriebe, Lissabon. E t b e r i d g e J. H., Gravesend, Wind-

mill-Street (England).

Frommann sen. F., Bucbbändler,

Jena. Helmes Jos. Dr., Professor, Celle. Hohenlobe-Scbillingsfürst

Marie Fürstin, Dnrcbl., Müncben.

y. Klipstein Ang. Dr., üniyers.- Professor, Gie^sen.

Krätzig Ang., Hofratb, Brieg (Pr. Scblesieu).

Knefstein Graf, Leg.-Ratb, Brüssel.

Leder er Carl Baron, Österr. Ge- sandter.

*Letts Tboroas A., Esqnire, London.

Mayer-Grayen egg Baron, Bez.- Rath, Madrid.

Reyentlow Ida Fr., Gräfin, Staz- zeddel bei Jessnitz (Nied. Lausitz)

Sebadenberg Alex., Reg.-Sekretär, Breslau.

Schaz-Denborn Baron, österr. Ge- sandter Washington, Amerika.

Scblönbacb Cr., Ober- Salinen- Inspektor, Liebenhall bei Salzgitter (Hannover).

♦Tuckett F. F., Bristol (England).

Utb Gostay, Fabrikbes., Berlin.

Wollenbaupt Wilb., Jastizratb, Ratibor (Pr. Schlesien).

Zur Karte der Oetzthaler Gruppe.

(Section yySimilanii«' nad y^Wildspitze^^.)

Wir übergeben mit Bd. V unserer Zeitschrift den Vereins- mitgliedern zwei Sectionen der in Arbeit befindlichen Karte der Oetzthalergruppe im Massstabe von 1 : 50000. Damit wurde ein Unternehmen eingeleitet, welches, schon seit längerer Zeit ange- strebt, durch Beschluss der Generalversammlung des Jahres 1874 zur Vereinsaufgabe gemacht worden ist..

Die Herstellung von Specialkarten in gleichem Massst^be gilt mit Recht als eine der verdienstvollsten Leistungen des Schweizer Alpen-Clubs, welche freilich nur auf einer so vorzüg- lichen Grundlage, wie sie die eidgenössischen Generalstabskarten bieten, durchgeführt werden konnte. Für ein ähnliches Unter nehmen gegenüber den Deutschen Alpen fehlte es bisher au dem entsprechenden Materiale. Die älteren Generalstabskarten haben sich besonders in den Hochgebirgsgegenden vielfach als unzuver- lässig erwiesen. In den Kartenwerken von Sonklar, Payer Pfaundler und Barth, Keil u. A. besitzt man wohl eine Reihe von treflflichen, besonders in wissenschaftlich-geographiscber Beziehung bahnbrechenden Einzelnarbeiten, welchen jedoch vor allem die einheitliche Grundlage und zum Theil auch die för den touristischen Gebrauch kaum entbehrliche Terraindarstellung fehlt.

Erst die zur Zeit grösstentheils v(»Ilendete neue österreichische Militärmappirung der Alpenländer lieferte ein Material, welches in Anlage und Ausführung jedem anderen sich zur Seite stellen kann.

Leider folgt, wie bei so riesigen Aufnahmen nicht anders möglich, die Reproduction in einem brauchbaren Massstabe der Herstellung nur sehr laugsam, so dass zur Zeit die in jenea

Zur Karte der Oetzthaler Gruppe. 155

Au&ahmen gasammelten wissenschaftlichen und graphischen Werthe fast noch als latent bezeichnet werden können.

Man wird es unter diesen Umständen begreiflich flnden, dass der Verein die Verwerthung des gesammten auf die deutscheu Alpen bezüglichen kartographischen Materiales als eine seiner wichtigsten Aufgaben erkannte.

In der Ausführung des Generalversammlungsbeschlusses ent- schied sich der Centralausschuss dafür, vorerst die wichtigsten Hochgebirgsgruppen herstellen zu lassen und mit der centralen Oetzthalergruppe zu beginnen.

Diese umfasst in 6 Sectionen von je 31 Ctm. im Quadrat (Flächenraum einer Section = 4 öst. D m.) das Gebiet zwischen Plangeross und Unser lieben Frau, Hinterkirch und Rabenstein. Die Anordnung und Bezeichnung der Blätter ergibt sich aus folgendem Schema

Glockthurm Wildspitze Timbierjoch Weisskugel Similaun Hochwilde.

Die Sectionen schliessen sich hinsichtlich ihres Umfanges in der Regel an die betreflfenden Sectionen der neuen Militär- Mappirung an.

Ausser dem zuletzt genannten Aufhahmswerke, welches die Grundlage unserer Karten bilden musste , wurden als Quellen benützt: v. Sonklar's werthvoUe Monographie der Oetzthaler Alpen mit Atlas; die älteren Generalstabskarten; die in den Zeitschriften der Alpenvereine enthaltenen Materialien imd zahl- reiche Privatmittheilungen, welche insbesondere in Bezug auf die Nomenclatur*) schätzbare Beiträge brachten. Auch die alte Anich'sche Karte konnte in dieser Hinsicht mit Erfolg zu Rathe gezogen werden.

Es bedarf kaum einer Erwähnung, dass die in den letzten Jahren seit der Neuaufiiahme eingetretenen Veränderungen z. B. der Gletscherbedeckung nur wenig Berücksichtigung bei unserer Bearbeitung finden konnten.

Was die Ausführung der Karte selbst anlangt, so wurde

*) Gerade in diesem Puncto laset die neae Militaraafnahme manches zu wünschen übrig.

156 Zar Karte der Oetzthaler Grnppe.

au dem Grundsatze festgehalten, dass es sich nicht um die Herstellung eines kartographischen Prachtwerkes, sondern um ein rasch herzustellendes praktisches Htilfemittel für Hochalpen- touren handelte. Diesem Beweggrunde entsprechend wurde die Karte mit ausgesprochenem Belief und entschiedener Terrain- schilderung, im Allgemeinen in möglichst naturalistischer Halt- ung gegeben. Die hiebei angewandten Mittel sind : Ausscheidung der Bodenbeschaffenheit (in bewachsenen*), felsigen und ei&- bedeckten Gnmd) durch Farbe und Behandlung; einseitige Be- leuchtung wenigstens in den Gebirgskämmen und zwar nach Massgabe des vormittägigen Standes der Sonne (SO). Die Höhencurven wurden beibehalten, dagegen auf die Mehrzahl der Höhencoten namentlich da, wo sie sich auf Punkte von unter- geordneter Bedeutung beziehen, im Interesse der ruhigeren Haltung des 'Terrains verzichtet.

Die Rücksichtnahme auf die übergrosse Auflage (5000), auf die verfügbaren Mittel, auf den Wunsch nach rascher Pro- duction, besonders aber auf die Beschaffenheit des Materiales stellte der Aufgabe Schwierigkeiten entgegen, welche nur zu würdigen weiss, wer mit dem Wesen kartographischer Arbeiten gründlich bekannt ist. Die Höhe der Auflage* gestattete nur eine kleine Anzahl von Exemplaren von den (4) Originalsteinen zu drucken; alle unserer Zeitschrift beigegebenen Exemplare sind im Ueberdruck hergestellt, welcher bekanntlich selbst bei sorgfältigster Behandlung nur in seltenen Fällen die ganze Schärfe des Originales wiedergibt. Der viel grössere Auflud an Zeit und Mitteln, welchen die Reproduction durch Stich erfordert hätte, musste diese Art der Vervielföltigung leider ausschliessen. Ebenso sehr ist zu bedauern, dass auch die in neuerer Zeit in eminenter Weise leistungsßLhig gewordenen Methoden phototypischer Vervielfältigung nur geringe Ver- wendung finden konnten, da die Blätter der neuen Militär« mappirung nur in photographischen Copieen zur Verfügung standen, welche an Klarheit manches zu wünschen übrig

*) Dem Vorgänge neuerer Kartographen entsprechend wnrde die Angabe der Bewaldung als eines zu veränderlichen Objectes' nnterhuf.

Zur Karte der Oetzthaler Gruppe. 157

liessen; die Originalaufnahmen sind mit Farben angelegt und besonders die Fels- und Gletscherpartien bloss getuscht. Die letzteren beiden mussten desshalb ganz neu gezeichnet, aber auch das schraflfirte Terrain grösstentheiLs überarbeitet werden. Alle genannten Umstände im einzelnen und in ihrem Zu- sammenflusse mögen als triftige Entschuldigungsgründe für einzelnes Flüchtige in der Behandlung untergeordneter Theile gelten.

Wir können die Kürze der zur Herstellung eines Blattes nöthigen Zeit von drei Monaten trotzdem als einen nicht zu unterschätzenden EIrfolg bezeichnen, welcher besonders der Mit- benützung photographischer Erfahrungen zu verdanken ist. Dabei bleibt immer noch zu bedenken, dass eine viermalige Correctur und Revision des Schriftsteins mindestens ein Dritt- theil der aufgewandten Zeit beanspruchte. Mit Hülfe einiger in der Folge zu bezeichnenden Vorarbeiteil könnte dieser Zeit- aufwand noch beträchtlich verkürzt werden.

Bezüglich der Nomenclatur werden sich trotz aller mög- lichen Soi^alt doch manche Mängel und Lücken finden, welche nur bei eingehendem Studium von Localität, Urkunden und Sprache zu beseitigen wären. Das ist kaum anders möglich. Jedes kartographische Werk repräsentirt die jeweilige Summe an Kenntnissen und die augenblicklichen Zustände in dem be- treffenden Gebiete und kann desshalb früher oder später in ein- zelnen Punkten Berichtigungen erfahren. Dazu kommt, dass die geschriebenen und die lebenden Quellen für Nomenclatur oft die verschiedensten Angaben über einen und denselben Punct bringen, unter welchen die Wahl nicht immer leicht ist. Ur- kundliche, etymologische und phonetische Gründe für und wider müssen in den meisten Fällen aufgesucht und gegeneinander abgewogen werden, bei den zahlreichen Sprachstämmen der Alpenländer keine geringe Aufgabe. Es ist sehr zu bedauern, dass es noch immer an leitenden, allgemeingültigen Principien für die kartographische Nomenclatur fehlt und wäre zu wünschen, dass Männer von Fach und Autoritäten sich eingehend mit dem Gegenstande beschäftigten. Um für die Zukunft alle von unseren Vereinsmitgliedem gemachten Erfahrungen auf diesem

1 53 Zur Karte der Octzthaler Gruppe. .

Gebiete verwerthen zu und um mit einem correcteren Mjl— teriale an die Arbeit gehen zu können, ist beabsichtigt, von allen lierzustellenden Blättern vorerst Skizzen anzufertigen, welche in einer genügenden Anzahl von Abzügen den Sectionen unserei Vereins, ausserdem auf Verlangen solchen einzelnen Mitgliedern zugesandt werden sollen, welche eine Durchforschung der be- treffenden Gebiete vorhaben, mit der Bitte, dieselben nach Ein- zeichnung ihrer Erfahrungen (mit Quellenanga))e) an die Re- daction einsenden zu wollen. Es ist im Interesse der Sache auf das dringendste zu wünschen , dass sich möglichst viel Vereinsmitglieder dieser Aufgabe unterziehen.

Was die Einzelnheiten in der Herstellung der Karte anbe- langt, so bemerken wir, dass das^ Terrain durch C. Hoff mann, Lithograph im k. topographischen Bureau in München nach einem neuen Verfahren auf Stein übertragen wurde; von dem- selben sind Detail, Schrift und Curveu gravirt; die Zeichnung der Felspaitieen , Moränen und Gletscher wurde von Prof. Dr. K. Haushofer übernommen. Das Redactions-Comite setzte sich aus den Herren Prof. K. Haushofer, Dr. Th. Petersen und Pfiirrer Senn in Nauders zusammen. Schliesslich sprechen wir allen, welche uns in der Herstellung mit Rath und That auf das Bereitwilligste unterstützten, unsem besten Dank aus.

Die Bedaction.

Berichti^ng.

Bei einer während des Satzes vorgenommenen Aenderang im Teite der Abhandlung „das Payerjoch" (S. 351) von M. Dechy blieben durch ein Versehen die Stellen von „Einige Schwierigkeit etc." anf Seite 350 Z. 7 V. a. bis „Unterscheidung sofort zu ermöglichen* Seite 357 Z. 11 t.o nebst den dazu gehörenden drei Anmerkungen unverändert stehen, obwohl sie zu der gegenwärtigen Fassung der Abhandlung keine Beziehuni; haben, sondern nur zu den Ausf&hrangen über die ursprüngliche beabsichtigt« Nomencia tur (Snldcnthor) gehörten. Mit der Annahme der Bezeichnung „Payerjoch** fällt übrigens auch der Grund zur Verwandlung des «SuldcB» Joches" in „Schöntaufjoch." D. R.

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